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lammen bemüht war. Das Morgenrot der Freiheit ist über den Ozeanen aufgegangen. Englands Blockade wird von niemandem, auch nicht mehr von Amerika, als eine effektive bezeichnet und respektiert werden können. Unsere Handels tauchboote aber werden auch während des Krieges in den neutralen Häfen, die sie zu friedlichen Warenaustausch an laufen, als Handelsschiffe behandelt werden, die im Gegen satz zu den Kriegsschiffen zeitlich unbegrenzten Aufenthalt nehmen und die Rückreise antreten können, wann es ihnen beliebt. Präsident Wilson hat oft genug erklärt, daß Amerika auch uns, gleich dem anderen Kriegführenden, bereiiwilligst Waffen und Munition liefern würde, wenn die Möglichkeit dazu geschaffen würde. Nun, diese Möglichkeit ist jetzt vor handen. Das Wichtigste aber ist und bleibt: Englands Tyrannei zur See ist gebrochen; denn vierzig Fuß unter der Meeresfläche herrscht ewiger Frieden. Lin neuer Triumph deutschen Geistes. Wenn der Plan unserer Feinde, nach dem Krieg« Deutschland von dem Weltverkehr auszuschließen, nicht so ungemein boshaft wäre, könnte man ihn nur unendlich kindisch nennen. Was wäre die Welt ohne Deutschland? Von welchem Lande der Erde wären auf gründlichster wissenschaftlichster Forschung beruhende Erfindungen von, solcher Bedeutung ausgegangen, wie von unserem deutschen Vaterlande? Unsere chemische und elektro-chemische Industrie hat während der letzten Jahrzehnte das gesamte Ausland mit solcher Fülle epochemachender Neuerungen überschüttet, daß schlechterdings kein anderer Staat mit uns konkurrieren kann. Die Fruchtbarkeit, die. deutscher Forscher- und Erfinder geist im Frieden betätigten, hat der Krieg nicht gelähmt, sondern im Gegenteil noch gesteigert. Von der großen Überraschung, die unsere 42 Zentimeter-Mörser vom Beginn des Krieges an unseren Feinden bereiteten, zieht sich eine ununterbrochene Kette glänzendster Erfindungen und Ver besserungen. Wenn heute diese Dinge auch noch geheim gehalten werden müssen, weil dem Feinde keine Gelegenheit zu billiger Nachahmung geschaffen werden darf, so wissen wir doch, daß die Menge und Größe der Neuschöpfungen während des Krieges geradezu an das Wunderbare grenzt, wobei wir namentlich auch an Len reichen Ausbau und die wirkungsvollen Neuerungen auf dem Gebiete unseres Flug zeugwesens denken. Aber nicht nur hoch in Len Lüften, auch in der Tiefe des Meeres feiert der schöpferische deutsche Geist seine Triumphe, wie es soeben mit seinem beispiellosen Erfolge unser erstes Untersee-Frachtfchiff „Deutschland" bewiesen hat. Wenn vereinzelte englische Fachleute, die sich ihr Urteil nicht vollständig hatten rauben lassen, warnten Deutschland werde am l-fide Unterseeboote zustandebringen Lie Waren, Post und Passagiere von und nach Amerika be fördern könnten, so glaubte man vielfach, und nicht nur im feindlichen Auslande, daß es sich bei diesen Ankündigungen um Phantasten eines Jules Verne handelte. Die Wirklich keit sollte aber auch hier womöglich noch überbieten, was kühnste Phantasie erdacht. Das erste deutsche Untersee- Frachtschiff, dem der Name „Deutschland" gegeben wurde, hat den Ozean durchquert, ist wohlbehalten in Baltimore, der größten zwischen Neuyorr und Washington an der Nord ostküste des Unionsgebietes gelegenen Stadt von Maryland, wohlbehalten eingetroffen und hat dort eine wertvolle Ladung von Farbstoffen an Land gebracht. Deutsche Unter seeboote haben trotz der großen Wachsamkeit unserer Feinde wiederholt fremde Küsten erreicht. Ein deutsches Tauchboot gelangte durch den Atlantischen Ozean und das Mittelmeer nach Neuyork, „U 35" überbrachte den Behörden von Cartagena, an der Südostküste Spaniens, ein Handschreiben des deutschen Kaisers und kehrte wohlbehalten von der Fahrt wieder heim. Aber jetzt ist noch Größeres geleistet worden: Ein deutsches U-Frachtboot erreichte mit einer wichtigen Ladung die von Hamburg 3850 Seemeilen entfernt gelegene nordamerikanische Hafenstadt Baltimore. Auf diesem ganzen weiten Wege hatte die „Deutschland" keine Gelegenheit, im Falle der Not einen schützenden neutralen Hafen anzutausen. Und doch ist ihr der große Wurf vollständig gelungen. Das erste deutsche „Handelsschiff," denn um ein solches handelt es sich, da die Deutschland vollständig unbewaffnet ist und aus schließlich von Zivil-und picht Militmpersonen bemannt ist, hat während des Krieges den Atlantischen Ozean durchmessen. Englands Seegewalt durchlöchert, das ist die großartige Wirkung der beispiellosen deutschen Seemannstat. Die Engländer werden diese Wirkung nicht zugeben wollen; aber dennoch besteht sie. Der Anfang ist gemacht, und er ist jeder Arbeit sthwerster Teil. Ein zweites U-Frachtboot mit 2000 Tonnen Wasserverdrängung, das den Namen „Bremen" trägt, befindet sich bereits auf der Reise. Nach derselben Quelle sind noch verschiedene derartige U- Boote in Bau. Die deutschen Handelstauchboote führen in Anlehnung an das Bremer Stadtwappen die Flagge der Bremer Reederei, auf der sie erbaut werden, einen blauen Schlüssel im weißen Felde. Dieser Schlüssel an der Flagge darf uns als ein Wahrzeichen gelten, daß die Riegel, durch die England den friedlichen deutschen Handelsverkehr zu verschließen suchte, gelöst und die Tore werden geöffnet werden, durch die Englands Willkür die Meere zu der- Die Russen gegen Hindenburg. Der Russenvorstotz gegen die Armee Hinden burg. Nach viertägiger Artillerievorbereitung brach am 6. Juli plötzlich russische Infanterie aus der Gegend Spiagla- Zarasowice und nördlich aus dem Dorfe Stachowze-Kolodon, zunächst in einer Sturmwelle vor, die sofort von unserem Sperrfeuer angehalten und aufgerieben wurde. Bei einem weiteren Angriff gelang es den Russen, in der Stellung dicht am Naroczsee und auf der sogenannten Lutterhöhe — diese ist nach dem Leutnant Lutter genannt, der sie im Sturm um 28. April zuerst nahm — in die vordersten Gräben einzudringen. Aus der Seestellung wurden sie sofort in ihre alte Stellung zurückgeworfen. Die unterhalb der Lutterhöhe liegenden Gräben blieben in ihrer Hand, bis unser Gegenstoß, der am 7. Juli mittags erfolgte, uns in den Besitz unserer alten Stellung brachte. Von den Russen, die sich dort eingegraben hatten, blieben nur wenige übrig. Wir gewannen überdies 2 Offiziere und 240 Mann an Ge fangenen. Unsere Verluste sind nach Meldung des Kriegs berichterstatters der „Voss. Ztg." kaum nennenswert. Mit einer Beschießung, die sechs Tage währte, und mehrfachen Angriffen, die den Russen große Opfer kosteten, haben sie ein kaum 75 Meter langes Grabenstück gewonnen, um auch dieses noch bei unserm ersten Gegenstoß wieder zu verlieren. Die Stimmung bei uns ist äußerst ruhig. Nachdem die Angriffe überall zusammengebrochen waren und die Einbruchsstelle längst wieder im Besitz der schlesischen Landwehr war, fuhren zwei russische Panzerautomobile auf der Straße nach Baranowitschi vor. Eins wurde zusammen geschossen, dem andern gelang es, zu entkommen. Jedenfalls bewies diese Verwendung der Automobile und auch das Bereltstellen von Kavallerie, daß die Russen mit einem Erfolg des mit großen Massen angesetzten Stoßes sicher rechneten. Die russischen Verluste bei dem angrei fenden Grenadierkorps beliefen sich laut „Tägl. Rundsch." nach vorsichtiger Schätzung auf über 10 000 Tote und Ver wundete. Dre russische Stoßkraft beginnt abzuflauen. Erfolge sind den noch immer fast ununterbrochen fortgesetzten feindlichen Angriffsversuchen nicht mehr beschicken gewesen. Namentlich am Stochod hatte es noch vor wenigen Tagen ungewöhnlich heftige Kämpfe gegeben. Anfang Juli erzivang sich der mit Massen vorgehende Feind den Übergang über den unteren Styr beiderseits der Eisenbahn von Sarny, namentlich weiter flußabwärts hin bis in die Sumpfregion nördlich Rafalowka. Nun verstärkte er den Druck auch von Süden her und über schritt neuerdings den Styr westlich Kolkt mit frischen Kräften. Auch der nördliche Teil der Zange schloß sich. Während entlang der Eisenbahn nördlich Czartorysk starke Kräfte gegen Westen marsMerten, drangen Umgehungskolonnen aus Nordost über Bjelskaja-Wolja und Galuzia gegen den Ort Manjewiczy vor. Wollten wir unsere Kräfte und deren totes Material noch rechtzeitig in Sicher heit bringen, so mußte, wie der Kriegsberichterstatter des „Tag" meldet, in diesem an Verkehrswegen von Ost nach West armen Gebiet das Zurücknehmen rasch erfolgen. Man sah auch in der Folge, daß wir kaum das schützende West ufer des Stochod beiderseits der aus Sarny kommenden Bahn erreicht hatten, als auch schon Vortruppen deS Feindes Übergangsversuche über den Stochod begannen. Diese Ge fechte verstärkten sich jetzt, um zu Kämpfen der eigentlichen Hauptkräste der Russek überzuleiten. Doch wurden hier die Angriffe deS Feinde- abgeschlagen und ebenso seine kräftiaen Versuche, auf dem unmittelbaren Wege Roshitsche—Stochod vorwärts zu kommen. Der Valkankneg. Sarrails Offonsivpläne, so sagt der Pariser Kriegs- Sozialist Herve, wurden verzögert durch Len guten Lord Kitchener. Auch die besten Männer irren sich manchmal. Kitchener tauschte sich wohl über die Wichtigkeit der Balkan front, die er nie anerkennen wallte trotz der Bemühungen Briands, ihm ihre Bedeutung klarznmachen. Er hatte immer Angst, daß man ihm seine ägyptischen Divisionen wcgnehmen könnte, uni sie nach Saloniki zu schicken. Außer für Ägypten hatte Kitchener nur Augen für die englische Front in Fränk- reich. Glücklicherweise hat sein Nachfolger Lloyd George nicht dieselben Vorurteile. Er verstand es besser, daß Salo niki der aufgewendeten Mühe nicht wert wäre, wenn es nicht Offensivbasts würde. Also nicht ungeduldig werden . . Das russisch-japanische Abkommen beängstigt Engländer und Franzosen in hohem Maße. Dir Regterungsorgane erklären zwar in sichtlichem Vertuschungs bestreben, das Abkommen füge dem Bunde der Verbands mächte eine neue Gemeinbürgschaft ihrer Interessen gegen Deutschland hinzu, die ein für allemal den deutschen Plänen in Ostasien ein Ende mache. Andere Organe stören diese kurzsichtige Freude mit rauher Hand und bezeichnen das Abkommen als den Abschluß der zwischen Japan und Rußland durch heute noch unbekannte Geheim vertrüge bereits eingeleiteten Politik, sich über ihre Interessen in China, insbesondere in der Mandschurei und Mongolei zu ver ständigen und gegenüber dem chinesischen Problem ihre Ge meinburgschaft zu bestimmen, nachdem sie zwischen ihren Interessengebieten hier die Grenzen abzustecken verstanden haben. Welchen Ausblick, so fragt ein anderes Blatt, eröffnet diese Vereinigung in dem Augenblick, da China, in voller Zersetzung, mit Juanschikai vielleicht seine letzte Aussicht der Wiedergeburt aus eigener Kraft verloren hat? Diese un geheure Masse kann nicht der Anarchie überlassen bleiben und ein ungeheures Mexiko werden. Wäre das neue Ab kommen auch nur eine Bürgschaft gegen diese Möglichkeit, so würde es die Politik des nächsten Vierteljahrhunderts beherrschen. Die Auffassung dieser Blätter läßt sich kurz dahin zu sammenfassen, daß es die Gemeinbürgschaft Rußlands und Japans für die ihren Plänen entsprechende Aufteilung Chinas darstellt und besiegelt. Wenn die Blätter Deutschland als die Macht bezeichnen, gegen die das Abkommen sich richtet, so ist das laut „Köln. Ztg." Kinderei. Freilich hat auch England mit Japan ein Bündnis geschlossen, dessen Tendenz bei seinem Abschluß 1902 sich gegen die Ausbreitungspolitik Rußlands in Ler Mandschurei richtete. Seitdem hat sich aber eben durch das chinesische Problem und die Stellung, die sich Japan, dank dem europäischen Krieg in China ge schafft hat, das Verhältnis Japans und Englands in Ostasien wesentlich geändert. Die Eroberung von Tsingtau ist der Ausgangspunkt einer Änderung in dem Verhältnis der beiden Mächte, die England keine andere Wahl läßt, als Japan die künftige Vormachtstellung in Ostasien zu überlassen und sich ihr und allen ihren politischen und wirtschaftlichen Folgen zu unterwerfen, oder in kürzester Frist den Kampf dagegen aufzunehmen. Das russisch-japanische Abkommen bedeutet aber England bereits, men es in diesem Falle als Bundes genossen an der Seite Japans finden würde. Alle andern Redensarten darüber an der Seine und Themse sind Bluff. über Handelskauchboole sagt Geheimrat Dr. Flamm in der „Berl. Ztg.": U-Boote von 2000 Tonnen sind schon lange in den Kreis von Arbeiten der Werften und ihrer Konstruktionsbüros gezogen worden, und es liegt nicht das geringste Hindernis vor, Schiffe von derartiger Größe auch für reine Handelszwecke herzustellen. Hierbei ergibt sich, daß die Gewichte, die für die Offensiv- und Defensivkrast eines militärischen U-Bootes gebraucht werden, für Ladung zur Verfügung stehen. Es kommen aber noch weitere Momente hinzu, die diesen Prozentsatz des Deplacements, der für nützliche Zuladung erübrigt werden kann, nicht unwesentlich erhöhen. Zunächst braucht man die oberflächliche Geschwindigkeit nicht so zu Ltolr avü Itiebe. Erzählung von Eugen Hermann. 8 „Sein Herz wollte zerspringen, das Blut drängte sich ihm nach dem Kopf — ließ sie ihn wirktzch gehen? Er öffnete die Türe. Die Baronin zitterte, ihr Herz zog sie ihm nach — wenn er sich nur umsehe, wenn er nur durch einen Laut verriete, daß er dich liebt, daß er bleiben möchte! Da klinkte das Schloß. „Arthur!" hauchte sie, aber er hörte diesen Rus nicht mehr — er kam zu spät. Kaum war er aus dem Gemach seiner Gattin, so stürzte er die Treppe förmlich hinab und stieg unten in den bereithaltenden Wagen — die Pferde zogen an, dann ging es aus dem Gutshos — das Schicksal war ent schieden — er hatte für immer mit ihr gebrochen. 4. Am den Charakter der Baronin von Dörrenberg besser beurteilen zu können und Aufklärung über die etwas un klaren Verkältnifse zu finden, soll der Inhalt einiger Briefe dienen, von denen einen die Barronin fchon vor ihrer Verheiratung an eine ihrer Jugendfreundinnen ge- schrieben hat; der Letztere lautet: „Liebe Julie, Du bittest mich, Dir meine Schicksale zu schreiben, welche mich in die Residenz verschlagen und mich so beschäftigt haben sollen, daß Du mir vorwirfst, ich hätte meine beste Freundin vergessen ! Julie, das werde ich nie, ich müßte denn die schönsten Erinnerungen meiner Jugend verlieren, die Tage unschuldiger Träume und hei teren Glückes mcgesssn. Du weißt, daß ich nach dem Tode meiner Mutter völlig vepwM iMkuL uv- Krille arrdtte MM hatte. al» das Asyl anzunehmen, weiches meine Großmutter mir hier in der Residenz bot, obwohl dies eine Trennung von mei nem Bruder notwendig machte, der mir immer eine Art Vormund gewesen, denn die Festigkeit seines Charakters erweckt trotz seiner Verschlossenheit Vertrauen. Als wir uns trennten, war Wilhelm so galant, meine äußeren Vorzüge anzuerkennen und er gab mir den gewiß sehr wohlgemeinten Rat auf den Weg, diese Vorzüge zu be nutzen, um einen reichen und vornehmen Mann zu erhal ten, der ihn, den Stammhalter der Familie, wie er sich nannte, in die Höhe bringen könne. Wilhelm sagte dies scherzhaft, aber diese öfteren Worte machten auf mich einen Eindruck. Im Gefühl meiner Verlassenheit hatte ich schon längst mich unserer glücklichen Mädchenträume erinnert und mit Sehnsucht die tapferen und edlen Romanhelden in der Gesellschaft vermißt, die wir uns so schön herausgeputzt hatten. Die Worte mei nes Bruders gaben diesen Träumen eine ganz andere Richtung, ich hörte überall, daß die Männer heutzutage aus Geldheiraten ausgingen. Bei jeder Partie wurde dieser Umstand erwähnt und ebenso verächtlich, wie mir ein Mann erschien, der sich um Geld verkaufte, ebenso schau derte ich bei dem Gedanken, die umgekehrte Rolle zu spielen und einem Manne die Hand reichen zu müssen, dem meine Schönheit zusagte, bloß weil ich aus Armut heiraten mußte. Schon als Kind habt Ihr mich ost im Scherz die stolze Königin genannt und ich will es ge stehen, daß dieser Stolz eher zu- als abgenommen hat. Alle Vorstellungen meiner Großmutter, ihre Bemühungen, mich herauszuputzen und meine äußere Gestalt recht vor teilhaft erscheinen zu lassen, vermehrten den Eindruck, welchen die Worte meines Bruders auf mich gemacht hat ten. Ich kam mir vor wie eine Kokette und es erschien mir erbärmlich, daß äußere Reize mehr gelten sollten, als der innere Wert und ich bebte vor dem demütigenden Grduftke«, mit wein» Schönheit auf deu Markt zu gehen, um einen Ehemann zu stnven. Man führte mich in die Gesellschaft ein und mit rv^ derwillen bemerkte ich, wie richtig meine Großmutter und mein Bruder die Gesellschaft beurteilt hatten — es «ar tatsächlich ein erbärmliches Kriechen vor der Schönheit, die Herren tänzelten um jedes schöne Gesicht herum und manches unvermögende Mädchen, welches die reichsten Schätze in ihrem Innern trug, wurde fast aus beleidigende Weise unbeachtet gelassen. Du weißt, liebe Julie, wie ost wir davon geträumt und geschwärmt haben, so recht geliebt zu werden, wie wir unsere Anforderungen stellten und wie wir uns diese Zeit ausmalten. Ich besaß denn auch in kurzer Zeit ein Dutzend Anbeter, die mich förmlich wie die Mücken um schwärmten, bei deren Galanterien ich mich aber lang weilte. Kein einziger aber versuchte es auch nur, durch ein tiefergehendes Gespräch mein Inneres, meine geistige Befähigung kennen zu lernen, mein Herz und Gemüt zu prüfen. Ich gefiel Ihnen und das genügte für sie mich sozusagen anzubeten. , „ Ob diese Herren glaubten, daß rhr Aeußeres ebenfalls genügte, um mich zu bezaubern, oder ob sie überhaupt etwas dabei dachten, wenn sie mich mit ihren schönen Redensarten beglückten, das lasse ich dahingestellt sein — genug, mein Widerwille stieg mit jedem Tage und ich zweifelte schon daran, ob die wahre, echte Liebe überhaupt noch in der Welt existiere, als ich einen Herrn kennen lernte, welchem der Ruf eines vollständigen Don Juans vorausging und dafür auch bei allen Damen bekannt war. Es reizte mich, gerade diesem Manne zu zeigen, daß er doch nicht unwiderstehlich sei und er sich nicht ein bilden dürfe, daß er nur so mit den Frauenherzen spie len könne. Ich behandelte ihn absichtlich mit großer Kälte — er wird nur um so hartnäckiger mit seinen Lie- besketeuerunaen mir gegenüber. -. ----- ,