Rabenauer Anzeiger : 11.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191607111
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-11
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 11.07.1916
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Die Aussichten der feindlichen Generaloffensive. Ein Verzweiflungsakt. Enttäuschungen der Feinde in Ost und SLd. Das Fiasko der Engländer. Unsere Feinde, allen voran die Engländer, hatten bis tief in das zweite Krtegsjahr hinein prahlerisch den Grund satz verkündet, daß sie Deutschland durch Zähigkeit erschöpsen und vernichten würden. Deutschland sollte in langwierigem Stellungskampf aufgerieben und durch Aushungerung zur Unterwerfung gezwungen werden. Nach den zahlreichen Offensiven, die alle mit schwersten Verlusten und totalen Mißerfolgen für die Gegner endeten, hatten die Franzosen den Mut zu erneuten Vorstößen großen Stils verloren; aber auch die Russen und Engländer hätten eine allgemeine Offensive, deren Erfolg nach den gemachten Erfahrungen von vornherein zum mindesten als zweifelhaft erscheinen mußte, lebensgern vermieden. Als sie sich jedoch in ihrer zuversichtlichen Hoffnung auf die Möglichkeit einer wirt schaftlichen und militärischen Zermürbung Deutfchkands be trogen sahen, und vielmehr erkennen mußten, daß ihnen selbst eine ins ungemessene verlängerte Ausdehnung des Krieges in wirtschaftlicher, finanzieller und militärischer Be ziehung unmöglich sei, da entschlossen sie sich, wenn auch schweren Herzens, zu dem verzweifelten Schritt einer noch maligen großen Offensive, ungeachtet der furchtbaren Blut opfer, mit denen sie bet ihrem Beginnen unter allen Um ständen zu rechnen hatten. Angesichts dieser Sachlage darf man die jetzige Generaloffensive als das letzte und äußerste Mittel zur Änderung der Kriegslage, als einen Verzweiflungs akt bezeichnen. Ihre geradezu unbeschränkten Machtmittel setzten die Feinde restlos ein, in der auch von den Neutralen geteilten Auffassung, daß es jetzt um die endgültige Ent scheidung, um den Sieg oder die Niederlage in dem Welt kriege handele. Die große russische Offensive, von der die Ententemächte die stärkste Wirkung erhofft hatten, ist auf der ganzen weiten Front zum Stillstand gebracht worden. Ja die Russen be fürchten bereits, es könnte ihnen ähnlich ergehen wie im vorjährigen Sommer, es könnten thre Reihen von den ver bündeten Truppen durchbrochen und unaufhaltsam zurück gedrängt werden. Aus diesem Grunde halt die russische Heeresleitung äußerste Vorsicht sür geboten. Sie beginnt mit den Menschenmaterial zu sparen, das nach den rücksichts losen Angriffen der ersten Wochen klaffende Lücken aufweist. Unsere Oberste Heeresleitung konnte feststellen, daß die deutsch-österreichischen Angriffe günstig fortschreiten. Die russische Offensive hat sich danach schon in die Defensive ge wandelt und noch dazu in eine solche, die sich nicht zu be haupten vermag. Und da hatten die Russen mit ihrem Unternehmen die österreichisch-ungarischen Streitkräfte aus dem Trentino abziehen und den Italienern die wirksame Beteiligung an der Generalosfensive ermöglichen wollen! Die Italiener spüren nach wie vor den unvermindert starken Druck der österreichisch-ungarischen Streitkräfte und sehen ihre stolzen Hoffnungen ach einen Umschwung der Läge zu ihren Gunsten unter den Füßen fchwinden. Alle ihre An strengungen und Opfer, die sie in den letzten Wochen wieder aufs äußerste angespannt hatten, sind völlig ergebnislos ge blieben. General Sarrail, der französische Befehlshaber der Ententetruppen von Saloniki, hat auch vergehens auf die Schwächung der gegnerischen Truppen gewartet, die ihm Gelegenheit zu einem starken Vorstoß bieten sollte. Im Osten und im Süden ist trotz der großen englisch-französischen Offensive dis Lage unverändert geblieben, ein ragendes Zeichen der unüberwindlichen Stärke des Vierbundes. Und im Westen selbst? Da sollten die Engländer, deren Stärke die Franzosen auf vier Millionen Mann berechneten, das Vernichtungswerk mit einem gewaltigen Schlage voll ziehen. Was bei einem allgemeinen Vorstoß nicht auf An hieb erzielt wird, das wirb erfahrungsgemäß niemals erreicht. In dem Raume von Gommecourt—La Boiselle, einer Strecke von etwa 15 Kilometer Länge, auf der sie von Westen nach Osten gegen unsere Stellungslinie vorzudringen suchten, er reichten die Engländer überhaupt keinen Raumgewinn. Und wenn selbst der englische Oberbefehlshaber Haigh von der Gefangennahme von 400 Deutschen spricht, so beweist diese geringfügige Zahl allein schon, daß von einem Erfolge keine Rede sein kann. Was der erste Schlachitag versagte, ent hielten die folgenden den Engländern erst recht vor. Auch die Farbigen, "die natürlich wieder in die erste Feucrlinie » »»— gestellt Wörden waren, die das Gros der weißen Engländer aus „Gewisfensbedenken" nicht gerne betritt, ließen es an Kampfbegeistcrung schon sichtlich fehlen. Die französischen Truppen kämpfen tapferer als die englischen, das muß man Ihnen lassen; sie errangen zunächst einige Teilerfolge, die indessen ganz gewiß nur ein Tagesdasein fristen werden. Der Schauplatz der französischen Erfolge ist das nur wenige Kilometer tiefe Gebiet zwischen der Somme und der Straße von Amiens und St. Quentin. Die Somme beschreibt hier einen Bogen, als dessen Sehne die schnurgerade Straße zu bezeichnen ist. Die mit dem Geschrei homerischer Helden angekündigte englisch-französische Offensive wird die Ent scheidung zugunsten der Entente in keinem Falle herbeiführen; im Gegenteil unsere Feinde überzeugen, daß alle weiteren Anstrengungen nutzlos sind. Und dieser Eindruck wird sich um so stärker geltend machen, als die deutschen Angriffe gegen Verdun langsam, aber stetig und mit unverminderter Kraft fortschreiten. Verdun aber bildet das Schicksal des Krieges. Die große Offensive. Warten wir geduldig. Die stürmischen Siegeshoff nungen Frankreichs sind stark gesunken. Der jüngste amt- ltche Bericht des französischen Kriegsministeriums schließt mit folgenden Sätzen: Die Schlacht geht weiter und nimmt eine für uns günstige Wendung, obwohl die Deutschen leb haft Widerstand bieten. Übrigens hat man einen verhält nismäßig langsamen Fortgang der Operationen zu ge wärtigen, jedoch einen sicheren, da die von uns befolgte Taktik darin besteht, jeden Fortschritt zu sichern, ehe das nächstfolgende Ziel in Angriff genommen wird. Beglück wünschen wir uns zu dem gegenwärtig Erlangten und warten wir geduldig das noch Kommende ab. Das klingt mehr als resigniert, da die französischen Erfolge doch so geringfügig wie möglich, in keiner Weise gesichert sind und zu den blutigen Verlusten Frankreichs an der Somme in keinem Verhältnis stehen. Paris ist auf Rückschläge gefaßt. Dazu gehört nach den Erfahrungen mit den voroufgegangenen Offensiven freilich kein übertriebenes Ahnungsvermögen. Nach einer Pariser Drahtung des Times wurde der Angriff in Frank reich allgemein mit großer Ungeduld erwartet. Die Eng länder an der Front seien schon lange vorbereitet gewesen und hätten nur auf das Zeichen zum Jnfanterieangrisf ge wartet, dessen Tag von Joffre gewählt worden sei. Auch die Belgier hätten, indem sie Eisenbahnlinien bewachten und sich an der vorbereiteten Beschießung der Deutschen be teiligten, nützliche Dienste geleistet. Das Gelände sei für die Alliierten sehr günstig, da es aus Ackerland bestehe und keine größeren Dörfer in der Ziellinie lägen. Der Boden sei leicht gewellt, biete daher im Gegensatz zur vorjährigen Offensive im Bergland ein bedeutend besseres Feuerfeld für die Artillerie. Die Infanterie erleide dank der gesammelten Kriegserfahrungen bei ihren jetzigen Angriffen weniger Verluste als tn früheren Zeiten, doch sei ihre Aufgabe immer noch schwer. Times verhehlen nicht, daß man auf Rück schläge gefaßt sein müsse, bevor man das Ziel erreichen könne, doch hätten die Ereignisse der letzten Tage den Sieg auf allen Fronten näher gebracht. Der Beweis für die letztere Behauptung zu erbringen, würde dem Londoner Blatte schwer fallen! Vorzeitige Enthüllung des Offensivplanes. Mili tärisch genommen, so sagt ein italienischer General, wäre es richtiger gewesen, wenn, wie es bisher bei den von Deutschland und Rußland unternommenen Operationen stets der Fall gewesen sei, das Geheimnis über die eng- lichen Angriffsabsichten besser gewahrt worden wäre. In der Überraschung liegt ein großer Teil des Krtegserfolges begründet. Wenn aber andererseits die begangenen Indis kretionen eine Verlangsamung der deutschen Unternehmungen gegen Verdun hervorgebracht hätten, so komme ihnen doch wenigstens das Verdienst zu, die deutschen Pläne in dieser Hinsicht gestört zu haben. „Hätten" und „könne" ist gut. Wenn alle italienischen Generale so tüchtige Strategen sind, wie dieser Kritiker, dann ist die Ursache der italienischen Mißerfolge kein Geheimnis mehr. Hartnäckige Kämpfe an der Somme, in denen dis Gegner ihre Anstrengungen noch zu steigern versuchen wer den, sind nach der Meinung deutscher Kriegsberichterstatter nach den kläglichen Anfangserfolgen der englisch-französischen Offensive vielleicht zu erwarten. Beunruhigen können sie uns nach der Kriegslage des dritten Schlacht tages nicht. Die feindlichen Angriffe wurden überall unter außerordentlich schweren Verlusten für den Gegner abgewiesen, die Franzosen wurden aus Orten, in die sie bereits eingedrungen waren, wieder hinausgeworfen. Da sie sich tatsächlicher Erfolge nicht rühmen können, so prahlen die Engländer in ihren Berichten mit kühnen Erfindungen. Sie sprechen von der großen Schlacht des Weltkrieges, er klären aber in demselben Amtenzuge, daß Haighs Plan nicht darauf beruhe, die deutsche Macht mit einem Male zu zer schmettern, sondern durch langen intensiven Druck zu ver nichten. Eine Phantasie ist auch die Behauptung, daß die Engländer unter Absingung der Marseillaise und des fidelen „Es ist ein weiter Weg nach Tivverarn" zum Sturm vor^ gegangen seien, ebenso die Angabe, die Farbigen seien noch nicht ins Feuer geführt worden. Tatsächlich wurden die Farbigen gerade als Sturmtruppen benutzt. Zur militärischen Lage kann die „Magd. Ztg." einige bemerkenswerte Feststellungen machen, indem sie u. a. folgendes aussührt: Die französischen Blätter können die großen Verluste, die die Franzosen bei Verdun erlitten haben und noch erleiden, rächt mehr ver kleinern, aber sie helfen sich damit, daß sie die deutschen Verluste als noch größer hinzustellen versuchen. Es ist ein leuchtend, daß unsere Heeresleitung die eigenen Verlustzahlen nicht bekunntgeben kann; aber soviel kann doch gesagt werden, daß unsere Verluste nicht nur kleiner als die fran zösischen, sondern nicht einmal halb so groß sind und außerdem in einem durchaus erträglichen Verhältnis zu unseren Erfolgen stehen. Unsere Kenntnis von den französischen Einbußen beruht aus Schätzungen. Wie sorgfältig diese gemacht werden, das kann die Tatsache zeigen, daß unsere Heeresleitung seinerzeit die feindlichen Verluste aus der letzten Herbstoffensive unserer Gegner so abgeschätzt hat, wie sie lange nachher im eng lischen Parlament angegeben worden sind. Wenn die französische Heeresleitung jetzt behauptet, uns das Werk Thiaumont wieder abgenommen zu haben, so ist diese Falschmeldung nur dadurch er klärlich, daß die französische Heeresleitung unzutreffende Meldungen der Truppen aus jener Gegend bekommen haben muß. Thiaumont ist jedenfalls nach wie vor fest in unserer Hand. Daß in der neuen englisch- französischen Offensive der von langer Hand vor bereitete Angriff großen Stils zuerst gewisse Erfolge haben würde, war zu erwarten und kann kein Grund ein zu Beunruhigungen über den ferneren Verlauf. IbrigenS haben den Erfolg eigentlich nur die Franzosen ge habt, während die Engländer in der Hauptsache chwere Verluste erlitten und viele Gefangene verloren. Im Osten sind starke russische Angriffe gegen die Front des Generalobersten von Woyrsch im Gange. Die Kämpfe stehen für uns günstig. An dem Frontabschnitt des Generals von Üinsingen kämmen wir gut vorwärts und auch die deutschen Angriffe bei der Südarmee verlaufen be friedigend. Rmdjcha». HSchstpreisfcftfetzung und ihre Wirkung, Um der Einwohnerschaft billige Kirschen zu sichern, hatte die Stadt Apolda die Kirschnützung an den städtischen Straßen zu verhältnismäßig niedrigen Preisen verpachtet mit der Bedingung, die Kirschen, die die Pächter nicht selbst ver werteten, in Apolda zu 20 Pf. fürs Pfund zu verkaufen. Statt dessen sind aber 50 Pf. genommen worden! Der Oberbürgermeister von Apolda erläßt daher eine scharfe Bekanntmachung gegen den Kirschenwucher mit der An drohung, daß jeder derartige Fall streng verfolgt werden wird. Verstärkter Abschutz des Wildes. In den großen und dichten Wäldern des Stölzinger Gebirges, das den süd westlichsten Teil des Kreises Eschwege einnimmt, treten in diesem Jahre die Wildschweine sehr stark auf und verur sachen auf den angrenzenden Feldern großen Schaden. Auch das Rehwild wird hier und da lästig. Um diesen Übel ständen abzuhelfen und auch den Bewohnern billiges Fleisch Ltolr lmck Iiisbs. Erzählung von Eugen Hermann. 5 Das eigentliche Hochzeitssest, welches sich an die Trau ung anschloß, hatte ganz den Charakter geräuschvoller, aber erzwuugeuer Fröhlichkeit. Me junge Frau Baronin erschien überaus erschöpft und der Baron schien mit sie- berhasier Ungeduld das Ende herbeizusehnen, als könne er es gar nicht erwarten, mit seiner Gattin den Wagen zu besteigen, der sie nach seinem Gute sühren sollte.. Die vielsach übliche Hochzeitsreise wollten sie nicht unterneh men. Endlich war das Diner beendet. Die Baronin von Dörreuberg vertauschte ihr Hochzeitskleid mit einem Rei- iekleid, ebenso der Baron, die Hochzeitsgesellschaft beglei tete die Neuvermählten bis zum Wagen — die üblichen Adschiedsgrüße und Baron und Baronin von Dörren- brrg waren allein. So lange der Wagen über das Straßenpflaster dahin rollte, sprach keines von Beiden ein Wort. Die Baro nin hatte den Schleier herabgelassen und sich in eine Ecke gesetzt. Der Baron hatte alle möglichen Vorbereitungen getroffen, um sie vor Zug zu schützen und ihr die Fahrt recht bequem zu machen, bis das Gerassel aushörtt und der Wagen über die glatte Chaussee dahinrollte. „Regina," begann er jetzt mit weicher, vor Bewegung zitternder Stimme, „ich habe alle Ihre Wunsche, so de mütigend sie auch waren erfüllt, um diese Stunde her- beiznsiihren. Obgleich ich ein Recht habe, Sie Du zu nen 'en, will ich mein Versprechen halten und mir auch diese Vertraulichkeit so lange versagen, bis Sie mir jede andere gestatten. Wollen Sie mir jetzt das Verbrechen arnnrn, welches ich mir habe zu Schulden kommen lassen und das diese grausame Strafe verdient? Ich gebe Ihnen mein Ehrenwvtt, daß ich nichts leugnen werde, um Ihre Verzeihung zu erlangen, aber ich kann jetzt Offenheit for dern und will es wenigstens wissen, was man mir oor- wirft." „Herr Varon," entgegnete di« Baronin kalt, obwohl ihre Stimme zitterte, „ich glaube, diese Frage ist gegen Unser Abkommen. Sie rühmen sich der Offenheit und geben vor, die Beleidigung nicht zu kennen?" „Ich schwöre, ich kenne sie nicht!" „Spielen Sie keine Komödie, wenn ich sie nicht völ lig verachten soll," unterbrach ihn die Baronin und subr dann mit Heftigkeit fort: „Ich habe geglaubt, daß Sie Ihre niedrige Handlungsweise eingesehen und bereut hät ten; ich war überzeugt, daß Sie den Ausweg, welchen mein Bruder getroffen, nur deshalb annahmen, um eine, gelinde gesagt, sehr leichtsinnige und unüberlegte Hand lungsweise als Mann von Ehre wieder gut zu machen, und in dieser Voraussetzung alleine habe ich Ihre Hand angenommen. Wenn Sie daher es vermeiden wollen, daß ich dem Kutscher aufgebe, sofort umzukehren, so las sen die Vergangenheit unberührt und erinnern Sie sich Ihres Versprechens." „Regina, bei Gott, Sie machen mich toll!" rief der Baron. „Ich spiele keine Komödie, aber Sie tun es, oder ein Dämon spielt mit Ihnen. Sie sind meine Gat tin, vor Gott und den Menschen gehören Sie mir, und ich habe das Recht, Offenheit zu fordern. Wenn ich also darum bitte, so geschieht dies nur, weil ich so wahnsin^ nig war, ein Versprechen zu leisten, welches ich nur in der Hoffnung geben konnte, das; Sie von meiner Auf richtigkeit und Liebe überzeugt, endlich einmal diesem Spuk ein Ende machen würden. Willst Du mir jetzt vertrauen?" Und ehe sie er sich versah, hatte er ihre Hand ergrif fen und wollte sie festhalten. „Herr Baron, wenn Sie Gewalt brauchen, werde ich um Hilse rufen." Die Geberde der Baronin war so drohend, die An- strengung, welche sie machte, um ihm ihre Hand zu ent ziehen, so gewaltsam, daß er fürchtete, sie werde ihre Drohung ausführen. Er ließ ihre Hand los. „Regina!" flüsterte er bittend, Sie haben mich nie ge liebt!" „Leider!" klang er bitter zurück. „Damals wußte ich außer Anderem auch das noch nicht, daß Sie Ihr Wort brechen können und gegen eine Dame alle Rücksichten vergeßen." „Sie haben Recht," entgegnete der Varon verletzt, „ich habe mich vergessen und bitte um Verzeihung. Darf ich bitten," fuhr er nach langer Pause sort, in welcher er endlich einen Entschluß gefaßt zu haben schien, „mir an zudeuten, in welcher Weise wir denn eigentlich zusammen leben wollen? Was Sie darüber bestimmen, er kann doch nicht Ihre Absicht sein, daß meine Dienstboten und Gutsleute unser eigentümliches Verhältnis durchschauen, oder," führ er mit Bewegung fort, „wünschen Sie, daß ich nach einiger Zeit allein in die Residenz zurückkehre oder auf Reisen gehe?" . Die Baronin schien von diesen Worten doch ergriffen zu sein, denn sie zögerte lange mit der Antwort und als sie sprach, bebte ihre Stimme. „Herr Baron," sagte sie, „ich binn entfernt, sie com- promittieren zu wollen und wo es geschehen ist, da hat es mich be — hat es mir leid getan," verbesserte sie sich hastig. „Ich habe Ihnen," fuhr sie mit stetgender Be wegung fort, „Treue gelobt; ich bin einmal Ihre Gattin, ich trage ^hren Namen und dieser wie Ihre Ehre werden mir heilig sein. Verlangen Sie Alles von mir, was ich Ihnen bieten kann, was Sie von einer angetranten Gal lion fordern können, welche Ihnen die Hand gereicht hat, welche ihr Schicksal mit dem Ihrigen verknüpft, ohne -- Sie zu lieben."
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