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des Strafgesetzes gelten die Anwaltschaft und das Notariat sowie der Geschworenen- und Schöffendienst. Liebknecht scheidet also aus der Rechtsanwaltschaft aus, behält aber feine Mandate als Neichstagsabgeordneter und als Mitglied des Abgeordnetenhauses. Diese Mandate laufen auch weiter während der Strafverbüßung. Dagegen hat der Reichstag nach ständiger Rechtsprechung keine Möglichkeit, die Frei lassung eines Mitgliedes zu verlangen, das eine rechtskräftige Strafe verbüßt. Er kann nur, solange die Untersuchungs haft andauert, also bis zur Erschöpfung aller Rechtsmittel, d. h. bis zum Eintritt der Rechtskraft des Urteils, eine Unterbrechung der Hast verlangen. Unter diesen Umständen wäre der Fall möglich, daß, falls innerhalb der Zeit der Verbüßung der Zuchtbausstrafe sich Neuwahlen für den Reichstag oder das Abgeordnetenhaus sich als notwendig erweisen würden, Liebknecht, obwohl er im Zuchthaus sitzt, wiedergewählt würde. Gegen das Urteil steht dem Ver urteilten wie dem Gerichtsherrn das Rechtsmittel der Be- rufuna zu. Rundschau. Bayern gegen direkte Kriegssteuern. Die Kammer der bayrischen Retchsräte nahm mit großer Mehrheit einen Antrag an, der Vermeidung jeden Eingriffs der Reichsgesetzgebung in die direkte Besteuerung der Ver- mögen und Einkommen durch Bundesstaaten, vor allem in Rücksicht auf deren besondere Aufgaben verlangt. Der Re- ferent führte dazu aus, daß es absolut nicht angehe, daß daS Reich in den Kreis der direkten Steuern eingreife, sowohl aus wirtschaftlichen wie auch aus hochpolitischen Gründen. Der föderative Charakter des Reiches verbiete dies. Denn verlören die Bundesstaaten ihre Steuerhoheit, dann seien st« keine Bundesstaaten mehr, sondern Reichsprovinzen, und eine solche Entwicklung müsse verhütet werden. Deutschland und die irische Revolution. In dem Prozeß gegen den des Hochverrats beschuldigten Jrenführer Casement verlas der Angeklagte eine wichtig« Erklärung. Casement war totenbleich und seine Stimm« zitterte vor Erregung. Er erklärte, er hätte niemals den Iren geraten, neben den Türken und Deutschen zu kämpfen, nur hätte er erörtert, daß sie kein Recht hätten zu kämpfen, wenn nicht für Irland. Er hätte Deutschland ärmer ver laffen, als er dort angekommen sei. Nie hätte er auch nm einen Pfennig deutsches Geld genommen. Der Aufstand in Irland sei nicht vonDeutschland angeschürt worden. Es wurde kein Pfennig deutsches Geld dazu benutzt. Diese wahrheitsgemäße Erklärung wird dem Angeklagten mehr schaden als nützen; denn nach englischer Lehre soll Deutschland den niseben Aufstand ebenso anaezettelt und durch Geldzuwendungen unterstützt haben wie die mexikanisch« Bewegung gegen Amerika. über einen dritte» Wlnterfeldzng finden laut „Voss. Ztg." zwischen den Heeresleitungen deS Vierverbandes und den Kriegs- und Marine-Ministerten zur- zeit Verhandlungen statt. Ein besonderer Krieasrat dürfte demnächst folgen. Englische Militärsachverständige glauben, baß die Russen augenblicklich nur eine Ruhepause in der Offensive eintreten ließen, um neue Truppen und Munition herbeizuführen. In spätestens acht Tagen werde ein neuer Angriff beginnen müssen, da diesmal die Operationen an der Ost- und an der Westfront im engen Zusammenhang stehen. Das Echo der russischen Offensive werde in Frank reich einsetzen, wenn die Russen die ganze Ostfront in Be wegung gebrächt hätten. An der Wiederherstellung der ostprentzifchen Pferdezucht, die durch den Ruffeneinfall sehr stark gelitten hat, wird rest' los gearbeitet. Soweit bis jetzt sestgestellt werden konnte, gingen etwa 90 000 Pferde, darunter etwa 25 000 Stuten, d. i. die Hälfte seines Stutenstandes, verloren. Am härtesten ist der Kreis Stallupönen betroffen, der 88 v. H. seiner Mutterstuden verloren hat. Ein erheblicher Teil der Verluste ist inzwischen wieder gedeckt worden, da von der Heeres verwaltung aus den Nemontedepots edle Stuten hergegeben wurden, sodaß unter Anrechnung der noch übrig gebliebenen Stuten zwei Drittel des Friedensbestandes wiederhergestellt sind. Das ist eine sichere Grundlage für später. Jeder Empfänger einer Remontestute muß sie mindestens drei Jahr lang zur Zucht benutzen. Die Tätigkeit der Studenten und Schüler höherer Lehranstalten als Erntearbeiter bildeten den Gegenstand einer Besprechung in einem Aus schuß des preußischen Landtags auf Grund eines Berichtes über die Tätigkeit der aus Düsseldorf nach verschiedenen Kreisen Schleswig-Holsteins Geeilten. ES wurde, wie die „Leipz. N. N." mitteilen, nun angeregt, solche Ernte- tommandos auch für die Friedenszeit ins Auge zu fassen, schon um der städtischen Jugend Gelegenheit zu geben, die Heimat kennen zu lernen und sich mit ländlichen Verhältnissen vertraut zu machen. Zwei Regierungsvertreter legten die Stellung der preußischen Regierung dar. Ein Verteter des Kultusministeriums gab zu bedenken, ob die Landwirtschaft wirklich diese Hilfe brauche: ein Vertreter deS Landwtrt- schaftsministeriums stellte fest, daß das Düsseldorfer Ernte- kommando sich in Schleswig-Holstein recht nützlich gemacht habe. Es sei aber fraglich, ob man bei einer Verall gemeinerung das gleiche Ergebnis erzielen würbe. Die un« geschulten, körperlich meist nicht besonders kräftigen Schüler aus den Städten könnten nur unter besonders günstigen Verhältnissen eine wirksame Hilfe sein. Auch vom erzieherischen Standpunkt dürften Bedenken vorliegen. Trotzdem sei di« Regierung bereit, solche Erntehilfe zu vermitteln. Aus land wirtschaftlichen Kreisen seien aber dahingehende Wünsch« bisher nicht ausgesprochen worden. CS werde abzuwarten sein, ob etwa die Verhältnisse nach dem Kriege Anlaß dazu wich auf den deutschen Hochschulen einen Erntehilfs dienst ins Leben zu rufen. Ein Verband Berlin für die Einfuhr von NahrungS« und Genutzmitteln wird in nächster Zeit ins Leben treten. Die vorbereitenden Verhandlungen sind abgeschlossen und die Satzungen durch einen Arbeitsausschuß, dem zahlreiche Berliner Großhandels- firmen der Nahrungs- und Genußmittelzweige angehören, vorläufig festgesetzt. Wuchorprekfs für Geflügel. Maßlose Preise für Geflügel werden auf den Märkten io Schleswig-Holstein gefordert. In Husum werben w KvK Mnderwertige Hühner 21 M. verlangt, ein struppiger Gackelhahn kostete 18 M., eine Glucke mit einigen ganz jungen Küken 23 M. In Stapelholm an der schleswigschen Westküste werden ganz unglaubliche Wucherpreise gefordert. Junge, 24 Stunden alte Küken sind unter 2 und 2,ö0 M. nicht zu haben. Für eine Glucke mit 12 Küken verlangt man einen Preis von 35 M., für eine andere init 8 Küken sogar 45 M. Mittlere Entenküken kosteten 4,50 M., Schlacht- Hühner etwa 14 M. Ähnliche Marktpretse werden der „Tägl. Rundsch." auch aus anderen Städten Schleswig-Holsteins gemeldet und trotzdem besteht fortgesetzt große Nachfrage „ach Geflügel. Die Reichsfleischkarte en zu gelangt im September zur Einführung. Der Vorstand deS Kriegs-Ernährungsamtes hat nach Beratungen mit Vertretern der Reichsfleischstelle die Einführung der Fleischkarle in Stadt und Land im ganzen Reich beschlossen. Die Ein führung kann, um alle Vorbereitungen sorgsam treff, können, erst zum September erfolgen. Bis dahin soll durch übe-gangsvorschristen auf eine einigermaßen gleichmäßige Deckung des Fleischbedarfs nach Möglichkeit hingewirkt werden. Eine weitergehende Herabsetzung der Schlachtungen ist so lange nicht möglich, bis die neue Ernte und die im Gange befindliche Neuregelung der Butter- und Milchversorgung die ausreichende Zuführung der übrigen Nahrungsmittel stcherstellt. Von einem Verbot Hausschlachtungen soll abgesehen werden. Sie müssen aber selbstverständlich kon trolliert werden, und das selbst einaeschlachteie Fleisch ist auf die nach der Fletschkarte zustehende Menge anzurechnen. Aufhebung der Londoner Deklaration. Im englischen Unterhause erklärte der neue Blockade- Minister Cecil, die Beratungen der englischen und der fran zösischen Regierung hätten den Beschluß ergeben, daß es für die Alliierten nicht wünschenswert sei, bet ihrem teil weisen Festhalten (enforcement) an der Londoner Deklaration zu verharren. Dem König werde vorgeschlagen werden, die bisher erlassenen Verordnungen mitsamt den Abände rungen der Londoner Deklaration zurückzuziehen. Lord Cecil sprach die Hoffnung aus, daß auch die andern Alliierten diesem Entschluß zustimmen. über Rotterdam wird dazu gemeldet, es bedarf noch genauerer Mitteilungen zur Aufklärung; man darf jedoch vorläufig annehmen, daß zur Ausführung der Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz nach der Aufhebung der königl. Verordnungen die Londoner Seerechtsdeklaration in ihrer Gesamtheit als unwirksam für England und seine Alliierten gelten soll. Die Londoner Seerechtserklärung vom Jahre 190g entsprach dem, was man zurzeit als geltendes Völkerrecht ansieht. Deutschland erklärte beim Kriegsbeginn, nach der Deklaration handeln zu wollen, und England gab am 20. August 1914 feierlich bekannt, daß es die Deklaration annehme und mit gewissen Zusätzen und Änderungen in Kraft treten lasse. Daun sind stets neue Erlasse ergangen, die ein Loch nach dein andern in die Verordnung rissen. Äußerlich aber blieb der Schein gewahrt, als ob die De klaration sich noch in Geltung befinde. Jetzt ist England aut „Voss. Ztg." auch dieses traurigen Spiels müde. Nach- rem es die Rechte der Neutralen tatsächlich mit Füßen ge- reten hat, bekennt es sich offen dazu, daß es sie künftig auch ormell in keinem Punkte mehr achten will. Für Deutschland «edeutet das die sogen, verschärfte Blockade — ein Einge- tändnis, daß die bisherige Auskungerungspolitik, so rück- tchtslos sie auch angewandt würbe, den erstrebten Erfolg nicht erreicht hat. Natürlich werden Frankrech und Ruß land sich dem Vorgehen Englands anschließen. Die Gehelmsitzung des Senats. Der französische Ministerpräsident Briand suchte bisher die Geheimsitzung deS Senats hinauszuschieben in der Er wartung, die Krittk Clemenceaus und seines Anhangs durch wichtige Tatsache entwaffnen zu können. Jedoch brachten weder die jüngsten Vorgänge bet Verdun noch die Be mühungen der Engländer und Franzosen in Norbfrankreich Ilie Erfüllung der hochgespannten Erwartungen. Elemenccau »erlangt die sofortige Festsetzung des Sitzungsdatums. Amerika und Mexiko. Der mexikanische Präsident Carranza scheint einlenken m wollen, wenn bie Londoner Meldung zutrifft, daß er die Freilassung der bei Carrizal gefangen genommen Amerikaner anordnete. Diese Freilassung war Wilsons erste Bedingung. Sicherheit liegt noch in keiner Weise vor. Unruhen in Marokko. Marokkanische Eingeborene führten ein fünfzehnstündtgeS Gefecht mit regulären französischen Truppen. Ruffische Barbareien. Die Lage aut der Ostfront gestaltet sich laut „Neu« Zürcher Nachr." für die Russen mit jedem Tag ungemüt licher. Die russische Kriegführung sucht ihr Heil in fder rohesten Barbarei gegen den Gegner wie gegen die eigenen Soldaten. Zehntausende und Aberzehntausende russischer Soldaten sind von ihrer eigenen Artillerie zusammenkartätscht worden. Für dieses Barbarentum wird die Weltgeschichte das Weltgericht werden. Die Milttärkrttiker der führenden Petersburger Blätter betonen laut „Basler Nachr? wie auf ein gegebenes Zeichen, baß die russischen Offiziere durch die Bravour, mit der sie die Truppen zum Kampf führten, einen äußerst hohen Blutzoll zahlten, 70 Regi- menter haben 50—70 Prozent ihres Offizier- Pandes verloren, acht Regimenter büßten sämtliche Offiziere eln. Im Rußkoje Slowo wird zum erstenmal von einer Offizierskrise gesprochen, Die Studenten der Jahrgänge 1899 und 1898 sind als Offiziersschüler durch einen Ukas aufgefordert worden. Dtp russische Kriegführung wird durch Kriegslisten gekennzeichnet, die unter Kulturvölkern nicht Brauch sind und von deutschen Truppen niemals angewendet werben. In zunehmendem Maße erheben die Russen die Hände, um anzudeuten, daß sie sich ergeben wollen; geben dann aber Feuer, sobald die Deutschen sich ihnen nähern. Die Ver wendung von Gashandgranaten durch die Russen, die jetzt täglich beobachtet werden kann, ist eine Schurkerei. An sonsten ist vielfach zu bemerken, daß sich der Feind für seine Erkundung unserer Uniformen bedient. Die Russen, die diese List anwenden und oabei von uns gefangen wer den, haben jedes Recht auf Schonung verwirkt und werden nach Kriegsrecht erjchoffen. - - Ms aller Welt. Deutsche Gefangene nach Algerien. Das Generalgouvernement in Algerien hat beim fran zösischen Kriegsmtnisterium die Überweisung weiterer deutscher Kriegsgefangener zu Wegebauten in Algerien verlangt, und der Kriegsminister hat dies im Grundsatz zugesagt. Daraus ergibt sich, daß das französische Krieasministerium nicht an die Fortbeförderung der deutschen Gefangenen aus Algerien denkt, sondern sogar weitere Opfer dem afrikanischen Klima zuführen will. Unter diesen Umständen wird sich laut „Köln. Ztg." die sofortige Durchführung der seit langem geforderten Vergeltungsmaßnahmen nicht vermeiden lassen, da sonst bei der bekannten Verschleppungstaktik der französischen Re gierung der afrikanische Sommer vergeht, ehe sich dis fran zösische Regierung, die für Vernunftgründe nicht zugänglich scheint und deren Humanität nur in schönen Worten besteht, zu Taten entschließt. Eine Herabsetzung der Obst-Richtpreise für Berlin und die Zuführung des Werderschen Obstes an die Reichshanpsstadt läßt der Magistrat der Stadt sich angelegen sein. Die Höchstpreise waren ungeheuer hoch; die Werder- Ichen Obstzüchter aber, denen sie noch nicht hoch genug waren, versandten ihr Obst anderweitig, und die Berliner bekamen nur noch „holländische" oder sonstige „ausländische" Kirschen, Erdbeeren usw., die zweifellos in der Mark gewachsen waren, zu kaufen. Zum Tode verurteilt wurde vom Dessauer Schwur gericht die Mörderin der 69 Jahre alten Frau Regierungs- baumetster Rust in Ballenstedt. Die Angeklagte, eine Frau Titsch, war bei der Frau Rust bis zu ihrer Verheiratung in Stellung. Als ein von ihr eingerichtetes Geschäft immer schlechter ging, beschloß sie, bei ihrer früheren Arbeitgeberin einen Einbruch zu versuchen, bei dem sie von Frau Rust überrascht wurde. Die Titsch hatte die alte Dame erdrosselt und den Leichnam in einen Kleiderschrank geworfen. Trotz Geständnis frelgesvrocheu wurde ein Gast wirt aus Goslar, der sich vor oer Hildesheimer Schwur gericht wegen vorsätzlicher Brandstiftung feiner Gastwirtschaft zu verantworten hatte. Der Angeklagte hatte in der Vor untersuchung die vorsätzliche Brandstiftung — das Feuer war durch Kurzschluß entstanden — eingestanden. Trotzdem hatten die Geschworenen die Frage sowohl nach vorsätzlicher wie fahrlässiger Tötung verneint. Vom Schicksal hart getroffen. Durch Blitzstrahl wurden in Honfolgen, Bayern, die Anwesen dreier im Feld« stehender Krieger eingeäschert, die sie teilweise gar nicht odsr schlecht versichert haben. Einer der Abgebrannten hat siebeü Kinder. i Hundert Kriegswochen. Gierig hat die Zeit verschlungen — Hundert lange Kriegeswochen — Manches frische, frohe Leben — Ist in ihnen jäh zerbrochen. — Doch auch mancher Trug der Feinde — Ist zunicht derweil geworden, — Stolz die deutsche Fahne flattert — Auf dem Land, an Schiffes Boroen. — Hundert lange Wochen tobten — Jetzt die Kämpfe ohne Ende, — Viele Tropfen roten Blutes — Schließen ein die Grabenwände. — Tag und Nacht gab es kein Rasten, — Wie die Bajonette klingen! — Hundert lange Feuerwochen, — Und drin stetes Vormärtsdringen. — So im Felde! Doch zu Hause — Tät inan auch 'sich was versuchen, — O wie schallt enttäuscht die Zunge, — Fehlt erst der ge wohnte Kuchen. — Und welch' lebhaft Diskutieren — Galt es ob der Haushaltskarten, — Ganz besonders, wenn man mußte — Mal ne Stunde exira warten. — Kriegsgewinne bracht' Millionen — In gar viele offnen Hände, — Höchstens zeigten sich im Traum — Nächtens fernher Schützcn- stände. — Doch wir woll'n nicht kritisieren, — Loben viel mehr Jung' wie Alten, — Denn es haben hundert Wochen — Treulich alle ausgehalien. — Hundert Wochen hier zu Hause, — Hundert in des Kriegers Ringen; — Gut, und geht es hundert weiter, — Keiner wird uns niederzwingen! HanS Wald. , Dtr Rächer» „Aus meinen Geschlecht wird mir einst ein Rächer er stehen," sagte vor zwei Jahrhunderten ein deutscher Fürst, als er vor französischem Übermut sich beugen mußte. Dieser Rächer kam und schrieb dem Franzmann in der Schlacht Üei Roßbach die Vergeltung mit blutiger Schrift auf den Rücken; es war König Friedrich der Große von Preußen. Denselben Ausspruch hat wohl zum Johannistage 1916 König Kon stantin von Griechenland, der im März 1913 seinem er- Vater Georg folgte, im stillen getan, als ihm von Frank reich, England und Konsorten Neutralitätsbedingnngen auf gezwungen wurden, die ihm für die Zukunft die Hände binden und Griechenland womöglich in den Weltkrieg hineinziehen sollten. König Konstantin von Griechenland, der Schwager des deutschen Kaisers und preußischer Feldmarschall ist, hat in seinem Alter von 46 Jahren schon zu wiederholten Malen Gelegenheit gehabt, die „Gelassenheit der Seele" zu bewahren. Die Schuld für den verlorenen türkisch-griechischen Krieg von 1894 ward ihm völlig zu Unrecht aufgebürdet, vor 10 Jabren erhob sich gegen ihn eine militärische Verschwörung, so oaß er außer Landes gehen mußte. Trotzdem blieb er im letzten Türkenkriege Sieger und hat heute die Armee fest in seiner Hand. Er ist tüchtig, energisch, charaktervoll. Die erlittene Demütigung war hart, aber in ihr lag auch die Erkenntnis des Rächers. Und die ganze griechische Nation wird dieser Rächer sein. Was die Griechen wünschen, sagt der Name ihres Königs, Konstantinopel. Können sie es nicht haben, und darauf haben sie wohl vorerst verzichtet, so gönnen sie es erst recht nicht Rußland oder sonftwem, der Grieche leitet aus seiner Vergangenheit Rechte auf seine Zukunft her. Die Ententemächte sehen den Vorteil des Tages, der König von Griechenland sieht die Stimmung der Nation. Er kann lächeln in seiner stolzen Gestalt auf die kleinen Feinde herab. Mag es ein bitteres Lächeln sein, es liegt doch Sieges zuversicht darin. Die Tinte der Diplomaten entscheidet nicht, sondern der Säbel, und der König ist ein weitblickender Soldat. Das kühle nördliche Blut, das ihm vom Vater her in den Adern fließt, gestattet ihm, den rechten Zeitpunkt ab zuwarten, in welchen der Säbel zu ziehen ist. Der Vier verband glaubt die Verhältnisse in Griechenland bezwungen zu haben. Der Rächer, der Nationalstolz, wird kommen, der seinen Einfluß den Garaus macht, mag es auch erkaufter Seelen in Athen geben, wie z. B. Venizelos. . - -