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Rabenauer Anzeiger : 06.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191607066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160706
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-06
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 06.07.1916
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ilesenflotle unterbalten un> allergrößten Stil führen! DojeM vor der Kammer. emer- Die letzte Kriegswoche. Die 100. KriegSwoche. Moskowltische Gefiihlkoflg- kelt. Britains to tho front! Per avventura. Balkan« hiebe. Der amerikanisch-mexikanische Konflikt. Vorsicht der bessere Teil der Tapferkeit ist, den Gefechten bisher noch fernhielten. Die Saloniki-Armee kann jedoch nicht ewig in Untätigkeit verharren und wird sich vielleicht, wenn die Entente die Stunde der Generaloffensive für ge kommen erachtet, den auf sie entfallenden Anteil der Hiebe von den Truppen des Vierbundes holen. Griechenland hat sich einstweilen dem Druck der Ententestaaten gefügt, da eine Blockade seiner Küsten unabwendbar zu einer Hungers not im Lande hätte führen müssen; aber es wartet und hofft auf den Tag der Vergeltung, der nicht ausbleiben wird. Die türkischen Truppen haben neuerdings namentlich gegen " " " ' e errungen und gründlich alle Hoff- Viervervand an die Eroberung von Der 78 jährige italienische Ministerpräsident Boselli hat sich und sein Kabinett der Kammer mit einer Antrittsrede vorgestellt, die von Selbstverständlichkeiten und Allgemein- plützen strotzte und eigentlich nur in zwei Punk.en B kenswertes bot. Boselli erklärte, daS neue Kabinett werde die bisherige äußere Politik Italiens entschlossen fortsühren. Das heißt also, es werde die Kriegserklärung an Deutsch land nicht ergehen lassen, obwohl ihm als politischer Kom missär für Kriegsdienste Leonida Bissolali angehört, also jener Staatsmann, der sich von Radikal-Sozialisten und er klärten Republikaner zum Minister des Königs „empor- gehäutet" hatte und mit Wort und Feder eine agitatorische Kraft ersten Ranges im Dienste der Kriegspartei gewesen war. Gleich Gabriele d'Annuncio hatte auch Bissolali vis zur Ernennung zum Minister dröhnend die Kriegserklärung an Demschlano gefordert. Nachdem er sein Ziel erreicht Die türkischen Truppen h die Russen schöne Erfolge Nungen zerstört, die der S . .. - „ Erzerum geknüpft hatte. Was aus dem amerikanisch-mexi kanischen Konflikt werden wird, können wir mit Ruhe ab warten. Herr Wilson hat jedenfalls erkennen müssen, daß der Union in Mexiko beständig ein drohender und mächtiger Gegner gegenübersteht. Auch wenn es heute nicht zum offenen Kriegsausbruch kommen sollte, kann nian sich in Washington doch darüber keiner Täuschung mehr hingeben, daß Amerika gegen eine mexikanische Gefahr stärker gewappnet sein muß, als es bisher der Fall war, und daß an dieser beständigen Gefahr auch die amerikanische Waffenausfuhr an die Ententemächte ihre Grenze findet. Wir stehen in der hundertsten Kriegswochs! Welchs Fülle von Mühen und Kriegsarbeit, aber auch von Auf opferung und heldenhafter Tapferkeit liegt in dem einzigen Wort? Wenn wir im Frieden ein Ereignis mit der Ziffer 160 begleitet haben, dann hat es nie an Reden und Kränzen gefehlt, und die Weihe der Erinnerung hat weite Kreise er griffen. Jetzt, bet der Vollendung der hundertsten Kriegs woche, wird es draußen im Felde nur heißen, der Dienst und die Pflicht nehmen ihren Fortgang, die zum Siegs führen, in dem aller Lohn "für die aufgewendsten Opfer und Strapazen enthalten ist. Wir aber daheim wollen treu deS Gedankens pflegen an alle, die hinauszogen, um mit ihrem Blut für des Vaterlandes Ruhm und Größe gegen feind liche List und Tücke einzustehen. Wenn wir in Deutschland auch manche Gewohnheiten haben abtun und uns mit den . kriegsverhältnissen haben befreunden müssen, was will alles ms bedeuten gegen hundert Wochen Felddienst? Was prechen wir von hundert Arbeitswochen, und wie wenig allen sie doch ins Gewicht gegenüber der gleichen Zeit des erbittertsten Kampfes, in dem es oft genug bei Tag und bei Nacht keine Ruhe gab! Hundert Wochen des Streites sind vorüber, Gott helfe weiter zum Siegel Wir sind fester denn je vom endgültigen Siege unserer gerechten Sache überzeugt, aber auch' der Feind macht neue Anstrengungen, um den Erfolg an seine Fahnen zu ketten. Und brächte er nichts weiter, als ein bißchen Respekt bei den neutralen Staaten, der bekanntlich mehr wie bedenklich in die Brüche gegangen ist. Franzosen, Russen, Italiener haben alle Kräfte aufaeboten, aber sie sind, wie erinnerlich, nicht über lokale Teilerfolge htnausgekommen, wenn diese überhaupt errungen wurden. So ist auch im Zarenreichs das plötzlich aufgeloderte Siegesfeuer nach den Schlachten in der Bukowina jäh wieder zusammengesunken, nachdem die deutschen Schulter an Schulter Truppen mit den Öster reichern und Ungarn den Feind abgewehrt haben. Die furchtbaren russischen Verluste sind von einer Entsetzlichkeit, daß die ganze moskowltische Gefühllosigkeit dazu gehört, um sich darüber hinwegzusetzen. Die slawische Welt Ruß lands schöpft In ihrer Opferung der Menschen aus dem Vollen; aber wir wissen, daß in einem selbst unversiegbar erscheinenden Brunnen einmal Ebbe eintreten muß. Das Bild, das der Staat deS Zaren Nikolaus darbietet, ist jetzt gräßlich, im stillen Weben des Friedens muß es noch ärger werden. Es hat gewiß viele skrupellosere Herrscher gegeben, als es der heutige russische Kaiser ist, und doch hat keiner von Ihnen den Beginn eines solchen Krieges geduldet und den Ausbruch derartiger Schrecknisse zugelassen. „Germans to the front!" So kommandierte im Sommer 1900 in China der britische Admiral beim Entsatz marsche der verbündeten Truppen auf die Hauptstadt Peking. .Britains to Ibe front!" So rufen heute Englands Alliierte In gesteigerter Heftigkeit der Negierung in London zu, nachdem das deutsche Stegesübergewicht für die Fran zosen und Russen immer fühlbarer wird, und die britischen Truppen in Flandern noch immer keine allgemeine Offensive begonnen haben. Es soll etwas daraus werden! Aber wird etwas daraus werden? Der Londoner Premierminister Asquith sagte 1915: „England kann nicht seine Verbündeten mit Milliarden unterstützen, eine Riesenflotte unterhalten und zu gleicher Zeit einen Landkrieg im allergrößten Stil führen!" Heute soll nun England diesen Landkrieg trotz der Milliarden- aufwenbungen führen, und zwar nach dem es mit seiner ganzen Kriegsmarine eine schwere Niederlage in der Nordsee er litten hat. Wird es Wahrheit mit dem englischen General angriff werden? Um ihn zu bewerkstelligen, muß daS Armeekommando alle die im Galopptempo ausgebildeten Mannschaften Ins Feuer führen, für welche die Kadres an alterprooten Truppen nicht in genügendem Maße vorhanden sind, und ob es glaubt, damit einen vollen Erfolg erlangen zu können, darf man bezweifeln. Ebensowenig werden Kanadier, Australier, Indier usw. befähigt sein, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Vielleicht werden die britischen Stellungen bei Ipern behauptet, und von London aus wird dann gesagt werden: „Wir haben unsere Schuldigkeit getan l" — vielleicht szermürbt aber auch dieser Feind, wenn er sich ernstlich vor drohende Gefahr und große Tate« gestellt steht. Die volle, weit ausgedehnte Blutarbeit "auf sich zu nehmen, hat John Bull kaum das Menschenmaterial zur Verfügung. An Ankündigungen vernichtender Offensiven, man denke nur an die wiederholten Joffreschen Geheimbefehle, haben es unsere Feinde nie fehlen lassen. Diesen Ankündigungen haben niemals die Taten entsprochen. „Es kreißten die Berge, aber geboren ward nur ein lächerliches Mäuschen." So kann man den feindlichen Offensive-Drohungen gegenüber mit dem alten lateinischen Dichter sagen. Die Ruhmredig- eiten, in denen sich augenblicklich General Cadorna in aus- chweifendster Weise ergeht, entbehren gleichfalls der tat- ächlichen Unterlage. Unsere Verbündeten haben zur Ver kürzung und Sicherung ihrer Front einige eroberte Vor stellungen, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden, frei willig aufgegeben. Die Italiener fanden die Stellungen, die sie vorsichtshalber auch ihrerseits noch heftig beschossen, in völlig zerstörtem und wertlosem Zustande vor. Nun reitet Cadorna auf „Siegen" herum, die er ohne Kampf errungen hat. Das italienische Volk, dessen Mehrheit den unglück seligen Krieg heute allerdings mehr denn je verwünscht, schwelgt im Siegesräusche. Das neue Kabinett Boselli stellte sich der Kammer vor. Es war daher mit Hochdruck dahin gearbeitet worden, den Ministern bei ihrem ersten Auftreten vor dem Parlament eine möglichst günstige Stimmung zu schaffen. Den Ministerpräsidenten Boselli nennt man in Italien den Herrn Per avventura; diese Wendung, die auf deutsch „ge wissermaßen" oder „sozusagen" bedeutet, gebraucht er bis zur Erschöpfung nahezu in jedem Satz, der dem Gehege seiner Zähne entflicht. „Gewissermaßen" oder „sozusagen" könnten unsere Feinde als Motto über alle ihre Worte und Taten setzen; denn diese alle sind Lug und Trug. Am Balkan beginnt es sich zu regen. Die Wardar-User waren Zeugen bulgarischer Erfolge in den unaufhörlichen Patrouillen- und Vorpostenkämpfen, die längs der ganzen Front stattfinden. Die Franzosen machen in diesen Grenz- scharinützeln sehr bittere Erfahrungen, während die Eng länder sich in der Betätigung des Grundsatzes, wonach die -W hat, schwelgt er: das neue Kabinett wird entschlossen M bisherige äußete Politik Italiens fortführen. Boselli begann begreiflicherweise mit einer Verbeugung vor den Verbündeten, die von ihrem Standpunkt aus nicht so ganz unrecht haben, wenn sie sich über mangelhafte Leistungen ihres vierten Genösset! im Unglück moguieren. Das Ziel des neuen Kabinetts sei vor allem die großherzige Unternehmung, durch die die Rechte der Nationen und die Rechte der Zivilisation den Sieg erlangen würben. In diesein Sinne werde die enge und dauernde Gemeinbürg schaft mit den Verbündeten bis zum end gültigen Siege fortgesetzt werden. Ein Gleiches gelte für die entschlossene Weilerführung der bisherigen äußeren Politik, die bereits mehrmals vom Parlament und vom Lande in weitem Maße gebilligt worden sei. Zur Teilnahme an dem Wirtschaftskrieg der Entente gegen die Zentralmächte nach dem Friedensschiuß verpflichtet sich Boselli danach nicht. Nur so lange der Krieg dauert, wird Italien auch an dem Wirtschaftskawpfe gegen die Zentralmächte sich beteiligen, um das vollständige Einverständnis zwischen den Entente staaten zu bekunden. Auch sonst unterschied Boselli merk würdig zwischen Italien und dessen Verbündete, so wenn «r sagte, die Regierung werde alles tun, um den eigenen Krieg und den Krieg der Alliierten zu unterstützen. Solange der Krieg dauerte, sollten alle innerpolitischen Kämpfe ruhen, die Parteien sich vielmehr unter einander vertragen, wie ja in der Negierung Angehörige aller Parteien vereinigt seien. Zur wirtschaftlichen Hebung des Landes forderte der Minister die Aufbesserung des italienischen Schulwesens. Das Anal phabetentum ist in Italien bekanntlich beinahe so stark ver treten wie in Rußland. Es ist so groß, daß im Jahre 1913 auch den Italienern, die weder lesen noch schreiben können, das Wahlrecht zugebilligt werden mußte, da sonst ein uner träglich großer Teil des Volkes das höchste politische Recht nicht ausüben durste. Zum Schluß sagte Boselli, das non seinem erlauchten Vorgänger und Freund Salandra geleitete Ministerium habe das Verdienst gehabt, den Krieg zu erklären, den das ganze italienische Volk mit unbezwinglicher Kraft und frohem Sinne unterstütze. Er erwähnte die schlimmen Leiden und schweren Opfer, die das italienische Volk unter Einhaltung strenger Zucht ertrage, verhieß den zur Zeit besetzten italie nischen Städten und Landstrichen den Dank des Vaterlandes und pries die Heldentaten der Soldaten der nationalen Er lösung, welche stürmisch vorrückten. Nach der Rede fand eine begeisterte Kundgebung für den König statt. Diese Kundgebung wirkte auf die Gegner des Königshauses in der Kammer, die das Kabinett Salandra gestürzt hatten, um so unangenehmer, als.auch dein neuen Ministerium er klärte Republikaner anaehören. Zur Verurteilung des Abg. Liebknecht zu zwei Jahren sechs Monaten drei Tagen Zuchthaus und Enfernung aus dem Heere wegen versuchten Kriegs verrats, erschwerten Ungehorsams und Widerstand gegen die Staatsgewalt, jedoch ohne Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte, da das Militärgericht von der Ansicht ausging, Liebknecht habe nicht aus ehrloser Gesinnung, sondern aus politischen Fanatismus gehandelt, bemerkt die „Voss. Ztg.": Die Verurteilung Liebknechts zu einer Zuchthausstrafe mar unvermeidlich, wenn daS Kriegsgericht der Überzeugung war, daß seine Handlungen den Tatbestand des versuchten Kriegs- Verrats erfüllten; denn der § 67 des Militärsnafgefehbuchs vom 20. Juni 1872 droht für vollendeten KriegSverrat, d. h. den Landesverrat eines Soldaten n der Zeit des mobilen Zustandes des Heeres als Mindeststrafe zehn Jahre Zucht haus an, ohne hem Gericht eine m ldere Strafart zur Wahl Ar stellen. Da nach Z 44 des Reichsstrafgesetzbnchd beim Vorliegen eines Versuchs die Strafe bis auf ein Viertel des Mindestbetrages der Strafe des vollendeten Verbrechens er mäßigt werden kann, so ergab sich die ernannte Strafe von zwei und einem halben Jahr Zuchthaus als Mindeststrafe. Sie ist wegen der weiteren selbständigen Straftat, in welcher Widerstand gegen die Staatsgewalt gesehen wurde, um drei Tage Zuchthaus vermehrt worden. Die Zuchthausstrafe hat für Liebknecht dauernde Un fähigkeit zum Dienst im deutschen Heere und der kaiserlichen Marine und die dauernde Unfähigkeit zur Bekleidung öffent licher Ämter von Rechts wegen zur Folge. Unter den öffentlichen Ämtern im Sinne des einschlägigen Paragraphen Ltolr uncl Liebe. Erzählung von Eugen Hermann. 3 „Nichts," antwortete Herr von Achenbach. „Aber bedenken Sie, drei Tage vor der Hochzeit einen Korb zu erhalten, das ist doch eine Beleidigung, die mau nicht so hinnimmt, ohne Rechenschaft zu fordern. Ich «erde zum Gespött der Leute aber Regina auch. „O," fuhr Varon Dörrenberg mit gesteigerter Heftigkeit fort, „es ist sogar ihre Pflicht, Herr von Achenbach, der Sache auf den Grund zu gehen. Ihre Schwester ist entweder beleidigt oder nicht. Um einer Laune willen setzt man sich nicht dem Gespött aus. Sie müssen daher, wenn sie ein Mann von Ehre sind, für oder gegen mich austreten. Ich kann mir nicht denken, daß Sie sich zum bloßen Driesboten hergegeben haben, zum willenlosen Werkzeug eines Wesens, dessen natürlicher Beschützer und Vertreter Sie sind." „Ganz recht, Herr Baron," erwiderte Herr von Achen bach leicht errötend, „und da ich diese Auslassung von Ihnen erwartete, habe ich mich darauf vorbereitet. Alle Weiber sind launenhaft und ein Weiberherz ist das ku rioseste Ding unter der Sonne. Sie dürfen daher nicht viel von mir erwarten, denn mein Einfluß auf meine Schwester ist nur gering. Als sie mir ihren Entschluß mitte lte und sich weigerte, ihre Bewegründe anzugeben, da erklärte ich ihr, daß ich Ihnen den Vries persönlich bringen würde, um mit Ihnen die Schritte zu besprechen, welche zu Ihrer Genugtuung dienen könnten. Ich stellte ihr die Wahl, entweder mich in das Geheimnis ihres Zornes einzuweihen, damit ich für sie handeln könne, oder sich dem Abkommen zu fügen, welches ich mit Ihnen treffen würde. „Das Erste," fuhr Herr von Achenbach fort, „verweigerte sie. Regina haßt den Zweikampf, auch nehme ich an, daß sie nicht von Haß gegen Sie erhülft ist und doch nur ein Mißverständnis vorliegt, So habe ich zwei Auswege gesunden, mit denen sich meine Schwe ster einverstanden erklärt hat und die ich Ihnen zur Wahl vorlege. Der Rus meiner Schwester muß allerdings bei einem so plötzlichen Abbruch jedenfalls leiden. Sie wird daher unter einem Vorwande augenblicklich die Residenz verlassen, wenn sie nicht gesonnen sein sollten, eine rein formelle Ehe zu schließen, wozu ich freilich meinen Rat nicht geben kann." „Was, sie wollte!" fuhr der Baron auf und die Farbe kehrte in seine Wange zurück. „Aber sie schreibt ja —" „Hören Sie mich zu Ende," unterbrach ihn Herr von Achenbach. „Der Bries war bereits geschrieben, als ich ihr meinen Vorschlag machte. Meine Schwester willigte unter der Bedingung ein, die Ehe zu schließen, daß Sie sich verpflichten, sie stets wie eine Dame, die nur Ihren Namen trügt, zu betrachten und keine weiteren Ansprüche erheben. Ich würde Ihnen diesen Ausweg oder sagen wir noch richtiger, diese Zumutung nicht stellen, wenn ich nicht überzeugt märe, daß in drei Tagen das Mißver ständnis gehoben und damit dieie Bedingung vergessen sein kann. Aber ich wiederhole, daß ich keinesfallls zu rede und es Ihnen nicht verargen kann, wenn Sie sich sür Ihres Wortes entbunden halten. Ich bitte dann nur mit Schonung gegen meine Schwester zu verfahren, ich werde einen Vorwand finden, der Ihren Rücktritt von der Verbindung rechtfertigt und weder Sie noch meine Schwester vor der Oeffentlichkeit kompromittiert. Das geschickt hingeworsene Wort von der jedenfalls zu hoffenden Aussöhnung hatte das Schwanken des Ba rons entschieden und ehe Herr von Achenbach noch aus gesprochen hatte er sich schon entschlossen, die seltsame Be dingung, so demütigend und beleidigend sie auch war, anzunehmen. Er liebte seine Braut mit aller Glut sei ner Leidenschaft und begrüßte jeden Sonnenstrahl, so flüchtig er auch durch die trüben Wolken glitzerte, wie ein Lichtmeer der Hoffnung. Die Furcht, dem Geipöü der Welt ausgesetzt zu fein, das plötzliche Verschwinden des Zieles, welches schon so nahe seinen Arinen gewesen, Alles dies, so überraschend es gekomme und so tief es ihn zu Voden gedrückt hatte, ebenso flüchtig war es jetzt vor der erwachten Hoffnung verschwunden und er zweifelte nicht, daß seine Braut in der ersten Stunde des Wieder sehens, völlig versöhnt, ihm die ausgestandene Angst und das erlittene Weh mit doppelter Liebe vergelten werde. Er bat Herrn von Achenbach, ihn sogleich zu seiner Schwester begleiten zu dürfen, um ihr zu erklären, daß seine Liebe sich jeder Bedingung füge und daß es sein höchstes Glück sei, nur in ihrer Nähe zu weilen, aber Herr von Achenbach erklärte, daß seine Schwester aus drücklich gefordert habe, daß er bis zur Hochzeit jede Be gegnung mit ihr vermeide — sie würde einen solchen Ver such für einen Bruch des getroffenen Abkommens halten. Der Baron fügte sich seufze >d und Herr von Achen bach verließ ihn, um seine Schwester von dem Ergebnis der Verhandlung in Kenntnis zu setzen. „Regina," lachte Herr von Achenbach, als er zu seine: Schwester in das Zimmer trat, „Du hast Dir da einen wahrhaft verliebten Narren ausgesucht, ich hätte saft Mit leid mit ihm gehabt, aber er verdient, nachdem er sl lange mit Frauenherzen gespielt hat, nun selbst wie ein armer Sünder mit gebrochenem Herzen herumzulaufen." „Hat er eiugewilligt?" fragte sie mit einer Bewegung, die verschieden gedeutet werden konnte, ohne die Worte ihres Bruders zu beachten. „Ja wohl, Du hättest sonst etwas verlangen können." „Du übertreibst ganz sicher." „Nicht im Geringsten — Du hättest nur sehen sollen, wie ihm zuerst der Schreck in die Glieder fuhr, so habe ich noch keinen Mann gesehen — nein, wirklich noch keitteu."
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