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Von den neuen Kriegssteuern tritt die Tabaksteuer bereits am 1. Juli, also am Sonn abend dieser Woche, in Kraft. Danach erhöht sich der Tabak zoll für unbearbeitete Tabakblätter von 85 auf 130 Mark für den Doppelzentner. Tabakerzeugnisse werden nach einer aufsteigenden Skala besteuert. Rippen und Stengel wie itsher mit 85, Tabaklaugen wie bisher mit 100 Mark. Für bearbeitete Tabakblätter steigt der Zoll von 180 auf 280 M. ür den Doppelzentner, für Karotten von 260 auf 300 M., ür Schnupf- und Kautabak von 300 auf 600 M., für ge- chnittenen Rauchtabak von 700 auf 1100 M., für Zigarren von 270 auf 700 M. und für Zigaretten von 1000 auf 1500 M. Auf die Sätze der Zigarettensteuer werden Kriegs aufschläge gelegt, durch welche die Steuer für 1000 Stück erhöht wird: für Zigaretten im Kleinverkaufspreis bis zu eineindrittel Pf. von 2 auf 5 M., über eineindrittel bis zweieinhalb Pf. von 8 auf 8 M., bis dreieinhalb Pf. von 4,5 auf 11,5 M., bis fünf Pf. von 6,5 auf 18,5 M., über fünf bis sieben Pf. von 9,5 auf 27,5 und über sieben Pf. von 15 auf 40 M. Diese Steuersätze bedeuten für jede Zigarette in billigen Preislagen eine Verteuerung um einen Halden, in mittlerer Preislage um einen Pf. und darüber hinaus um anderhalb bis zweiundeinenhalben Pfennig. Das erhebliche Steigen der Zigarrenpreise ist nur zum Teil eine Folge der neuen Kriegssteuer. Zu beachten sind auch die um mehrere hundert Prozent erhöhten Einstandspreise für Rohtabak. Diese haben ihren Grund in den Preistreibereien bei den Auktionen in Holland und dem durch die hohen Preise bedingten hohen Wertzoll (40 Prozent des Rechnungs betrages) sowie in der hohen Valuta des holländischen Guldens. Dazu kommen Lohnerhöhungen und Preissteige rungen aller Nebenartikel. Nach Eintritt normaler Verhält nisse werden die Zigarren wieder billiger werden. Am 1. August tritt das Gesetz über die erhöhten Post gebühren in Kraft. Die Kriegszuschläge betragen für Post karten allgemein zweieinhalben Pfennig, für Briefe im Orts verkehr ebensoviel, im sonstigen Verkehr fünf Pfennig; für Pakete bis zum Gewicht von 5 Kilogramm aus Entfernungen bis 75 Kilometer einschließlich fünf Pfennig, auf alle weite ren Entfernungeu zehn Pfennig; beim Gewicht von über 75 Kilogramm zehn bzw. zwanzig Pfennig. Für Briefe mit Wertangabe auf Entfernungen bis 75 Kilometer einschließ lich fünf Pfennig, für alle weiteren Entferungen zehn Pfennig, für Postauftragsbriefe fünf Pfennig von jeder Sendung, für Telegramme zwei Pfennig von jedem Worte, mindestens zehn Pfennig von jedem Telegramm. Rohrpost briefe und Rohrpostkarten fünf Pfennig von jeder Sendung. Anschlüsse an ein Orts-, Vororts- oder Bezirksfernsprechnetz: 10 v. H., von jener Pausch- oder Grundgebühr. Orts gespräche von Teilnehmeranschlüffen gegen Grundgebühr, Gespräche im Vorortverkehr, im Bezirksverkehr und im Fernverkehre: 10 o. H., von der Gebühr für jedes Gespräch. Fernsprech-Nebenanschlüsse: 10 v. H., von der Gebühr für jeden Nebenanschluß. Von den andern Steuern schließt sich der Fracht- urkundcn stempel zeitlich an die Postgebühren an; es handelt sich bei ihm um Aufschläge von 10 Pfennigen bis zu 3 Mk. Die Warenumsatzsteuer tritt erst am 1. Oktober in Kraft. Sie wird in Gestalt eines Stempels auf die Jahresaufstellungen der Gewerbetreibenden über bezahlte Warenlieferungen erhoben. Der Stempel beträgt eins pro Tausend. Zum ersten Male sind am 1. Januar 1917 Lie Zahlungen zu versteuern, die in das letzte Quartal 1916 fallen. Der Gesamtertrag aller dieser Steuern übersteigt den mit 500 Millionen Mark ursprünglich bezifferten Bedarf ganz erheblich, er stellt sich auf 650 bis 700 Millionen. Dazu kommt dann noch die einmalige Kriegszuwachssteuer im Betrage von anderthalb Millionen Mark. Diese Steuer wird nach einem einigermaßen verwickelten Skalensystem in drei Raten erhoben, und zwar je zu einem Drittel in den drei Monaten nach Zustellung des Steuerbescheides, am 1. November 1917 und am 1. Äärz 1918. i > <, Amerika und Mexiko. Die außerordentlich ernste Lage Präsident Wilson berief die Kommissionen für ausländische Angelegenheiten ein und teilte ihnen mit, daß die Lage außerordentlich ernst sei. Wilson sprach die Befürchtung aus, daß Carranza nur mit Gewalt betzukommen sei und deshalb mehr Truppen abge- saudt und die Blockade kräftiger gestaltet werden mühe. Es wird weiter gemeldet, daß die feindliche Gesinnung der mexikanischen Bevölkerung gegen die Vereinigten Staaten in ständigem Wachsen begriffen sei. Der Krieg unvermeidlich. In parlamentarischen Kreisen Washingtons wird die Lage nach Londoner Mel dungen als sehr ernst angesehen. Man hält jede Aus sicht, den Frieden zu bewahren, für nahezu ausge schlossen. Man hat den Eindruck, als ob der ganze Ver lauf der Dinge der amerikanischen Regierung gegen den Strich ginge. Zweifellos hat die amerikanische Regierung die Warnung der englandfreundlich gesinnten Presse, daß dieser Krieg Wasser auf die Mühle Lee Deutsch-Amerikaner sein würde, sehr gut beachtet, aber die Regierung ist durch ihren Feldzug in Mexiko zu sehr gebunden, und ein Zurück scheint es nicht mehr zu geben. In den jüngsten Maß nahmen und Anordnungen des Präsidenten erblickt man die Vorbereitung der Öffentlichkeit für den nicht mehr zu ver meidenden Krieg. Plünderung eines amerikanischen Konsulats. Flüchtlinge aus Torreon erzählten, daß Zivilisten unter Führung des Bürgermeisters und Soldaten Carranzas das amerikanische Konsulat der Stadt zerstört haben. Das preußische Herrenhaus vertagte sich am Dienstag nach Erledigung des Gesetzes über die Steuerzuschläge. Der Entwurf wurde nach dem von der Regierung gebilligten Kompromißantrag des Abge ordnetenhauses angenommen, der zwar die Zuschläge nicht ganz unbefristet aber doch bis 1917 gewährt, und wenn der Krieg bis zum 1. April 1918 fortdauern sollte, auch für 1918. Herr v. Buch: Ich habe namens der beiden Frak tionen des Herrenhauses eine Erklärung abzugeben: Das Herrenhaus hält aus den Gründen, die in dem Bericht seines Ausschusses vom 15. Juni d. I. niedergelegt sind, an der Überzeugung fest, daß die Regierungsvorlage auch vor der jetzt vom Abgeordnetenhause beschlossenen Fassung des Gesetzentwurfs bei weitem den Vorzug verdient. Auf der andern Seite erkennt das Herrenhans aber an, daß die Bedenken, die seinerzeit zu einer Ablehnung der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses geführt haben, durch die gegen wärtige Fassung gemildert worden sind. Im Hinblick auf die allerseits anerkannte Notwendigkeit der verlangten Steuererhöhung will das Herrenhaus deshalb, um bet der gegenwärtigen Kriegslage den einmütigen Willen, alle zur siegreichen Durchführung des Krieges erforderlichen Opfer zu bringen, zu betätigen, von einer weiteren Erörterung seiner Bedenken absehen und dem Gesetzentwurf in der jetzt vorliegenden Fassung seine Zustimmung nicht mehr versagen. Ich beantrage, den Gesetzentwurf im ganzen ohne Be sprechung anzunehmen. Das Haus gibt diesem Anträge Folge und nimmt ohne Diskussion das Gesetz einstimmig an. Darauf verliest der Minister des Innern, Herr von Loebell, eine Kgl. Ver ordnung, durch die der preußische Landtag bis zum 14. No vember dieses Jahres vertagt wird. Der Präsident Graf Arnim-Boitzenburg schließt mit einer längeren Rede, die von glühender Vaterlandsliebe und unerschütterlichem Ver trauen auf den endgültigen Sieg der deutschen Waffen er füllt ist, die Sitzung. Rundschau. Zur Nichtbestätigung des Geheimrats Kapp als Generallandschaftsdirektor durch das preußische Staais- ministerium in Vertretung des Königs schreibt die „Köln. Ztg.": So hat die Negierung durch eine zufällige Fügung, da gerade die Amtspsrtode des Generallandschaftsdirektors abgelaufen war, doch ein Mittel gehabt, Knapp für feine Angriffe gegen den Reichskanzler zu bestrafen, wobei es dahingestellt bleiben muß, ob die Denkschrift Kapps oder sein Versuch, sich jetzt während des Krieges eine persönliche Genugtuung vom Reichskanzler zu verschaffen, und das Rundschreiben darüber den Ausschlag für dieses Vorgehen gegeben hat. Kapp selbst wird diese Maßregelung vermutlich recht schwer empfinden, da er mit seiner Königsberger Tätig keit auf dos engste verwachsen mar und gerade jetzt, wo die ostpreußische Landschaft infolge der durch den Krieg herbet- geführien und von seinen Ergebnissen zu erwartenden Um gestaltung Ler wirtschaftlichen Verhältnisse des Ostens vor so bedeutungsvolle Aufgaben gestellt wird, ein weites Feto für seine organisatorischen Fähigkeiten und seine Tatkraft vor sich sah. Die „Deutsche Tagesztg." zitiert die bedauernde Be merkung der „Voss. Ztg." zu der Maßregerung durch das Staatsministerium und beschränkt sich ihrerseits auf die kurze Bemerkung: Jedenfalls bestätigt dieser Vorgang die von uns bereits ausgesprochene Auffassung, daß zu der Kritik Kapps an dem Reichskanzler auch Mut gehört hat. Für den Reichskanzler tritt neben der freikonser vativen Partei, in deren Namen Freiherr von Zedlitz sich gegen gewisse konservative Heißsporne gewendet hatte, auch das Zentrum in warmer Weise ein. Das Berliner Zentrums organ, die „Germania" spricht von einem Kesseltreiben gegen den Reichskanzler und sagt: Man redet immerfort von der großen Zeit, in der wir leben, aber dieses nachhaltige und höchst seltsame Eintreten für den Herrn Kapp, der offenbar viel zu subjektiv die eigene Ehre und zu wenig objektiv die des Reichskanzlers bewertet und für Personen und Dinge nicht das richtige Maß findet, läßt doch einen großen Zug und einen großen Geist, der allein einer solchen Zeit würdig ist, oder noch besser eine solche schaffen kann, gerade in den Kreisen sehr vermissen, in denen wir es kaum erwartet, hätten. Man möge sich doch in diesem furchtbaren Kampfe um Deutschlands Existenz und Zukunft allseitig befleißigen, mit offenen Augen zu sehen und alles nach seinem wahren Werte zu bemessen. Dazu gehört auch die Erwägung, ob nicht durch diese fortgesetzten Angriffe gegen den Kanzler, wie sie jetzt namentlich bet der Rechtfertigung Kapps in die Erscheinung tritt, die Person des Kaisers getroffen wird, der Herrn v. Bethmann Hollweg in diesen schweren Tagen sein ganzes Vertrauen bewahrt und dies wiederholt offen be- mndet hat. Die ganze Affäre Kapp hat die Zentrumspartei von der Richtigkeit der Politik des Reichskanzlers erst recht und noch mehr als vorher überzeugte. Mit dem verdienten Gesandten Alfred o. Bülow, der 65 jährig in Baden-Baden verstarb, hat der Altreichs kanzler Fürst Bülow während des Krieges den zweiten Bruder verloren. Der erste, der General v. Bülow, erlitt den Heldentod vor dem Feinde. Seine Leiche wurde in Berlin beigesetzt. Der soeben verstorbene Dr. Alfred v. Bülow hat vierzehn Jahre lang als Gesandter in der Schweiz ge wirkt. In den schwierigen Verhandlungen über die Gott hard-Bahn wie über heikle zolltechnische Fragen erzielte Herr v. Bülow ein volles Einvernehmen mit der Schweiz; zwischen ihr und Deutschland gestaltete er die Beziehungen zu wahr haft herzlichen. Neue Bundesratsbeschlüsse. In der letzten Sitzung des Bundesrates gelangten zur Annahme: eine Änderung der Bekanntmachung über die Regelung des Verkehrs V0N aus dem Ausland eingeführten Schmalz. (Schweineschmalz,) vom 4. März 1916, der Entwurf einer Verordnung gegen irreführende Bezeichnung von Nahrungs- und Genußmitteln, der Entwurf einer Verordnung über fetthaltige Zubereitüngen, der Entwurf einer Verordnung über Veräußerung von Binnenschiffen an Nichtretchsangehörige, der Entwurf einer Verordnung über die Verwertung von Speiseresten und Küchenabfällen, eine Änderung der Bekanntmachung über den Verkehr mit Ölfrüchten usw. vom 15. Februar 1915 und der Entwurf einer Bekanntmachung über die Kartoffel« Versorgung. Sturm in der französischen Kammer. Im Namen der drei radikalsozialistischen Mitglieder der französischen Delegiertenkammer hielt der Abg. Brizon eine Rede, in der er sagte: Nach zwei Jahren Krieg verlangen nun die Re gierungen noch Milliarden über Milliarden für dieses blutige Werk der Zerstörung und des Unterganges, unsere Gedanken aber wenden sich zum Frieden und zu denen, die für ihn arbeiten — zu der Minderheit der deutschen Sozialisten, welche die Hoffnung der ganzen Welt sind. In diesem schrecklichsten Elend, das jemals die Erde heimgesucht hat, kämpfen sie gegen den Imperialismus und den Feudalismus, für den sofortigen Frieden ohne Annexion, wie das ihre beredeten Kundgebungen bezeugen. Diesen Männern reichen meine beiden Freunde und ich als gute Franzosen und gute Sozialisten von der Höhe der französischen Kammertridüne herab brüderlich die Hand, in der Gewißheit, daß unsere Geste nicht unerwidert bleiben wird. Wir halten den Er klärungen der internationalen sozialistischen Kongresse die Treue, wir sind für das Ende des Krieges, für einen so- Ltolr mikl Iiiebs. Erzählung von Eugen Hermann. 2 Wie Daron Arthur von Dörrenberg zum ersten Male in seinem Leben wahrhaft geliebt und dieses Gefühl ihn völlig verändert hatte, so schwelgte jetzt sein Herz in der Degenliebe Negina von Achenbachs wie in einem über irdischem Paradiese. Der ganze Mai seines Lebens ent- saltete seine Blüten und durchduftete den süßen Traum; dir Leidenschaft, deren Maske er so ost spielend getragen, durch glühte ihn mit ihrem verzehrenden Feuer, er hatte seine Braut nicht erobert, sondern sie hatte ihn in ihre Keilen geschlagen und ihn schmachtend an sich gefesselt. Der langersehnte Tag ihrer Verbindung kam heran, der Bruder der Braut, Wilhelm von Achenbach, war zu der Festlichkeit cingetrofsen, in acht Tagen sollte dieHoch- zeit stattfinden. Als der Baron seinen zukünftigen Schwager zum er sten Male erblickte und in die kalten sesten Züge dessel ben sah, da überkam es ihn wie eine Ahnung, daß sich der Himmel seines Paradieses trübe und er zitterte, ohne sich dieser Gefühl erklären zu können. Am dritten Tag nach der Ankunft Wilhelm von Achenbachs wollte Baron von Dörrenberg seine Braut besuchen, die bei ihrer Großmutter in einer Villa vor der Stadt wohnte. Er wurde indeß gar nicht vorgelassen, da seine Braut angeblich wegen Unwohlseins das Bett hüten mußte. Der Baron wollte ihre Großmutter, ihren Bruder sprechen — beide seien nicht zu Hause wurde ihm von dem Diener zu seiner Verwunderung der kurze Bescheid. Vorläufig mußte sich der Baron mit dieser Auskunft zu frieden geben, aber seine Unruhe vermehrte sich von da an von Stunde zu Stunde und steigerte sich bis zu förm licher Angst- Eür -weiter an demselben Tage nochmals^ unternommener «ersuch, bei seiner Braut vorgelaffe« zu werden, scheiterte abermals. Er sann nach, ob er sie vielleicht unwissentlich belei digt haben könne. Tausend Vermutungen begannen ihn zu quälen — er hatte früher manche» Liebesabenteuer bestanden — sollte er verleumdet worden sein? Gegen Abend klingelte es in seiner Wohnung. Wil helm von Achenbach, der sonst ohne viel Förmlichkeiten bei ihm einzutreten pflegte, schickte dieses Mal erst seine Karte herein. Der Baron eilte selbst hinaus, um dem Bruder seiner Braut zu öffnen. Hatte ihn bisher das kalte Benehmen desselben schon unangenehm berührt, so erschrak er jetzt vor dessen übertriebenen Höflichkeit, die in diesem Augenblick einen hohnvollen Eindruck machte. Wilhelm von Achenbach überreichte ihm ein Billet von seiner Schwester und bat ihn, dasselbe zu lesen, da er auf Antwort warten solle. Der Baron riß den Brief auf, überflog die wenigen Zeilen und erbleichte. „Der Inhalt ist mir ganz unerklärlich!" ries er, „hier muß ein Mißverständnis obwalten — Herr von Achen bach, was hat Ihre Schwester gegen mich — oder sollen Ihre Zeile« einen Scherz bedeuten, dann ist es ein sehr grausamer." „Meine Schwester war durchaus nicht in scherzhafter Laune," entgegnete Herr von Achenbach. Der Baron starrte zunächst den Sprecher an, als könne er noch immer nicht an den Ernst seiner Worte glauben, und erwarte, daß er bald in ein erlösendes Lachen aus- brechen werde. Negina von Achenbach gab in dem Brief dem Baron sein Wort zurück und schrieb, daß sie das Verhältnis als aufgelöst betrachte. Als Herr von Achenbach bei seinem Ernst verharrte und der Baron nun erkannte, daß es sich doch um kei- »m Scherz handelte, sagte er erregt; , „Herr von Achenbach, da Sie mir ven Bries über' bracht haben, so hoffe ich auch von Ihnen nähere Aus' Klärung zu erhalten, denn wie man mich auch verleum det haben mag, ich stand Ihrem Fräulein Schwester so nahe, daß ich wohl fordern kann, wenigstens gehört zu werden, ehe man über mich sozusagen den Stab leicht bricht. Oder," setzte er nach einer Pause hinzu, als Herr von Achenbach keine Antwort gab, „habe ich meine Braut ohne mein Wissen beleidigt?" „Herr Baron," entgegnete Herr von Achenbach höflich lächelnd. „In diesem Falle würde wohl die Verhandlung zwischen Ihnen und mir in anderer Weise stattgesunden haben, doch ich will mich meines Auftrages vollständig entledigen. Was meine Schwester zu ihrerff, ich gestehe es, etwas außergewöhnlichem Schritt bewogen hat, darü ber hat sie sich nicht erklärt — ich bin also nicht im Stande, Ihnen auch nur die geringste Auskunft geben zu können uno kann nur versichern, daß meine Schwe ster diesen Schritt erst nach reiflicher Ueberlegung und vollkommen leidenschaftslos getan hat." „Kann ich sie sprechen — nur wenige Minuten." „Herr Baron," unterbrach ihn Herr von Achenbach, „meine Schwester sendet mich, um Ihnen zu versichern, daß ihr eine fernere Begegnung höchst peinlich ist und daß die ganze Sache zu delikater Natur wäre, als daß sie eine Erörterung wünschen könne." Der Baron schritt heftig im Zimmer aus und ab. Der Stolz kämpfte mit seiner Liebe; mehrmals war er nahe daran, eine ebenso schroffe und beleidigende Antwort zu geben. Der Gedanke jedoch, die ganze Sache müsse auf einem Irrtum beruhen und die Leidenschaft, welche sein Herz stürmisch bewegte, siegte über den Stolz. „Sagen Sie," wandte er sich plötzlich an Herrn von Achenbach, entschlossen, einen letzten Versuch zu wagen, was würden Sie tun, wenn Sie sich an meiner Stelle befänden?" - - '