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Rabenauer Anzeiger : 01.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191607018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-07
- Tag 1916-07-01
-
Monat
1916-07
-
Jahr
1916
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Auf eigenen Mtzen. Töter als tot. Erweckung der schlummernden Kräfte. Unabhängigkeit. Die Pariser Wirtschaftskonferenz, deren Bedeutung be sonders von italienischer Seite, auf der sonst nennenswerte Aktivposten nicht zu entdecken sind, in den Himmel gehoben wird, will Deutschland nach deni Kriege bekanntlich durch den luftdichten Abschluß vom Weltverkehr wirtschaftlich mausetot machen. Vom Standpunkt der Entente entbehrt der in Paris ausgeheckte Plan nicht einer gewissen Kuriosität. Deutschland soll durch den Krieg wirtschaftlich vernichtet, es soll bis auf die letzte Kartoffelschale ausgehungert und dann nach dem Kriege wirtschaftlich noch einmal zur Strecke gebracht werden. Töter als tot kann man doch aber auch feinen bestgehaßten Feind und gesürchtetsten Konkurrenten nicht machen. Damit, daß sie Deutschland den doppelten Tod schwuren, bewiesen unsere Feinde deutlich, daß sie die Hoffnung auf Deutschlands Vernichtung während des Krieges trotz aller hochtrabenden Redensarten, mit denen sie ihren gesunkenen Mut dann und wann noch wiederaufzurichten versuchen, endgültig fahren ließen und verloren gaben. Wir fürchten aber erst recht nicht die papiernen Kanonen, die sie in Ermangelung wirksamerer Waffen gelegentlich der Pariser Wirtschaftskonferenz gegen uns aufsuhren. Den Buckel können sie uns herunierrutfchen, wie sie gebacken sind, die Franzosen und Engländer, die Ruffen und Italiener und die hochstehenden Kulturvölker Serbiens und Montenegros. Wir brauchen sie nicht, aber sie brauchen uns. Und in der Not frißt der Teufel Fliegen, und die Ententevüiker schlucken ihre Unterschrift von dem wirtschaftlichen Not- und Tod vertrag hinweg und beginnen mit uns den Handelsverkehr, ohne den sie nicht existieren können; das ist so gewiß, wie der endgültige Steg unserer Waffen über alle unsere Feinde. Was mir wirtschaftlich in diesem Kriege gelernt und gewonnen haben, ist einfach erstaunlich. Wir Deutschen, die wir uns in der Bevormundung und Nachahmung alles Fremdländische Jahrzehntelang gefielen und eine Ware oder Mode nur dann für gut und schön hielten, wenn sie aus dem Ausland kam, wir haben uns endlich auf uns selbst besonnen und uns auf eigene Füße gestellt. Wir haben neue, bisher verschlossene Quellen deutschen Könnens ent deckt und uns ein Wunderland verborgener Schätze er öffnet. Der Krieg hat ein ganz neues Geschlecht erzogen, das stärker und anspruchsloser, erfinderischer und leistungs fähiger ist, als es das vor dem Kriege war, das der Ver weichlichung, der Genußsucht und der Überschätzung von Äußerlichkeiten zu verfallen drohte. Wie einst Preußens großer Lehrmeister, König Friedrich der Erste, allen aus ländischen Tand verwarf, die Kräfte des Vaterlandes an spannte und damit die Grundlage schuf, auf denen der große König den preußischen Staat aufbauen konnte, so hat der gegenwärtige Krieg unser ganzes deutsches Volk in Zucht und Lehre genommen und in ihm die schlummernden Kräfte ge weckt, die es zum Ausbau einer schönen und reicheren Zukunft befähigen. Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die Grundlage jeder Persönlichkeit und jedes Gemeinwesens, werden nach dem Kriege noch in höherem Maße Deutschlands Eigentum sein als vordem. Wir werden es noch weniger als früher nötig haben, den andern nachzulaufen, die andern werden viel mehr uns kommen müssen. Deutschland verfügt, wie wir erst jetzt recht erkennen gelernt haben, über ungeahnte Schätze und Kräfte, deren volle Ausnützung und Verwertung die reichsten Zukunftsmöglichkeiten erMren. Und der Himmel ist ihn gnädig und segnet das Werk seiner Hände. Die Heuernte hat einen so reichen Ertrag geliefert, daß wir in Ler hochwichtigen Futtermittelfrage vom Auslande völlig un abhängig geworden sind. Das ist ein außerordentlicher Gewinn, der für die Lebensmittelversorgung unseres Volkes von denkbar höchster Bedeutung ist. Den Wert der Land wirtschaft hat ein großer Teil unseres Volkes erst während dieses Krieges recht würdigen gelernt und erfahren, daß in der Scholle die Quellen unserer Volkskraft ruhen. Auch unserer Industrie winkt eine neue Blütezeit. Und unser Handel wird nicht lahmliegen. Deutschlands Industrie- erzeugnisse sind der Welt längst unentbehrlich geworden und die Negierungen der feindlichen Staaten, die jetzt in Pacis den Boykott dieser Erzeugnisse beschlossen, werden schnell inne werden, daß ihre Völker sich um die papierenen Wische der hohen Konferenz den Kuckuck scheren, sondern da kaufen, Stolr anü lüebs. Erzählung von Eugen Hermann. 1. 1 „O, diese Wärme hier in dem Zimmer, eine förmliche Glut/ stöhnte Baron Arthur von Dörrcnberg, sprang von seinem Sitz auf und schritt einige Male erregt im Zimmer Auf und ab. «Ja, es ist sehr warm," lächelte sein Schwager, ihm einen lauernden, schadensrvhen Blick zuwersend. „Du bist unausstehlich!" zürnte der Baron und legte die Hand an die heiße Stirne. „Ich brenne." „Und Deine Zigarren kohlen," lächelte der Andere wie vorhin. , „Du bist ein Narr." „Nicht der einzige." „Wilhelm, kann man denn heute mit Dir kein ver nünftiges Wort sprechen?" fuhr der Baron heftig auf. „Unterlasse doch die nichtssagenden Späße und höre mich an," setzte er mit weicher bittender Stimme hinzu. „Du nennst es einen nichtssagenden Spaß," entgeg nete Wilhelm von Achenbach, „wenn ich mit Randglossen Deine Deklamationen verziere? Denn etwas Anderes sind sie ja doch nicht I" „Lieber Schwager, ich bin unglücklich." „Das sagt mancher Ehemann, der vor der Hochzeit geschworen hat, daß er ohne die Dame seines Herzens nicht leben könne; Konsequenz ist keine allzuhäusige Tu gend." „Wüßtest Du nur, wie kalt, wie fürchterlich kalt sie mich behandeltI" „Bei Deiner Vorliebe für Wärme doppelt empfindlich, aber bedenke, wenn meine Schwester ebenso heißblütig wäre?" - Ler Baron sah zunächst den Spötter an wie das ver- wv sie gut und bMg beüienr werden. Deutschland genießt aber den Vorzug, vielerlei Waren Herstellen zu können, die ihm das Ausland abnehmen muß, da es sie nicht nach machen kann. Was aber die überseeischen Produkte anbe langt, so werden wir sie künftighin möglichst ausschließlich aus unsern Kolonien beziehen, die durch den Friedensschluß bis auf die letzte wieder in unsern Besitz zurückfallen werden. Preußisches Abgeordnetenhaus. 37. Sitzung vom 24. Juni. 11 Uhr 45 Min. Auf der T.-O. steht der Gesetzentwurf über die Steuerzuschläge. Das Abgeordnetenhaus hatte beschlossen, die Steuerzuschläge nur für das eine Anschlags ahr 19l6 gelten zu lassen. Das Herrenhaus hatte aber die llegiecungsoorlage wiederhergestellt und den Beschluß ge- aßi, daß die Steuervorlagen während der ganzen Kriegs lauer Geltung haben sollen. Die Vorlage ist daher an das Abgeordnetenhaus zurückgekommen. Eme Vereinba rung der bürgerlick'en Parteien setzt fest, daß die Steuerzuschläge zunächst nicht über das Etatjahr 1617 hinaus in Kraft bleiben sollen. Wenn am 1. April 1618 der Krieg fortdauern sollte, so verlängert sich die Gültigkeit um ein Jahr. Finanzminister Lentze: Gegen die Bewilligung der Zuschläge auf nur ein Jahr mußte die Regierung die schwerste Bedenken haben. Die Regierungsvorlage muß möglichst wieder hergestellt werden. Die Staatsfinanzen müssen gesund bleiben. Dazu will und muh auch daS Ab geordnetenhaus selbst unter Opfern beitragen. Deshalb bitte ich um eine Verständigung zwischen den beiden Häusern. Die vorgeleqten Anträge wären eine geeignete Grundlage. Der Staatshaushalt für 1615 hat mit 196 Millionen Fehl betrag abgeschlossen. Auch in den folgenden Jahren werden wir mit großen Fehlbeträgen zu rechnen haben. So er fordern die Zuschüsse zu den Wohlfahrtseinrichtungen der Gemeinden erhebliche Summen. Der Staat kann jetzt nur kurzfristigen und daher teuren Kredit in Anspruch nehmen. Abg. Ströbel (Soz.): Das Abgeordnetenhaus weicht vor dem Machtgebot des Herrenhauses zurück, weil die Konservativen andern Sinns geworden sind. Die ganze Haltung in den Steuerfragen hat das Ziel, die Besitzenden vor starker Belastung zu schützen und eine einheitliche Reichs- finanzumgestaltnng zu verhindern. Konservative Treibereien und Vorstöße werden schon noch auf den Widerstand des Proletariats stoßen. Der Krieg muß bald eine Ende haben. Abg. Frhr. v. Zedlitz (Freik.): Ich lege Verwahrung gegen den Versuch ein, den Besitzenden vaterländischen Opfermut abzusprechen. Wir werden den Krieg siegreich durchführen und die Grundlagen unseres Volkstums erhalten. Wir wollen auch dem Staat geben, was seiner ist. Unsere Bedenken stellen wir aus vaterländischem Pflichtgefühl zurück. Die Aussprache schließt. Der bürgerliche Ver« ständigungsantrag wird gegen die Stimmen der Sozial demokraten angenommen. Der Präsident teilt mit, daß das Herrenhaus sich am Dienstag, 1 Uhr mit der Vor lage beschäftigen wird. Abg. Hoffmann (Soz.) beantragt, am Dienstag eine Sitzung über Ernährung-fragcn abzuhalten. Abg. Winckler fKvnsh: Die Ernährungssragen sind ernst und eingehend er örtert morden. Abg. Pachnicke (F. Vg.): Der Worte sind genug gewechselt, wir wollen vom Kriegsernährungsamt Taten sehen. (Beifall). Abg. Friedberg (Nil.): Reden schaffen keine Abh'lfe. Manche Reden mit ihren Über treibungen schaden uns, weil sie die Feinde ermutigen. Die Anregung war agitatorisch. Abg. Herold (Ztr.): Der parlamentarische Beirat prüft die Durchführung dec Re- aierungsmaßnahmen. Abg. Frh. v. Zedlitz (Freik.): Das Ausland zieht aus solchen Reden den Schluß, wir selen im Hungerkrieg am Erliegen. Der Antrag Hoffmann wird abgelehnt. Das Haus erteilt dem Präsidenten die Er- mächtigung, die nächste Sitzung anzuberaumen. Amerikanisch-mexikanischer Krieg. Präsident Carranza hat die Mobilmachung in ganz Mexiko angeordnet. Das Kriegsministerium in Washington ordnete an, daß die ersten 8000 Mann Miliz truppen, die in den mittleren und westlnben Staaten mobili siert wurden, sofort nach der mexikanischen Grenze geMSr werden. Es wird also ernst, und Vie nordamerikanische Union muß sich auf blutige Kämpfe gefaßt machen, da die Stim mung der Mexikaner gegen sie äußerst erbittert ist. Ame rika will n u r einen Verteidigungskrieg führen. Staatssekretär Lansing hat an die 'diplomatischen Vertreter der süd- und zentraiamerikanischen Staaten ein Rundschreiben bezüglich der Vereinigten Staaten und Mexiko erlassen, in welchem er ankündigt, daß, falls Feindseligkeiten eintreten sollten, der Zweck der Vereinigten Staaten der sei, sich gegen eine weitere Invasion zu schützen, nicht aber sich in Lie mexikanischen Angelegenheiten zu mischen. Die Deutsch-Amerikaner voran. Die Auch-Ameri- keiner oder die Bindestrich-Amerikaner, wie Präsident Wilson sie verächtlich nennt, indem er ihnen vorwirft, daß sie die Interessen des eigenen Landes verrieten, werden die Grund losigkeit dieser Unterstellung mit der Tat beweisen. Sollte Amerika angegriffen und gezwungen werden, sich zu ver teidigen, so werden in diesem Kumpfe die Deutsch-Amerikaner an der Spitze stehen. Ein aus deutschen Bewohnern von St. Louis gebildetes Regiment wird sofort für den Dienst an der mexikanischen Grenze aufgeboten werden. Die Deut schen wollen damit den Eindruck widerlegen, als seien sie nicht bereit, den Vereinigten Staaten zu helfen, sobald ein Aufruf zum Militärdienst ergeht. Der Vorsitzende des deutsch, amerikanischen Nationalveroandes Dr. Hexamer verlangt wegen der Beschuldigung, der Verband habe sich in eine ungesetzliche Verschwörung eingelassen, in einer öffentlichen Erklärung eine sofortige gründliche Untersuchung durch den Kongreß. Im Kriege gegen Mexiko, im Kampf um die Sicherheit Amerikas wird Wilson seine „Süpers" noch schätzen lernen. Amerika hofft noch immer aus eine Verhütung deS Krieges, zumal wenn die europäischen Regierungen einen Druck auf Mexiko ausübten. Und das geschieht von den Vertretern der Ententeregterungcn nach Möglichkeit. Die Geschäftsträger der Alliierten bemühen sich um die Er haltung des Friedens schon aus Furcht, daß die Mexikaner ihnen durch Anzünden der Ölquellen großen Schaden zu fügen würden. In Amerika schreitet die Mobilmachung fieberhaft vorwärts, überall sieht man Khakiunisormen, von allen Seiten werden Kriegstrauungen gemeldet. Der Balkankneg. Die Vorpostengefechte an der mazedonischen Grenze nehmen an Heftigkeit zu. Besonders ist das zwischen Gew- ghelt und Monastir der Fall. Die Stellungen des Entente- heereS am Vardar werden durch deutsche und bulgarische Flieger mit steigender Heftigkeit angegriffen. Zshlreiche Truppenbewegungen auf deutsch-bulgarischer Seite wurden der Leitung Les Ententeheeres gemeldet. Die Franzosen wollen ihre Front verschieben. Nach Sofioter Meldungen aus Athen treffen die französischen Truppen Vorbereitungen ihre Front gegen Kukus vorzu- bringen. Von Saloniki werden schwere Kanonen zu den einzelnen Stellungen der Front gebracht. Jmmelmanns letzter Flug. Jmmelmanns letzter Flug, über den letzten Flug unseres unvergeßlichen Jmmelmanns liegen nunmehr auch Berichte von Augenzeugen vor. An einem Sonntag, spät abends, ist Jmmelmann mit seinem Fokker noch einmal auf- gestiegen, um sich mit den feindlichen Fliegern zu messen. Drei englische und französische Flugzeuge überfliegen die deutschen Stellungen. Da nahen auch schon zwei flinke Fokker, und der eine ist Jmmelmanns Fahrzeug. Lange tobt der Kampf in den Lüften. Endlich gelingt es einem Fokker, ein feindliches Flugzeug aus dem Geschwader ab zudrängen, und mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit um kreist der flinke Deutsche den plumpen Doppeldecker des Geg ners. Ein wahnsinniges Geknatter von Maschinengewehren zerreißt die Luft, da schwankt plötzlich das große Flugzeug hin und her, gehl tiefer und tiefer, und ein Hurra der Menge, die unten den Kampf beobachtete, verrät den Sieg des deutschen Flugzeuges. Aber während noch die Augen der Schauenden vor Stolz über den Sieg des ihren leuchten, bat dem Sieger eine höhere Gewalt seinem Flug ein Ziel mundete Tier den Jäger, ehe dieser ihm den Todesstoß gibt, dann seufzte er tief auf und drehte ihm den Rücken wie verächtlich zu. Lin triumphierendes spöttisches Lächeln flog über die Züge Wilhelms von Achenbach. In diesem Augenblick trat ein Diener ein und unter brach die Unterhaltung der beiden Schwäger. „Die Frau Baronin läßt die Herren zum Tee bitten," meldete dieser. Herr von Achenbach erhob sich. „Nun?" fragte er, als der Baron zögerte, der Ein ladung des Dieners zu folgen. „O Gott," seufzte dieser, als koste es ihm förmlich einen Kampf. „Soll ich meiner Schwester bestellen, wie schwer es Dir fällt, zum Tee zu folgen?" Der Baron gab keine Antwort und beide Herren schritten durch die Jimmerreihe in das Teezimmer der Baronin von Dörrcnberg. Baron Arthur war ein junger Mann im Anfänge der dreißiger Jahre. Er erschien auf den ersten Blick als das, was er in seiner Jugend, wie manche seines Standes auch gewesen war, ein eleganter und verwöhnter Stutzer, ein eleganter Lebemann und nur das tiefdunkle Auge verriet durch seinen schwärmerisch melancholischen Glanz und, wenn er sich in angeregter Stimmung befand, durch sein Feuer ein edleres und tieferes Gemüt, als man es ihm wohl sonst zutraute. Baron von Dörrenberg war stets ein bevorzugter, ein geradezu verhäftchelter Liebling der Damen gewesen, was in früheren Jahren auch seiner Eitelkeit schmeichelte und er war schon auf dem Standpunkt angelangt, sich für unwiderstehlich und eine oberflächliche Liebschaft für den besten Zeitvertreib zu halten, als auch in seinem Leben eine ungeahnte und unerwartete Wandlung eintreten sollte, eine Wandlung, welche leine bisherige Misum über den Wert der Frauen gerade»« über den Hausen werfen sollte — eine junge Dame wurde von seiner Person nicht schon bei der ersten Begegnung bezaubert, sondern blieb seinen Galanterien gegenüber zunächst gleichgültig. Von dieser Stunde an fing der Baron an, Frauen- tugend zu achten und an seiner Unwiderstehlichkeit zu zweifeln. Er erkannte, daß er diese Dame nicht unter die große Zahl der Modeschönheiten in der Residenz rechnen konnte, die sür hohle Galanterien nur zu leicht empfäng lich waren. Fräulein von Achenbach, so hieß die Dame, war wenig bemittelt, wie er auf Erkundigungen bald er fuhr und so hielt er ihr Verhalten, ihm, dem reichen Manne gegenüber anfangs doch nur für Sprödigkeit. Erst als sie seinen ersten ernsthaften Antrag zuriickwits, kam er zu der anderen Ansicht. Während Baron Arthur von Dörrenverg, der reiche, unabhängige Mann, seine Eltern waren schon gestorben, die Liebe bisher sozusagen nur dem Namen nach kannte, sah er sich nach seiner Bekanntschaft mit Regina von Achenbach gar bald in ihren Fesseln verstrickt. Die Glut einer wirklichen Leidenschaft erfaßte sein Herz und ver änderte sein Wesen von Grund auf. Nachdem ec sich so vollständig im Banne der Liebe gefesselt fühlte, da sand auch kein anderer Gedanke mehr Raum in feinem Herzen, als die stolze, schöne R'gina von Achenbach zu besitzen. Mit einer Beharrlichkeit, di« ihm sonst gar nicht eigen gewesen war, setzte er seine Werbung fort und da er sich jetzt so gab, mir er in sei nem ureigensten Wesen war, — die Maske siel und der wahre Mensch an ihm zu erkennen war — da schmolz endlich auch das Eis um das Herz der stolzen Regina von Achenbach und einige Monate nach ihrer ersten Be kanntschaft wurde die dem Baron nahestehende Gesellschaft in der kleinen thüringschen Resivenzslad: von der Ver lobung des Barons Arthur von Dörrenbrrg mit Regina von MWbSkb überrascht.
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