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Rabenauer Anzeiger : 02.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191605024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-02
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
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Line Freude unserer Feinde. Zweierlei Matz. Das Zünglein an der Wage- Einmütiges Vertrauen. Durch den Jubel, mit dem sie die Wilsonsche Drohnote an Deutschland aufnahmen, verrieten unsere Feinde die un geheure Bedrängnis, in der sie sich ausnahmslos befinden. Sie stehen vor dem Zusammenbruch und können sich aus eigener Kraft nicht mehr helfen. Da soll ihnen nun Amerika Hilfe bringen. Die amerikanische Union aber kann mit Gretchen im „Faust" svrechen: „Ich habe schon soviel für Dich getan, — daß mir zu tun fast nichts mehr übrig bleibt." Amerika hat, so lange der Krieg währt, alles Unrecht unserer Feinde beschönigt und auch dann geduldig ertragen, wenn dadurch die Interessen der Neutralen, vorab die der Ver einigten Staaten, geschädigt wurden. Und es hat sich mit dieser Rolle der Passivität nicht begnügt, sondern die Entente auch aktiv unterstützt, indem es ihr Waffen und Munition in unermeßlichen Mengen lieferte. Als der deutsche Kaiser gleich in den ersten Kriegswochen, als von einem U-Boot- krteg noch keine Rede war, dem Präsidenten der Union Kenntnis von den belglischen Greueln gab, da erwiderte Herr Wilson auf diesen Gewiffensschrei mit verletzender Kühle, daß erst festgestellt werden müsse, von wem die Greuel aus gingen. Und so ist es weiter gegangen bis auf den heutigen Tag. Alle englischen Maßnahmen zur Aushungerung der friedlichen deutschen Zivilbevölkerung wurden von Herrn Wilson stillschweigend gebilligt. Herr Wilson konnte sogar darin nichts Unrechtes finden, daß England die Ausfuhr amerikanischer Kindermilch nach Deutschland verhinderte; jede deutsche Maßnahme gegen die wahrhaft teuflische Krieg führung Englands wurde dagegen als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und gegen die Menschheit gebrandmarkt. Das Eingeständnis der Schwäche, das unsere Feinde mit ihrem Jubel über den Schritt des Präsidenten Wilson ablegten, ist geeignet, das Selbstgefühl der Amerikaner M steigern und in ihnen den Glauben zu nähren, daß sie 'm den großen Weltentscheidungen das Zünglein an der Wage darstellen. Freilich bleibt es noch abzuwarten, wie weit Herr Wilson sich die Ententestaaten wird verpflichten können. In der nordamerikanischen Union macht sich eine zunehmende Bewegung weitester Volkskreise gegen die auswärtige Politik des Präsidenten bemerkbar. Der Präsident der Union besitzt in der Führung der auswärtigen Angelegenheiten uneinge schränkte Machtvollkommenheit; bis auf Kriegserklärungen, zu denen er der Zustimmung des Kongresses bedarf, kann er alle Entscheidungen nach seinem freien Ermessen treffen. Daher trifft ihn persönlich auch die Kritik der öffentlichen Meinung des Landes. Und da sind es weiter und, wie inan hinzufügen kann, die besten Kreise der amerikanischen Be völkerung, die mit der schwächlichen Politik des Präsidenten gegen Mexiko ebensowenig einverstanden sind, wie mit den auf einseitige Kampfstimmung ein gestellten Maßnahmen des Herrn Wilson gegen Deutschland. Japans soeben erfolgter Einspruch gegen das amerikanische Einwanderungsgesetz, das asiatische Einwanderer ausschließt, steigert die Schwierigkeiten der Lage. Es fehlt nicht an Stimmen im amerikanischen Blätterwalde, denen zufolge Wilson wegen seiner persönlichen Interessen bei der nächsten Präsidentenwahl das Land in einen Krieg stürzen will. Herr Wilson, dem nachgesagt worden ist, er Handls mehr als englischer Minister denn als Präsident der Vereinigten Staaten, ist daher doch bei weitem nicht so frei und so mächtig, wie es Engländer und Franzosen wünschten. Die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten kann in zwölfter Stunde noch dazu führen, daß dem Präsidenten ein dicker Strich durch seine Rechnung gemacht wird. Während so jenseits des Atlantik Voreingenommenheit und Kriegslast auf der einen und Widerspruch dagegen ach der andern Seite herrschen, ist das deutsche Volk im Bewußt sein seiner gerechten Sache von einer erhebenden Einmütig keit erfüllt. Diese Einmütigkeit gipfelt in dein felsenfesten Vertrauen zu den politischen und militärischen Führern, daß das dem vaterländischen Interesse Heilsame gewählt und zur Ausführung gebracht werden wird. So wenig unser Volk den Ernst der Lage und die folgenschwere Bedeutung einer kriegerischen Verwickelung mit Amerika verkennt, so fest und einmütig ist es andererseits entschlossen, seine Ehre von niemandem antasten und sein gutes Recht sich von keiner Macht der Erde verschränken zu lassen. Was unter dieser Voraussetzung zur Verhütung eines Konfliktes geschehen kann, dazu ist es ohne kleinttche Rechthaberei bereit. Mit dem Kaiser beraten unsere politischen upd militärischen Führer in unermüdlicher Hingabe an den heiligen Dienst des Vater landes. Welcher Art die schließliche Entscheidung auch sein mag, sie wird ein starkes und aufrechtes Geschlecht vorfinden, ein Geschlecht, das würdig ist der großen Gegenwart und 'einer noch reicheren Zukunft. Deutschland und Amerika. Wie geteilt auch die Meinungen über die Tragweite, unmittelbare und mittelbare Wirkungen eines Bruches mit den Vereinigten Staaten sein mögen, so leichtherzig ist kein denkfähiger Deutscher, einen solchen Bruch als wünschens wert oder auch nur als gleichgültig zu betrachten. Es fragt sich nur, ob es aus der durch die Note geschaffenen Lage noch einen für Deutschland gangbaren Weh gibt ohne Ein buße von Ehre und ohne Verzicht auf eine seiner letzten Waffen. Diese Frage rundweg bejahen, schließt keine ge ringere Verantwortung ein, als sie vermeinen. Ihre Be antwortung erheischt gleichermaßen empfindliches Gefühl für nationale Würde wie kühlen, durch Temperainentswallungen unbeirrbaren Tatsachensinn. Beide darf man den Männern zutrauen, die die Entscheidung zu treffen naben. Die Vor frage ist, ob auf amerikanischer Seite überhaupt noch der gute Wille zu einer Verständigung mit Deutschland vor handen ist, oder ob man im Weißen Hause entschlossen ist, unter allen Umstanden zum Bruche init Deutschland zu treiben. Nach dem Wortlaut der Note ist man inWashing- ' ton bereit, Verstündigungsvorschläge Deutschlands entgegen zunehmen. Das sagt auch ein Newporter Blatt, indem es aus Washington berichtet: Präsident Wilson fordert nicht nur sofortige Versicherungen, sondern auch sofortige Taten von Deutschland. Tatsächlich könnte Deutschland die Gewähr dafür geben, daß Fracht- und Passagierschiffe, die keinen i Widerstand leisten, genügend gewarnt werden, und daß den Fahrgästen und der Bemannung Gelegenheit zur Rettung ' gegeben wird, und damit in der Sache das amerikanische Verlangen erfüllen. Wahrscheinlich wünscht Amerika die Versicherung, daß die Bemannungen nicht gezwungen wer den. in offene Boote zu steigen, außer bei rubiaem Wetter und in der Nähe der Küste, wie cs von Deutschland in dein Brieswechsel über die Behandlung von Schiffen, die sich im amerikanischen Besitz befinden, versprochen worden ist. Das Versprechen Deutschlands, von dem hier die Rede ist, war in einer deutschen Note vom Januar 1916 enthalten, die sich mit den infolge der Versenkung des amerikanischen Handelsschiffs „William P. Frye" durch unsern „Prinz Eitel Friedrich" entstandenen Streitfragen beschäftigte; Deutschland versprach, Hinfort den Nichtkämpfern Gelegen heit zu geben, sich t n S i ch e rh e i t zu bringen, ehe das erbeutete Schiff versenkt würde; außer wenn Wetter und See sowie die Nähe der Küste Gewähr böten, daß die Bqote den nächsten Hafen erreichen, werde den an Borden be findlichen Personen nicht befohlen werden, in die Boote zu gehen. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß es sich bei diesen Zusicherungen um unbewaffnete Handelsschiffe handelte. Immerhin scheint der Hinweis des amerikanischen Blattes auf den Punkt hinzudeuten, an dem nach amerikanischer Auffassung die Möglichkeit einer Verständigung sich eröffnet. Trifft das zu, dann müßte laut „Voss. Ztg." auf deutscher Seite erwogen werden, ob die anläßlich des Falles „William P. Frye" in engeren Grenzen gemachte Zusage in dem an scheinend gewünschten weiteren Geltungsumfange erneuert werden kann, ohne unsere Tauchboot-Waffee zu entwerten. Ein O p f e r a n Ehr e würde ein solches Zugeständnis nich t b e d e u t en, wie ja auch die Zusicherung in unserer Jvnuar-Note von niemanden so gedeutet werden konnte. Der hier angedeutete Weg zur Verständigung wird auf feine Gangbarkeit geprüft. Die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung. Da die amerikanische Note bei aller Unzweideutigkeit ihres Tones doch inhaltlich durchaus nicht in allen Punkten klar tsh weder was den behaupteten Tatbestand im Falle der „Sussex", noch was die daran geknüpften Forderungen an geht, so wird man annehmen können, daß diese Dinge jeden falls erst völlig geklärt werden, ehe es — unter Umständen — zum Bruche kommt, d. h. also, daß die bevorstehende deutsche Antwort noch nicht die letzte sein dürfte, die mit Worten erteilt wird. Sicherlich hat kein Mensch in Deutsch land ein Interesse daran, die Angelegenheit etwa zu ver schleppen, denn falls Amerika den Krieg unter allen Um ständen will, haben wir gar keine Veranlassung, Zeit ge winnen zu wollen, ini Gegenteil, wir müssen uns hüten, Zeit zu verlieren. Vorläufig aber bleiben wie gesagt noch andere Möglichkeiten. Es ist also der Schluß nicht abzuweisen, daß die deutsche Antwortnote, mag sie nun bereits die letzte Entscheidung bringen oder nicht, in jedem Falle auf Zweifelsfragen ein gehen wird, die sich aus der amerikanischen Note von selbst ergeben. Gelingt es dabei, unsere Auffassung von dem Fall der „Sussex" von allen Zweifeln zu befreien, dann ist nicht anzunehmen, daß man in Berlin nicht eine abermalige amerikanische Antwort darauf abwarten sollte. Gelingt eS Mt, müßten wir zugeben, daß die amerikanische Darstellung^ des „Sussex"-Falles mehr Wahrscheinlichkeit für sich hat als die frühere deutsche, so bliebe freilich immer noch eine Fülle von Übertreibungen und unwahren Behauptungen über unsere Kriegführung und außerdem die ganz allgemein« Frage: „Was wollen die Amerikaner eigentlich?" Daß sie mehr wollen als Genugtuung für den „Sussex"-Fall ist klar. Also würde ein deutsches Zugeständnis, daß sie im Falle der „Sussex" recht hätten, die Krise noch nicht beilegen. Doch scheint es laut „Magdeb. Ztg." nicht ausgeschlossen, daß immerhin eine Lösung ohne Bruch und ohne Preisgabe unserer grundsätzlichen Stellung zum U-Bootkrieg noch mög lich ist. Die andere Möglichkeit schreckt uns nicht, wenn wir sie auch nicht leichtfertig suchen wollen. Die folgenschwere Krise. Wir sind an einer der folgenschwersten Krisen des Weltkrieges angelangt. Der maßlose Jubel der feindlichen Presse sollte uns darüber keinen Zweifel lassen. Infolge mannigfacher Nebenumstände würde es. ein Fehler sein, den Bruch mit den Vereinigten Staaten ,auf die leichte Schulter nehmen zu wollen. Die beharrliche Weigerung der Regierung von Washington, einer so schwer zu handhabenden Waffe wie dem U-Boot kriege den ihm naturgemäß anhaftenden Prozent satz von Jrrtümmern und Fehlschlägen zubilligen zu wollen, entspricht sicherlich keinen freundschaft lichen Gefühlen. Noch weniger die Sprache, mit der uns diese Unfreundlichkeit versetzt wird. Das darf uns aber nicht allein beeinflussen, denn ein junges Staatswesen, das da glaubt, einem anderen älteren, das seit bald zwei Jahren gegen dreifache Übermacht um sein Leben kämpft, den Eselstritt versetzen zu können, entehrt sich selbst und wird sich sicherlich eines Tages seiner Handlungsweise schämen. Bei unserer Entscheidung dürfen uns nur unsere eigenen Interessen und der Wille zum Enderfolge leiten. Weder Arger über amerikanische Formlosigkeiten, noch die Überspannung von Begriffen wie Ehr- oder Nationalgefühl sollten dabei mitreden. Um zu finden, wo unsere wirklichen Interessen liegen/ haben wir uns, wie ein hochgestellter früherer Staatsmann dem „Tag" schreibt, vor allem klar zumachen, was in diesem Augenblick unseren Feinden die größte Enttäuschung bereiten würde. Und danach sollten wir, unter Wahrung unserer nationalen Würde und unseres allgemeinen Standpunktes in der U-Boot-Frage unsere Ent scheidung cinrichten. Geringe Friedensaussichten. Präsident Wilson ist Ankläger und Richter in einer Person und fordert, wie die „Tägl. Rundsch." schreibt, in einem schlecht weg un e rb r i n q hi ch e n Tone, daß Deutschland die amerikanischen Feststellungen als abgeschlossene, unwiderleg liche Wahrheit, seine eigenen Erhebungen als belanglose Irrtümer anerkennt. Wenn das amerikanische Volk das Vorgehen seines Präsidenten billigt, so begibt es sich des Grundsatzes der Gerechtigkeit, deni ein großes Volk nicht ins Gesicht schlagen kann, ohne an seiner Seele und seiner Zukunft Schaden zu leiden. Leider hat aber das amerikanische Volk bis jetzt nichts Ausreichendes getan, um dem englischen Agententum des Herrn Wilson Einhalt zu gebieten, und ob es dazu die Kraft und die Macht hat, ist mehr als fraglich. Der Kongreß jat die Adresse Wilsons wie seine neuliche Rede ohne Wider- pruch entgegengenommen, und die amerikanische Presse stellt ich hinter den Präsidenten. So sind die Aussichten für eine Verständigung ganz geringe. Wilson hat den letzten Schlag gegen Deutschland beschlossen und wird kaum gehindert werden können, ihn durchzuführen. Mit dieser gegebenen Tatsache müssen wir uns absindcn. Hätten wir das schon früher getan, so wäre der rücksichtslose U-Boot- Krieg seit sechs Wochen im vollen Gange; nun gibt uns die Einmischung Amerikas die volle Freiheit des Handelns Lurück. Sind wir dazu entschlossen, Io leben wir darin die rittzige Möglichkeit, daß England die Ge wissensbedenken Wilsons wieder besänf tigt und wir vielleicht uns doch noch verständigen können; denn England verspricht sich von dem Eingreifen Amerikas große Vorteile für seine Lage, befürchtet aber von dem nur nach militärischen Gesichtspunkten geleiteten U-Boot-Krieg noch größere Nachteile für seine inneren Verhältnisse. Der Stand der Beratungen. Der Reichskanzler hatte sich der amerikanischen Note wegen am ersten Ostertage zum Kaiser ins Große Haupt quartier begeben und war am zweiten Feiertage nach Betlin zurückgekehrt. Dort hatte er eine länger als einstündige Konferenz mit dem amerikanischen Botschafter Gerard, der sich danach nach Karlshorst begab und stundenlang dem dort abgehaltenen Rennen zuschaute. Die Berliner Be sprechungen waren im Laufe des Dienstag, bis wohin eine abermalige Konferenz mit dem Botschafter nicht mehr statt- aefunden Hatte, noch nicht abgeschlossen, so daß der Reichs kanzler auch die Rückreise ins Hauptquartier noch nicht an treten konnte. In den unterrichteten Berliner Kreisen wurde laut „Voss. Ztg." an der Hoffnung festgehalten, daß sich die Möglichkeit einer Verständigun g mit Amerika unter voller Wah rung unserer Würde und ohne Entwertung der für unsern Abwehrkampf gegen die englischen Aushungerungspläne unentbehrlichen Tauchboot- wLsfe eröffnen werde. Westlicher Kriegsschauplatz. Abgeschlagene und verlustreiche feindliche Börstötze. Auf beiden Seiten war die Artillereie- und Fliegertättgkeit sehr lebhaft. Westlich der Maas kam es nachts nordöstlich von Avocourt zu Handgranatenkämpfen. Ein in mehreren Wellen gegen unsere Gräben östlich der Höhe „Toter Mann" vorgetragener Angriff scheiterte im Jnfanteriefeuer. An den beiden voraufgegangenen Tagen hatten sich die militärischen Operationen ähnlich gestaltet. Bei St. Eloi war ein englischer Handgranatenangrtff blutig abgeschlagen worden, bei Tracy-le-Val ist ein feindlicher Gasangriff miß lungen; die Gaswolke ist in die französische Stellung zurück geschlagen. Links der Maas waren südöstlich von Hau - court und westlich der Höhe „Toter Mann" feind liche Gräben genommen worden. Unsere Flieger belegten zahlreiche feind lich e U n t e r k u n f t s - und Etappenorte ausgiebig mit Bomben. Ein gegnerisches Flugzeug wurde durch Abwehrfeuer bei Tahure abgeschossen und zerstört, ein anderes östlich der Maas, das, sich überschlagend, ab stürzte. Östlich von Arras war vorher ein englischer Dovveldecker im Luftkamvf außer Gefecht gesetzt worden; die Insassen, Offiziere, wurden gefangen genommen. Die Verduner Schlacht, so sagt der Pariser Ver treter eines italienischen Blattes, beweist immer mehr, daß die Deutschen einen Überfluß an Geschützen haben. So könnten sie, der Methode Napoleons folgend, Fußtruppen sparen und die größten Anstrengungen der Ar tillerie zuteilen. Dagegen hätten die Franzosen nicht die genügende Anzahl Geschütze und seien d a« her gezwungen, sich in der Defensive zu halten. Wenn auch in den französischen Fabriken eifrigst gearbeitet werde, müßten ungeheure Anstrengungen gemacht werden, um den Feind auf dem Gebiete des Materials zu schlagen. Die schwere Artillerie der Deutschen sei durch ihre Anzahl und ihre Vollkommenheit furchtbar, und dabei habe die deutsche Produktion noch keineswegs ihren Höhepunkt erreicht. Nur wenn die Verbündeten imstande wären, in dem Wettkampfe der Geschütze als erste anzu kommen, sei ihnen der Sieg sicher. Oestllcher Kriegsschauplatz. Südöstlich von Garbunowka brach abermals ein russischer Angriff verlustreich zusammen, nachdem vorher bereits südlich des Naroczsees ein feind licher Angriff in etwa Bataillons stärke verlust reich an unserm Hindernis gescheitert war. Ein deut sches Flugzeuggeschwader griff mit beobachtetem guten Erfolge die Bahn- und Magazinanlagen von Molodeczno an. Die Lage der österreichischen Truppen an der unteren Strypa ist sehr günstig. Unsere Verbündeten sind in vorzüglichen Stellungen, die die Russen wiederholt vergebens zu stürmen versuchten, verschanzt. Vor einigen Tagen griffen die Russen mit Übermacht nachts die vordere Stellung bei Trybuchowce an, die geräumt werden mußte. In derselben Nacht jedoch wurde sie durch Gegenangriff wieder erobert. Gegenwärtig ist die Ärtillerietatigkett müßig, die Flieger treten jedoch sehr kühn auf. Die Russen benutz ten Riesenflugzeuge mit vier bis fünf Insassen und zwei Maschinengewehren, aber ohne Erfolg. In den Lustkämpftn werden sie stets durch Flieger und Abwehrgeschütze zurück gewiesen. Rußlands keltische Lage. Angesichts derGefahr, von Deutschland zertrümmert zu werden, hofft man in Rnßland nach Petersburger Meldungen schweize rischer Blätter einzig noch auf die Hilfe Englands. Die allgemeine Kriegslage aus der russisch-deutsch-österreichischeu Front wird in den zuständigen Kreisen der hohen Genera lität und der eingeweihten Politiker folgendermaßen be urteilt: Soldaten habe man jetzt genug. Die Herstelluung von Geschossen sei bis auf 80 000 täglich gestiegen, Mit Flinten seien schon fast alle versorgt worden. Aber auch für den Fall eines militärischen Erfolges hält man die Offensive von wirklich großer Tragweite für unmöglich. Wegen der Zerrüttung des Transportwesens und des Man gels an Straßen mußten sogar Maschinengewehre, die aus dem Auslande nach Archangelsk gekommen sind, dort liegen bleiben. An der neuen Eisenbahn nach der Küste des nörd lichen Eismeeres fehlen noch zirka 5000 Kilonieter. Dem Minister Trepow, der zur Besichtigung der Linie eintraf, wurden zwar Potemkinsche Dörfer gezeigt, doch wurde er nur bis zum Dorf Sorozkoje am Weißen Meer und nicht zur Sorozkjbucht am Eismeer gebracht. Wegen der Zer rüttung des Verkehrs mußte auch die Armee in großen Massen weit hinter der Front disloziert werden, da die Verkehrsmittel zur Versorgung der gesamten Armee an der Front selbst nickt ousreicken. Freilich siyd tchon die nötigen
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