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Rabenauer Anzeiger : 23.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191605238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160523
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-23
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 23.05.1916
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Auf eine Brotkarte entfällt eine Menge bis zu 1 Pfund frischen Fleisches oder Fettes. Mehr darf auf eine Brotkarte nicht abgegeben und entnomnien werden. Bei einem Ein kauf bis zu einem halben Pfund frischen Fleisches oder Fettes muß der Verkäufer das Mittelstück der Brotkarte ein mal, Lei einem Einkauf von über einem halben bis einem Pfund zweimal durchlochen. -Die weitere Verwendung einer zweimal durchlochten Brotkarte zum Fleisch- oder Fettbezua ist untersagt. Ein nichtswürdiges Ansinnen Englands an Spanien. Nach Meldungen aus Sevilla richtete England unlängst eine Gehet mnote an Spanien, in der es die Regierung aufforderte, dieinspanischen Häfen Le» ft n blichen deutschen Schiffe zu beschlag nahmen und die Meerenge von Gibraltar abzusperren. Damit wollte England erreichen, daß der holländische und der dänische Handel gehemmt werden. England versprach als Gegenleistung, daß es, wenn Deutschland wegen der Beschlagnahme seiner Schiffe Spanien den Krieg erklären sollte, die spanische Küste verteidigen und nach dem Kriege Tanger an Spanien übergeben werde. Die spanische Regie rung hält die Note geheim; sie wird die englische Forderung zweifellos zurückweisen. Keine Beschlagnahme des Hausgeschlachteten. In ländlichen Kreisen Groß-Verlins ist das Gerücht ver breitet, daß die staatliche Beschlagnahme des eingeschlachte ten Fleisches unmittelbar bevorstehe. Dies Gerücht ist, wie der „Deutschen Tagesztg." von zuständiger C eite erklärt wird, vollkommen unbegründet. Eine derartige Maßnahme ist nicht in Aussicht genommen. Es lasse sich niemand davon abhalten, weiter Schweine zu mästen. Es liegt im vater ländischen Interesse, nicht nur wie bisher, sondern möglichst darüber hinaus Schweine zu mästen. Den Rücktritt des Staatssekretärs Delbrück hält die „Deutsche Tagesztg." trotz der halbamtlichen Ableugnung für bevorstehend. Ob Exzellenz Delbrück sein Abschiedsgesuch bereits eingereicht hat, stellt das Blatt dahin, betont aber, daß der Rücktritt lediglich aus Gesundheitsrücksichten erfolgt, und bezeichnet den Unterstaatssekretär für Elsaß-Lothringen, Grafen Roedern, als den wahrscheinlichen Nachfolger des Herrn Delbrück. Die Einigung über die Steuerfragen wird von den Neichsparteien mit Eifer angestrebt; erzielt ist sie noch nicht, jedoch versprechen die fortgesetzten Bemühungen Erfolg. Es wurde der Vorschlag gemacht, anstelle der nochmaligen Erhebung des Wehrbeitrages eine einmalige Reichsvermögens steuer mit niedrigen Sätzen zu fordern, die auch von den Vermögen erhoben werden soll, die während des Krieges keinen Zuwachs erfuhren. Wie die Einigung über die andern Steuern erfolgen soll, ist noch ganz ungewiß. Möglich ist, baß man schließlich auf die Tabakabgaben ganz verzichtet Uber die geplante „Lebensmltteldittatur" haben die bisherigen Verhandlungen noch keine Einigung herbei- aeführt. Es scheint laut „B. T." bisher nur festzustehen, daß der ganze Komplex der Ernährungsfragen vom Reichs amt des Innern abgesondert und in die Hand eines beson deren Reichsamts für Ernährungsfragen gelegt werden soll. Das neue Amt, an dessen Spitze nicht ein Staatssekretär, sondern ein Präsident treten soll, wird vermutlich dem Reichs kanzler unterstellt werden. Es wird die Beschlüsse des Bundesrats in allen Fragen der Ernährungsvolmk vorzu bereiten und neben diesen Beschlüssen auch alle die Maß nahmen auszuführen haben, zu denen der Bundesrat den Reichskanzler ermächtigt. Dem Präsidenten soll ein Beirat beigegeben werden, an dessen Beschlüsse er jedoch nicht ge bunden sein soll. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, wie die neue Reichs behörde in die Lage versetzt werden soll, ihre Maßnahmen selbständig auf dem Wege der direkten Anordnung an die Verwaltungsbehörden der Bundesstataen burchzusetzen. Dazu soll für die Dauer des Belagerungszustandes eine mili tärische Instanz dienen. Dem neuen Reichsamt soll in der Person eines kommandierenden Generals, vielleicht des Ober kommandierenden in den Marken, sozusagen ein Chef der Exekution beigeorbnet werden, der durch kaiserliche Ermäch- tigung bevollmächtigt sein soll, sämtlichen stellvertretenden Generalkommaudos in allen Fragen der Lebensmittelver sorgung bindende Weisungen zu erteilen. Die geregelte Kleiderversorgung durch die Bundes ratsverordnung überläßt die Abgabe von Web-, Wirk- und Llus der krlegszeit. Krieg und Frieden. Wenn unsere Gegner auch häufig in Ministerreden der Welt verkünden lassen, sie könnten den Weltkrig noch Jahre lang aushalten, so wird doch von ihnen oft genug erörtet, wie dies und senes im neuen Frieden sein könnte. Uns kann das kalt lassen; aus den Worten des deutschen Reichs kanzlers weiß jedermann, was wir am Frieden haben müssen. Friedensoerhandlungen haben seit 1870 in der alten und neuen Welt stattgefunden. Am 10. Mai 1871 unterzeichneten Bismarck und Jules Favre den deutsch-französischen Frieden in Frankfurt am Main; 1879 ordnete der imposante Berliner Friedenskongreß die Dinge im Orient; der bulgarisch serbische Krieg wurde 1835 in Bukarest wohl durch den kürzesten je abgeschlossenen Friedensoertrag beendet, der lautete: „Der Friede ist zwischen Bulgarien und Serbien wiederhergestellt.* Der spanisch-amerikanische Krieg wurde in Paris aufgehoben, der Burenkria fand in Prätoria in Südafrika seinen Abschluß, der Feldzug zwischen Rußland und Japan in Portsmouth in Nord-Amerika. In London fand 191g die Konferenz zur Beendigung der Balkanwirren statt, deren schließliche Regelung nach einem zweiten Feld züge in der rumänischen Hauptstadt Bukarest erfolgte. An dramatischen Szenen hat es bet der Unterzeichnung der Friedensverträge nicht gefehlt. In Frankfurt am Main warf der französische Bevollmächtigte Favre die zur Unter- M'fi r, Kielfeder zornig zu Boden. Das war eine Schaustellung, wie die Franzosen sie so lieben, die aber auf Bismarck gar keinen Eindruck machte. Für den historischen Akt hatte ein Engländer eine goldene Feder gestiftet, die gber nicht verwendet wurde und wohl auch nicht zur Stelle war. Die tatsächlich benützte Kielfeder hatte der Oberkellner des „Hotels zu den drei Schwanen", in dem der Fried» unterzeichnet wurde, besorgt und sie wieder zurück erhalten. Das hat allerdings nicht gehindert, daß die angebliche erste Friedensfeder später auf Schaustellungen mehrfach zu sehen kvar. Bei der Konferenz in Portsmouth hatten sich die Verhandlungen so zugespttzt, daß der Wtederausbruch der Strickwaren dem Verbraucher, insbesondere auch dell Minder bemittelten Kreisen. Der Hauptzweck der Verordnung ist ein Durchhalten mit den bisherigen Beständen. Eine Beschlagnahme von Kleiderstoffen ist nicht beabsichtigt, auch Kleiderkarten sollen nicht ausgegeben werden. Es soll lediglich eine unwirtschaftliche Vorversorgung, ins besondere durch übermäßige Inanspruchnahme der den Massenbedürfnissen dienenden Stoffe und Fertigerzeugnisse durch zahlungsfähige Kreise, verhindert werden, während der Luxuskonsum höherer Preislagen keinen Beschränkungen unterliegen wird. Die Form einer solchen Beschränkung steht noch nicht fest. Zu Greys Friedenszielen und den Bemühungen des englischen Ministers, die Schuld an dem Kriege Deutsch land aufzubürden, sagt ein Londoner Blatt ganz im Geiste Lügen-Greys: Wir haben es in Deutschland mit einer Macht zu tun, die den Krieg als eine Fortsetzung ihrer Politik be trachtet, ja, die den Krieg sozusagen zu einem Nationalbetrieb gemacht hat. Wir können und wir wollen auch nicht er warten, daß die Gewalt in der Welt abgeschafft wird, wir hoffen aber auf eine genügende Organisation dieser Gewalt, damit sie in den Dienst friedlicher Nationen gestellt werden kann, um diejenigen, die sich weigern, ihre Streitigkeiten einer gemeinsamen Tagung oder einem schiedsrichterlichen Spruch zu unterwerfen, hierzu zu zwingen. Noch keine Verständigung über Steuerfragen und Delbrücks Nachfolger. Die am Dienstag fortge setzten Besprechungen des Staatssekretärs Dr. Helfferich mit den einzelstaatlichen Finanzministern über die Streitpunkte, die sich zwischen Bundesrat und Reichstag in den schweben den Steuerfragen aufgetan haben, konnten bisher noch nicht abgeschlossen werden. Man erwartet frühestens für die Mittwoch-Sitzung des Hauptausschusses bzw. des Steuer ausschusses des Reichstages eine Erklärung des Schatzsekretärs über die endgültige Stellungnahme des Bundesrats, nament lich zur Frage der Neuerhebung des Wehrbeitrages sowie zu der Umgestaltung, welche die Kriegsgewinnsteuer im Hauptausschuß des Reichstages erfahren hat. Ein Weg, auf welchem die weit auseinandergehenden Wünsche und Forde rungen der Parteien mit dem grundsätzlichen Standpunkt der Reichsleitung in Einklang gebracht werden könnten, scheint laut „Tag" bis zur Stunde noch nicht gefunden zu sein. Auch in den schwebenden Personalfragen war bisher noch keine Entscheiduna herbeigeführt. Ms aller Welt. Große Überschwemmungen in Norwegen. Di« Schneeschmelze richtet längs der norwegischen Flußläufe schreckliche Verheerungen, namentlich am Mjöfee und Gloom an, der bei Kongsvinger nach Schweden durchzubrechen droht. Viele Brücken und Dämme wurden zerstört. Die Eisenbahnverbindung von Kristiania mit Schweden ist wegen Eisenbahndammbruchs unterbrochen. Passagiere, Lie nach Schweden wollten, mußten zurückkehren, da die Schneeschmelze noch andauert und es noch ungewiß ist, wann die Eisen bahnverbindung wieder hergestellt ist. Der Schaden für die Industrie, die Landwirtschaft und für die Gemeinden geht in die Millionen. Die norwegische Stadt Lillestroem, nahe bei Kristiania, bekannt wegen ihrer großen Holzsägewerke, ist durch eine infolge der Schneeschmelze eingetretene Sturm flut des Flusses Gloom gegenwärtig äußerst gefährdet, da der Gloom stündlich mehrere Fuß steigt. Verschiedene Stadt- quartiere stehen bereits unter Wasser. Die Bevölkerung flüchtet. . 24 000 Mark gestohlen. Der Inhaber eines Deli- kateß- und Kolonialwarengeschäftes in Leipzig hatte am letzten Donnerstag einen jungen Manu, der tags zuvor aus Nürnberg angekommen wur, als Markthelfer in Stellung und Wohnung genommen. Am nächsten Tage schon benutzte der neue Angestellte eine günstige Gelegenheit, um sich in den Besitz der in einem Pulte verwalstten Geldkassette seines Arbeitgebers zu setzen. Die Kassette enthielt 14 000 Mark Kriegsanleihe und 10 000 Mark in barem Gelds. Auf die Ergreifung des Flüchtigen ist eine Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt. Wegen Brandstiftung und Giftmordversuchs wurde vom Chemnitzer Schwurgericht die in Ringetal ge borene Dienitmagd Anna Martha Hoppe zu zwei Jahren drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Beklagte diente tn Ottendorf bei Mittweida bei dem Gutsbesitzer Hunger. An geblich wegen Heimwehs versuchte sie, ihren Dienstyerrn mit Kleesalz, düs sie dem Kaffee beimischte, zu töten. Als dies mißlang, zündete sie das Hungersche Wohnhaus an, das völlig niederbrannte. 9 Tage und 9 Nächte in einem Schacht ein gekerkert. Als ein Drechslermeister in Wegscheidt, Bayern, nachts in starker Dunkelheit nach Haufe ging, geriet er vom Wege ab und stürzte in einen ausgemauerten 8 Meter tiefen Schacht, aus dem er sich nicht herausarbeiten konnte, 9 Tage und 9 Nächte mußte der Arme darin verweilen, bis zufällig deik Hund "eines Vorübergehenden in den Schacht hinein bellte, wodurch der Eingekerkerte bereits halbtot entdeckt und gerettet wurde. Zu seinem Glück hatte er einen Laib Brot bei sich gehabt, der während der Zeit seine Nahrung bildete. Der Speck im Grabe. In Nixdorf bei Eger (Böhmen) fand der Friedhofgärtner beim Auflockern eines frischen Grabes ein eingegrabenes Paket, in welchem sich ein großes Stück frisch geräucherter Speck befand. Die vier russischen Kriegsgefangenen, die vor einigen Tagen zwischen Jakobshagen und Jakobsdorf auf ihrer Flucht aus einem Gefangenenlager den Stellmacher Joecks aus Jakobsdorf so schwer verletzten, daß er bald darauf starb, sind fest genommen worden. Sie hatten sich in zwei Gruppen geteilt und suchten nach Rußland zu gelangen. Zwei der Flüchtlinge wurden laut „B. T." bei Deutsch-Krone, die beiden anderen dicht an der russisch- polnischen Grenze ergriffen und sämtlich nach Stargard in das Gefängnis gebracht. Die beide« Berliner Fraueumördcrinnen Ullmann und Sonnenberg, die wegen Ermordung der Marta Franzke vom Schwurgericht des Landgerichts 1 zum Tode verurteilt wurden, haben gegen das Urteil Revision angemeldet. Beide ließen sich dem Gerichtsschreiber vorführen und erklärten zu Protokoll, daß sie von dem Rechtsmittel der Revision Ge brauch machen wollen. Aussicht auf Erfolg haben die beiden Mörderinnen kaum. Eine furchtbare Entdeckung machte der Schmiede meister Lull in Versin bei Bütow in Pommern. Beim Graben seines Ackers stieß er auf eine Kindesleiche, von der der Kopf abgetrennt war. Zu seinem Entsetzen erkannte der Vater in dem Toten seinen vor zwei Jahren spurlos ver schwundenen Knaben. Unter der Leiche fand man einen Spazierstock. Die Stolper Staatsanwaltschaft hat auf die Ermittelung des Täters eine Belohnung von 500 Mark ausgesetzt. Tooessturx eines Kindes. Aus dem Fenster des vierten Stocks eines Hauses in Neukölln bei Berlin stürzte der 1 Jahr und 2 Monate alte Sohn Fritz eines Schlossers. Die Eltern hatten das Kind einer ihnen befreundeten Frau mr Beaufsichtigung übergeben. Die 9 Jahre alte Tochter der Frau spielte mit dem Knaben und setzte ihn an ein offenes Fenster, damit er Lie Leute auf dem Hofe sehen konnte. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht und stürzte kopfüber aus dem vierten Stock in die Tiefe hinab. Auf dem Transport nach dem Krankenhause erlag das Kina feinen schweren Verletzungen. Dem Verlangen auf Einstellung der irischen Hinrichtungen trat Asquith mit dem Hinweis auf die schrecklichen, ohne Herausforderung begangenen und nicht zu entschuldigenden Missetaten entgegen, die durch die Auf ständischen an Milttärpersonen und Bürgern begangen wur den. Nicht weniger als 1815 Personen wurden verwundet, von diesen starben 804. Ferner erklärte Asquith, daß noch zwei Führer, die den aufrührerischen Aufruf mitunterzeich- net hätten, erschossen werden würden. Darüber hinaus würden keine Hinrichtungen stattfinden, die große Masse der Aufständischen würde milde behandelt werden. Der Premier minister teilte mit, daß er sofort nach Irland abreisen würde, um dort mit den Militär- und Zivilbehörden über eine Re- gelang der Verhältnisse zu beraten, mit Ler fortan all« Iren zufrieden sein könnten. Revolution in Portugal. Nach einer Budapester Meldung aus Madrid, zwischen Deutschland und Spanien Hestedt zurzeit kein direkter telegraphischer Verkehr, ist tn Lissabon ein Aufruhr ausgehrochen. Die militärischen Arse nale der Hauptstadt stehen tn FlamMN., Meuternde Truppen nehmen an der Bewegung teil. ,Feindseligkeiten bevorstehend erschien. Als der russische Be vollmächtigte Graf Witte in der Schlußsitzung das äußerste Entgegenkommen seiner Regierung erklärte und nun den Abbruch durch die Japaner erwartete, stimmte zur allge meinen Überraschung deren Führer zu, und der Friede war hergestellt. Fragwürdige Begleiter von Kriegen sind immer die Kriegs- und Friedensprophezeiungen gewesen. Sie sind be sonders stark während des Burenkrieges aufgetreten, der sich durch mehrere Jahre hinzog und in allen Kulturländern eine große Teilnahme erweckte. Auch jetzt im Weltkriege ist mehr wie genügend prophezeit worden, und, wie aus ge legentlichen Mitteilungen in Zeitungen neutraler Länder er sichtlich war, in Feindes Land wohl noch mehr wie bei unS. Die letzte Voraussage, die im Umlauf war, nahm auf Grund von „astronomischen Berechnungen" den Frieden noch für diesen Sommer in Aussicht, nachdem im Juli eine gewaltige Seeschlacht stattgefunden haben sollte, die die Engländer ver loren. Natürlich haben die neuesten Prophezeiungen als solche keinen größeren Wert wie die früheren, und auch der größte Friedensfreund kann darüber zur Tagesordnung übergehen. Interessant ist mancherlei, was auf dem Umwege über ! neutrale Länder aus den feindlichen Staaten zu uns ge langt. So heißt es aus London, daß die jungen Eng länderinnen, die in gewerblichen Berufen bei dem herrschen den Mangel an männlichen Arbeitskräften jetzt ebenfalls ein gut Stück Geld verdienen, ihre Haupteinnahme auf das Essen verwenden und dabei des Guten sogar zu viel tun. Kleidung Und Putz müssen zurücktreten, und das Wort von der schlanken Britin wird vernachlässigt. Die Pariserin schwelgt natürlich in der Mode, aber es scheint nicht, daß ihre Triumphe in diesem Kriegsjahr besonders hervorragende sind. Die Schneider-Phantasie hat auch unter dein Kanonendonner ge litten. Die Lebensmittelpreise haben allenthalben gezogen, außerdem sind die Italiener noch sehr empfindlich durch Witterungsunbilden berührt worden, über die Zeitungs- Leklamativnen von unbegrenzter Kriegsdauer werden nur zu viele Seufzer in der Bevölkerung laut. Die französischen Gefangenen, die in Deutschland in Flkerlei ArbettsMegenheiten beschäftigt werden. Laben neuer dings, wie mehrfach berichtet ist, besondere Delikatessen aus findig gemacht, und zwar in den in Frankreich sehr beliebten Weinbergsschnecken, die ja auch bei uns genug vorkommen, für die aber im deutschen Reiche die Nachfrage nicht be sonders groß ist. Unsere Gartenbesitzer werden nichts da gegen einzuwenden haben, wenn tue stanzösischen Kriegs gefangenen in ihren Anwesen auf die Schneckenjagd gehen. Sie verzehren dies Wildpret auf dem Rost gebraten. ttber die unmenschliche Behandlung deutscher Frauen und Kinder in Südafrika wird emer holländi schen ZeitungDaus Kapstadt berichtet. Zwölf deutsche Arzte aus Deutsch-Südwestafrika hatten die Erlaubnis erhalten, mit ihren Frauen und Kindern das Land zu verlassen. In Aus wurden plötzlich Männer und Frauen getrennt. Die Frauen muhten allein nach Kapstadt fahren, wo sie in Kaffernhütten ohne Tisch und Stuhl und ohne Betten unter gebracht wurden, Die Männer waren inzwischen auf einem Postdampfer nach London befördert. Der japanische Dampfer der die Frauen mitnehmen sollte, verweigerte ihre Aufnahme. Auch ein drei Tage später abfahrender holländischer Dampfer war überfüllt und konnte die Frauen nicht befördern. Noch immer warten sie, Lenen die Geldmittel inzwischen zur Neige gehen, auk eine Retsegelegenheit, weshalb man sich laut „Münch. N. N." an die afrikanische Regierung gewendet hat. Schreckensherrschaft in Irland. In Dublin wurden drei Personen ohne Kenntnis des militärischen Oberkomman dos erschossen. Die Antwort deS Premierministers Asquith auf eine Frage im Unterhaus« zeigte, daß in der irischen Hauptstadt der Journalist Skeffington tatsächlich standrecht lich erschossen wurde. Asquith erklärte, Skeffington sei ohne Vorwissen der militärischen Autoritäten getötet worden. Der Offizier, der die Hinrichtung befahl, sei am 6. Mai ver haftet worden und werde vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Der Abgeordnete Healy schlug vor, den Offizier der Zivilgewalt als gewöhnlichen Mörder zu überliefern, worauf Asquith dem Hause versicherte, daß alles getan wer ben würbe, was die Gerechtigkeit verlangt. ,
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