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Rabenauer Anzeiger : 23.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191605238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160523
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-23
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 23.05.1916
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England in Not. Dämmernde Erkenntnis. Die betrübten Lohgerber« In Deutschlands Hand. England spielt in diesem gewaltigen Vülkerrinaen unter den Ententestaaten die erste Geige. England hat die Bun desgenossen in seinen Dienst gezwungen und sie sich durch den Not- und Todoertrag für jede Kriegsdauer verpflichtet, die ihm beliebt. Wenn England sein Ziel erreicht oder die Erkenntnis gewonnen hat, daß eine Fortsetzung der Feind- stligkeiten zwecklos geworden ist, dann wird es sich in Petersburg und Paris, von Rom ganz zu schweigen, nicht erst lange nach den gehegten Sonderwünschen erkundigen, sondern einfach dekretieren, die Frtedensstunde hat geschlagen. Und die andern Ententestaaten werden sich, wenn auch widerwillig, fügen müssen. England aber scheint heute schon von der Aussichtslosigkeit eines noch zu erreichenden Entente- Erfolges überzeugt zu sein. Seine letzte Hoffnung scheint es auf Amerika gesetzt zu haben; als die nach der deutsch amerikanischen Verständigung in der U-Bootfrage zusammen brach, hat es augenscheinlich jede Hoffnung auf eine Erfolgs möglichkeit begraben. Das geht aus den bekannten Mit teilungen des englischen Ministers des Auswärtigen Grey an den Londoner Vertreter des großen Kopenhagener Blattes „Politiken" hervor, worin die Bedingungen, unter denen England zum Frieden bereit ist, doch auffällig hinter den Friedenszielen zurückbleiben, die der englische Premierminister Asquith in Erwiderung der Rede des deutschen Reichskanzlers vom S. v. M. aufgestellt hatte. Der Umstand, daß Grey Englands Friedensziel auf die Wiederherstellung Belgiens und Serbiens begrenzte, aber weder etwas gegen die Loslösung Polens von Rußland noch für die Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich zu sagen hatte, hat in Petersburg wie in Paris eine höchst katzenjämmerliche Stimmung ausaelöst. Präsident Poincaree entlud seinen Ärger über Greys Kundgebung, an dem er zu erstickten drohte, in wüsten Beschimpfungen Deutschlands sowie in der von vollendeter Nichtbeachtung der Tatsachen getragenen Behauptung, daß die Entente fortfahren würde zu kämpfen, bis Deutschland samt seinen Verbündeten um Frieden bäte. Nun, Herr Poincaree weiß wohl selbst, daß er nicht gefragt wird. Im Scharfblick ist ihm Grey auch über, der wenigstens zu begreifen beginnt, daß die Entente sich die Friedensbedingungen um so mehr verschlechtert, je länger sie. den für sie aussichtslosen Krieg fortsetzt. Rußland bekundet dem Greyschen Sprüchlein gegenüber Zurückhaltung, sein Finanzminister Bark weilt in London und darf nicht mit leeren Händen heimkehren. Jedenfalls machen aber die leitenden Herren an Newa und Seine ob der Greyschen Offenheiten die geistreichen Gesichter der betrübten Lohgerber, denen die Felle fortgeschwommen waren. Gleich den klugen Mäusen, die das sinkende Schiff verlassen, sucht der Minister Grey sich vor allem selbst in Sicherheit zu bringen, indem er den Neutralen einzureden bemüht ist, Deutschland habe Leu Krieg verschuldet und England nur wegen des unter drückten Belgiens eingegriffen. Mit diesen Kunststückchen lockt er jedoch keinen Hund Hinterm Ofen hervor. Hätte Rußland nicht die Zusage der englischen Hilfe besessen, so hätte es sich nicht in die serbische Frage eingemischt; das Strafgericht an den Belgrader Königsmördern wäre von Österreich vielmehr nach dessen feierlicher Aussage ohne Ge fährdung der Selbständigkeit oder Integrität Serbiens voll zogen worden. Wenn England seine Friedensbedingungen so weit zurücksteckt, so liegt es daran, daß ihm die Unmöglichkeit, Deutschland zu erdrosseln, klar geworden ist. Die mili tärische Überlegenheit der Zentralmächte muß angesichts der tatsächlichen Lage auch der Blinde erkennen und anerkennen. Die Gewißheit des wirtschaftlichen Sieges ist jetzt aber gleichfalls gegeben und wird auch von England begriffen. Die Kriegsentscheidung ist damit in Deutschlands Hand ge legt, mag das Völkerringen dauern, so lange es will. Ge rade zur rechten Zeit wird von der „Köln. Ztg." eine auf positiven Tatsachen aufgebaute streng wissenschaftliche Studie des derzeitigen Rektors der Berliner Handels-Hochschule, Professor Eltzbacher, veröffentlicht, in derber Nachweis ge führt wird, daß für ein etwaiges drittes Kriegsjahr unsere wirtschaftlichen Aussichten durchaus gut sind. In dem Augenblick, da oberflächliche Betrachtung die Gefahr im deutschen Wirtschaftsleben, d. h. in der Frage der Volks ernährung, am größten scheinen mag, können wir im Gegen teil auf eine schnelle und sichere Erleichterung unserer Volks ernährung zählen. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten sind nicht das Ergebnis einer immer mehr fortschreitenden Ver schlechterung unserer wirtschaftlichen Lage, sondern die Folge einer durch außerordentliche Verhältnisse hervorgerufenen Mißernte. Wir haben, indem wir das schwierige Jahr durch machen mußten, gewissermaßen das Examen in unserer Volksernährung bestanden. In wenigen Wochen ist das Schlimmste überstanden, und dann werden uns von Tag zu Tag reichlicher die erforderlichen Lebensmittel zur Verfügung stehen. Rundschau. Die Berliner Ministerkonferenz. Die Beratungen, die von den Ministerpräsidenten und den Finanzministern der deutschen Bundesstaaten in Berlin abgehalten wurden, galten einer großen Anzahl pon wichtigen Fragen, die sich zum Teil untereinander eng berühren, die man aber trotz dem scharf auseinander halten muß. Das Hauptthema der Ministerkonferenzen bildeten die Steuerfragen, insbesondere der Müller-Fuldasche Vorschlag des Warenumsatzstempels. Dann aber wurden selbstverständlich auch die bevorstehenden Verschiebungen und Neuorganisationen erörtert. Einmal ivar die Nachfolge Delbrücks im Staatssekretariat des Innern zu regeln. Falls diese einem der jetzigen Staatssekretäre oder anderen Minister zufallen sollte, wäre wieder für diesen Ersatz zu schaffen. Außerdem aber gilt es, wie die „Voss. Ztg." schreibt, die Lebensmittelbeschaffung neu zu regeln, oder 'mit anderen Worten ein selbständiges Lebensmittelamt zu organisieren und dessen Kompetenzen sestzustellen. Hier- bei ergibt sich erstens die Möglichkeit, einen Mann als Diktator an die Spitze zu stellen, sei es ein General oder ein Zivilbeamter, im letzteren Falle würde ein General nur als Berater des Zivilleiters und als ausführendes Organ im Auftrage und mit Vollmachten der Obersten Heeresleitung tätig fein. Daneben aber besteht die Möglichkeit, daß die Leitung in die Hände von zwei Gleichberechtigten gelegt wird, und zwar eines Zivilbeamten und eines Generals. Die Erledigung der „Tubantia"-Frage. Die Unter- iuchgyg Wer dm Untergayg ^>eS holländischen grgßeI PassagierdaMpsers „Tubättiia" ist nach Amsterdamer Mel dungen der „Köln. Ztg." vollständig erledigt. Die hollän dische Regierung beabsichtigt, alles, was bis jetzt mit Sicher heit festgestellt werden konnte, möglichst vollständig zu ver öffentlichen. Innerhalb weniger Tage könne eine Mitteilung der Regierung zu erwarten sein. Der Chef des Marine- und Torpedowesens ist aus Berlin behufs näherer Be sprechung zurückgekommen; auch der niederländische Gesandte in Berlin, Baron Gevers, ist im Haag angekommen. Der Jahrestag der italienischen Kriegserklärung an Österreich, der kommende Dienstag, wird in Italien ohne ministerielle Reden vorübergehen. Indem sie schweigen, reden die italienischen Minister jedoch mit vernehmlicher Stimme. Ihr Schweigen ist das große Eingeständnis, daß das erste Krtegsjahr hinter den Erwartungen so weit zurück geblieben ist, daß die leitenden Persönlichkeiten Italiens darüber den dichten Schleier tiefsten Schweigens und Ver- gessens breiten möchten. Die Hurrastimmung ist auch in den Kreisen der einstigen Kriegsschürer verraucht. Das italienische Volk, das unter den Lasten des Krieges furchtbar zu leiden hat und in seinen großen Massen wirtschaftlich an den Bettel stab gebracht wird, hat lange Geduld gehabt; aber der Augenblick, an dem auch die größte Langmut ihr Ende er reicht, wird einmal kommen, schneller vielleicht als es die leitenden italienischen Kreise denken mögen. Dann wird es in Italien schrecklich tagen. El» vierstündiger italienischer Ministerrat gast Fragen der wirtfchaftlichen Einigung Italiens mit Frankreich. Das Ergebnis der langen Beratung wird geheimgehasten, was darauf schließen läßt, daß eS unbefriedigend ausgefallen ist. Von innerpolitifchen Beschlüssen wird das Einfuhrverbot von Luxuswaren, einschl. Möbel, als bemerkenswert be> zeichnet, außerdem wurden neue scharfe Bestimmungen über die Durchführung des'Erlasses für Lebensmittelhöchstpreis« getroffen, die sich bisher als ganz unzureichend erwies. Salandra berichtete eingehend über die langen Besprechungen mit dem französischen Handelsminister Clemente!, doch warnt die Presse bezeichnenderweise vor der Erwartung bestimmter Abmachungen mit Elemente!, der nur gekommen sei, um die wirtschaftlichen Beratungen für die im Juni in Paris statt findende Zusammenkunft vorzubereiten. Einige Blätter heben ausdrücklich die großen Schwierigkeiten einer wirtschaftlichen Einigung Italiens mit Frankreich hervor, da die Interessen beider Länder in gar zu vielen Punkten gleichartig sind. Unter dem Ausfall des Fremdenverkehrs leidet Italien außerordentlich schwer. Diejenigen Hotels, die im Frieden außerstande waren, die Menge der Gäste unter zubringen und trotz hoher Preise viele Fremde abweisen mußten, empfehlen jetzt in täglichen Annoncen ihre Zimmer und möblierten Wohnungen zu den halben Preisen und darunter und kündigen außerdem noch allerlei Vergünsti gungen an, worunter die Erlaubnis der Selbstbeköstigung der Gäste besonders hervorgehoben zu werden verdient. Gleichwohl bleiben die Gasthäuser leer. Es zeigt sich, daß Engländer und Franzosen auch nicht entfernt einen Ersatz für das Ausbleiben der Deutschen, denen Italien nun ein mal das Land der Sehnsucht war, zu bieten vermögen. Das Oster- und Frühlingsgeschäft, das in den letzten Jahr zehnten die Hauvternte der italienischen Hoteliers und tausend anderer gewerblicher Existenzen war, ist in diesem Jahr« ganz ausgefallen. Handel und Wandel liegen danieder, Lebensmittel sind knapp und teuer. Die italienischen Staats kassen sind leer, und England, dem der italienische Bundes genosse zu wenig leistet, schließt ihm gegenüber seine Taschen. Die wirtschaftliche Not ist groß und von keiner Seite Hilfe zu erwarten. Das ist ein Zustand, den das erregbare Tem perament der Italiener nicht lange erträgt. Erschöpfung der japanische» Munitionsfabri kation. Italienische Blätter melden aus London, daß Japan infolge der ungeheuren Waffenlieferungen an den Vierverband seine sämtlichen Metallvorräte und seine metallurgische Minenerzeugung erschöpft habe. Infolgedessen reisten eng lische und japanische Abgesandte nach Australien, um die dortige Minenerzeugung zu studieren. Falls sich die Nach richt bestätigt, würde die Waffen- und Munitionserzeugung des Vierverbandes erheblich gehemmt. Holland über Greys Friedeusziel. Holländisch« Blätter sagen zu den Mitteilungen des englischen Ministers Grey an den Vertreter von „Politiken". Vorläufig besteht zwischen den Äußerungen der Leiter der deutschen Politik und den englischen Staatsleuten noch eine fast unüberbrück bare Kluft, aber die gegenseitigen Betrachtungen über die Kriegsziele, so unversöhnlich sie auch scheinen mögen, haben doch den Vorteil, daß die gegenseitigen Ziele bekannt werden, und das ist doch die erste Notwendigkeit, wenn man je zu einem Ende kommen will. Bisher haben wir uns immer mit Phrasen begnügen müssen, nun aber kommen langsam immer konkretere Wünsche, die vielleicht schließlich in Erwägung gezogen werden können. Wir wissen nun, we che Wünsche Deutschland im Osten und Westen hegt, Wünsche über die falls es zu Unterhaltungen kommt, selbst beim gegenwärtigen Stand der Dinge, sicher noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Und obwohl wir von feiten der Alliierten noch immer gleich deutlich ausgesprochene Wünsche vermissen, so ist doch bet Grey keine Rede mehr von der Vernichtung Deutschlands. Immerhin sind wir so etwas weiter gekommen. Die Träume einer Gebietsausbreitung der westlichen Mächte auf Kosten Deutschlands scheinen nun gänzlich aufge geben zu sein. Natürlich gehört noch Zett dazu, den ver söhnlichen Geist bei beiden Parteien durchwirken zu lassen, aber gegenüber den bisherigen Äußerungen scheint uns die Sprache Greys die Möglichkeit einer Verhandlung näherzu bringen. Das Wort hat jetzt Deutschland. österreichischer A-Boot-Protest gegen Frankreich und Italien. In einer den Vertretern der verbündeten und der neu tralen Staaten in Wien überreichten Note legt die öster reichische Regierung schärfste Verwahrung ein gegen Frevel taten, die von italienischen und französischen Kriegsschiffen österreichischen Fahrzeugen gegenüber verübt wurden. Schon am 12. Februar d. Js. hatte ein Unterseeboot unweit der Punta Planka ohne vorherige Warnung einen Torpedo aus den Dampfer der ungarisch-kroatischen Gesellschaft „Daniel Ernö" abgeschossen, der der Vernichtung nur durch ein ge schicktes Manöver entging. Der Kapitän des Dampfers hatte laut eidlicher, von zahlreichen Zeugen bestätigten Aussage das Periskop des Tauchbootes und die Bahn des Torpedos deutlich gesehen. Am 28. Februar lanzierte ein Unterseeboot, phye daß auch nur das Periskpp wqhrzunehmen war, glejch- fälls in der Nähe der Punta Planka Litt Torpedo auf den Dampfer „Zagreb" derselben Gesellschaft. Das Schiff ver mochte dem Geschoß, dessen Bahn von zahlreichen Personen an Bord beobachte: wurde, nur durch rasche Wendung aus zuweichen. Am 5. April wurde gegen den Dampfer „Daniel Ernö" neuerlich von einem Unterseeboot auch diesmal ohne Warnung ein Torpedo lanziert, der dann an der nahen Felsküste explodierte. Von diesen Vorgängen hatte Österreich zunächst nur der amerikanischen Regierung Mitteilung gemacht. Angesichts der Häufung der Angriffe feindlicher Unterseeboote auf harmlose und durch die Haager Konventionen besonders geschützte Fahrzeuge und bet dem Umstande, daß die feind lichen Staaten nicht, wie die Zentralmächte, gezwungen sind, sich gegen den ruchlosen Plan, ganze Völker auszuhungern, zur Wehr zu setzen, kann die Vernichtung friedlicher Schiffe, welche die Kriegsziele der Gegner in keiner Weise zu fördern vermag, nur auf blinde Zerstörungswut zurückgeführt werden. Diese Deutung findet nunmehr ihre volle Bestätigung in der jüngst gegen den österreichischen Dampfer „Dvbrovnik"verübtenbarbarischenTat. Dies Schiff wurde im Narentakanal von einem feindlichen U-Boot ohne jede vorherige Warnung durch zwei Torpedoschüsse vernichtet. Der erste Torpedo traf den Dampfer auf der Steuerbordseite und hatte zur Folge, daß das Schiff rasch zu sinken begann. Alle Personen an Bord eilten in die ins Wasser gelassenen Rettungsboote. Als diese Boote abzu stoßen im Begriffe waren, explodierte ein zweiter Torpedo, welcher aus der gleichen Richtung kam, wie der erste, achter Steuerbord unter dem Decksalon. Infolge der Explosion wurde das Steuerbordrettunasboot samt den Insassen in die Luft geschleudert und 'ging in Trümmer. Ein zweites Rettungsboot nahm 16 Personen auf, zur Hilfe geeilte Barken holten nur einige Personen aus dem Wasser heraus. Auf dem Schiffe befanden sich z. Z. der Torpedierung 38 Mann, zu gleichen Teilen aus Besatzung und Passagieren bestehend. Unter den Passagieren befanden sich zwei Priester und mehrere Frauen mit Kindern. Drei Leichen ertrunkener Frauen wurden geborgen. Von der Bemanung und den Fahrgästen werden noch je vier Personen' vermißt. Die amtliche italienische Meldung gibt die Tat sache der Versenkung zu, fügt jedoch zur Entschuldigung hinzu, daß ein den italienischen Schiffen zum Schutze bei gegebenes französisches U-Boot die Torpedierung bewirkt habe, und daß der Dampfer mit Kriegsmaterial beladen gewesen sei. Der kleine Lokaldampser von nur 51 Meter Länge und geringen Ranmgehalt konnte natürlich weder Truppen noch Kriegsmaterial an Bord haben. Stellt sich die türkische Beschießung deS kleinen Fahrzeuges schon an und für sich als ein brutaler, durch nichts zu entfckuldi iender der Menschheit hohnsprechender Gewalt- streich dar, so konnte das Abfeuern des zweiten Torpedos aus den bereits im Stake» begriffenen, von Rettungsbooten umgebenen Dampfer nur bezwecken, die Rettung der Personen, deren Leben andernfalls batte be wahrt werden können, zu verhindern. Dieses Vorgehen läßt sich daher nur als vorbedachter Mord bezeich- n«n Aus den Präsidenten Wilson muß dieser Wiener Entrüstungsschrei ganz b-sondereu Eindruck machen. Was der Tag bringt. Unterlchl»»«»» »o» Ll-b-Sa-b-npak-t-n Großen. In der Wohnung eines seit mehreren Monaten bet der Hauptpost in Magdeburg als Postaushelfer anae- stellten Kaufmanns wurden mehrere Fuhren Briefe, Pakete und der Inhalt von solchen vorgefunden, darunter viele Flaschen Rum sowie Schinken, Speck, Butter, Zigarren, Zi garetten u. a. m. Vor dem Hause, in dem der Missetäter wohnte, hatte sich während der Durchsuchung seiner Wohnung eine große Menschenmenge angesamMelt, die gegen ihn eine drohende Haltung einnahm. Wachsersparnis in den Kirchen. Im Diözesenblatt gibt das Ordinariat des Erzbistums München und Freising bekannt, daß die oberhirtliche Stelle infolge der durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse alle Kirchenvorstände der Erzdiözese beauftragen müsse, mit aller Sorgfalt darauf zu achten, daß im Verbrauch von Wachs auf den Altären in den Kirchen und Kapellen das durch die liturgischen Vor schriften bestimmte Mindestmaß nicht überschritten werde, gleichviel, ob die verwendeten Kerzen aus Mitteln der Kirchenstiftungen gekauft oder von den Gläubigen geschenkt sind. Das Verbrennen von Opferkerzen und Kerzlein auf Kerzenständern und dergleichen, das teilweise ausgeartet ist, hat während der Kriegszeit ganz zu unterbleiben. Ein weiblicher Förster. Eine neue Erscheinung deS Weltkrieges ist der weibliche Förster. Als solcher ist Fräu lein Lydia Semrau aus Budsin bei Bromberg auf dem Forstrevier des Grafen von Potulicki aus Skorzewski auf Schloß Stebenschlößchen seit einiger Zeit tätig. Sie leitet sämtliche Försteraufgaben, sowie die Frühjahrskulturarbeiten, nachdem eine männliche Vertretung des zu den Fahnen einberufenen gräflichen Försters nicht zu beschaffen gewesen ist. Eierkarten in Baden! Das badische Ministerium des Innern beschloß die Einführung von Eierkarten. Auf den Kopf der Bevölkerung kommen wöchentlich drei Eier. Die Versendung von Butter und Eier an auswärts wohnende Angehörige ist verboten. Fertigstellung eines neuen deutschen Schnell dampfers. Mitten im Kriege ist für die Hamburg-Süd amerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft auf der Werft von Blohm 8 Voß ein neuer Dreischrauben-Schnelldampfer „Cap Polonio" fertiggestellt worden, der erneut Zeugnis ablegt für den hohen Stand der deutschen Schisfbamndustrie. Der mit vornehmer Eleganz ausgestattete Dampfer ist ein Schwesterschiff des im September 1914 nahe der brasiliani schen Küste als deutscher Hilfskreuzer untergegangenen „Cap Trafalgar" und hat eine Länge von 197 Mir., eine Breite 22 Mtr. und erzielt bei einer Krastentwicklung von 21 000 Pferdestärken eine Geschwindigkeit von 18 Seemeilen in der Stunde. Sein Tonnengehalt beträgt 21 KOO Bruttoregister tonnen. Einschließlich der 460 Mann starken Besatzung können reichlich 2000 Personen Unterkunft finden. Fleischabgabe in Berlin nur noch gegen Brot karte. In Berlin ist soeben eine vorläufige Regelung be züglich der Abgabe von frischem Fleisch und frischem Fett an die Bevölkerung in Kraft getreten. Es darf frisches Fleisch oder Fett von Ladenschlächtern und Markthallen standinhabern nur unter Vorlegung der für Lie jeweilige Woche aeltenden Berliner Brotkarten abgegeben werden.
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