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Rabenauer Anzeiger : 11.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191605116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-11
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
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Armee eintteten. Andere Organe erklären, daß die Rebellen von irischen Kriegsgerichten abgeurteilt werden müßten. Sie seien nicht als bürgerliche Gefangene, auch nicht als Kriegsgefangene, sondern als Rebellen zu behandeln, die dis Waffen gegen ihren König erhoben hätten. Bisher sollen LOO irische Rebeilen nach England gebracht worden sein. Die Iren Amerikas für die Zsntralmächte. In mehreren Städten der Vereinigten Staaten sind Massen versammlungen von Jrisch-Amerikaner abgehalten worden, um den Sympathien für Irland Ausdruck zu geben und für eine Unterstützung Irlands einzutreten. Die Massenversamm lung der vereinigten irländischen Gesellschaften, die in New- Uork abgehalten wurde, war von 3000 Personen besucht, während ungefähr 5000 keinen Zutritt mehr erhalten konnten. Unter größter Begeisterung wurde eine Resolution ange nommen, in der die Hoffnung zum Ausdruck kam, daß Ir ian dals kriegführende Macht und als Ver bündeter der Mittelmächte anerkannt werdet^ wurde. Rundschau. Die württembergische Sozialdemokratie. Auf der sozialdemokratischen Landeskonferenz, bet der 160 Teilnehmer zugegen waren, berichtete der Reichs- und Landtagsabge ordnete Keti über die Verhandlungen innerhalb der Reichs- tagSfraktion seit Kriegsbeginn. Zur allemeinen Kriegspolitik wurde mit allen gegen zwei Stimmen eine Entschließung angenommen, die die Haltung der Mehrheit der Reichstags- fration billigt. Aus dieser Haltung der Landeskonferenz ist zu ersehen, daß die Fraktion Haase in Württemberg keinen Boden hat, und daß auch die schon im Juli vorigen Jahres, also lange vor der Absplitterung in der Reichstagsfraktisn, ins Leben getretene parlamentarische Sondergruppe der „Sozialen Vereinigung", die außer ihrem Führer Wesimeyer noch zwei Genossen zählt, auf schwachen Füßen steht. Unerwartete Anerkennung. Bei der böswilligen Verkennung des deutschen Wesens, die uns immer wieder bet unseren Feinden begegnet, überrascht es, in einer Ruh- inesrede des italienischen „Corriere" auf den Feldi.rarschall von der Goltz das echt deutsche Wesen des Verstorbenen als einen besonderen Vorzug betont zu sehen. Da heißt es u. a: „Trotz seinem hohen Alter ist der Feldmarschall nach Mesopotamien gegangen, um für seinen Kaiser und sein Vaterland zu kämpfen, ohne die Schwierigkeiten und die Gefahren zu bedenken, die feinem Alter nicht mehr ange messen waren. Mit jugendlichem Feuer, mit unerschütter lichem Glauben war er glücklich, seinem Lande noch nützlich sein zu können. Pflichten betrachtete er als Ehren. Uno nun nahte sich ihm in häßlicher Gestalt der Tod mit seinem Fieber, den quälenden Schmerzen. Aber er starb in der Nähe des Feindes und in der Gewißheit, bis zum letzten Augenblick das getan zu haben, was man ihm anvertraut hatte und durch seine Energie und mehr noch durch seinen Glauben, verwandelte sich ihm der Tod in Schönheit und Ruhm. Und auch das — es sei gesagt, weil es sein muh — war echt deutsch". Russische Frtedenseevrtevnngen. Dec Petersburger Bericht eines Londoner Blattes äußert sich über russisch« Deütschenfkennde und Friedenssanatiker und bemerkt: Die Nation fordert dis Fortsetzung des Krieges mit Ausnahm« weniger Reaktionäre der dunkelsten Sorte. Einer der höchsten Beamten des russischen Auswärtigen Amtes, der aber unge nannt bleiben will, gab darüber folgende Erläuterungent Die Friedensfanatiker versuchen unS mit der Aussicht einer Einigung auf der Grundlage des Zustandes vor dem Kriegs zu trösten. Auf den ersten Blick mag das zwar ganz an nehmbar erscheinen, da wir tatsächlich Polen, Litauen, Kur land verloren haben, als Gegenwerte nur schmale Bruchteil« von Galizien und der ostasiatischen Türkei halten. Abgesehen von der Vervflichtung der Russen, unserm Bundesgenosse- treu zu bleiben, spricht dagegen nur die positive Unmöglich, keit, den Krieg so zu beenden. Bei der gegenwärtigen mili tärischen Lage würbe Deutschland den Vorschlag eines Friedens auf dieser Grundlage ablehnen. Um sie möglich zu machen, müßten wir also den Feind aus den besetzten Gebieten vertreiben; bann aber wäre sicherlich Deutschland erschöpft, und unsere Heere würden an der Landesgrenze j ebensowenig Halt machen wie die der Westmächte am Rhein. ! wirk- Achtzehn englische Unterseeboote vernichtet. Inter der Beute, dis unsern Seestreitkräften in den Seege- echten der letzten Tage m die Hände gefallen ist, befindet ich auch das englische Unterseeboot „E 22". Das Boot wurde am 25. April in der südlichen Nordsee versenkt, und sankt so schnell, daß von der mehr als 30 Mann betra genden Besatzung nur zwei gerettet werden konnten, die in deutsche Gefangenschaft gerieten. Das versenkte Boot ist, wie die Schlesische Zeitung schreibt, das achtzehnte, das dis englische Marine im Verlaus dieses Krieges verloren hat. Der Verlust beträgt mithin etwa durchschnittlich ein Tauch boot in jedem Monat. „E 22" gehört einem modernen Tauchboottyp an, dessen Vertreter erst in den letzten Jahren erbaut und während des Krieges in Dienst gestellt worden sind. Die Boote sind etwa 61 Meier lang, haben eins Wasserverdrängung von 400 Tonnen und sind mit acht Torpedorohren ausgerüstet. Vom gleichen Schicksal wie „E 22" wurden bereits vor einigen Monaten zwei Schwesü r- boote, „E 20" und „E 23" ereilt. „E 20" wurde Anfang November in den Dardanellen versenkt und „E 23" um die gleiche Zeit in der Ostsee, wo es der russischen Flotte zuge teilt war, vernichtet. Außerdem ist ein etwas alleres Tauch boot „E 17" bet der Insel Texel gesunken. s Weibliche Bahnwärter und Schaffner werden demnächst auch im Eisenbahnbetriebe zu sehen sein. In einem Erlasse oes Eisenbahnministers von Breitenbach wird mit Rücksicht auf den Mangel an männlichen Kräften empfohlen, geeignete Frauen auch im Bahnwärter- und Wetchensteller- dienste zu beschäftigen, wo es sich um Strecken mit einfachen Verhältnissen handelt, so daß die Sicherheit des Betriebes nicht beeinträchtigt wird. Ferner werden die Eifenbahn direktionen ermächtigt, geeignete Frauen für den Schaffner dienst bei Personenzügen auszubilden und versuchsweise in einfachen Verhältnissen in diesem Dienst zu verwenden. Die Abschaffung der Sonntagsarbeit in den Bäckereien forderte eine vom Zentralverband der Bäcker einberufene Versammlung, die in Berlin tagte. In einem eingehenden Referate wurde darauf hingewiesen, daß bei der herrschenden Mehlknappheit die Sonntagsarbeit in den Bäckereien nicht mehr notwendig ist. Schon um Vorräte zu Karen, empfiehlt sich ein völliges Backoerbot an Sonntagen. Durch die Einschränkung der Kuchenherstellung sind so viele Arbeitskräfte frei geworden, daß von einem Arbeitermangel nicht mehr die Rede sein kann. Während in den Groß- Berliner Bäckereien auch an Sonntagen noch von 7—12 Uhr gearbeitet wird, haben verschiedene Städte, z. B. Frankfurt a. d. Oder und Liegnitz, die Sonntagsarbeit in den Bäckereien abgeschafft, ohne daß irgendwelche Unzuträglichkeiten ent standen sind. Brandmarkung von Wucherern. Das Oberkommando In den Marken teilt mit: Fälle der Verurteilung von Personen aus dem Bezirk des Zweckoerbandes Groß-Berlin wegen Überschreitung von Höchstpreisen für Lebensmittel, wegen übermäßiger Preissteigerung, Zurückhaltunö von WirrfchLftNchos ZufäMMenschsutz. Um allen chaftlichen Möglichkeiten nach dem Kriege gewachsen zu ein, auch einem erwaigen Wirtschaftskampfe der Entente- taaten, treffen unsere Industrien und unser Handel schon etzt ihre Vorbereitungen. Unter zahlreicher Beteiligung von Großhändler-Verbänden und Einzelfirmen wurde in Berlin «in Zentralverband des gesamten deutschen Großhandels gegründet. Der Zweck des Verbandes ist die Wahrung und der Schutz der Interessen des legitimen Handeis. Besonders bemerkenswert ist der Zusammenschluß der großen chemischen Fabriken. Auf Deutschlauds Chemikalien und Farbstoffe ist die ganze Welt angewiesen. Auch unsere Reedereien treffen bereits ihre Friedensrüstungen. Es wurde ein Kriegsaus schuß der deutschen Reedereien mit dem Sitz in Hamburg gegründet. Die neue Organisation hat in erster Linie den Zweck, für die bedeutsamen, durch den Krieg entstandenen Fragen, namentlich soweit sie sich auf die Erörterung der Wiederaufnahme oes Seeverkehrs nach dem Friedensschluß beziehen, einen Mittelpunkt zu schaffen. In das Arbeits gebiet des Kriegsausschusses der deutschen Reedereien werden somit nicht nur diejenigen Maßnahmen fallen, die seitens oer Regierungsbehörden schon während des Krieges durch geführt sind oder noch durchgeführt werden sollen, sondern auch alle diejenigen Pläne, die auf die Überleitung des deutschen Wirtschaftslebens in den FriedenSzustand Bezug haben und die Interessen der deutschen Schiffahrt berühren. Lebensmitteln oder ähnlichen Verfehlungen, welche die Volksernährung zu beeinträchtigen geeignet sind, werden in Zukunft unter Nennung des Namens des Verurteilten, der Straftat und des Strafmaßes durch die Presse zur Kenntnis des Publikums gebracht werden. „Schmalzeesatz." Ein Lebensmittel-Großgeschäft in Gelsenkirchen verkaufte laut „Tägl. Rundsch." einen Eisen bahnwaggon voll Schmalzersatz, enthaltend 40 v. H. Schmalz, 60 v. H. Kartoffel und Wasser, zu 1,80 Mark das Pfund. Dieser Eisenbahnwaggon mit Inhalt geht weiterhin durch fünf andere Hände und kommt schließlich zu einem Preise von 4,60 Mark das Pfund an die Kundschaft Und das im Laufe von vielleicht acht Tagen. VölligeAnsschaltimg der Berliner Grotzschlächter. Der Berliner Magistrat wollte am Freitag wichtige Beschlüsse fassen über die Festsetzung von Kleinhandelshöchstpreisen für Kalb- und Hainmelfleisch, ferner über die Beschrän kung der Verarbeitung von Fleisch auf die Sorten von Wurst, welche sich nicht zur Aufbewahrung eignen, endlich über die Ausschaltung der Großschlächter auch bei der Ver teilung von Rind-, Kalb- und Hammelfleisch. Bekämpfung des Wuchers. Die sich in krasser Weise häufenden Fälle wucherischer Ausbeutung haben die städtische Verwaltung von Bromberg zu einer bemerkenswerten Maß nahme veranlaßt. Sie wendet sich an gemeinnützige Vereine mit der Bitte, ihr Personen namhaft zu machen, die gewillt und befähigt sind — ob Herren oder Damen ist gleich gültig —, die Polizei ehrenamtlich in der Überwachung des Geschäftsverkehrs zu unterstützen. Sie sollen teilweise mit Beamteneigenschaft ausgestattet werden und befugt sein, er- forderlichenfalls Einsicht in die Bücher zu nehmen. Den Frauen liegt es vor allem ob, in unauffälliger Weise den Verkehr in den Geschäften zu kontrollieren und alle Fälle der wucherischen Ausbeutung — sei es durch Höchstpreis- Überschreitung oder Weigerung, eine Ware bei nicht gleich- fettigem Bezug einer anderen abzugeben — rücksichtslos zur Anzeige zu bringen. Den beauftragten Personen wird völlige Verschwiegenheit zugesichert. Acht städtische Gulaschkanonen in Lichtenberg. Der Nahrungsmittelausschuß der Stadt Lichtenberg hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die fahrbaren Stadtküchen, die Lichtenberg als die erste Gemeinde Groß-Berlins ein geführt hat, zunächst von 2 auf 8 zu vermehren und, sobald das Bedürfnis hervortreten sollte, eine weitere Vermehrung in Aussicht zu nehmen. Die Wahrung des Briefgeheimnisses. Im baye- uslhsn Landiag hat die sozialdemokratische Fraktion folgende Anfrage eingemacht: In welcher Weise gedenkt die Staats regierung die Wahrung des Briefgeheimnisses für Zuschriften, die an Abgeordnete gerichtet sind, sicherzustellen? Die Be- gründung lautet der „Tägl. Rundsch." zufolge: Es ist wieder holt vorgekommen, daß Briefe an Abgeordnete von mili tärischen Stellen geöffnet wurden, uni sich auf diese Weise von dem Inhalt Kenntnis zu verschaffen. Hierin liegt ein schwerer Eingriff in die Rechte und die Tätigkeit der Abge ordneten, der unter allen Umständen zurückgewiesen werden muß. Schwere Unwetter tobten im Fuldatale. An vielen Orten standen die Wassermassen 50 bis 60 Zentimeter hoch in den Dorfstraßen, drangen in die Keller, Siuben und Ställe, überall großen Schaden anrichtend. Besonders groß ist der Schaden auf Fluren und Äckern. In Sterbfritz schlug der Blitz in einen mit Frucht beladenen Wagen und tötete den Knecht, sowie ein wertvolles Ochsengespann. Der Be sitzer des Gefährtes kam mit einer leichten Betäubung davon. In dem Nhöndorfe Kömmerzell ist durch Blitzschlag eine reich gefüllte Scheune niedergebrannt. „Jetzt schlägt's dreizehn!" Die Einführung der neuen Sommerzeit schuf aus dem 30. April einen Elf« Stunden-Tag; dafür können wir in der Nacht vom 30. Sep tember zunr 1. Oktober unserer Zeitrechnung eine Stunde hinzuzählen. Da die doppelte Zählung einer Stunde — zweimal 11—12 — Anlaß zu Irrtümern, namentlich im Verkehrswesen, bieten dürfte, regt Professor Schimpff in der Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen an, die fogewonnene Stunde zweckmäßig durch die Zahl 13 zu bezeichnen. Hoffentlich gibt dieser Vorschlag des bekannten Eisenbahnfachmannes abergläubigen Gemüt .n keinen Anlaß zu Besorgnis und ängstlichen Befürchtungen. Ler Kraner von Lent. Historftcler Roman aus Flanderns Vergangenheit von Werner von W » lsserr d or ff. 7s „Bürger von Gent,"nahm der Brauherr im Augenblick der Ruhe sofort das Wort. „Ich höre, daß Ihr Rechen schaft von mir über mein Tun und Lasten verlangt, denn anders kann ich Euer heutiges Auftreten nicht deuten. Mit wenigen Worten kann die» von mir geschehen, also hört mich an: „Flandern ist heute ein freier Staat. Mit redlichem Eifer habe ich Euch diese Freiheit erringen Helsen. Dieser Freiheit habt ich acht Jahre der Sorge und schweren Ar beit geopfert. Als Ihr das Regiment Gent und später auch da» Flanders in meine Hände legtet, da habe ick schon gesagt, daß ich es nur führen kann, wenn Ihr un bedingt Vertrauen zu mir habt und mir dieses Vertrauen bewahren würdet. Acht Jahre habt Ihr dies getan und ich habe Flandern in den acht Jahren zu dem gemacht, was heute ist. Und nun wendet Ihr dieser Vertrauen mit nnem Male von mir ab, Ihr entzieht mir die Stütze, sflit welcher allein ich da» Staatrschiff lenken und steuern kann — « . "^eil Ihr Euch diese» Vertrauens nicht mehr würdig rief laute Stimme aus der Volksmenge nach vtw «alkvn herauf. „Weil Ihr ein Söldling des eng lischen König, geworden seid, weil Ihr Flandern an Eng land verkaufen wollt. Ihr seid zum Verräter an Flan dern geworden. Ihr wollt Flandern wieder in die Ab hängigkeit zuruckjühren." Alle Bemühungen des Statthalters und seines Treun- der Nikolaus von Warden, wieder zu Worte zu kommen waren vergebens. Schon slogen Steine nach dem Bal kon heraus, jo daß die Ecsahr von Minute zu Minute wuch» und der Statthafter sich nur vor.Tätlichheiten da durch schützen konnte, daß er sich eiligst ins Haus zurück zog. Dieser Rückzug war aber nur das Signal zu einem allgemeinen Sturm, nachdem von feindlicher Seite die unglaublichsten Beschuldigungen gegen den Brauherrn ver breitet wurden. Man erzählte, er habe Flandern an die Engländer vollständig verkauft, die Engländer würden demnächst ganz Flandern mit Kriegsoolk besetzen und alle Macht an sich reißen. Flandern werde nur noch zum Scheine ein selbstständiges Staatswesen bleiben und was der Beschuldigungen mehr waren. Die wenigen treu gebliebenen Freunde des Brauherrn waren nicht im Stande, diesen Gerüchten wirksam ent- gegenzutreten und der Wahrheit zum Siege zu verhelfen, indem sie dem entgegenhielten, daß die Freiheit Flanderns durchaus nicht sehr gefährdet sei und Iakob von Arte velde dem englischen König durchaus noch kein so binden des Versprechen gegeben habe und es immer noch Zeit sei, das Verlangen der Engländer abzulehnen, wenn Ei nigkeit unter den Bürgern herrsche. Der erste Axthieb donnerte gegen die Türe des Brau- Hofes und andere folgten, wie einst gegen das Haus Ger hards von Leuven, dieses Mal aber waren es die Fran- zosensreunde, die Vergeltung übten, die die Stunde sich zu Nutze machten, in welcher der Unwille des Volks zum Durchbruch kam, wo allerdings der Schein auch sehr gegen Iakob von Artevelde war und er von den Engländern überlistet morden war. Die Türe ging unter den widerhallenden Schlägen in Trümmer und zersplit terte in sich zusammen. Vergeblich stellte sich der treue Dirks in die Bresche, um die Türe und den Posten zu verteidigen, den er schon so lange Jahre bekleidet hatte und warf sich den Angreifern entgegen. Ein furchtbarer Hieb streckte ihn zu Boden und über den blutigen, leblosen Körper hinweg drang ein Hause bewaffneter Menschen in da» Haus. Von den Trabanten, die sonst den Schutz des Stall- Halter« bildeten, sowohl in seinem Heim, wie aus seinen Gängen, hielten auch nur ein Teil stand, und suchten die Menge zurück zudrängen. Die anderen warfen die Waf fen weg und schlichen sich heimlich davon, was ihnen bei dem Tumult und der Aufregung auch leicht möglich war. Humbert und die Brauknechte waren wohl rasch zum Schutze des Herrn und von Haus und Hos zur Stelle und wirklich gelang es ihnen auch die vordersten der Anstürmenden etwas zurückzudrängen, auf die ihre kräf tigen Streiche hageldicht sielen, aber sie waren zu schwach gegen die empörte Volksmenge. Sie mußten in das Innere des Brauhofe» zucückwsichen, jeden fußbreit Bo den mit größter Zähigkeit verteidigend. Die sonst so ruhigen Räume, in denen nur das Geräusch der Arbeit zu vernehmen war, hallten wieder von dem Getöse der Waffen, von heftigen Flüchen und Verwünschungen. Der Widerstand der Brauknechte und der Trabanten war endlich gebrochen und nun konnte sich der Menschen strom ungehindert in die oberen Räume ergießen, wo kein Widerstand mehr geleistet wurde. Hier trat ihnen der Statthalter entgegen; seine ruhige, furchtlose Haltung ver ursachte einen solchen Eindruck, daß die Eindringlinge einen Augenblick stutzten. Die vordersten blieben stehen, die ganze Menge staute sich, während die Hinteren unge stüm nachdrängten. Es war ein fürchterlicher aber ent scheidender Augenblick. Würden hier entschlossene, bewaffnete Männer dem Brauherrn zur Seite gestanden haben, sein Schicksal würde sich doch vielleicht gewendet haben. So aber hielt seine Person die Angreifer nur kurze Zeit auf — das Volk hatte sich schon zu weit in dem allgemeinen Taumel de» Aufruhrs Hineinreißen lassen, sodaß ruhige Erwägung nicht mehr die Oberhand gewinnen konnte. „Ihr sucht mich, vermute ich," sagte der Statthalter und jeine Stimme klang nicht mehr so sicher wie sonst.
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