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Die letzte Kriegswoche. Die Antwort des Präsidenten. Der Deutsche Reichstag. Die Ruhe des Friedhofs. Das Gesetz des Handelns. Die geschlagene Dreieinigkeit. Der Zusammentritt des Deutschen Reichstages nach den Osterferien steht bevor. Die deutsche Volksvertretung wird dann die Entscheidung übet die Beziehungen zwischen Leni Deutschen Reiche und den Vereinigten Staaten von Nord amerika vorfinden, die zu den besten zu gestalten Deutsch land stets sich hat angelegen sein lassen. Seit mehreren Dezennien brachte das Deutsche Reich manches Opfer aus wirtschaftlichem Gebiete, um die regen geschäftlichen Be ziehungen zwischen hüben und drüben nicht einrosten zu lassen, denn es ist bekannt, daß die wiederholten Erhöhungen der nordamerikanischen Zölle an unserer Ausfuhrindustris nicht spurlos vorübergegangen sind. Wie auf diesem Gebiet ist von uns auch seit Beginn des Weltkrieges alle Rücksicht nahme in politischer Beziehung geübt werden, und so wollen wir hoffen, daß die Antwort des Präsidenten Wilson in Washington aus die an ihn zur Übergabe gelangende deutsche Note in dem Sinne ausfallen wird, wie wir alle wünschen. Die Interessen der nordamerikanischen Union und des Deutschen Reiches stehen einander nicht feindlich gegenüber, sondern schreiten freundschaftlich nebeneinander her. Die abweichenden Meinungen einzelner Politiker können daran nichts ändern. Der Reichstag hat jetzt die wichtigsten Aufgaben seines Tagungsabschnittes zu erledigen, es werden besonders auch die Steuervorlagen zur Annahme gelangen. An der Bereit willigkeit des deutschen Parlaments, die für die Vermehrung der Reichseinnahmen erforderlich werdenden Mittel zu be willigen, bestand von der ersten Sitzung an kein Zweifel, und hierin hat sich auch nichts geändert. Es handelt sich nur noch um die Festlegung der Einzelheiten, die aber doch für das prakische Leben wichtig sind. Die verbündeten Re gierungen sind schon energisch gegen die Versuche, die Lebensmittelpreise zu steigern, vorgegangen, und der Reichs tag wird diese Bemühungen nachdrücklich unterstützen, so daß diese Art von Geschäftsleuten erkennen wird, wie man im deutschen Volke über ihr undeutsches Verhalten denkt. Selbstverständlich hat es sich hierbei nur um Ausnahmen gehandelt, aber auch Ausnahmen kann man in dieser großen Zeit nicht dulden, in dem Bewußtsein, daß alle Deutschen Schulter an Schulter neben einander zu stehen und auf sich Rücksicht zu nehmen haben. Damit halten wir weiter durch, wie wir bisher ausgehalten haben, zum siegreichen Ende, von dem wir alle fest überzeugt sind. Unsere Gegner kommen uns nicht voraus. Durch den in Irland ausgebrochenen großen Aufstand war die Regierung in London in eine peinliche Schwierigkeit geraten, die auch heute noch nicht behoben ist. Die Rebellion ist unterdrückt, aber die Hinrichtung der Rädelsführer durch Pulver und Blei zeigt, wie ernst die Lage gewesen sein muß, um ein solches Exempel für nötig zu halten. Man hat sich in London gehütet, gegenüber Irland die Dinge auf die Spitze zu treiben, seitdem die inländischen Abgeordneten einen Teil der Regierungsmehrheit im Parlament bilden, aber die drohende Gefahr der Losreißung der grünen Insel von England zwang zu außergewöhnlichen Mitteln. Das Blutgericht, das in Dublin seines Amtes waltet, wird vom irischen Volke nicht so leicht vergessen werden, und auch die irländischen Abgeordneten im Parlament zu London werden es nicht ignorieren können und ihre Haltung gegenüber der Regierung der Stimmung ihrer Wühler anpassen müssen. Mag in Irland die Ruhe eines Friedhofes herrschen, die Krisis an der Themse, wo noch die Beschlußfassung über die allgemeine Dienstpflicht aussteht, ist nicht beseitigt und kann noch große Kreise ziehen. Englands Verbündete haben die Entwicklung aller dieser Dinge mit begreiflicher Spannring beglsitet und sich durch die amtlichen Beruhigungsdepeschen von ihren Sorgen keines wegs befreien lassen. England soll weiter beweisen, daß es mehr leisten kann; was es bisher geleistet hat, genügt den Franzosen nicht, die stärker und stärker nach neuen britischen Hilfstruppen rufen, und denen die resultatlosen Kämpfe ihrer Alliierten in Flandern keine Lust schaffen können. Der eiserne deutsche Ning um Verdun lockert sich nicht. Durch unser): gewaltigen Vorstoß daselbst, der für uns reich an Erfolgen, für die Franzosen äußerst verlustreich war, haben, wir den Gegner gezwungen, sich von uns das Gesetz seines Handelns vorschrewen zu lassen. Das ist UM so wertvoller und wichtiger und stellt unsere Überlegenheit m ein um so helleres Licht, als wir fern im Feindeslands kämpfen, der Gegner aber in seinem eigenen Lande steht und damit die Möglichkeit hat, jeden notwendigen Erfolg sofort an Ort und Stelle zu schaffen. Die Franzosen behaupten, es fehle ihnen an Lebensmitteln und Kriegsmaterial so wenig wie an Mannschaften. Um so erstaunlicher ist es, daß sie nicht vom Flecke kommen, wenigstens nicht in der Richtung vorwärts gegen den Feind. Die russischen Truppenlandungen in Marseille sind ein Tropfen auf einen heißen Stein. Sie Mögen wohl das Stroh in den Köpfen der Franzosen zu einem flüchtigen Begeisterungsfeuer entzünden, irgend welche greifbare Wirkung auf den Stand der Dinge an der Front aber werden sie nicht ausüben. Der englische Premier minister Asquith erklärte zwar, den Glauben zu haben, daß die Kriegslage der Entente noch niemals günstiger gewesen sei als gegenwärtig; aber Herr Asquith ist ein Lügner, und es ist daher das Umgekehrte dessen der Fall, was er be hauptet: Die militärische Lage der Ententestaaten war noch niemals ungünstiger als in diesem Frühjahr. Von Rußlands Hilfe können die Westmächte nichts mehr erwarten. Mögen Scharen des Kaisers Nikolaus im Laufe des Frühjahrs auch noch einige Vorstöße unternehmen; sie werden nichts ausrichten. Sie sind keine Kriegsgrübler und besonders keine begeisterten Soldaten mehr, sondern Horden, die stumpfsinnig oder unter dem Drucke des Zwan ges vergehen. In der Jugend pflegt das Feuer der Be geisterung zu lohen. Unsere Universitäten und die obersten Klassen der höheren Lehranstalten sind verwaist; Studenten und Primaner eilen freiwillig zu den Fahnen. Anders in Rußland. Dort herrscht gerade in den Kreisen des Stu- dententums, an den Stätten der Jntilligenz eine ausgespro chene Kriegsmüdigkeit. Von tausend Studenten meldete sich noch kein Dutzend freiwillig zum Heeresdienst. Väterchen Zar mußte vielmehr erst seine Knute schwingen und di« Musensühne mit Gewalt zu den Waffen treiben, über dis kriegerischen Leistungen solcher Zwangssoldaten, die noch dazu Len Offizierdienst zu versehen haben, kann sich auch die russische Leeresleituna keiner Täuschung hingeben. Unter oen russischen Arbeitern aber gärt und kocht es, wie die un aufhörlichen Ausstände und Straßenkundgebungen sowie die Zerstörung von Munitionsfabriken und Staatsanlagen beweisen. Es ist bezeichnend, daß die Leitung der wichtig sten staatlichen Munitionsfabriken Rußlands von zahlungs- kräftigen Franzosen übernommen wurde. Daß es unter diesen Umständen an der Front übel teht für Rußland, ist in keiner Weise verwunderlich, sondern elbstverständlich. Hübsch ist es, daß General von Rennen- ümpf, der nach seiner Gründlichen Niederlage an den masu rischen Seen in die Wüste geschickt worden war, jetzt vis Oberleitung der Streitkräfte, die an der Nordfront gegen Hindenburg kämpfen, übernehmen soll. Er würde dort als Befehlshaber den in der Mandschurei seiner Zeit von den Japanern geschlagenen General Kuropatkin sowie Genera! Radko Dimitriew vorfinden, der gerade von einem Jahr mit seinen Armeen vor den wuchtigen Vorstößen der verbünde ten Deutschen und Österreichern in den Karpathen und Ga lizien das Hasenpanier ergriff und einen neuen Rekord im Laufen aufstellie und zwar sowohl in der Dauerhaftigkeit wie in der Schnelligkeit. Zwei geschlagene Generals und einer macht dreie; boshaft spricht man in Rußland bereits von der geschlagenen Dreieinigkeit, die zur Beschwörung des Hindenburg-Schreckens berufen ist, ihren Berus jedoch mit unübertrefflicher Gründlichkeit verfehlt hat. Deutschland und Amerika. Mn friedliches Zeichen. Der amerikanische Bot schafter in Konstantinopel, Henry Morgenthau, einer der intimsten Freunde des Präsidenten Wilson, kehrt Mitte Mal auf seinen Posten am Goldenen Horn zurück. Morgenthau trat vor vier Monaten einen Urlaub an. Man glaubte in den Kreisen der amerikanischen Botschaft, daß der Botschaftei wegen der Schwierigkeit der europäischen Verhältnisse von Wilson zu einer anderen Bestimmung ausersehen sei, und daß ein bloßer Geschäftsträger die Konstantinopeler Geschäfte der Union weiterführen würde. Die Rückkehr Morgenthaus findet daher allgemein eine günstige Deutung. Präsident Wilson über den Kriegsfall. In einer Ler LraMr vom Seat. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Werner von Wvlsfersdorsf. 72 Der König von England sprach durch seinen Gesandten nicht als Bundesgenosse Flanderns, sondern als König von Frankreich, als Lehnsherr der Grafschaft Flandern. Schon diese Form mußte das Freiheitsgefühl der Städte- boten verletzen und so nahmen sie denn diesen Antrag der Königs von England auch, teils mit eisigem Schwei gen, teils mi,t kaum unterdrücktem Murren auf. Als der englische Gesandte auf eine Antwort drang, einigten sich die flandrischen Abgeordneten schließlich zu der Erklärung, daß man über einen so wichtigen in die Verhältnisse Flanderns so lies einschneidende Aenderung erst die Bürger in den Städten hören müsse, wenn diest mit dem englischen Vorschlag einverstanden sein würden, so wollten auch sie, die Abgeordneten, sich damit zufrieden geben. Der Statthalter befand sich in einer sehr unangeneh men Lage. Zunächst halte er durch das mit England abgeschlossene Bündnis die Selbstständigkeit Flanderns schon sehr gefährdet und dann besaß er nicht mehr die Macht, sich aus dem Bann loszureißen. Er blieb noch einige Tage in Sluis und unterhandelte während dieser Zeit eifrig mit dem englischen Gesandten, ohne indeß et was zu erreichen. Der englische Gesandte bezeichnete den Witten des englischen Königs als einen Befehl, der nicht widerrufen werden könne und so mußte denn der Statt halter schweren Herzens nach Gent zurückrsifen, wo die Etädteboten noch auf ihn warteten und von ihm hören walten, welchen Erfolg er in sei er Unterhandlung mit dem englischen Gesandten gehabt hatte. Nur die Abgesandten von Brügge und Ppem erklär- M sich nach langem Zögern damit einverstanden, daß der Prinz von Wales an die Stelle des Grafen Ludwig trete. Die übrigen mißbiligten entschieden diesen Plan, für den sich Iakob von Artevelde erklärt hatte. Seine Worte, mit denen er diese beabsichtigte Aenderung zu ver teidigen suchte, fanden kein rechtes Gehör, seine Ueberre- dungskunst den erzürnten Städteboten gegenüber verfing nicht mehr. Wie sehr sein Einfluß, das Ansehen seiner Person schon im Schwinden begriffen war, sollte Jakob von Ar tevelde bei seiner Rückkehr von Sluis nach Gent zuerst erfahren. Man empfing ihn nicht mit begeisterten Zuru fen wie sonst. Schweigend sah ihn die Menge nach dem Brauhof gehen, leises Murren wurde schon hier und da hörbar, selbst Drohworte fielen und kennzeichnete sich da durch die gereizte Stimmung, die gegen ihn Platz griff, gegen ihn, der einst der Liebling der Volksmassen gewe sen war und durch deren Vertrauen aus den Statthalter posten berufen morden war. Vor dem Brauhofe sammelten sich Gruppen von Men schen, nachdem allgemein bekannt geworden war, daß der Brauherr zurück sei, anfangs, wie es schien, noch zu kei nem bestimmttn Zweck, aber sie konnten doch schon als Vorboten des nahenden Sturmes gelten. Immer größer wurden die Gruppen und bald war der Platz von einer dunklen Menge bedeckt und Arteveldes Name wurde ge rufen und wegwerfende Schimpfworte klangen dazwischen. Auch ertönten hier und da aus dem Hausen die drohen den Rufe: »Nieder mit dem Brauer!* Arteoelde, der auf den Balkon seines Hauses getreten war, sah zunächst noch ruhig aus die wogende Menge vor seinem Hause herab, es war ja nicht das erste Mal, daß die Menschen sich hier verssmme'ten, freilich zu anderen Zeiten mit ganz anderen Absichten, mit der Absicht ihm zuzujubelu und ihm zu beweisen, wie hoch er in der Volksguust stand. Der heutige Vorgang, war jür den öffentlichen Rede erklärte Ler Präsident der Bereinigtest Staaten, wie der ,,Frkf. Ztg/ aus Neuyork gemeldet wird: Im Kriegsfälle würden alle Bürger in Amerika von aus ländischer Geburt völlig lonal sein- Wer ande.s dächte, würde ausqestoßen werden. Das nationale Leben würde durch den Arieg erneuert werden, vorausgesetzt,, daß Amerika für Rechtlichkeit und Menschlichkeit eintrete. Fürst Bülow ist über Basel nach Deutschland zurückgsretst. ' Dec Balkankrieg. Das serbische Heer kriegsfertig? Der Leiter der nach Saloniki bestimmten serbischen Armee, Oberst Pawlo witsch, erklärte d?m „Athener Blatte Hessin": Die Neu gestaltung der serbischen Armee ist vollendet, und die Armee ist schlagfertig. 6000 Montenegriner wurden ebenfalls ein gereiht. Alle serbischen Wehrfähigen, die bisher in diplo matischen Diensten tätig waren, sind zur aktiven Dienst leistung eingerückt.' Alle Truppen nebst Kavallerie werden nach Saloniki gebracht. Die Beförderung wird unter Umständen zur See vonstatten gehen. Griechenlands Flotte unter Aufsicht der Entente» Nach Athener Meldungen richtete der Admiral der franH zösischen Mittelmeerflotte eine Note an die griechische Regie rung, wonach die Maßnahmen gegen oie grie chischen Schiffe derart verschärft werden sollen, daß diese jetzt vollständig unter der Aufsicht der Vierverbandmächte fahren müßen. Eins ähnliche Note richtete General Sarrail an die Saloniker Hafenbehörüen. Diese Maßnahmen hängen mit den serbischen Truppentrans porten zusammen. ! Der irische Ausstand ist trotz der Größe der Todesopfer, die er gefordert hat, noch immer nicht ganz unterdrückt, und die Grabesruhe, dis England mit seinen Truppen herstellt, ist kein Frieden. Dis Zahl der Toten allein in den Spitälern beträgt 188, wovon 66 Soldaten und 122 Aufständische und Zivilpersonen sind. Es wurden 179 Gebäude durch Feuer beschädigt oder zerstört. Im ganzen sollen sich 5000 Iren an der Revolution be teiligt haben. Der angerichtete Sachschaden wird auf sechs Millionen Mark geschätzt. Von den drei Hingerichteten Iren, die als Führer des Aufstandes gelten, war Harca Mitglied der irischen Gerichte und Vorsteher einer Knabenschule zu Dublin, die den Mittelpunkt der nationalirischen Bewegung bildete. Lord French berichtet, daß die Lage in Irland jetzt ruhig sei; aus seiner weiteren Meldung, daß das Ein« sammeln der Waffen und die Verhaftung Ler Aufständischen weitere Fortschritte machten, geht deutlich hervor, daß dis Gefahr noch nicht beschworen ist. Birrells Rücktritt. Der Staatssekretär für Irland, Birrell, ein Gelehrter und Schriftsteller von Namen, der seinen Amtssitz in London hatte, gleichwohl aber der eigent liche Leiter der irischen Verwaltung war, während der in Dublin residierende Vizekönig Lord Wimborne einen rein repräsentativen Posten bekleidete, sprach sich im Unterhaus» sehr freimütig über seinen Rücktritt aus. Er sagte, er habe die möglichen Erfolge der Sinn-Fein-Bewegung unzutreffend eingeschätzt; er habe zwar ihren Charakter, die Zahl ihrer Helfer und der Orte, in denen diese offenbare Treulosigkeit am stärksten überwog, gewürdigt, aber er habe sich die Mög lichkeit solcher Ereignisse, wie sie vorgefallen seien, nicht vor gestellt. Zum Schluß sagte Birrell, seit Beginn des Krieges habe er als seine höchste Pflicht angesehen, sich zu bemühen, Europa das Bild ungeteilter Einmütigkeit in Irland sehen zu lassen. Um diese große Aufgabe durchzuführen, habe er ein großes und schweres Wagnis übernommen, aber es sei auch viel erreicht worden, und die irischen Soldaten, die aus allen Kriegsschauplätzen kämpften, seien noch immer die besten Vertreter ihres Landes. über die Bestrafung der irischen Rebellen, deren Führer erschossen wurden, gehen die Meinungen ausein ander. Der zurückgetretene Staatssekretär Birrell und dis irischen Mitglieder des englischen Unterhauses empfehlen Mttde. Die „Times" treten einer Zuschrift bei, nach der den jüngeren irischen Rebellen Gelegenheit gegeben werden soll, sich dadurch zu rehabilitieren, daß st« in die englisch» Brauherrn der Beweis, mir unbeständig die Volksgunst war. Nur um seine Mundwinkel war ein leises Zucken zu bemerken und dann das Ausblitzen der Augen verriet die Bewegung in seinem Innern, den Seelenkampf, den er in dieser Stunde durchzumachen hatte. Er winkte mit der Hand, ein Zeichen, daß er sprechen wollte und man ihn anhören solle, aber es war die, ver geblich, das Summen der Stimmen da unten schwoll zu einem Brausen an, dem gegenüber sich eine einzelne Stimme kaum Verhör verschaffen konnte. Wie hatte man sonst seinen Worten gelauscht, wenn er zur Menge sprach wie man ihm so reichen Beifall gespendet, wenn er von Flanderns Vergangenheit sprach und seine Pläne ent wickelte. Heute tönte es ihm schon vielhundertstimmig wie ein Wutgeheul entgegen: „Nieder mit Artevelde I Nieder mit dem Brauer! Nieder mit England, daß uns verraten hat! Es lebe da« freie, ungeknechtete Flandern I* Aber eine Stimme war es doch, die alle anderen müh sam übertönte, es war der einzige wahrhafte und treu ge bliebene Freund des Statthalters, es war Nikolaus von Warden, der sich zwischen die Menge hindurchzmängte und mit donnernder Stimme rief: „Laßt ihn doch erst reden, er wird sich schon verant worten können, hört seine Worte erst an, ehe Ihr ihn urteilt oder verdammt!* Wirklich trat einige Ruhe ein, der Statthalter halt« die Stimme des Freundes schon erkannt; da konnte er nochmals hoffen, daß es ihm mit dessen Unterstützung doch möglich sein werde, den Sturm zu beschwichtigen, der ihm entgegenbrauste und ihn zu verschlingen drohte. Er be saß ja auch sonst noch Freunde, die sich in den Tagen seiner vollsten Macht und ungetrübten Glanzes in so großer Zahl um in gedrängt hatten, sie konnten doch nicht alle schon treulos von ihm abgesallrn sein.