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flotte uno Belebung des Seehandels das Wichtigste. Die deutsche Industrie hat sich rückhaltlos in den Dienst des Vaterlandes gestellt, deshalb müssen wir auch bald Maß nahmen zu ihrem Schutze treffen. Ein neuer Wirtschasts- srühlung steht uns bevor. (Beifall.) Ministerialdirektor Lewald geht auf einen Fall mangeln der Unterstützung einer Großmutter ein, den Abg. Gottheim gestern vorgetragen hätte. Derartige Familien-Unierstützungen unterliegen auch nach einer Auskunft des Reichsjustizamts nicht der Pfändung. Die Zuschüsse der Unternehmer dürfen auch nicht auf die Reichsversicherungsbeiträge angerechnet werden. Die Industrie hat auch auf dem Gebiet der Familien-Unterstützung viel geleistet. Abg. Mumm (D. Fr.). Es ist seltsain, daß wir über das Gehalt des Staatssekretärs verhandeln, ohne daß ein solcher verbanden ist. Das darf uns aber nicht hindern, unsere Wünsche vorzubringen, die namentlich auf dem Gebiet der Mittelstaatspolitik und der Wohnungsreform liegen. Zur Hebung unserer Valuta Lebensrnittel auszuführen, ist wirklich das Ungeschickteste, was man machen kann ; weit bester wäre eine Ausfuhr von Juwelen. In der Frage der Frauen arbeit haben wir umgelernt; in der Konfektions-Industrie werden die Verhältnisse von Woche zu Woche schwieriger. In der Tabakindustrie müssen wir allen Lohndrückereicn entgegentreten. ' Abg. Stadthagen (Soz. Arb.-G.): Wir stimmen allen Resolutionen zu mit Ausnahme derjenigen, die die Unter stützung der Seeschiffahrt forderten. Die Ausführung der Familien-Unterstützungsbestimmungen in den Einzelstaaten läßt sehr zu wünschen übrig. Die Klagen über die Jugend sind unberechtigt, man sorge nur dafür, daß sie nicht über anstrengt werden. Der Redner wendet sich dann scharf gegen mehrere Erlasse der kommandierenden Generale und Oberpräsidenten, welche sich mit den Jugendlichen befassen, insbesondere gegen die Sparerlaste. Infolge Arbeits einstellungen in Hannover und Braunschweig wurden die Verfügungen teils eingeschränkt, teils außer Kraft gesetzt. Sogar eine Encyclika des Papstes wendet sich dagegen, daß man den Arbeitern den Lohn vorbehalten soll. Abg. Schmidt-Meißen (Sozd.): Eine reichsgesetzliche f Regelung der Verhältnisse in den Bäckereien, namentlich die j Aufrechterhaltung des Nachtback-Verbot, ist nötig und würde die Ernährung des Volkes sicherstellen. — Die Unterstützung der Kriegerfamilien ist zumeist gänzlich unzureichend, vor allem auf dem Lande. Redner schildert hierbei des längeren sächsische Verhältnisse; das Gesinde auf dem Lande sei ganz machtlos gegenüber dem Gustherrn. Abg. Hitze (Ztr.): Der Zweck des Sparzwanges ist, die Kinder gegen ihren eigenen Leichtsinn zu schützen. In dem sozialdemokratischen Antrag tritt leider eine gänzliche Ab- s neigung gegen das Sparen zu Tage. Redner beantragt, die i Anträge Bernstein und Bassermann auf Säuglingsfürsorge, Mutterschutz und Reichswochenhilfe einem besonderen Aus schuß zu überweisen und wendet sich dann der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten zu, die allmählich zu einer Gefahr für unsere Volkskraft iverden. Abg. Bassermann (ntl.): Die Bevölkerungspolitik ist : ungemein wichtig, bei der Wochenbeihülfe wird ja die j Kostenfrage wichtig sein. Mit den Antrag, eine besondere j Kommission für alle diese Fragen einzusetzen, bin ich ein- s verstanden, wir können uns auch ebenso wie in der Rech- ' nungspolitik hier nicht auf den Weg der Landesgesetzgebung ; drängen lassen. Die Säuglingsfürsorge ist deshalb von , hoher Bedeutung, weil damit die Sterblichkeit der Bevölke- ! rung vermindert werden kann. Hierher gehört auch das Verbot der die Empfängnis hindernden Mittel. Abg. Bartschat (Förtsch. Vp.): Wir sind mit der Zu sammenfassung dieser Anträge in einer Kommission einver standen. Den Schuhmachern muß durch reichlichere Zu teilung von Leder geholfen werden. Eine Zentralstelle könnte eine gerechte Verteilung vornehmen. Abg. Werner- Hersfeld (D. Fr.) tritt für den Sparzwang der Jugenlichen ein. Abg. Irl (Ztr.): Den im Felde befindlichen Hand werkern muß ihre schwierige Lage durch Kreditgewährung erleichtert werden. Das Reich wird sich dieser Aufgaben nicht entziehen können. Abg. Briihne (Sozd.) Dem Abg. Hitze erwidere ich, daß auch die Arbeiter nicht wünschen, l daß ihre Söhne das sauer verdiente Geld leichtsinnig aus- s geben, aber ein solcher Zwang darf nicht herrschen, weil er s sich nur gegen die Arbeiter richtet. Die weitere Debatte drehte sich um die Höhe der Ge- hälter an die Zioiiöeamien in den Etappengebieten, die ASg. Stücklen (Sozd,) für viel zu hoch erklärte. Ministerialdirektor Lewald stellte fest, daß dies eine militärische Frage sei, die nicht zur Kompetenz des Reichstages gehöre, und daß in den besetzten fremden Landcsteilen von uns kein Groschen für Gehälter ausgegeken würde. Montag 12 Uhr: Weiterbera tung. Schluß, gegen 6 Uhr. MS aller Welt. Gefängnisstrafe für HLchftpreksüberschreiter. Wegen Vergehens gegen die Vundesratsverordnung vom 11. Dezember 1914 (Höchstpreise für Metalle) wurden nach Be kanntgabe durch die Berliner Blätter von der Strafkammer 1 des Königlichen Landgerichts 2 Berlin die Direktoren des Hüttenwerkes Niederschöneweide vormals I. F. Ginsberg, F. Ginsberg und Dr. Fels, zu der Höchststrafe von je einem Jahr Gefängnis und je 19 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Das Unternehmen hatte im letzten Geschäftsjahr 100 o. H. Gewinn ausschütten können. Neunzig Gramm Butter pro Kopf und Woche statt der bisher zugewiesenen 125 Gramm werden den Berlinern fortan genügen müssen. Mehr gibt's bis auf weiteres nicht; aber das zugesagte Quantum wird den Bezugsberechtigten auch wirklich verabfolgt werden, ohne daß es langen Wartens vor den Butterlüden bedarf. Dieses Stauen der Massen vor den Geschäften war im wesentlichen dadurch verursacht worden, daß die Stadt nicht über eine so große Butter menge verfügte, um jeden Erwachsenen wöchentlich mit 125 Gramm versehen zu können. Der Zettel mit der ominösen Aufschrift „Butter ausverkauft" erschien bereits an den Ladentüren, ehe noch die letzten Reihen der Harrenden be friedigt worden waren. Bei den kleinen Mengen von 90 Gramm fällt die Verpackung ins Gewicht, die ihre 15 Gramm wiegt. Es wird eine strenge behördliche Kontrolle ausgeübt und dadurch verhindert werden, daß unverhältnismäßig schweres Papier beim Einschlagen der Butter verwendet wird. Ärgernis erregender „Änfzng". Am Rindermarkt in München kam es kürzlich zu ungenehmen Austritten gegen eine besonders auffällig gekleidete Fußgängerin. In ihrem Anzug glich sie einer Wasserjungfer mit papageigrellen Farben. Das Kleid aus burchsimtiaen Stoffen war hochgelb ind hellgrün. Dazu kamen hohe Stöckelschuhe, ein bom« -astischer Hut und ein nicht minder ausfälliger Schleier. Lurze Zeit nach dem Erscheinen dieser „Wasserjungfer" auf -er Straße entstand ein großer Menschenauflauf. Ein Schutzmann führte die Putz-Närrin zur Polizeidirektion; die mgesammelte Menschenmenge begleitete die Vorführung mter spöttischen Zurufen. Die Dame, eine Tänzerin aus Österreich, wurde von Polizeipräsidenten darauf hingewiesen, -aß in einer Zeit, da so viele Frauen im Trauerschleier zehen, es gewissenlos sei, in einem solchen Aufzug auf der Straße zu erschemem Nach der Verwarnung konnte die Dame, die auch ausfällig gefärbtes Haar, gemalte große Augenbrauen, und ein Schönheitspflaster über dem Auge jatte, das Polizeigebäude wieder verlassen. ' Eine Landgomeinde ohne Bretter. Ein eigenartiger Hall in der Lebensmittelsrage beschäftigt, wie der „Hann. Lourier" mitteilt, zurzeit die hannoverschen Behörden. Die Milchfrauen einer Nachbargemeinde haben an die Stadt Verwaltung die Mitteilung gelangen lassen, daß sie ihre Milchlieferung an die Stadt nur fortsetzen würden, wenn die Stadtverwaltung sie mit Butter versorge. Die betreffende Gemeinde ist an keine Molkerei angeschlossen, infolge dessen können die Gemeinde - Einwohner keine Butter erhalten, denn die Molkereien sind durch eine Verfügung Kes stellvertretenden kommandierenden Generals gezwungen, ihre Lieferungen an bisherige Abnehmer entsprechend ihrem Vorrat fortzusetzen. Anderseits hat die Stadt Hannover ein großes Interest? daran, ihre ohnehin zurückgegangenen Milchanlieferungcn nicht noch weiter geschmälert zu sehen, und so wird sich wohl schließlich ein Weg finden müssen, auf dem beide Teile zufriedengestellt werden. Ausnützung der Feldpost. Wie manche Leute die Feldpost ausnützen, beweist eine Mitteilung der „Deutschen Verkehrszeitung", worin es heißt: Den Rekord, den kürzlich ein Mädchen aus Höchst a. M. mit 184 Briefen, die übrigens alle ankamen, aufstellte, hat jetzt eine andere Braut ge schlagen, indem sie binnen Monatsfrist an ihren Bräutigam 250 Feldpostbriefe und Päckchen absandte. Die Feldpost Wie ist daK zugegangen^ Erzählung nach einer wahren Anekdote von Charlotte Dirch-Pfeiffer. 2 Der alte Baron von Caldern hatte für seinen Sohn auch bereits eine Gattin bestimmt und war noch viel weniger geneigt, einen einmal gefaßten Plan wieder auszugeben. So war denn die Lage des jungen Barons an der Tafel nicht zu beneiden, da der Oberst Grubenikow die Gelegenheit weidlich benutzte, jeden Augenblick aus sein Verhältnis zu der schönen Schauspielerin anzuspielen und zwar mit Worten, die garnicht mißzuoerstehen waren und auch von dem Bankier nicht überhört werden konnten, wenn er sich auch so stellte, als höre er garnichts da von. Endlich war das Diner beendet, die Gäste des Sal- dernschen Hauses begaben sich in die anstoßenden Zimmer, um den Kaffee einzunehmen, zu rauchen oder sich zu ei nem Spiel niederlassen. Hier und da entspann sich auch eine angeregte Unterhaltung und was war natürlicher, daß man in diesem Kreise unter anderem auch auf die ersten Schönheiten der Hauptstadt zu sprechen kam. Der alte Baron von Caldern wurde auch mit hinein- grzogen und sollte sein Urteil abgeben, welcher Dame er in Petersburg den ersten Preis für Schönheit zusprechen würde. Er erklärte sich sofort für die Gräfin Alexandrine Orloff. Andere wieder, besonders Oberst Grubenikow, stimmten für die Schauspielerin Ninon. Wieder sah der Oberst die Gelegenheit gegeben, sich an dem jungen und begünstigteren Mitbewerber um die Gunst der Schauspielerin Ninon zu rächen. Er rief so fort: . . ... „Herr Varon, ich glaube wir können es am Besten durch ihren Sohn entscheiden lassen, wer recht hat, denn er zählt doch zu ihren intimsten Bekannten, wie ihm ja Alexandrine Orloff wohl auch sehr gut bekannt sein dürfte." „O, der Streit, wenn wir es so nennen wollen, ist leicht entschieden," sagte Viktor von Saldern, ohne sich lange zu besinnen, denn er merkte sehr wohl, daß ihm der Oberst nur eine Falle stellen wollte, damit er sich zu einer unbedachten Aeußerung Hinreißen lasse. „Gräfin Alexandrine Orloff ist nach meiner Meinung die schönste Dame der Petersburger Gesellschaft." „Ist das Ihre wirkliche Meinung?" lächelte der Oberst verschmitzt. „Warum zweifeln sie daran," entgegnete Viktor von Saldern erhitzt. „Können sie daran zweifeln, daß ich das reine seelenvolle Auge der Gräfin Orloff den herausfor dernden Blicken der Ninon vorzieht?" „Wie, Sie werden zum Dichter, Herr Baron, das klingt ja fast als hätten Sie schon recht, recht tief in die Augen der Gräfin geschaut." „Das muß nicht unbedingt der Fall sein, Herr Oberst. Ich bestreite garnicht, daß die Ninon schön ist — sehr schön, wenn Sie es hören wollen, aber um ihre Schön heit voll zur Geltung zu kommen, mangelt ihr einer der höchsten Reize — das Nichtbewußtsein ihrer Schönheit." „Ah, und besitzt die Gräfin diesen Zauber?" „Nach meiner Ueberzeugung hat sie ihn. Die Gräfin besitzt diesen Zauber im vollen Umfange, Unbewußt hebt sie oas schimmernde Auge, daß so himmlich schön ist — ihr Lächeln ist so unschuldig, ihr Blick so unbefangen und unschuldig, daß man sofort erkennen muß, daß man eine Schönheit vor sich hat, der es nicht an Herzensbil dung mangelt und sie dadurch den Namen einer wirkli chen Schönheit verdient." „Und die Ninon?" „Herr Oberst, die Ninon ist in erster Linie Schau spielerin und schon dadurch mehr wie jede andere Dame geneigt, ihre Schönheit den Menschen gegenüber zur Gel lst machtlos gegenüber einer solchen Ausnutzung ihrer Ein richtungen; sie muß die Sendungen befördern, ohne Rück sicht darauf, daß Feldpost und Truppenteile durch die über sie hereinbrechenden Briefmassen manchmal bis aufs äußerste belastet werden. Was eine Zeitung an Bäumen verschlingt. Der Mangel an Papierrohstoffen ist nicht allein auf den Arbeiter mangel, unter den die Holzzellstoffabriken zu leiden haben, zurückzuführen, sondern vor allem auf die Mindersättung von Holz. In Bayern ist allein, wie die „Münch. N. N." schreiben, nach der Angabe des Forstetats die Hauptnutzungsfällung im Jahre 1915 um den 18. Teil der gesamten Fällung zu rückgeblieben. Diese Minderfällung mutz sich naturgemäß auf die Papierfabrikation sehr bemerkbar machen. — Eine Zeitung mittlerer Größe, die täglich einmal mit 10—12 Seiten erscheint, verbraucht schon wöchentlich etwa 1000 Zentner Druckpapier, im Jahr also 52 000 Zentner Papier, zu dessen Herstellung etwa 16 000 Doppelzentner Holzfasern oder 1600 Kubikmeter Holz notwendig sind. Eine einzige Zeitungsnummer, die in einer Auflage von 100 000 Exem plaren erscheint, kostet also täglich das Holz, das in einem Jahr auf 1 Hektar wächst. Vreroerfand ins Feld. Neben den Niesensendungen der Münchener Brauindustrie versenden auch die Nürnberger Brauereien nach der Zusammenstellung eines Brauereifach mannes wöchentlich 9000 Hektoliter Bier ins Feld, wozu noch die Sendungen zahlreicher Brauereien der in der Nähe Nürnbergs liegenden Städte hinzuzuzählen sind. Schwere Schädigungen durch das letzte italie nische Erdbeben. Wie Mailänder Blätter aus Rimini melden, ist der Schaden des letzten Erdbebens sehr erheblich. Etwa tausend Baulichkeiten sind beschädigt und zehn zusam mengestürzt. Viele Gebäude, darunter öffentliche, sind dem Zusammenbruche nahe. Einige mußten auf polizeilichen Befehl geräumt werden. Menschenleben sind nur wenige zu beklagen. Im Wonnemonat Mai. Auf dem Standesamt in Gelsenkirchen bestellte dieser Tage ein Brautpaar das Auf gebot für die Eheschließung. Die beiden Brautleute haben zusammen das ansehnliche Alter von 157 Jahren. Der Bräutigam ist 80, die Braut 77 Jahre alt. Wegen Mordversuchs ist vor dem Kriegsgericht in Saarbrücken die Maurersfrau Aulenbacher zu drei Jahren Zuchthalls verurteilt. Der Ehemann stand im Felde und die Frau hatte angeblich aus Not, da der Mann die Familie vernachlässigte, mit einem Bäckergesellen ein Verhältnis an geknüpft, das Folgen hatte. Aus Furcht vor ihrem Mann kam sie auf den Gedanken, ihn aus dem Wege zu schaffen. Sie kaufte sich Rattengift und verwendete es zur Herstellung eines Kuchens, den sie ihrem Mann ins Feld schicken wollte. Da das mit der Aufgabe des Pakets fortgeschickte Kind es nicht ablieferte, kam das Fundobjekt zur Polizei, wo das Verbrechen aufgedeckt wurde. Das Dirschauer Nathaus niedergebrannt. Das 1580 erbaute Rathaus in Dirschau ist völlig niedergebrannt. Die Bestände der Stadtkasse und die Akten wurden gerettet. Die Ursache des Brandes ist noch nicht ermittelt. Verhaftung eines Kriegsgefangenen. In Konzen' berg in Bayern hat sich ein zu landwirtschaftlichen Arbeiten abgestellter russischer Kriegsgefangener an der 13 jährigen Tochter in Abwesenheit der Mutter, der Besitzer ist im Felde, mehrmals sittlich vergangen. Nunmehr wurde er verhaftet. Staatssekretär Dclibriick — IlniversitätAprosessor in Jena. Wo einst Schiller als Historiker wirkte und seine Lehrtätigkeit mit der berühmten Vorlesung eröffnete : „Was heißt und zu welchem Zwecke studiert man Universalgeschichte?" wird demnächst Delbrück eine Professur bekleiden und über Staatswifsenschasten lesen. Exzellenz Delbrück hat etwas zu sagen, seine Vorlesungen iverden auf Juristen und Volks- Wirtschaftler eine ähnliche Anziehungskraft ausüben, wie sie wahrend einer Reihe von Jahrzehnten von der Lchrtätiakeit des großen Naturwissenschaftlers Ernst Haeckel ausging. Die altehrwürdige „alma mater Jenensis" darf sich beglückwün schen. Zur Wahl des Wohnsitzes „fern von den Geschäften" und des neuen Berufes wurde Exzellenz Delbrück wesentlich dadurch mitbestimmt, daß ein Verwandter von ihm, der berühmte Philologe Professor Dr. Berthold Delbrück an der Jenaer Hochschule wirkt. tung zu bringen. Jede ihrer Handlungen und Bewegun gen ist berechnet und daher bei dem unbefangenen Beob achter von anderer Wirkung. Sollten Sie das noch nicht empfunden haben." „So tief habe ich mich noch nicht in das Wesen der Ninon versenkt und bei der Gräfin Alexandrine hatte ich noch weniger Gelegenheit ihr wahres Wesen zu studieren. Sie sind jünger und daher für dergleichen tiefgründige Unterscheidungen maßgebender." „Sie wollten ja mein Urteil hören, Herr Oberst, wa rum sollte ich da zurückhalten. Ich kann mich kurz da hin aussprechen: Beide Damen sind schön — sind Per len ihres Geschlechts, Ninon ist die Perle, welche elegant gefaßt am besten in den Schmuckkasten eines Juweliers paßt, dort prangt und begehrliche Blicke auf sich lenken soll; die Gräfin Alexandrine ist aber nach meiner Ueber zeugung eher eine Perle, die wohl auch im Lichte in reinstem Glanze strahlt, die aber doch nicht so zur Schau gestellt sein will — fo halte ich sie denn auch sür die Schönste unter den Petersburger Damen." „Ha, ha, ha!" lachte der Oberst boshaft. „Sie erhitzen sich, werden zum Dichter — ja, da muß man Ihnen schon zustimmen, schon au» Mitleid für Ihre Lunge, denn Sie haben sich wirklich aus dem Atem geredet." Der alte Baron, der diese Unterhaltung zwischen sei nem Sohn und dem Obersten ohne ein Wort zu sagen mit angehört hatte, lachte nur leise vor sich hin. Die Worte, die hierbei gefallen waren, hatten ihn köstlich amu- siert. Als sich der Oberst dann aber einige Minuten entfernte und er er sich mit seinem Sohne alleine befand, zog er denselben zu sich auf ein Sosa, in welches er sich selbst behaglich zurücklehnte und sagte dann: „Wir sind jetzt alleine Viktor, ich muß einige Worte mit Dir sprechen. Ich kann Dir mit wahrem Vergnügen sagen, daß ich entdeckt habe, wie Du anfängst zu Ver stände zu kommen — " , . _ .. .