Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 25.05.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191605257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160525
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-25
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die letzte kriegswoche. Die neuen Steuern werden willig getragen. LsersS Friedensgersds. Vorwärts in der Lombardei. Rus sisches Spitzbubentnm. Englands Not. Unser wirr- schaftlicher Sieg. Die WgierunzLMakchine des Deutschen Reiches bleibt in ungehemniter Tätigkeit, wenn auch unter den Männern, die sie leiten, ein Wechsel eiMritt. Und auch der Reichstag zeigt den unveränderten Willen, über die schwere, aber drin gende Einführung von neuen Reichssteuern zu einem Ein vernehmen mit den verbündeten Negierungen zu kommen, deren Ministerpräsidenten und Ftncnzminister zum Beginn der Woche in Berlin vereinigt waren. Zum Pfingstfest wird dem deutschen Volks also ein Strauß von neuen Rscchs- abgaben beschert werden, den es es ebenso willig hlnnehmen wird, wie es alles ertragen hat, was der Krieg mit sich brachte, denn es weiß, daß die Blüte des Vaterlandes und seines Nährstandes im neuen Frieden eine Schadloshaltung bringen wird. Die Amtsübernahme des ReichsamtS des Innern durch den Nachfolger des Staatssekretärs Delbrück wird in diesen Tagen bekanntgegeben werden, und dann wird auch der neue Organisator des Lebensmittelverkehrs die Zügel seiner Regierung ergreifen, um durch die Praxis wieder gut zu machen, was bisher in der Theorie versäumt worden ist. Der Wille besteht, mit den schon vorhandenen und uns noch zukommenden Lebensmitteln hauszuhalten, und alle Möglichkeiten in der Krtegsdauer können diesen Willen bei der deutschen Nation nicht beeinträchtigen. Wir geben daher auch nichts auf das Phrasengeklingel von Friedensverhandlungen, das bald aus diesem, bald aus jenem feindlichen Auslande in dem Bemühen verbreitet wird, Deutschland als schwach und kriegsmüde hinzustellen. Der französische Präsident Poincaree und der englische Mi nister des Auswärtigen Grey, die in diesen Tagen an die Welt appelliert haben, erzielten deshalb bei unS weder nach der guten, noch nach der drohenden Seite hin Eindruck; Deutschland wird nicht zu dem Ziele die Waffen aus der Hand legen, damit sie ihm in einem Jahrzehnt von neuem aufgezwungen werden. Es ist allbekannt, wie schwer das wirtschaftliche Leben in den letzten unsicheren FrieLensjahren gelitten hat. Sollten wir das abermals durchmachen müssen, so würde die Rechnung doch gar zu groß werden. Größere Nachteile für Handel und Wandel, Industrie und Gewerbe könnte ein verlorener Krieg nicht bringen. England findet seine Rechnung beim Kriege nicht und erwartet auch nicht, da es nüchtern zu kalkulieren weiß, sie später zu finden. Es macht keine langen Worte über seine inneren und äußeren Schwierigkeiten, die ihm allein in Ir land Millionen kosten, aber es empfindet sie drückend und noch mehr die Gcldforderungen seiner Verbündeten, deren Umfang außerhalb der intimen Kreise der Londoner Re gierung nicht genau bekannt ist. Die Ausraffung Rußlands zu einem neuen Vorstoß ist gelähmt, und Italien fühlt in verstärktem Maße die Überlegenheit seiner österreichisch ungarischen Gegner, während die Franzosen an den empfind lichsten Frontgebieten auf sich angewiesen bleiben. Wir wünschen unseren Verbündeten in den Heeren des Kaisers Franz Joseph, daß es ihnen recht bald gelingen möge, ihre siegreichen Fahnen aus dem südlichen Tirol in die Lombardei, den Norden Italiens und den Schauplatz so vieler österreichischer Siege vorzutragen. Die erhebliche Zahl von Gefangenen, welche die Italiener in den letzten Kämpfen verloren haben, lassen Rückschlüffe auf die Verfassung ihrer Regimenter zu, die jetzt bald ein ganzes Jahr im Felds stehen, ohne einen einzigen wirklich großen Erfolg erzielt zu haben. Das Schuldbuch der für den Krieg verantwortlichen Minister Salandra und Sonnino ist so stark angewachsen, daß es bald nicht mehr so weiteraehen kann, es fehlt nur an Lensen gen Männern, die bereu sind, die Kriegslast auf ihre Schuster zu nehmen. Der König Viktor Emanuel von Italien galt von je als ein scharfblickender Mann und vor urteilsfreier Negesit. Man sollte meinen, daß dis Zeit für ihn gekommen wäre, ein Machtwort zu sprechen, das dem Unglück seines Landes ein Ziel setzte und eine neue bessere Ara brächte. Rußland hat neue Vorstoßversuche nicht wieder unter nommen; ob dis Angaben in Londoner und Pariser Blättern, daß eine große russische Offensive bevorstehe, zmreffen, kön nen wir in Ruhe avwarten. Hindenburg ist auf dem Poften, und wenn die Russen durchaus weitere Hiebe haben wollen. England findet seine Rechi „ rrtet auch nichts da es nüchtern zu kalkulieren weiß, sie dünnen sie sie bekoinmen. Daß Japan mangelhafte Munition und Waffen für teures Geld lieferte, ist bekannt; die russische Fabrikation ist bei dem tief eingewurzelten und in dem Prozeß gegen den bisherigen Kriegsmtnister Suchomlinow wieder zutage tretenden Spitzbudentum im Zarenreiche gänzlich ungenügend. An Lebensmitteln fehlt es dermaßen, oaß in vielen Gebieten ausgesprochene Hungersnot herrscht. Auch das Menschenmaterial ist nach den zahlreichen und schweren Aderlässen so stark durchgesiebt, daß die Heeres leitung sich bereits zur Einberufung der Siebzehnjährigen genötigt sieht. Die besten Festungen sind in deutscher Hand. Woher soll Rußland bei dieser Lage die Kraft zu einer wirmngsvollen Offensive nehmen I Im Westen liegen die Dinge nicht bester. Durch die geplante große Frühjahrs- offensive der Gegner haben wir mit unsern überraschenden und kraftvollen Vorstößen gegen Verdun einen dicken Strich gemacht, während wir den Engländern auf dem Nordteil des westlichen Kriegsschauplatzes scharf zusetzett. In ihren ergebnislosen Anstrengungen, daS von unseren Helden vor Verdun eroberte Gelände von unvergleichlicher strategischer Bedeutung zurückzugewinnen, opfern die Franzosen Heka tomben von Menschen. Sie verbluten ohne den geringsten Erfolg. Die Erfolglosigkeit der Franzosen liegt den Engländern unendlich schwer in dem Magen. Enttäuschungen ohne Ende sind ihr bitteres Los bis zum endgültigen Zusammenbruch, bett sie nicht mehr abzuwenden vermögen. Frankreich for dert schleunige Hilfe; England aber, das bisher die Rolle des Drückebergers gespielt hat, ist jetzt zur Leistungsunfähig keit verurteilt. Die 200 000 Mann, die es durch die Ein führung der allgemeinen Wehrpflicht jetzt mehr aufbringcn kann, werden vollständig in Anspruch genommen und reichen noch nicht einmal aus zur Niederhaltung der irischen Bewe gung, Lie ihrersests durch das unbarmherzige Vlutgericht der Engländer noch geschürt und zu wildem Haß entfacht worden ist. Dabei drohen der Regierung in London allerlei Gefahren aus der allgemeinen Dienstpflicht, gegen die der Widerstand im Volke sich mit jedem Lage stärker geltend macht. Dis Grausamkeit gegen die Iren hat auch die Eng- kandfreundliLkeit weiter amerikanischer Kreise tief berabge« stimmt. Diese Stimmung wird nicht ohne Einfluß auf den Gang der Verhandluttgen bleiben können, die in der Frage der widerrechtlichen englischen Blockade von der Unionsre gierung mit dem Kabinett Asquith geführt werden. Da sich Puch Rumänien von der Entente in seine mit den Zentral mächten abzumachenden Angelegenheiten nicht mehr hinsin- reden lasten will, und da auch Schweden seine Entschlossen heit bekundet, sich weder von England noch von Rußland kapern zu lasten, so ist die Lags dermaßen unangenehm, daß man es wohl verstehen kann, wenn der Minister Grey den Friedfertigen spielt. Vielleicht sollten die Verbündeten aus den Worten Greys herauslesen, daß England nicht nur friedliebend, sondern infolge der Aussichtslosigkeit der Lags des Vierverbandes auch von unbezähmbarer Frieüenssehn- sucht erfüllt sei, so baß Rusten, Franzosen und Italiener di- äußersten Kraftanstrengungen zur Herbeiführung einer Wen dung machen müßten, da anoernfalls der Not- und Tod vertrag in die Brüche gehen könnte. Von bestimmender Bedeutung für dis Lage ist die unsern Feinden aufgegangene Erkenntnis, daß eine Aushungerung Deutschlands unmöglich ist. Wir haben den zweiten Winter wirtschaftlich siegreich überstanden und würden, wenn es nicht anders sein könnte, auch noch einen dritten Winter burchhalten, und den dritten ungleich leichter als den voran gegangenen. Wir haben begründete Aussicht auf eine Las Durchschnitismaß weit übersteigende Ernte, die es uns er möglicht, unsern Viehstand zu erhöhen und Lem Bedarf des deutschen Volkes größere Mengen von Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen, als es im Vorjahr geschehen konnte. Wir haben das Schwerste überwunden und sehen wirtschaft lich einer helleren Zukunft entgegen. Unter diesen Umständen hat es für unsere Feinde keinen Sinn mehr, den Krieg end los sortzusetzen. Sie müssen und werden uns über kurz oder lang um Frieden bitten. Schweden und die Alandsfrage. .Der schwedische Minister des Auswärtigen Wallenberg erklärte in der Zweiten Kammer, daß die Regierung nach wie vor entschlossen sei, an ihrer bisher beobachteten Neu tralität festzuhalten, daß sie aber nicht minder entschlossen sei, in der Frage der Alandsinseln die Rechte Schwedens Wie ist daK zugegMMn^ Erzählung nach ei»« wahren Anekdote von Charlotte Birch-Pfeiffer. I »Reizenderes als Sie ward nicht geboren!" versicherte Jeanette das niedliche Kammerkätzchen der ersten Lieb haberin am französischen Theater zu St. Petersburg, wie so manches Mal schon, immer wieder ihrer Herrin und befestigte das Fermoir mit dem blitzenden Solidär auf Ninon« blendend weißer Stirne. Die Schauspielerin lächelte geschmeichelt, während ein Zug des Triumphes über ihr schönes Gesicht huschte. Dann schob sie die Blonden-Garnitur, die neidisch den blühenden Nacken verhüllte, noch mehr von den Schultern und sprach: „Meinst Du? — Ja, die werden sich heute alle zu Tode ärgern und der Neid, ach der Neid! Nein, es gibt keine Seligheit die darüber ginge, den machtlosen Neid zu wecken, der sich die Lippen blau beißt und doch be wundern muß, wo er nicht will und staunend lächeln muß, wo er knirschen möchte. So — jetzt noch das Sevigne!" Rasch schob sie nun den Stuhl zurück, erhob die schöne, nicht eben hohe, aber üppige Gestalt, schnallte den Gold gürtel fester um die schlanke Taille und rief: „Ja, beim Himmel, ich bin schön, nicht wahr, Jea nette? Noch die Schminke, die Beleuchtung, ich werde heute wieder alles um mich her vernichten, alles in den Schatten stellen." Die schöne Schauspielerin versank in ihrem eigenen Anblick und Jeanette füllte die Pause ihres schweigenden Wohlgefallens durch die Worte: „Ja, Sie werden wieder alles in den Schatten stellen, die Laperure wird vom Publikum kaum beachtet werden, wenn Sie erst die Bühne betreten haben, ihre Blicke wer den die Männer wahnsinnig machen und morgen regnet es dafür wieder Geschenke, wie schon so oft und vielleicht noch kostbarer als sonst." „Das will ich auch hoffen," entgegnete die geschmückte Schöne nachlässig, „es ist auch Zeit, denn ich habe in den letzten drei Tagen schon nichts mehr erhalten; hast Dues denn dem Fürsten Solikow merken lassen, daß ich den dringenden Wunsch habe, einen echten Schawl zu besitzen? Weiß es auch der Oberst Grubenikow, daß ich gestern auf der Newsky-Perspektive den herrlichen Zobelpelz, der Fürstin Tscherbatof bewundert habe und keinen anderen Wunsch habe, als einen gleiche zu besitzen?" „O," lächelte Jeanette, „das habe ich alles sehr schlau angebracht, aber diese Russen sind verwünscht harthörig in solchen Dingen, sie begreifen nicht so leicht, als unsere galanten Landsleute zu Paris; ja, der hübsche junge Baron Saldern, des reichen Bankiers Sohn, ist freigiebig genug — aber — " „Ach, Torheiten," entgegnete Ninon, „der Narr ist verliebt und ich schwärme nun schon drei Wochen mit ihm zwischen Blumendust und Sphärenklanq; ja, ich weinte sogar in einer süßen Stunde, wo er viel von Treue und reiner Seele sprach, und noch immer ist keine Blume zum Brillanten-Bouket in meinem Haar und keine Träne zum Brillantenkolier um meinen Nacken geworden und wenn das so sortgeht, so ist sein Laufpaß schon geschrie ben !" ,St," warnte Jeanette, denn ein eleganter Bedienter trat ein. Er verneigte sich tief und reichte der lächelnden Schauspielerin einen niedlichen Karton dar und sagte: „Nebst den herzlichsten Grüßen meines Herrn, soll ich dieses überreichen." Rasch öffnete die Schauspielerin den Kartondeckel und griff mit sichtlich enttäuschtem Gesicht nach einem frischen Blumenstrauß, der ihr lieblich entgegendustete. „Blumen in diesem Sibirien, mitten im Winter — mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen. Der Minister führte in seiner Erwiderung auf die Frage des Vizepräsidenten aus: Von maßgebender Stelle ist wieder holt versichert worden, daß Schweden in dem gegenwärtigen Weltkrieg unter Wahrung seines Selbstbsstimmungsrechtes nach allen Seiten hin eine strenge und unparteiliche Neu tralität aufrechterhalten will und sehr lebhaft wünscht, in den Krieg nicht verwickelt zu werden. Ich kann die Er klärungen, die in dieser Hinsicht von Seiten der Regierung abgegeben worden sind, völlig aufrecht erhalten. Dis Be strebungen der Regierung, ihrer Pflicht entsprechend, die Rechte und das Interesse Schwedens unbeeinträchtigt zu wahren, dürfen nicht mißverstanden oder mißgsdeutet werden, in Anbetracht der Art und Weise, in der Schweden die Forderungen der Neutralität in schwieriger Lage stets er füllt hat. Die Regierung Hat während des ganzen Verlaufes der Krise jeder politischen Erörterung ferngestanden, die in dieser oder jener Richtung von ihren wiederholten Erklärungen ab- wcicht, und bedauerte solche Erscheinungen, die geeignet sein kinnen, das Vertrauen zu dem Willen, Schwedens Selbst ständigkeit und Neutralität zu wahren, zu vermindern. Was oie Alands-Frage betrifft, so muß jeder, der die ge schichtliche Entwicklung dieser Frage studiert hat, einsehen, daß sie eine Lebensfrage für Schweden ist. Dies war auch die Altsicht des schwedischen Reichstages 1S08 und ist die Ansicht der schwedischen Regierung 1S16. Ich bin überzeugt, daß diese Meinung auch jetzt vom schwedischen Reichstag ge teilt wird. AuS diesem Grunde kann ich versichern, daß die Regierung es für ihre Pflicht hält, die Alands-Frage der unerläßlichen Aufmerksamkeit zu ver folgen, und daß sie nichts unterlassen wird, um auf diesem wie auf anderen Gebieten die Rechte und JnteressenSchwedenswahrz unehmen. Nähere Erklärungen kann ich aus leicht begreiflichen Gründen jetzt nicht abgeben. Die Erklärung des Ministers fand die einhellige Zu stimmung aller Parteien des Hauses. Der sozialistische Red ner betonte, seine Partei wünsche, daß Schweden unbeschadet seines Selbstbestimmungsrechts in der Neutralität beharre, sie halte aber auch an den von ihr schon 1908 geltend ge machten Standpunkt fest, daß es sür die Sicherheit Schwe bens unumgänglich nötig ist, daß die Gruppe der Aland- inseln wie bisher, so auch in Zukunft unbefestigt bleibt. Di« Partei hofft, daß dieses Ziel auf dem Wege der Verhand lungen erreicht werden wird. Der Führer der Rechten drückte besonders seine Befriedigung darüber aus, baß Lie Regierung nichts unterlassen wolle, um in der Jnselfrage die Rechte und Interessen Schwedens wahrzunehmen. Der Führer der Liberalen sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß es der Negierung gelingen werde, ihre von dem Mi nister gekennzeichnete Politik zum Heile Schwedens durch zuführen. Im Oberhause fand die ministerielle Erklärung die gleiche zustimmende Aufnahme seitens aller Parteien wie in der zweiten Kammer. Rundschau. Das FriedensgereÄs. Greys und Poincarees neueste Äußerungen rufen bei dem Teile der Wiener Presse, die aus Asquiths letzter Rede eine gewisse Friedensgeneigthsit des Verbandes herzudeuten versucht hatte, einige Enttäuschung hervor. Wenn er auch Poincaree als einen hohlen Bramarbas abtut, dessen Worte keine entscheidende Bedeutung hätten, so sieht er doch in Greys Auseinandersetzungen, die er als eine Antwort auf des Reichskanzlers Darlegungen auffaßt, wegen der Wiederholung der alten englischen Litanei vom preußi schen Militarismus, deutscher Tyrannei und Deutschlands Schuld am Weltkriege einen Rückfall in den alten Haß und in die Verhetzungspolitik. Höchstens das Aufgeben der For derung Ler Zertrümmerung Deutschlands, das sich heuchle- risch in eine Ableugnung dieser Forderung kleidet, vermag A als ein schwaches Zurückweichen Greys zu buchen. Auch legt die Presse, wie schon Asquiths Stillschweigen über die sen Punkt zeigt, dem Umstande, daß Grey die Rückgabe der be setzten russischen Gebiete unter seinen Forderungen nicht ausdrücklich, erwähnt, symptomatische Bedeutung bei. Im übrigen geißelt dieser wie auch der übrige Teil der Presse die salbungsvolle Scheinheiligkeit, Verlogenheit und Dünkel haftigkeit der Äußerungen Greys in schonungsloser Weise. » «»»! »»»««IM das ist sehr artig von Ihrem Herrn," sagte die Schau spielerin mit einem spöttischen Lächeln. „Ich danke, Fran cois, sagen Sie Ihrem Herrn, aus seiner Hand sei mir jeder, auch das vergänglichste Geschenk willkommen. Adieu!" Sie drehte sich rasch um, nahm aus Jeanettens Hand den weichen Schawl und winkte dem Bedienten zu sich wieder zu entfernen. Francois sah sie mit einem ver- schmitzien Lächeln an, verbeugte sich tief und ging. Auf der Treppe aber flüsterte er leise vor sich hin: „Ein vorzügliches Geschenk! — ja, da hat sie recht — Blumen sind nichts sür sie." Er eilte nun rasch, um seinem Herrn, dem Baron von Saldern, zu sagen, welchen zweideutigen Eindruck sein duftendes Geschenk gemacht habe. Der junge Varon saß indeß im Speisesaal seines Vaters wie auf glühenden Kohlen, denn ihm gegenüber an der Tafel saß Oberst Grubenikow und quälte ihn mit allerhand verfänglichen Fragen, während man an seiner Seite von der bevorstehenden Heirat der Gräfin Alexandrine Orloff erzählte. Der Oberst aber war sein Nebenbuhler bei der reizen den Schauspielerin Ninon und in Alexandrine war der Baron verliebt. Das er der Ninon den Hcs machte, ge hörte damals zum Ton in diesen Kreisen Petersburgs. Ninon galt für die erste Schönheit Petersburgs, aber eine Kokette und wie versichert wurde, war sie nicht unem- psindlich für reiche Anbeter. Darum betete sie auch Vik tor von Saldern an und gehörte zu der nicht kleinen Zahl ihrer Verehrer. Der alte Brron von Saldern dagegen, so sehr er er liebte, daß sein hübscher, eleganter Sohn dem Ton des Tage» hul digte und als einec der vornehmsten jungen Herrn in Peters burg galt, war seine Kasse doch zu lieb, als daß er zusehen konnte, wie sein Sohn in den Banden Ninons
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder