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WaöenauerInzeiger ZeitW smrhmM, Seismdms, SO, ShmmMf, AW, SpchW O. Amtsblatt für den Stadttat zu Rabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachmittags. Abonnementspreis 1,50 Mark vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 15 Pfg., für auswärtige Inserenten 20 Pfg-, Reklamen 30 Pfg., im amtlichen Teil 35 Pfg., tabellarischer Satz entsprechend höher. Jeder Anspruch aus Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch aufgegebeuen Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Redaktion, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. Nummer 62. Fernsprecher: Amt Deuben 212« Donnerstag, den 25. Mai 1916. Fernsprecher: Amt Deuben 212« 29. Jahrgang. Amtlicher Teil. Es ist beobachtet worden, das; einzelne Zuckerver-' Käufer auf die ausgegebenen Zucker-Karten schon jetzig Zucker in Höhe des vollen Nennwertes der Karte ab geben. Es wird deshalb besonders darauf hingewiesen, das; Zucker immer nur auf den jeweils gültigen Karten- abschnitt, der bei den roten Zuckerkartcn auf l Pfund, bei den gelben auf 4 Pfund lautet, abgegeben werden, darf. Die Vorauslieferung auf später gültige Abschnitte ist nach der Verordnung vom 4. Mai 1916 unter 4 un zulässig und wird bestraft. Dresden, den 19. Mai 1916. Ministerium des Innern. Von den Kriegsschauplätzen. Grohes Hauptquartier, 22. Mai 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Östlich von Nieuport drang eine Patrouille unserer Marineinfanterie in die französischen Gräben ein, zerstörte die Verteidigungsanlagen des Gegners und brachte einen Offizier, 32 Mann gefangen zurück. § Südwestlich von Givenchy-en-Gohelle wurden meh rere Linien der englischen Stellung in etwa 2 Kilometer Breite genommen und nächtliche Gegenstöße abgewiesen. An Gefangenen sind 8 Offiziere, 220 Mann, an Beute vier Maschinengewehre, drei Minenwerfer eingebracht. - Der Gegner erlitt ganz außergewöhnlich blutige Verluste. In der Gegend von Berry-au-Bac blieb in den frühen Morgenstunden ein französischer Gasangriffs versuch ergebnislos. Links der Maas stürmten unsere Truppen die fran zösischen Stellungen auf den östlichen Ausläufern der Höhe 304 und hielten sie gegen wiederholte feindliche Angriffe. Neben seinen großen blutigen Verlusten büßte der Gegner an Gefangenen 9 Offiziere, 518 Mann ein und ließ 5 Maschinengewehre in unserer Hand. Die Beute aus unserem Angriffe am Südhange des „Toten Mannes" hat sich auf 13 Geschütze, 21 Maschinengewehre erhöht. Auch hier und aus Richtung Chattancourt hatten Versuche des Feindes, den verlorenen Boden zurückzu gewinnen keinen Erfolg. Rechts der Maas griffen die Franzosen mehrfach vergebens unsere Linien in der Gegend des Steinbruches (südlich des Gehöftes Haudromont) und auf der Vaur- Kuppe an. Beim dritten Ansturm gelang es ihnen aber im Steinbruche Fus; zu fassen. Die Nacht hindurch war die beiderseitige Artillerietätigkeit im ganzen Kampfab schnitte außerordentlich heftig. Unsere Fliegergeschwader wiederholten gestern nach mittag mit beobachtetem großen Erfolg ihre Angriffe auf § den Etappenhafen Dünkirchen. Ein feindlicher Doppel decker stürzte nach Kampf ins Meer. Weitere vier Flug zeuge wurden im Luftkampse innerhalb unserer Linien außer Gefecht gesetzt, und zwar in dec Gegend von Wer- vicq, bei Noyon, bei Maucourt (östlich der Maas) und nordöstlich von Chateau-Salins, letzteres durch Leutnant Wintgens als dessen viertes. Außerdem schoß Oberleut nant Bölcke südlich von Avocourt und südlich des „Toten Mannes" den 17. und 18. Gegner ab. Der hervorragende Flieger-Offizier ist in Anerkennung feiner Leistungen von Sr. Majestät dem Kaiser zum Hauptmann befördert worden. Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz. Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Großes Hauptquartier, 23. Mai 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Die Absicht eines Gegenangriffes der Engländer süd westlich von Givenchy-en-Gohelles wurde erkannt, die Ausführung durch Sperrfeuer verhindert. Kleinere eng lische Vorstöße in Gegend von Roclincourt wurden abgewiesen. Im Maasgebiete war die Gefechtstätigkeit infolge ausgedehnter Gegenstoßversuche des Feindes besonders lebhaft. Links der Maas nahmen wir südlich des Camard- Waldes ein französisches Blockhaus. Feindliche Angriffe östlich der Höhe 304 und nm Südhange des „Toten Mannes" scheiterten. Rechts des Flusses kam es auf der Front nördlich des Gehöftes Thiaumont bis in den Caillette-Wald zu heftigen Infanteriekämpfen. Im Anschlusse an starke Feuervorbereitung dranzen die Franzosen in unsere vor dersten Stellungen ein. Unsere Gegenstöße warfen sie aus den Flügeln des Angriffsabschnittes wieder zurück. Südlich des Dorfes und südlich der ehemaligen Feste Douaumont, die übrigens fest in unserer Hand blieb, ist der Kampf noch nicht abgeschlossen. Nordwestlich der Feste Baux wurde ein vorgestern vorübergehend in Feindeshand gefallener Sappenkopf zurückerobert. Durch Sprengung zerstörten wir aus der Combres- Höhc die erste und zweite französische Linie in erheblicher Ausdehnung. Bei Vaur-les-Palameix und Seuzey (auf den Maas höhen südöstlich von Verdun) brachen feindliche Angriffe in der Hauptsache im Sperrfeuer zusammen; kleine in unsere Grüben eingedrungene Abteilungen wurden dort niedergekämpft. Ein feindliches Flugzeug wurde südwestlich von Vailly abgeschossen. Oestlicher Kriegsschauplatz und Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Lokales und Sächsisches. Rabenau, 24. Mai 1916. * Auszeichnung. Aus Anlaß des bevorstehen den Geburtstages Sr. Maj. des Königs wurde dem Stuhlbauer Moritz Weinhod hier die Prinz Friedrich August-Medaille in Bronze verliehen. Die Auszeichnung wurde Weinhold durch Herrn Amtshauptmann Dr. Streit persönlich überreicht. Weinhold konnte kürzlich auf eine 50jährige ununterbrochene Tätigkeit bei der Firma Louis Hamann zurückblicken. — Die gleiche Auszeichnung wurde durch Herrn Amtshauptmann Dr. Streit der Hebamme Frau Antonie oerw. Pietzsch geb. Bürger überreicht. — Unsern Glückwunsch! Somsdorf. Die Kirschennutzung der Gemeinde Somsdorf kommt am nächsten Sonnabend im Gasthof Somsdorf zur Versteigerung. Hainsberg. Am Freitag abends 6 Uhr kommt im Gasthof Hainsberg die diesjährige Kirschennutzung der Gemeinde Hainsberg zur Versteigerung. Dresden. Der dritte Dresdner Pfcrderenntag am Sonntag brachte trotz schwacher Felder wiederum einen Totalisatorumsatz von mehr als 200 000 Mark. Wilsdruff. Die Errichtung einer Volksküche wurde in einer gemeinsamen Sitzung des Rats und der Stadt verordneten hier beschlossen. Die Küche soll als städti sches Unternehmen verwaltet und in der neuen Schule uutergebracht werden. Niederlötznitz. Der zwischen dem hiesigen Orte und Zitzschewig am Rande der Lößnitzberge gelegene Aussichtspunkt „Himmelsbusch" ist ein von Ausflüglern oft besuchtes Ziel. Am Sonntag bot sich nun vielen der letzteren die Überraschung, die dort errichtete große Schutz hütte als Trümmerhaufen vorzufinden. Wie verlautet, soll sie am Morgen durch die Unvorsichtigkeit einiger den Aussichtspunkt besuchender junger Leute in Brand geraten sein. Der leichte Bau wurde in kurzer Zeit ein Raub der Flammen, von denen auch ein Teil der Ein friedigung und die in der Nähe stehenden Obstbäume beschädigt wurden. Riesa. Eine rührende Betätigung vaterländischer Gesinnung wurde kürzlich hier beobachtet. Singend be gegnete eine Abteilung Pioniere auf der Heimkehr von anstrengendem Dienst einem alten Mütterchen. „Mutter, wie steht's mit Butter?" ries ein Vaterlandsverteidiger scherzhaft der Alten zu, und: „Komm her, hier haste Butter", gab diese zur Antwort und schenkte wahrhaftig ihre eben erworbene Butterration für eine ganze Woche weg. Freudig uahm sie der Soldat iu der Meinung, die Frau stamme aus einem Gute und habe Butter genug. In Wahrheit aber war die Frau eine ganz arme Gemeindehäuslerin. Und ihre Tat reute sic nicht. Lächelnd sagte sie, daß der Soldat sicher ein armer Kerl gewesen sei, der das bißchen Butter besser gebrauchen könne, als sie. Wie hat diese arme Frau die wider wärtigen Hamster und gemeinen Wucherer, von denen man leider immer wieder hört, beschämt! Chemnitz. Türkischer Besuch in Chemnitz. Einer Einladung der Wirkwaren-Fabrikanten-Vereinigung von Chemnitz und Umgegend Folge gebend, stattete der Tür ¬ kische Generalkonsul in Berlin Luftfi-Bei, in Begleitung des Attaches beim Generalkonsulat Dr. Nußbeck, der Stadt Chemnitz und ihrer Umgebung einen mehrtägigen Besuch ab. Die Führung der türkischen Gäste hat der Syndikus der Vereinigung übernommen. Besichtigt wur den eine größere Reihe industrieller Betriebe, sowie städ tische Anlagen. Plauen i. V. Wegen Vergehens gegen das Höchst preisgesetz vom 17. Dezember 1914 ist der Ritterguts besitzer Wauer auf Bösenbrunn bei Oelsnitz von der Strafkammer zu 2000 Mark Geldstrafe verurteilt wor den. Wauer war im Februar d. I. von der Amtshaupt mannschaft Oelsnitz zur Lieferung von Kartoffeln für den Bezirksverband aufgefordert worden und hatte gegen über dem die Kartoffelverteilungsfragen bearbeitenden Be amten erklärt: „WMi Sie 4,50 Mark für den Zentner zahlen, will ich Ihnen 200 Zentner liefern." Die Amts hauptmannschaft, die den Preis für den Zentner Speise kartoffeln auf 4,10 Mk. festgesetzt hatte, sah in der Forderung des Angeklagten eine Preistreiberei. Auerbach. In mehreren Revieren des Forstbezirkes scharrte man das an den Fichten und Kiefern ausgetretene Harz ab und machte es der Industrie dienstbar. E^ konn ten rund 25000 Kilogramm im Werte von 6000 Mark gewonnen werden. Frohburg. Nach hier und dem Nachbarort Greifen hain kamen Leipziger Dienstmädchen auf den Eierhandel und boten schlankweg für jedes Ei 30 Pfennig. Natür lich kehrten sie mit Handkörbchen voll Eier nach Leipzig zurück. Ebersbrunn. Der Besitzer des Gasthofes „Zum Löwen", Kölbel, dessen Gasthof im vorigen Jahre ab gebrannt ist, wollte Freitag abend die elektrische Licht leitung wieder in Betrieb setzen. Dabei wurde er vom elektrischen Strom getroffen und war auf der Stelle tot. Da der Strom nicht so stark war, um einen Menschen zu töten, muß angenommen werden, daß bei Kölbel noch eine Herzlähmung hinzugetreten ist. Gersdorf. Um sich arbeitsunfähig zu machen, hielt dieser Tage ein auf einem hiesigen Kohlenwerk beschäf tigter russischer Kriegsgefangener seine Hände zwischen Fahrstuhl und Gestell. Ein im Fahrstuhl mitfahrender junger Arbeiter von hier erkannte, bevor sich der Fahr stuhl iu Bewegung setzte, die Gefahr und machte den Russen darauf aufmerksam. Dieser mißachtete jedoch die Warnung und schlug sogar den jungen Mann, als ihn dieser gewaltsam von der gefährlichen Stelle fortbringen wollte, mit der Sicherheitslampe über den Kopf und brachte ihm mit dem an der Lampe befindlichen Haken eine tiefe Wunde am Arm bei. Dem Russen ist seine Absicht nicht gelungen, wohl aber erhielt er den richtigen Lohn für seine rohe Tat an Ort und Stelle von Arbeits kollegen des Geschlagenen gleich ausbezahlt. Außerdem dürfte die Sache für ihn wohl noch ein Nachspiel haben. Knau. Durch Spielen mit ungelöschtem Kalk ist hier der Schulknabe Fischer, dessen Vater im Felde steht, schwer zu Schaden gekommen. Der Junge füllte mit einigen Kameraden ungelöschten Kalk in eine Flasche, dann gossen sie heißes Wasser darauf, wodurch die Flasche erplodierte und der Kalk dem Fischer derart ins Gesicht geschleudert wurde, daß ein Auge vollständig ver loren ist und es noch zweifelhaft ist, ob das andere er halten werden kann. Marienberg. An: 1. Juli d. I. wird die Unter offizierschule von Marienberg nach Frankenberg verlegt. Zwickau. Die Sprache nach 14 Monaten wieder erlangt. Ein junger Vaterlandsverteidiger verlor im März vorigen Jahres durch einen Kehlkopfschuß die Sprache, und trotz aller ärztlichen Bemühungen zeigte sich keine Besserung. Er wurde vom Militärdienst ent lassen und war bei einer Firma in Zwickau tätig. Wäh rend der Arbeit machten sich jedoch öfter starke Atem beschwerden bemerkbar. Der junge Mann fieberte, phan tasierte und brach schließlich auf der Straße zusammen, so daß er im Krankenwagen nach seiner Wohnung ge bracht werden mußte. Da wandte er sich an Dr. Helfer in Zwickau, und diesen: gelang es durch einen operativen Eingriff, geronnenes Blut aus dem Kehlkopfe zu ent fernen. Hierdurch gelangten die Stimmbänder wieder in den Besitz ihrer Bewegungsfreiheit und der beglückte junge Mann konnte nach 14 Monaten Stummseins wieder sprechen.