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Rabenauer Anzeiger : 22.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191604227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160422
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-22
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
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Rundschau. Erlaß des Reichskanzlers über die Sommerzeit. Die Gegner der Sommerzeit hört man vielfach sagen, das Vor- und Nachstellen der Uhren wäre völlig überflüssig, man brauche nur anzuordnen, daß die Büros, die Geschäfte und die Schulen eine Stunde früher beginnen und ebenso viel früher geschlossen werden müßten. Das ist an sich richtig, aber viele Leute würden sich nicht daran kehren und damit den Zweck der Neuregelung, die Ersparung einer Brennstunde, ganz in Frage stellen. Der Reichskanzler hat daher in einem Erlaß, der die Bundesregierungen auf das Umstellen der Uhren an den öffentlichen Gebäuden (Kirchen, Schulen, Rathäuser, Gerichtsgebäude, Verkehrsanstalten usw.) aufmerksam macht, ausdrücklich bemerkt, daß „jedem etwaigen Versuche, die Wirkung der Neuerung durch Verlegung der Geschäftszeit, der Polizeistunde und dergleichen abzuschwächen oder auszuheben, mit allem Nachdruck entgegengetreten" werden solle. Baron Burian Seim Reichskanzler. Der öster reichisch-ungarische Minister des Auswärtigen Baron Burian hat während seines Berliner Besuches auch mit dem Schatz sekretär Helfferich konferiert. Der Zweck des Besuchs des österreichischen Ministers und des ihn begleitenden Herrn war laut „Magd. Ztg." der, sich in Berlin mit der leitenden Stellen im Wege des mündlichen Meinungsaustausches über einen ganzen Komplex von schwebenden und aus dem Bundesverhültnis hervorgehenden Fragen der Außenpolitik, der Staatswirtschaft, der Zollpolitik und vor allem der Er nährungspolitik schneller und glatter zu verständigen, als dies im Wege des schriftlichen Kanzleiverkehrs möglich wäre. Das Ergebnis dieses mündlichen Meinungsaustausches, der in seiner Art ja nicht der erste ist und auch nicht der letzte sein dürfte, wird sicher eine neue Befestigung des unver brüchlichen Einvernehmens zwischen Wien und Berlin sein. Der Kleingeldumngel ist behoben, nachdem allein im März sür mehr als 3,6 Millionen Mark eiserne Zehn pfennigstücke geprägt worden sind, so daß sich zurzeit für über 6 Millionen Mark an eisernen Zehnpfennigstücken und für 4,7 Millionen Mark an eisernen Fünfern im Verkehr be finden. An Nickelzehnpfennigern befinden sich für weit über 70 Millionen und an Nickelfünfpfennigern für 36,7 Millionen Mark im Verkehr. Die Schicksale der österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen in Serbien sind schrecklicher gewesen, als man gedacht. Die Berichte der Hilfsmissionen bestätigen in vollem Umfange die schon während des Krieges einge troffenen Meldungen über die grausame Behandlung der Gefangenen durch die Serben. Viele Tausende Kriegsgefan gene sind hauptsächlich in Albanien an Entbehrungen, Miß handlungen, ansteckenden Krankheiten verstorben oder wurden, wenn iie nickt mehr weiter konnten, einfach niedergemacht. Zur Unterbringung der Gefangenen wurden zumeist Ställe und Schuppen verwendet, die nie gesäubert, nie mit frischem Stroh belegt wurden und vor Ungeziefer strotzten. In einem Stall für neunzig Pferde waren gegen zweitausendsünfhunderi Menschen untergebracht; Hunderte mußten im Dezember 1914 in der größten Kälte und Nässe wochenlang die Nächte im Freien verbringen. Wegen der ungenügenden Verpfle gung gingen Tausende zugrunde. Von allen österreichisch ungarischen Kriegsgefangenen in Serbien dürften kaum mehr als zwanzig Prozent leben, zumal auch die sanitären Maß nahmen völlig ungenügend waren. In den Spitälern selbst herrschten so arge Zustände, daß schließlich sämtliche Arzte und Mediziner typhuskrank wurden. Asgurrhs Spekulation aus die deutschen Demo kraten wird sich als eitel erweisen. Als der englische Pre mierminister im Februar zum erstemnale den preußischen Mi litarismus als den wahren Feind hinstellte, sah es so aus, als ob England neben der Rolle des Beschützers der kleinen Staaten auch noch die des Befreiers der deutschen Stämme vom Preußentum auf sich nehmen wolle. Jetzt scheint Herrn Asquith die Idee vorzuschweben, auf die deutschen Parteien der Linken dadurch cinwirken zu können, daß er ihnen mit viel schönen Worten als bestes Mittel gegen die preußische Militärkaste ein vertraglich und schiedsrichterlich geordnetes Europa mit gleichen Rechten für alle Völker vorgaukelt. War schon bei Beginn des Krieges die Umwandlung Deutsch lands ans einem geographischen Begriff in einen lebendigen Organismus, mit unteilbarem nationalen" Geiste, längst 1»»»»HI«-»»»-»«»»»»»»-' Ler krcmar rem Lent. Hiftorftcher Roman aus Flanderns Dergangenheil von Werner von LolNersdorss. SO Iakob von Artevelde winkte mit der Hand, um sich zum Weitersprechen Ruhe zu verichafsen, was ihm auch »och einigen Minuten möglich war. »Euer Vertrauen ehrt mich so hoch, daß es mir au genblicklich garnicht möglich ist, meinen Dank in Worten ouszudrücken. Aber habt Ihr auch alles wohl erwogen, habt Ihr insbesondere bedacht, daß Ihr heute Euer Ver trauen einem Manne enigegenbringt, der zwar sein gan zes Leben lang kein höheres Ziel gekannt hat, als die Wohlsahrt seiner treuen Vaterstadt zu sördern, die ruhm reiche Vergangenheit seines Vaterlandes, seines lieben Flanderns hochzuhalten, der aber doch suhlt, daß seine Kraft nicht ausreichen dürfte, ein so großes Ganzes rich- äg zu leiten, allen Ansorderungen gerecht zu werden, denn einer starken Hand bedarf es, um das Vaterland an den sielen Klippen und Untiefen glücklich vorbeizusühren, die es bedrohen, und es bedarf des Vertrauens aller Flämin- ger, um ihm dies möglich zu machen — " „Ihr seid schon der rechte Mann und habt unser aller Vertrauen," sagte Nikolaus von Warden mit lauter Stimme ind sah sich im Kreise um, wo man durch allseitiges Kopf nicken seinen Worten beislimmte. „Ihr und kein anderer sollt Statthalter von Flandern sein." „Aber ich muß doch noch einmal darum bitten, diesen Schritt reiflich zu bedenken. Noch ist es Zeit ei nen anderen Manu zu suchen und zu finden, der der schweren Last doch besser gewachsen ist, als ich. Ist es aber wirklich Euer fester Entschluß, so will ich das Amt in Gottes Namen übernehmen — ich danke Euch allen sür Eure gute Meinung und Euer ehrendes Vertrauen." „ »Wir haben schon Alles bedacht und mit unseren eine vollzogene Tatsache, so ist diese Einheit, wie von amtlicher Seite festgestellt wird, durch diesen Krieg erst recht fest geschmiedet worden, und zwar gerade mit Hilfe der alle Parteien und Schichten durchdringenden Erkenntnis des Wertes unserer militärischen Einrichtungen. Der Valkankrieg. Besondere Ereignisse sind nicht zu melden. Die Be satzung von Saloniki scheint durch Abzug der besten Kräfte auf den westlichen Kriegsschauplatz geschächt zu sein, sie haben den wiederholt angekündigten Vorstoß noch nicht zu unternehmen gewagt. Nach römischen Meldungen herrscht an der Saloniki-Front vollständige Ruhe. Nach Meldungen der „Köln. Ztg." aus Athen entfernen Franzosen und Eng länder zwangsweise alle griechischen Gendarmen aus den Dörfern an der mazedonischen Grenze. Sie entwaffnen sie vor den Augen der Bewohner und schieben sie unter Be deckung nach dem Innern Mazedoniens ab. Die Regierung hat die Rückkehr der Gendarmen von der Grenze nach Salo niki angeordnet. Der italienische Krieg. An der österreichischen Grenze haben die Italiener nach lebhafter Artillerievorbereitung wieder einmal mit einer Offen sive begonnen. Obwohl die Österreicher an der Ponalestraße die Verteidigungsmauer südlich Spervna räumten und sich in der nächsten Stellung festsetzten wies der feindliche Angriff doch schon in seinen Anfängen die Zeichen des Zusammen bruchs auf. Der türkische Krieg. Unser Feldmarschall v. d. Goltz-Pascha fährt auch aus dem Hauptquartier in Mesopotamien laut „Nordd. Allg. Ztg." ständig in die vordersten Linien an der russischen oder englischen Front. Mit dem Adjutanten ist er allein, als an einem Nachmittag der Kraftwagen im Sumpf stecken bleibt. Vom Aufschlagen des Zeltes will der Marschall nichts hören, der Adjutant wandert zum nächsten Gendarmerieposten und kehrt, als der Abend längst dunkelt, mit 5 Feldgendarmen zu rück. Feldmarschall und Adjutant besteigen zwei Gendarmerie pferde. Der 73 jährige Heerführer trabt auf grundlosem, unbekanntem Weg in stockdunkler Nacht SO Kilometer, ckäfft gegen Morgen frisch bei der Truppe ein, befiehlt einen Sturmangriff und macht ihn mit. über die Lage bet Kut-el-Amara wird einem schweizerischen Blatt aus London gemeldet: Seit mehr als vier Monaten ist man über das Schicksal der in Kut-el-Amarc eingeschloffenen Truppen des Generals Townshend außer ordentlich beunruhigt. Alle Versuche, ihnen Hilfe zu bringen, mißglückten bisher. Man ist im unklaren, ob Townshend noch imstande ist, sich zu halten oder ob er gezwungen ist, andere Maßnahmen zu ergreifen, um sich selbst zu helfen' Er befindet sich in ähnlicher Lage wie Gordon in Khartum, als das englische Heer vergeblich versuchte, mit ihm Ver bindung zu bekommen. Der Seekrieg. Präsident Wilson findet für seine Politik, die immer englandfteundlicher wird, nur noch die Zustimmung eines beschränkten Kreises der Bevölkerung Amerikas. Man nennt die Anhänger des Präsident drüben die Munitionpartei. Bei einem Festessen von Mitgliedern der demokratischen Partei aus allen Teilen des Landes hielt Präsident Wilson eine Rede, in der er unter anderem sagte, er bete zum Himmel, daß die Vereinigten Staaten nicht aus freier Wahl in den Weltkonflikt hineingezogen werden. Es frage sich aber, ob das Volk bereit sei, sich einzumischen, wenn dir Interessen der Amerikaner sich rnit den Interessen der Mensch heit decken, und ob man den Mut haben werde, sich in den Konflikt einzumischen, wenn es sich um die Interessen der Menschheit handele. Die „Köln. Ztg." bemerkt hierzu: Wenn diese Äußerung wahr ist, so besagt sie nichts anderes, als daß Wilson wie bisher gewillt ist, sich von England alles gefallen zu lasten und Deutschland die Zähne zu zeigen. Die neueste Forderung Amerikas. Wie dem Reuter- schen Lügenbüro zufolge verlautet, sind Wilson und das Kabinett dabin übereingekommen, batz die Vorlegung weite ¬ ren Beweismaterials für Rechtsverletzungen von Untersee booten wahrscheinlich innerhalb 48 Stunden erfolgen und von der endgültigen Forderung begleitet sein wird, Deutsch land solle den Beweis für eine aufrichtige Erfüllung der von iym gegebenen Versprechungen erbringen. Dazu sagt die „Tägb Rundsch.": Die Forderung läßt einen vor Zorn und Scham erröten und sehnlichst wünschen, daß von Berlin aus es unzweideutig abgelehnt wird, sich in diesem Tone und auf diesem Fuß mit den Washingtoner Sachwaltern der englischen und französischen Regierung zu unterhalten. Wilsons Rückzug vor Carranza. Die Forderung Carranzas, die amerikanischen Truppen aus Mexiko zurück zuziehen, ist augenscheinlich durch den Präsidenten Wilson veranlaßt worden, der vorausfieht, daß es den amerikani schen Truppen nicht gelingen werde, Villa zu fangen. Die Forderung dürfte zwar zum Schein gegenwärtig zurückge wiesen werden, aber nian glaubt, nach einer Meldung der „Franks. Ztg.", daß in einigen Wochen die Zurückziehung der Truppen bestimmt erfolgen werde. Denn Wilson könne sich der Angriffe seiner politischen Gegner nur erwehren durch die einfache Feststellung, daß die Weigerung, Carranzas Forderung nachzukommen, den Krieg mit Mexiko heraufbe schwören mürde, was gerade vermieden werden müsse. Es gewinnt den Anschein, als wolle Wilson sich durch die Nach, giebigkeit gegenüber Mexiko freie Hand sür seine übrige aus wärtige Politik schaffen. Die Kämpfe um Verdun. Die Kämpfe um Verdun überraschen durch ihre Heftigkeit und ihre lange Dauer um so mehr, als es nach dem bisherigen Verlauf des Krieges fast schon schien, als ob die Festungen ihre frühere Bedeutung für. die Krieg führung verloren hätten. Aber die Festung Verdün ist heute für ihre Verteidigung nicht auf die eigene Kraft beschränkt, sondern sie bildet den festen Kern einer etwa 40 Kilometer langen, im Bogen von Combres über Haudiomont, Damloup, Douaumont, Vacherauville, Bethincourt, Malancourt nach Avocourt laufenden Schlachtlinie, in der die französische Hauptmacht einen zähen Verteidiqungskampf gegen starke deutsche Kräfte führt, die, den Absichten der Gegner zuvor kommend, hier zum Angriff geschritten sind. Der Angriff richtet sich daher, nachdem er im ersten Anlauf bis an die angegebene feindliche Hauptstelluna und in den unmittel baren Bereich der Festung gelangt ist, gleichzeitig gegen diese und die sie außerhalb schützende feindliche Armee. Nach Lage der Verhältnisse kann er sein Ziel nur schritt weise erreichen. Er hat, wie im unmittelbaren Festungs bereich, sowie außerhalb desselben, zahlreiche hinter- und nebeneinander liegende, befestigte und reich mit schwerer Artillerie ausgestattete Stellungen des Feindes zu über winden. Und die Eroberung einer jeden von ihnen bedarf gründlicher, zeitraubender Vorbereitung durch die eigene Artillerie, da andernfalls der Erfolg, solange die Verteidiger tapferen Widerstand wie bisher leisten, nur mit unverhältnis mäßig schweren Opfern erzielt werden könnte. Diesem syste matischen Verfahren, das seinem Wesen nach allerdings mehr Ähnlichkeit mit einer förmlichen Festungsbelaaerung als mit dem Angriff iv einer Feldschlacht hat, verdanken wir, wie General v. Blume in der „Kreuz-Ztg." hervorhebt, daß unsere tapferen Truppen sich, wenn auch langsam so doch sicher und mit geringeren Verlusten, als der Feind erleidet, ihrem Ziel nähern. Kein Zweifel, daß sie es er reichen werden. Unsere Truppen und ihre Führer haben Anspruch auf unser Vertrauen und — auf unsere Geduld. Die nach vorwärts gerichteten deutschen Nieder lage». Der Druck auf die Feindesfront westlich der Maas wird stärker empfunden. Mit der Nennung der Orte, die in den französischen Berichten neu auftauchcn, bereitet man von französischer Seite langsam aus die strategische Rück wärtsbewegung um einige Kilometer vor. Selbstverständ lich haben nach den französischen Behauptungen die Deutschen märchenhafte Verluste, und dann in der Hauptstellung, da kommt der große Schlag, der geheimnisvoll angedeutet wird. In neutralen Berichten heißt es aber, daß die neue Form des Krieges, welche die deutsche Heeresleitung für den Kamps in diesem Gebiete fand, offenbar den größtmöglichen Ge ländegewinn mit denkbar geringen Opfern bedeutet. Wir j bemerken hier stets zwei an auseinanderliegenden Punkten erfolgende Vorstöße, dann das Abschnüren des derart qe- Mitbürgern auch wohl erwogen," mit diesen Worten er hob sich der Abgesandte von Brügge wieder. „Kein An- verer, als Ihr, kann das Amt des Statthalters in Flan dern sichren und so wollen wir zum Schlüsse kommen. Eure Zulage haben wir und dies ist das Wort eines Mannes. Es lebe Iakob von Artevelde der Statthalter von Flandern!" Und hundertfach hallte dieser begeisterte Rui durch den Saal und wurde ebenso begeistert von der Menge vor dem Rathause und auf der Straße ausgenommen. Die Augen des Brauers von Gent leuchteten,' er er hob die Hand wie zum Schwur: „Wohlan denn! Die Stimme des Volkes von Flan dern ist mir die Stimme Gottes! Ich solge ihr und schwöre hiermit bei Gott und seinem heiligen Wort, daß ich von der Gewalt, von den Rechten, die Ihr in meine Hände legt, den weisesten Gebrauch machen machen werde, als redlicher Mann nach bestem Wissen und Gewissen, zur Ehre, zur Wohhahrt und zum Glück unseres gemeinsamen Vaterlandes! Es lebe Flandern!" 2l. Kapitel. Hendrick van Duyck trug kein Verlangen danach, sich unter die Zuschauer vor dem Rathause zu mischen, denn er hatte zunächst keine Interesse an diesen Ereignissen, um so weniger, als der Brauherr in seiner Gegenwart nicht davon sprach, es absichtlich vermied, dieselben überhaupt zu erwähnen. Ueberhaupt traf er mit demselben nur noch flüchtig bei der gemeinschaftlichen Mittagstasel zusammen. Kaum hatte sich daher heute Herr Jakob von Arte velde in seierlichem Zuge nach dem Rathaus begeben, da verließ auch ec den Brauhof. Seine Absicht war, sich hinaus nach dem Fischerhäuschen zu begeben, um Herrn von Leuoen und seiner Tochter einen Besuch abzustatten. Sicher würde er denselben heute antreffen, denn es war wohl ausgeschlossen, daß derselbe am heutigen Tage sei ¬ nen Zufluchtsort verlasten würde, an dem Tage, wo rno- giltig die Herrschaft des sränzösisch gesinnten Grafen Lud wig beseitigt und damit auch alle Franzosenfreunde in Acht und Bann getan werden würden, zu denen ja auch Herr von Leuoen gehörte, soweit dem jungen Manne be kannt geworden war. Ihn kümmerte dies weniger, denn er war der Vater Blancas, die er über alles liebte und da konnte er zehnmal französisch gesinnt sein, dies tat sei ner Liebe keinen Abbruch. Ohne sich viel um um die auf den Straßen nächst dem Brauhof aus und abwogenden neugierigen Menschen zu kümmern, folgte Hendrick van Duyck seinem Verlan gen und begab sich auf Seitenwegen nach dem Fischer- Häuschen. Still wie immer war es um dasselbe, wie er schon von weitem bemerkte und so schritt er ohne große Eile zu bekunden näher, von dem Gedanken erfüllt, welche Freude es werde, die Geliebte in den nächsten Minuten begrüßen zu können. Er war auch fest entschlossen, Herrn von Leuoen heute das Geständnis seiner Liebe zu Blanca zu machen und zugleich seinen festen Entschluß zu bekunden, dieselbe, so bald der Zeitpunkt dazu geeignet mar, als Gattin heim zuführen. Wie Herr von Leuoen diefes Geständnis, wel ches er wohl kaum erwartete, ausnehmen würde, darüber zerbrach er sich durchaus nicht den Kops. Mutig wollte er auf sein Ziel lossteuern, ebenso wie er entschlossen war, vor keinem Hindernis zurückzuschreckcn. Endlich stand er vor dem wohlbekannten Häuschen; die in und um dasselbe herrschende Grabesstille kam ihm aber doch etwas unheimlich vor: es schien doch, als beherberge dasselbe gar kein lebendes Wesenmehr und diese Beobachtung dämpfte seine Hoffnung auf ein freudiges Wiedersehen, die ihn auf dem ganzen Wege beseelt hatte merklich herab. Es war ihm mit einem Male, wie wenn eine eiskalte Hand nach leinem liebe glühenden Herzen griff und ein leichter Schauer seinen Körper durchrieselte, obwohl er dazu noch keine Ursache hatte.
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