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Rabenauer Anzeiger : 06.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191604068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160406
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160406
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-06
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
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t Die letzte Kriegswoche. Uneinige Einigteik. Flucht her englischen Milliarden^ Einigung in der U-Vooifrage. Ruhlands Niedergang Vie Schüsse im piraeus. Vas wahnsinnige Bagdads Abenteuer. Mit mehr guten Willen, als mit Geist und Tatkraft Hal sich dis Ententekonfercnz in Paris bemüht, dis Bevölkerung Ihrer Staaten zu beruhigen, aber es ist nichts weiter daraus geworden, als ein „In den April-Schicken/ Vorausgesetzt, daß diejenigen, für welche die sogenannten Beschlüße be stimmt waren, diese Zumutungen an ihre mangelnde Einsicht nicht sofort von sich abgewehrt haben, wie man etwa an einem heißen Sommertage einen Schwarm von lästigen Mücken abwehrt. Dis Engländer merken das Darnieder liegen von Handel und Wandel und die trotz des neuen Aushebungsgesetzes fehlenden Rekruten, den Franzosen hallt der Kanonendonner von Verdun in die Ohren und sie er kennen die unausgesetzten, nach Hunderttausenden zählenden Menschenverluste, Italien verblutet sich in den furchtbaren Alpenkämpfen, und Rußland ist längst physisch und finanziell herunter. So ist dis Einsicht überall, und dagegen sollen Einheit und Siegeszuversicht helfen. Jo, wenn es damit allein getan wäre, so würden sich dis Enteteleuts wenigstens Mühe zur Herstellung der bisher fehlendenden Einigkeit gegeben haben, denn das fortwährende Betonen der Ueber- etnstimmung zeigt gerade, daß sie bisher nicht im wünschens werten Maße da war. Dis englischen Minister haben den Text der Konferenz- beschlüfse von der Themse mit zur Seine gebracht und mit der Zusicherung von neuen Millionen die Zustimmung der lieben Verbündeten erkauft. England hat von jeher seins Kriege auf dem europäischen Festlands mit „Subventionen" geführt, aber so leicht wie gegenwärtig ist ihm dabei die Tasche noch nicht geworden. Namentlich Rußland ist ein zäher Heischer, der nicht locker läßt. Auch Italien hat schwere materielle Sorgen, denn bis finanzielle Opferwilligkeit ist auf der apenninischen Halbinsel zu allen Zeiten gering gewesen. Wie erinnerlltch sein wird, haben wir Deutschen für die Opfer des Erdbebens von Messina mehr Geld usw. nach der Insel Sizilien geschickt, als die Italiener im eigenen Lande aufgebracht haben. Es ist wohl anzunehmen, daß die eng lischen Minister ihren Ententekollegen in Paris sehr deutlich erklärt haben, daß ihrem Lande auch nicht zu viel zuge« mutet werden dürfe. Schon früher hieß es aus London, Großbritannien könne keine gewaltige Flotte und dazu eins Millionenarmee zu Lande unterhalten und dabei noch un- gezählie Milliarden an seine Alliierten abgeben. Die Luft geht dem reichen John Bull am Ende doch aus, und das Wort von den zehn Jahren Kriegsdauer, daS 1914 der da malige Marineministcr Churchill gesprochen hatte, erweist sich somit als ein recht vermessenes. Zu der von der Pa riser Regieruna wiederholt angeregten Teilnahme Italiens am Kriege in Frankreich hat man sich in Nom bisher nicht entschließen können. Es wäre auch ein etwas gar zu starkes Stück. Freittch heute ist man an mancherlei und darüber hinaus gewöhnt. Der Deutsche Reichstag hat in der letzten Woche mit feinen Plenarsitzungen pausiert und seins Arbeiten in dis Ausschüsse und Kommissionen verlegt. In dankenswerter Weise ist vom Reichskanzler und den einzelnen Refsortchess über die Auswärtige Politik, über Unlerseebootfrage usw. in vertraulicher Weise die gewünschte Auskunft gegeben, dis lebhafte Zustimmung gefunden hat und späterhin in der hoffentlich nahezu einstimmigen Bewilligung der betreffenden Forderungen im Plenum des Hauses zum Ausdruck kommt. Wie unsere Heerführer und unsere Armeen bleibt unsere Volksvertretung erfreulicherweise dauernd auf der Höhs, eine Tatsache, die auch nach dem glücklich beendeten Kriege nicht vergessen werden soll. Nicht hoch genug kann es gewertet werden, baß die vertraulichen Kammijstonsverhandlungen die Gegensätze aus- gelöscht haben, die in der Frage unserer Unterseeboot-Krieg führung aufgetaucht waren und im Begriffe standen, die öffentliche Meinung ernstlich zu beunruhigen. Bei der pa triotischen Gesinnung der Männer, die in heiliger Sorge UM das Wohl des Vaterlandes ihre U-Boot-Anträge einge bracht halten, war vorauszusehen, daß eine gründliche Aus sprache jede Meinungsverschiedenheit beseitigen würde. Denn unsere Heeresleitung und in vollem Einvernehmen mit ihr hje Reicksregieruna kennen gleichfalls kein heißeres Bemühen, ' als alle im Bereiche der Möglichkeit liegenden Kriegsmittes rücksichtslos anzuwenden, um dem furchtbaren Blutvergießen so schnell wie möglich ein für unsere herrlichen Waffen zu Wasser und zu Lande siegreiches Ende zu machen. Die steigende Zahl der Versenkungen feindlicher Schiffe und daS wachsende Unbehagen Englands über den fortschreitenden Mangel an Schiffsraum sind Beweises genug für dis Tat sache, daß unsere Helden zur See mit dem gleichen Furor teutonicus und den gleichen Erfolgen den Kampf führen, wie ihre Kameraden zu Lande. Wir führen unsern Tauch bootkrieg den ergangenen Ankündigungen gemäß unter uri« bedigter Rücksichtnahme auf die Seeinteressen der Neutralen. Unsere Seestreitkräfte haben, wie soeben erst wieder amtlich erklärt wurde, den strengsten Befehl, sich jedes Angriffes auf neutrale Schiffe zu cnihalten, sofern diese nicht Wider stand leisten oder sich durch die Flucht der Untersuchung zu entziehen versuchen. Wir können deshalb auch mit voller Ruhe dem Spruch des Präsidenten Wilson über unseren Tauchbootkrieg entgegensetzen. Die recht ernst gewordenen kriegerischen Verwickelungen mit Mexiko öffnen den Ameri kanern die Augen über die eigene militärische Unfertigkett und werden bei weiterer Verschärfung nicht »hne Einfluß auf die Waffen- und Muniiionslieferungen der nordameri kanischen Privatbetriebe an die Ententestaaten bleiben. Die deutschen militärischen Maßnahmen äußern sich weiter in Taten, wie der neue Terralngewinn in der Um gebung von Verdun beweist. Die Angriffe der Ruffen an unserer Ostfront haben noch nicht ihr Ende gefunden, ohn§ aber praktische Erfolge gezeitigt zu haben. Die Kriegskunst des Zaren-Generalissimus besteht wie die seines Oheims und Vorgängers darin, die Truppen in unausgejetzten Mafien« angriffen zu opfern und auf den blinden Zufall zu hoffen, der sich nicht einstellt. So ist es überall an der Ostfront seit Kriegsbeginn gewesen, eine Handlungsweise, welche die männliche Bevölkerung des Zarenreiches verwüstet hat. Kaiser Nikolaus proklamiert von Zeit zu Zeit den siegreichen Kriegsausgang, aber in seinen Herzen birgt er sicher trüb« Gedanken. Sprachen Petersburger Meldungen doch bereits von einer Einstellung der jüngsten russischen Offensive, V" trotz deS aufaebotenen kolossalen Menichenmateriais L schwächlich war. daß die Ententebrüder sie als eine solch« garnicht gelten lassen wollen. Charakteristisch für den Stand der militärischen Dinge im Zarenreiche ist es auch, daß der erst vor wenigen Monaten berufene Kriegsminister Polkwanow schon wieder zurücktrat, während sein Vorgänger Suchomltnow sich vor einem Kriegsgericht wegen grober Nachläsigkeilen in der Bereitstellung der nottvendtgen Munition zu oeranworten hat. Am Balkan, wo die entscheidenden Ereignisse vor Valona geräuschlos, aber stetig heranreifen, und daS LandungsheH der Entente in Saloniki sich immer ungemütlicher fühlt, setzt der Vierverband seine Knebelung Griechenlands in brutalster Weise fort. Dis Landung englischer Morinetruppen ist Patras und die Gefangennahme der Kapitäne eine- deutschen und eines österreichischen Schiffes, die dort unter dem Schutzs Griechenlands vor Anker lagen, hat die Erbitterung Griechen- lanbs gegen die Entente noch gesteigert. Als auch im Piräus Engländer gelandet wurden und den Versuch unternahmen, griechische Schiffe mit Gewalt fortzufüüren, griffen die grie chischen Hafenbatterien ein und beschossen die englischen Räuber, jo daß diese von ihrem Vorhaben Abstand nehmen mußten. Da die Engländer sich auch auf Kreta Gewalt tätigkeiten zuschulden kommen ließen und ihre Drangsalie rungen immer rücksichtsloser betreiben, so können die Piräus- Schüsse sehr wohl den Auftakt zu einer kriegerischen Aus einandersetzung bilden, vor der Griechenland keinen Augen blick bange zu sein braucht. Während die stolzen Entente- Hoffnungen auf Rumänien zu einem armseligen Häuflein Äsche zusammengejunkcn sind, während es in Aegypten und Indien andauernd kriselt und Japan die Maske immer rück sichtsloser bet Seite schiebt, verursacht das Bagdad-Unter nehmen in London ähnliche Sorgen wie s. Z. die so schmäh lich verkrachte Dardanellen-Aktion. England gibt die 12 000 Mann der unter dem Befehle des Generals Townshend stehenden Truppen, die Bagdad einnehmen, aber bei Kak el-Amara abgeschnitten wurden, bereits verloren und wettert gegen die eigene Heeresleitung, die mit einer ganz unzu reichenden Streitmacht das wahnsinnige Bagdad-Abenteuer ausführen lassen wollte. Die fortgesetzt kritische Lage der Engländer in Mesopotamien beweist übrigens, wie geringe Bedeutung die Eroberung von Erzerum durch die Russen für die allgemeine Kriegslage in Kleinasien gehabt hat. Ml den Ursachen des Schmeinemangels beschäftigt sich ein Artikel der „Voss. Ztg.", in dem es heißt: ES ist sehr schwer, heute die ganze Preisgestaltung, wie sie sich auf dem Viehmarkt seit Kriegsbeginn entwickelt hat, durch Zwangsmaßnahmen über den Haufen zu werfen; aber dennoch ist hier das einzige Mittel, um zu gefunden Verhält nissen zu kommen. Es muß der Grundsatz ausgestellt wer den, daß der Mangel an besttmmien Lebensmitteln nicht Der Dalkankrieg. Die Lage ist noch immer unverändert. Griechenland, das im Piräus bereits die Kanonen gegen englische Räuber sprechen ließ, tritt infolge der fortgesetzten Vergewaltigung durch die Ententemächte entschiedener auf. Nach Budapester Meldungen aus Aihen richtete die griechische Regierung abermals eine Note an den Viervsr^anS, In der dis Argumentierung des Vkeroerbandes hinsichtlich der Besetzung von Saloniki als eine Fiktion bezeichnet wird, die nur auf den Wunsch der Venizelospartei zustandegekommen sei, und deshalb sei Venizelos auch ausgeschieden worden. Die nach ihm gekommene Negierung habe alle von ihm getroffenen Abmachungen als null und nichtig erklärt. Die gesamte Bevölkerung Griechisch-Mazedoniens leide so furchtbar, daß die griechische Regierung nicht mehr untätig zufehen könne. Sie müsse verlangen, daß der Vierverbandsmächle in kürzester Zeit die Salonikiexpedition abblechen, zumal die Ursachen, mit denen die englisch-französischen Truppenlandungen begründet wurden, längst nicht mehr bestehen. Vie italienischen Stellungen um valona richten sich im allgemeinen nach zwei Fronten: die eine nördlich von Valona am Vojussaflusse, die andere im Süden nach der griechischen Grenze zu. Die gelandeten italienischen Trup pen werden auf 50 000 bis 60 000 Mann geschätzt. Ihre Stellungen an der Vojussa gegen den österreichisch-ungarischen und bulgarisch-albanischen Aufmarsch beginnen bei Mifloi, daS die Straße nach Fieri beherrscht. Die rückwärtigen Höhen sind mit schweren Geschützen bestückt. Auch gegen die griechische Grenze haben die Italiener letzthin Gebirgs- geschütze aufgefahren. Angesichts des Umstandes, daß die Albanier massenhssft den österreichisch-ungarischen und bul garischen Truppen zuströmen, haben die Italiener begonnen, die Albanier von Kurwelesch zwangsweise zu rekrutieren, jedoch ohne viel Erfolg, da die Albanier, die die Wege besser kennen, haufenweise daoonlaufen. Kronprinz Georg von Griechenland wird eine Reise nach Sofia und Konstantinopel antreten, um dem König Ferdinand sowie dem Sultan ein eigenhändiges Schreiben des Königs Konstantin zu überbringen. Der türkische Krieg. Während auf den übrigen Kriegsschauplätzen wichtigere Ereignisse sich nicht zutrugen überflog vor den Dardanellen eines der türkischen Flugzeuge die Insel Lemnos und warf vier Bomben auf einen Flugzeugschuppen des Feindes im Hafen Mudros, welche sämtlich in dem Schuppen platzten. Flugzeugabwehrkanonen und ein im Hafen liegendes feind liches Kriegsschiff eröffneten ein Feuer aus den Flieger, aber wirkungslos. Der Seekrieg. " vor englische Bericht über den Angriff auf Sylt enthält mit auffälliger Verspätung die Angabe, baß ge- legentlfch dieses Angriffs ein deutsches Torpedoboot von dem Kreuzer „Cleopatra" gerammt und so zum Sinken ge bracht worden sei. Der deutsche Admiralstab hatte sofort gemeldet, daß eines unserer Torpedoboote nicht zurückge kehrt sei. Es ist höchst ausfallend, daß die englische Ad- miralität erst jetzt nachhinkt. Es liegt laut „Tag" die Ver mutung nahe, daß sie ohne unsern Bericht den Vorfall überhaupt nicht erwähnt hätte und daß ihre Darstellung unzutreffend ist. Ein Ereignis, daS so aussieht, wie ein Erfolg der br tischen Marine, hätte sie sicherlich mit größter Eile der Welt bekanntgegeben. Wahrscheinlich liegt die Sache umgekehrt, unser Torpedoboot wird die „Cleopatra" gerammt haben, und diese wird dabei selbst zu Schaden gekommen sein. So ist das bisherige schamhafte Schweigen der Engländer leicht zu erklären. Ler Kraner von Lent. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Werner von W o lsfer s d or sf. 52 „Dieser Mensch hat auch reichlichen Lohn erhalten, damit bin ich fertig mit ihm und ich hoffe, daß er nicht zum zweiten Male die Schwelle meines Hauses üllerschrei- let oder vor mein Angesicht kommt." „Der Himmel bewahre jeden vor solchem Freunde," entgegnete Dirks. „Herr, soll ich das Tor schließen, oder wollt Ihr das Haus noch einmal verlassen?" „Nicht ich, aber Ihr sollt sofort einen Boten zu mei nen Freund Nikolaus von Warden senden." „Jawohl, Herri" „Tragt dem Boten auf, wenn er Nikolaus von War den antrifft, was sehr warscheinlich sein wird, so soll er mit einer Empfehlung von mir die Bitte aussprechen, er möge unverzüglich zu mir kommen, da ich noch etwas Wichtiges zu besprechen habe." Der Brauherr begab sich wieder in sein Arbeitszimmer, während Dirks sich beeilte, einen Voten ausfindig zu machen. Eine solche Zeit hatte der alte Mann im Brau- Hofe, in den langen Jahren seines Hierseins, noch nicht erlebt. Nichts war von der altgewohnten Ordnung des Hauses übrig geblieben, selbst zu einer Zeit, wo dasselbe sonst verschlossen war und niemand mehr aus- und ein ging, wurden.jetzt noch Boten ausgesandt, um Freunde des Meisters Herbeizurusen, als wenn der Tag nicht ge nug Stunden hatte. Aber was halfen Dirks solche Gedanken, den Besehl des Meisters mußte er doch aussühren, denn darin ver stand dieser keinen Spaß. Auch Iakob von Artevelde hatte viel von seiner son stigen Nutze und Gewohnbeit eingebüßt und er befand sich nicht immer in der rosigsten Stimmung. Auch jetzt nicht, wo er sich wieder m feinem Arbeitszimmer befand, um Nikolaus von Warden zu erwarten. Den Brief, den er von Schoellart erhalten hatte, griff er mehr wie ein mal vom Tische auf und fuchtelte damit in der Luft he rum und warf ihn dann wieder auf die Tischplatte^ 13. Kapitel. Nach kurzer Zeit kehrte der von Dirks bestellte Bote zurück mit dem Bescheid, Nikolaus von Warden werde in allerkürzester Frist im Brauhofe erscheinen und wirk lich folgte der Erwartete dem Boten fast auf dem Fuße und wurde von Dirks sofort nach dem Gemach des Brau herrn geleitet. „Es ist noch nicht lange her, daß wir voneinander geschieden sind," nahm der Brauherr sofort das Wort und rückte einen Sessel für Nikolaus von Warden zurecht. „Es ist indeß ein Ereignis eingetreten, welches es not wendig macht, daß ich hierüber noch heute Abend Eure Meinung vernehmen möchte." „Da bin ich doch neugierig, denn dann muß es schon etwas Wichtiges sein, daß Ihr mich heute Abend noch rufen ließet." „Ich kann mir eine lange Einleitung ersparen, lieber Freund. Da leset diesen Brie einmal selbst, den ich vor kaum einer halben Stunde erhalten habe. Er ist zwar nicht für mich bestimmt, aber der Bote wollte die Gele genheit benutzen und einen Batzen Geld herausschlagen, deshalb hielt es der Lump für zweckmäßiger, ihn mir zu überreichen." Der Brauherr gab Warden den Brief Leuvens, und dieser las nun aufmerksam den Inhalt durch. „Sagte ich Euch nicht immer, daß man auf der an deren Seite zu jedem Mittel greifen wird, um den Gra fen Ludwig und die Franjvsensreunde wieder ans Ruder zu bringen." -- - „Das ist begreiflich." „Begreiflich oder nicht; jetzt ist es ein Verbrechen und was hier Gerhard von Leuoen gegen Euch plant, ist das allergrößte Verbrechen, welches die strengste Sühne erfor dert. Wie schreibt er doch hier an seinen Gesinnungs genossen Grossmann in Brügge? Dieser solle mit ein paar handfesten Männern auf Eurer Reise nach Brügge Euch vor der Stadt auflauern und Euch absangen." „So ist es, ich hätte Leuven doch mehr Ueberlegung zugetraut, um zu wissen, daß mit der Unschädlichmachung meiner Person der Lauf der gerechten Sache in Flandern nicht eingedämmt werden kann." „Nicht eingedämmt, aber wohl gehindert, denn Ihr seid die Seele des Ganzen und unersetzlich- Ihr habt dem Manne, der Euch den Bries brachte, diese Tat doch reichlich gelohnt." „Das ist geschehen!" „Kanntet Ihr den Mann und rst rhm zu trauen, daß der Brief keine Täuschung ist." „Den Mann kannte ich — es ist ein heruntergekom menen Säufer und Spieler — Schoellart heißt er, Ihr werdet Euch dieses Namens wohl erinnern." „Gewiß, aber des Trägers selbst nur flüchtig." „An der Echtheit des Briefes ist nicht zu zweifeln. Nur eins bleibt mir noch ein Rätsel, wie die Absicht mei ner Reise nach Brügge zur Kenntnis Leuvens gekommen sein mag." „Und wie er dazu kam, diesen schändlichen Plan darauf aufzubauen. Aber das werdet Ihr wohl erfahren, denn ich nehme als sicher an, daß Ihr sofort diesen Leu ven festnehmen laßt. Hier, in dem Briefe hat er unklu gerweise genau angegeben, wo er zu finden ist, nachdem er sich in den letzten Tagen geschickt zu verbergen ge wußt hat. Wir nahmen ja immer an, er habe gleich den anderen Franzosenfreunden und Kreaturen des Gra fen Ludwig Gent verlassen." „Nahmen wir an, aber es verbergen sich noch viele."
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