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Rabenauer Anzeiger : 13.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191604135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160413
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-13
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
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Die letzte Kriegswoche. Des Kanzlers gröhler Tag. Einigkett über die Kriegs» ziele. Die Slanve der Vergeltung für England. Die nahende EnftHeidung. Den größten Tag seines bisherigen Lebens hat der Reichskanzler von Bethmann Hollweg im Deutschen Reichs tage gehabt, als er sich zum ersten Male über die Kciegs- ziele aussprach. Er hat keinen Deutschen enttäuscht, wenn er aus begreiflichen Gründen auch vermeiden mußte, aus Einzelheiten einzugehen, so haben seine Hinweise doch auf richtigen Beifall in der Volksvertretung, wie in der Nation gesunden, und diese Zustimmung ist auch außerhalb des Deutschen Reiches von allen ehrlichen Leuten geteilt worden. Die Kriegslage erfüllt uns mit fester Zuversicht auf einen ruhmvollen Ausgang des Krieges, und um zu diesem Er gebnis zu gelangen, werden wir von allen Machtmitteln, die wir in Händen haben, Gebrauch machen. Der Friede muß uns gegen künftige frevelhafte Kriegsüberfälle sichern; das ist eine Garantie, die das deutsche Balk nach seinen schweren Kriegsopfern haben muß. Im Osten, wo wir die von uns besetzten Gebiete nicht der russischen Unkultur zu rückgeben, wie im Westen, wo wir verhindern werden, daß Belgien zu einem englisch-französischen Vasallenstaat degradiert wird, müssen wir diese Garantie gewinnen, und wir werden sie gewinnen. Das ist die ruhige und würde volle Antwort auf die neuliche Drohung des englischen Ministerpräsidenten Asquith, den „preußischen Militarismus", das soll heißen das blühende deutsche Reich, zu vernichten. Wann das Friedensziel erreicht werden wird? Der leitende deutsche Staatsmann hat mit Recht gesagt, daß es keinen Zweck hat, sich mit einem Gegner in Friedensunter handlungen an den Tisch zu setzen, der Drohungen aufstellt, wie Herr Asquith. Er will zerstören, Deutschland will auf bauen, und die Welt wird sich nicht lange Zweifeln hin geben, wem sie beipflichten soll. Das Deutsche Reich und sein Verbündeter Oesterreich-Ungarn sind, wie aus den Worten des Herrn von Bethmann Hollweg heroorgeht, über das Prinzip der zu erreichenden Kriegsziele einig, und wenn irgendwo die heuchlerische Annahme bestanden hat, die beiden Kaiserreiche könnten über das letzte Erfordernis ver schiedener Meinung werden, so war diese trügerisch. Wir sehen heute schon, daß die Feder der Diplomaten nicht wieder verderben wird, was das Schwert der Feldherrn und ihrer Soldaten errungen hat. Niemand wird sich dar über mehr freuen, als unser großer Feldmarschall von Hindenburg, der das, was er den Russen abgenommen hat, für bis Zukunft gegen die Herrschaft der russischen Meute gesichert weiß. Mit dem Tage dieser letzten Rede deS deutschen Reichskanzlers hebt eine neue Krtegsepisode an; das dqrfen wir aussprechen, wenn wir heute auch noch keine bestimmten Schlüsse auf den Frieden ziehen tünnen. Haben wir zwanzig Monate Krieg ausgehalten, werden wir auch den Nest zu ertragen wissen. Dem englischen Premierminister Asquith wird seine phrasenhafte Drohung von der bevorstehenden Vernichtung Deutschlands inzwischen wohl selbst leid geworden sein, denn sie nimmt sich komisch aus gegenüber den seitdem vollbrachten deutschen Taten. Die wiederholten Zeppelinfahrten nach England haben unter den britischen Wassenfabrtken, Arsenalen und Küstenbefestigungen gründlich aufgeräumt und dem englischen Bürger gezeigt, was er von den Prahlereien seiner Minister zu halten hat. Der Umstand, d'aß von der vor wöchigen Pariser Konferenz und ihren Beschlüssen fast gar nicht mehr gesprochen wird, läßt erkennen, wie wenig sie doch im Grunde genommen den Erwartungen unserer Feind« entsprochen hat. Die Selbstlosigkeit ist sicher nicht mit als unsichtbarer Gast am Tische des Beratungssaales anwesend gewesen. Ob die Londoner Regierung alle an sie heran tretenden Forderungen erfüllen wird, darum handelt es sich wohl kaum noch, sondern darum, ob sie alle Ansprüche er füllen kann. Die Pariser offiziellen Kreise fahren fort, der Bevölkerung Frankreichs über den Fortschritt der Kämpfe bei Verdun und das unausgesetzte deutsche Vordringen Sand in die Augen zu streuen. Leider ist nicht anzunehmen, daß die wörtliche Uebersetzung der Rede des deutschen Reichskanzler- jenseits der Vogesen gestattet werden wird, denn dann würden die Franzosen sofort genau wissen, woran sie sind. Inzwischen hält sie der Kanonendonner von der Front auf dem Laufenden, und dessen Kraft macht ihnen die Muckt Ler kraßer ALL EWt. . Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Soerner von W o Ijser s d or fs. 55 „Mache Dir darüber keine Sorgen, lieber Vater, wenn Du mir versprichst, morgen und die folgenden Tage Dich nicht wieder in Gefahr zu begeben, indem Du von hier Aortgehst, dann will ich morgen auch nachholen, was ich Heute zu wenig von den von Brigitte vorgesetzten Speisen genossen habe." „Ja, ich verspreche es Dir, aber was Du nur für eine Angst hast, muß denn mein Fortgehen unbedingt eine Gefahr bedeuten? Es lauert doch nicht aus Schritt und Tritt das Verderben auf mich, ich begebe mich doch nicht unter Räuber und Mörder — " Ein furchtbarer Schlag draußen gegen die ins Freie führende Tür des Fischerhäuschens, von dem das ganze Gebäude widerhallte, unterbrach die weiteren Worte des Herrn von Leuven. „Herr Gott im Himmel, was war das," kreischte die alte Brigitte auf und flüchtete in den äußersten Winkel -es Raumes, während Blancas Gesicht eine Leichenblässe silberzog und sie ängstlich aus ihren Vater blickte, der «bensalls die Farbe wechselte, sonst aber gewaltsam an ifich hielt und keine Furcht weiter zeigte. „Es werden einige übermütige Burschen sein, die sich darinnen gefallen, die Nachtruhe anderer stören zu wollen," sagte Herr von Leuven scheinbar ruhig. „Dergleichen ist seit dem neuen Stadtregiment in Gent an der Tagesord nung; Gott behüte uns davor, daß es nicht noch ärger wird." „Es sollte aber bei dieser ersten Störung doch nicht sein Bewenden haben, denn noch mehrmals dröhnten hef- tige Schläge gegen die Türe, als wolle man dieselbe in Trümmer Magen und dann in das Haus eindrjngen. Echo der Kanzlerrede. Die große Reichstagsrede des deutschen Reichskanzlers über die Kriegsziele hat im ganzen deutschen Volk ein leb- hasies Echo erweckt, das auch in der zustimmenden Aeußerung der führenden Blätter aller Parteirichtungen zum Ausdruck kommt. Mit einer gewissen Zurückhaltung äußerl sich nur die „Deutsche Tagesztg.", wenn sie jag!: lieber die Arte- vevL-ztcls Iprach sich der Reichskanzler em n>ei»Ig tzoul- dtt deutschen Angriffe klar. An Len Tatsachen hat auch der Besuch des Ministerpräsidenten Asquith aus London in Nom nichts ändern können; große Trinksprüche find ausge bracht worden, aber die Italiener fragen sich mehr als je, wozu sie sich eigentlich in den Krieg gestürzt haben, der ihnen wohl fchwere Opfer an Gui und Blut kostet, aber auch nicht die geringste Aussicht auf einen Erfolg bietet. England war es, das Italien, ganz wie neuerdings Portu gal, in den Krieg hinetntrieb, und bei dem sich die beiden betörten Staaten für die Nackenschläge bedanken können, die sie jetzt schon und noch mehr beim dereinstigen Friedens schluß einheimsen werden. England zog mit der Parole in den Krieg, daS Recht der kleinen Staaten schützen zu wollen. Eine größere Lüge, als dieses Losungswort darstellt, ist noch von keiner Re gierung offiziell ausgesprochen worden. Das Recht der neutralen Staaten gilt den ehrenwerten Herrn Asquith und Grey nur so lange, als sie davon einen Vorteil haben; eS ist ihnen gerade gut genug, als Spielball ihrer Willkür zu dienen, sobald die Konjunktur sich verändert hat. Um Deutschland auch von dem letzten spärlichen Rest jeder über seeischen Lebensmittelzusuhr oder einer solchen aus den neutralen Nachbarländern abzuschneiden, hat England die Londoner Deklaration, ohne daß die Schamröte über diesen brutalen Völkerrechtsbruch seine Wangen färbte, einfach über den Haufen geworfen und den Handelsverkehr Hollands und der skandinavischen Staaten unter seine Kontrolle gestellt. Auch Amerikas Handelsinteressen werden durch diesen bei spiellosen Willkürakt schwer geschädigt. Wird Präsident Wilson, dem außerdem der mexikanische Wirrwarr Kummer bereitet, gegen diese skandalöse Bevormundung und Schädi gung der Neutralen durch England in London Einspruch erheben? Tut er es nicht, so wird er der deutschen Heeres leitung jedenfalls nicht das Recht absprechen können, unter rücksichtsloser Anwendung der schärfsten Kampfmittel, bei gewissenhafter Rücksichtnahme auf die Interessen der Neutralen, sich gegen jene Vergewaltigung zur Wehr zu setzen. Hollands Beispiel aber kann alle andern neutralen Staaten darüber belehren, daß auch Tyrannenmacht eine Grenze hat. und baß auch das auf feine vermeintliche Un angreifbarkeit pochende England auf die Kntee gezwungen werden kann. Auch für England naht die Stunde der Vergeltung, und wir vernehmen ihr Rauschen bereits in dem Flügelschlag unserer Zeppeline. Die Entscheidung des Weltkrieges wird von den hervor ragendsten militärischen Sachverständigen deS neutralen Aus landes im Westen, und zwar für eine« nicht mehr allzu fernen Zeitpunkt erwartet. Im Blut und Sunwf erstickte die erste große russische Frühjahrsoffenstoe. Wenn auch schon Anzeichen dafür vorliegen, daß die Russen, sobald das infolge der Schneejchmelze aufgeweichie Gelände wieder wegsam geworden ist, erneute Vorstöße unternehmen wer den, so kann es doch keinem Zweifel unterliegen, daß jeder neue Versuch das Schicksal seiner Vorgänger teilen wird. Eine italienische Cntjatzoffenstoe kommt ernsthaft kaum noch in Frage. Das Kriegsunternehmen ist sowohl an der öster reichischen Grenze wie in Albanien zur Hoffnungslosigkeit verurteilt; die Entscheidung von Valona rückt in immer greifbarere Nähe. Die Saloniki-Expedition läßt garnichts mehr von sich hören; die Meldungen, daß die in der grie chischen Hafenstadt gelandeten Entente-Truppen nach dem westlichen Kriegsschauplatz gezogen worden seien, wurden für grundlos erklärt. Im türkischen Kriege haben dis Geg ner unseres Verbündeten nirgends Erfolge davongeiragen, die englische Armee Townshend scheint dagegen bereits ver loren zu sein. Frankreich ha! seinen letzten Mann ein gestellt, es kann von niemandem Hilse erwarten; was England ihm bleiet, ist unzureichend. Unsere Tapferen aber dringen gegen den alten Erbfeind allenthalben mit Erfolg vor, dem endlichen Siege und ruhmreichen Frieden entgegen. kicher aus, als er es bisher getan hat. Wenn der Kanzler sagte, Sinn und Ziel dieses Krieges sei, uns ein Deutsch land so festgefügt und so stark geschirmt zu schaffen, daß niemand wieder in die Versuchung gerate, uns vernichten zu wollen, daß jedermann in der weiten Welt unser Recht auf Betätigung unserer friedlichen Kräfte anerkennen müsse, so war das nur eine Wiederholung dessen, waS er im Laufs deS Krieges mehrfach ähnlich gesagt hatte. Dte Bemerkung, daß der sialus quo ante nicht ausrechlerhatto» werden könne, ging schon einen, wenn auch kleinen Schritt weiter. Aus den Andeutungen über die Lösung der Polensrage, über die Zukunft Belgiens und über die baltischen und be nachbarten Lande darf man wohl schließen, daß man künf tig der Presse nicht mehr verwehren wird, über die Krlegs- Me in ähnlicher allgemeiner Weise sich zu äußern. Seine Bemerkung, daß der Friede keinen Keim zu neuen Kriegen bieten dürfe, ist nicht fo klar, daß man sich damit näher befassen könnte. Die alldeutschen „Leipz. N. N." meinen: Der Kanzler wird mit dem, was er verlangt, nicht überall Beifall finden, dem einen wird er zu viel, dem andern" zu wenig gesagt haben, und zumal bei jenen, die auch heute noch die völlige Annektion Belgiens für die beste Lösung aller Grenz schwierigkeiten halten, wird er manchen Widerspruch finden. Darauf aber kann es ihm nicht ankommcn. Was ver Kanzler wollte und was er erreich» hak, das war, dem deutschen Volke und der Welt zu zeigen, wie ungefähr das Bild eines künftigen Deutschland sich der obersten Heeresleitung, die ja doch die letzte Entscheidung auch in Friedensverhandlungen zu treffen hat, ungefähr darstellt. Wie das Echo im Auslände ausfällt, das steht dahin. Sicher aber ist, daß Feinde und Neutrale auch aus dieser jüngsten Rede des Kanzlers-wieder die Erkenntnis schöpfen müssen, daß der Wille zum Durchhalten und der Wille mm Siege heute bei uns ebenso stark ist wie vor zwanzig Monaten, und das deutsche Schwert, nachdem eS einmal zur Verteidigung der heimatlichen Erde gezogen werden mußte, nicht eher rasten und rosten wird, ats bis das Ziel einer friedlicheren Zukunft gesichert ist. In diesem Be- kenntnis ist mit dem Kanzler daS ganze deutsche Volk einig. Die „Tägl. Rundsch." sührt aus: Der Kanzler gab die Kriegsziele in Umrissen, über deren Einzelheiten noch nicht zu reden gestattet ist, deren Wertung aber vielfach von diesen Einzelheiten abhängt. Als feststehendes Ziel für Re gierung und Regierte gilt vom heutigen Tage: Kein Frieden, der uns nicht unsere Grenzen im Westen und Osten gewährleistet, Schwächung Rußlands durch Landes erwerb, tzand aus Belgien, dast es nicht sranzöstsch- ongllsches Ansmarschgebiet und Aussalllor werden kann. Sobald man über die Einzelheiten öffentlich sprechen kann, wird sich auch da ein weit größerer Zusammenklang der öffentlichen Meinung zeigen, als gewisse Blätter wahr haben wollen. Der Kanzler stellte die weitestgehenden Forderungen gegenüber Rußland auf, hält also wohl den Frieden mit dem Zarenreich« noch in weiter Ferne, während er Frank reich und England n-ch, erwähnt. Wir glauben, da» der Kanzler mit Ler Darlegung feiner Kriegsziele der Stim mung im Laads und Ler Mögllchkeil eines Friedens rtn-n Dienst erwiesen Hai. Die „Magd. Zig." betont: Der Reichskanzler will sich ausdrücklich nicht mehr mit dem Programm deS Verteidi gungskrieges begnügen, proklamiert aber anderseits auch nicht einen Eroberungskrieg, sondern er erhebt durch eine dauernde Schwächung der jetzigen Gegner einen Machl- zuwachs für das deutsche Volk und Reich in militä rischer, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Beziehung. Freiwillig werden wir niemals die befreiten Völker im Osten der Herrschaft Rußlands wieder ausliefern, mag eS sich nun um Polen, Balten oder Leiten Händeln. Uns selber werden wir dabei naturgemäß ausgiebig sichern, indem Rußland die Möglichkeit genommen wird, zum zwettenmale sein bekanntes Aufmarschgebiet mit französischem Gelds zur. Bedrohung für uns herzurichten. Mit diesem nach Osten gerichteten Antlitz deS deutschen Kanzlers werden alle Par teien bei uns zufrieden fein, ob auch mit seinen Ansichten über den Westen, das wird man in den nächsten Tagen erfahren. ' Der „Tag" bezeichnet die Kanzlerrede als einen Mark stein in ver Geschichte des Weltkrieges. MTste man jenseits unserer Grenzen diese Bedingungen "für cknkehmbac. halten oder näht, man wird sich mit ihnen abzufirwen haben. Auf jeden Fall wüsten aber unsere Feinde sich das eine Je ärger -er Lärm würde, desto ängstlicher gebärdete sich die alte Brigitte, sodaß sich endlich Herr von Leuven ent schloß, selbst nachzusehen, wer eigentlich draußen sei. „Bleibt hier, gnädiger Herr," jammerte Brigitte, „man könnte Euch umbringen, ach mein Gott, was hat das zu bedeuten." „Aber Brigitte, wir müssen doch sehen, was eigent lich los ist, wir können doch nicht die Türe einschlagen lassen. Es scheint mir mehr zu bedeuten als bloßer Uebermut einiger Burschen. Was Hilst es, wenn mir hier furchtsam sitzen bleiben." „Herr von Leuven nahm das kleine OeMmpchen und wollte sich hinausbegeben, da hing sich Blanca an seinen Arm, und bat, ihn begleiten zu dürfen. „Bleibe hier, Blanca," entgegnete Herr von Leuven, warum willst Du Dich in Gefahr begeben, wenn eine solche droht." „Dann will ich die Gefahr mit Dir teilen, lieber Va ter," bat Blanca nochmals und als Herr von Leuven sah, daß jeder Zug von Ängstlichkeit von ihr gewichen war und feste Entschlossenheit sich in ihrem Gesicht ausprägte, da gab er nach und beide begaben sich hinaus in die dunkle Vorflur, von wo aus die Türe ins Freie auf die Straße führte. Augenblicklich herrschte vollständige Stille, nichts rührte sich, als Herr von Leuven den Raum mit dem Lämpchen ablcucdtete und als er sah, daß die Haus türe noch fest verschlossen war, sagte er halblaut zu seiner Tochter: - „Es war doch nttr eine vorübergehende Störung. Komm, wir wollen uns wieder ins Zimmer begeben, denn die Brigitte ängstigt sich noch zu Tode." Er kam aber nicht dazu, Liese- Absicht auszusühren, denn eine barsche, befehlende Männerstimme ries gleich darauf: „Ausgemacht — im Namen des Rates der Stadt Dent!" - Jetzt mar cs mit der Selbstbeherrschung Blancas vor bei. Sie schlang ihre Arme verzweifelt um den Hals ihres Vaters, der ebenfalls entsetzt einige Schritte zurück- wich und das Lämpchen fallen ließ, sodaß im Augenblick wieder völlige Finsternis in dem engen Raum herrschte. „Vater, was hat das zu bedeuten," flüsterte Blanca ängstlich. „Was kann man von Dir wollen." „Ich weiß es nicht," entgegnete Herr von Leuven und seine Stimme klang merklich unsicher. „Es würde aber vollständig zwecklos sein,, denen da draußen den Eintritt noch länger verwehren zu wollen. Ruse einmal Brigitte, damit sie frisches Licht bringt." „Wenn es Häscher sind, die nach Dir fahnden, lieber Vater, — suche Dich zu retten," flüsterte Blanca entschlos sen ihrem Vater zu. „Und Du mein Kind?" „Mich laß hier, nian wird sich doch nicht an einem Mädchen und einer alten Frau vergreifen, wenn man Dich nicht findet. Fliehe, lieber Vater, um des Himmels Willen — schnell, schnell vielleicht weiß die Brigitte 'en zweiten Ausgang aus dem Hause oder ein sicheres Ver steck" „Dazu wird es zu spät sein. Mag das Schicksal sei nen Lauf nehmen." „O, verzage nicht, lieber Vater, um meinetwillen, mache einen Versuch." Bianca eilte geräuschlos zurück, um Brigitte rasch um Rat zu fragen, aber Herrn von Leuven hatte seine Ahnung nicht betrogen — es war zu spät zur Flucht aus dem Fischerhäuschen, mit dessen Einrichtung er noch zu wenig vertraut war, um in solcher Kürze unbemerkt einen Aus weg zu finden, denn ein neuer so heftiger Schlag, mit irgend einem schweren Instrument wurde gegen die Türe geführt und schwere Körper stießen dagegen, daß sie aus den Angeln flog und der Eingang ins Haus nunmehr jrri war
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