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Rabenauer Anzeiger : 23.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191603235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160323
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-23
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
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Die letzte KrieMoche. klnigkeit zwischen Regierung und Reichstag. Wechsel im Relchsmarineaml.Die mexikanischen I er Wickelungen. Irankreichs Schrei nach der En-lastungs-Offensive. Der Frühlingsanfang steht vor der Tür. Wenn es im fungen Lenz so sprießt und grünt und blüht, wie in den letzten Auslassungen unserer Gegner von Märchen und Phrasen, so muß die Frühlingspracht überwältigend werden. Minister, Diplomaten und Generale sprechen sich und ihren Landsleuten gegenseitig Mut zu, und kein Tag vergeht, an dem nicht die Ankündigung des zweifellosen Sieges in den Telegrammen aus den feindlichen Hauptstädten wiederkehrt. Deutschland reklamiert nicht, es erfahrt in den knappen und klaren Worten der amtlichen Meldungen die erfolgreichen Tatsachen, die über alle Stegeswaffen kein Wort von dem zurücknehmen, was einmal gesagt ist. Wir gehen vor zu Lande, zu Wasser, unter dem Wasser und in der Luft. Und auch in der finanziellen und wirtschaftlichen Kriegführung, in der wir dem Gegner immer neue Rätsel aufgeben, dis zugleich Enttäuschungen bereiten. Was das deutsche Reich schafft, bringt kein anderer Staat fertig. Mit begeisterten und begeisternden Worten seines Prä sidenten, welche diese Tatsachen rühmen, hat der Deutsche Reichstag seine Arbeiten wieder ausgenommen. Bis Ostern hat er hinreichend Zeit zur Erörterung aller Angelegenheiten, die von neuem der ganzen Welt die Einmütigkeit zwischen der Reichsregierung und der Volksvertretung bekunden wird. Wenn man auf der gegnerischen Seite gedacht hatte, zwischen diese beiden Gewalten einen Keil zu treiben, so ist der Irr tum erkannt worden, und auch die neuen Steuervorlagen, die der Reichstag zu beraten und zu genehmigen hat, werden hierin nichts ändern. DieOpferwtlligkeit und Einficht, geben zu müssen, sind vorhanden, und damit ist das Fundament für die Einigung gegeben, mögen auch einzelne neue Lasten nicht leicht zu tragen sein. Aber diese Zeiten gehen vorüber. Handel, Gewerbe und Veikchr sind stark genug, um einen Puff vertragen zu können. Das haben sie längst bewiesen, und unheilbare Wunden ihnen zu bereiten, hüten wir uns sorgfältig. Erleichterungen für den gewerblichen Mittelstand werden wir nicht außer Acht lassen dürfen, und geeignete Maßnahmen lassen sich auch zu rechter Zeit treffen. Englische Zeitungen hatten berichtet, der nordamikanische Oberst House, der im Auftrage des Präsidenten Wilson eine Reife durch die kriegführenden Staaten unternommen hatte, habe dem Oberhaupt der Vereinigten Staaten berichtet, dis Aussichten auf Frtedensverhandlungen scheiterten an den übertriebenen Forderungen Deutschlands. Wir wissen, daß diese Angaben von den übertriebenen Ansprüchen nicht zu treffend sind, denn der Reichskanzler hat zu wiederholten Malen gesagt, Deutschland müsse seine Fliedensbedingungen nach der Kciegsdauer bemessen. Das ist selbstverständlich und entspricht so sehr dem Vorgehen anderer Staaten, baß kein Wort darüber verloren zu werden braucht. Um Frieden zu bitten, haben wir doch gewiß keinen Anlaß, und unsere Gegner, die den Krieg herausbejchworen haben, werden bald erkennen, ob fie in der Lage sind, auszuhalten. Die Regierungs-Verhältnisse in Feindesland haben sich nicht gebessert. Da es schwer tunlich ist, die tm Felds stehenden Generale zu Sundenböcken zu stempeln, geht es mehr denn je den Ministern an den Kragen, die umsonst sich mit großen Hoffnungsworten und Versprechungen den Rücken frei zu halten suchen. Aus Paris heißt cs bereits, daß wenn die Festung Verdun falle, auch das letzte Stündlein des Ministerpräsidenten Briand geschlagen habe, obwohl der doch sicher am wenigsten für eine solche Kata strophe verantwortlich gemacht werden könnte. Herr Briand ist kein Militär und in seinem Zioilberuf Advokat gewesen, wie die meisten französischen Minister. Da kann er also nicht für die Erhaltung der Festung einireten, und ebenso wenig wird es den Generalen helfen, wenn sie den weichen den französischen Truppen eine Granaten- und Maschinen gewehr-Kanonade androhen. AuS seinem Amte scheidet der Marine-Ratgeber des Kaisers, der Staatssekretär dcS Neichs-Marineamtes, Groß admiral von Tirpitz, der seit zwanzig Jahren auf seinem Posten ist und alle dis parlamentarischen Kämpfe Im Reichs tage um den Ausbau unserer Kriegsflotte durchgemacht hat. Sein Nachfolger ist seine bisherige rechte Hand, der Unter staatssekretär Admiral von Capelle. Herr von Tirpitz Hai i während seiner Amistätigkeit mit abweichenden Anschauungen Ler Kraner von Seat. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Werner von Wolssersdorsf. 43 „Blanca, laß uns jetzt alle Händel der Welt vergessen, ja laß uns die ganze Welt vergessen und nur an unsere Zukunft denken. Ich weiß ja nicht, wann ich Dich wiedersehe und wenn wir uns auch wiedersehen, ob sich eine so glückliche Stunde wieder findet, wie die Heutige." „Was hindert Dich denn, daß wir uns öfters Wieder sehen? Fürchtest Du, Iakob von Artevelde könnte deinen Gang hierher mißbilligen." ' „Sei unbesorgt, Blanca, er weiß davon nichts. Und wenn es auch der Fall wäre, so würde ich ihm aus kei nen Fall das Recht einräumen, über mein Tun und Las sen zu urteilen." Hendrick van Dugck richtete sich bei diesen Worten Polz in die Höhe und aus seinen Augen leuchtete seste Entschlossenheit. I „Ich bitte Dich, meinetwegen und um meines Vaters Willen, Dich nicht mit Herrn von Artevelde zu entzweien — ich will nicht die Ursache einer Feindschaft zwischen Hm und Dir sein." .„Beruhige Dich, Blanca, das wirst Du nicht sein und wenn wirklich, dann ist von jetzt an mein Platz an dei ner Seite. Wenn ich sagte, daß es unbestimmt ist, wann wir uns Wiedersehen können, so hat es einen anderen Grund I" „Einen anderen Grund? O, Du machst mich ängst lich." i „Es ist aber kein Grund zu irgendwelchen ängstlichen Besürchtungcn, Blanca. Herr von Artcvelde reist über morgen nach Brügge; ich hatte ihn gebeten, ihn begleiten um meine Mem zu sprechen M er wkk da zu kämpsen gehabt, wie sts keinem tüchtigen Manne erspart bleiben, aber heute ist das Bedauern über seinen Rücktritt allgemein. Von ihm gilt, was der erste Hohenzollernkaiser von seinem Kriegsminister Albrecht von Noon sagte, baß er die Waffe für den Krieg geschärft habe. So hat Großad miral von Tirpitz die Kriegsmarine schlagfertig gemacht und bereit gehalten, und zu seiner Freude und gerechten Genug tuung hat er sich von den Leistungen unserer schwimmenden Waffe überzeugen können. Die Besetzung unserer Marins vom ersten bis zum letzten Mann hat dem Admiral von Tirpitz das volle Vertrauen entgegengebracht, welches für den Seekrieg notwendig ist. Präsident Wilson steht durch den plötzlichen Konflikt mit Mexiko, der leicht genug größeren Umfang annehmen kann, seine Kreise gestört. Auch die amerikanischen Waffen- und Munitionsfabriken sind durch den mexikanischen Wirrwarr peinlich berührt. Dem Gedanken eines Waffenausfuhroer bots hatte sich der Präsident bisher stets mit Entschiedenheit wiedersetzt; vielleicht wird er durch die Ereignisse an der Südwestgrenze des eigenen Landes noch genötigt, die Waffen- und Munitionsfabrikation der Amerikaner für die amerika nische Union In Anspruch zu nehmen, nachdem bereits die Erhöhung des stehenden Heeres aus 120 000 Mann be schlossen worden ist. Die mexikanischen Desperados haben durch ihre bisherige herausfordernde Haltung bereits be wiesen, daß sie besonderen Respekt vor dem größeren Nach bar nicht haben; es wäre auch sehr wohl möglich, daß dis Union in einem Kriege mit Mexiko recht unangenehme lieber- raschungen erlebte. Auf die Entschließungen des Präsiden ten in Sachen des jüngsten deutschen Memorandum« über den U-Boot-Krieg werden außer den überzeugenden Tat sachen, die die deutsche Denkschrift bietet, auch die mcxika<< Nische Verwickelungen Einfluß üben. Einstweilen schweben In der U-Vootsrage noch die diplomatischen Verhandlungen! die Zurücknahme des Antrags im Senat zu Washington auf fine Warnung der Amerikaner vor der Benutzung bewaff neter Handelsschiffe ist für die Erledigung der Angelegenheit herzlich belanglos. Die Amerikaner sind gewarnt, und die besten Amerikaner werden es ohnehin nicht sein, die ihr Leben aufs Spiel setzen lediglich zu dem Zweck, internatio nale Schwierigkeiten herbsizuführen. Dis Lage von Verdun gestaltet sich für unsere herr lichen Truppen mit jedem neuen Erfolge günstiger und aussichtsreicher. Mit besonderer Genugtuung erfüllt es uns, daß unsere Helden in diesem gewaltigsten aller Kämpfe eine besonders gute und reichliche Verpflegung genießen und daß wir Dank der Umsicht unserer Heeresleitung die für eine Offensive denkbar geringsten Verluste erleiden. Mit dem „Toten Mann" haben wir eine beherrschende Höhe erobert, die vom Feinde ihrer Bedeutung entsprechend mit starken Kräften verteidigt wurde, wie die Gefangennahme von 1000 unoerwundeten Franzosen ergibt. Von der beherrschenden Höhe aus können dis Unseren das ganze benachbarte Ge lände un'er wirkungsvolles Feuer nehmen und, was von ganz besonderem Werts ist, die westlichen Zusahrtstraßen nach Verdun bedrohen. Es ist von fachmännischer Seite auch bereits darauf hingewiesen worden, daß die vorge schobenen Verteidigungslinien einen höheren Wert besitzen alS die eigentlichen Hauptoerteidigungslinien der Forts, die der schweren Artillerie überaus günstige Ziele bieten. Frank reichs Angst um Verdun ist ebenso begreiflich wie sein Schrei nach einer Enilafiungsoffensive durch seine Vebün- deten. Dieser Ruf findet indessen nur ein höchst kümmerliches Echo. Vielleichthören ihn die Portugiesen! Rußland, dessen Vormarsch im Kaukasus zum Stehen gebracht worden ist, hat nach dem verlustreichen Schellern der Durchbruchsversuche an der bessarabischen Grenze zu keinem erneuten Vorstoß auszuholen gewagt. England weigert sich, bei Verdun starke Kräfte einzusetzen und zu opfern. So hat denn Italien mit der fünften Jsonzofchlacht eine neue Offensive begonnen, von der man aber heute schon mit Bestimmtheit voraussetzen kann, daß sie den bedrängten Franzosen keiner lei Erleichterung schaffen wird. Bisher wurden alle An griffe der Gegner unter schweren Verlusten sür sie abge schlagen. Und am Balkan harren der Italiener nach be sonders peinliche Uekercaschongen, da sich das Schicksal von Valona in nicht mehr allzulanger Zeit vollenden wird. Der albanische Traum der Italiener wird dann ausgelräum! fein für Immer. als Fnstrukt""r ou^ gewesen, schiffte er s 1872 trat er in die Marine ein und machte in den Jahren 1873—75 auf dem Schulschiff „Arcona" eine Reiss um die Erde. Nach der Rückkehr wellte er als Wachoffizier an Bord der Korvette „Luise" auf der ostasiattschen Station, und 1885 machte er als Navigationsoffizier auf dein Schiffs- jungenschulschiff „MuSqüito" eine Fahrt nach den amerika nischen Gewässern. Nachdem er als Kapllänleuinant zuerst - " ' " r dem ArMerleschnMsk Eia . , . ,sich im Frühjahr 1888 als Naviaations- öffizier an Bord der Kreuzerfregatte „Leipzig" ein, deS Flaggschiffs deS von Kontre-Admiral Deinbard befehligten KreuzergeschwaderS, von dem zur Unterdrückung des Skla venhandels und deS AraberaMandeS die ostasrikanische Der Wechsel im Reichsmarineamt. Die Nachricht vom Rücklritt des Staatssekretärs im Reichsmartneamh Großadmirals von Tirpitz, so sagt biss ,Magd. Ztg.", wird selbstverständlich überall im deutschem Volke dis größte Aufmerksamkeit finden. Usberall — wir, glauben niemanden tm Reiche ausnehmen zu sollen — wird man es auch bedauern, daß dieser Rücktritt sich jetzt nicht hat vermeiden lassen. Aber da die Oeffentltchkeit die näheren Umstände des Wechsels nicht in ihren Einzelheiten kennt, muß sie sich heute damit begnügen, anzunehmen, daß schwer wiegende Gründe, sowohl auf selten des Großadmirals v. Tirpitz, wie der obersten Kriegsführung, also beim Kaiser, vorgelegen haben, die den Rücktritt rechtfertigen. Aasers Feinde aber mögen keine falschen Folgecnngsn daraus ziehen. Der Schöpfer der deutschen Floite verläßt sein Amt, aber die deutsche Floite überlebt seine Amtszeit in voller Kampfbereitschaft. Ihre Führung wird von diesem Wechsel nicht berührt. Denn nicht der Staatssekretär des Reichs marineamts, sondern der Ches des Admiralsiabes hat die Leilung der Operationen zur Jee in seiner Hand. Aber auch innerhalb des Tirpitzschen Verwaltungsressorts handelt es sich offenbar um keinen Kurswechsel. Davon zeugt dis Tatsache, daß der langjährige erste Helfer des scheiden den Staatssekretärs, der Admiral v. Capells, der Tirpitz unbedingt ergeben lst, an seine Stelle berufen werden soll. Was unsere Marine in diesem Kriege geleistet hat, ver danken wir neben der Initiative unseres Kaisers in erster Linie der nie ermüdenden Tätigkeit des scheidenden Staats sekretärs. Er hat uns dis Waffe geschliffen, die heute der Schrecken unsrer Feinde ist und die zu ihrem Teile, des sind wir gewiß, zum Endsiege im Weltkrieg das ihrige beitragen wird. Der Geist der Emden und Möwe, die Talen von Coronel und unsrer Unterseeboote, sie find heran gereift in der Schule, in der Tirpitz bald zwei Jahrzehnte ein Lehrmeister von großen Fähigkeiten gewesen ist. Mit Herrn v. Tirpitz verläßt der Dienstälteste aus der Reihe der Staatssekretäre den Dienst. Im Juni 1337 wurde Alfred Tirpitz, der am 19. März 1849 in Küstrin als Sohn eines Jusiizrats geboren war, als Nachfolger des Admirals v. Hollmann an die Spitze des Reichsmarincamls berufen. Auf diesem Posten hat er länger als irgendein anderer Staatssekretär oder preußischer Minister unter der Regierung des jetzigen Kaisers seines Amtes gewaltet. Herr v. Tirpitz erfreute sich des besonderen Vertrauens seines kaiserlichen Herrn und mehr als einmal hieß es, daß er sür den Kanz« lerposten in Aussicht genommen sei. Die Verleihung des erblichen Adels (1900), die Auszeichnung durch den Schwar zen Adlerorden (1907), die Berufung in das Herrenhaus (1908), die Ernennung zum Großadmiral (1911) und manche andere Ehrungen verkündeten der Welt immer wieder, wie hoch der Staatssekretär des Reichsmarineamt? bei dem obersten Kriegsherrn in Gunst stand. Im August v. I. erhielt der Staatssekretär den Orden Pour le merite, und am 24. April desselben Jahres erhielt er zum 50 jährigen DIenstjubilSum vom Kaiser ein Handschreiben, in dem der Monarch den Roon der deutschen Flotte seiner wärmsten Dankbarkeit sür dis dem Vaterlands durch den erfolgreichen Ausbau der Marine geleisteten großen Diensts versicherte und dem Jubilar erklärte: Mit berechtigtem Stolz können Sie auf Ihr Lebenswerk blicken, dessen Bedeutung dec gegenwärtige Kriegs in das hellste Licht gerückt hat. Nach dem Kaiser hat das deutsche Volk die Emporfürung seiner Floite zu ihrem heutigen Hochstand auf materiellem, geistigem und moralischem Gebiete in erster Linie der nimmer er lahmenden Tatkraft und vorbildlichen Pflichttreue seines langjährigen, Marine-Staatssekretärs zu danken. Dee neue Staatssekretär, Admiral v. Capelle, wurde am 10. Oktober 1855 in Celle geboren. Im April Mil einverstanden. Ich bin also einige Tage von Gent nbwesend, sonst würde mich keine Macht der Erde ab halten, Dich schon morgen wieder zu besuchen. Aber die Reise nach Brügge ist nun einmal beschlossen. Ich suhle Mich auch verpflichtet, meinen Eltern Mitteilung davon zu machen, welchen kostbaren Schatz ich hier gesunden habe, nachdem ich aus Deinem Munde die Gewißheit erfahren habe, daß Du mich wieder liebst." „Ist das nicht etwas verfrüht? Werden Deine El tern nicht dagegen sein, daß Du Dein Herz an eine Dir noch so wenig bekannte Person verschenkst?" „Sie werden meine Wahl billigen, dessen bin ich jetzt schon sicher. Aber wenn sie erst Deine Bekanntschaft ma chen werden, was recht bald geschehen soll, wie ich hoffe, werden sie Dich freudig begrüßen und Du wirst ihnen als Tochter willkommen sein." „So reise in Gottes Namen, die Heimat muß Dir ja teuer sein und das Wiedersehen der Eltern Freude er wecken." „O, ich bin ja noch nicht lange von zu Hause fort und wenn sich jetzt nicht gerade die Gelegenheit böte, mit Herrn von Artevelde zu reisen, so würde ich die Reise auch noch etwas ausschieben, denn ich reise nicht ganz ohne Besorgnis von hier ab." „Besorgnis? Welche Besorgnis hegest Du." „Besorgnis um Deine Sicherheit, um Dein Wohler gehen, welches mir am Herzen liegt." „Ängstige Dich nicht um mich; ich denke, hier im Hause unserer treuen Brigitte kann ich vorläufig mich wohlgcborgen fühlen und dann habe ich ja auch noch meinen Vater, der über mich wacht. Ich werde ihn, wenn er heute zurückkommt recht inständig bitten, das Haus so wenig wie möglich zu verlassen. Er liebt mich und wird meiner Bitte doch ein williges Ohr leihen." „Ja tue das, Blanca. Herr von Leuven wird doch besser tun, einstweilen sich weniger in der Oesfentlichkeit zu zeigen. Weiß der Himmel, mich befällt mit einen Male so eine eigentümliche Ahnung — ich gebe wahrlich nicht viel darauf, aber es scheint mir geratener, ich ver schiebe meine Heimreise auf später, bis alle Gefahr vor über ist." „Nicht um meinet oder meines Vaters Willen, nein, reife nur." „Ich bleibe, es ist entschieden, Blanca, dadurch erspare ich mir vielleicht bittere Vorwürfe, die ich mir später ma chen könnte." „Was aber wird Herr von Artevelde über Deine plötzliche Sinnesänderung sagen." „Er wird sich darum weiter nicht kümmern, denn den wahren Grund kann er ja nicht erraten." Noch eine Weile unterhielten sich Hendrick van Duyck und Blanca von Leuven. Der Brügger Reise des erste ren wurde zunächst keiner Erwähnung mehr getan. Als nach ungesähr einer Stunde aber der junge Mann sich zum Ausbruch rüstete, antwortete er auf die Frage Blan cas: Wann wirst Du wiederkommcn? mit einem Kusse : „Morgen?" Die alte Brigitte schien ihre Gartenarbeit der Besuchs zeit Hendrick van Duycks ganz besonders angepaßt zu haben, denn kaum war derselbe fort und wenige Schritte von dem Häuschen eutsernt, da trat sie wieder in das Stübchen. „Meiner Treu, ein hübscher junger Mann, Blanca," sagte sie und trat an das Fenster, um dem sich Entfer nenden nachzuschauen. „Und wie stolz er rinherschreitet, zu einem solchen Schwiegersohn kann man Herrn von Leuven nur gratulieren —" „Aber Brigitte," unterbrach Blanca den Wortschwall der Alten. „Soweit ist es noch nicht. Der Herr hat meinem Vater und mir einen großen Dienst erwiesen, wodurch wir ihm zu Dank verpslichtet sind. Heute Kain er nur, uin sich nach meinem Vater zu erkundigen."
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