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Rabenauer Anzeiger : 21.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191603214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160321
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160321
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-03
- Tag 1916-03-21
-
Monat
1916-03
-
Jahr
1916
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Jenseits des Ozeans. Japan» Hand in Mexiko. Au ungelegener Stunde. Ein wirkungsvoller Appell. Grundsützliche Übereinstimmung. Der Konflikt mit Mexiko kommt der Unionsregierung zur Zeit mehr als ungelegen. Man weiß in Washington sehr wohl, daß die rebellischen Mexikaner an einem ebenso listigen wie beutegierigen Lande eme Rückendeckung haben. Schon während der unaufhörlichen mexikanischen Putsche vor dem europäischen Kriege fahndete Amerika nicht mit Unrecht auf japanische Emissäre. Die Sorge vor einer Ein mischung Japans in den mexikanischen Wirrwarr beunruhigte die Washingtoner Regierung lebhaft. Ganz Amerika sprach offen davon, daß Japan Waffen an die mexikanischen Auf ständischen lieferte und im Geheimen mancherlei Maß nahmen traf, die auf die Absicht der Seßhaftmachung in den der Union benachbarten Gebieten hindeuteten. Amerika hat stets Argwohn gegen Japan gehegt und der Ansiedelung von Japanern im äußersten Westen der Union den heftigsten Widerstand entgegengesetzt. Wenn Mexiko sich jetzt wieder besonders aussüjffg benimmt, so befürchtet man Japans Hand dahinter. Die Union ha! ihre Waffen und Munition in Unmen gen an die Ententestaaien geliefert und die eigene militäri sche Stärke und Schlagfertigkeit dadurch herabgesetzt. Prä sident Wilson hat sich überdies in der U-Bootfrage in einer Weise festgelegt, die einem großen Teile des amerikanischen Volkes ernste Sorge bereitet. Der Präsident Carranza schätzt die Schwierigkeiten der Union sehr richtig ein und tritt Herrn Wilson gegenüber mit bemerkenswerter Schärfe auf. Wilson will nichts von einem Kriege gegen Mexiko hören, seine Empfindlichkeit gegenüber den Mexikanern steht in einem auffälligen Gegensatz zu dem übertrieben hoch ge spannten Gefühl für die Ehre des amerikanischen Volkes, mit der es Herr Wilson bekannilich nicht für vereinbar hält, wenn Amerikaner bewaffnete Handelsschiffe Kriegführender nicht sollen benutzen dürfen. Er hat sich gleichwohl zur Entsendung einer Strafexpedition nach Mexiko genötigt ge sehen. Der Stein Ist ins Rollen gebracht, und welche Kreise er beschreiben mag, weiß auch Präsident Wilson zur Stunde nicht. Wir wollen nicht untersuchen, ime weit die mexikanischen Vorgänge die Entschließungen und Ansichten des Präsidenten Wilson wie in der U-Bootsrage beeinflussen; nach den jüngsten Meldungen scheint es jedoch, als ob der Appell der deutschen Reichsregicrung an das amerikanische Volk auch im Weißen Hanse zu Washington einen Widerhall gefunden hätte. Diesen Appell nennen Londoner Blätter vielsagend einen äußerst geschickten Schachzug des deutschen Botschafters Grasen Bernstroff, der England großen Schaden zusügen könne. Es sei damit eine ganz neue Form der Propaganda geschaffen worden, und es geschehe vielleicht zum ersten Male in der Geschichte der Diplomatie, daß eine Nation sich ossistell an das Volk eines anderen Staates wendet. Dieses englische Urteil läßt auf die Wirkung schließen, die die Flucht unserer Reichsregierung in die Oeffentlichkeit auf die Vereinigten Staaten gemacht hat. Dem Verlangen der öffentlichen Meinung Amerikas, eine amtliche Aeußerung Englandszu dem deutschen Bcweismaterialeinzuholen, kannsich die Unionsregierung nicht widersetzen. Da das deutsche Beweismatcrial einwandfrei und überzeugend ist, so wird sich auch der Präsident Wilson der Erkenntnis nicht ver schließen können, daß England seine Handelsschiffe zum Angriff bewaffnet; der Präsident wird aus dieser Erkenntnis um so eher die gebotenen Folgerungen ziehen, als ihm das mexikanische Feuer auf den Nägeln brennt. Daß Senat und Repräsentantenhaus HÄ:rn Wilson keinen Knüppel zwischen die Beine werfen möchten, auch wenn sie an der auswärtigen Politik ihres Präsidenten mancherlei auszusehen haben, ist begreiflich und unter den durch die mexikanischen Vorgänge erschwerten Verhältnissen selbstverständlich. Unter diesem Gesichtspunkte ist auch die im Senat erfolgte Zurückziehung des Antrages auf Warnung der Amerikaner vor bewaffneten feindlichen Handelsschiffen aufzufassen. Das amerikanische Volk ist ja auch tatsächlich aufgeklärt und gewarnt. Im übrigen hat der Staatssekretär Lansing schon vor Wochen zugestanden, wie aus den jetzt erst eingetroffenen amerikanischen Zeitungen erhellt, daß nach der Einführung des U-Bootkrieges die Bewaffnung von Handelsschiffen nur noch aggressiven Zwecken dienen kann. Das U-Boot ist zur Verteidigung selbst gegen die kleinste Kanone eines Handelsschiffes außerstande. Bewaffnete Handelsschiffe sind im Kampfe jedem Tauchboot überlegen, und aus diesem Grunde als Hilfskreuzer anzusehen und zu behandeln. Diese Auffassung deckt sich vollständig mst der von unserm Staatssekretär v. Jagow in der bekannten Unterredung mit einem amerikanischen Journalisten nieder gelegten. Es herrscht daher grundsätzliche Meinungseinigkeit, die einem alle Schwierigkeiten beseitigenden Einvernehmen den Weg bahnt. Der Seekrieg. Unsere U Boots im Mittelmeer. Nach Athener Meldungen ist eine Folge der intensiveren Tätigkeit deut scher Tauchboote und des Enschlusses, di« mit Geschützen ausgerüsteten Handelsschiffe zu torpedieren, die Versenkung des französischen Dampfers „Memphis" (2332 Tonnen), von dessen Besatzung fünf Mann und drei Heizer ertranken, sowie des englischen Dampfers „Drake", von dessen Be satzung wahrscheinlich nur ein einziger Mann gerettet wurde. — Ein Pariser Blatt setzte 10 000 Francs für diejenige Mannschaft aus, die im Umkreise von zehn Seemeilen von der französischen Küste ein Tauchboot versenkt oder kapert. Angriff bewaffneter feindlicher Passagierdampfer. Einen neuen Beweis für die von der englischen Regierung bestrittene Angriffstäiigkeit bewaffneter feindlicher Kauffahrtei schiffe bot das Verhalten des englischen Passagierschiffes „Kashgar", dessen Passagiere von einem Gefecht des Damp fers mit einem deutschen Tauchboot im Mittelmeer zu er zählen wissen. Der Dampfer hatte 150 Passagiere an Bord, darunter viele Frauen. Bei sehr klarer Luft sichtete der Ausguckmann 1000 Fuß auf Steuerbord entfernt das Peri skop eines Unterseeboots. Sofort eröffneten die Gelchützs des „Kashgar" das Feuer. Das Unterseeboot verschwand einige Zeit aus Sicht und einige bange Minuten folgien, doch war von eigentlicher Panik an Bord der „Kashgar" rstchis zu merken. Ein Schrei aller an Deck befindlicher Passagiere wurde gehört, als das Periskop diesmal 1200 Fuß auf Backbord entfernt wieder auftauchte. Nun feuerte die „Kashgoi" einen zweiten scharfen Schuß, der nach Aus sage einiger Zeugen das Unterseeboot traf. Jedenfalls ver schwand letzteres nun sofort und ward mcht mehr gesehen, obgleich scharfer Ausguck gehalten wurde. Aeber den Untergang dos norwegischen Dampfers „Sirius", der angeblich von einem deutschen U-Boot in dem französischen Kriegshafen Le Havre torpediert worden fein soll, setzt das Auswärtige Amt in Christianta die Nach forschungen fort. Das Schiff war, mit Korn beladen, von Newyork gekommen und lag im Augenblick der Torpedierung auf der Reede von Le Havre vor Anker. Außer dem 60 jährigen Kapitän, der eine große Familie hinterläßt, kamen noch ein 17 jähriger Matrose und ein von dänischen Eltern stammender angeblich amerikanischer Matrose ums Leben. Die norwegische Presse traut den Reutecschen Lügen meldungen so wenig, daß sie auf sie hin noch kein Urteil über den Untergang des „Sirius" abgtbt. Der italienische Krieg. Cadorna klagt über Nebel, Regen und die durch das schlechte Wetter gesteigerte Gelänheschwierigkeiten. In Vor ttaltenischen Kommst hat die große Debatte über die wirtschaftlichen Probleme begonnen. Ob darüber das Kabinett Salandra zu Fall kommen wird, ist jedoch unwahrscheinlich, da sich niemand findet, der die Nachfolge dieses schuldbeladenen Ministeriums zu übernehmen den Mui hätte. Der Ackerbauminister, so sagen die ihm nahestehenden Blätter, würde die Kammer mit der Feststellung beschwichtigen, baß seit dem 1. März elf Dampfer mit nahezu 700 000 Tonnen Weizen in Italien angekommen seien. Ueber Salandras Weigerung, an Deutschland den Krieg zu erklären, wlü die Kammer zunächst keine Debatten eröffnen. Der Valkankrieg. Unsere Verbündeten stehen vor Valona. Wir dürfen gewiß sein, daß die Entscheidungskämpfe dort für unS ebenso erfolgreich wie alle voraufgegangenen Operationen verlaufen we''en. Die in Saloniki konzentrierte griechische Kavallerie ist nach Larissa abgegangen. Ein englisches Detachement hat die griechischen Reiter nach Larissa begleitet. Die Geduld Griechenlands wird von der Entente immer härteren Proben ausgesetzt. Es wurde der griechischen Re gierung verboten, die Zwölf-Jnsel-Gruppe im Aegäischen Meere zu verproviantieren, da dies fortan durch Italien geschehen würde, das die Inseln eigenmächtig für sich be- hielt. Allgemeine Empörung herrscht gegen Italien, das Athener Meldungen zufolge gleich England ein Besatzungs korps auf Kreta landen will. Preußisches Abgeordnetenhaus. 25. Sitzung vom 14. März. 11 Uhr 15 Min. Vizepräsident Porsch eröffnet anstelle deS verhinderten Grafen Schwerin-Löwitz die Sitzung und teilt mit, daß der Präsident anläßlich der Hochzeit des Prinzen Joachim ein Glückwunsch«Telegramm an den Kaiser gerichtet habe, auf welches vom Kaiser ein Dank telegramm eingegangen sei. Der erste Vizepräsident gedenkt weiter des Todes des früheren langjährigen Präsidenten des Hauses Herrn o. Köller. Dieser hat 50 Jahre dem Hause angehört und als Vizepräsident des Hauses neben Herrn v. Fmckenbeck den ersten deutschen Kaiser in Versailles im Auftrage des Abgeordnetenhauses begrüßen dürfen. Als Präsident des Hauses hat er dessen Geschäfte von allen Präsidenten am längsten geleitet und zwar stets in wohl wollender und gerechter Weise. Aus Gesundheitsrücksichten trat er freiwillig zurück. Die Beerdigung findet am Donners tag in Kantreck statt, für das Abgeordnetenhaus wird Vize« Präsident v. Krause einen Kranz am Grabe des Verstorbenen NlederlVgen. Das Haus hatte sich zu Ehren seines ehe maligen Präsidenten von seinen Plätzen erhoben. Abg. Frhr. v. Zedlitz (frk.) rief als ältestes Mitglied des Hauses dem Verstorbenenen noch herzliche Worte nach. Die Liebe und Verehrung der Abgeordneten folgen ihm in die Ewigkeit! Äbg. v. d Offen (kons.): Gegenüber den großen Er eignissen, die sich draußen abspielen, gehe ich nur ungern an die Besprechung des Kuliusetats. Die Ausgaben deS ordentlichen Etats sind trotz des Krieges in gleicher Höhe angesetzt wie im Frieden. Die wissenschastliche Durchbildung unseres Volkes hat eS ermöglicht, zahlreiche Ersatzmittel für notwendige Gegenstände zu finden. Die energischste Krieg führung kann unter Umständen die humanste sein (Beifall). Der Betrieb in unseren Universitäten ist durchweg äußerst erhalten worden, trotzdem tausende edler Jünglinge ihr Blut für das Vaterland freudighinaegeben baden. Die Ueberlcoenoen werden als reise Manner voll Milcher Kraft gurückkehren, auf der anderen Sette werden sich Lücken zeigen, die bald nach dem Kriege auSgefüllt werden müssen. Den Wünschen auf bessere Regelung deS Titels Dr. med. vet. auf unseren Tierärztlichen Hochschulen, und soweit er in der Schweiz erworben ist, ist die Regierung leider bisher nicht nachgekommen. Die Frage der Zulassung aus ländischer Studenten muß nach dem Kriege neu geregelt werden und zwar ohne Sentimentalität im nationalen Sinne. Unsere Diplomaten besitzen nicht immer eine genau« Kenntnis der ausländischen Verhältnisse, deshalb muß zu ihrer Ausbildung hier eine Stätte geschaffen werden. (Zustimmung). In Frankreich ist das schon der Fall, und die französischen Diplomaten haben sich in diesem Kriege alS gefährliche Gegner gezeigt. Redner spricht sich dann noch gegen den sozialdemokratischen Antrag auf Verein heitlichung und Unentgeldltchkeit des Schulunterrichts aus und legt die Aufgaben der Volksschule dar. Religion und Kirche haben im Kriege ihre große Kraft bewährt. Der echten Kunst erblüht aus dem Kriege eine starke Zukunst. Fortschritt auf allen Gebieten wünschen auch wir. (Beifall.) Abg. Kaufmann (Ztr.): Unser bisheriges preußisches Schulsystem hat sich im Kriege vollkommen bewährt. Die erzieherischen Werte des Krieges solle allen Schulen nach dem Frieden zugute kommen. Die Ziele und Methoden unseres Erziehungswesens müssen nachgeprüft werden. Dle historischen Grundlagen unserer Schulorganisation sind in Treue zu wahren. Die Simultan-Volksfchule und die ge meinsame Erziehung der Geschlechter lehnen wir ab. Nach dem Kriege wird es auf konfessionellem Gebiete heißen: Duldung und Liebel Abg. von Campe (natlib.): Ich begrüße die kernigen Worte des Herrn von der Osten, daß der Zwiespalt und der Geist des Mißtrauens nach dem Kriege ihr Ende finden mögen. Die Anträge der Sozialdemokraten sind geeignet, die wünschenswerte Einigkeit zu stören. Die deutsche Kultur und Bildung hat sich auch jetzt bei der Beletzuna Belgiens und Polens bewährt, bas zeigt die Gründung öer Univer ltäten in Gent und Warschau. Unsere deutschen Univer- stäien sind in erster Linie für unsere Studenten da, in rüheren Jahren waren wir wohl etwas zu weichherzig. Wir wollen nicht Nattern am Busen züchten, wie die ' Japaner. — Unsere Siege wurzeln auf unserer geistigen Üeberlegenheit auf allen Gebieten. Die deutsche Geschichte muß in den Schulen mehr berücksichtigt werden. Kultusminister v. Trott zu Solz: Wenn unsere Feinde die langjährige deutsche Geistesarbeit und Geisteskultur in den Staub ziehen wollen, uns Barbaren nennen, so sini wir zu stolz dazu, um uns mit ihnen in einen Streit darüber einzulassen. Unsere Universitäten und unsere Museen stehen offen, wir gehen daran, die pergamonischcn Ausgrabungen aufzustellcn. Die giftigen Angriffe des Auslandes sind für uns nur eine Ehre. (Bravo!) Es müßte auf vielen Gebieten der gebotenen Sparsamkeit Rechnung getragen werden. Während unsere Kanonen die Festung Verdun in Trümmer legen, werden hier zu Hause die kulturellen Fragen mit größter Sachlichkeit behandelt. Den Unterricht auf Universitäten und Schulen aufrecht zu erhalten, gelang nicht immer ohne Schwierigkeiten. Schmerzliche Verluste hat unsere akademische Welt erlitten, Die Auffassung von dem internationalen Wesen der geistigen Wissenschaften hat uns viele Enttäuschungen gebracht, wir werden in Zukunft vorsichtiger sein und nicht in jede Hand eines Fremden gleich einjchlagen (Beifall). Dis Frage der ausländischen Studierenden wird nach dem Kriege neu geregelt werden. Es wird unsere Aufgabe nach dem Kriege sein, die Verhältnisse des Auslandes genauer zu studieren. Dem Anträge, an der Berliner Universität eine Professur ür ungarische Sprache und Geschichte zu errichten, stehe ich ympatisch gegenüber, doch können z. Zt. keine neue Lehr- kühle errichtet werden, es könnte aber ein Extra-Ordinariat damit neu beseht werden. Die sozialdemokratischen Anträge sind für die Negierung unannehmbar. Unsere Schulen haben sich dem jetzigen Kriege gewachsen gezeigt, eine grunb- stürzende Reform ist unnötig. Der Kern nuferes Volkes ist gesund. (Beifall.) Abg. Traub (Vp.): Die Entwicklung unserer Schulen ist während des Krieges nicht zurückgegangen. Wir dürfen an ihnen im Interesse unserer Volksbildung auch in Zukunft nicht sparen. Die Geistlichen sowie die evangelischen und katholischen Gemeinden haben im Auslande, namentlich in England jetzt schwer zu leiden. Es ist eine Freude, bah 350 deutsche Pfarrer, von denen 80 bereits gefallen sind, ihren Dienst mit der Waffe tun. Redner begrüßt die Idee der Heldenheime. Mittwoch 1 Uhr: Weiterberatung. Schluß gegen 5 Uhr. Aus aller Welt. vom Studenlevleben nach dem Kriege. Del „Kriegsbericht" des „Vereins alter Tübinger Franken" be schäftigt sich u. a. auch mit der Zukunft der Korps nach dem Kriege. Es heißt da: „Es versteht sich von selbst, daß der Korpsbetrieb nicht einfach so weiter geht, wie er vor dem Kriege war, sondern daß die Lehren des langen, in alle Verhältnisse tief einschneidenden Weltkrieges auch von den Aktiven beherzigt werden müssen. Unbeschadet der frohen Burschenlust, die sich die Korps nicht nehmen zu lassen brauchen, müssen Vereinfachung der Sitten, Vermeidung aller unnötigen Ausgaben, Verbilligung des Aktioseins, Förderung des Studiums, Aufhören des Trinkzwanges, geringere Inanspruchnahme der Aktiven durch Mensuren und durch Schreibwerk, Reform des Mensurenwesens, Ein schränkung der Korps- und der Festlichkeiten die Forderungen des Tages sein. Es ist eine Lebensfrage für die Korps, ob sie die heutige Zeit verstehen und ihr ganzes Leben und Treiben darauf einrichten. Der Gssamtausschuß des Verbandes alter Korpsstudenten, zurzeit in Kiel, wird da rüber beraten, welche Anträge nach Friedensschluss an den Kösener Senioren-Konoent zu stellen sind. Ein schwunghafter Handel mit Brotkarten wurde in der letzten Zeit im Zentrum Berlins betrieben. Jetzt ist eS der Kriminalpolizei gelungen, vier dieser Händler zu ermitteln und zu verhaften. Die Hauptpersonen bei dem Treiben waren der frühere Schneider Joseph Schulz und ein Arbeiter Karl Scholz. Diese beiden vertrieben die Karten für 50 Pfennig das Stück in dec Versteigerungshalle in der Schönhauser Straße und in den Schankwirtschaften jener Gegend. Bei Schulz fand die Kriminalpolizei noch 100 Brotkarten und 200 Mark bares Geld. Er will die Brotkarten von einem Unbekannten gekauft haben. Es ist aber festgestellt, daß a'l: Karten ans Einbrüchen in dis Räume verschiedener Brotkommijsionen herrühren. Ein mogelnder französischer Bürgermeister. Der Bürgermeister von Persequern (Frankreich), der zum Heeres dienst eingezogcn war, hatte in einem von ihm angefertigten Aktenstück sich fälschlich als Vaier von sechs Kindern aus- gegeben, um der militärischen Vorrechte teilhaftig zu werden, die den Vätern zahlreicher Familien gewährt werden. Der Bürgermeister wurde vom Kriegsgericht in Naiiles wegen versuchter Drückebergerei zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. gustav nagel und der wellkrig. Der Nachricht über seine angebliche Einziehung zum Heeresdienst, die dieser Tage wieder verbreitet war, widerspricht gustaf nagel, der bekannte Naturmensch, wie folgt: feer geerte schristlsitung, bitte zur richtigstellung zu feröffentlichen, das ich weder zuni Heeresdienst ausgemustert noch eingezogcn war; wir Haien uns gleich zu anfang beim roten kreuz für das schlachtseld gemeldet, got lis solche ferwendung aber nicht zu; und was di polizeiliche Untersagung meines fortrags im salzwedeler kreis betrift, so sind ja selig, die um gerechtigkelt wilen fer- solgt werden: behüt sie gut. gustaf nagel. — Die Rückseite der Karte zeigt in guter Ausführung gustaf nagel und Frau, Sie in hocheleganter Brautgewandung, ihn in einer Ari alttestamentarischem Feiertagsrock, barfüßig wie immer und mit langen herabwallenden Locken. Aus der Reichshauptstadk. Yon der Straßenbahn lotgefahren wurde ein sechsjähriger Knabe, der trotz des Warnungssignals der Straßenbahn das Gleise kreuzen wollte, wobei er direkt in einen Wagen lief, der aus der entgegengesetzten Richtung kam. Den Fahrer soll nach Aus sagen von Augenzeugen keine Schuld treffen. — Ein töd licher Fahrsluhtunsall. Ein Kutscher sprang aus einem sich plötzlich in Bewegung setzenden Fahrstuhl. Er wurde aber zwischen Fahrstuhl und Wand eingeklemmt und tot gedrückt. — Zu je 12 Jahren Zuchthaus verurteilt wur den die beiden 18 jährigen Kutscher Lehmann nnd Fritsche, die im Dezember v. I. auf der Landstraße zwischen Michen dorf und Potsdam den 63 iähriaen Bierkutscher Lteoe beraubt
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