Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 12.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191602121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160212
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-12
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Auf einen Schelmen anderthalbe. Ari lätzl nicht von Art. Der Gipset der Unmensch, lichteik. Vodentose Heuchelei. Vergeltung. Der Präsident der Vereinigten Staaten Woodrow Wil« son hegt seine ausgesprochene Vorliebe für die Engländer, weil er in ihnen vor allen andern die Träger des Rechts und der Menschlichkeit erblickt. Gewiß rühmen sich die Be wohner beS JnselreicheS dieser Tugenden mit lauter Stimme. Mit ihren Taten beweisen sie, daß sie Lügner und Heuchler sind. DaS Völkerrecht hat keinen schlechteren Patron als England, das sich in Ausführung seines teuflischen Aus« hungerungSplaneS skrupellos über alle völkerrechtlichen Der« träge hinwegsetzt und zur See eine Willkürherrschaft sonder gleichen auSübt. Englands ganze Kolonialpolitik ist eine ununterbrochene Kette brutalster Vergewaltigung und schnö destem Rechtsbruchs. Art läßt nicht von Art. Nach dem fälschlicherweise dem Jssuitengeneral Ignaz von Loyala zugeschriebenen Grundsatz, der Zweck heiligt die Mittel, ver gewaltigt England das neutrale Griechenland und schickt sich an, auch die Hoheitsrechte Spaniens in dem Grenzge biete von Deutsch-Kamerun zu verletzen. Für England ist daS Völkerrecht ein Papierfetzen, den es hohnlachend zerreißt, sobald es sich davon einen Gewinn verspricht. Englands Menschlichkeit? Das Baralongoerbrechen und die Preisgabe hilfloser Schiffbrüchiger unseres L. 19 durch den englischen Ftschoampfer „King Stephan" eröffnen Ein blicke in einen Abgrund der Unmenschlichkeit und moralischen Verkommenheit. In den eisigen Fluten der Nordsee, durch näßt b!S auf di« Haut, den sicheren Tod vor Augen, trieben die 17 bis 20 Mann der Besatzung unseres Zeppelin, besten Gondel und Hälfte der Hülle bereits im Meere versunken waren. Die halb erstarrten Leute hielten sich an den em porragenden Teilen des Luftschiffwrackes geklammert und jubelten in ihrer Todespein auf, als der in GrimSby, an an der Oftküste Mittelenglands, beheimatete Fischdampfer .King Stephan" in Sicht kam. Flehentlich baten sie um Rettung aus schwerster Seenot. Die Rettung hilfloser Schiff brüchiger selbst unter eigener Lebensgefahr entspricht einem geheiligten Seerecht und wird selbst von unkultivierten Völkern als eine unverletzliche Pflicht betrachtet. Wer in Gefahr schwebt, wehr- und hilflos zu ertrinken, ist kein Feind mehr; ihm gegenüber gilt vielmehr ausschließlich und unter allen Umständen das Gesetz der Menschlichkeit. Die „King Stephan" - Mannschaft empfand kein menschliches Rühren, so wenig es die Baralong.Leute unserer hilflos im Meere mit dem Tode des Ertrinkens ringenden U-Boot-De« satzung gegenüber betätigten. Sie handelte noch grausamer, als eS die Baralong-Henker taten, die den deutschen Helden wenigstens die Todesqualen Schiffbrüchiger ersparten, indem sie unsere Zeppelinbemannung bewußt diesen Qualen aussetzte. Kann die grausame Unmenschlichkeit der King Stephen- Leute überhaupt noch Überboten werden, so kann es nur durch die erbärmliche Feigheit und Heuchelei geschehen, mit der diese Halunken ihr Verbrechen vor den Augen der Neutralen zu entschuldigen suchen. Es übersteigt doch den Gipfel aller Erbärmlichkeit, wenn diese Barbaren den Glau ben erwecken möchten, sie hätten die Rettung aus Furcht Unterlasten, weil die Zahl oer schiffbrüchigen Zepvelinleute größer war als die der Bootsbesatzung. Die Engländer waren bewaffnet, sie hätten jeden einzelnen der Deutschen, die ohne Ausnahme waffenlos waren, fesseln und damit un schädlich machen können, wenn sie sich mit ihrem Ehrenwort nicht begnügen wollten. Die vorgebrachte Entschuldigung soll eine solche in Wirklichkeit offenbar auch garntcht sein, sondern die Anklage bedeuten, baß die Deutschen sich sür ihre LebenSreltung wohl durch die Ermordung ihrer Netter bedanken könnten. Die Feigheit, deren sich die Schufte selber beschuldigen, tritt in bas rechte Licht, wenn man sich erinnert, daß kurz vorher auf dem von uns gekaperten i englischen Dampfer „Appam" wenige deutsche Matrosen - unter einem blutjungen Leutnant 400 kräftige Menschen auf i deren eigenem Schiff als Gefangene wegführen konnten! Karl Peters sagte einmal, wir verstünden England nicht richtig zu behandeln. Er empfahl allen Ernstes, die kriegs gefangenen Söhne englischer Minister und sonstiger Hono ratioren in wirkliche Schweineställe an der Seit-- des grun zenden Borstenviehs elnzusperren; das würde Eindruck auf England machen und es zu einer angemessenen Kriegs- behandlung deutscher ReichZangeböriger veranlassen. Scheuß lichkeiten nach Art der „King Stephen"« oder „Bacalong"- Leute verabscheut deutscher Kriegsgeist und würde sich nie damit besudeln. Aber das Schurkische im Wesen England« ließe sich bei unseren Kriegshandlungen vielleicht noch in einem gesteigerten Maße berücksichtigen. Härte, erbarmungs lose Härte und die ganze Schärfe der Kriegsführung soll und muß England zu spüren bekommen. Auf einen Schelmen andeithalbe, das soll unsere Losung sein; von ihrer Betäti gung allein können wir eine Einwirkung auf den häßlichsten aller Unserer Feinde erwarten. Der Balkankrieg. Den Schauplatz der Balkanopsrationen bildet noch immer ausschließlich Albanien, da an der griechischen Grenze, ab gesehen von dem wirksamen Zeppelin-Besuch in uno bei Saloniki, sich Wesentliches bisher nicht ereignet hat. Der Vormarsch der Oesterreicher in Albanien macht tüchtige Fortschritte. Trotz der Schwierigkeiten des Geländes ge winnen namentlich dis in südlicher Richtung längs der Meeresküste vorstoßenden Truppen ständig Raum. Die Vor truppen haben den Jsmifluß erreicht, von Durazzo sind sie nur noch etwa 25 Kilometer entfernt. Noch keine Ariedensverhandlungen mit Montenegro. Wiener Blätter können auf Grund guter Informationen mitteilen, daß die Friedensverhandlungen mit Montenegro, wo übrigens volle Ruhe herrscht und die Bevölkerung den österreichisch-ungarischen Truppen überaus freundlich ent gegenkommt, noch nicht begonnen haben und erst dann in Angriff genommen werden, wenn die in Montenegro ver bliebenen Persönlichkeiten tn der Lage sind, einwandfreie Vollmachten dafür aufzuweisen, daß sie berechtigt sind, mit dem österreichisch-ungarischen Armeekommando in Friedens verhandlungen einzutreten. Da weder Prinz Mirko noch die im Lande weilenden drei Minister, mit denen übrigens das österreichische Kommando sich in gutem Einvernehmen befindet, solche Vollmachten besitzen, kann zurzeit von Unter handlungen nicht die Rede sein. Serbiens Nok. Der serbische Minister Gabrielowitsch hatte beim Papst eine Audienz, um ihm die schreckliche Lage Serbiens zu schildern. Er bat den Papst, er möge seinen Einfluß in Wien geltend machen, um die Leiden der Be völkerung zu erleichtern. Vie Armee Koeveh steht mit ihren vordersten Batail lonen vor der Linie Durazzo —Tirana. In diesem Raum befinden sich Streitkräfte Essad Paschas. Falls der Feind sich nicht auf die um Valona versammelten italienischen Kräfte zurückzieht, könnte es hier zu Kämpfen kommen. Bis her hatten die Oesterreicher fast nur mit den Schwierig keiten deS unwegsamen, durch Ueberschwemmungen noch unwirtlicher gewordenen Landes zu kämpfen. Durch die Besetzung von Kruja hat der linke Flügel der albanestschen Expeditionsarmee abermals einen bescheidenen Sammelraum und dadurch einen operatven Stützpunkt genommen, wie er in Albanien für das geordnete Vorwärtstragen der Unter nehmungen von Wichtigkeit ist. Die Marschgeschwindig keit der Truppen beträgt bisher mit Rücksicht auf die Eigen art des Geländes durchschnittlich nur etwa acht Kilometer pro Tag und größeren Verband, also ungefähr den dritten Teil gewöhnlicher Kriegsmärsche. Entscheidend ist hierbei auch das Heranziehen des ausschließlich mittels Tragtieren beförderten Trains. Mil vor Einnahme von Kruja haben die Oesterreicher sich auch die zweite Querverbindung über daS Gebirge nach Mazedonien gesichert. Die Strecke Alessio—Tal deS Mati— D^bra—Gostivar. Sie kommt bet der jetzigen Jahreszeit Nur für untergeordnete Verbände in Betracht und steht an Güte weit hinter der Hauptoerbindung, die von Elbastan im Tal deS Kjumbi nach Ochrida und Monastir führt. Aus dieser Strecke stehen laut „Tag" schon westlich Ochrida andere Truppen der Verbündeten, hierdurch die rechte Flanke der Essadleule und Italiener bedrohend. Die Entfernung Skutari—Valona beträgt 200 Kilometer. Unsere Verbündeten können mit Befriedigung festsiellen, daß ihre Truppen nahezu die Hälfte dieses Weges aus eigener Kraft und ohne wesentliche Behinderung durch den Feind zurück gelegt haben. Je weiter sie vormarschieren, um so mehr vermag sich auch die Mitwirkung der von Südwestmazebonien zum Eingreifen ausersehenen Kräfte fühlbar machen. Ssr Lraasr voir Ssvt. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Werner von Wolssersdorff. 21 „Das heißt so viel für mich, als: Unterwerft Eure bessere Ansicht dem Will«, der Pfeffcrkrämrr und Ellen- reiter und sie werden die Gnade haoen, Euch zu dulden, so lange sie es für nötig erachten!" rief Graf Ludwig von Flandern erbittert. „Ihr habt einen schlimmen Glauben und eine ganz falsche Meinung von den Städten, gnädigster Herr," ent gegnete der Brauherr mit einem eigentümlich zu nennen den Lächeln. „Und die Städte tun Alles, diesen schlimmen Glau ben und falsche Meinung täglich zu bestärken," fuhr der Graf fort. „Doch ich bin nicht gekommen, um hier vor Euch als Ankläger gegen die Städte aufzutreten, sondern ich komme, um durch ein vernünftiges Wort mit Euch Euch selbst zu Eurer Pflicht zurückzuführen." „Zu meiner Pflicht," entgegnete der Brauherr. „Ich bin mir wirklich nicht bewußt, auch nur ein Haar breit vom Wege meiner Pflicht bis auf den heutigen Tag ab gewichen zu sein." „Vielleicht nicht von dem, was Ihr fälschlich für Eure Pflicht haltet, wohl aber von der Pflicht des Gehorsams, der Unterwerfung unter meinen Willen," versetzte der Graf. „Es ist mir gesagt worden, daß Ihr der heftigste Gegner, der lauteste Sprecher gegen das Bündnis seid, das uns der König von Frankreich mit den besten Absichten an- g> ragen hat." .Dann hat man Euch offenbar zu viel gesagt," ant- woriete Herr von Artevelde. „Es werden wohl wenig Flanderer sein, die nicht in gleichem Maaße einem Bünd nis abgeneigt sind, wie ich, das mit der Wohlfahrt des Lande», nach allen bisherigen Erfahrungen im Wider spruche steht; einem Bündnis, das unser Land zum Tum- platze der streitenden Könige machen; einem Bündnis, das die Städte in offenen Aufruhr setzen würde, gegew ihren Lehnsherrn, den Kaiser des deutschen Reiches." „Das deutsche Reich fürchtet Ihr — da könnt Ihr vollkommen für alle Zeiten beruhigt sein — gegen diesen ohnmächtigen Feind bietet uns Frankreich vollkommenen Schutz I" „Gnädiger Herr, welch ein Widerspruch!" rief der Brauherr. „Frankreich soll uns Schutz bieten und doch läuft das Bündnis auf nichts anderes hinaus, als daß wir seine Grenzen schützen. Wir würden den Anprall eines dppelten Feindes auszuhalten haben. Ueber die Trümmer unseres Wohlstandes hinweg würden die feind lichen Heere in das Herz Frankreichs schreiten. Und wo mit hat sich Frankreich ein Recht aus solche Aufopferung erworben? Ist es uns nicht stets ein habsüchtiger Nach bar gewesen, der die Hand lüstern nach uns ausstreckte? Und hat Euer eigenes Haus etwa Ursache, der uneigen nützigen Freundschaft der Krone Frankreichs sich zu rüh men?" „Würde Flandern besser fahren als Frankreichs Feind?" fragte der Graf dagegen. „Daß das Land nicht partei los zwischen den feindlichen Heeren stehen kann, werdet Ihr begreifen; wenn wir aber dem Rechte unser Schwert widmen wollen, so muß unser Feldgeschrei „Frankreich" sein." „Ob Philipp 4. mehr Recht auf Frankreichs Krone hat, als Eduard 3., ist eine Frage, die ich nicht zu ent scheiden vermag," entgegnete Herr von Arievelde. „Ich bin ein schlichter Bürger und habe keinen Einblick in diese Dinge. Die Könige selbst und weisere Leute, als ich, mögen entscheiden, auf welcher Seite das Recht liegt. Aber das weiß ich und ganz Flandern weiß es, daß ein Bünd nis mit Frankreich unser Verderben fein würde. Das ist meine Meinung, gnädigster Herr." Der italienische Krieg. Nach Serbien und Montenegro folgt Italiens Unter werfung oder Kapitulation, so wurde von kundiger Stells schon vor einigen Wochen erklärt. Und schnellen Schriitss vollzieht sich die Verwirklichung dieser Ankündigung. Die vier großen Schlachten an der Jsonzosron! und die gewal tigen Kämpfe in Tirol haben den Italienern nach ihren eigenen Berechnungen mindestens 600 000 Mann an Toten, Verwundeten und Kranken gekostet, sie aber auch nicht nur einen einzigen Schritt vorwärts gebracht. Im Gegenteil, an dem wichtigen Tolmsiner Brückenkopf haben unsere Ver- bünbeten nicht nur ihre Stellungen behaupten, sondern sogar noch erweitern können. Cholera und Dysenterie räumen unter den JkÄienern furchtbar auf. Bei dieser Sachlage ist es natürlich, daß die FriedenSsehnsucht immer größere Massen des italienischen Heeres ergreift. Die Disziplin läßt trotz der strengsten Maßnahmen in bedenklicher Weise nach. Täglich kommt es vor, daß Soldaten den Befehlen ihrer Offiziere den Gehorsam versagen. Am linken Flügel der Isonzofront, wo die Stellungen der beiden Gegner zum Teil nur dreißig Schritte von ein ander entfernt sind, wollten die Italiener mit einer metho dischen Arbeit das erreichen, was sie durch verzweifelte An stürme nirgends erreichen konnten. Bei Nachtzeit bauen sie auS Schanzkörpern, Kisten und Sandsäcken Sappen und AnnäherungSgräben, die unsere Artillerie stets wieder zerstört. Hauptsächlich bet Larocca und Selz haben die Italiener laut „B. T." diese Annäherungsversuche durch ein kompliziertes Netz von Sappen und Karstlaufgräben unterstützt; aber diese Arbeit war nutzlos, weil daS, waS die österreichische Artillerie nicht zusammenschoß, durch Infanterie unserer Verbündeten überfallen und gesprengt wurde. Zwei Wochen lang lag über der Front dichter Nebel, was die ArtillerietStigkeit naturgemäß erschwerte. Jetzt ist daS Wetter günstiger. Ein Vorfrühling ist eingetreten, und die Artillerie setzte erneut mit voller Kraft ein. Eine italienische Kabinettskrise besteht bereits, sie braucht nicht erst auszubrechen. Darüber kann nach den jüngsten Reden des Ministerpräsidenten Salandra kein Zweifel herrschen. Im ganzen italienischen Volke aber macht sich eine Ernüchterung und KriegSunlust bemerkbar, die ein Blatt, bas bisher an der Spitze der kriegshetzerischen italie nischen Presse marschierte, vielsagend mit nachdenklicher Angst bezeichnet, die im Gegensatz zu dem Enthusiasmus der ersten Kriegszeit vielfach zutage trete. Salandras Amlsmüdigkeik. Offener als in allen seinen voraufgegangenen Reden bekundete der Mim-ezprä- sident Salandra seine Rückirittssehnsucht in einer für zu Genua gehaltenen Rede. Dort sagte er: W-m w^nlcht vom Auslande für Schiffsfrachten und süc notwendige TranSpdrte unserer Industrie und Ernährung deS Landes abhängig wären, würden wir viel stärker gegenüber den Verbündeten sein. Nun wohl, hoffen wir, daß wenn auch nicht wir, die wir vielleicht müde sind, so doch andere diese Lehre nützen und das tun werden, was bisher nicht ge schehen ist. An den Salandraschen Schwanengesängen ist der Umstand wichtig, daß der Ministerpräsident ihnen einen Sprache von zunehmender Deutlichkeit gegen die Verbün deten Italiens führt. Der Ministerpräsident würde die Ab hängigkeit Italiens von Englands Geld- und Kohlenliefe rungen sicherlich nicht so stark betonen, wenn er nicht vom unbezähmbaren Unwillen gegen die britischen Verbündeten erfüllt wäre. Vie Kriegserklärung an veulschland fordern die italienischen Nationalisten mit steigender Heftigkeit, während der Ministerpräsident Salandra sein- Kriegsmüdigkeit kaum noch verschleiert. Ein Blait verzeichnet mit Genugtuung, daß die Zensur jetzt der Besprechung dieses Themas keine Schranken mehr setze und erwartet, daß diesem guten Zeichen bald Taten folgen werden. Ein anderes veröffentlicht einen offenen Brief der antideutschen Liga in Genua an Salandra mit der Forderung Ker Kriegserklärung an Deutschland. Der am 21. Mat 1S16, drei Tage vor der Kriegserklärung an Oesterreich, in Berlin unkerzelchnete Vertrag, mit welchem Deutschland und Italien sich verpflichten, das Eigen tum der Staatsbürger beider Länder, ihre Geschäfte und Schiffe zu achten, müsse null und nichtig erachtet werden; das verlange die Ehre Italiens und das Blut seiner Söhne, daS zur Befreiung auS tausendjähriger nordischer Barbarei vergaffen werde. „Werdet Ihr diese Meinung ausgeben, wenn ich Euch sage, daß ich sie nicht billige, daß ich mit allen meinen Mitteln und der Macht, die ich besitze, entgegentreten werde?" „Wie könnte ich meine Meinung ändern," entgegnete der Brauherr trotz des entschiedenen Tones, der aus dieser Frage ganz deutlich herausklang und wohl auch beab sichtigt war. „So vergeßt diese Stunde des heutigen Tages nicht, Herr Iakob von Artevelde," versetzte der Graf finster. „Niemals werde ich die Ehre vergessen, die Ihr mei nem einfachen Hanse-zu Teil werden ließet," entgegnete der Brauherr geschmeidig, hob den zu Boden gefallenen Mantel des Grafen auf, als dieser zu gehen Miene machte und legte ihm denselben um die Schultern. Gras Ludwig von Flandern antwortete nicht mehr. Mit einem kurzen Gruß verließ er das Gemach, die Begleitung des Brau herrn über die Schwelle des Gemaches lehnte er mit einer gebieterischen Handbewegung ab. „Er wird es nicht vergessen," murmelte Iakob von Arteoelde. „Aber gleichviel, ich bin gerüstet, mag kommen was will." 8. Kapitel. Graf Ludwig von Flandern saß verdrossen in seinem Arbeitsgemach und diese Stimmung wurde auch nicht besser, als ihm ein Kammerdiener eine Meldung erstattet hatte, denn er rief zornig: „Wie kann es der Schurke noch ein Mal wagen, vor meinem Angesicht zu erscheinen!" »Ich sagte ihm schon dasselbe, aber er versicherte mir hoch und heilig, er überbringe dem gnädigen Herrn eine wichtige Botschaft." „Eine wichtige Botschaft aus solchem Munde," grollte der Graf. „Doch es mag sein, ich will ihn noch einmal lvrechen," "
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder