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Rabenauer Anzeiger : 08.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191602084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160208
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-08
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 08.02.1916
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Also sprach Sasonow. Absagen. Heitzer Soden. Bekenntnisse. Während die Minister der übrigen Vieroerbanbsstaaten eine Rede nach der andern vom Stapel lassen und sich so gebärden, als könnten sie den Sieg mit Worten erringen, hatte der russische Minister des Auswärtigen Sasonow nach der vor einem halben Jahr erfolgten Heimschickung der Du ma keine Möglichkeit mehr, die Erfolge und Siegessicherheit Rußlands der Welt zu verkünden. Er fürchtete infolgedessen ins Hintertreffen zu geraten, und schuf sich daher aus den Vertretern der russischen Blätter ein Publikum, vor dem el sich das Menschenmögliche an Phrasendrescherei, Schönfär berei und Verleumdung leistete. Die augenblickliche Lage am Balkan nannte Sasonow zwar trostlos, versicherte aber, daß Serbien und Montenegro sehr bald wieder bessere Tage sehen würden. Von Griechenland sagte der Minister nur, man müsse hoffen, erwartet es also nicht, daß die griechische Regierung sich durch die wohlverstandenen nationalen Inter essen davon abhalten lassen werde, eine der Entente feind liche Politik einzuschlagen. Auch Rumäniens ist Rußland nicht sicher. Sasonow muß aus Bukarest sehr deutliche Winke erhalten haben, denn er sprach von Beunruhigungen und Befürchtungen der Rumänen und gelangte nicht über die Versicherung hinaus, daß die rumänische Regierung gleichwohl ihre Neutralität auch weiterhin aufrechthalten würde. Die Andeutung, daß die Kämpfe an der Bukowina- Grenze einen entscheidenden Einfluß zugunsten der Entente auf Rumänien ausüben könnten, war so vorsichtig gehalten, daß sie wie eine Resignation klang. Unsere Feinde lieben es, den Mund boll zu nehmen. Wenn Sasonow über Griechenland und Rumänien Worte machte, ohne etwas zu sagen, so darf man daraus mit großer Sicherheit entnehmen, daß Rußland und mit ihm die Entente in Bezug auf etwaige griechische oder rumänische Waffenhilfe bereits glatte Ab sagen erhalten hat. Heißen und ihm sichtlich unangenehmen Boden betrat der Minister, als er von den Beziehungen Rußlands zu den Neutralen im allgemeinen und zu Schweden im besonderen sprach. Schweden, das durch den nordischen Krieg in den beiden ersten Jahrzehnten Les 18. Jahrhunderts seine Groß machtstellung an Rußland verlor und das spätere Finnland stückweise an den beutegierigen Nachbar abzutreten ge zwungen war, hegt Jahrhunderte alten Groll und Argwohn gegen das Zarenreich. Das weiß man auch in Petersburg sehr genau, und der Minister log, wenn er die russisch- schwedischen Beziehungen gut und freundschaftlich nannte. Selbst Sasonow mit seiner Stirn von Iridium mußte die Tatsache zugeben, daß es in Schweden eins nationa listische, der Minister sagte chauvinistische Bewegung gebe, die vielleicht sogar zu Grenzsicherungsmaßnahmen führen könnte; er beteuerte aber mit einem großen Aufwand von Worten, daß diese Sicherungsmaßnahmen sich niemals gegen Rußland richten könnten, da Rußland nichts Arges gegen Schweden plane, diesem gegenüber vielmehr von Wohlwollen überfließe. Und nun ging es auf der schiefen Ebene der Lüge munter weiter. Schweden sei verstimmt über die von England ergriffenen Maßnahmen zur See, diese seien jedoch durch ein Lebensinteresse Englands geboten, beschränkten sich auf Bannware, nähmen die äußerste Rücksicht auf die Neutralen usw. Und diesem Erguß, in dem jedes Wort eine Lüge darstellt, folgte dann die Verleumdung, Deutsch land versenke rücksichtslos schwedische Schiffe, und eS sei nicht zu verstehen, wie man gleichwohl in Schweden große Sympathien für Deutschland hege. Der Entente ist noch manches andere unverständlich, damit mag sich Herr Sasonow trösten. Der letzte Teil der Sasonow'schen Rede, der in einer Art Apotheose ausklang, brachte noch entzückende Bekennt nisse, aus denen klar heroorging, Laß in Rußland eine tiefe Verstimmung über Lie eigenen ungeheuren Verluste sowie über die Drückebergerei der Bundesgenossen herrscht. Gleich zeitig enthielt dieser Teil der Rede aber auch das Einge ständnis der völligen Erfolglosigkeit des Vieroerbandes. Sasonow versuchte es garnicht erst, den Vorwurf der Drücke bergerei an die Adresse der Bundesgenossen durch einen Hinweis auf deren Waffenerfolge zu entkräften, sondern sprach nur von Len gewaltigen Opfern, die Franzosen wie Engländer gebracht hätten. Die englischen Verluste bezifferte er mit 25 000 Offizieren und 600 000 Mann noch um 75000 Köpfe höher, als die amtliche Londoner Angabe gelautet hatte; von Frankrei sagte er, und mit Recht, es sei zu be kannt, welche unermeßlichen Opfer dieser treue Bundesgenosse gebracht habe, um davon zu reden. Dis Kunde von dem im Mai v. I. erfolgten Anschluß Italiens an die Entente scheint noch nicht bis nach Petersburg gedrungen zu sein; jedenfalls hatte Sasonow für Italien nur eisiges Schweigen. Italien, das nach dem Organ Soninos seine heiligsten Ver trüge der Entente zu Liebe brach, fühlt sich durch Sasonows Zurücksetzung aufs tiefste verletzt, nachdem es schon über den Undank sowie über die maßlosen Forderungen der beiden Westmächie bewegliche Klage geführt hatte, die Tirade von Ler Undenkbarkeit eines Sonderfriedens und von der baldigen und völligen Vernichtung Deutschlands, mit der Sasonow schloß, paßte zu den trübseligen Bekenntnissen des Ministers wie die Faust aufs Auge. Rundschau. von dem Lausanner Diibsnstrsich, der Herabholung der Fahne von dem deutschen Konsulat, veröffentlicht die „Berner Tagwacht" eine neue Darstellung. Danach wäre sowohl der Ueberfall auf das Konsulat wie die Herunter- holung der Fahne von den Söhnen besserer Bürgerfamilien organisiert gewesen. Hunziker sei schon vor der Demon stration mit Geld und dem nötigen Passe versehen worden. Als dann der Streich glückte und dte Polizei einschreiten mußte, sei Hunziker im Automobil nach Genf befördert und von dort in einem Motorboot an das savoyische Ufer über- gesetzt worden. Also organisierter Ueberfall und organisierte Flucht. Es sei auch auffällig, daß die welsche schweizerische Presse das Verschwinden Hunzikers als fast selbstverständlich hinnehme und überhaupt nicht mehr davon spreche. Jeden falls könne es nicht schaden, wenn die Behörden etwas den Zusammenhängen nachgingen. Asber den wirtfchaMchsn Zusammenschluß voutich- lands und Oesterroich-Ängaros, gleichzeitig in Berlin, Wien, Budapest, Sofia und Konstantinopel der durch eine bereits in diesem Monat erscheinende Wochenschrift „Wirt- schastszeitung der Zenlralmächte" gefördert werden soll, äußerte sich der Wiener Bürgermeister Weißktrchner in be merkenswerter Weise. Nach dem Kriege, so etwa sagte er, Wollen die Feinde BundesaenMen auk dem Weltmarkt bletven, um üüs überall zu verdrängen, Uns in unserer Wirt« schaitlichen Entwicklung zu hemmen, uns zu schwächen, bis sie unser Herr werden können. Deshalb gilt eS, vorzusor gen, die Pläne der Feinde zu durchkreuzen, den Vorsprung, den wir vor ihnen besitzen, nicht geringer werden zu lassen, waS immer sie dagegen tun mögen. Die Staaten, dte in diesem gewaltigen Ringen Sieger bleiben, werden damit bewiesen haben, daß ihre innere Kraft groß genug ist, um für immer unüberwindlich zu sein, wenn sie nicht nachlassen. Sie haben auf finanziellem, aus militärischem, auf politischem Gebiete ihre Ueberlegenhett gezeigt, und die heilige Pflicht obliegt ihnen, nirgends sich einholen zu lassen. Im Verein mit den ihnen verbündeten Staaten müssen sie mit höchster Ausdauer an der Entwicklung ihrer physischen und morali schen Energien arbeiten, müssen zueinander stehen, wo immer eS sei, müssen den Aktionen der Feinde auf allen Gebieten entgegenwirken. Zusammenschluß Oesterreich - Ungarns, Deutschlands und ihrer Bundesgenossen auf wirtschaftlichem Gebiet das muß die Parole der Zukunft sein. Die Arbeit ist groß und schwierig, aber es gibt keine, die wichtiger und dringlicher wäre. Vie beiden Zeppelin-Angriffe auf pari», die in den Nächten zum Sonnabend und zum Sonntag stattfanden, waren von den amtlichen Pariser Stellen zunächst als höchst belanglos hingestellt worden. Jetzt muß sich LaS amtlich« Nachrichtenbüro iedoch zu dem Zugeständnis bequemen, datz wenigstens einiger Materialschaden angrrichtet wurde. Das Publikum wird nunmehr durch die echt französische Erklärung beschwichtigt, baß mehrere der Zeppelin-Bomben nicht eWlo« diert seien. DaS ist ganz sicher nicht der Fall gewesen, aber die Franzosen haben derartige Täuschungen, die sie In den Glauben versetzen, die deutschen militärischen Einrichtungen litten unter der gleichen Schlamperei wie ihre eigenen, nur gar zu gerne. prasivenl Wilson versteht die Aufmerksamkeit auf sein« Person zu lenken. Die Wahlreden, die er gegenwärtig in den einzelnen Staaten der Union zu halten hat, gaben ihm dazu bequeme Gelegenheit. In seinen jüngsten Reden hat er seine KriegSlust, dis vor einigen Tagen sich in so Auf sehen erregender Weise äußerte, einige Pflöcke zurückgestoppt. Er betonte, eS gäbe keine Krise, er hege auch fortgesetzt den lebhaftesten Wunsch, dem Lande einen Krieg zu ersparen; aber wenn die Welt brenne, müsse man sein HauS in Ord nung halten. Lauteren Widerhall noch als diese Reden, die man aber als Wahlreden zu werten hat, fand die Mel dung, baß der Präsident sein Veto gegen einen etwaigen Beschluß deS Parlaments, durch den ein Waffenautzsuhroer« bot einträte, einlegen würde. Die amerikanische Presse deutet an, der Präsident lehne sich hauptsächlich deshalb gegen das Verbot auf, weil er daran die Uebertragung sämtlicher Waffenbestellungen der Entente an Japan be fürchtet, das dadurch zu mächtig und Amerika gefährlich werden.könnte. Der italienische Krieg. Die Hoffnungslosigkeit des italienischen Krieges gegen Oesterreich, die Cadorna so lange es irgend ging, zu be mänteln suchte, wird jetzt sogar von Italiens Verbündeten unbarmherzig mit dürren Worten ausgesprochen. Der Mili tärkritiker der Pariser Republique Frangaise stellt die Nieder lage und die hoffnungslose Erschöpfung der italienischen Jsonzo-Armee in einem Artikel fest, in dem er sagt: Die Vertetttger der ersten italienischen Linie mutzten sich auf ihre Schützengräben zweiter Linie zurückziehen. Es geht immer bestimmter die Unverletzbarkeit der österreichischen Defensivsronten hervor, deren Flanken nicht umgangen werben können, und deren Tiefe derart ist, daß der An greifer von Hindernis zu Hindernis schnell erschöpft hin- stnkl. Der Valkankrieg. CinS unserer Luftschiffe griff Schiffs und Depots Ler Entente im Hafen von Saloniki mit beobachtetem, gutem Erfolge an. Die Entente, die selbst zu einem Angriff von Saloniki aus unfähig ist, wird in dem Zeppelinbesuch dte Ansage des befürchteten deutsch-bulgarischen Vorstoßes er blicken. — Die Ueberreste der serbischen Armee, welche durch Albanien in südlicher Richtung marschieren, haben ein ge spenstisches Aussehen. Schon lange haben sie die Grenze der menschlichen Widerstandsfähigkeit erreicht. Jeder Tag der Verzögerung in der Zufuhr von Lebensmitteln lichtet ihre Reihen infolge von Erschöpfung, Tod durch Hunger und die noch dazu kommenden Seuchen. Nur durch schleu nige Hilfsmaßnahmen, so erklärte der Ministerpräsident Paschitsch, würde man die Leute retten und aus ihnen wieder eine brauchbare Streitmacht Herstellen können. Die verhandlungsfSyigo Regierung Montenegros. Die beiden zurückgebliebenen montenegrinischen Minister Nadulovie und Popovic erklärten einem Vertreter der „Neuen Fr. Pr.", daß König Nikolaus auf ihr Anraten das Land verlassen hätte, da mit der Möglichkeit seiner Gefangennahme zu rechnen gewesen sei. Beide Minister erklärten weiter, Lie in Montenegro zurückgebliebene Regierung, bestehend auS Radulovic, Popovic und General Vesootc, sei nach der Ver fassung zweifellos berechtigt, Frieden zu schließen, zumal da sie mit Zustimmung des Königs und auf Grund der Be stimmungen der Verfassung die Regierung übernommen hätten. Der neueste Gewalkstreich der Entente. Ein fran zösisches Kriegsschiff setzte einige Offiziere und Matrosen in Rethymno auf Kreta aus. Der Dolmetsch deS dortigen deutschen Konsulats, Krüger, wurde verhaftet und an Bord des Kriegsschiffes gebracht, das dann sofort abfuhr. Nach einer Meldung des Corrtere della Sera ist der in Rethymno Verhaftete nicht der Dolmetsch des deutschen Konsulats, sondern der frühere deutsche Konsul und jetzige Vertreter der Firma Krupp, Walter Masseter. Der türkische Krieg. Während in Mesopotamien nur unbedeutende Gefecht« stattfandsn, gelang einem englischen Schiffe die Landung einer feindlichen Truppenabteilung an der analvlischen Küste. Die Landungstruppen machten die Behörden ein " D-rfeS zu Gefangenen und raubten Lebensmittel und Mobiliar. Von Ler türkisch-persischen Grenze wird der „Boss. Itg/' ge meldet, daß in der nächsten Umgebung von Saweh 14000 persische Krieger die russischen Kräfie an griffen, sie in den Fluß warfen, einige Kanonen, 850 Gewehre und viel Kriegs« und Sanitätsmaterial erbeuteten. . Gegen Vis engMche Herrschaft in Aegypten. Im Grenzgebiet zwischen der Cyrenaika und Aegypten wurden Lwl den Engländern aus der Cmenatka kommend« veSüiiMe Kundschafter gefangen genommen, bi« sich Mt ihren Gesinnungsgenossen in Aegypten in Verbindung sehen wollten. Einer der Kundschafter erlag bald nach Ler Ge fangennahme den bei derselben erlittenen Verletzungen; aus oen bet ihm vorgefundenen Papieren will man ein gegen die Alliierten gerichtetes ausgedehntes Komplott entdeckt haben. Die englischen Militärbehörden in Aegypten haben angeblich eine Organisation von Beduinen und Eingeborenen entdeckt, die gegen England und Italien arbeiten. Mehrere Eingeborene seien verhaftet, einer bereits lu'iUära- ^ltch wegen Spionage zum Tode verurteilt worden. Die Beschlagnahme von Web- und Wirkwaren, die mit dem 1. d. M. in Kraft getreten ist, kam der Ge schäftswelt nicht überraschend. Die wiederholten Verbote der Saison- und Jnventur-AusverkSufe sowie die Verbote deS Zuschneidens von Konfektionsbetrieben mit maschinellen HilfSmi teln hatten auf einschneidende Maßnahmen schon vorbereftet. Wenn die Beschlagnahme jetzt erfolgte, so ist LaS, wie vorab festaestellt sei, keineswegs auf irgendwelchen Mangel in der Bekleidung unserer Streitkräfte zu Wasser und -m Lande zurückzuführen, die Anordnung ist lediglich ein« Vorsichtsmaßnahme, durch die der Kleidungsbedarf von Heer und Marine für jede mögliche Kriegsdauer sichergestellt werden soll. Bei der zugleich mit der Beschlagnahme er folgenden Bestandsaufnahme werden sich unsere Tcxtiioorräte zweifellos auch als überraschend groß herausstellen, so daß nirgends auch dann ein Mangel zu befürchten ist, wenn der Krieg noch Jahre lang dauern sollte. Vie Wirkung ver Beschlagnahme. Aus dem Wort laut der Bundesrats-BerorLnung ergibt sich, baß von der Beschlagnahme in der Hauptsache nur Stoffs und Fabrikatv des Bedarfs für Männer betroffen werden und Frau-n« kleidung nur insoweit, als sie sich Männer stosse bediente, oder soweit fte Futterstoffe betrifft. Fertige Zivilanzüge werden überhaupt nicht beschlagnahmt, so daß dis Kon fektionsgeschäfte ihre reichen Bestände an fertiger Herren- garderobe weiter verkaufen können. Es ist auch Vorsorge getroffen worden, daß diese Bestände zu den Preisen vom 31. Januar d. I., also von dem Tage vor der Beschlag nahme-Anordnung, abgegeben werden müssen. Es werden aber auch Herrenanzüge nach Matz noch weiter geliefert werden können, da neben alten Uniform« und Livreestoffen an Zivtlstoffen aller Art nur folgende Farben von der Be schlagnahme betroffen wurden: Einfarbig oder meliert in schwarz, grau, graugrün, feldgrau, blau, braun, grün und khakt. Außerdem unterliegen ungefärbte Stoffe der Be schlagnahme. Frei bleiben danach für Zivilisten alle Vor räte an gemusterten Stoffen, d. h. an Stoffen, zu denen Garn in verschiedenen Farben zur Herstellung eines Musters verwendet wurde. Der neue Krtegsanzug wird also nicht mehr der glatte, dunkele und einfarbige, sondern der karrierte und gestreifte vielfarbige sein. Was beim Schneider schon bestellt wurde, wird in den meisten Fällen geliefert werden können, da für den Uebergang eng begrenzte Mindestoor« räte freigegsbsn wurden. Gleich dem Oberstoff wird auch das Futter in Zukunft nicht mehr einfarbig sein können, da die einfarbigen Futterstoffe gleichfalls für Heereszwecke beschlagnahmt wurden. Wir werden also in Zukunft ge« musterte Futterstoffe tragen. Die Unterkleidung wird von der Beschlagnahme in um fassenderer Weise betroffen als die Oberkleidüng. Hier wird neben dem Stoff auch die farbige Ware erfaßt. Bet Hal», tüchern, Socken, Strümpfen und Handschuhen werden noch glatte und melierte Farben ausgenommen, bei allen anderen Artikeln der Unterkleidung, insbesondere Hemden, Unter hosen, Leibbinden erfolgt die Beschlagnahme ohne Rücksicht auf Farben. Die aus Webwaren konfektionierten Männer- Hemden und Unterhosen werden durch die gesonderte Be- kanntmachung über die Beschlagnahme von Bekleidungs« und Ausrüstungsgegenständen erfaßt, die nur Oberhemden und Nachthemden frei läßt. In Wäschestoffen, farbigen, rohen und gebleichten, leinen und halbleinen Futterstoffen ist die Beschlagnahme auch sehr umfassend. Bet der Gruppe farbige Wäschestoffe bleiben unbeschlagnahmt lediglich Bet!, einschütten und bedruckte Bettkattune, Handtücher in Jacquard, oder Damastmustern und Frottierhandtücher. Die minder bemittelten Kreise, die auf Reserven nicht zurückgreifen können, werden ihren Bedarf gleichwohl zu Lecken vermögen. Da bei allen beschlagnahmten Waren gewisse Mindestvorräte unter bestimmten Bedingungen und mit der Verpflichtung, die Verkaufspreise nicht zu erhöhen, für den Kleinverkauf an Verbraucher freigegeben worden sind. Nach durchgeführter Bestandsaufnahme wird sich auch zeigen, daß gewaltige Stoffmengen, dte jetzt beschlagnahmt wurden, als ungeeignet für Heereszwecke wieder zur Be friedigung des PrivatbedarsS werden zur Verfügung gestellt werden können. Wenn die vermögenden Klassen aber ein mal ihre alten Bestände an Anzügen aus den Kleiderschrän ken hervorholen und sie ohne Rücksicht auf die Mode auf tragen, so wird baS eine dankenswerte erzieherische Wirkung auSüben. Aus der Kriegszeit. Der Bazillus der Aufregung, der sich !m KrtegSver, lauf zeitweise zeigte, wenn neue Verordnungen über Waren- beschlagnahme bekannt wurden, ist heute woyl ganz und gar verschwunden. Er tst zum Teil durch die Gewohnheit, noch weit mehr aber durch von der Not ¬ wendigkeit der angeordneten Maßnahmen, sowie durch dte Ueberzeugung, daß von der Bevölkerung niemals etwas Unmögliches, was nicht ertragen werden könnte, verlangt worben ist, vertrieben. So tst denn auch auf dem Gebiet, welches dis Frau beherrscht, die Gelassenheit gekommen, ja die Freude über das Aushalten, welche uns schon längst angesichts der Taten unserer Krieger und ihrer Heersührer erfüllt. Die Franzosen haben ein Wort, welches bedeutet, Laß dte Furcht vor etwas Ungewissem schlimmer ist wie das Ungewisse selbst. Damit quälen sie sich ab. Deutschland tst aller dieser Grübeleien enthoben, der Bazillus der Aufregung ist verschwunden. In den feindlichen Zeitungen werden alle Wochen tolle Geschichten verbreitet, die im deutschen Reiche geschehen sein lallen. Mit Vorliebe beweaen ftcb diele Meldungen aut Lem Gebiete der angeblichen Nahrungslnittslknapphett, und grauliche Szenen werden den darob entzückten Lesern in Feindesland auSgemalt. ES ist ein Wunder, daß man in Paris und London in den dortigen Lügenfabriken noch nicht auf ben Gedanken gekommen ist. Lea Leute» als eil» be.
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