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Rabenauer Anzeiger : 24.02.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191602247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-24
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
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Die letzte Kriegswoche. Ole Schlüge von Ipern. AnerfüMe wünsche. Nitilo und konflanlin. Hoffen und Harren macht manchen zym Narren. Vee Islam. Zur See. Die Eröffnung der neuen ParlamentSsesffon In London hat wieder eine Hochflut von Reden herbeiaeführt. Hoff nungsvolle, entstellende und den für den Gegner trüben Sachverhalt beschönigende Ausführungen wechseln mit Kri tiken, die an die Ereignisse zu Lande, in der Luft und aus dem Meere anknüpfen. Wie früher, so gehen alle Bemüh- ungen auch heute darauf hinaus, mit dieser Selbstbetäubung die Bevölkerung zu beschwichtigen, welche die Folgen des Feldzuges in wirtschaftlicher Beziehung mehr und mehr empfindet. Der Besuch der Zeppeline über dem Stahl- und Kohlenrevier in Mittel-England ist unvergessen, und uner- mittelt ist bis heute ein wirksames Abwehrmittel. Das „merry Old-England', das lustige Alt-England von einst mals, ist heute nicht wieder zu kennen. Die deutsche Heeresleitung hat nicht verfehlen wollen, zur Darbietung von Debatten-Material im Parlament bei- zutraaen. Im amtlichen britischen Heeresbericht wird über da« Eindringen der deutschen Sturmkolonnen in ein be trächtliches Stück der britischen Schützengräben in den heiß umstrittenen Stellungen von Upern ziemlich flüchtig fort gegangen, denn man wollte das Parlament nicht mit der vollen Hiobspost vor den Kopf stoßen, aber die englisch« Heeresverwaltung steht, was ihrer neuen Junggesellen« Armee harrt, für die bekanntlich dis allgemeine Wehrpflicht angeordnet ist, während die Verheirateten zu Hause bleiben sollen. Wir Deutschen sind der Meinung, daß die Ehe männer, die ihr eigen Haus und Herd verteidigen, nicht minder wuchtig dreinschlagen, als die ehelosen Leute. Haben die Engländer am Astrkanal die Wucht der deutschen Attacken verspürt, so ist es den ihnen verbündeten Franzosen an anderen Punkten der Westfront nicht besser ergangen. Sie können daraus auf den Erfolg ihrer Früh lingspläne von einer neuen großen Offensive schließen, der wir in ruhiger Zuversicht entgegensetzen. Die Reise des französischen Ministerpräsidenten Briand zu seinem Kollegen Salandra in Rom ist von Paris aus nur mit mäßigem Enthusiasmus begleitet worden, denn, was die Franzosen besonders wünschen, daß ihnen Italien mehrere hundert tausend Mann frischer Truppen sendet, wird sich in keinem Fall erfüllen. Die Italiener haben mehr als genug mit sich selbst zu tun, und sie haben nicht Unrecht, wenn sie sagen, daß die siegreichen Oeslerreicher sofort über die italienische Grenze vorrückcn werden, sobald von dort Truppen fortge zogen werden sollten. Einen Fliegerbesuch wie London und Paris hat auch Mailand, die stolze Hauptstadt der Lombardei, erlebt. Mailand, das bekanntlich schon im Mittelalter tn den Kriegen gegen den deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa eine große Rolle gespielt hat, die mit seiner Zerstörung endete, ist auch heute noch der Sitz der deutschfeindlichen und sranzosensreundltchen Strömungen in Italien, und die Kriegserklärung an Oesterreich-Ungarn ist gerade dort mit lautem Beifall begrüßt worden. Heute ist trotz des fran zösischen Besuches die Stimmung dort noch unfreundlicher, als bei den Verbündeten, denn die großen Zukunftspläne in Albanien bleiben aussichtslos wie bisher. Was soll der Krieg nützen? Diese Frage bleibt bestehen. Der General Winter, der in Rußland sich wieder in Begleitung von Kälte und Schnee gezeigt hat, kam im Westen mit Regengüssen und hat seitdem die militärischen Operationen beeinträchtigt. Der Dienst in den Schützen gräben ist dadurch wieder recht beschwerlich geworden, aber mit Humor überwindet der Deutsche auch die Last der Witterungsereigniffe. ES muß sein, und darum ist kein Zweifel an den Möglichkeiten gestattet. Guten Mutes sind auch alle unsere Verbündeten, sie leisten, was von ihnen er wartet wird, auf allen Gebieten. Der Vormarsch der Vul garen tn Albanien, denen die Oesterreicher und Ungarn ent gegen kommen, hält unentwegt an. Ueber daS montenegrinische Königspaar in der franzö sischen Seidenstadt Lyon erzählen fremde Zeitungen allerlei tragikomische Geschichten. Große Freude hat zwar König Nikita an seinem dortigen Aufenthalt nicht, denn Frankreich ist -war verschwenderisch in äußeren Ehren, hält aber den Daumen auf dem Portemonnaie, und gerade tn dieser Be ziehung hatte der König wohl viel erwartet, während er sich weislich hütet, leine eigenen Ersvarnisse, die in Wiener und Londoner Bankett lagern, anzükastett. Eine hocherfreultche Haltung bildet demgegenüber nach wie vor der kaltblütige Widerstand des Königs Konstantin von Griechenland gegen über den Zumutungen der Entente. Daß den bisherigen Bedrängungen keine Nachgiebigkeit des Königs gefolgt ist, M alle Sicherheit für die Zukunft, daß Franzosen und Engländer auch die Suppe werden auSeffen müssen, die le sich letchtsinnigerweise in Saloniki eingebrockt Haven. Gegenüber der ehernen Mauer unserer Bataillone im Osten, mit der starken Rückendeckung der Festungen der Weichsel-, Narew- und Njemen-Linie, sind die Russen ohn mächtig. Konnten sie die starken Bollwerke nicht verteidigen, so sind sie erst recht außerstande, sie je zurückzugewinnen. Wenn Engländer, Franzosen und Italiener gleichwohl noch immer von einer neuen großen und des Erfolges gewissen Offensive ihres russischen Verbündeten schwatzen, so suchen ie sich selbst zu täuschen und die erregte Volksstimmung zu reschwichtigen. Rußland ist an keinem Punkte der auSge« »ehnten Front mehr zu einem wirkungsvollen Vorstoß tm« lande. DaS hat eS in den wochenlangen Kämpfen an der Bukowina-Grenze bewiesen, in denen «S Hunderttausend« von Menschen opferte, seinem Ziele aber auch nicht um einen Schritt näher kam. DaS Ziel aber war, Rumänien zum Anschluß an die Entente zu bestimmen, den bulgarischen und deutschen Truppen auf dem Balkan in den Rücken zu fallen und die verzweifelte Lage de» VierverbandeS daselbst zu retten. DaS Zögern der englisch-französischen Landung«- truvpen von Saloniki steht vielleicht in einem ursächlichen Zusammenhangs mit den russischen Operationen tn B»ß« arabien. Hoffen und Harren macht manchen zum Narren, da» haben Engländer und Franzosen erfahren, die schon vor Monaten damit prahlten, baß sie am Balkan Schmier an Schulter mit den russischen Bundesgenossen kämpfen und natürlich siegen würden. Auch Rumänien» Waffenmlfe, dl« man schon mit so großer Zuversichtlichkeit tn seine Rechnungen ^ngestellt hatte, bleibt ein schömr Traum. Im türkischen Kriege haben die Engländer so schwere Verluste am unteren Tigris unweit Korna in Mesopotamien erlitten, daß der Premierminister ASquith sich veranlaßt fühlte, im Unterhause durch beschwichtigende Worte auf bi« Möglichkeit einer katastrophalen Niederlage hinruwiisen. Sollten die Ruffen tn Türkisch-Armenien wirklich einig« Fort- von Erzerum genommen haben, so wär« da» nur ein lokaler Erfolg, der für den Fortgang der Ooerationen im Kaukasus und dem angrenzenden türkisch-asiatischen Ge« biete ohne Bedeutung wäre. Erzerum ist in keiner Weis« der Schlüssel zu Kleinasien, als den die Ruffen e» setzt zu bezeichnen belieben, aber e» noch in keinem der früheren Kriege als solchen zu benutzen verstanden. Wäre e» nickt die Hauptstadt jenes Distrikts, so würde Sr-erum kaum rus sischen Angriffen ausgesetzt gewesen sein. Zehr viel bedeu tungsvoller für den Fortgang de» Kriege» ist di« wachstnd« islamitische Bewegung tn Aegypten, insonderheit am Tuez- kanal, in Persien, Afghanistan und Indien. Soeben kor- derte die gesamte persische Geistlichkeit vom Schah den offenen Anschluß des Landes an die Türket und die Zentral« mäckie. England wie Rußland können hier noch sehr em pfindliche Nackenschläge erhalten. Unser Tauchbootkrieg, den wir setzt ein Jahr lang mit reichen Erfolgen geführt haben, wird in der von den deut schen Regierung angekündtaten verschärften Form fortgesetzt werden, wenn unsere Feinde fortfahren, ihre Handels» und Passagierschiffe zu bewaffnen und zu Angriffen gegen unsere mutigen kleinen Fahrzeuge zu benutzen. ES ist an-unehmen, daß die Neutralen mit Amerika an der Spitze ole Hand lungsweise Deutschlands billigen werden, nachdem tn der Lusitania-Frage eine Verständigung erfolgt ist. Der mili tärischen Notwendigkeit aber müßten wir auch dann ent sprechen, wenn die Zustimmung der Neutralen auSbletben sollte. Wir können und dürfen uns da nur von unserem Recht und von unsern Interessen leiten lassen. Der Balkankrieg. Dis Lage ist noch immer unverändert. In Albanien scheinen indessen entscheidende Ereignisse unmittelbar bevor- -ustehen. Die Ententepresse versichert, daß dis Bulgaren bereits im Besitze von Fiert find, das nur noch 28 Kilo meter von Valona entfernt liegt. CnksckSdrguna kür Saloniki. Nach einem zwischen Griechenland unü den Ententestaaien getroffenen AbkomMtl werden diese nach Beendigung des Feldzuges Entschädigun gen für die von den griechischen Kaufleuten und Privaten gelegentlich der Beweisung von Saloniki erlittenen Verlust« zahlen. Die griechische Negierung wird eins Liste darüber in Athen überreichen. Rumäniens und Griechenianda Reultaliläl sieht f«st, so sagte der bulgarische Ministerpräsident Radoslawow dem Vertreter eines Wiener Blattes. Was Griechenland betrifft, so liegen uns feindliche chauvinistische Pläne gegen diesen Nachbar vollkommen fern. Radoslawow bestätigt«, baß der griechische Gesandte ihm erllärt habe, Griechenland beabsichtige sogar im Falle eines bulgarischen Angriffes auf Saloniki neutral zu bleiben. Wir haben, fuhr der Minister präsident fort, von Griechenland auch gar nichts anders erwartet. Wenn wir nach Saloniki gehen, kämpfen wir ja sogar für die Griechen und sür ihre Freiheit. Daß Griechen land infolge seiner Lage die englische Flotte zu fürchten und infolgedessen eine schwierige Stellung hat, begreifen wir ja. Gerne hätten wir dem Nachbar unsere gute Gesinnung auch durch tatkräftige Hilfe in seiner Lebensmittelversorgung be wiesen. ES ist nicht unsere Schuld, daß die VierverbandS- mächte die Strumabrücke gesprengt und damit die Bahn zufuhr von Bulgarien nach Griechenland gewaltsam ver hindert haben. Der italienische Krieg. General Cadorna hat die amtliche österreichische Mel dung von den schweren italienischen Verlusten am Jsonzo nicht zu bestreiten gewagt. Die Offensive der Italiener wandelt sich langsam, aber beharrlich -u einer Defensive, dl« genau so wenig Erfolg in Aussicht stellt, wie der bis herige Angriff. — DaS italienische Amtsblatt veröffentlicht etnrn Erlaß des ReichSoerwesers, wonach infolge Anwen« buna besonderer Verordnungen in Oesterreich hinsichtlich der Verlängerung der Fristen und Erleichterungen im industri ellen Verkehr auch auf Italiener in dankbarer Erwiderung der Erlaß des ReichßoerweserS über Erleichterungen in die sem Verkehr auch auf die österreichischen Staatsangehörigen «u-gedehnt wird. Der türkische Krieg. Während im Kaukasus-Gebiet neue Ereignisse nicht zp melden sind, und die schwächlichen Angriffsoersuche zweier feindlicher Kreuzer vor den Dardanellen mützelos abge<< schlagen wurden, verschlechtert sich die Lage der Engländer In Mesopotamien sichtlich. DaS muß auch die englische Re- lierung einräumen. Lord Kitchener gab im Unterhause eine leberficht über die Kämpfe bi- zum 27. Januar als di« ürkischen Stellungen angegriffen wurden, sich aber als zu tark erwiesen. General Aylmer und General Lake erwar- «N jetzt weitere Verstärkungen, bevor sie den Vormarsch, der eine Vereinigung mit General Townshend bezweckt, er neuern würden. Die Haltung der englischen und indischen Truppen sei den Traditionen gemäß. Man hoffe, daß die Operationen demnächst in ein befriedigendes Stadium ge- langen würden. General Townshend verfüge in Kut-el- Amara über hinreichende Vorräte, um seins Truppen sür längere Zeit hinaus ernähren zu können. Die Operationen in Mesopotamien, welche bisher von Indien aus geleite» wurden, seien fetzt der Leitung des englischen KriegSminis- teriums unterstellt worden. Dis Znder-Meukerelen am Suezkanal sind nach Be richten der „Köln. Volksztg." auf unerhörte Gewaltmaßregeln der Engländer, schwerste Prügelstrafen und Hinrichtungen wegen geringer.Vergehen zurückzufiihren. Namcntlich miß brauchen die berüchtigten australischen Offiziere ihre Dienst, gemalt in unerhörter Weise. Sie knallen ohne Erbarmen ihre indischen Untergebenen, wenn diese sich mißliebig machen, nach Gutdünken rücksichtslos nieder. Ein englischer Haupt mann schoß seine beiden Diener, mohammedanische Inder, wegen einer Ungeschicklichkeit nieder. Zwei Inder töteten darauf den Hauptmann. DaS ganze indische Regiment erhob sich gegen seine Offiziere, von'denen sich der größte Teil durch schleunige Flucht rettete, zwölf wurden gelötet. Andere Indische Truppen weigerten sich, gegen die Aufrührer vor- zugehen, so daß diese sich durch die Flucht tn die Wälder retten konnten. Ler Lraaer von Seat. Historischer Nomon aus Flanderns Vergangenheit von Werner von W olsfersd orff. 27 „Mit einem Manne, dessen Begegnung mir unange nehm ist, ich will nicht gerage sagen widerlich,' versetzte Hendrick van Duyck jetzt ungeduldig über die lästige und wenig höfliche Frage. „Aber ich habe die Begegnung nicht gerade zu fürchten und so lebt wohl — entschuldigt mein Eintreten." „Bleibt noch,' sagte der Mann, als sich Hendrick van Duyck wieder zum Gehen wenden wollte. „In diesem Hause hat noch Niemand vergeblich Gastfreundschaft ge sucht, Ihr würdet der erste sein, dein dies passierte. Tre tet nur näher und kommt mit nach oben, da könnt Ihr einige Zeit verweilen, bis Ihr der Begegnung, die Ihr nicht wünscht, aus dem Wege gegangen seid.' ! Hendrick van Duyck folgte nur zögernd der Einladung, weil sie ihm so ganz unerwartet und unter recht eigen tümlichen Umständen kam. Er wurde über eine steile und enge Wendeltreppe empor und dann über einen halbdunk len Vorplatz in ein Gemach geführt, wo ein bildschöne» junges Mädchen die beiden Männer mit einigen verle genen Worten begrüßte. Dieselbe schien auf den Besuch eines Fremden durchaus nicht vorbereitet zu sein und ei nen solchen am allerwenigsten erwartet zu haben. „Mein Tochter Blanca,' sagte der Führer Hendrick van Duycks. „Mein Name ist Gerhard von Leuven, viel leicht ist derselbe im Hause des — im Hause Eures Gast- freundes auch schon genannt worden und Ihr hört diesen Namen nicht zum ersten Male?' Diese Worte waren von einem forschenden Blick be gleite! bei dem es dem jungen Manne noch eigentümlicher zu Mute wurde, wie es ihm schon war, durch die selt- jame Begegnung und Einladung in das Haus einzutreten. „Ich erinnere mich wirklich nicht, den Namen Ger hard von Leuven irgendwie und irgendwo vernommen zu haben,' entgegnete Hendrick van Duyck. „Auch bin ich erst zu kurze Zeit in Gent, um bekannt zu sein.' „Ihr seid zu einer recht bewegten Zeit nach Gent ge kommen,' fuhr von Leuven fort. „Es herrscht Zwietracht in der Stadt und die Männer streiten sich herum, ob das Heil der Stadt und Provinz bei Frankreich vder England liegen, die beide sich eifrig um das Bündnis mit Flan dern bemühen." „Ist diese Frage denn wirklich so schwer zu entschei den?" „Viele glauben es," erwiderte Herr von Leuven mit einem bedeutsamen Achselzucken. „Ihr wohnt in einem Hause, wo Zweifel über diese Frage nicht herrschen —' „Sollte es denn für einen Flanderer überhaupt Zwei fel in dieser Hinsicht geben? Kein Flanderer, der sein Vaterland liebt, kann sich im Zweifel befinden,' rief der junge Mann mit Begeisterung aus. „Soll Flandern sich in den Streit der Könige mischen, um einen oder den an deren den Purpur zu retten? So viel ich weiß, und mir gesagt worden ist, hat Flandern noch nie etwas Gutes von Frankreichs Freundschaft erfahren.' „Das ist Eure Meinung," antwortete von Leuven mit einem eigentümlichen Lächeln. „Ihr sprecht aus der Schule eines guten Lehrers. Herr Iakob von Artevelde ist ein kluger Mann, er überlegt seine Worte, die Euch zu Oh ren gekommen sind nur zu reiflich. Aber das find schließ lich Zukunfisfragen, wir wollen darüber nicht die Gegen wart vergessen, Blanca den Willkommentrunk.' Der junge Mann wurde dadurch noch mehr in Er staunen versetzt. Nachdem ihn, den Fremdling, der Mann erst so barsch anaelassen halte, wollte er ihn jetzt ohne Veranlassung in Gegenwart seiner Tochter mit Wein be wirten. Dieser von Leuven war ihm zunächst noch «in Rätsel, sein Wesen dünkte ihm noch ein Widerspruchs volles zu sein. Das Mädschen verschwand aus dem Zimmer, kehrte aber jedoch bald mit einer silbernen Platte zurück, aus welcher zwei gefüllte Becher standen. Sie nippte von dem einen der Becher und reichte ihn dann Hendrick van Duyck den anderen nahm von Leuven, der ihn mit den Worten: „Auf Flanderns Wohl" zum Munde erhob. Gerhard von Leuven war, wie Hendrick van Duyck jetzt zu beachten Gelegenheit hatte, schon ein älterer Mann; er hatte etwas durchaus Ehrsurchtgebietendes an sich, über sein ganzes Wesen war ein Hauch von stolzem Selbftbe- wußtsein ausgegossen. . , Ie gesprächiger der alte Mann jetzt wurde, mrt je größerer Teilnahme und offenbarem Wohlgefallen Blancas Helle, blaue Augen auf den jungen, so plötzlich ins Haus geschneitem Gaste ruhten, um so mitteilsamer wurde auch dieser selbst. Er begann aus seinem zwanjigjährigen Le ben zu erzählen, was ihm des Erzählens wert erschien, mit einem Freimut und Offenheit, wie beides der Jugend noch zu eigen ist. Gerhard von Leuven horte mit unverkennbarer Teil nahme zu. Er stellte hin und wider eine harmlos erschei nende Frage an den Erzähler, die dieser unbesangen be antwortete. Er erkundigte sich besonders nach den beiden Engländern, die dem Brauherrn, soviel Hendrick van Duyck irkannt war, einen Besuch abgestattet hatten. Es war freilich nicht viel, was er von ihnen erzählen konnte. Aber chon die Personalbeschreibung genügte Herrn von Leuven vollkommen, er nickte anscheinend wie zufrieden mit dem Kopfe, als der junge Mann erzählt hatte, was er von ihnen wußte. „Wenn ich einen Rat geben soll," sagte Herr von Leuven, alsHendrick van Duyck schwieg, so ist es der, daß Ihr von dem Besuche der Engländer nicht zu viel
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