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01-Frühausgabe Rabenauer Anzeiger : 01.01.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-19160101016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-1916010101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-1916010101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-01
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Monat
1916-01
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Jahr
1916
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Ergänzung ihrer ja glücklicherweise an fich ausreichenden n« genen Vorräte bildet. Wir fragen uns aber, ob die Ge treidezentralen Deutschlands und Oesterreichs-Ungarns in ihrem Wunsche, Rumänien gefällig zu sein, nicht etwas zu weit gegangen sind. Vielleicht hätte man durch längeres Zuwarten günstigere Bedingungen erreichen können. Denn das Exportbedürfnis Rumäniens liegt auf der Hand. Wer soll Rumänien das Getreide abkaufen, wenn es nicht die Mittelmächte tun.? Jedenfalls muß man uns an der untern Ddnau dankbar sein, daß wir die dortige Notlage nicht rück sichtslos ausgenutzt haben. Englische Regierungskrise. England hat kummervolle Weihnachtstage verlebt. Die Ereignisse im nahen Orient, die ihre Schatten bereits auf den ferneren Osten werfen, verursachen ihm wachsende Sorge. Man sucht in seiner Ver zweiflung nach den Sündenböcken und findet sie in den lei tenden Ministern. Es werden nicht nur Veränderungen im Kabinett als bevorstehend bezeichnet, sondern Eingeweihte, sprechen sogar von dem Rücktritt des Ministerpräsidenten As quith und fügen hinzu, daß in diesem Falle auch der Mi nister des Auswärtigen Grey nicht auf seinem Posten bleiben werde. Da der Kriegsminister Kitchener in Kürze nach Aegypten geht, dürfte der jetzige „stille* Mitarbeiter im Kriegsamt, Lord Haldane, bald Gelegenheit finden, sein früheres Amt wieder offiziell zu übernehmen. Damit wären aber die Umwandlungen im Kabinett nicht beendet. In ernst zu nehmenden, einflußreichen Kreisen wünscht man, baß Loi d Fisher wieder in sein früheres Amt als Erster Seelord ein trete. Die Verantwortung der Regierung wird täglich größer, aber ebenso breitet sich immer mehr die Ansicht auS, daß die bisherige Negierung dem Lande in diesem Kriege stets neue Enttäuschungen gebracht hat. Es sind nicht nur die schweren Niederlagen auf allen Kriegsschauplätzen und namentlich auf denen bei Saloniki und auf Gallipoli, die allgemeine Erregung und Unruhe in England geschaffen haben, sondern es ist ganz besonders auch die Aussichtslosigkeit auf künftige Erfolge, die den Zu stand hochgradiger Nervosität, eines nicht mehr zu beherr schenden Angstgefühls und das Verlangen hervorgerufen hat, durch einen Wechsel in den leitenden Stellen wenigstens den Versuch zu einer Besserung der allgemeinen Lage zu machen. Der Oberbefehlshaber der französischen Armee, General Joffre, hatte schon vor dem Feste erklärt, daß eine neue große Offensive erst im nächsten Frühjahr möglich sei, nachdem England seine Armee um eine Million Mann ver stärkt habe. Da liegt aber eben der Hase im Pfeffer. Eng land wünscht sich weiter zu drücken und seine Bundesge noffen für sich bluten zu lasten, deshalb sträubt es sich gegen die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht. Die Werbun gen aber liefern Resultate, die auch hinter den bescheidensten Forderungen zurückbleibcn. Unbefriedigend ist das Ergelmis vor allem deshalb, weil sich laut „Voss. Ztg.* auffallender weise weit mehr verheiratete Männer als Junggesellen zum Dienst melden, eine Erscheinung, die kein günstiges Licht auf das Eheglück des Durchschnitts-Engländers wirst. As quith hatte mit der allgemeinen Dienstpflicht für den Fall gedroht, daß sich nicht genügend Junggesellen freiwillig meiden. Die zwangsweise Heranziehung zum Heeresdienst durch die gesetzliche allgemeine Dienstpflicht, will aber das Volk nicht. So sitzt man fest im Kreise nach dem Text des schönen Liedes: Wenn der Topf aber nun ein Loch hat, lieber Heinrich, lieber HeinrichI Das Loch läßt sich unter den gegebenen Verhältnissen aber nicht „zustoppen.* Dio Not der englischen Landwirtschaft. England leidet unter dem Kriege wett mehr als wir. Ganz besonders Ist es seine Landwirtschaft, die ohnehin schon ein schwäch liches TreibhauSgewächS darstellt und die jetzt infolge des Mangels an künstlichen Düngemitteln dem völligen Ruin entgegengeht. Das verbreiteteste Düngemittel, das Kali, wurde aus Deutschland bezogen. Durch den Krieg wurde die Einfuhr unmöglich. Salpeter und Phosphate können zwar aus Chile bezogen werden; die Transportkosten stellen sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen indessen so hoch, daß der Bezug unlohnend ist. Mit Sorgen überlegt man sich in England, wie man das Ernteergebnis aufrechterhalteu kann, ohne den Bezug deutschen Kalts. Man will jetzt an- scheinend auf die Methoden der Kaligewlnnung zurückgreifen, die seit der Erschließung des Kalibergbaues als gänzlich ver altet gegolten haben. Aber eS bleibt zu bedenken, daß die Heranziehung dieser Möglichkeiten als Ersatz des berg- männilck aewonnenen KaltS eine kolcke Vcrteueruno kür die Landwtriichajt bedeuten wurde, daß ihr vom Standpunkt der Rentabilität damit kaum geholfen sein würde. So zeigt es sich auch hier, welche nationale Bedeutung das Vor- hondensein der Vorräte selbst für die Volkswirtschaft hat, während andererseits das „weltmeerbeherrschende* England auch dort, wo die Zufuhr nicht unterbunden ist, auf Grund der Schwierigkeiten des Seeverkehrs eine für die englische Landwirtschaft folgenschwere Teuerung empfindet. Aus aller Welt. Vie zweite Ancona-Role Wilsons ist entgegen biN Londoner Meldungen von einem besonders scharfen Charakter des Schriftstücks laut „Tag* keineswegs auf einen Ton ae stimmt, der weitere Verhandlungen zwischen Wien und Washington ausschließt. Solange die neueste Kundgebung der amerikanischen Regierung nicht im amtlichen Wortlaut vorliegt, wird man daher guttun, Kommentaren des Reuter- Büros nicht allzuviel Bedeutung beizumeffen. Den Stiefvater erschlagen. Der 19 Jahre alte Leon hard Löhlein in Heidingsfeld hat seinen 47 Jahre alten Stiefvater Ott, mit dem er in Feindschaft lebte, nach einem Wortwechsel mit einem Prügel erschlagen. Der Täter wurde verhaftet. Ein junger Verbrecher. In der Ortschaft Herdecke lockte ein neunjähriger Knabe ein aus der Schule kommendes Mädchen an das Ruhrufer, zwang es, sich zu entkleiden, und befahl ihm, in die Ruhr zu springen. Als das Mädchen sich weigerte, warf der Junge, wie den „Letpz. N. N.* aUS Hattingen gemeldet wird, eS in die Ruhr, wo die Bedauerns werte ertrank. Erschossen. Der frühere Gemeinderechner Wieser in Fützen in Baden wollte die schweizerische Grenze über schreiten, um in der Schweiz Einkäufe zu machen. AlS er auf mehrmaligen Zuruf „Halt* ruhig weiterging, gab der badische Grenzaufseher zwei Schreckschüsse ab. Wieser küm merte sich nicht darum, und nun gab der Wachposten einen scharfen Schuß ab, der den alten Gemeinderechner in dis Lunge traf. Sterbend gab er dem Grenzaufseher zur Ant wort: „Ich verzeihe Ihnen, Sie haben nur Ihre Pflicht und Schuldigkeit getan.* Das Unglück ist umso bedauerlicher, als der Erschaffene letztes Jahr einen Sohn im Felde ver loren hat. Rach der Kapitulation von Veutsch-Südwest-Afrtka haben die Engländer vorerst versucht Handel und Wandel neu zu beleben. Die Bahnen sind zum größten Teil wieder- hergestellt. Aber ganz will die Sache doch nicht richtig funktionieren, was teils auf Wagenmangel, auf die loddrige Wirtschaft im allgemeinen, teils auf häufige Störungen der Bahnlinien zurückzuführen ist. Wie der „Magdeb. Ztg.* weiter geschrieben wird, sind die Geldverhättnisse wenig er freulich. Das Hartgeld ist aus dem Land gezogen und NUr zwei deutsche Firmen nehmen deutsche Banknoten und die während dss Krieges herausgegebene» SchuhgebietSkaffen- scheine zum vollen Wert an. Der Gesundheitszustand ist erfreulicher Weise ein guter. Ein trübes Kapitel ist die Eingeborenenfrage. Das Verhältnis zwischen Weißen und den Eingeborenen ist das denkbar schlechteste und Vtehdieb- stähle und Mordtaten sind an der Tagesordnung. Erfreu- iich ist eins: die tätige Hilfsbereitschaft, die man im ganzen Lande findet. Und die große Hoffnung, daß das siegreiche Deutschland auch das schwergeprüfte Südwestasrika nicht tm Stich lassen wird, soll nicht zuschanden werden. Der Drucksehlerkobold. In einem WcihnachtSartikel deS „Mannheimer Generalanzeiger* steht zu lesen: „Unserer Kinder Land laßt uns heilig sein und laßt unS ihnen den Glauben bewahren daran, daß Hiebe doch daß Höchst« ist, und beweisen, baß sie in diesen Kriegsläuften nicht erstarb in deutschen Landen.* — Für unsere Kleinen ist das kaum eine frohe Wethnachisbotschaft. Vie Bedienung Ser festen Kundschaft. In der städtischen Preisprüfungsstelle zu Hannover wurde die Frage, ob eine vorzugsweise Bedienung der festen Kundschaft statt haft sei, beraten. Man hat sich aus den Standpunkt gestellt, daß es dem Kaufmann gestattet sein müsse, seiner festen Kundschaft auf vorherige Bestellung Waren zurückzulegen. Die PreiSprüfungSstelle war laut „Nordd. Allg. Ztg.* der Ansicht, daß eS bet Hochhaltuna dieses Grundsatzes dem einzelnen Geschäftsmann möglich ist, den Verbrauch seiner Kundickait in kontrollieren und ibn einiuschränken. während jetzt die „HanW^RUjne jede Kontrolle in einer Rerye von Geschäften kaufen und Vorräte aufhäusen, die andere hätten versorgen können. Daß dies heute noch ebenso geschieht, wenn bei einem Artikel zeitweiser Mangel fühlbar wird, wie iu den ersten Kriegslagen, darüber braucht man sich keiner Täuschung hinzugeben, der menschliche Egoismus ist eben nicht auszurotten. Andererseits muß dann allerdings auch von dem Kaufmann verlangt werden, daß er gerecht und gewissenhaft vorgehe, wobei ihn übrigens seine Kundschaft schon selbst überwacht. Der weitaus größte Teil der Ein wohnerschaft hat seine regelmäßigen Bezugsquellen. Diese sind durch Ausspruch der Preisprüfungsstelle für Hannover dort wieder in die Lage versetzt, ihre feste Kundschaft auf vorherige Bestellung vorab zu bedienen- Ein echlrufsischer Erwerbvzweig. Ein gewisser Kar- jawzew, dessen Sühne im russischen Heer dienen, richtete ein Gesuch an die Stadtverwaltung von Orel um Gewährung einer Unterstützung, das aber abgelehnt wurde, obwohl die im Felde stehenden Söhne nachweislich ihren Baier im Frieden ernährten. Wie nun russische Blätter schreiben, wollte Karjawzew daher Beschwerde führen und forderte die Stadtverwaltung auf, die Gründe der Verweigerung an zugeben. Der Magistrat von Orel erwiderte darauf: Der v. p. Karjawzew befaßt sich mit Bettelet und ist daher in der Lage, selber für seinen Unterhalt aufzukommen. Die Taube. In einer französischen Stadt, über der ein Flugzeug sichtbar wird, spielte sich folgende Szene ab: Leeonce: „Ich versichere dir, daß das eine,Taube' ist.* Ihr Freund: „Aber nein, Leeonce, es ist gewiß ein französischer Eindecker.* Leeonce: „Und ich sage dir, es ist eine,Taube'. Stehst du denn nicht den Taubenschwanz?" Ihr Freund : „Garnichts sehe ich davon. Dagegen kann ich erkennen, daß es ein Flugzeug ist, daS ich schon einmal in Buc gesehen habe." Leeonce: „Und ich schwöre, es ist eine.Taube'.* In diesem Augenblick fällt eine Bombe aus dem Flugzeug und platzt vor ihnen. Der Freund bleibt unversehrt, Leeonce wird am Arm verwundet und bleibt liegen. Leeonce mit schwacher, aber triumphierender Stimme: „Stehst du, baß es eine .Taube' war I* Ein kaiserliches Christkind». Die SchneidsägarbeiierS- eheleute Straub in Zweisel, Bayern, haben 9 Söhne beim Heere, wovon einer verwundet ist und drei mit Orden aus gezeichnet find. Der Magistrat Zwiesel berichtete nun nach den „Münch. N. N.* über diesen seltenen Fall an den Kai ser und legte eine Photographie bet, welche die allen Ehe leute Straub, der Vater ist Feldzugssoldat von 1870-71, umgeben von ihren 9 Söhnen in ihren veischicdenen Uni formen zeigt. Darauf erhielt der Magistrat von der k. preußischen Gesandtschaft in München ein Schreiben mit der Mitteilung, daß der Kaiser von der Photographie der Ehe leute Straub und ihrer 9 Sühne mit Freuden Kenntnis gc- kommen und befohlen habe, den Eheleuten ein Gnadenge schenk von 800 Mk. zu behändigen. Die Freude der beiden alten Leute über dieses schöne unverhoffte Christkindl läßt sich denken. llnterschlagungoprozeg in Frankreich. Das Kriegs gericht von Chaton-sur-Marne verurteilte einen Verwaltungs- osfizier namens Ribou wegen schwerer Unterschlagungen im Amte zu fünf Jahren Zuchthaus und Degradierung. Riborc war vor Ausbruch des Krieges Viehhändler und wurde durch besonderes Glück bei der Mobilmachung-mit der Lei- tung deS Viehparkes einer Division fletraut. Später erhielt er den Austrag, die Fleischvcrsorgung durch Kauf am je weiligen Standort seiner Truppen zu bewerkstelligen. Bei dieser Tätigkeit preßte er nun den Bauern das Vieh zu einem Preise ab, der weit unter dessen tatsächlichem Wert war und noch um ein erhebliches niedriger als der von, ihm mit der Militärverwaltung vereinbarte Preis war. Um die Bauern zum Verkauf zu bewegen, tischte er ihnen die! unerhörtesten Lügen auf. So erklärte er u. a. belgischen Bauern beim Rückzug der Franzosen durch Belgien: „Wenr Sie mir Ihr Vieh nicht zu dem angebotenen Preis über- lassen, so werden eS die in den nächsten Tagen hier vor rückenden Deutschen mit Gewalt und ohne Bezahlung neh men.* Im März d. I., nachdem Ribou bereits 68 000 Fr. s betrügerischer Gewinne eingeheimst halte, kamen seine ganzen unsauberen Machenschaften ans Tageslicht und er wurde verhaltet. — Opfer. Ernste Betrachtungen stellt die „Köln. Ztg.* in einem »Opfer* überschriebenen Artikel an, aus dem wir einige Ge danken hervorheben. Die Steuerbelastung nach dem Kriege, so heißt es da, wird kolossal sein, aber wir werden sie we niger spüren, wenn, was wir alle hoffen, nach einem glück lichen Kriege unser Wirtschaftsleben einen Aufschwung neh men wird. Wenn unser Volkseinkommen, das vor dem Kriege auf 40 Milliarden Mark geschätzt wurde, durch er höhte Arbeitstätigkett und durch gesteigerte Gewtnnmöglich- keit auf KO Milliarden gebracht werden kann, dann würde auch eine Erhöhung der Steuern um zwanzig Prozent Lebensführung und Vermögenebildung deS deutfchen Volkes nicht beeinträchtigen können. Aber diese wünschenswerte Vermehrung des Einkommens ist einmal ungewiß, sodann wird aber die Vermehrung der Ausgaben auch über jede noch so optimistische Schätzung des Mehreinkommens hinaus- gehen. Man denke an die gewaltigen Ausgaben, die die Verzinsung und allmähliche Tilgung der Kriegsanleihen, die Kriegsbeschädigten- und Hinterbliebenensürsorge, die Wieder auffüllung der durch den Krieg geleerten oder zerstörten Be stände verursachen werden, daneben aber manches andere, wie die Verzinsung und Tilgung der von den Gemeinden zur Deckung ihrer Kriegsausgaben noch aufzunehmenden An leihen. Für das Reich werden sich die Ausgaben mehr als verdoppeln; für Staat und Gemeinden werden sie ebenfalls wesentlich steigen. Die Folge wird sicher sein, daß Ein kommen, von denen bisher je nach ihrer Höhe 10 bis 20 Prozent an Gesamtsteuern verlangt wurden, nach dem Kriege durchschnittlich 30 Prozent erbringen müssen. Durch Englands Tücke und Gewalttätigkeit ist der Krieg besonders grausam geworden, Englands schärfste Waffe bleibt auf daS Leben unserer Kinder, unserer Schwächsten und Hilflosesten gerichtet. England weiß, daß das deutsche Volk in seinen breiten Schichten diesen Krieg noch lange aushalten wirb, und jeder Neutrale weiß, daß wenn Eng land auf diesem Gebiete im Laufe eines langen Krieges doch noch einen Erfolg verbuchen könnte, eS die physisch und »1»Maf1liL fchwüLkteu Elemente LeS deutschen Volkes lei» würden, die dem Drucke erlagen. Wenn es den Engländern gelänge, doch noch einen Triumph davon zu tragen, so würden unsere Säuglinge, unsere schwächsten Volksgenossen dabet zugrunde gehen, nie aber daS Volk als Nation. Wir werden auch dem vorzubeugea wissen. England wird seinen Ehrgeiz, durch einen großen Kindermord die Fehlschläge seiner Strateats auszualetchen. nickt befriedigen können. Di« Starken uno Widerstandsfähigen in der deutschen Volkswirt schaft müssen und werden jenen Anschlag vereiteln. Dafür aper müssen abermals Opfer gebracht werden. Unsere Feinde sollen jetzt, da sich oer Krieg seinem Höhepunkt zu- wendet und da auf der Gegenseite die letzten Trümpfe ouS- arsvielt werden, erkennen, daß wir in der Opferfähiakeit und Opfersreudigkeit längst noch nicht am Rande sind, daß un sere Bereitschaft um so stärker und williger sein wird, je deutlicher wir die verabscheuungSwürdtgen Kriegsmittel durchschauen. Ist uns bisher noch alles zum Segen ans- geschlagen, was der Erfindungügcist der Briten gegen UnS ausgedacht hat, so wird unS, des dürfen wir versichert fein, auch der letzte Ansprung nicht schwach finden. Eino merkwürdige Eingabe beim Reichstag. Der Reichstag wird mit Wünschen und Anregungen aller Art überschüttet. Von besonderer Art ist eine Bittschrift aus Hannover, die jetzt im Reichstaasausschuß behandell. ES werden besondere Zuwendungen sur Eltern erbeten, die für die Ausbildung ihrer gefallenen Söhne größere Auslagen hatten. Der Einsender der Eingabe schlügt vor, folgende Entschädigungssummen festzusetzen: Für einen Einjährigen 5000 Mark, für einen Studenten 10 000 Mark, für einen Kandidaten 15 000 Mark, für einen Kandidaten mit Staats- Mmen, sei er Philologe, Theologe, Philosoph, Jurist oder Mediziner 20 000 Mark, für Leut« mit Staatsexamen und fester Anstellung, gleichgültig ob staatlich oder von anderen Behörden oder privat angestellt, 25 000 Mark. Nach der Meinung des Einsenders stellen die vorgenannten Summen etwa dreiviertel der Kosten dar, welche den Eltern für die Ausbilduna ihrer Söbne entstanden find. Der italienische Krieg. Die Stimmung in Italien wird mit jedem Tage un gemütlicher. Die Meldungen, daß eine Erweiterung deS Kabinetts geplant sei, lassen deutlich erkennen, wie lebhaft daS Verlangen deS Ministerpräsidenten Salandra ist, einen Teil der schweren Last seiner Verantwortung auf andere Schultern abzuwälzen. Die Aufregungen haben den Mi nisterpräsidenten derart mitgenommen, daß er erkrankte und daS Zimmer zu hüten gezwungen ist. Gleichwohl hielt cr tn seiner Wohnung einen Ministerrat ab, der sich angeblich mit parlamentarischen und Verwaltungsangelegenheiten de- saßt«. Zu den letzteren gehört vielleicht auch die Aufnahme einer 125 Mtlliouen-Anleihe in Amerika. Italien will offen bar den Versuch machen, von den Dankers die Mittel zur Fortsetzung des Krieges zu erhalten, da England seine Taschen zugeknöpft zu haben scheint. Pumpt Amerika, dann geschieht eS nur zu exorbitanten Bedingungen, davon kann Italien überzeugt sem. Der jüngste lendenlahme Kriegsbe richt Cadorna» über die Operationen am Jsonzo und tn Südtirol ist nicht geeignet, die frostige Stimmung, in der di« große Mehrzahl der Italiener sich befindet, aufzutauen. Der türkische Krieg. Auch Seddul Bar, die bisher noch behauptete Südspltze Gallipoli», vermögen die Engländer nicht zu behaupten, so daß sie gezwungen sind, die ganze Halbinsel zu verlassen und damit das Dardanellen-Unternehmen aufzugeben, dessen sicheres Gelingen die englischen Minister der Reihe nach in bestimmteste Aussicht gestellt hatten. Dte Londoner Time» berechnen in der deutlich erkennbaren Absicht, die allgemein« Erregung zu dämpfen, die englischen Verluste an den Dar danellen auf 23 035 Tote, 73 008 Verwundete und 10 5L7 Vermißte. Von den enormen Schiffsverlusten und Gelkx opfern sowie der außerordentlichen hohen Zahl an Kranb heilen Gestorbener schweigt das Blatt. Andere Organe sink ehrlicher und geben well über 200 000 Mann Tote und Veo «Utldet» bei valltv neaatioem Erlöst» «u,
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