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Rabenauer Anzeiger : 11.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191601116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160111
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
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Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-11
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
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Die Einkreisung. King Edwards Ziel, wer andern eine Grube gräbt.. < Das kleinere England. Der Grund zu diesem furchtbarsten aller Kriege wurde bekanntlich gelegt, als König Eduard vor nunmehr fünfzehn Jabren mit seinem Regierungsantritt die gegen Deutschlan! gerichtete EinkreisungSpolttik begann, King Edward hatte ge hofft, auf billige Weise die wirtschaftliche Konkurrenz Deutsch lands maktzusetzen. Er führte nichts geringeres im Schilde, als ganz Europa gegen des auf allen Gebieten des fried lichen Wettbewerbs immer kräftiger aufstrebende Deutsche Reich zu vereinigen und dieses dadurch ohne einen Schwert« schlag aus dem großen Weltververkehr auszuschalten. Deutsch land sollte keinen Freund, keinen Abnehmer seiner Industrie- Produkte mehr haben, und England konkurrenzlos den Welt markt beherrschen und seinen Imperialismus ungehindert und nach Belieben auszudehnen die Freiheit haben. König Eduard war ein Staatsmann von ungewöhnlichem Scharf und Weitblick; es könnte uns schmeicheln, daß er allein vor Ler wirtschaftlichen Kraft Deutschlands Respekt und Furcht hatte; die Konkurrenz der übrigen Staaten dagegen für be langlos und den Expansionsgesühlen Englands für unge fährlich erachtete. Frankreich und Rußland gewann König Eduard ziemlich mühelos für seinen Plan, die Regierungen der übrigen Staaten Europas stutzten, und in Wien hatte Englands König die Hofburg wie ein begossener Pudel ver lassen müssen. Die Einkreisung Deutschlands, die sein Lebenswerk barstellen sollte, hatte der König auf diplo matischem Wege nicht erreicht; der frühe Tod hinderte ihn au der Verfolgung seiner Ziele. Jahre vergingen. Der König hatte Vollstrecker seines Willens hinterlassen, deren Führung der skrupellose StaatS- ekretär Les Auswärtigen Grey übernahm. Trotz aller Ver- tänbigungsbemühungen, die englischerseiis ohnehin Vor- piegelungen waren, mußten bei fortgesetzter Verfolgung von könig Eduards Programm die deutsch-englischen Beziehungen immer gespannter werden. Deutschlands wirtschaftlicher Einfluß wuchs von Jahr zu Jahr, und England geriet in Gefahr, an Neid und Haß zu ersticken. Da entschloß sich das seiner Natur nach feige Albion, den europäischen Krieg zu entfesseln, durch den es ohne sonderliche eigene Opfer durch seine Verbündeten mit Sicherheit die Einkreisung und Mattsetzung Deutschlands zu erreichen hoffte, die eS mit diplomatischen Künsten und Intrigen so lange vergebens angestrebt hatten. Der Krieg, den England hätte verhindern können, kam; aber nahm einen wesentlich anderen Verlauf, als man in London erwartet hatte. Man weiß heute nicht nur in Berlin, Wien, Sofia und Konstantinopel, daß die Zentralmächte siegen werden, man weiß eS auch in Paris, London, Petersburg und Rom. überall wird man die Folgen seiner freventlichen Vermessenheit und seiner Blind heit zu tragen haben; England wird aber am schwersten, wenn auch nur gerecht bestraft werden. Der Einkreisung, in die es Deutschland zu stürzen drohte, wird es selbst ver fallen. Das ist keine leere Prophezeiung mehr, das ist eins auf positiven, greifbaren' Tatsachen beruhende Gewißheit. Es stürzt in die Grube, die es Deutschland gegraben hatte. Die neutralen Staaten Europas haben Englands wahres Wesen erkannt, sie haben unter Englands schnödem Eigennutz und brutaler Willkür so schwer zu leiden gehabt, daß sie es nie wieder vergessen. In seiner Schauder erregenden Nackt heit hat sich England neuerdings in seinem Verhalten gegen über Griechenland gezeigt. Am ganzen Balkan herrscht in Bezug auf England immer noch das Gefühl des Abscheus. Die offiziellen Lügenmeldungen können aber auch die Tat- fache nicht mehr verhüllen, daß zwischen England und seinen Verbündeten das Lenkbar unfreundlichste Verhältnis besteht. Russen wie Franzosen haben längst zu ihrer Beschämung und tiefem Schmerze eingesehen, daß sie von England in hunds gemeiner Welse betrogen und belogen wurden, sie haben längst erfahren, daß eS lediglich Englands Krieg ist, in dem sie unermeßliche und unersetzliche Opfer an Gut und Blut bringen. Und dabei stehen wir erst am Anfang der Periode, die den Bundesgenossen Englands die Augen öffnen wird. DaS Wort vom perfiden Albion wird in der ganzen Welt Aufnahme finden. Nicht mit der militärischen Niederlage allein wird England sein Teufelswerk der Entfachung des WeltbrandeS zu büßen haben, es wird nach dem Kriege all gemein verabscheut und verachtet werden, sein Einfluß auf dem Weltmarkt wird unter dem Argwohn und dem Miß trauen erliegen, die ihm alle Völker der Erde entgegenbringen werden. Dis Vereinsamung und Isolierung, die es uns zu gedacht hatte, werden sein Los sein. Das größere Britannien gehört der Vergangenheit an, das der Zukunft ist das kleinere England Der Valkankrieg. Griechenland vor der Enischcidung. Nach einer Br.liner Meldung der „Franks. Ztg." klingt es nicht un wahrscheinlich, was aus Athen berichtet wird, daß das Vorgehen des Generals Sarrail bezüglich der Nicht achtung der griechischen Souveränität vielleicht sogar den Zweck verfolge, die griechische Regierung vor Vie Ent scheidung zu stellen, und daß es ein verzweifelter Versuch sei, zu sehen, ob Venizelos' Anhang irgendwelchen Einfluß habe. Wir glauben, so schreibt das Blait weiter, das kann man ruhig abwarten, und man wird auch nicht lange mehr zu warten brauchen. Die Entwicklung geht ihren Gang, langsam, aber sicher, wie es bei militärischen Unternehmungen geboten ist, deren Erfolg von Anfang an nicht zweifelhaft sein kann. Es war bisher schon zu erwarten, daß die Griechen den bevorstehenden Angriff der Mittelmächte und Ihrer Verbündeten ohne Einwand sich würden vollziehen lassen. Noch den neuesten Erfahrungen, die Griechenland, sein König und sein Volk gemacht haben, und dis sicher auch nicht ohne Rückwirkung auf die Stimmung in Ofsizierskreisen und in der Armee bleiben, darf man annehmen, daß dieses ruhige Geschehenlassen das Mindeste ist, was von Griechen land zu erwarten ist. Die letzten Erfahrungen werden Griechenland auch politische Entschließungen, von denen hin und wieder gesprochen worden ist, allmählich erleichtern. Konsuln verhaften, die auf neutralem Gebiet bei einer frem den Macht beglaubigt sind, ist kein Heldenstück, sondern nur eine gewissenlose Verletzung des Völkerrechts. Äeber Bulgariens Haltung und die »er Eulento sagte König Konstantin: Falls die Bulgaren die griechische Grenze überschreiten sollten, sei er überzeugt, daß sie sich auch wieder friedlich zurückziehen werden, sobald ihre Ope rationen oeaen die Alliierten beeudet leien. Di» Beriet,lwaea zwischen Bulgarien und Griechenland seien ausgezeicyner. Er könne nicht verstehen, welches Ziel die Alliierten mit dem Festhalten Salonikis verfolgen. Er habe ihr Vorgehen ver standen, solange die Möglichkeit vorhanden sei, Serbien zu helfen, da aber das setzt ausgeschlossen sei, wäre ihr Ver bleiben durch nichts mehr gerechtfertigt. Griechenlands Festigkeit. Den Protest Griechenlands gegen die jedem Völkerrecht Hohn sprechende Verhaftung der Konjulatsbeamten Deutschlands, Oesterreichs, Bulgariens und der Türkei beaniworiete der französische und englische Ober befehlshaber der Salonikier Landungstruppen zunächst mit der Verhaftung von rund 1000 Angehörigen der Zentral« mächte sowie des norwegischen Generalkonsuls. Daran schlossen sich nach vorangegangenen Haussuchungen weitere Verhaftungen von über 100 Personen, die der Spionage beschuldigt wurden. Eine Rumänin aus Oesterreich, eine gefeierte Geigenspielerin, wurde während des Spiels im Theater verhaftet, der französische Gesandte in Athen lehnt« jede Verantwortung für die in Saloniki erfolgten Ver. Haftungen in einer Weise ab, die eine deutliche Mißbilligung erkennen ließ. General Sarrail erklärte dagegen, er ordne die Verhaftungen an, weil er mit allen Kräften bemüht sei, eine Lage zu schaffen, Lis Griechenland zum Eingreifen in den Krieg zwinge. König Konstantin erklärte, er könne als Soldat nicht einsehen, baß der Glauben der Alliierten an einen zerschmetternden Endsieg durch die bisher errungenen Erfolge gerechtfertigt werde. In Sofia erregte es große Genugtuung, daß di« griechische Regierung so energisch gegen die Verhaftung der Konsuln protestiert hat. In politischen Kreisen Sofias wird angenommen, daß die griechische Regierung sich dies mal nicht mit dem bloßen Protest begnügen werde. Des elbstbewußte Ton des griechischen Einspruchs lasse daraus chließen, daß die griechische Regierung kein Mittel unversucht assen werde, um dem Vierverband zu beweisen, daß sie die SouoerSnitätsrechte Griechenlauds nicht antasten läßt. Die bulgarische Regierung wird ihrerseits die notwendigen Schritte zur Klärung der Lage tun. Dor griechische Gesandte in Sofia Naum suchte den Ministerpräsidenten Radoslawow auf und gab tm Namen seiner Regierung die Erklärung ab, der griechischeSinspruch wegen der Verhaftung der Konsuln in Saloniki werde sich keinesfalls auf einen bloßen Notenwechsel beschränken. Die grichische Regierung habe den ernsten Willen, mit ollen lhr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen eine solche Vergewaltigung der griechischen Hoheitsrechte vorzu gehen. Vie Furcht vor den deutschen Fliegen nach dem erfolgreichen Fliegerangriff bei Saloniki hat das Kommando der Ententetruppen zu der Anordnung bestimmt, daß von fetzt cn nachts kein Licht mehr angezündet werden darf, nicht einmal im Hafen. Alle Nacht lan düngen müssen in folgedessen eingestellt werden. Anstelle der bisherigen Ruhe und des Sicherheitsgefühls der Entente tritt jest eine grotze Nervosität. Die Befestigungsarbeiten von Saloniki sollen beendigt sei. vreitzig Truppentransportschiffe bei So'o ilki. Nach Londoner Depeschen berichtet ein Athener Blatt, laß in der Bai von Orpanos, 67 Kilometer östlich von Saloniki, 20 große, mit Truppen überfüllte Transportschiffs eingetroffen seien, welche sofort mit der Landung der Truppen begannen. Angzusammenstotz bei Salanifi. Bei dec Station Salamis auf der Linie Saloniki—Dedeagatsch erfolgte ein Zusammenstoß zweier englischer Militärzüge, wobei eine große Anzahl Soldaten das Leben verloren. Neun Wagen wurden gänzlich zertrümmert. I« Saloniki gl rubt man an einen Anschlag. Nimdschau. Des Zaren Bitte um Japans Hilse. Großfürst Georg Michailowitsch ist dieser Tage nach Japan abgereift. Von amtlicher russischer Seite wurde über den Zweck der Reise verbreitet, der Großfürst habe in Tokio lediglich den Glückwunsch des Zaren zur Krönung des Kaisers von Japan zu überbringen. Es handelt sich aber auch oder in erster Linie um einen politischen Auftrag, was schon daraus her vorgeht, daß der Venchtecstotter für japanische Angelegen heilen im russischen Generalstab, Oberst Muchanow, und der Direktor der fernöstlichen Abteilung des russischen Ministeri ums des Auswärtigen, Kosakow, den Großfürsten begleiten. Der Großjürst nahm vor seiner Abreise an verschiedenen Beratungen im Petersburger Ministerium deS Aeußern teil, zu denen der japanische Botschafter Motono sowie der ja panische Militäragent General Nakassima zugezogen waren. Nakassima fuhr ebenfalls mit dem Großfürsten nach Tokio. Neben dem offiziellen Glückwunschschreiben des Zaren führt der Großfürst ein zweites zarisches Schreiben mit, dessen Text von Kosakow ausgearbettet und vom Ministerpräsidenten Goremykin sowie vom Minister der Aeußern Sasonow gut geheißen wurde, lieber den Inhalt verlautet einer über Stockholm eingetroffenen Petersburger Meldung der „Voss. Ztg." zufolge, daß der Zar ven Kaiser von Japan aber mals ersucht sich an militärischen Operation een aus den europäischen Kriegsplätzen zu beteiligen, sei S durch Stellung von größeren Truppenmassen, sei es durch Abord nung eines Geschwaders, wobei ausdrücklich betont wird, daß das Heer und die Flotte Japans ledigiich zur Anker- flktzung des VierverbandeS im MItteimeer und Aegypten verwendet werden und daher mittelbar den Weg nach Japan, also japanische Interessen, schützen sollen. Äeber die Fluch» König Peters aus Serbien und seine beschwerliche Reise durch Albanien nach Italien und zurück nach Saloniki berichtet der Secolo nach Erzählungen des Leibarztes Simonowitsch: Der König reiste inkognito mit wenigen Getreuen von Lfuma nach Skutari, teils zu Pferde, teils auf einer Tragbare auf schwierigen Saum pfaden. Die Nächte verbrachte der König bei Gastfreunden, angekleidet und in Decken gehüllt auf einem Feldbett schla fend. Am zweiten Tage der Flucht verirrten fich die Rei senden tm Gebirge und konnten den Weg nur nach langem Umherirren während der Nacht mittels elektrischer Lampen wieder aulfinden. Nach vierzehnlögieem Aufenthalt in Skutari reiste er nach San Giovanni di Medua, Durazzo, Valona und Brindisi, wo er unter dem Namen eines Gene rals Topola sechs Tage blieb. Von Brin bist kam er nach 38 stündiger Fahrt tn Saloniki an. Der Gesundheitszustand des Königs soll, abgesehen von seinem Rheumatismus, gut sein. Der König vertraut fest auf den Endsieg der Ver- bündeien und die Aufrichtung eines GroßserbienS. Oie Besetzung Les Achillelons, des Lustschlosses Kaiser Wilhelms auf Korfu, durch die Engländer, stellt ein beson ders bemerkenswertes Glied in Ler Kette Ler vSUerrechtS« Widrigen Gewalttätigkeiten har, Lie Engländer;- and Fraw zosen gegen Griechenland begehen. General Mahon, der Befehlshaber der gesamten englischen Landungs truppen in Saloniki, benachrichtigte die griechische Regierung, daß er das Achilleion auf Korfu habe besehen lassen, um dort ein Lazarett einzurichten. Die Insel Korfu liegt an der Adriaküste gegenüber der Stelle, an der Nordgriechen land und Südalbanien zusammentreffen. Sie liegt der Küste so nahe, daß der Transport Verwundeter nach ihr verhält nismäßig schnell ausgeführt werden kann. Die Entente truppen hätten natürlich noch hundert andere Möglichkeiten zur Unterbringung der Verwundeten gehabt. Welches Recht haben pe, eine Insel des neutralen Griechenland für ihre Zwecke in Anspruch zu nehmen. Aber sie wollten dem deut schen Kaiser, der zahlreiche seiner Schlösser zur Verwundeten« pflege bereit gestellt hat, treffen, indem sie ausgerechnet ser bische Verwundete in das Achilleion legten, das ein bevor zugter Frühjahrsaufenthaltsort des Monarchen ist. Der Groll des griechischen Volkes gegen die fortgesetzten Gewalt tätigkeiten und Herausforderungen durch die Entente kennt keine Grenzen mehr. Das Verschwinden eine» Finanzminislers ist keine Alltäglichkeit, in China indessen zum Ereignis geworden. Wie ein Pariser Blatt meldet, ist die chinesische Regierung in die unangenehme Lage versetzt worden, feststellen zu müssen, daß der chinesische Finanzminister verschwunden ist. Man ist seit einigen Tagen ohne jede Nachricht von ihm. Wenn das in Rußland passierte, so könnte man wetten, daß mit dem Finanzminister auch die Staatskaffe verschwunden wäre. In China wird sich der eigentümliche Vorgang wohl harmloser aufklären; vielleicht steht er mit der Revolution gegen den Kaiser Duanschikai im Zusammenhang, die im Süden des AuslanoeS ausgebrochen ist. Oder sollten gar die Engländer, die China zur Parteinahme sür die Entente veranlassen wollen, ihre Hand bei dem mystischen Begebnis im Spiele haben? Von Unregelmäßigkeiten in den chine sischen Staatskassen ist nichts bekannt geworden. Di« wahre Stimmung in Frankreich. Ein hoch gestellter Spanier, der nach mehrwöchigem Pariser Aufent halt tn der Schweiz eintraf, jagte einem Vertreter der Zürcher Nachrichten: In den höheren Kreisen Frankreichs herrscht tiefe Entmutigung, Niedergeschlagenheit und Er bitterung. Alle Siegeshoffnung ist getchwunden, und bei aller Verehrung für die tapfere Armee, dir in diesen gut unterrichteten Zirkeln herrscht, versteht man es nicht, daß sie ihr Blut für eine verlorene Sache opfern muß. In die Regierung des Herrn Briand hat man dort eher noch weniger Vertrauen als tn diejenige des Herrn Viviani, trotzdem General Gallieni und Baron Denys-Cochin als Angehörige dieser Kreis« im Kabinett Briand geben. Man hört Denys-Cochin vielfach tadeln, daß er überhaupt in das Ministerium «Intrat. Den Präsidenten Poincaree be trachtet man nicht als Mann Vec Situation, sondern als ihr Unglück, dein, wäre er ein aufrichtiger Pairwt, nur eines zu tun erübrigte, nämlich sofort abzudanien. Es ist bezeichnend, daß man in diesen Krisen jetzt Caillaux, den bisher verpönten, für den einzigen Mann häit, den man für stark und geschickt genug betrachtet, um zu reiten, waS noch zu retten ist, nämlich durch einen chren- haftcn Frieden mit Deutschland ochne Rücksicht auf das Londoner '^bkommev. Man hört in diesen höheren Gesellschaftskreisen keinerlei Schmähungen gegen Deutsch land, höchstens, daß man die Schuld am ganzen Unglück auf Bismarck wälzt, der 1871 nicht Elsaß-Loihringen hätte nehmen sollen, in welchem Falle eS längst zu einem fran zösisch-deutschen Bündnis gegen England gekommen wäre. Und sobald England genannt wird, macht sich eine bis zum Halse gestachelte Erbiliernng geltend. Ihm mißt man die ganze Schuld am bisher jo unglücklich^i Verlause des Krieges und der Aussichtslosigkeit der Lage bei. Dio verieniung Les englischen Dampfers „Verfia", von dessen 530 Reisenden 160 gerettet worden sein sollen, während der Kapitän und der auf dem Schiffe befindlich gewesene amerikanische Konsul in Aden, Mac Neely, er tranken, kann zu einem neuerlichen Proteste Amerikas kaum Anlaß bieten, da nach dem Bericht des amerikanischen Konsuls in Alexandria der torpedierte Dampfer mit vierGr- schiitzen bewaffnet war. Präsident Wilson hat zwar seine Hochzeitsreise unterbrochen und ist nach Washington zurück- gekehrt, um sich mit ver neuen, durch die Versenkung der „Persia* geschaffenen Lag« zu befassen; es ist nach dem Gesagten indessen kaum «nzunehmen, daß sich Weiterungen ergeben werden. Der amerikanische Botschafter in Wien wurde beauftragt, Nachforschungen nach der Nationalität des Tauchboote« zu veranstalten, da» dis „Persia" versenkte. Die Ueberlebenden Ler „Persia" erzählen: Der Dampfer wurde 1 Uhr 30 Min. nachmittags getroffen und neigte sich sofort zur Seite. Viele wurden in die See geschleudert. Es war an Bord nicht möglich, die Boote niederzulassen. Die „Persia" sank binnen fünf Minuten. Zwei Boote voll Menschen wurden mttgerissen, da keine Zeit war, die Seile zu kappen. Vier Boote vermochten sortzukommen und wurden nach 30 Stunden von einem Dampfer ausgenommen. Verschiedene Schiffe fuhren vorbei, wagten es aber nickt, Hilfe zu bringen, da sie offenbar einen Hinterhalt be fürchteten. Aus aller Welt- »leine »riegsnamllcyren. macydem vor kurzem sieben italienische Alpinisoldaten sich der schweizerischen Militär behörde gestellt haben, überschritten neuerdings, wie der „Köln. Zig.* gemeldet wird, neun italienische Soldaten die Grenze und stiegen nach Zermatt ab. Sie erklären, desertiert zu sein, weil sie nach einem Erholungsurlaub wieder an die Front gehen sollten. — DaS Standgericht in Innsbruck ver urteilte die Mufikalienhändlerstochler Silvia Gottardt aus Trtent wegen Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zum Tode durch Erschießen. Das Urteil wurde nach den „Münch. N. N.' im Gnadenwege in sieben Jahr- schweren Kerkers umgewandelt. — Wie französische Blätter melden, wurde der ehemalige französische MMäraltachee in Berlin, Divisionsgeneral Serret, bet den letzten Kämpfen am Hdrtmannsmeilerkopf schwer verwundet. Es mußte ihm -in Bein abgcnommen werden. Verhängnisvolle Granatev-Expiofion. In Decken- psronn bei Hanau, Regierungsbezirk Cassel, zeigte der Lantz. wehrm«in Schöffler seiner Familie eine aus dem Felde mitgebrachts Granate. Das Geschoß explodierte aus bisher nicht aufgeklärter Ursache. Frau und Tochter wurden durch Granatsplitter aus der Stelle getötet und der fünfjährtge Sohn so schwer verletzt, daß der Tod nach wenigen Stunden eintrat. Eine Nachbarsfrau, die gleichfalls im Zimmer ver» weilt«, wurde leicht verlest.
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