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Rabenauer Anzeiger : 08.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191601087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19160108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19160108
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-08
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
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die Operationen am Balkan im wesentlichen. Die Entente truppen befestigten Saloniki, italienische Truppen machten sich in Albanien bemerkbar. Griechenland hielt an seiner Nentralität fest, doch hieß eS, baß zwischen ihm und den Zentralmächten des Vierbundes eine Verständigung über eine gegen Saloniki zu unternehmende Aktion erzielt worden sei. Der Rückzug und die schweren Niederlagen der Eng länder in Mesopotamien sowie deren sähe Flucht von Galli poli steigerten Englands Sorge um Aegypten nnd Indien dermaßen, daß das Kabinett Asquith zur Einführung der allgemeinen Dienstpflicht sich entschloß. Um die Dezember« mitte tobte die vierte Jsonzoschlacht, die für die Italiener fo erfolglos und verlustreich verlief, wie die drei voraufge gangenen. Im Westen eroberten und behaupteten wir den beherrschenden Hartmannsweilerkopf in den Vogesen. Im Osten scheiterten alle Versuche der Ruffen, die Front der Verbündeten in Ostgalizien und Wolhynien zu durchbrechen und auf dem Balkan Einfluß zu gewinnen. So erbrachte das alte Jahr auf allen Kriegsschauplätzen einen hochbe friedigenden Abschluß und eröffnete unseren und den er probten Helden unserer Verbündeten neue, verheißungsvolle Aufgaben mit der sicheren Aussicht aus endgültigen Sieg und Frieden. Der Balkankneg. Auf dem Balkan haben auch zum Jahreswechsel keine Ereignisse von besonderer Bedeutung stattgefunden. Nach römischen Meldungen sind Engländer und Franzosen in Saloniki überzeugt, daß sie noch wochenlang keinen Angriff zu besürchtcn haben. Die Befestigungsarbeiten von Saloniki werden fieberhaft fortgesetzt. Die Franzosen und Engländer werden sich auf alle Fälle eine Rückzugslinie nach der Halb insel Ehalcidike offen halten. Ihre Verteidigungslinie wird daher bis zum Golf von Orsano vorgeschoben werden. Die Seen von Lagasa und Bezik bilden eine natürliche Verleid!« gunqslinie. Im ganzen sind in Saloniki 100000 Franzosen und'SO 000 Engländer versammelt. General Castelnau habe in Athen dem König klargemacht, daß der Vierverband den Stützpunkt Saloniki keinesfalls preisgebe; h'ngegen bedeute die Besetzung der Insel Castellorisa nur die Schaffung eines Stützpunktes für die Unterseebootssagd, nicht aber eines solchen zu einer Aktion gegen Kleinasien. Die Besetzung der griechischen Insel Taskelotlsa an der kleinasiatischen Küste, in der Höhs von Rhodos, durch 500 Mann französischer Truppen ist trotz aller Be schönigungen ein Gewaltakt, der sich würdig dem schon auf Lemnos, Mytilens und anderen Inseln begangenen Ver gewaltigungen der griechischen Souveränität anschließt. Gab man sür jene Gewaltakte aber noch Scheingründe in dem Dardcmellen-Nnieinehmen an, fo fehlt sür die französische Rechtsverletzung jeder Vorwand. Griechenland lernt seine angeblichen Freunde gründlich kennen und wtrd, wenn es sich im Verlaufe des Krieges zu einer Entscheidung ge zwungen sehen sollte, seine Folgerungen auS den gemachten üblen Erfahrungen ziehen. Griechenlands Neulralikäl bleibt aufrechterhalten. Die Nachrichten der Entente, wonach die griechische Negierung beschlossen habe, den Einmarsch der Bulgaren, wenn dies« mit den Deutschen und Oesterreichern die Verfolgung del Hranwlxir und Engländern in oriechikKeS Gebiet aufnehmen durch Waffengewalt zu verhindern, kann der Vertreter dei „Tag" als Falschmeldungen bezeichnen. Griechenland wir! unter allen Umständen die Neutralität wahren, dis es nm notgedrungen aufgeben würde, falls die bulgarischen Truppen nach ausgeführter Aktion das griechische Gebiet nicht wieder verlassen würden. Diese Möglichkeit wird als fast unmög lich betrachtet. Eine bulgarische Persönlichkeit sagte: Nichts liegt uns ferner, als gegen unser und unserer Verbündete» Interesse zu handeln. Unser Interesse ist es, die schon be- stehenden guten Beziehungen zu Griechenland noch besser zu gestalten. Unerhörter BölkerrechtsSxuch des Generals Sarrail. Die Konsuln Deutschlands, Oesterreich- Ungarns und der Türkei mit Familien und Personal sind aus Befehl des Generals Sarrail verhaftet und aus «in französisches Kriegsschiff geb,acht worden. Die Konsulate sind von französischen Truppen besitzt worden. Die Eigenmächtigkeiten Sarrails werden von den ita lienischen Blättern mit dem Bemerken als berechtigt be zeichnet, daß sie Zu einem Bruch mit der griechischen Re gierung führen müßten, den Sarrail nach Möglichkeit ver hüten sollte. Griechenland legte gegen die Verhaftung der beiden Konsuln Protest ein und fordert« die Freilassung. Englands Absichten gegen Griechenland sind aus abgksangenen Diplomajenbriefen bekannt geworden. Sie gipfeln nach der Forderung aus Zurückziehung der griechischen Truppm aus Saloniki, der bedingungslosen Überlassung aller griechischen Eisenbahnen und der Frei heit zur See in dem Vorschläge, den König Konstan tin von seinem Thron zu verjagen und Venizelos zum Präsidenten der hellenischen Republik auszurusen. Rundschau. Im neuen Iahe. So sind wir denn im neuen Jahr, dem so viele Millionen Friedens- und Segenswünsche ent gegengeklungen sind. Die Weihnachtsbäume sind am Syl« vesterabend „geplündert", die Punschbowlen sind versiegt, aber auch manche nassen Augen sind getrocknet und schauen mit frohem Muts in das neue Jahr hinein. Eine lange Reihe von ernsten Tagen liegt vor uns, die harte Arbeits tage sein werden daheim und im Felde, die aber auch Segens tage sein sollen, die dazu beitragen, den Krieg wieder zum Frieden zu wenden. Die festliche Zeit von Weihnachten und Neujahr ist vorüber; wäre Frieden gewesen in diesem Schalt jahr 1916, in dem dis am 29. Februar Geborenen wieder einmal „richtig" Geburtstag feiern können, so wäre unS ein weit ausgedehnter Karneval beschicken gewesen, in dem den „vierjährigen Geburtstagkindern" zu Ehren gewiß mancherlei Veranstaltungen getroffen worden wären, aber so bescheiden wir uns. Unsere Herzen werden eine andere Freude haben, die an der wachsenden Kraft und Stärke der deutschen Nation und der daraus folgenden Frucht neuer Siegeserfolge. Das FrühltngSfest Ostern lugt im neuen Jahre schon weit in den jungen Lenz 1916 hinein, eS fällt auf den späten Termin des 23. April. Bis dahin kann unS der Winter, wenn cs ihm so belieben sollte, manche Nuß zu knacken aufgeben, aber wir wollen hoffen, daß er auch diesmal wieder die vielfach ziemlich strengen Voraussagungen der Weiterpropheten enttäuschen wird. Wenn von Amerika herüber uns Kälte angesagt wird, fo wollen wir gerade diese Meldung nicht so sehr tragisch nehmen. Während der Kriegsjahre ist vom Onkel Sam mancherlei gekommen, was uns nicht gefiel und was uns schaden sollte, und worüber wir doch hinweggekommen find, weil es nicht anders ging und weil es so sein mußte. Da waren die goldenen Vor schüsse an unsere Gegner, die stählernen Waffen- und Ge- schoß-Lieferungen, für welche „Bruder Jonathan" Millionen und aber Millionen eingeheimst hat, die Pulver-Spenden und endlich die papiernen diplomatischen Noten und Akten stücke, mit denen Präsident Wilson uns und Oesterreich- Ungarn bombardiert hat, obwohl er bei seinen Flitterwochen an anderes hätte denken können. Wir wollen also auch den amerikanischen Frost nicht so sehr ernst nehmen und daran denken, daß auch Frankreich, England und Italien ihr Teil abbekommen, bevor er uns aussucht. Der feuchte okir Schnee-Charakter des Winters dürste obenauf bleiben. Bange machen gilt nicht, das haben wir bei der Beleuch tung und Heizung gesehen, wegen deren mancherlei Besorg nisse bestanden. Die gekauften Schlittschuhe werden darum doch noch nicht ihren Beruf verfehlt hoben, sondern dann und wann auch Verwendung finden. Mit einem trüben und einem freudigen Auge wird die Jugend in das „lange" Winter-Vierteljahr Hineinschauen, an dessen Schluß die große Versetzung und der Frühling winken. Sie denkt daran, daß mancher von ihnen, der sonst heut« noch in den höheren Schulen die Klassenbank drücken würde oder sie eben verlassen hätte, heute den Ehren« und Ordens» schmuck des Eisernen Kreuzes trägt. Es ist eine besonder« Zeit, und an solchen Vorbildern, 'die ihrem kindlichen Gemüi so ganz nahe liegen, kann die Heranwachsende Generation sich aufrtchten, wenn ihr etwas hart oder schwierig erscheinen will. Stolz wird jeder sein, der 1914-1916 miterlebt hat, so lange ihn die Erinnerung an diese Jahre auf Erden geleitet. Die „Kriegsschrecken" sind von unseren Feldgrauen in ' Ler Krönt lärmst überwunden, obwob-l lick der Feldzua aarn anders gestattete, als auch der schlaueste Zutuns!s-Siralege ausgerechnet hat. Diese Kriegsnöte daheim kennten erst recht und noch leichter überwunden werden, wie die Haus frau in der verflossenen Weihnachtszeit erkannten. Auch die Butterknappheit, die als etwas Fürchterliches erschien, er scheint in der Hauptsache überwunden. Wenn heute eine Verordnung wegen neuer Feststellungen erfolgt, so wird der selben ganz selbstverstänelich entsprochen in dem Gedanken: „Auch wir kämpfen so sür Kaiser und Reich!" Das besetzte Gebiet am Zahresabschlutz. Während bas von unseren Feinden besetzte Gebiet nur 8000 Quadrat kilometer umfaßt, stellt das von den Zentrolmächten okkupierte Gebiet einen Flächenraum von 440 000 Quadratkilometern dar. Bon den 8000 Quadratkilometern der feindlichen Okku pation entfallen 80 Quadratkilometer auf die Dardanellen, 820 auf Elsaß-Lothringen, 2300 auf Österreich, und zwar auf das Jsonzogebiet, und 4800 Quadratkilometer ans Gali- zien. Die Deutschen und ihre Verbündeten halten in Ruß land 800 000 Quadratkilometer besetzt, in Belgien 28 000, in Frankreich 25 000 und in Serbien und Montenegro 87 000 Quadratkilometer. Im Anschluß an diese statistische Feststellung sei noch mitgeteilt, daß bis zum Schluß des Jahres Über 750 feindliche Handelsschiffe mit mehr als anderthalb Millionen Tonnen versenkt wurden. Der deutsche U-Bootkrieg war bekanntlich erst am 18. Februar o. I. er öffnet worden. Vie Erledigung der Ancona-Arage, denn eins solche darf man nach der höchst entgegenkommenden und sreund- schaftlichen Antwort Oesterreich-Ungarns auf dis zweite amerikanische Ancona-Note wohl mit Sicherheit voraussetzen, hat dem alten Jahre, soweit die Beziehungen der Zentral- Mächte zur amerikanischen Union in Betracht kommen, einen harmonischen Abschluß verliehen. Oesterreich ist weit, sehr weit in seinem Entgegenkommen gewesen. Obwohl das Er gebnis der amtlichen Untersuchung einwandfrei ergeben hatte, daß die Torpedierung des italienischen Passagier dampfers Ancona unter Bedingungen erfolgte, die auch Amerika anerkennt, und daß die Passagiere bis auf den letzten Mann hätten gerettet werden können, wenn sie nicht von der Besatzung, die nur um ihre eigene Rettung besorgt war, gewissenlos im Stiche gelassen worden wären, so wurde doch der Kommandant des österreichischen U-BooieS nach den dafür gültigen Normen bestraft, weil er es unter lassen hatte, auf die unter den Passagieren entstandene, das Ausbooten erschwerende Panik und auf den Geist der Vorschrift, wonach österreichisch-ungarische Seeoffiziere in der Not auch dem Feinde nicht die Hilfs versagen sollen, hin reichend Bedacht zu nehmen. Die österreichisch - ungarische Regierung erklärt sich auch zur Schadloshaltung derjenigen Schäden bereit, deren unmittelbare Ursache nicht festgestellt werden konnte, und erklärt der Unionsrsgierung endlich noch, wie sehr wert sie auf die Erhaltung und, wenn mög lich, noch weitere Befestigung der freundschaftlichen Be ziehungen zu Amerika lege. Präsident Wilson wird diesen Zeugen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit seine Zu stimmung nicht versagen können. Beispiellose Kälte in Ruhland. Aus Petersburg und Moskau wird grimmigste Kälte gemeldet, wie sie seit Be stehen der Wetterstatistik nicht zu verzeichnen war. Alles stiert, auch in den meisten Häusern, weil der empfindlichste Mangel an Heizmaterialien fast allgemein ist. Die Schulen wurden iämtliäi aeiLloffen. weil Kohlen und Holz kehlen» Schelmereien »om Tage. Geheimrats Ernestine zum Beginn des neuen Jahres. Das ganze Nsunzehnhundert« fünfzehn ist vorbei — Liegt hinter uns wie doppelt Reine machen, — Zwei große Wäschen nehme ich dazu, — Und frage heute: War'nes so schlimme Sachen? — I wo denn, statt der Butter aß ich Margarine, — Und manchmal hatt' ich die noch nicht, — Doch keine Träne perlte drum auf meiner Backe, — Es blühte nach wie vor mein Angesicht. — Und wenn es gab darauf die fleischlosen Tage, — Dann war ich Heldin gar vom Kopf bis Fuß, — Ich dachte steübig ew ^-rgaogene Zeiten, — Genoß in Wonne noch mals meines Gustavs Kuß. — Bloß in Gedanken freilich! Denn im Unterstände — Da sitzt mein Gustav manchen Monat drin, — Und daß er handhabt kräftig die Kanone, — Stählt, wenn ich wackle, meinen Mädchenstnn. — Nun sind wir drin in anno Sechsszehn, — Ich warte, daß dieses England ausgeht wie ein Licht, — Dazu schliff ich mein arones Bratenmeffer. — Ich fackle nichtl" Osr Mauer von Lent. Historischer Roman aus Flanderns Vergangenheit von Werner von Wolffersdorff. 6 „Ach, was geht uns der Brauer von Gent an!" rief Willems verächtlich aus. „Wir haben doch mit demselben nichts zu tun." „Aber destomehr geht es mich an," entgegnete der Wirt gereizt. Ich will lieber den Grafen von Flandern zum Feinde haben, als den Brauer von Gent." „Nun dann gib dich nur zufrieden, wir wollen den Ver trag, wie du es nennst, halten; ich hätte doch in meinem ganzen Leben nicht geglaubt, daß Morens Claessens ein so gewissenhafter Sünder ist und soviel Respekt vor einem Manne hat, der doch nur ein Bierbrauer ist und nur durch sein Gebräu zu solchem Reichtum gekommen ist." Es entspann sich nun ein regelrechtes Zechgelage, wo bei es sehr lebhaft zuging und die Geldstücke nur so auf den Tisch geworfen wurden. Morens Claessens hatte alle Hände voll zu tun, um diese zweifelhaften Gäste zu be- dienen nnd dabei gewann er auch seine gute Laune wie der." So stark der Lärm aber auch war, er drang doch nur ganz wenig bis jn die oberen Räume, und reichte nicht hin, MN dre drei Reisenden in ihrem Schlaf zu stören, dem sie M.^V^eben hatten, ohne dabei an irgend welche drohende Gefahr zu denken. Morens Claessens empfing am nächsten Morgen dn drei Reisenden, die ohne Störung die Nacht im „Löwe- von Mandern" verbracht hatten, mit einer gewissen Ver legenheit, trotzdem die Spuren des nächtlichen Zechgelages Oan wieder beseitigt und auch die Zecher drn „Löwen von Flandern" gegen Mitternacht wieder verlassen hatten nachdem die im Uebermaß genossenen geistigen Getränke bereits zu wirken begonnen hatten. Bald dampfte es vor den drei Reisenden aus dem sauber gedeckten Tisch, an dem sie Platz nahmen. „Sind unsere Pferde bereit?" fragte Hendrick van Duyck, welcher es am eiligsten zu haben schien. „Sie sind schon zum Aufbruch bereit," entgegnete der Wirt; „aber wenn es auf ein paar Stunden früher oder später nicht ankommt, so würde ich Euch doch empfehlen mit der Abreise nicht allzusehr zu eilen. Nicht daß ich damit sagen will, die Straße nach Gent ist nicht sicher, aber besser ist es doch, Ihr wartet, bis Ihr in einer größe ren Gesellschaft reisen könnt. Am Tage wird die Straße seltener leer, aber zu so früher Stande —" „Wir fürchten uns nicht, Herr!" unterbrach Ralph Springvord den Wirt. „Wir sind ja jetzt unserer drei, da hat es doch keine Gefahr für uns." „Wie Ihr wollt," brummte der Wirt. „Es war ja nur ein wohlgemeinter Rat von mir, wie ich solchen jedem - erteile; ich schütze mich doch später auch vor dem Vorwurf, daß ich nicht gewarnt hätte." „Wir sind Euch ganz dankbar für Euren-guten Willen und werden Euch denselben gut schreiben, wenn es zur Abrechnung kommt," schlug Ralph Springvord scherzenden Ton an. „Jetzt seid aber so gut und sorgt dafür, daß un sere Rosse aus dem Stalle kommen." „Der Henker werde aus dem Schuft klug," sagte Ralph Springvord, als Claessens das Zimmer-verlassen hatte, um den Wunsch feiner Gäste aussühren zu lassen. „Meint er es wirklich ausrichtig und wohlmeinend mit uns dreien, oder will er uns nur sicherer an das Wesser oder vielmehr in die Hände seiner Spießgesellen liefern? Aber einerlei, wir müssen fort und wenn jeder Pflasterstein ein Räuber wäre, Ihr Herr van Duyck könnt ja tim, was Ihr wollt, Md wie es EM Euw „Ich werde auch nicht länger warten," entgegnete der, junge Mann. „Zunächst liegt ja gar kein Grund zu ir gend welchen Befürchtungen vor und dann habe ich doch, wahrlich meinen Degen nicht zur Zierde oder zum Ver gnüge» an der Seite hängen, ich werde denselben im ge gebenem Falle schon zu benutzen verstehen." „So war es nicht gemeint," versetzte Springvord. „Ob irgend eine Gefahr droht, ist ja noch nicht erwiesen, eben so liegt noch keine Veranlassung vor, dem Wirte zu miß trauen, aber ich meinte nur, wenn Ihr doch keine so große Eile habt, könnt Ihr warten, bis die Straße lebhafter be gangen wird, wie der Wirt uns riet," „Es bleibt dabei, ich reite jetzt mit, ich möchte doch, spätestens gegen Mittag in Gent eintreffen. Nach einer kurzen Abrechnung mit dem Wirte hatten die drei Reisenden ohne weiter zu feilschen ihre Rechnung? bezahlt. Die Pferde standen gesattelt vor der Türe bis wohin ihnen der Wirt noch das Geleit gab. Die beiden Engländer und der junge Mann aus Brügge schwangen sich in die Sättel, Morens Claessens wünschte ihnen noch gute Reise und fort ging es dann. Der Wirt schaute ihnen noch eine Weile mit eigentümlichen Blicken nach, insbe sondere an Hendrick van Duyck blieb fein Blick lange haften. „Um den ist es eigentlich schade, ist noch ein junges Blut," murmelte er, wieder in das Haus zurücktretend. „Für die beiden Engländer gebe ich ja keinen Pfifferling, wer weiß, welche Absicht die haben und welcher Grund sie nach Gent führt; denen traue ich nicht über den Weg — es sind ja Engländer und von denen ist nie etwas Gutes nach Wandern gekommen. Willems wird schon sehnsichtig nach ihnen ausschanen." Wohlgemut ritten die drei Reisenden indeß in den frischen Morgen hinein, indem fsie ihre Pferde zu lebhaf- PerLüMgU
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