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Aus aller Welt. Das Zeiwrrgsleskn — eine Pflicht. Zu je einem Lag Gefängnis wurden zwei Leute einer kleinen Gemeinde bet Osnabrück verurteilt, weil sie entgegen der verfügten Beschlagnahme einige Pfund Schafwolle verkauft hatten. Sie brachten zu ihrer Verteidigung vor, die Beordnung wäre ihnen unbekannt geblieben, da sie in der Gemeinde nicht in Ler Lblichrn Weise bekannt gemacht worden ist und sie Zei tungen nicht lesen. Das Gericht glaubte ihnen, erklärte aber, laut „Münch. N.N.": „Wer jetzt keine Zeitung liest, handelt fahrlässig und kann sich bei Kriegsverordnungen auf Un kenntnis, die ihn straffrei machen solle, nicht berufen." StrauZcnftsrven in susafrira. Die Dürre in Süd afrika hat ein beträchtliches Straußensterben verursacht. Die Farmer können, südafrikanischen Blättern zufolge, die Vögel nicht weiter ernähren, da der Absatz der Federn dauernd stockt. Infolgedessen sind die Gesamiverlufte an eingegan genen Straußen auf etwa zwei Drittel aller dieser Tiere in Südafrika geschätzt worden. Selbst diese Schätzung wird als zu niedrig bezeichnet, wenn die vollen Tatsachen bekannt würden. So sind einem Farmer in dem Graaff-Retnet- Bezirk unter 1300 Straußen 900 gestorben. Ein anderer hat seine sämtlichen 600 Straußen dis auf sieben verloren. Ein dritter hat sämtliche 400 Straußen eingebüßt, ein vierter Kat von der gleichen Zahl 40 behalten. Diejenigen, die zu Ler Zukunft des Straußenfarmgewerbes Vertrauen haben, raten, die Vögel durchzuhalten. Vertagung de» Mordprozetzes Faures. Die Ver handlung über die Ermordung des Aogeordneien James, die vor dem Pariser Schwurgericht Montag beginnen sollte, ist vertagt worden. Der Mörder Villain hatte vor zwei Monaten selbst die Vertagung bis zum Ende des Krieges beantragt, mit der Begründung, daß er Richter beanspruche, deren Urteil nicht durch die Leidenschaften deS Tages ge trübt seien; der Kassationshof hatte diesen Antrag veiworfen, die Verhandlung wurde festgesetzt und die Zeugen verlesen. Unmittelbar vor dem Verhandlungstermin erhielt jedoch der Generalstaatsanwalt vom Justizminister Viviani die An weisung, den Präsidenten des Schwurgerichts um Vertagung des Prozesses zu ersuchen, der geeignet wäre, den öffent lichen Frieden zu stören. Infolgedessen wurde die Ver handlung auf unbestimmte Zeit vertagt. Die „heilige Einig keit" der Franzosen steht eben nur auf schwachen Füßen, und der Mord von Jaures wird eine Skandalgejchichte ent hüllen, wie die Weit sie kaum je erlebt hat und die. Per sönlichketten an der Spitze der Republik aufs schwerste bloßstellen. Scharfe Verfügungen gegen Jugendliche. Nachdem die Verfügungen der Schulbehörden gegen daS Rauchen der Schüler vergeblich gewesen sind, hat jetzt daS stellvertretende Generalkommando in Münster das Rauchen jugendlicher Personen unter 13 Jahren in der Oeffentlichkeit sowie den Verkauf von Tabak jeder Art an Jugendliche und den Ver kauf von Tabak durch Automaten überhaupt bei Strafe ver boten. Ferner ha! das Generalkommando den Verkauf oder die sonstige gewerbsmäßige Verabreichung von alkoholischen Getränken an Jugendliche, da» Verweilen Jugendlicher in Kaffeehäusern, Konditoreien und dergl. ohne Eltern oder sonstige Aufsichtspersonen und gleichfalls den Besuch von Lichtspieltheatern, Varietee», Tingeltangels, Kabaretts und dergl. den Jugendlichen verboten. Auch bas H-runnreiben Jugendlicher auf von der OrtSbehörde zu bestimmenden Straßen und Plätzen überhaupt oder zu bestimmten Zeiten ist unter Strafe aestellt worden. Arnu Asquith llagl. Die Gattin deS englischen Pre mierminister» AuSquith hat gegen die Londoner Zeitung „Globe" einen Prozeß angestrengt. Da» Blait hatte, ohne einen Namen zu nennen, die Frau eine» englischen Mi- nisterS beschuldigt, den in England internierten deutschen Kriegsgefangenen ein übertriebene» Mitleid gezeigt zu haben. DaS Blatt veröffentlichte auch Briefe, in Lenen die Fran de» Minister» angeklagt wird, unpatnolisch gesinnt zu sein Und der Achtung vor ihrem Geschlechte zu ermangeln. Der Anwalt der Frau ASquith hält daran fest, daß es sich bei dieser Anklage um seine Klientin handle, die zahlreiche ano nyme Briese erhalten Hobe. Frau Asquith beschwört unter Eid, daß sie sich der ihr vorgeworfenen Handlungen nicht schuldig gemacht habe. Auf das Urteil darf man gespannt jein. Gin Grakssuor rlch ete uuo-heurrn Schaden auf dem Rittergut Döllnitz bei Halle an. Es ist nur gelungen, oae Herrenhaus, die Brauerei und den Schafstall zu retten. Die großen Wirtschaftsgebäude samt gewaltigen Erntevorräten, wertvolle landwirtschaftliche Maschinen und drei Pferde sind verbrannt. Beim Wildern erschossen wurde der Sohn eine» Guts besitzers aus Rosenthal bei Pöngswalde. In der dortige« Forst pflegten häufig Sonntags Wilddiebe die Jagd auSzu- üben. Dem Förster und dem Ortsgendarm gelang es, diese Wilderer zu stellen, von denen der eins unerkannt entkomme« ist, während der Gutsbesitzerssohn auf den Gendarmen an gelegt hatte, worauf dieser einen Schuß abgab, der den An greifer in den Kopf traf. Auf dem Transport nach brr elterlichen Wohnung ist der Verletzt? gestorben. Ein drsisachsr Kaubmord wurde in Pujchkau bei Reichial, Kreis Namslau, in der Wohnung deS Stellen besitzers Sobotta, der zurzeit im Felde- steht, verübt. Zwei junge Leute von 15 und 18 Jahren drangen in die Wohnung ein, stahlen dort einen Geldbetrag und töteten die drei Kinder der Frau im Alter van 3, 5 und S Jahren. Die Täier wurden verhastet- Veutscher Keichstsg. Der De^ttche Reichstag bewilligte am Dienstag in seiner Schlußsitzung im alten Jahr den neuen Zehn-Milli- arden-Kriegskredit mit allen gegen die Stimmen einer kleinen Minderheit der sozialdemokratischen Fraktion, nachdem vor her Staaatssekretär Solf auf Befragen de» Abg. Bassermann sestgestellt hatte, daß Deutschland keinerlei Vorbereitungen zu Angriffen auf die Engländer in Südafrika getroffen, die Engländer vielmehr zur Glaubhaftmachung ihrer entgegen-i stehenden lügnerischen Behauptungen sogar die Landkarte von Südafrika gefälscht hätten. Zn der Kredttvorlage gab namens der sozialdemokratischen Mehrheit Abg. Ebert die mit lebhaftem Beifall des ganzen Haufes ausgenommen« Erklärung ab, daß die Mittel zur Fortführung de» Kriege» bewilligt werden müßten, da die feindlichen Regierungen noch keine Friedensneigung bekundeten; der Kanzler müßte aber jede Gelegenheit, einen würdigen Frieden zu schließen, benutzen. Abg. Geyer erklärte sich im Namen der Partei- Minderheit von 19 sozialdemokratischen Abgeordneten gegen dyS Treiben der Annexionspolitiker in Deutschland, dem der Reichskanzler Vorschub geleistet hätte. Die Gegnerschaft gegen Eroberungspläne und den Wunsch, dem Krieg»elend ein baldiges Ende zu bereiten, könnte die von ihm vertreten« kleine Gruppe nicht mit der Zustimmung zu dem Krieg»- kredit vereinigen; sie lehnte daher die Vorlage ab. Der Entwurf wurde darauf unter lebhafter Zustimmung de» Hause» endgültig in 3. Lesung angenommen, ebenso der Kommissionsanträg auf Neuregelung der Familisnunter- stützung der Krieger. Mit herzlichen Weihnachtswünschen und innigen Grüßen an unserer Truppen und die unserer Verbündeten schloß der Präsident die Sitzung. Nächste Sitzung 11. Januar: Kleine Vorlagen. Der türkische Krieg. Die entscheidende Niederlage auf Gallipoli, wo die feind lichen Streitkräfte bei Ari Burnn und Anaforta der völligen Vernichtung nur durch schleunige Flucht auf die Schiffe bet Nacht und Nebel entgingen, suchen die Londoner amtlichen Nachrichten begreiflicherweise nach Möglichkeit abzuschwächen. Ohne daß die Türken es merkten, so heißt e» da, ist da» große Heer aus dem befestigten Abschnitt von Gallipoli zu rückgezogen worden, obwohl es an einigen Punkten mit dem Feinde zusammenstieß. Infolge dieser Einschränkung der Front werden die KriegSvsrrichtungen an anderen Punkten der englischen Front, so jährt der amtliche Londoner Bericht fort, mit größerer Kraft geführt werden. DaS ist Heller Un sinn, da die Engländer und Franzosen auch bei Seddul Bahr am Südzipfel der Halbinsel Gallipoli so schwere Niederlagen erlitten, daß sie sich auch dort unmöglich noch lang« behaupten können. In Konstantinopel herrscht Ke« geisterter SiegeSjubel/ Die moralische Wirkung der türkischen Megs bei Kkesi- phon in Mesopotamien auf di« arabisch« Bevölkerung nimttü fortwährend zu. Da» Ansehen der Engländer hat dadurch einen so ickwe-en Schlaa erlitten, daß die arabischen Stämme. aas die ste fest bamen, sich von ihnen adwenüem Der Rück zug an Stelle des Einzuges in Bagdad hat im englischen Lager weitgehende demoralisierende Wirkung hervorgrbracht, so daß die Fahnenflucht der indischen Truppen immer größer wird. Durch dis türkischen Operationen ist Adsn gejkhrbök, die wichtige Handelsstadt am Südeingang des Roten Meekes, das auch den Suez-Kanal mit dem Mittelmeer verbunden'ist «.»ick unä Volk: »«ich «nv Vsik. Wie aus dem 70er Kriege da» Deutsche Reich erwuchs, so soll aus dem gegenwärtigen Kriege da» einige deutsche Volk hervorgehen. Im Sinne dieses Ziele» zu arbeiten, hat sich die „Deutsche Gesellschaft 1L14 zur Aufgabe gestellt, die soeben unter Teilnahme von führenden Männern aller Berufe und Stände in Berlin gegründet wurde. Ein Volk sein, heißt eine gemeinsame Not empfinden, sagte der stellvertretende GeneralstadSchef, Generaloberst von Moltke, in seiner Begrüßungsansprache. Wohl zerstört der Krieg viele», so führte der Redner au», aber er zeitigt und offenbart auch Kräfte, die wieder auf bauen und Neue» schaffen können. Eine neue Zeit wird un» der Krieg bringen, ein neue» geschloffene» Gemeinwesen, neue Bahnen im geistigen Schaffen. Wir müssen dies« schöpferische Kraft, diese Einigkeit erhalten als Gewähr einer aufwärtSstrebenden Zukunft. 1871 sind wir ein Reich ge worden; jetzt gilt es, daß wir ein Volk werden. Dieser Ge danke hat der Gründung der Deutschen Gesellschaft 1914 zugrunde gelegen. Daß er günstigen Boden gefunden hat, zeigt die große Zahl unserer Mitglieder. Zum Vorsitzenden der Gesellschaft wurde darauf ein stimmig der Staatssekretär Les RetchSkolonialamtS Dr. Soff gewählt, der in seiner Ansprache auf die Schwierigkeiten hinwies, die sich dem Zustandekommen Le» Unternehmen» durch die Neuartigkeit be» Gedanken», „natürliche Gegen sätze und Parteiungen aller Art nicht zu unterdrücken, sondern vielmehr den Wortführern solcher Gegensätze zur Aussprach« vm. Mensch zu Mensch Möglichkeit und schickliche Gelegen heit zu geben", anfangs in den Weg gestellt hatten. Dies« Schwierigkeiten seien überwunden; die neue gegründete Ge sellschaft werde dazu beitragen, daß der „Geist des Schützen graben»' erhalten und uns auch m der Zeit de» Friede«» bewabrt blewt. Retchstanzier v. Bethmann tzoflweg sagte in seinem Dank auf die ihm erstattete Meldung von der Gründung der Deutschen Gesellschaft 1914: Ich freue mich, daß damit eine Vereinigung geschaffen ist, die deutschen Männern der Tat und des Gedanken» ohne Unterschied des Standes und der Partei den Boden für einen vorurteilsfreien gesellschaft lichen Verkehr bietet. Möge der Geist, der unser Volk seit 13 schweren Kriegsmonaten zum Heil des gemeinsamen Vaterlandes beseelt, auch nach glücklich errungenem Frieden in Ihrer Gesellschaft treue Pflege finden. — Im Anschluß hieran sei noch auf die Antwort des Kanzlers an den Deut schen Landwirtschaftsrat auf dessen Bitte um Schutz der Landwirtschaft gegen den Vorwurf angeblicher Wucherpolitik hingewiesen. Darin erklärte der Kanzler, daß er allen un gerechten Beschuldigungen und Verdächtigungen entgegen treten wolle, nicht bloß der Landwirtschaft, sondern auch anderer Beruststände, z. B. des Handels und der Gewerbe, daß er aber nachdrücklich auch die Erwartung aussprtcht, daß die Landwirte und alle übrigen Stände ihre rückhalt lose Bereitwilligkeit zur Milderung der Teuerung überall dmisi die Tat bekunden werden. Schelmereien vom Tage. Vorwärts, große Offensive — Heißt e» jetzt vom „Goldnen Horn," — Wo de» Sultan» tapfre Krieger — Drangen vor tm heißen Zorn. — Schlu gen King Georg'» Soldaten — Ganz gehörig windelweich, — Daß die lenkten ihre Dampfer heimwärts in das Briten reich. — Ach, der Stolz verging allmählich — Gar so man chem edlen Lord, — Früher raisonniert er mächtig, -7- Heut sucht er nach ficherm Port. — E» ist eine bittre Pille, — Di« John Bull verschlucken muß, — Denn der kranke Mann in Etambul — Knackt de» Steges harte Nuß. — Gut begann da» Jahr im Westen, — Gut hört es im Osten auf, — Haut fi«, klang'» wie Sturmgebrause; — S» das Jahr nahm sein« Lauf. — Meeresherrscher normt mit Prahlen — Eich Alt-England'» stolzer Sohn, — Für da» böle Renommieren — Krieat er gründlich leinen Lob». Der Lraner von Leut. Historischer Roman au» Flanderns Vergangenheit von Werner von Wolfsersdorsf. 2 Dieses Fichtengehölz, trotzdem es an einer der besahr- endsten und begangendsten Straßen Flanderns lag, stand in dem keineswegs angenehmen Ruf, der Schlupfwinkel von Wegelagerern und anderem lichtscheuen Gesindels zu sein, welches von hier aus oftmals die ganze-Gegend beunruh igte, dis der damalige Regent, der Graf von Flandern wieder einmal dazwischen fuhr und einer Anzahl dieses verwegenen Gesindels das Handwerk legte. Die Sonne eine» schönen Frühlingstages war eben wie ein flammender Rubin hinter die fernen Hügelketten im Westen gesunken, al» ein einzelner Reiter vor der Her berge „Zum Löwen von Flandern" hielt und den geschäft lich herbeieilenden Wirt fragte: „Wie wett ist denn der Weg nach Gent? Ich meine, er kann doch gar nicht mehr so schlimm sein". „Ein guter Reiter würde immerhin noch 6 Stunden gebrauchen," war di» etwas übertriebene Antwort des Wirtes. „Wollt Ihr noch nach Gent, Junker, so rate ich Euch freundschaftlichst, Eure Weiterreise lieber bis morgen zu verschieben. In einer halben Stunde ist es Nckcht und von hier bis nach Gent trefft Ihr keine Herberge mehr die für Tuch, Eurem Aussehen uud Auftreten nach paßt. Außerdem ist die Straße auch nicht ganz sicher, trotz des Herrn Grafen — Gott segne ihn — strengem Regiment. Ueberhaupt reist um diese Zeit niemand gerne, denn die Nacht ist keines Menschen Freund, wie das Sprichwort sagt." »Ich glaube Euren Worten gerne," lachte der Reiter; »ich reise auch nicht geme in der Nacht und will daher erprobe«, was der „Löwe von Flandern" in Speise und Krank dietet und wie es nm da» Nachtlager bestellt ist. Herr Jacob von Artevelde erwartet mich sowieso erst mor gen im Laufe des Tages." Die letzten Worte hatte der Reiter mehr zu sich selbst gesprochen, sie waren aber von dem Wirt wohl verstanden worden uud machten einen unverkennbaren Eindruck auf denselben, der einen langen prüfenden Blick über den jungen Reiter gleiten ließ und mit größter Dienftfertigkeit den Zügel auffing, den ihm der Reiter, sich rüstig und gewandt aus dem Sattel schwingend, zu warf. Der Reiter war ein z-och jugendlicher Mann, mit lebens froh in die Welt schauenden blauen Augen. Blondes ge ringeltes Haar fiel ihm fast auf die Schultern herab und von dem aufgekrempten Hute nickte keck und herausfordernd eine Hahnenfeder. Der Oberkörper war in ein ledernes Koller gekleidet, über welches ein Wams von feinem Tuch nachlässig hing; ein langer Stoßdegen war am Gürtel fest geschnallt und an den hohen Reiterstiefeln klirrten ein paar gewichtige Sporen. Nachdem er das Pferd von der Last eines ziemlich schweren Mantelsackes befreit hatte, überließ er dasselbe einem eilfertig herbeieilendem Knechte und folgte Kem Wirt» mit den scherzenden Worten: „Nun aber Küche und Keller auf, Herr—' „Claessens ist mein Name, Florens Claessens, ich stehe jederzeit gerne zu Diensten, wenns Euch gefällig ist," unter brach der Wirt seinen Gast schmunzelnd. „Man erkennt, daß Ihr noch ein Fremdling — ein Neuling in dieser Ge gend seid, sonst müßtet Ihr von mir gehört haben — na türlich kann mir kein Mensch etwas Unrechtes nachsagen, ich gebe mir stets die größte Mühe, meine Gäste aufs Beste zu bewirten — aber Ihr werdet finden, daß meine Sache sich selbst lobt. Ehrlich währt am längsten ist mein Wahlspruch.' „Dann seid Ihr ja ein echtes Muster Eures Standes — Seltenheit will ich nicht behaupten!" entgegnete der junge Reisende, indem er mit seinem schweren Mantelsack, den ihm der geschäftige Wirt abnehmen wollte, was er aber abschlug, in die Gaststube trat. Die Letztere war ein ziemlich geräumiges Gemach mit braunen, getäfelten Wänden, die keinen anderen Schmuck trugen, als ein geschnitztes Kruzifix, von einem Immor tellenkranze umgeben. Der Fußboden war von roten Zie gelsteinen zusammengefügt und mit weißem Sande bestreut. Durch drei schmale Fenster siel das schwache Dämmerlicht des Abends und beleuchtete zwei Männergestaltrn an ei nem der schweren Eichentische in einer Ecke des Gemache», die, nachdem sie beim Eintritt des jungen Fremden flüchtig den Kopf nach ihm gewendet, unbekümmert um ihn in ihrem halblaut geführten Gespräch fortfuhren, sich demnach nicht weiter gestörtsühltm. Während der Wirt ging, Halle der Junker Zeit, die beiden Anwesenden näher zu betrachten und ste zu mustern. Sie standen beide im kräftigen Mannesalter und schiene» ihrem Aeußeren nach ehrbare Bürger zu sein, waren aber nach der Sille jener Zeit, wo der Bürgerstand noch ganz allgemein Waffen trug, bewaffnet. Von ihrem Gespräch verstand der Junker indeß nichts, wenn es auch laut genug war, um jedes Wort verstehe« zu können, aber es wurde in einer Sprache geführt, die weder mit dem landesüblichen Flämischen, noch mit dem Wälschen der französischen Nachbarn Aehnlichkeit zu haben schien. Nur einen Namen hörte er einmal heraus, der sein Interesse in Anspruch nahm, den Namen Iakob von Arte- velde. Er war noch mit dem Gedanken beschäftigt, was diese Männer wohl mit dem Manne zu schaffen haben mochten, dessen Haus das Ziel seiner eigenen Reise war, als der Wirt wieder erschien, eine gefüllte^ Kanne nebst einem Krystallbecher vor seinen Gast niedersetzte. „Euer Rößlein frißt lustig seine Ration Hafer, und auch Euer Imbiß schmort bereits über dem Feuer, es wirb nicht lange withren, so könnt Ihr Euren Hunger stillen."