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Rabenauer Anzeiger : 30.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191510304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19151030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19151030
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-10
- Tag 1915-10-30
-
Monat
1915-10
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 30.10.1915
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Dem Ende zu. i Swelarlsk Gründe. Sie müssen Frieden schlivtze». Wir wollen de« Frieden. Sin SSnigsworl. König Ferdinand von Bulgarien sagte in dem Aufruf an sein Bolt zum Kriegsbeginn: „Der europäische Krieg nähert sich seinem Ende/ Dies Wort unseres jüngsten Der- kündeten hat weit über Bulgariens Grenzen hinaus ein freu dige- Echo erweckt. Auch in Deutschland wünscht jedermann von Herzen, baß das Ziel recht bald erreicht und der blutige Krieg durch einen ruhmvollen Frieden zum Abschluß gebracht werde. Freilich ist die deutsche Friedenssehnsucht in ihren Ursachen und Beweggründen sehr viel anders geartet als dis unserer Feinde. In den Staaten unserer Feinde wird daS In den weitesten Bevölkerungsschichten gehegte Friedensoer langen diktiert durch die Angst vor dem weiteren Verlauf öeS Völkerringens und vor dem sichtlichen Erlahmen jeder Wider standskraft. Die Lügen und schönen Worte, mit denen man die Siegeszuversicht deS Volkes in den VierverbandSstaaten entfacht und zu erhalten versucht hat, verfangen nicht mehr. Der Glaube an die Möglichkeit eines Sieges ist ge schwunden. Man hatte noch immer gehofft und vertraut, man hatte, wie die letzte mißglückte Joffresche Offensive be weist, die außerordentlichsten Anstrengungen nicht gescheut und Hekatomben an Menschenleben geopfert. Das Ergebnis war der Zusammenbruch, die unheilbare Erschöpfung. Und dieses fürchterliche Ergebnis macht sich auch dem blinden Auge nicht nur auf den Kriegsschauplätzen, sondern auch im wirtschaftlichen Leben bemerkbar, besten Pulse vollkommen inS Stocken geraten sind. Der Pleitegeier zieht nicht nur über den ausgepowerten Rußland und Italien, sondern auch über Frankreich und England, die mit ihrem Gelbe zu protzen flegten, seine Kreise. Die militärische, wirtschaftliche und finanzielle Lage in den Staaten des Vieroerbanded er klärt das wachjende Friedensverlangen der Völker der mit unS im Krieg liegenden Staaten. Mögen die Kriegsleitungen und Regierungen daselbst den Friedensgedanken auch heute noch öffentlich ablehnen; sie können ihr Ohr der immer lauter werdenden Volksstimme dauernd nicht verschließen. Unsere Feinde werden über kurz oder lang die Feindselig keiten einstellen und um den Frieden nachsuchen, weil sie Frieden schließen müssen. DaS Friedensoerlangen Deutschlands und seiner Ver bündeten ist in seinen Ursachen und Zielen grundverschieden von dem unserer Feinde. Wir haben unsere Opfer nicht ver geben- gebracht, sondern auf allen Kriegsschauplätzen so durchgreifende Erfolge erzielt, daß niemand In deutschen Landen, in den Staaten unserer Verbündeten und in dem neutralen Ausland, soweit er sich ein ungetrübtes Urteil «hasten hat, an unserm endgültigen Siege mehr zweifelt, dieser Erkenntnis vielmehr allenthalben offen Ausdruck ver leiht. Auch wirtschaftlich und finanziell stehen wir so günstig wie nur irgend denkbar. Gewiß bleiben auch wir von den Wirkungen des Krieges nicht unberührt, diese treffen jedoch nirgends den Lebensnerv unseres Volke«. Das Bewußtsein unserer guten und gerechten Sache verleiht uns eine sittliche Kraft, deren Stärke die von Armeen aufwiegt. Die KamvfeS- freudigkeit der deutschen Männer und Junglinge ist heute noch dieselbe wie zum Beginn deS Krieges, begeistert eilen noch ungezählte Freiwillige zu den Fahnen, freudig folgen die Gestellungspflichtigen der Einberufung. Ein Wille, ein unerschütterlicher Wille beherrscht unS alle, durchzuhalten bis zum siegreichen Ende. Wir verschmähen den Frieden um jeden Preis, wir müssen nicht Frieden schließen, wie unsere Feinde, wir wollen ihn schließen, aufrecht und stark, aus freiem Entschluß, unter ehrenvollen Bedingungen, für Men schenalter. So sieht die deutsche Friedenssehnsucht aus, die hoffentlich in nicht allzuferner Zeit gestillt werden wird. An einem Königswort soll man nicht drchn noch deu teln. König Ferdinand hat ohne Einschränkung und mit vollem Bewusrsein der Tragweite das Wort gesprochen „der europäisch« Krieg nähert sich seinem Ende". Wir wissen, wie er e« gemeint hat, und erblicken in dem Ausspruch deS König- «in« Gewähr für dis baldige Verwirklichung unserer Hoffnung, daß di« gegenwärtigen Balkanereignisse die Krö nung de- gigantischen Werkes herbeiführen, daS dieses Völkerringen oarstellt, und daß die Welt sich recht bald wieder de- Friedens erfreut, den Deutschland und seine Verbündeten «stritten und der dauernd und für unS ehren voll sein wird! Kuntes Allerlei. Schelmereien vom Tage. Blanke Sechser In der Tasche, — Die sind jetzt ein glänzend Bild, — Wenn man sie zusammengliedert, — Stell'» sie dar ein' Cisenschild. — Eisern ist die Zeit gewißlich, — Das ist klar für jedermann, — Schaut Euch nur vorerst zum Beispiel — Hindenburg aus Eisen an. — Gold und Silber, Nickel, Kupfer, — Gaben längst uns gutes Geld, — Sehr zufrieden ist schon jeder, — Wer hat recht viel in der Welt. — Auch das Portemonnaie voll Esten, — Glaubt es mir, bei meiner Treu, — Wer es hat, kann ruhig sagen, so etwas ist wirklich neu. — Wer das blanke Esten nützet, — Schätzt den Eisen-Sechser ein, — Sind mal Schulden zu bezahlen, — Bringt sie auch das Eisen rein. — Anderes Geld und andere Zeiten — Hat be schert uns dieser Krieg, — Und er bringt für beide Teile — Uns nachgerade vollen Sieg. — Ja, die Zeit hat sich ge ändert, — Heut heißt es bescheiden sein, — Früher gab es volle Schüsseln, — Heut füllt man viel wm'ger ein. — Gerad' so ist es mit dem Gelde, — Nur die Mark halt' einstmals Recht, — Heut kriegt man den Eisen-Sechser, — Und der ist durchaus nicht schlecht. — Nicht einmal so schwere Taschen, — Muß man schleppen mit sich rum, — Höchstens viele tausend Märker — Machen einen etwas krumm. — Also nur kein langes Reden, — Eisen-Sechser gelten auch, — Immer her nur mit den Rollen, — Denn sie füllen auch den Bauch. Leopold Sturm. Schelmereien vom Tage. Uber Saloniki zogen — Briten und Franzosen her, — Wollten die Bulgaren zwin gen, — Rücken drauf bis hin zum Meer; — Bis zum Meere schwarz wie Tinte — Wollten sie marschieren hin, — Dort Quartier sich flott zu nehmen, — Darnach stand nun mal ihr Sinn. — Ausgeklügelt war das Plänchen — Fein bis auf den letzten Knopf, — Ailes mußte gehn am Schnürchen, — Und zu sehen war kein Zopf. — Bloß da ging mit einem Male — Es statt nach links nach rechts herum, — Denn es drehte von Bulgarien — Ferdinand den Schlüssel rum. — Die Moral von der Geschichte —.Zu begreifen ist nicht schwer, — Wer will nicht mal stecken bleiben, — Drehe selbst den Schlüssel quer. — Das Malheur mit einem Male — Stellt sich ost ganz plötzlich ein, — In der Tinte dann »u St»««. — Ist kürwahr kür niemand sein. Rundschau. Die Aünfhundertjahrfeier des tzohenjollernhauses, die mit Rücksicht auf den Ernst der Zeit nur in den Schulen begangen worden war, hat durch die Gedächinispredigten in den Kirchen der Monorchie am vorigen Sonntag ihren würdigen Abschluß gefunden. Irr allen Gottesdiensten wurde der fünfhundertjährigen Regierungstätigkeit des Ho- henzollernhauses in den Marken, in Preußen nnd im Reiche gedacht und dem Himmel Dank gesagt, daß er unserem Volke ein so herrliches Fürstengeschlecht geschenkt habe. Auch die Zentenarfeier hat wieder Gelegenheit geboten, das innige Band, das Fürst und Volk und alle deutschen Bundesstaaten unauflöslich mit einander verknüpft, aufs neue zu preisen und zu stärken. Kaiser Wilhelm aber hat in seinen Dank sagungen auf alle Glückwünsche und Huldigungen aus An latz der Jahrhundertfeier immer aufs neue darauf hinge wiesen, daß unsere Einigkeit unsere Stärke ist, mit der wir auch in diesem schwersten aller Kriege unsere Gegner zu Boden werfen. Englischer Seehochmuk. Der Jahrestag von Trafal- ger, an dem vor 110 Jahren der englische Admiral Nelson die spanische Flotte besiegte und fiel, gab den Londoner Blättern Anlaß sich in hochmütigen Redensarten mit der deutschen Kriegsflotte zu beschäftigen. Sie feiern den „Kampf geist der englischen Marine" und sagen, dieser Kampfgeist bleibt, Sieg oder Niederlage bedeuten nichts. Heute kämpfen französische und englische Seeleute auf derselben Seite, jeder schuldet dem andere etwas von seinen Fortschritten in der unterblichen Erziehung zur See. Was den gemeinsamen ike nd anaebt. ko war er zu einaekULet, um zu lernen. Er hä t die See wie das Land nur für ein Theater für Mord, Uno ob er auch mit seinen neuen Schiffen und seinen neuen Geschützen btS zum letzten Atemzuge ficht, er wird sterben, wie er gelebt hat — ein Fremdling der See. Inzwischen sind die sieben Meere Straßen der Zivilisation, und die Fran zosen und Engländer halten sie gegen die Barbaren. Die Deutschen sind zu eingebildet, um zu lernen! Und dabei predigen andere Engländer und Franzosen zum Über druß, Laß gerade bis Deutschen bas Lernvolk auf der Erde seien. Wie hätten sie in so staunenswert kurzer Zeit zur zweiten Seemacht auf der Erde emporwachsen können, wenn sich nicht mit ihrem eigenen Erfinbungsgeist bas sorgfältigste Studium anderer Flotten gepaart hätte! Wenn in dem Weltkrieg, der jetzt tobt, Taten zur See vollbracht worden sind, die wie der jauchzende Tod der Spartaner bei Ther- mopylä und ähnliche antike Überlieferungen die Fabel der Jahrhunderte bilden werden, so sind sie von deutscher, nicht von englischer Seite geschehen. Dis alberne Beschuldigung der Deutschen als Barbaren mußte natürlich wieder aufge wärmt werden. Es ist einwandfrei festgestellt, daß ein eng lischer Kapitän die wehrlos auf den Wellen treibende Be satzung eines deutschen Tauchbootes seelenruhig abschießen lasten Hatz War das echter Seemannsgcist oder rohe Bar barei? Der »Geist, der vordem Nelson war", steht aller dings dieser Schandtat näher, alS die meisten Engländer annehmen mögen. Daß Nelson ein kluger und kühner KriegSheld war, wird ihm keiner abstreiten, aber aller Ruhm vermag, wie die „Köln. Ztg." fügt, die schwarzen Flecken echt englischer Hinterlist und Grausamkeit nicht zu tilgen, mit denen er sich besudelt hat. Diese Beite des „Nelson geist,S" wenigstens hat sich ohne Frage auch auf die heu tigen Engländer vererbt. Demission des luxemburgischen Ministeriums. Nach dem Tode des Ministerpräsidenten Eyschen hatte die Groß' derwgin di« Regierung gebeten, unter dem Vorsitz des bis herigen Finanzministers Mongenast die Negierungsgeschäste Weiterzuführen und das Ministerium zu ergänzen. In- zwischen find in prinzipiellen Fragen Meinungsverschieden heiten zwischen der Regierung und der Großherzogin ent standen, weshalb die Regierung ihre Entlassung gegeben hat. Blutiger Yoh». Petersburger Blätter bringen herzzer reißende Schilderungen des Elends, das unter der van den Kriegsschauplätzen vertriebenen und in das Innere des Reiches geflüchteten russischen Zivilbevölkerung herrscht. Es fehlt an jeder Ordnung in der Versorgung dieser Menschen mit den notwendigsten Lebensmitteln. Tausende sterben HungerS. Krankheiten breiten sich unheimlich schnell aus. Mütter, die von ihren Kindern getrennt wurden, werfen sich vor Eisenbahnzüge. Die Selbstmorde unter diesen Unqlück- lickien werken immer bäustuer. dabei aber wird die -Regi strierung" der VerlnebeNen nicht vergessen, alle sollen ihren „Paß" haben. Statt die Unglücklichen mit Unterkunft und Lebensmitteln zu unterstützen, sorgt die Regierung nur da für, daß ein jeder von ihnen sein Paß hat. Der Paß ist die Hauptsache, damit die Polizei im Falle von Verhaftungen Bescheid weiß; sie lebt ja von der Furcht vor politischen Verbrechen. Die versehentlich ersolgie Beschießung eines schwe dischen A-Bootes hat nicht nur in Schweden, sondern auch in Deutschland selbst aufrichtiges Bedauern hervorgerufen. Das deutsche U-Boot, das aus einem aufgerichteten Mast annahm, daß es sich um ein verkapptes englisches U-Boot handelte, hatte einen Schuß auf das Unterseeboot abgegeben, wodurch ein Mann der Besatzung verletzt wurde. Eist später wurde der deutsche Kommandant gewahr, daß er das schwe dische Netzseeboot „Hvalen" vor sich habe. Er sprach darauf sofort sein und seiner Mannschaft tiefstes Bedauern über den Vorfall aus. Der deutsche Gesandte v. Luc us in Stockholm suchte ebenfalls sofort den schwedischen Staatsminister und den Minister des Äußeren auf, um ihnen sein Bedauern aus zusprechen. Dieses korrekte Benehmen Deutschlands hat den ersten ungünstigen Eindrück, den der Zwischenfall in Schweden gemacht hat, wieder verwischt, und es darf als sicher vor ausgesetzt werden, daß die herzlichen Sympathien, die das schwedische Volk mit dem unseren verbinden, nicht getrübt worden sind. Der bayerische Landtag beschäftigte sich in seinen letzten Sitzungen mit den durch den Krieg angeregten wirt schaftlichen Fragen, insonderheit mit der Lage des Hand werks. Dem Handwerk, so betonten mehrere Redner, müsse namentlich auch für die UebergangSzeit nach dem Kriege durch Arbeitsbeschaffung und Kreditgewährung geholfen werden. Etwa im Vereine mit den Sparkassen sei eine Anstalt für den Gelddienst der Handwerker analog den Darlehnskasten der Bauern zu gründen. Die im Felde stehenden Handwerker, die in ihrem Betriebe nicht hätten «setzt werden können, seien wohl am schwersten für die ganze Zukunft geschädigt. Der Ausbau der Organisation des Handwerks zu Genossenschaften und Lieferungsver- bänden müßte nach Möglichkeit gefördert werden. Die Her anziehung der Frauen während des Krieges zu Arbeiten, die nur männliche Kraft andauernd zu leisten vermöge, so wie die Ausnahmen von Beschästigungsbeschränkungen sollten nach Eintritt der normalen Verhältnisse möglichst rasch beseitigt werden. Für die Regelung der Bäckerarbeit im Frieden wäre das Verbot der Nachtarbeit, die Festlegung der Arbeitszeit der Gehilfen im Auge zu behalten unter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse an kleineren Orten. Gewünscht wurde ferner die möglichst baldige amtliche Zusammenstellung einer Mustersammlung jener ausländischen Erzeugnisse, die bei den inländischen Detaillisten gerne ge kauft worden seien, damit die Fabrikanten die Bedürfnisse und Wünsche kennen lernten und neue Existenzmöglichkeiten für auS dem Kriege heimkehrende Handwerker geschaffen würden. Rühmend anerkannt wurden die erfolgreichen Be mühungen der zuständigen Stellen um die Herbeiführung de- Ausgleiches militärischer und gewerblicher Interessen. Der reelle deutsche Handel habe in der Kriegszeit feine wirt schaftliche Unentbehrlichkeit, ober auch seine Hingabe an die vaterländischen Interessen erwiesen. Der auswärtige Handel fei für Deutschland von größter Bedeutung. Handelsver träge auch mit den feindlichen Staaten seien unerläßlich zur Deckung des Rohstoff- und Lebensmittelbedarses und zur Erhaltung der einen großen Teil des Volkes ernährenden Exportindustrie. Durch eine Reform des deutschen Konsu- latSwesens, namentlich hinsichtlich der Vorbildung und der Auswahl der Bewerb« müsse erreicht werden, daß Industrie und Handel über die Absatzmöglichkeiten, die Konkurrenz verhältnisse usw. der einzelnen Länder gründlich und genau unterrichtet werden. Bei den diplomatischen Vertretungen Deutschlands müßten wesentlich mehr Handelssachoecständtgs mit praktischer Erfahrung angestellt werden. Der italienische Krieg. Als Ersatz für die unmögliche Hilfe auf den übrigen Kriegsschauplätzen sucht Italien durch lebhaftere Tätigkeit an der österreichischen Grenze seinen neuen Freunden miklich zu Schelmereien vom Tage. Oktober ging fetzt in die Welt, — Die Sonne scheint verschwunden, — November meldet drauf sich an, — Er bringt bald Weihnachirstunden. — Noch knattert draußen das Gewehr, — Es brüllen die Kanonen, — Die Unsern gehen freudig vor, — Hier gab's noch keine Drohnen. — Die scht" sie Zeit vom Jahr ist da, — Die ist schon wieder kommen, — Vom Krieg geht Woch' auf Woche hin, — Uns soll das beste frommen. — Allüber all der Deutsche ist — Bereit zu frohem Schlagen, — Bis her da konnte keiner ihm — Ma! kommen an den Kragen. — Das ist dis Weihnachtszeit im Krieg, — Die wird uns Gutes bringen; — Viktoria, Glückauf, Hurra, — DerDeuifche zwingt das Ringen. Leopoid Sturm. Dit Franktireurs. KriegSroman von Gustav Lange „Gnädiges Fräulein, schonen Sie Ihre Gefühle, ich will nur das wissen, was die Person des Grafen von Montfort betrifft, um danach meine Feststellungen machen zu können." „Dann muß ich Ihnen alles erzählen. Ich liebte meinen Verlobten, den ich früher wenig gesehen hatte, nicht; aber er gesiel mir, er flößte mir Vertrauen ein, ich war von den ehrlichsten Gefühlen für ihn erfüllt; ich malte mir denn auch die Zukunft, wie er sie mir gestal ten würde, als eine glückliche aus, wie sie sich eben jedes Mädchen in ihren jungen unerfahrenen Jahren nur wün schen kann. Er war aufmerksam gegen mich, er war wohlerzogen und besaß soweit auch keinen schlechten, eher einen gut mütigen Charakter und war gefällig gegen Jedermann. Nur begann nach einer längeren Zeit in meinen Zukunfts traum sich eine ängstliche Sorge zu mischen: Etienne, der zwar Offizier war, aber wenig Dienst tat, hielt sich viel in Paris und in vornehmen Bädern auf und wenn er heimkehrte, da entging mir jedesmal eine gewisse Spann« I ung nicht, die zwischen ihm und seinen Eltern herrschte, bei denen ich längere Zeit zum Besuche war. Ich fand ihn selbst dann verstimmt, kleinmütig, geneigt zu einer Selbstironie und Selbstverachtung, die mich in ihm, in dem ich nur Stärke und Selbstbewußtsein erblicken und verehren, jedesmal ganz unglücklich machten und zugleich empörten. Mein Vater hatte die Zeit unserer Verbinoung, die schon festgesetzt war, aus Gründen, welche mir mehr Vor wände, als wirkliche Gründe schienen, hinausgeschoben: kurze Zeit darauf wurde uns mein Vater nach Kurzer Krankheit durch den Tod entrissen. Nachdem ich ihn verloren hatte, mußte sich mein Ge müt desto weicher und inniger an meinen Verlobten an schließen — aber ach, dieser kam erst nach Wochen, kam in einer seltsamen Verfassung — es war, als habe er eine Krankheit überstanden; er war bleich, matt, schweigsam, energielos in Allem, was er tat und sagte; es war, als habe ihn jetzt aller Jugendschwung, aller Lebensmut ver lassen- Ich litt darunter, ich verlangte eine Aufklärung von ihm, von meiner Mutter er kehrte zunächst zu sei nem Regiment zurück und ich quälte mich vergeblich zu ergründen, was mit ihm geschehen sein konnte. Da kam mir ein Vetter zu Hilfe. Er sagte mir eines Tages, als ich ihm meine Unruhe klagte, weil ich schon seid Wochen keinen Brief von meinem Verlobten, noch sonst eine Nachricht erhalten: „Es wäre am besten, wenn Du nie wieder einen Bries von ihm erhalten würdest. Es liegt nur in Deinem In teresse für die Zukunft, wenn ein Verhältnis gelöst wird, welches Dir nie zum Segen gereichen kann. Es ist nicht recht von Deiner Mutter, daß sie nicht längst den ersten Schritt hierzu gethan hat. Die Hoffnung, daß er sich bessern wird, ist wohl in diesem Falle eine ganz vergeb- üche." ... — . - ... - - u
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