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' Vie Zeit. Vie Hoffnung -er Schwäche, kurzer prozetz. Der Tag de» Frieden». Die Zeit, der Dichter deS Menschen Engel nennt, haben unsere Feinde zu ihrem stärksten Bundesgenossen er- koren. Sie erkennen, daß sie auf keinem Schonplätze deS Weltkriege« mehr zu einer auch nur irgendwie aussichts reichen Offensive gegen die Deutschen imstande sind, und erhoffen nun alle« von der Zeit. Die Zeit soll Deutsch lands wirtschaftliche Kräfte aufzehren und dazu helfen, daß sich die deutschen Heere in aufreibenden Angriffen gegen bi« unbezwinglichen Stellungen der Franzosen und Engländer verbluten. Man hofft auf einen Mangel des Menschenma terials in Deutschland, der e« unmöglich machen würde, di« entstandenen Lücken im Heere auszufüllen, und man hofft, daß den Deutschen einmal die Munition ausgehen werde, so daß sie sich zur Einstellung der Feindseltgken genötigt sehen werden. Man sieht, die Hoffnungen unserer Feind« find die Hoffnungen der Schwäche und damit bas Einge ständnis der eigenen Ohnmacht. Sie stehen in einem so schroffen Gegensatz zu den llegeSsicheren Ankündigungen einer zermalmenden Offensive, daß auch den breiten VolkS- maffen in den feindlichen Staaten der Unterschied von da mals und heute nicht entgehen kann. Die Heerführer und Regierungen der feindlichen Staaten geben ihre Sache vor ihren eigenen Völkern verloren, indem sie sich auf keine andere Stärke mehr berufen als auf die Zeit. Der Krieg dauert nun bald vierzehn Monate. Wenn di« Zeit einen zermürbenden Einfluß auf die Stärke Deutsch lands auszuüben vermöchte, dann müßte dieser Einfluß längst zu spüren sein. Aber was wir sehen, ist das Gegen teil von dem, was unsere Feinde wünschen und hofften. Wirtschaftlich wie militärisch steht Deutschland heute stärker und gesicherter da als zu Beginn des Krieges. Die russi schen Armeen sind zu Boden geworfen; der letzte Offensiv versuch, mit dem der Zar seine Oberbefehlshaberschaft ein leitete, ist schneller auf der ganzen Linie zusammengebrochen, als es selbst die kühnsten Optimisten Deutschlands zu hoffen gewagt hatten. Was von den Zarenheeren noch übrig ist, das find zerstreute und zersprengte Scharen, die in ihrer Zusammenhangslosigkeit nirgends mehr Schaden anrichten Minen. Auch in Wolhynien, dem einzigen Punkte, wo sie sich noch im Angriff bemerkbar machten, werden die Russen schnell zusammengehauen sein. Wir können uns keinen über zeugenderen Beweis für die Erledigung Rußlands wünschen als den durch die Tatsache gebotenen, daß sich die verbün deten deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen mit voller Wucht gegen Serben warfen. Die ganze Anlage und die durchschlagenden Erfolge dieses Angriffs, bieten unS die volle Gewißheit, baß mit Serbien kurzer Prozeß gemacht werden wird. Der Ungewißheit der Balkanlage wird durch den Serben^ krieg ein schnelles und endgültiges Ende bereitet und der unmittelbare Verkehr zwischen den Zentralmächten und der Türket freigemacht werden. Ihre Dardanellenaktion werden unsere Feinde dann wohl einstellen, und Rumänien wird wissen, was es zu tun hat. Mit Rußland, das sich nicht wieder zu erholen vermag, ist unser stärkster Feind be zwungen; die frei gewordenen Kräfte holen bereits zu frischen Schlägen aus und verwirklichen die Ankündigung, die der Reichskanzler schon im August vor der deutschen Volksver tretung machen konnte. Sehen die Vieroerbandsstaaten erst die Balkanselle endgültig fortschwimmen, dann werden sie erkennen, was die Glocke geschlagen hat. Das große Auf räumen im Westen wird sehr gegen den Willen der Fran zosen und Engländer mit einer Schnelligkeit erfolgen, die im direkten Gegensatz zu der von unseren Feinden erstrebten Hinschleppung des Krieges stehen wird. Wir haben uns von unseren Feinden noch nie und nirgends den Willen des Handelns vorschreiben lassen, sondern bisher stets den gegenteiligen Grundsatz befolgt und den Feind gezwungen, nach unseren Forderungen zu handeln. Das wird auch der feindlichen Hoffnung gegenüber geschehen, wonach uns die Zeit zermürben soll. Nein, dieser Krieg wird nicht ins Endlose verschleppt werden; es ist das denkbar größte Ver brechen, das unsere Feinde allein mit dieser Wunschäußerung begehen. Der Siegeslauf unserer Heere drängt unaufhalt sam vorwärts, und immer mehr nähert sich der Tag, an dem wir jubeln und frohlocken werden: Es ist wieder Frieden l Rundschau. Der vegiun der großen Offensiv» gegen Serbien ist mit der amtlichen Meldung unseres Großen Hauptquar tiers «»gekündigt worden, daß deutsche Artillerie den Kamps gegen serbische Stellungen südlich der Donau bei Semendria vom Nordufer deS Fluffes aus aufnahm, den Feind vertrieb und sein Geschüßfeuer zum Schweigen brachte, sowie durch die ergänzende Meldung der österreichischen Heeresleitung, daß auch die Festung Belgrad unter Feuer stand. Das Eintreten Rußlands nötigte seinerzeit Oesterreich-Ungarn, seine Hauptkräfte in enger Verbindung mit dem deutschen Verbündeten zunächst gegen den Hauptgegner zu verwenden. Serbien wurde zum Nebenkriegsschauplatz Jetzt sind die Heere des Zaren soweit niedergerungen, daß wir, um mit dem Reichskanzler zu sprechen, Armeen zu neuen Schlägen bereit haben. Nichts ist daher natürlicher, als daß wir dies« Schläge dem zukommen lasten, der unverdienterweise allzu lange verschont blieb. Auch über die gemeinsame Offensive deutscher und österreich-ungarischer Truppen wird sich Ser bien nicht wundern können, das im August vorigen Jahres, noch im Vollgefühl festen Vertrauens auf den großen russi schen Bruder, die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reiche abbrach. Die jetzt begonnene Offensive ist, wie die „Voss. Ztg." hervorhebt, auch durch die Notwendigkeit begründet, eine engere Verbindung zwischen den Zentralmächten und deren türkischem Bundesgenosten herzustellen. Unsere gemeinsame Kriegführung hat allzu lange unter den Durchfuhr- und Ausfuhrschwierigkeiten gelitten, die für uns durch die Hal tung Rumäniens entstanden, das anderseits den Truppen- und Kriegsmaterialverkehr zwischen Rußland und Serbien nicht behinderte. Wird sind gezwungen, dieser Benachteili gung ein Ende zu bereiten und uns in Serbien den Korri dor zu öffnen für den ungehinderten Verkehr mit unserem Bundesgenossen. Die Ausdehnung der wieder aufgenom menen Feindseligkeiten auf einer Front von 150 Kilometern in der Luftlinie und die Beschießung von Belgrad und Se mendria »weist, daß die verbündeten Heeresleitungen ge willt find, die neue Offensive mit einer Kraft zu führen, die eine schnelle Entscheidung im Gefolge haben muß. Dis Serben haben die neunmonatige Ruhe, die wir ihnen ge lasten haben, benutzt, das durch Gefechts- und KrankheitS« Verluste stark geschwächte Heer neu zu organisieren. Nach Zeitungsnachrichten hat man mit Hilfe von England, Frank reich und Rußland die Ausrüstung an Bekleidung, Munition, Artillerie, Kraftfahrzeugen, Flugmaschtnen und Vorräten aller Art vollkommen ergänzt und das Heer angeblich wieder auf eine Stärke von rund 300000 Mann schlagfertiger Truppen i gebracht. Die Armierung Belgrads soll durch sechs schwer« ! Batterien ergänzt worden sein. Auch soll ein englischer Ad« miral Schiffskanonen und Flugzeuge geliefert haben. Die Verbündeten werden aber auch mit diesem Gegner, den sie alS militärischer Faktor nicht unterschätzen, fertig werden, nachdem fie das unendlich weit stärkere Rußland zu Boden gezwungen haben. Grohs Erfolge unserer Diplomatie. Unsere Diplo matie, di« mit dem Kriege gewachsen ist, hat uns zuerst den i türkischen Bundesgenossen gebracht, der durch innere Kraft i und geographische Lage unvergleichlich wichtiger für unS - geworden ist, als Italien es je hätte sein können. Jetzt i hat sie in das Nest der schlimmsten Ränke Rußlands und s Englands, in die Brutstätte der ganzen weltbedrohenden ! Schwierigkeiten der letzten sechs Jahre, den Balkan, hinein- gegriffen und die Entente glatt geschlagen, ehe noch unsere Heeresleitung sie auf diesem Schauplatz schlagen konnte, i Sie hat schon seit Monaten diesen Hauptweg, um England, s a wahrscheinlich den Krieg selber ins Herz zu treffen, be« ! schreiten wollen. Die „Magd. Ztg." kann erklären, baß eS des Kanzlers Pottkit ist, di« nun von der Heeres leitung angonommo« worden ist und anogesühr» wird. Unsere Divlomatie hat auch, in richtiger Erkenntnis besten, Ivas Haupt- und Nevensache war, orejes wichtige Fe!ö un- perrückt im Auge gehabt, als sie die Zugeständnisse Amerika machte, dessen unfreundliche Haltung hauptsächlich im Hinblick auf den Balkan unerwünscht erschien. Denn auf dem Balkan, nicht im Osten und Westen, sondern in dem der Milte, im Südosten, lag seit Wochen der Brenn punkt »er ganzen politischen Aufmerksamkeit, und dort sammelt sich jetzt auch das militärische Interests. Es ist keine Kleinigkeit für die deutsche Staaiskunst ge wesen. so weit zu kommen. Erst sehr lange nach dem KMge Mrd MN ganz zu erkenne« vermögen, welch« Schwierigkeiten in den diplomatischen Verhandlungen zu überwinden waren. Heute kann man manche von diesen Schwierigkeiten noch nicht einmal andeuten. Wir stehen vor folgenschweren Ereignisten und dürfen hoffen und an nehmen, daß unsere Kämpfe auf dem Balkan weit schneller zum Ziele führen werden, als die große Sommeroffensive gegen Rußland, die räumlich und zeitlich ins Gigantische wächst. — Wie den Truppen nach langen Märschen der erste Kanonenschuß, der dem vorbereitenden Anmarsch ein Ende macht, als eine Erlösung vorkommt, ebenso darf uns nach den langen und hemmungsreichen Wegen, die unsere Politik auf dem Balkan hinter sich hat, jetzt zumute sein bei den ersten deutschen Artilleriesaloen vor Semendria. vle Einführung des neuen Erzbischofs von Posen Dr. Dalbor erfolgte in der Posener Kathedrale in Anwe senheit des Oberpräsidenten der Provinz, der Vertreter der obersten Militärbehörden und der hohen Geistlichkeit sowie einer vieltausendköpfigen Menge durch den Erzbischof Dr. v. Hartmann-Köln. Der Prozesfionszug, in dem sich die ge samte katholische Geistlichkeit der Provinz, die Posener Dom- geistlichkeit, die beiden Domkapitel von Posen und Gnesen, die Professoren der beiden Priesterseminare und die päpst lichen Kammerherren befanden, begab sich vom erzbischöfli chen Palast nach dem Hauptportal deS DomeS. Auf dem Wege bildeten die polnischen Brüderschaften mit ihren Fahrten Spalier. Beim Eintreffen der Prozession tm Dom sang der Domchor geistliche Gesänge. Darauf erfolgte mit dem alt hergebrachten Zeremoniell die Weihe deS neuen Erzbischofs und des neuen Weihbischofs durch den Kardinal Dr. v. Hart mann. Hieran schloß sich die Thronbesteigung des Erzbi schofs Dr. Dalbor und die Huldigung der Geistlichkeit. An läßlich der Etnführnngsfeter spendete der neue Erzbischof 8000 Mark für die obdachlosen Polen. In einem Glück wunschtelegramm des Reichskanzlers an den Erzbischof heißt eS: Die ernste und große Zeit macht Ihr hohes Amt, i« welchem Ste dem zu früh dahingegangenen Erzbischof Dr. Likowski folgen, doppelt schwer und vsranlwortungSvoü. Möge es Euerer erzbischöflichen Gnaden durch Gottes reiche Hilfe beschicken fein, zum Segen der Ihnen anvertrauten Erzdiözösen dieses Amtes mit dem Erfolge zu walten, den der Kaiser für Staat und Kirche van ihrer Arbeit erhofft. Der iiaiiemsche Krieg. über den Besuch des französischen Generaliisimus Joffre auf dem italienischen Kriegsschauplatz werden nachträg lich durch Wiener Berichte noch hübsche Einzelheiten be kannt. Joffre besuchte in Begleitung des Königs die Front bei Monfalcone, und natürlich mußte ihnLn irgendein Spek takelstück gezeigt werden. Cadorna entschloß sich zu einem Angriff auf den Monte San Michele, der vor Wochen ein mal eine Nacht lang in italienischem Besitz war. Am 4. September früh wurde der Angriff inszeniert. Von einem Beobachtungsposten aus sah die ganze Gesellschaft dem An griff zu. Erst kam die Artillerievorbereitung. Die SS-Zen- timeter-Mörser tobten, als ob die Italiener die ganze Welt in Trümmer schießen wollten. Joffre war begeistert. AlS dann Infanterie eingriff, kam der Zusammenbruch der gan zen Sache. Als die stürmende Üattenische Infanterie in unser Feuer geriet und zur Flucht gezwungen wurde, ver ließ Joffre das Schlacht seid, weil er solche Angriffe schon anderswo zur Genüge gesehen halte. Italienische Verdrießlichkeiten. 2800 neue tta- lisniirhe Leutnants sollen in dieser Woche ernannt werden, um die Lücken auszufüllen, die der Krieg trotz seiner voll ständigen Erfolglosigkeit bisher im italienischen Offizierkorps gerissen hat. — Römische Blätter müssen zugeben, daß die Verhandlungen wegen des Einschlusses Italiens in die eng lisch-französische Mtlliar denonleitze in Amerika gescheitert sind. Italien verlangte bares Geld, während England nur Krediteröffnung in Neuyork anbot. Dieses Scheitern führte die überstürzte Steuererhöhungspoliti! tm Kabinett Salandra herbei, die im Volke so starken Unwillen erregte, daß ernste Erschütterungen in Aussicht stehen. — Der betrügerische Mititärlictoraut Perron in Schto wurde vom Militärge richt zu acht Jahren Kerker verurteilt. Auch die anderen verhastetetcn Lieferanten wurden entgegen der bisherigen Praxis dem Militärgericht überwiesen. — Auch die Fran zosen verüben Belrügereien. Die Behörden von Toulon verbasteten weaen Unterschlagung von Waren, die dem vis ^raoktirsars. Knegsroman von Gustav Lange. 89 Freiherr von Heydebrink schüttelte den Kopf, ihm schien die Annahme Bornheims doch etwas zu gewagt, eine ganze Abteilung deutsche Soldaten samt ihrem Füh rer zu überfallen, dazu gehörte schon eine größere Macht und barg auch zu viel Gefahr für die Täter in sich, da die Tat doch nicht ungesühnt bleiben würde. »So etwas vermute ich nun nicht; allerdings kann ich mir gar nicht denken, was man eigentlich vor hat, denn es gibt der Möglichkeiten so verschiedene. Wir befinden uns in einer schauderhaften Ungewißheit und dieser muß unbedingt so schnell wie möglich ein Ende gemacht werden." »Etwas in dem Brief ist mir noch ausgefallen, Herr Wachtmeister, ist es Ihnen nicht auch so beim Lesen er gangen ?" »Mir ist nichts ausgefallen," entgegnete Freiherr von Heydebrink und überflog rasch den Inhalt des Briefes noch einmal. »Ich kann wirklich keine auffällige Stelle finden. Nun, Sie besitzen ja einen besonders feinen Spür sinn, was hat denn Ihre besondere Aufmerksamkeit er legt?" »Daß die kleine Französin stark in die Sache mit verwickelt ist, aber wo nun die Gefahr droht, die gehei men Machenschaften könnten aufgedeckt werden, bekommt fie es nach ihrem eigenen Geständnis mit der Angst zu tun." »Woraus schließen Sie das?" »Sie schreibt es doch selbst, daß sie froh sein wird, wenn erst die Sache vorüber ist; das klingt doch nicht besonders ermutigend für die anderen, die noch mit da ran beteiliat sind." »Das find» ich erklärlich, wenn eine junge Dame wie Fräulein de Lorm sich nur ungern in solche geheime Machenschaften einläßt, vor allem, wenn dieselben wirk lich auf verbrecherische Absichten hmauslausen. Es wird mir wirklich schwer, an eine Schuld der jungen Dame zu glauben. Ich will mich nicht rühmen, ein hervor ragender Menschenkenner zu sein, aber der Eindruck, den ich von der jungen Dame gewonnen habe, läßt mich eher vermuten, daß sie gegen ihren Willen durch eine Ver kettung von Umständen in die Sache mit verwickelt mor den ist." „Ohne daß wir etwas zu ihrem Gunsten tun kön nen, wenn das Verhängnis seinen Lauf nimmt. Ins Rollen ist der Stein nun einmal gekommen, aufhalten können wir ihn nicht mehr." „Wir kämen vielleicht schneller den Machenschaften auf dm Grund, wenn wir nur wüßten, für wen der Brief, den wir nun soweit glücklich ausgesangm haben, bestimmt war." „Leider läßt sich daran nichts ändern, wir tappen im Dunkeln." „Haben Sie nicht versucht, aus dem Mann heraus zubekommen, wohin er den Bries im Auftrage des Fräu lein bringen sollte?" „O, Herr Wachtmeister I" „Und welchen Erfolg haben Sie dabei mit ihm ge habt?" „Alle Strafen hier auf Erden habe ich ihm ange kündigt — er weigerte sich, zu sagen, wohin er den Brief tragen sollte. Ich glaube, wenn ich ihm das Fegefeuer hätte androhen können, ich würde ebensowenig Erfolg damit bei ihm erzielt haben." „Was machte der Mann für einen Eindruck hierbei aus Sie?" „Durchaus keinen schlechten Eindruck, Herr Wacht meister; er machte ganz den Eindruck eines Mannes — oder sagen wir vielmehr den eines treuen, verschwiegenen zuverlässigen Dieners, der für seine Herrschaftt durch das Feuer geht." „Was äußerte er denn?" „Er erklärte mir rundweg heraus, daß er es hab« zwar nicht hindern können, daß man ihm den Brief ab genommen habe, hier habe er der Gewalt weichen müs sen, aber zu wem er den Brief tragen sollte, das erfahr« kein Mensch, liebe lasse er sich von uns in Stücken zer reißen." „Dabei blieb er?" „Dabei blieb er und was wollte ich mit dem Mann« nun weiter machen. Ich war froh, daß ich überhaupt noch den Brief erlangt Ich beauftragte zwei Mann, dm Briefboten zu unser Truppe zurückzutransportieren und dort vorläufig in Gewahrsam nehmen zu lassen, bis ein weiterer Bericht von Ihnen morgen oder in den näch sten Tagen eingehen werde." „Weiter ließ sich da allerdings nichts tun. Ich muß gleich morgen früh versuchen, die kleine Französin zum Sprechen zu bringen —" Ein langgezogener eigentümlicher, dünnes kreischender Ton, der die abendliche Stille unterbrach, ließ den Vize- Wachtmeister, Unteroffizier Bornheim, wie auch Hillig plötzlich aufhorchen. Das seltsame Geräusch, das so plötzlich begonnen hatte, setzte sich mit Gleichmäßigkeit fort, nicht stärker aber auch nicht schwächer werdend. „Bornheim, können Sie unterscheiden, wovon diese seltsame Musik herrührt?" Der Gefragte legte seine rechte Hand an das Ohr und sagte dann mit bedauerlichem Achselzucken: „Ich habe solche Töne in meinem Leben noch nicht gehört — geisterhaft — spukhaft klingt es; vielleicht liegt da eine bestimmte Absicht zu Grunde — man will uns schrecken damit — aber da müssen sie uns das Gruseln erst noch lernen."