Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 21.09.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191509218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150921
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-09
- Tag 1915-09-21
-
Monat
1915-09
-
Jahr
1915
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ein Zayr Stellungskrieg. Italien» Einflntz auf die Marne-Schlacht. Vie graukkev« Mauer. Der «lieg, wie «vir ihn lieben. Ein Jahr hat seinen Lauf vollendet seit jenen Tagen, an denen cs den Franzosen gelang, durch einen mit übev legenen Kräften in der Lücke zwischen den Armeen Bülow und Hausen durchgeführten Angriff unseren beispiellosen Siegesmarsch auf Paris aufzubalten und unsere Heeres leitung zur Zurücknahme ihres rechten Flügels zu veranlassen. Der französische Generalissimus Joffre hätte sein Manöver nicht aussühren können, wenn er nicht schon damals Zusiche rungen des verräterischen Italiens in der Hand gehabt hätte. Die Verstärkungen seiner Streitkräfte durch die Pariser Be- saydngStruppen allein hätten nicht genügt, um die erreichte Wirkung zu erzielen. Nur dem Umstande, daß er in der Lage war, die französische Grenze gegen Italien unbesorgt von Truppen zu entblößen, ermöglichte ihm seinen Erfolg. Italien hatte schon damals, also noch nicht sechs Wochen nach dem Kriegsbeginn, seine Truppen an seiner Ostgrenze konzentriert und sie von seiner an Frankreich stoßenden Nordwestgrenze abgezogen. Die Kriegsgeschichte wird noch festzustellen haben, In welchem Umfange die damalige Ha!» tung Italiens die Ereignisse an der Marne beeinflußt«. Einen positiven Erfolg trug der französische Generalissi mus, besten Feldherrngeschick nirgends geleugnet wird, mit Ler Marner Schlacht nicht davon, so groß damals auch der Siegesjubel von Franzosen und Engländern war. Er hatte wohl unsern stürmischen Siegeslauf gehemmt, aber weder einen Durchbruch durch unsere Reihen noch eine Umgehung unseres rechten Flügels erreicht. Er schrieb auch weiterhin nicht uns, sondern wir schrieben ihm die Gesetze de» Han delns vor. Unsers herrlichen Truppen, die sich jeder Lage gewachsen zeigen, nahmen ihre neue Stellung ttn und bau ten sie zu uneinnehmbaren Bollwerken aus. Unter Scho nung der eigenen Kräfte verursachten sie geradezu ungchenre Verluste der verbündeten Feinde. Joffre besaß ein starkes Zutrauen zu seiner Kraft und versuchte zu wiederholten Malen die Offensive zu ergreifen und gegen die schlimmen Deutschen einen entscheidend-n Schlag zu führen. An An strengungen ließ er es nicht fehlen und durch Mißerfolge ließ er sich nicht entmutigen. Er suchte sich immer aufs neue festzubeißen, mußte aber schließlich erkennen, baß er auf Granit biß. Unbekümmert um alle feindlichen Vorstoß- versuche hielt unsere Wacht im Westen ihre Stellungen stark und treu, so daß der französische Generalissimus endlich feige Sturmversuche einstelite. Unsere Leser misten, welche hochfliegenden Pläne sich die verbündeten Gegner gesteckt hatten: Die Deutschen sollten vom französischen und bel gischen Boden verdrängt und die entscheidenden Kämpfe an oen Rhein getragen werden! Von diesen kühnen Entwürfen ist keiner zur Verwirklichung gelangt. ' Noch tobt auch im Osten der Krieg; aber die entscheiden den Schläge sind dort ber its geführt worden, und die leb hafter« Tätigkeit der Unseren auf dem westlichen Kriegs schauplätze gestattet die Annahme, daß unsere Heeresleitung den.Osten im wesentlichen ftr erledigt hält und nach genau einjährigem Stcllungskampf im Westen die Entscheidung herbetzuführen sich anschickt. Schon vor einigen Wochen halte der Reichskanzler vor der deutschen Volksvertretung gesagt: „Frische Kräfte werden zu neuen Schlägen frei. Der deutsche Kronprinz hatte voll Ungeduld von dem nicht mehr fernen Tage gesprochen, an dem der Maulwurfskrieg ein Ende nehmen und der Krieg jo geführt werden würde, wie wir ihn lieben. „Wie wir ihn lieben*, in schnellen, kräftigen Schlägen und entscheidenden Erfolgen. Nach dem geduldigen Harren eines vollen Jahres im Schützengraben, nach einem Stellungskriege von zwölf langen Monaten, in dem eS an Strapazen und der Bewährung höchster soldati scher Tugenden auch keinen Tag gefehlt hat, hebt der große geitenweiser zum Schlag der Stunde aus, die unseren Helden Im Westen die Kunde zutrckgtr Zum Angriff bereit, frisch auf oorwärtsl Der Erfolg kann uns nicht fehlen und des Dichters Wort wirtUtrder Wirklichkeit: Nun lasset die Glocken von Turm zu Turm — Durch's Land hinbrausen tm Jubelsturm l ^,-1- "7 London im Zeppelinfeuer. Di« furchtbaren Verheerungen in London, welch« durch unsere Zeppelin-Angriffe. angerichtet worden sind, werden jetzt durch den ungefärbten Bericht eines holländi schen Berichterstatters bekannt, der in London sitzt und die Angriffe unserer Luftschiffe sämtlich mitcrlebt hat. Da wird denn unleugbar zur Tatsache, was wir schon lange ver mutet hatten: die fürchterlichste Angst hat ganz London ge packt, alle Straften, fast jedes Haus zeigen deuMche Spuren der Aepp«ttn»Vomven t Sowie der erste SchreckenSschrei daS Nahen der geisterhaften Luftschiffe an- gezeigt hatte, ist eS mit Londons Ruhe vorbeigewesen. All« Straßen belebten sich im Augenblick mit schreienden Menschenmaffen, die die Angst aus ihren Wohnungen ge trieben hatte, alle Glocken fingen plötzlich an zu läuten. Oben, über den Dächern der Millionenstadt, schwebten in selbstsicherer Ruhe die Zeppeline dahin, grell liegt das Licht der Scheinwerfer auf den silbergranen Leibern. Und nun kommt das jurchlbarste: die zur Abwehr abgefeuerten Kanonaden, Hunderte von Granaten und Schrapnells, fallen wieder senkrecht in die Stadl zurückt Die Verwüstungen, welche die Zeppeiin-Bombsn anrichten, werden vergrößert durch diese englische Granaten. Die Schäden gehen ins Nngemessene. ES gibt Stadtteile, in denen beim letzten Bombardement keine Aenfforjcheibe ganz geblieben ist. Zerschossene Straßen in London, mit baufällig gewordenen Häusern, die ehemals Paläste waren, sind überaall anzulreffen. Noch eine andere Folge haben unsere Luftangriffe auf London gehabt: im Londoner Hafen viertel sind Bomben auch auf neutrale Schifft gefallen, die gerade ihre Ladung löschten; deshalb darf von jetzt an das Löschen oder Laden von Schiffen bei künstlichem Lich» «ich» mehr erfolgen. Dadurch erleiden viele große Dampfer Verspätungen, die schwer ins Gewicht fallen. Die Londoner selbst bezeichnen es als ein Rätsel, daß die Zeppeiine unangekündigt bis nach London vordringen können. In weiten Kreisen Londons ist sogar die Nachricht verbreitet, daß alle bisherigen Zeppeün-Befuche nur Ver suche waren und daß man nicht überrascht jein darf, wenn eines schönen Tages ein grotzes Ksjchwader Zeppeline über London erscheint und ganze Stadtteile vernichtet. ' Im Westen. DaS einzige bemerkenswerte Ereignis, das nach einer Leit, nur von aeleaentlieden Vorstößen unterbrochener Rohe im Weiten zu verzeichnen ist, dürste das heftige Ari-Uerie- feuer sein, das urplötzlich auf beiden Seilen eingesetzl hat. Die ehernen Mäuler der Kanonen haben sich wieder zu ihrer lauten Unterhaltung geöffnet und schicken ihre feu rigen Grüße über Vie Schlachtfelder. Ein einziger schwacher französischer Vorstoß, der sich gegen das Schleusenhaus von Sapigneul» nordwestlich von Reims, richtete, wurde mit Leichtigkeit zurückgeschlagen. Dia feindlichen Luftangriffs, welche sich mit Vorliebe gegen unsere offenen Städte in der Nähe der Grenze richten, Haven wieder einmal eingesetzt. Angeblich als Vergeltungs maßnahme für die von uns verursachten Bombardements von LuneviÜe und Compiegne erschien ein feindliches Alug- zeuggeschwader, bestehend aus 19 Flugzeugen, am frühen Morgen über der Skadi Trier und ließ etwa hundert Granaten fallen. Nach französischen Meldungen sollen der Bahnhof und die Reichsbank getroffen worden sein. Auch über MSrchingen, Chateau-Salins und Donau eschingen erschienen feindliche Flieger in niedriger Höhe und warfen Bombon ab. Welche Ziele die Franzosen bei diesen Ueberfällen verfolgen, geht auS dem Umstand hervor, daß bet DonauefchkNgeN ein harmloser Personenzug mit Maschinengewehrfeuer beschaffen wurde. Dem nichts nutzigen Attentat fielen leider mehrere Personen zum Opfer, einige andere sind mit Verletzungen daoongekommen. Eines dieser Flugzeuge, das sich am Ueberfall auf Trier beteiligt hatte, konnte bei Lommeringcn, südwestlich von Fentfch heruntergeschossen werden. Der Untergang eines französischen Unlerseebookeo an der belgischen Küste ist den umfassenden Vorsichts maßregeln unserer Küstenwache zu danken. Das feindliche U-Boot geriel in ein von uns ausgelegkes Fangneh, dessen Maschen sich sogleich wie eine eiserne Klammer um den Schiffsleib legten. Ein Entkommen war nicht mehr möglich, obwohl eS dem Tauchboot noch möglich war, sich mitsamt dem Netz in die Höhe zu heben. Die Statzlmasche» hielten den Schtffsleib fest. In dieser Not versenkte der französische U-Boots-Kommandant sein Schiff, nachdem die Mannschaft sich gereitet hatte. Auf Riga-Petersburg! Die fortschreitenden Erfolge der Armeegruppe Hinden burg steigern die Bedrohung Rigas und Petersburgs mit jedem Tage zu einer ernsteren Gefahr. Zwischen Düna und Vilija, nordwestlich von Wilna, also auf einer Front von mehr als hundert Kilometern, sind unsere Truppen im weiteren siegreichen Vordringen, machten 5200 Gefangene und eroberten ein Geschütz, 17 Munittonswagen, 13 Maschi nengewehre und viele Bagagen. Diejenigen russischen Streitkräfte, die zum Schutze Rigas und damit auch Peters burgs besonders ausgewählt wurden, erleiden ununterbrochen so empfindliche Verluste, daß sie voraussichtlich sehr bald außerstande sein werden, dem Ansturm unserer Feldgrauen zu widerstehen. Auch südwestlich von Wilna, östlich der von uns genommenen Njemenfestung Olita, macht unser Angriff Fortschritte. In dem Njemen-Bogen nordöstlich von Grodno gelangte unsere Verfolgung bis balhwogs Lido, dem wichtigen Eisenbahnknotenpunkt, der 80 Kilometer süd lich von Wilna gelegen ist. Noch weiter südlich nähert sich die Armee Gallwitz dem Szcara-Abfchnilt. Die Szcara ist ein linker Nebenfluß des Njemen, an ihrem mittleren Laufe liegt Slonim, eine der größten Stationen der von Bjelostok nach Osten führenden Eisenbahnlinie. Der Bahnhof des Eisenbahnknotenpunktes Liba wurde mit Bomben belegt. Der linke Flügel der Hsckbeogruppe des Prinzen Leopold von Sayern operiert fortgesetzt in enger Anleh» "nna an Nen reM-m und setzt die Verfolgung d«S Feindes MKme SztMa, eM auf Slonim zu, fort. Feindliche Nachhuten, die die Ver- ,'olgung aufzuhalten versuchten, wurden geworfen. Auch die Armeegruppe Mackensen trägt die Verfolgung des FeindeS ohne Unterbrechung weiter vorwärts und machte mehrere hundert Gefangene. Auf dem südöstlichen Kriegs schauplätze ist die Lage der deutschen Truppen westlich des Sereth unverändert; in ein paar Tagen werden sicherlich auch hier volle Erfolge zu verzeichnen sein. Vie Räumung von Riga wird mit großem Eifer fort gesetzt. Die Petersburger Blätter jammern über die schlimme Lage der Stadt, da auf der langen Dünafront zwischen Dünaburg bis Riga eine starke Beschießung stati- stndet. Aus Petersburg werden alle Wertsachen und Metall- gegenstände entfernt. Sogar das Kupfer des DomdacheS wird abgerissen und fortgeführt. Der Erfolg der Deutschen, so sagen die Blätter, bedroht bis russischen Stellungen bei Wilna und an der Düna. Der allgemeine Eindruck ist, daß die Deutschen überall den empfindlichen Punkt juchen, um eine entscheidende Schlacht zu liefern. Dl« RmbilSnng ves russischen Kabinetts wird noch Im Laufe dieser Woche erwartet. Od der Nachfolger deS durch den neuen liberalen Dumablock unmöglich gewordenen bisherigen Ministerpräsidenten Goremykln der Kriegsminister Poliwanow werden wird, ist noch fraglich; man befürchtet, er könnte sich zum Diktator aufwerfen. Die Dumaverhand lungen über die Moskauer Unruhen fördern viele interessante Einzelheiten zu Tage, darunter auch die, daß der wütende Mob sogar das Haus des früheren russischen Finanzmini sters und Ministerpräsidenten Kokowzew angriff und zerstörte. Zn Tirol hat der Artillerie« und Minenkampf auf beiden Seiten mit erneuter Lebhaftigkeit eingesetzt. Im Raume Vermigliano—Monte Cesich versuchten die Italiener mit starken Kräften einen nächtlichen Angriff, aber sie österrei chischen Mtnenmerfer taten furchtbare Arbeit und brachten den größten Schrecken in die italienischen Reihen. Die öster reichische Artillerie schoß Len Vai» io Rocra in Brand, um die feindlichen Sappenarberten zu unlerbinden. JmKrn« Gebiet ruht infolge dichten Rebeis und Schnee bis aus geringe Artillerietätigkeit der Kampf vollständig. Die schweren englischen Verluste an den Dardanellen, welche sich in den letzten Kämpfen erfchreckend vervielfacht haben, sollen besonders die australischen Truppen betroffen haben. Awel Bataillons haben Über die Hälfte ihrer Mannschaften als Gefangene und verwunvelo in den Händen der Türken gelassen. Die englischen Offiziersverluste haben besonders in den letzten Wochen sehr zugcnommen. Bei Anaforte auf Gallipoli in der Umgebung von Karakal« tepe geriet ein ganzes türkische» Regimen» in da» Feuer »ürkischer Batterien, beim Salzsee wurden feind liche Lager in Brand geschossen und bei Seddul Bahr meh rere englische Kompagnien auseinandergesprengt. Auch eng lische Kreuzer und Torpedoboote, dis sich der Küste nähern wollten, wurden zielgerecht beschossen. Oie erstaunliche Treffsicherheit der türkischen Batterien tritt dadurch wieder einmal klar zu Tage. Vee Luleraaao de» «äolischen Paffaaier-ampsers «Hesperiau- war von der hetzerischen EnglSUvPresse als ein Werk deutscher Unterseeboote bezeichnet worden. Die von unseren zuständigen Stellen sofort eingeleiteten Uniersu chungen haben aber jetzt einwandfrei ergeben, daß ein deu'- sches Unterseeboot für die Versenkung des „Hesperian" aus dem einfachen Grunde nicht in Frage kommt, weil am Tags der Versenkung, am 4. September, überhaupt kein deut sches U Soo» in jenem Seegebis» gervefen ist! Die Art der Explosion läßt ferner darauf schließen, daß eine Mine die Ursache des Unterganges gewesen ist. Damit ist aifo allem feindlichen Gekläff der Boden entzogen worden. Oie Hoffnung auf Bulgarien hat der Vieröerband völlig aüfgegeben. Serbien ist Londoner Meldungen zu folge bereit, mazedonisches Gebiet an Bulgarien abzutretev, wenn dieses sich dem Vierverbands anschließt, un^ nach dem es selbst Bosnien, Dalmatien, Kroatien und Slawonien erhallen hat. In Bukarest wird dis Frage erörtert, ob Rumänien überhaupt noch freie Hand besitze oder sich bereits dem Vieroerband verschrieben habe. Petersburger Blätter erklären dem gegenüber, daß Rumänien noch keinerlei Verpflichtungen eingegangen sei, sondern aus seittem Grundsätze beharre, mit dem Stärkeren zu gehen. Die Bezwingung der Dardanellen würde Rumäniens Hilse herbeiführen. Rundschau. weise die Usurpierung Kaukaff Vis inner« Lags Rußlands. Im Büro desjenigen Petersburger Blattes, das das Organ des abgesetzten Groß fürsten Nikolai Nikoiajewiisch war, fanden pvlMschs Durch suchungen statt. Mehrere tausend Drucksachen und Manu skripte wurden beschlagnahmt. Obwohl üder den Inhalt der beschlagnahmten Schriftstücke strengstes Stillschweigen beobachtet wird, lassen die bekannten ehrgeizigen Pläne des gestürzten Generalissimus doch vermuten, daß es sich um Proklamationen deS Großfürsten handelte, die möglicher- Bizekönka von Kaukasien zum Gegenstand« hatten. Die Haftbefehle gegen eine Anzahl ftstgenonimener Personen, die einer Verschwörung gegen des Leben des Großfürsten be schuldigt waren, wurden wieder aufgehoben. Vie Gefahr für de« Zaren. Ein Züricher Blatt schreibt: Mehr als jeder andere Vorgang ist die Entfernung len befindlichen deutschen Soldaten ein« sonderen Pillen werde verteilen lassen, die in chemischen Laboratorien Deutschlands hergestellt seien. Diese Pillen, die einen hohen Prozentsatz Eiweiß in denkbar kleinster Form enthalten, sollen als Ersatz für die Tagesration d«tz Soldaten dienen i Um ein sicheres Ergebnis dieses Ver suches zu erhalten, sei es den Soldaten streng verboten, Vm Tage des Probe-Essens der Pillen während 24 Stunde« andere Lebensmittel zu sich zu nehmen. Auch in Italiens gilt das Sprichwort: Meschugge ist Trumps l -- finanzieller Lasten auferlegt. Die geläufigste Form der Kriegs, nftchädigung ist die einer einmaligen Geldzahlung. Es ist unwahrscheinlich, daß die riesigen finanziellen Aansakiionen nach diesem Kriege sich nun in dieser Form vollziehen werden. Wenn der be siegle Staat außerstande ist, die geforderten Summen augen blicklich aufbringen,'kann die Form der — unter Umständen langfristigen — Raftnzahlungen gewährt werden. So bat die Türket in dem Frieden von San Stefano eine langjäb« rlge Ratenzahlung an Rußland übernehmen müssen, Dies« Form macht aber unter Umstünden notwendig, daß sich der Sieger irgendwelche Pfänder sichern, also beispielsweise Be satzungsrechte auAühen muß. Weiter können an Stells von Geld irgendwelche yermögerisgieiche Rechte von einem Staat auf den anderen übergehen, etwa Hcimfallrechte an Eisen bahnen und ähnliches, oder der besiegte Staat muß dem Sieger neue Rechte in seinem verbleibenden Hoheitsgebiet überlassen, wie Zollvergünstigungen, das Recht zur Errichtung von Postanstalten und ähnliches. Endlich kann der Ausgleich der Forderungen zwischen den Staaten durch Vertnittelung von privatem Besitz erfolgen in der Art, daß der siegreiche Staat Privateigentum aper Art, wie Bergrechte, Eisenbahnen, Gasanstalten, elektrische Unternehmungen oder endlich pri vates Grundeigentum in dem annektierten Gebiete beschlag nahmt und die Entschädigung der enteigneten Privatetgen« tümer dem besiegten Staat auferlegt. ES ist, wie Reichs- tagSabqsorbneter Keinath in der „Magd. Zig." ausführt, möglich, baß unter den obwaltenden Verhältn sftn von allen diesen Formen der Kriegsentschädigung gleichzeitig Gebrauch gemacht wird. Wie die dentschen Soldolen ernähr» werden. Jta. lienische Blätter wollten wieder mal ein Geheimnis entdeckt haben, daS die verflixten Deutschen anwenden. Sie erzählen Nämlich mit unerschütterlichem Ernst, daß die deutsche Heeresverwaltung im Laufe des Monats September zum ersten Male vrobeweise an alle an den verschiedenen Fron ten befindlichen deutschen Soldaten ein« Schachtel nm Vö ¬ des Großfürsten vom Oberbefehl des Heeres das Einge ständnis der hoffnungslosen Lage der rujfifchen Armeen. Denn, wenn die Hoffnung auf einen baldigen Siez vor handen wäre, so hätte der Großfürst nach der schweren Zeit der fortwährenden Niederlagen gewiß auch den kommenden Triumph für sich einznhelmsen versucht. Verblüffend wirkte sein Rücktritt auf die mit Rußland verbündeten Länder, wenn auch deren Pressekommentare ganz anders lauten. Die Person des Zaren wird jetzt für den weiteren Gang des Krieges verantwortlich gemacht. Im Falle einer wette ren Katastrophe wird der Thron des Zaren direkt gefährdet, denn die militärischen Ereignisse auf dem russischen Kriegs schauplatz lassen einen künftigen Umschwung der Lage in keiner Weise erkennen. AriegstostenentjchSdigung. Der Weltkrieg stellt nicht nur nach der Zahl der Streiter und der Furchtbarkeit der Waffen, sondern auch nach der Größe der finanziellen Auf wendungen alles bisher Dagewesene in den Schatten. Er erfordert nach Mitteilung deS ReichZfchatzsekrsiörs allein auf deutscher Sette 2008 Millionen Mark monatlich. Zu den riesigen unmittelbaren Ausgaben des Krieges treten die nicht minder gewaltigen Kosten für Unterstützungen, Renien und Entschädigungen, die sich heute noch nicht annähernd frst- stellen lassen, aber sicher auch einzigartig in der Geschichte sein werden. Der Sieger muß die furchtbare Last, will er nicht selber unter ihr zusammenbrechen, aus den Besiegten abzubürden suchen. Es ist.für die Gestaltung unseres gan- zen politischen Lebens nach dem Kriege von geradezu ent« jcheldender Bedeutung, ob der Krieg eine Periode schwersten Steuerdrucks nach sich zieht, oder ob man sich der Neuord nung aller Dinge leidlich ungehemmt durch finanzielle Schwierigkeiten zuwenden kann. Die Entschädigung Ipielt deshalb eine höhere Rolle als früher, weil die Erwerbung von Landgebiet nicht nur keinen bestimmten Geldwert mehr darstellt, sondern dem siegreichen Staate noch eine Fülle
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder