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Rabenauer Anzeiger : 10.08.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191508108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150810
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-10
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 10.08.1915
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warum v e Nation Gut und Blut opfern müsse, und ov dr« , gewünschten Ziele nicht auch jetzt noch auf friedlichem Weg« zu erreichen seien. Ein der Arbeitspariei angehörige« Mit glied des Unterhauses fragte den Premier, ob er bereit sei, von jeder Bewegung für Friedenszwecke Gebrauch mache« zu wollen, um den Krieg möglichst rasch zum Ende zu füh ren. D'.e Ausflüchte, die statt einer klaren Antwort erfolgten bewiesen die große Verlegenheit des Ministers. or» Steigerung oer «ohienpre,;e wird vor. den Ver- brauchen besonders unangenehm empfunden, weil sie sich sagen, daß unser Bedarf im Inlands gedeckt wird und für Preisaufschläge daher kein Anlaß vorliegt. Demgegenüber weisen jedoch die Kohlenproduzenten darauf hin, daß di« Arbeiterlühne und die Gehälter der Beamten bedeutend ge stiegen sind und voraussichtlich noch weiter heraufgesetzt werden müssen. Außerdem liegt eine weitere Verteuerung der Selbstkosten darin, daß die neueingestellten Arbeiter, dann die überwiesenen Kriegsgefangenen wie auch die auS allen möglichen Gegenden, so auch aus Russisch-Polen heran gezogenen Arbeiter, auch nicht im entferntesten daS leisten wie die eigentlichen Bergarbeiter, die heute zum großen Teil im Felde stehen. Im allgemeinen wird die Leistung der Kriegsgefangenen auf nicht höher als SO pCt. angesprochen. An vielen Stellen genügen nicht einmal drei Kriegsgefangene, nm einen eingezogenen Bergarbeiter zu ersetzen. Damit werden die Klagen der Lanbwtkte über di« mangelhaften Leistungen der Kriegsgefangenen, die oft kaum dem fünften Teil der Tagesleistung unserer heimischen Landarbeiter ent sprechen, bestätigt. Besonders übel aber macht sich der große Mangel an Aufsehern, Lokomotivführern, Steigern, Ober steigern usw. bemerkbar. Durch alle diese Einwirkungen wirb die Leistung erheblich niedriger gehalten als vor dem Kriege. Es verteilen sich also, wie der „Voss. Zig." auS Kreisen der Kohlenindustriellen geschrieben wird, die sämtlichen General kosten auf eine geringere Förderung. Daß die Kriegsge fangenen und die anderen ungelernten Arbeiter mit der Apparatur häufig in roher Weise umgehen — nicht immer aus bösem Willen, sondern weil sie eS zumeist nicht bester verstehen —, mag nur nebenbei erwähnt werden. Das sind die Gründe der Kohlenpreissteigerung, die leicht noch eine weitere Erhöhung erfahren kann, wenn der Krieg noch lang« dauern sollte. Von wucherischen Gewinnen ist dabet kein« Rede. Der Spionageprojob la der Schweiz, der seit einigen Wochen alle beteiligten Kreise in Aufregung hielt, hat ein« : überraschende Lösung gefunden. Bekanntlich war ein ganzes Spionagenetz ausgedeckt worden, in welche- auch der diplo matische Vertreter England- in Bern und andere Enten^ mitglieder verwickelt waren. Di« Hauptangeklagten, welch« die Sache nusrubaden hatten, waren ein Österreicher und j ein Schweizer, Lie „Spionage* aber, die diese beiden ar« i rissenenen Gauner trieben, war, wie sich jetzt zur größten ! Verblüffung aller herausgestellt hat, ganz merkwürdiger Art. ! Sie fadrlzierken sogenannt« geheime Dokument«, die ' die beutsch-üsterreichisch-ungorischen Kriegsvorbereitungen be trafen, z. B. graphische VisenbahnfahrvlSne, Zeichnungen von Befestigungen, Aufmarschpläne, Marineanlagen usw. Sie verkauften dle ost ungeschickt angesortigten Sache« für schweres Geld an Frankreich, Ruhland. Ttalte« und Belgien. Da- Geschäft ging ausgezeichnet. In sechs bis sieben Jahren hatte die „Firma* nachweislich eine Ge samteinnahme von fast 20Ü 000 Francs. — Soweit dle Auf zeichnungen in den Geschäftsbüchern ergaben, waren di« Hauptleidtragenden Rußland, England und Frankreich, da neben standen als Kunden der Firma Belgien und Italien mit kleineren Summen. Ein hochentwickeltes Lügengenie ist, wie allbekannt, unseren Gegnern eigen. Man muh ordentlich nachdenken, um diese Lügen bis auf ihren wahren Kern durchdringen zu können. Da kennt jetzt in Pari- z. B. jedes Kind die Ge schichte von d x Hindenburg-Uhr und der Joffre-Uhr. Durch deutsche Zell.. w,r i ging jüngst eine Geschichte von einem geschüstsMchNgc i schweizerischen Ahrmochcr. der billige Uhren mit den Bttdern Hindenburgs und Joffres herstellt, die ersteren für Deutschland, dle letzteren für Frankreich. Zuletzt hieß «S, daß der biedere Schweizer mit den tzin- dcndurg-Ahren ein weit besseres Geschäft mache als mit den Joffre-Uhren, da Joffres Stern auch in Frankreich im Sinken begriffen sei oder so ähnlich. Pariser Blätter haben diese lehrreiche Geschichte abgedruckt, ober sie zuletzt in ihrer Weise umgemodelt. Da liest man nämlich, daß der Srywetzer von seinen Joffre-Uhren „ach-mai mehr verlause als von seinen Hindenburg-Uhren" und daß unter den Be stellern der Joffre-Uhren nicht nur begeisterte Italiener, son dern auch auffallend viel ^Deutsche zu finden seien. Die Sache an sich ist unwichtig, ober man sieht, daß die fran zösischen Zeitungen selbst im kleinen das Fälschen nicht misten und nicht lassen können . . . Noch gerissener und bis ins kleinste ausgearbeitet ist jedoch folgende „List der deutschen Barbaren": Es ist vielen Leuten nicht bekannt, so schreiben die lügengewandten Pa rifeix Zeitungen, daß der Kaiser an feine Offiziere Feld stecher hat verteilen lassen, die aus den Gläsern stereosko pische Ansichten von Paris und Moskau trugen. Man hoffte auf diese Weise, die Truppen anzufeuern, indem man ihnen im Feldstecher das ersehnte Ziel ganz nahe vor Augen führte. Dieser Versuch hat aber nur mäßigen Erfolg ge habt. Infolge der letzten Truppenoerschiebungen sind „durch einen bedauerlichen Irrtum" tatsächlich Feldstecher mit der Ansicht des Eiffelturms verleilt worden an Soldaten, Lie an die russische Front gingen, während Feldstecher mit der Ansicht des- Kremls die Soldaten am Ufer der Äser er freuen .... Diese dumme Verwechslung! möchte man sagen, so wahrscheinlich klingt auf den ersten Blick diese plumpe Anpassung. Ein« englisch« Frechheit. Das Betragen, welches Englands diplomatische Vertreter in den neutralen Ländern, deren Gastfreundschaft sie in Anspruch nehmen, an den Tag legen, spottet jeder Beschreibung. In aller Erinnerung ist noch der geplante Mordanschlag des englischen Gesandten in Norwegen auf einen unbequemen politischen Gegner; auch die Mittäterschaft deS diplomatischen Vertreters Englands in der Schweiz an den skrupellosesten Spionageversuchen ist er wiesen. Jetzt bezweckt ein in ganz Griechenland verbreiteter Aufruf des englischen Militärattachees in Athen unter den verlockendsten Bedingungen die Anwerbung griechischer Reserveoffiziere für die vordanellenoperationen! Außer der doppelten Kriegsgage wir den Offizieren eine Rangklaste Höber bewillcht. Die Athener Regierung ließ die Ausrufe entfernen. Gleichzeitig legte sie energischen Protest ein unter der Aufforderung an die englische Gesandtschaft, die ungesetzliche Aktion einzustellen. Vie WoichseNinie mutz deutsch werden, so sagt die „Magd. Ztg." in einem Artikel, der sich mit den Dumareden der russischen Minister beschäftigt. Rußland erschöpft sich in Englands Dienst und zu Englands Vorteil, so heißt es da, wenn eS sich aber noch die Kraft zu weiterem Durchhalten zutraut und sogar noch den Glauben an einen Sieg hegt oder vortäuscht, so beweist das, baß dle Zeit, mit Rußland Frieden zu schließen, noch nicht gekommen ist. Ein Ruß land mit seinem heutigen oder einem doch nur wenig ge schmälerten Besitzstände würde wegen der offenbar unab änderlichen Ausdehnungspiäne seiner Politik und wegen seiner durch keine wirkliche Kultur gezähmten Volksmassen bauernd ein mindestens ebenso gefährlicher Feind wie Eng land bleiben. Namentlich wegen seiner Volksmassen, deren erdrückendes und in erschreckend raschem Zeitmaß immer noch wachsendes Übergewicht eines Tages unseren Vorsprung anS Kriegskunst, Kulturhöhe und moralischer Krast wett machen müßte, wenn dieser Möglichkeit nicht jetzt unüber- steigliche Schranken gezogen werden. DaS polnische und baltische GlaciS darf der künftige FriedenSschluß mit Ruß land auf keinen Fall in russischer Hand lasten — daS ist eine unerläßliche Mindestforderung. Und weil sie heute noch nicht erreichbar wäre, darum ist eS gut für Deutsch land. baß die Machthaber Rußlands vorläufig in ihrer Ver blendung verharren. Militärisch haben wir, sobald wir im Besitz der Ostseeprooinzen, der Njemenlinie und Polens find, aus absehbare Zeit keine neue russische Offensive zu fürchten, und können uns dann getrost nach Westen (und unser Bundesgenosse nach Süden) wenden. Der Kciegsver- lauf dort und vielleicht auch die inzwischen in Rußland elntretende innerpolitische Entwicklung werden dann, so Gott will, eine neue Lage schaffen. Die Vorteil«, die uns England mit seiner versuchten Blockade wider Willen eingebracht hat, werden in englischen Blättern mit sehr gemischten Gefühlen besprochen Man sieht dort jetzt ganz klar, daß bi« Blockade unS nur genutzt hat. Wir haben Deutschland gezwungen, gestehen sie ein, «Ne f«ln« Erfinder mobil zu machen, um die Mittel zu schaf fen, sich herauszuhelfen und mit wenig oder nichts große Eraebniffe zu erzielen. Wir haben dem deutschen Reich gehvsteu, sein« Kapttnueu zu behalten, statt diese über die Grenze des Landes zu schicken. Wir haben die Deut schen gelehrt, wie man sich ohne Einfuhr behilft. Wir haben uns die Kritik der neutralen Staaten zugezogen, ob wohl deren Freundschaft uns nicht gleichgültig sein kann. Ja, Dcutschlanv mutz uns fürwahr dankbar sein. Die Vorstellung, Deutschland könnte ausgehungert werden oder gehindert werden, bas zum Kriege Notwendige zu produzie ren, habe man schon längst aufgegeben, sagt der Einsender, und er ist der Meinung, daß die Blockadepvlitik dem Feinde eher eine Quelle der Stärke als der Schwäche gewesen ist Di« Verschleppung deutscher Gefangener hat am empfindlichsten die Überseedeutschen griroffen, diese an die tropische Hitze gewöhnten Deutschen. Greise, Frauen und Kinder wurden, ohne daß es ihnen gestattet worden wäre, ihr« Angehörigen und Freunde von ihrer Abreise zu ver ständigen, im German Concentration Camp zu Liverpool bei Sydney in Australien zufammsngeschleppl. Als Unterkunft dienen Baracken, welche auf der einen Seite nur durch Segeltuch abgeschlossen werden können. Die Ge fangenen sind auch gezwungen, bei S Grad unler Rull, in Australien ist jetzt bekanntlich Winter, in Zug und wind zu schlafen! Unter den Internierten befinden sich Frauen und Kinder, die in den Tropen geboren sind, und Männer, die schon mehr als ein Jahrzehnt in den Tropen weilen. Man kann sich oorstellen, welche Wirkung dte Eng länder mit diesem System beabsichtigen und erzielen! Was sie im Ausrollen feindlicher Rationen leisten, haben sie im Burenkrieg gezeigt. Kein Wunder, daß sie ihre reichen Erfahrungen über die Konzentrationslager auch in diesem Krieg verwerten. Es ist leider nicht daran zu zweifeln, daß auch diese planmäßige Vernichiungsabsicht der Engländer vielen unserer gefangenen Landsleute in rohester Weise den Tod bereiten wird. Die deutsche Regierung wird nun wohl energisch gegen diese Art Gefangenenhaliung vorgehen. Russische Erbärmlichkeit. Um die Stimmung der Neutralen zu ungunsten Deutschlands zu beeinflussen, ver sendet dte russische Regierung regelmäßig und kostenlos er fundene Schauerberichte an die neutralen Blätter, die so ziemlich das Verkommenste find, was man sich denken kann. Und wie raffiniert fie es anfängt, um Glauben zu erwecken, geht aus der Gepflogenheit hervor, österreichische „Zeugen" gegen die Deutschen auszuspielen ober umgekehrt. So heißt eS, daß ein gefangener österreichischer Jnfanierieleutnant, der zwei Monate lang neben den deutschen Gardeiruppen gekämpft habe, den Eindruck bekommen hätte, daß die Ruffen sich nicht ergeben wollten, aus Furcht vor den Greueln und Qualen, denen sie als Gefangene bei den Deutschen ausge setzt seien. Beim Rückzug der Ruffen am San will dieser Offizier gesehen haben, wie deutsche Soldaten, nach ihrer Erklärung auf Befehl ihrer Vorgesetzten, russische Gesa«, gen« zerstückelten unv marterten. Deutsche Offiziere hätten ihm gesagt, ein Sieg sei nicht denkbar, solange die Österreicher ihre Gefangenen nicht In derselben Weise be handelten. In einem Dorfe bei Jaroslau will der Öster reicher gesehen haben, wie die Deutschen di« gefangenen Russen in einer Scheune verbrannten. Einigen dieser Unglücklichen sei es gelungen, ein Brett aus der Wand zu drücken und den Kopf durch die Oeffnung zu stecke«, um alsdann unter Schmerzrufen niedergemacht zu werden. Der Offizier erzählte angeblich, deutsche Offiziere zwängen ihre Mannschaften, russische Gefangene zu ermorden. So sollen deutsche Ulanen russischen Gefangenen deu Kopf ob- gehauen haben, nachdem diese sich verlaufen hätten. Er will schließlich gesehen haben, wie ein deutscher Offizier «inen russischen Fernsprechbeamten mißhandelte, als er sich tveigerte, Angaben über das russische Heer zu machen. AiS der Deutsche eine Beleidigung gegen den Zaren vorbrachte, erklärte der Gefangene, er sei bereit, für seinen Herrscher zu sterben, worauf der Denlsche kaltblütig antwortete: Nun wohl, so stirb, und ihn mit einem Revoiverschuh tütet«. ES lohnt sich nicht, auf diese Gemeinheiten einzugehen, aber als Dokument russischer Erbärmlichkeit haben sie Ewigkeits wert. Vie Schnüffler. Römische Blätter wollen ersahren haben, daß in Rom in der Villa Malta, dem Wohnsitz beS Fürsten Bülow, ein großes Schrankfach mit sehr interessante» Zeitungsausschnitten entdeckt wurde, die biographische Daten und Urteile über das politische Leben in Italien betreffen — Sind also immer noch beim ..Einbrechen!" Lis kranktireors. Kriegsroman von Gustav Lange. Z8 „Sie haben Wort gehalten, Herr Verwalter," sagte Freiherr von Heydebrink und reichte ihm die Hand. „Jetzt ist nicht die Zeit und der Ort, weiter darüber zu sprechen; vorläufig meinen Dank." „Es war etwas Selbstverständliches, mein Herr," ent gegnete der Verwalter und begab sich wieder zu seinem Pferde, welches noch neben einem der Straßenbäume angebunden stand. Es dauerte nicht lange, so waren die Wunden des Gefreiten ausgewaschen und blutstillende Notverbände angelegt. Auch der Vize-Wachtmeister hatte seine Stirne mit dem erfrischenden Wasser gekühlt und sich einen Ver band um dieselbe legen lasen. Es war kaum eine halbe Stunde Zeit verflossen, die dem Vize-Wachtmeister aber immer noch als ein zu langer Aufenthalt erschienen war. Den Gefreiten hatte man wieder vorsichtig auf das Pferd gehoben, da er so ziemlich zu sich gekommen war. Die ausgestellten beiden Posten wurden eingezogen, dann wurde der Heimritt wieder angetreten. Der Verwalter von Chateau Giront schloß sich den Ulanen ebenfalls wieder an, indem er in einer gewissen Entfernung hinter denselben ritt. 11. Kapitel. Es war schon spät, als die kleine Abteilung Ulanen unter Führung des Vize-Wachtmeisters Freiherrn von Heydebrink Chateau Giront erreichte, denn sie hatte auf dem letzten Teil des Weges noch einige Male halten müssen, um dem große Schmerzen fühlenden Gefreiten Bär eine kleine Ruhepause zu gönnen, denn so langsam auch geritten wurde, so verursachten die Schritte des Pferdes doch eine Erschütterung des Körpers des Schwer- verwundeten. Während sie durch das offen stehende Tor in den Schloßhof ritten, hatte sich der Verwalter an die Spitze begeben, um als erster einzureitcn. „Sie bedürfen meiner doch nicht mehr, auch ist es wohl nicht notwendig, das; ich unseren Leuten Ihre An kunft melde, daher Gute Nacht!" rief der Verwalter dem Vize-Wachtmeister zu. „Nein, bemühen Sie sich nicht," entgegnete dieser und erwiderte dann noch den Gutenachtgruß. Seine Worte klangen aber jetzt weniger schroff und abweisend wie vor einer Weile, als er mit dem Verwalter an der Stelle des Ueberfalles zusammenge>roffen war. Dadurch, daß er sich so bereitwillig zum Wasserholen für den verwun deten Feind erboten hatte, war er merklich versöhnlicher gestimmt worden. Es entsprach auch durchaus nicht sei nem geraden aufrichtigem Charakter ohne Weiteres Je manden eine schlechte Tat zuzutrauen, selbst wenn es, wie in diesem Fall ein Franzose, also ein Angehöriger eines dem deutschen Reiche seindlich gesinnten Staates war. Freilich hatte dieser Verwalter ihm bis heute Abend mehrmals Grund zu dem Verdacht gegeben, daß er ir gend eine schlechte Absicht gegen die im Schlosse ein quartierten deutschen Ulanen hege. Für jetzt wollte er sich nun nicht weiter mit diesen Gedanken quälen; da er in dem Zimmer, welches er mit Unteroffizier Bornheim gemeinschaftlich bewohnte, noch ein mattes Licht durch die Fenster schimmern sah, so at mete er etwas erleichtert auf. „Bornheim ist, wie es scheint, auf seinem Poften ge blieben; vielleicht ist auch während meiner Abwesenheit nichts Besonderes vorgekommen und der heutige Tag ist nur ein kleines Abenteuer für mich gewesen." Erschrocken hielt er in seinem Selbstgespräch inne; waren das nicht frevelhafte Worte, die er da, wenn auch für sich, gesprochen hatte? Abgesehen von seiner Ver' wundung, war es doch gar nicht abzusehen, welche Fol gen der Tag für den Gefreiten hatte, ob dieser überhaupt mit dem Leben davonkam und das war kein Abenteuer mehr, das war eine sehr ernste Sache, wenn ein kostbares Menschenleben dabei zu Grunde gehen sollte. Das eine konnte er zu seiner Rechtfertigung vor sei nen Vorgesetzten und seinem eigenen Gewissen sich zuge stehen, daß er nicht von der Sucht nach einem Vergnü gen sich zu der Fahrt nach der malerischen Schloßruine hatte verleiten lassen, sondern daß er in erster Linie dir nähere Umgebung von Chateau Giront, das ihm als Beobachtungsposten zugewiesen worden war, hatte kennen lernen wollen. Es bedurfte nicht erst eines besonderen Befehles, auf dem Schloßhose sprangen die Ulanen sofort ab, um zunächst den verwundeten Gefreiten auf ein ruhiges Lager zu bringen und dann für die ermüdeten Gäule zu sorgen und zuletzt erst an sich zu denken. „Bringt den Gefreiten Bär sorgfältig in ein Bett; sollte sich während der Nacht sein Zustand verschlimmern, oder sich sonst etwas Besonderes ereignen, so ist mir dies sofort zu melden," diese Worte rief Freiherr von Heydebrink den Leuten noch halblaut zu, dann übergab er sein Pferd einem Ulan und begab sich in das von ihm als Quartier gewählte Zimmer. Er sollte hier einen neuen Beweis von der Pflichttreue des Unteroffiziers erfahren, denn er fand denselben noch wach, derselbe hatte die Rückkehr der Patrouille und das Geräusch von Stimmen auf dem Hof gehört, aber alles das hatte nicht vermocht, ihn aus dem Zimmer zu lok- Ken; er stand vielmehr in voller Uniform, die Waffen in der Hand, mitten im Zimmer und wartete der Dinge, die da kommen würden. Als er den Vize-Wachtmeister mit verbundenen Kopf eintreten sah, wich er bestürzt et^ nen Schritt zurück, als erscheine ihm ein Geijt.
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