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Rabenauer Anzeiger : 26.08.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191508265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150826
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-26
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
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letzten Endes auf eine Dc>quw«gung ves baltischen Deutschen Elements in Rußland heraus. Im übrigen aber beweist sie uns wieder einmal, daß wir trotz aller Siege und Tapferkeit unserer braven Krieger für unsere .Feinde — „Verräter" bleiben werden. Wonach wir uns richten sollten! Vermischte Nachrichten. Eine v-iUsche Palroullle nimm! einen feindlichen Grauen. Eine äußerst tapfere Tat hat eine deutsche Vor- postcnpatrouille vollbracht. Sie war, ein Offizier und 25 Mann stark, vom Regiment mit dem Auftrag vorgeschickt worden, eine feindliche Feldwache mit vorgeschobenem Posten, die sich auf einer Höhe 600 Meter vor der Front eingegraben halte, zu überrumpeln und niedorzumachen. Im Dunkel der Nacht ging die nur aus Freiwilligen be stehende Patrouille gegen das erste Drahthindernis vor. Ein wildes Feuer empfing sie, doch warfen sich alle Leute sofort nieder und blieben unverletzt. Als Zeichen des Zurückgehens war das Abfeuern einer weihen Signal- pa!rone verabredet; als kurz nach Mitternacht ein weißes Lichtzcichen beobachtet wurde, zogen sich die als Seiten- Patrouillen eingekeilten Leute in der Annahme, es sei düs verabredete Zeichen, zurück. Nur der Offizier, ein blutjunger Leutnant, ein Feldwebel und vier andere blieben am Feinde. Der Leutnant kroch an der Spitze seiner fünf Leute aus 40 Meter heran; als ein Mann über einen Stolperdraht stürzte, alarmierte der feindliche Posten die nur 60 Meter rückwärts befindliche stärkere Feldwache. Der schneidige Offizier rief: „Schiehen und drauf!", durchbrach das letzte Hindernis und stürzte seinen Leuten immer voraus, auf den feindlichen Posten los. Dem ersten Gegner entrih er aus dem ersten Anschlag das Gewehr und schlug ihn damit nieder, in der gleichen Weise erledigte er noch vier bis fünf andere mit ihren Gewehren. Hinter ihm waren inzwischen der Feldwebel und die übrigen Leute vorge drungen, stießen und schossen nieder, wen sie erreichen konn ten. Der feindliche Posten war vollständig ausgehoben! acht Gegner lagen tot, zwei schwer verwundet um den Schützengraben, zwei entkamen, verwundet. Da die Auf gabe erfüllt war, und dis Morgendämmerung anbrach, zog sich die Patrouille vor der im Laufgraben herankommenden feindlichen Feldwache wieder auf ihre Vorposten zurück. Zwei verwundete Gefangene nahm sie noch mit und erreichte trotz starken Flankenfeucrs ohne Verluste ihre Kompagnie. Der Zweck aber mar erreicht worden, denn die Franzosen gaben ihre Feldwache wegen der Gefährlichkeit des Terrains am nächsten Tage auf. ! verwertet die Sleinobstkernet Die luxemburgische i Regierung verbot die Ausfuhr von Kern- und Steinobst in i jedem Zustand sowie von Obstkonserven und Marmeladen; f desgleichen ist die Ausfuhr von ölhaltigen Samenkörnern - wie Raps, Leinsamen, Rübcnsamen, Hederich, Buchecker, ! Mohn, Ackersenf, sowie deren Produkten untersagt worden. Dieses Verbot lenkt auch unsere Aufmerksamkeit auf die ? Notwendigkeit der verwerlung des minderwertigen Obstes und der WIldfrüchie sowie der fetthaltigen Früchte wie Bucheckern, Lindensamen, Sonnenblumen zur Oelgewinnung für unsere Industrie. Auch die Kerne des Steinobstes kommen hier in Betracht. Aus Kirschkernen läßt sich ein schönes, hellgelbes, dem Olivenöl ähnliches Fell ge winnen, das ohne weiteres für technische Zwecke, Seifen usw., zu verwenden ist. Auch zu Speisezwecken wird sich das Oel brauchbar machen lassen. Zur Herstellung von Mandel- milchersatz wird das Oel schon länger verwendet. Es wird der Technik sicher gelingen, ein treffliches Speiseöl herzustellen, so ist z. B. schon, wenn das Oel durch Pressen gewonnen wird statt durch Extrahieren, ein bedeutend geringerer Gc> halt an Giftstoff zu erwarten. Was für Kirschkerne gilt, gilt in gleicher Weise für die Kerne der Aprikose, Pfirsiche, Pflaumen, Reineclauden und Zwetschsn. Die Kerns müssen gewaschen und dann getrocknet werden, in welchem Falle sie sich dis zu einem größeren Quantum an sammeln lassen; es werden sich gewiß Mühlen bereitfinden lassen, die die ge sammelten Kerne entölen. Der in der Aegäio versenkte Truppcnkranspork, dessen Vernichtung die schneidige Tat eines unserer Tauch boote war, ist, wie die englischen Meldungen jetzt zugebrn, das britische Kriegsknnspan'tchiff „Noya! Edward" gewesen. Dietes Schiff Hw s 62 O ffü-re. 1650 Soldaten und eine Besatzung von 220 Mann an Bord, die als Verstärkungen nach Gallipoli unterwegs waren, über 1000 Mann sind bei der Torpedierung nach den englischen Eingeständnissen ertrunken. Kaiser Wilhelm hat den Geburtstag seines hohen Verbündeten, des Kaisers Franz Joseph, im österreichischen Hauptguariier beim Oberbefehlshaber der österreichisch-un garischen Streitkräfte Erzherzog Friedrich gefeiert. Der Kaiser traf um 1 Uhr mittags mit militärischem Gefolge ein, wurde am Eingang des Schlosses von dem Erzherzog be grüßt und unter den Klängen des „Heil Dir im Sieger kranz" ins Schloß geleitet, wo bei dem Erzherzog ein Fest mahl statisand. In kurzen schönen Worten brachte dec Gast geber das Hoch auf Kaiser Franz Joseph aus, in bas Kaiser Wilhelm und alle übrigen Anwesenden begeistert einstimmten. Wie bet der Ankunft, so wurden auch bei der Abfahrt dem deutschen Kaiser stürmische Huldigungen dargebracht. „Die kehle Parade." Wieder war ein hitziges Gefecht zugunsten unserer Waffen ausgelaufen und die zahlreichen bei dieser Gelegenheil in die Hände gefallenen Gefangenes wurden bei dem Dorfe Bl. zusammengebrachi. Es mochte etwa ein vollständiges Bataillon mit allen seinen Offi zieren sein, das von hier aus die Reise nach Deutschland antreten sollte. Der Baiaillonskommandcur, der mit seinen Offizieren von seiner Abteilung getrennt werden mußte, hatte die Erlaubnis erhalten, von feinen Leuten Abschied zu nehmen. So schritt er noch einmal, von seinem Stabe um geben, die Front ab, während er hier ein Wort der Aner kennung zollte, dort einen Händedruck austouschte. Die Soldaten salutierten nach französischer Sitte mit der Hand am Käppi, und in diesem Augenblick mochte es ihm wohl sehr eigenartig zu Mute sein, in dem Bewußtsein, auf französischem Bode» als deutscher Gefangene? dis letzte Parade über feine Truppe abznhaUen. Es waren teils noch ganz junge Leute, teils schon gereifte, bärtige Männer, die einen strammen Vorbeimarsch vor ihrem Füh rer ausführten. Dann übernahmen unsere Feldgrauen das Kommando über sie. Diese hatten zuvor mit noch anderen Schaulustigen der Szene beigewohnt, ohne im geringsten den Vorgang zu stören, und eine saft ehrerbietige Ruhe be wahrt. England mutz sparen. Von dem handelsstolzen England hätte man es gewiß am wenigsten erwartet, daß es am Essen und Trinken sparen muß. In ganz England findet man jetzt Schlagworte angeschlagen, die zur Spar samkeit ermahnen. Da ist zu lesen: „Etzt kein Brok, Vas nicht wenigstens 24 Slunden al» ist!" — „Verbraucht jede Brotkruste und jedes Krümchen als Nahrung!" — „Frisches Brot wird ebenso schnell verdaut, wie altes, aber es sättigt nicht so, wie dieses, daher braucht man von deck alten weniger zu essenI" — „Beschneidet eure Ausgaben für Getränke! 1600 Millionen Mark könnien durch Einschrän kung des Alkohol-Verbrauches eingespart werden!" — „Wurde statt Butter Margarine verwendet, so könnten wei tere 170000000 Mark eingespart werden!" Es folgen noch eine Reihe von Mahnungen gegen den Luxus und der gleichen wehr. Es scheint also in England, das sich erst über unsere Sparvorschriften lustig machte, bedenklich schlecht zu stehen. biblisches Allee hat ein auf den Lofoten-Inseln lebender Fischer erreicht. Norwegen ist ja überhaupt das klassische Land der Hundertjährigen. Das Geburtsjahr dieses noch lebenden Menschen ist — 1796, der Mann ist also 1l9 Zahle alt. Der Fischer hat, wie sich denken läßt, ungemein viel erlebt, er kann noch aus seiner frühesten Jugend her seine Erlebnisse erzählen. Dreimal ist er ver heiratet gewesen; seine drille Ehe schloß er im Aller von 88 Jahren, übrigens ist er noch ganz frisch und ge sund, und erst seit wenigen Jahren bedient er sich beim Lesen einer Brille. Der Greis hat unler nicht weniger als neun norwegischen Königen gelebt, nämlich unter Christian 7., Friedrich 6., Christian Friedrich Carl 11-, Karl Johann, Oskar 1., Karl 15., Oskar 2. und Haakon. Oer eingefchlossene Schneider. Vor den Richtern der Reichshauptstadt hatte sich ein junger aus dem gegenwärtig heißumstriltenen Welschtirol gebürtiger Mann zu verant- warten. „Seppl", so hieß das Genie, brauchte eines Tages einen neuen Anzug, leider besaß er nicht dos nötige Klein geld dazu. Er bestellte sich also für 75 Mark bei einem biederen Schneidermeister einen modernen Nockanzug und wartete mit Sehnsucht auf dieses Verschönerungsstück. Als Meister Zwirn eines Taaes mit dem nagelneuen Aniua bei seinem Auftraggeber erschien, wurde er mit den freundschaft lichsten Worten in das Zimmer hinsingenöügt. <L-eppi ver schwand mit dem neuen Anzug „zum Anprobieren" in einem Nebenzimmer und — kam nicht wieder zum Vorschein. Denn der Windhund hatte sich schleunigst den noch nicht bezahlten Anzug angezogen, die Wohnung durch die Tür des Neben zimmers verlassen, war zum Bahnhof geeilt und — direkt nach Wien gefahren. Als der Schneidermeister eine recht lange Zeit gewarict hatte und nun kopfschüttelnd das Zimmer verlassen wollte, sah er sich zum Überfluß noch eingeschlossen. Vom Fenster aus verständigte er sich schließlich mit Passanten, die ihn aus seinem Gefängnis befreiten. Nachdem „Seppi" seinen Anzug in Wien schäbig getragen halte, kehrte er wieder nach Berlin zurück, wo er gefaßt wurde. Da sich sein Ver gehen als Freiheitsberaubung und Betrug herausstellte, wurde er zu zwei Monaten Gefängnis verdonnert. Ein nachahmungowerkes Mittet gegen Preistreibe reien Haven die Hausfrauen in Mährisch-Ostrau angewendet. Als die Marktleute mit ihren Vorräten zum Wochenmarkt anrückten, gab es für sie eine gewaltige Überraschung: dis Hausfrauen hatten, um dem unerhörten Treiben der Markt leute zu begegnen, den Verkauf der von der Stadtgemeinde aufgekausten Gemüse übernommen und sich aia verlüusc- rtnnen schon früh in die Verkaufsstände der Gemeinde be- geben, um die Grünwaren feilzubieten. Die Qualität der Waren war vorzüglich, die Preise waren bis zu 40 Prozent niedriger als jene, welche die Marktleuie verlangten, da die Gemeinde die Gemüse zum Selbstkostenpreis abgibt. Ver suchsweise waren fünf Fuhren Gemüse und Kartoffeln den Hausfrauen zum Feilhalten zur Verfügung gestellt worden. Der ganze Vorrat war bis neun Uhr vormittags bis auf einen kleinen Rest Petersilie ausverkauft. Dieses Eingreifen der Hausfrauen hatte zur Folge, daß alsbald ein Preis sturz auf dem ganzen Gemüfemarkle eintrat und um acht Uhr vormittags fchon viele Marktleute die städtischen Preise unterboten, um nicht mit dem Gemüse wieder heim- fahren zu müssen. Höchstpreise für Mehl? Der „Deutsche Landwirt schaftsrat" hat beim Bundesrat beantragt, daß nicht nur Höchstpreise für Brotgetreide, sondern auch solche für Mehl sobald als möglich allgemein festgesetzt werden. Laut „Tgl. Ndsch." besteht einstweilen keine Aussicht, daß diesem An träge, soweit es sich um allgemeine vom Reich festzusetzende Höchstpreise für Mehl handelt, entsprochen wird. Es ist gegenwärtig noch nicht möglich, zuverlässig zu berechnen, wie die Mehlversorgung sich im laufenden Jahre gestalten wird. Aus diesem Grunde muß einstweilen von der Fest setzung der Höchstpreise für Mehl abgesehen werden. Später vielleicht, in einigen Monaten, kann es dazu kam- Nen. Etwas anderes ist es, wenn diese oder jene Ge- tneindeverwaltung für ihren Bereich Höchstpreise für Mehl bestimmt. Vergessene Schütze in der Natur. Wir haben allen Anlaß und die heilige Pflicht, alle Gaben, die die Naiur uns gütig darbielet, der Volksernährung nutzbar zu machen. Dazu gehört auch der Hollunder, auch „schwarzer Flie der genannt, der in diesem Jahr ungemein reich blüht. Alle Sträucher sind jetzt voll von reisenden Beeren. Man hat diese Frucht in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt. Einst wurde der Hollunder der Blüten und Beeren wegen gepflanzt und gern gesehen, er stand beim deutschen Voik in hohem Ansehen; er wird jetzt in den Gärten kaum mehr als Deckstrauch geduldet und größtenteils ausgerottet. Da für siedelt er sich mit Hilfe der Vögel überall an und ist in Misch- und Auenwäldern noch sehr häufig. Das ist für dle, die keinen Garten besitzen, sehr gut, denn so kommen sie wenigstens dieses Jahr billig zu einem Beerenobst. Als Heil- und Hausmittel ist der Hollunder mit Recht ge schätzt, viel zu wenig bekannt aber als Genutzmillel, in der Form von Saf», Gelee und Marmelade. Die Hol lunderbeeren müssen freilich ziemlich zeitig geerntet weroen, auch wenn ein Teil der Beeren au den Dolden noch unreif ist, denn die Vögel sind zu sehr hinter ihnen her, so baß zur wirklichen Reifezeit des Hollunders volle Dolden nicht mehr zu finden sind. Man möge es einmal versuchen, unsere Kriegsküche wird dadurch wertvoll bereichert werben. Die kraaktirearL. Kriegsroman von Gustav Lange. - „Es ist mir so, als wenn ich den Mann schon ein- mal gesehen hätte," entgegnete endlich Krollmann. „Es war heute Morgen, als ein Mann über den Schloßhof ging, der dem draußenden Stehenden ähnlich sah. Ja, er kann es gewesen sein." .Warum können Sie das nicht bestimmter sagen — der Schloßhos ist doch nicht so groß, um am Hellen lich ten Tag nicht sofort eine Person zu erkennen, der man begegnet; wir sind doch hierher kommandiert worden, um aus alles Acht zu geben, natürlich auch die ein- und ausgehenden Personen scharf ins Auge zu fassen — war es denn nicht Helle genug hierzu?" — "5," Mann lief sehr schnell über den Hof, Herr Wachtmeister, außerdem wandte er das Gesicht sofort nach der anderen Seite als er mich beim Näherkommen er blickte." wollte nicht gerne erkannt sein, also wieder ein Grund mehr sür uns, dem Monsieur nun zu miß trauen, verstanden Krollmann. Sie können jetzt gehen, kessen Sie den Herr noch einmal, so bekachten Sie sein Gesicht recht scharf und prägen sich dasselbe fest in das Gedächtnis' man Kann heute noch nicht wissen, wozu dies einmal von ocutzen sein Kann, hier wo man stets Verrat befürchten muß." „Iawohl, Herr Wachtmeister," mit diesen kurzen, mi- titärischen Worten entfemte sich Zinn Krollmann aus dem Zimmer. „Die Sache wird immer verwickelter." wetterte Frei- Herr von Heydeblink, als er wieder alleine war. „Nun scheint es nicht mehr der Herr Verwalter alleine zu sein, oder er hat sich zu ungeschickt erwiesen, die Fäden zu dirigieren und so hat man noch Hilse herbeigeholt. Die ^acye wird wahrhaftig interessant — aber sie mögen sich nur die Finger verbrennen — sie werden uns immer auf dem Posten finden." Das nicht mißzudeutende laute Geräusch eines auf den Schloßhof ein- oder abfahrenden Automobils drang an sein Ohr und ließ ihn in seinem Selbstgespräch inne halten. Mit einigen Sätzen war er am Fenster und ver barg sich schnell hinter der Gardine, um vom Hof aus nicht sogleich bemerkt zu werden, wenn man herauf zu dem Fenster sehen sollte. Es war ein sehr elegantes Auto, welches er soeben noch sah, wie es abfuhr — was ihm aber viel lieber ge wesen wäre — etwas von den Insassen zu erkennen — das war leider nicht möglich, da das Auto zugemacht war. Jetzt rollte es durch das Tor, in dessen Nähe der Unteroffizier Bornheim gerade mit einigen Ulanen stand. An diesen mußte das Auto vorbeisahren — blitzschnell riß Freiherr von Heydebrink das Fenster auf und rief, mit der Hand auf das Auto deutend, über den Hof ein lautes: „Halt!" Unteroffizier Bornheim vernahm diesen Befehl seines Vorgesetzten und begriff auch sofort, was dieser wollte, aber sein Halt, welches er den Insassen des Automobils zurief, blieb unbeachtet, ebenso hatten einige aus dasselbe abgegebene Schüsse keine Wirkung — es raste den zum Schlosse führenden Schloßweg weiter und war bald den Blicken entschwunden. Durch die Schießerei wurden verschiedene von der Schloßdienerschaft herbeigelockt. Auch der Vermalter er schien auf dem Hof und da er wohl vermuten mochte, wer geschossen hatte, da Unteroffizier Bornheim noch den Revolver in der Hand hielt, so ging er niit raschen Schritten auf denselben zu. Freiherr von Heydebrink hatte das Fenster wieder geschlossen und seinen vorherigen Beobachtungsposten hin ter der Gardine eingenommen. Er wollte aus der Ferm zunächst stummer Zuschauer bleiben, um zu sehen, war sich zwischen Unteroffizier Bornheim und dem Verwalte» abspielen würde, wenn er zunächst auch nicht mit anhö ren konnte, was die beiden mit einander sprachen. Was war das? Der Verwalter erhob den Arm wie zum Schlag ge gen Unteroffizier Bornheim — aber nein, es war nur ein« lebhafte Bewegung, die er beim Sprechen ganz gegen seine sonstige gemessene Art und Weise bei der Unterhalt ung machte. Es wäre auch geradezu ein verbrecherisches Unterfan gen gewesen, angesichts der deutschen Besatzung im Sch off« sich tätlich an einem deutschen Unteroffizier zu vergreifen, noch dazu in Gegenwart einiger bewaffneter Mannschaf ten der Besatzung. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern schien immer lebhafter zu werden, wie auch aus den Armbewegungen Bornheims zu entnehmen war. Jetzt wies dieser mit der Hand herauf nach dem Fenster, wo er hinter der Gardine stand — obwohl man ihn nicht sehen konnte, kam seine Person mit ins Spiel — wahr scheinlich beruf sich Bornheim auf den von ihm empfan genen Befehl, das Automobil halten zu lassen — ja, so schien es. Der Verwalter schwieg jetzt und schaute herauf nach dem bezeichneten Fenster — er konnte fein Gesicht deut lich sehen — es war leicht gerötet von Zorn und zeigte einen ungemein finsteren Ausdruck. Freiherr von Heydebrink rechnete nun darauf, daß er einen Besuch des wutentbrannten und aufgebrachten Ver walters von Schloß Girant erhaltern werde und bereitete sich schon darauf vor, denselben dementsprechend auch zu empfangen. Plötzlich aber schien Monsieur Verwalter sich eines anderen zu besinnen. - '
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