Volltext Seite (XML)
Die letzte Kriegswoche. Dem Frieden näher. Unsere Feinde zittern. Frank reich» Erschöpfung, Der starte Friede. England« Schuldkonlo. Die Ntederzwingung des russischen Gegners bringt uni dem Frieden näher. Die Äußerung, die der Reichskanzlei in diesem Sinne im Namen des Kaisers gegenüber einen Vertreter der amerikanischen Presse getan hat, bildet den Kern und Stern der Ereignisse der letzten, d. h. der 54 Kriegswoche. Was auf den übrigen Kriegsschauplätzen zm Zeit geschieht, steht an Bedeutung weit dem nach, was sich auf den russischen Schlachtfeldern vollzieht. In einem über alles Erwarten großartigen Siegeslauf haben die verbün deten Armeen im Osten die russischen Hauptkräste mit ihren eisernen Klammern so dicht umsaßt, daß es immer fraglicher wird, ob die weichenden Truppen des Zarenheeres die neu« Stellungslinie mit Brest-Litowsk als Hauptstützpunkt erreichen, und wenn sie sie erreichen sollten, ob sie sie werden halten können. Dabei brauchen wir ohne Sorge vor plötzlichen unliebsamen Überraschungen zu sein. Selbst wenn es den Russen gelingen sollte, noch namhafte Verstärkungen auf zutreiben und gegen unsere Truppen in den Kampf zu führen, so könnte das höchstens eine kurze Verzögerung unserer Operationen herbeiführen, in keiner Welse aber den groß angelegten strategischen Plan der deutschen und der österreichischen Heerführer vereiteln. Die stärksten Weichsel- und Narerb-Festungen befinden sich in unserem Besitz, unser« rückwärtigen Verbindungen sind unbedingt gesichert, unsere Truppen sind von glühender Siegeszuversicht erfüllt. Wir dürfen großen und entscheidenden Ereignissen auf dem östlichen Kriegsschauplatz für nahe Zeit mit absoluter Gewiß heit entgegensetzen. Alle unsere Feinde zittern bei dem Gedanken an die bevorstehende Entscheidung im Osten. Die bedeutendsten Militärkritiker Frankreichs und Englands gestehen die große Gefahr ein, in der sich das aufgelöste Russenheer auf seiner Flucht nach Osten befindet. Die billige Redensart, daß die eroberten Weichsel- und Narewfestungen so minderwertig seien, daß sie die Russen mit Recht geräumt hätten, um von der unbezwinglichen neuen Stellung aus den vernichtenden Schlag gegen die Verfolger zu führen, ist verstummt. Man dangt um das Schicksal der russischen Hauptmacht und be fürchtet allgemein deren Umklammerung und Mattsetzung durch die Deutschen und Österreicher. Die wunderbaren Maßnahmen unserer Heeresleitung und die staunenswerten Erfolge unserer Truppen rechtfertigen die Londoner und Pariser Sorge vollständig. Aber auch mit dem heute schon Erreichten haben die beiden Zentrolmächte entscheidende Er- olge zu buchen und die Gewißheit erlangt, daß die Russen n absehbarer Zukunft zu keiner Offensive mehr imstande ein werden. Die unmittelbare Folge der Schachmattsetzung oder Vernichtung der russischen Wehrmacht wird nach der unanfechtbaren Meinung der Verbündeten Rußlands die be deutende Verstärkung der deutschen Truppen in Frankreich und der österreichisch-ungarischen Streitkräfte an der italie nischen Grenze sein. Mit den vorhandenen Kräften haben Deutsche wie Österreicher ihre Stellungen auf den beiden genannien Kriegsschauplätzen einer Unmenge, zum Teil heftigster feind licher Angriffe gegenüber behauptet. Greifen die von unseren Feinden angekündigten Verstärkungen ein, dann wird die entscheidende Wendung im Westen und im Süden hoffentlich in nicht allzuferner Zeit herbeigeführt werden. Die Fran zosen wollen der Katastrophe zuvorkommen und kündigen ihrerseits eine neue, mit dem Mute der Verzweiflung zu führende Offensive an, die in den Argonnen statifinden soll, wo ihnen die Armee des deutschen Kronprinzen so schmerz liche Verluste zugesügt hat. Wir begehen keine Selbstüber hebung, wenn wir sagen, daß diese neue große Angriffsbe- wegung den Verlauf aller ihrer Vorgängerinnen nehmen wird. So schwere Verluste wie bei ihren früheren Vorstoß- versuchen in der Champagne, zwischen Maas und Mosel und bei Arras können die Franzosen aber nicht mehr aus halten. Sie sind heute schon aufs äußerste erschöpft, neue Kraftanstrengungen müssen unvermeidlich ihren Zusammen bruch herbeiführen. Wir wollen nicht prophezeien; aber die Hoffnung, daß der Krieg doch noch vor Ausgang des Jahres beendigt und rin Frieden geschlossen werden wird, dec uns die erforder lichen Sicherheiten bietet, darf doch wisaesiiro hm werden. Sie kraoktirsars. Kriegsroman von Gustav Lange. 43 „Heute will ich mir auch noch gründlich Ruhe gön nen," entgegnete Freiherr von Heydebrink. „Morgen aber werde ich die gezwungene Ruhe schwerlich aushal ten ; richten Sie sich also darauf ein, Bornheim, daß Sie sich mit mir im Zimmerhüten abwechseln." „Das ist keine erfreuliche Aussichi, Herr Wachtmeister; mich überläuft stets ein gelindes Grauen, wenn ich an die Tapetentllre nur denke." „Wir machen uns wer weiß welche Gedanken darü ber, die doch schließlich jedes Grundes entbehren. Sehen Sie jetzt noch einmal nach, welche Patrouillen zurückge kommen sind und welche Meldungen Sie mitbringen." „Wie steht es mit den Mahlzeiten, Herr Wachtmeister, die nehmen wir doch jetzt hier in unserem Zimmer ein und nicht oben im Speisezimmer? Wenn der Verwalter dabei sitzt, der kann einem den Appetit verderben." „Selbstverständlich bleiben wir hier. Veranlassen Sie das Weitere und geben Sie als Grund meine Verwund ung an." Unteroffizier Bornheim entfernte sich, um die erhalte nen Weisungen seines Vorgesetzten sofort, wie ihm be fohlen worden war auszuführen. 14. Kapitel. Eine Reihe der verschiedensten Gedanken beschäftigten Freiherrn von Heydebrink, als er sich in einen Sessel niederließ und den Arm auf die Tischplatte gestützt, seinen verwundeten Kopf hielt. Die ganze Zeit daher war nicht fo ereignisvoll gewesen, wie alleine die kurze Zeit, seit nach Chateau Girvnt kommandiert worden war und ^och war nicht einmal abzusehen, was ihm und seinen Trtttnerte doch der Reichskanzler in feiner Mitteilung an den amerikanischen Pressevertreter, nach dem Ausdruck feiner Hoffnung auf die beschleunigte Beendigung des Krieges auf Grund der entscheidenden Erfolge gegen Rußland, an die wiederholte Kundgebung des Kaisers, daß Deutschland für einen Frieden kämpft, der ihm mit den an feiner Seite den großen Kampf führenden Mächten diejenige feste Sicherheit gewährt, deren Deutschland für einen dauernden Frieden und für seine nationale Zukunft bedarf. Daß auch England gezwungen werden wird, sich den Friedensbedingungen zu unterwerfen, betonte der Kanzler noch besonders, indem er hinzufügte, daß über Deutschlands Grenzen hinaus der von uns erstrebte Frieden allen Völkern die Freiheit der Meere verbürgen und allen Nationen die Möglichkeit eröffnen wird, in freiem Wettbewerb den Werken des Fortschritts und der Gesittung zu dienen. Mit diesen Darlegungen sind gleich zeitig die heimischen Auseinandersetzungen über die Kriegs ziele erledigt. Die ebenso kühnen wie erfolgreichen Angriffe deutscher Luft- und Kriegsschiffe haben den Engländern aufs neue gezeigt, daß ihre insulare Abgeschlossenheit sie nicht vor dew- deutschen Angriffen schützt. England, dessen ruchlose Erobe rungspolitik durch die Brüsseler Dokumente vor aller Welt gebrandmarkt worden ist, wirb noch trübere Erfahrungen machen. Der Tag der Abrechnung rückt näher, und es ist ein gewaltige- Schuldkonto, das John Bull zu begleichen hat. Daß wir bet der Bilanzziehung unsere Kolonien bis auf die letzte wiedererhalten, ist selbstverständlich. Unser Schutzgebiete waren für die Verteidigung gegen einen äuße ren Feind niemals eingerichtet, die geringfügigen Schutz- und Polizeitruppen bienten lediglich der Unterdrückung von Aufständen. Das Schicksal unserer Kolonien mar von vorn herein an die Entscheidungen in Europa geknüpt und damit in die besten Hände gelegt worden. An der Neutralität der Balkanstaaten für die Kriegsdauer ist heute nicht mehr zu zweifeln; wünschenswert wäre es, wenn Rumänien sich endlich »u einem energischen Schritt gegen Serbien und dessen Donau- spetre aufraffte. Amerika verhält sich nach seiner letzten Note unS gegenüber ruhig und versucht jetzt mit England iERMe zu kommen, argen dessen Willkürherrschaft zur See der (Kroll der amerrtaustcheu Exporteure von Büuiuwoü' und Lebnsmitteln bedenklich anjchwillt. Offener Bries an Herrn Wilson! Bei Ihnen in Amerika, Herr Wilson, ist alles möglich! Wir haben in Deutschland genug Beweise Ihrer merkwür digen Neutralitätsbetätigung. Draußen auf den flandrischen Schlachtfeldern explodieren amerikanische Granaten, amerika nische Stinkgeschosse mit grausam giftigem Inhalt morden deutsche Krieger, die für Amerika bisher nichts anderes als warmherzige Bewunderung übrig gehabt haben. Unsere lieben braven Brüder auf den Schlachtfeldern sind das Opfer ihrer Gutherzigkeit geworden. Aber, Herr Wilson, dem Lande der „unbegrenzten Möglichkeiten" könnte diese seltsame Neuiralitäisbekundung noch allenfalls verziehen werden, — amerikanischer Krämergeist kann eben nicht anders. Sie selbst, Herr Präsident, haben sich zu Ihrer Entschuldigung hinter dem „unantastbaren amerikanischen Volkswillen" ver krochen und jede Verantwortung für die Handlungsweise Ihrer englisch-gesinnten Landsleute abgelehnt. Schön, Mister Wilson, auch diese „Entschuldigung" soll noch hingehen! Aber nun — es hilft nichts! — kommen Sie selbst an die Reihe! Sie find „Friedensfreund", Herr Präsident, Sie spielen sich mit gutkleidender Geste als „Antimilitarist" auf. Ihre Reden und schönen Worte verkünden aller Welt, daß im Weißen Hause in Washington die Friedenstaube mit dem Ölzweig sitzt. Wirklich, Herr Wilson? Gestalten Sie ms!, — da melden amerikanische Blätter, daß der Friedensfreund und Antimilitarist im tiefsten Grunde feines Busens merk würdige Flottenrüstungspläne wälzt. Es heißt, das ameri kanische Marineamt arbeite schon den Plan einer Flotten vermehrung um 4 Großlinienschiffe, 2 Schlachtschiffkreuzer, eine große Anzahl Torpedojäger, 100 Unterseeboote, je 50 für die Ost- uud Westküste, und eine unbegrenzte Anzahl Fliegerboote aus. Außerdem solle das Marinepersonal um 180Ö0 Mann vermehrt und das Landheer auf 410000 Mann gebracht werden. Dazu kämen noch große Milizreserven. Waffen und Ausrüstungsgegenstände würden für eine Million Mann angefordert werden. In Pensacola sollen große Flugzeugstationen erbaut werven, außerüem sollen zur Herstellung von Waßerflug- zeugen große Fabriken errichtet werden, die wöchentlich min destens irret Flugzeuge liefern könnten. Die Marinehoch- schale in Annapolls soll erweitert werden, um dem gegen wärtigen Mangel an Offizieren abzuhelfen. Die amerika nische Marine hätte zurzeit 900 Offiziere zu wenig . . . . Es ist uns im Grunde genommen herzlich gleichgültig, was Sie, Herr Wilson, in Amerika für Rüstnngspiänc hoben. Aber zur Charaktcristtk Ves Mannes, der in diesem bluternsten Spiel der Waffen mit nichtssagenden Phrasen seine Friedensliebe bekundet, während im nämlichen Augen blick seine Fabriken Granaten und Unterseeboote, Flug maschinen und Giftbomben gegen anständige Bezahlung unseren Feinden zur Verfügung stellen, — zur Charakteristik einer solchen Gesinnung sind diese Machtvermehrungspläne deS „Friedensfreundes" und „Antimilitoriften" ungemein wertvoll. Eine Sommerreise nach Deutschland, Herr Wilson, wenn der Friede wieder in unsere schönen deutschen Gauen eingekehrt ist, würden wir Ihnen nicht raten . . . .! Aus den Brüsseler Dokumenten, die den überzeugenden Beweis von Englands Schuld am ge genwärtigen Kriege erbringen, enthalten auch die jüngsten Veröffentlichungen der „Nordd. Allg. Zig." wiederum hoch bedeutsame Mitteilungen. Für die gerechte Beurteilung Deutschlands und seiner Feinde sind die Dokumente von höchstem Werte, so daß wir dankbar dafür sein müssen, daß die belgische Regierung seiner Zeit Brüssel so plötzlich ver lassen mußte, daß die Archive der Regierung nicht mitge nommen werden konnten, sondern in Brüssel zurückblieben und jetzt der Wahrheit ui^d Gerechtigkeit einen so hohen Dienst leisten. Die Pariser und Londoner Blätter verheim lichen ihren Lesern begreiflicherweise noch die amtlichen Mitteilungen über den Inhalt der Dokumente; auf die Dauer äßt sich jedoch die Wahrheit nicht mundtot machen. Die »elgischen Diplomaten waren tüchtige Leute, daß muß ihnen »er Neid lassen, und ganz besonders war der Berliner Ge« andte Greindl ein Staatsmann von scharfem Blick und zu reffendem Urteil. Er stellte im Februar, nach dem erfolg ten Besuche des Königs Eduard von England, in Berlin fest, daß der Weltfrieden noch niemals ernstlicher bedroht war, als seitdem König Eduard ihn zu festigen trachtete. Die Friedensworte des Königs in Berlin erklärte Greindl für weniger wichtig, als die unmittelbar auf den Berliner Besuch gefolgte Annahme der beispiellosen englischen Flotten- oorlaA, tbobei immer nur von der deutschen Flotte die Rede war, fo daß der Eindruck erweckt wurde, als meine dis englische Negierung, daß außer England Deutschland die einzige Seekriegsmacht Europas sei. Sehr zutreffend sagt Greindl, die Verfassung der Ge müter in England erinnere an die in Frankreich während der Jahre 1866 bis 1870. Damals hielten sich die Fran zosen für berechtigt, Deutschland an der Wiederherstellung seiner Einheit zu verhindern, weil sie darin eine Bedrohung der Vorherrschaft sahen, die Frankreich bis dahin auf dem Festland ausaeübt hatte. Ebenso betrachtete man 1909 in London die Weigerung, sich vertraglich dazu zu verpflichten, von der Gnade Englands abhängig zu bleiben, als einen unfreundlichen Akt und eine Bedrohung des Friedens. Hoch bedeutsam sind die Feststellungen des Londoner Gesandten Belgiens, daß während der bosnischen Krise England zum Kriege drängte, wenigstens eine Demütigung Osterretch- UngarnS verlangte, und daß man englijcherseits heftige Vorwürfe in Petersburg erhob, weil die dortige Regelung der Berliner Anregung gefolgt war, wodurch die Annexions frage aus der Welt geschafft wurde. Gleich zutreffend urteilt« der belgische Gesandte über Italiens Rolle im Dreibund. Weder Deutschland noch Österreich setzten Hoffnungen auf Italien, duldeten eS nur im Bunde, um dessen Ansehen zu erhalten; denn treu und zuverlässig hatte Italien sich nie bewiesen. Von den weiteren Veröffentlichungen aus den Brüsseler Staatsarchiven durch die „Nordd. Allg. Ztg." verdient ein Schreiben des Berliner Gesandten Baron Greindl an seine Regierung über den Besuch des Zaren in Potsdam anfangs November 1910 hervorgehoben zu werden. Greindl sagt, HM Besuche fei große Bedeutung beigemessen worden, ob wohl über die Bagdadbahn, und die persische Frage, die da mals aktuell waren, mehr als ein vaar schöne Worte vom Lemen noa) alles bevvrsiauü und ob sie lebend dieses Schloß wieder verlassen würden. Ein leises Klopfen an die Eingangslüre weckte ihn aus seinen Grübeleien, sicher war es einer von den jün geren seiner Leute, der nur zaghaft an die Türe zu Klop fen wagte, die in des Zimmer des Vorgesetzten führte, obwohl er nicht als strenge bekannt, sondern im Gegen teil sehr beliebt war. Auf sein lautes „Herein" wurde die Türe langsam ge öffnet — er hätte vor Erstaunen vom Stuhl sinken mö gen — im Rahmen der geöffneten Türe erschien die schöne Französin — Freilein de Lorm mit einem wohl verlegen gelten sollenden, aber bezaubernden Lächeln auf den Lippen. „Gnädiges FräMin — Fräulein de Lorm — Sie — Sie sind es?" Es war mehr ein verwirrtes Stam meln, was Freiherr von Heydebrink herauspreßte. Das Kommen des Schloßsräulein setzte ihn in ein zu großes Erstaunen. „Sie werden mein Kommen verwunderlich oder viel mehr unschicklich finden," entgegnete die Französin einige Schritte näher tretend. „Aber selbst auf diese Gefahr hin mußte ich es wagen." „Ich kann mir in der Tat nicht erklären, was mir die Ehre Ihres Besuches verschafft, welchem Umstand ich denselben zu verdanken habe." „Nach dem VorgeMmen will ich mich selbst danach erkundigen, wie es Ihnen geht. Von unserem Hausarzt habe ich schon erfahren, daß keine besondere Gefahr be steht und dessen Angaben sind immer sehr zuverlässig, er ist auch schon sehr lange in unserer Familie als Haus arzt tätig. „Sie sind sehr aufmerksam, gnädiges Fräulein, aber ich weiß noch immer nicht, womit ich diese Aufmerksam keit verdient habe, die Sie mir mit Ihrem Krankenbesuch erweisen." Freiherr von Heydebriuk hatte bei den letzten Wov ien eine» humorvollen Ton angeschlagen und besonderi bei dem Worte Krankenbesuch umspielte ein belustigen des Lächeln seine Lippen. „Sie mögen es in Ihren Gedanken eine sonderbar« Idee von mir nennen, aber ich halte mich zu der Nach frage verpflichtet, weil ich die unmittelbare Ursache zu dem Vorkommnis gewesen bin." „Aber gnädiges Fräulein, das kann ich im Ernste nicht glauben — nein, so etwas halte ich Sie nie und nimmer für fähig, wenngleich ich Ihnen als Feind ge genüberstehe." „Um Gottes Willen, Sie denken doch nicht, daß ich Sie verraten haben könnte — mit der Ursache meine ich nur, weil ich Sie zu der Spazierfahrt veranlaßt haste, die einen solchen von mir nicht gewollten Ausgang ge nommen hat." Freiherr von Heydebrink atmete wie erleichtert aus bei diesen Worten. Er hatte allerdings an einen Verrat durch die Französin gedacht. „Wollen Sie nicht einen Augenblick Platz nehmen, es ist ja Ihr eigenes Heim, aber so lange wir einmal uns hier einquartiert haben, müssen Sie uns schon ge statten, das wir Haus- und Gastrecht ausüben," sagte Freiherr von Heydebrink und stellte der Französin einen der altmodischen plüschübcrzogencn Sessel zurecht. Diese zögerte zunächst noch, ehe sie Platz nahm, indem sie entgegnete: „Bin ich auch sicher, daß Sie keinen Verdacht mehr hegen — ein Verdacht der nur natürlich wäre, wenn Sil glauben, wir haben Sie gestern in einen Hinterhalt lo cken wollen?" „Wenn Sie mir versichern, daß dies nicht der Fall gewesen ist, so glaube ich Ihnen gerne. Es ist Krieg, da schaut man dem Tod jeden Tag ins Angesicht, da ist man an keinem Ort sicher."