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Zeitung M UMM, Skisersdaks, Wsa, Gbeknunndors) WbuN) Spechtritz nhu. Amtsblatt für den Stadtrat zn Wabenau. Erscheint Montag, Mittwoch und Freitag nachm. Abonnementspreis 1,50 Mk. vierteljährlich. — Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf., Reklamen 20 Pf., im amtlichen Teil 30 Pf.,.tabellarischer Satz entsprechend hoher. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber iu Konkurs gerät. — Für Fehler in telephonisch anfgegebencn Inseraten übernehmen wir keine Verantwortung. Nummer 90. Fernsprecher: Amt Deuben 212« Dienstag, den 3. August 1915. Fernsprecher: Amt Denben 212« 28. Jahrgang. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Mardeck in Rabenau. — Druck und Verlag von Hermann Mardeck iu Rabenau. Aiisriis KW n Re UW« ?«MN. 2. August 1915. Im Felde. Soldaten! Heute vor einem Jahre war es, daß eine ganze Welt von Feinden in frevelhaftem Uebermute unser geliebtes deutsches Vaterland zwang, zum Schwerte zu greifen. Am 2. August 1914 beganu aus Befehl Seiner Majestät des Kaisers die Mobilmachung der deutschen Armee. In Heller Begeisterung eilten die Söhne meines Landes wie die aller deutschen Gaue zu den Waffen. In den ersten Wochen des Krieges haben meine Truppen in unaufhaltsamem Vormarsch durch Belgien nach Frank reich hinein, zumeist in einem sächsischen Heeresverbande vereinigt, Taten verrichtet, die in der Geschichte der Armee mit unauslöschlichen Buchstaben verzeichnet sind. Wenn auch meine braven Sachsen dann viele Monate sowohl in Frankreich wie in Rußland einem starken Gegner gegenüber im Schützengraben liegen mußten und znm Teil noch liegen, so haben sie doch auch iu diesem Stellungskriege wie vorher ihre glänzenden Soldatentugenden immer im heldenhaften Sturman griffe wie in hartnäckiger Verteidigung gezeigt. Es ist mir ein wahres Herzensbedürfnis, allen Angehörigen der Armee meinen tiefgefühltesten wärmsten Dank und meine vollste Anerkennung auszusprechen für ihr aus gezeichnetes Verhalten während des langen Krieges. Gott, der allmächtige Lenker aller irdischer Dinge, segne auch im zweiten Kriegsjahr uns und unsere Waffen und laste uns weiter dem Feinde zeigen, daß wir stärker sind als er. Wenn Sie in diesem Sinne furchtlos und tapfer den schweren Krieg bis zum end lichen Siege durchführen, dann werden in noch viel höherem Maße das Vaterland und ich, Ihr König, mit berechtigtem Stolze auf Sie blicken. Es gereicht mir zur besonderen Freude, am heutigen Tage in der Mitte meiner Truppen weilen und von hier aus diese Worte an sie richten zu können. Friedrich August. Amtlicher Teil Brot- und MehLversorgmrg. Noch Herstellung eines befriedigenden Verhältnisses zwischen den vorhandenen Roggen- und Weizemnehlbeständen wird Folgendes ongcordnct: 8 l. l der Bekanntmachung vom 25, Mai 1015 wird aufgehoben. Dein Schwarzbrot darf Weizenmehl nicht mehr zugesetzt werden. Bei der Bereitung von Schwarzbrot sind ans 80 Ge- wichtSteile Roggenmehl 20 Gelvichtsteile Kartvsfelgchalt znznsetzen. Der Kartvsfelgehalt kann iu Kartosfelstärkemehl, Walz mehl oder an anderer Stelle in Gcrstenmehl, Hafermehl, Gerstenschrot, Reismehl, Maismehl, oder sonst zulässigen Slreckuugsmitteln bestehen. Werden gequetschte oder geriebene Kartoffeln verwendet, so mnß der Kartvsfelgehalt mindestens 40 Geivichtsteile ans 80 Gewichtsteile Roggenmehl betragen. 8 2. Wer den Anordnungen dieser Bekanntmachung znwiderhandelt, wird nach H 44 der Bundesratsbekannt- machnug vom 25. Januar 1915 mit Gefängnis bis zn 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zn 1500 Mk. bestraft. § 3. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage ihrer Verkündigung in Kraft. Etwa zn diesem Zeitpunkte noch vorhandene, nach der bisherigen Vorschrift gemischte Mehl bestände können noch aufgebraucht werden. Dresden, am 30. Juli 1915. Der Kommunalverband Dresden und Umgebung. Von dell Kriegsschauplätzen. Großes Hauptquartier, 30. Juli 1915, Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Perthes in der Champagne wurden von beiden Seiten Minen gesprengt, wobei wir einen französischen Flankierungsgraben nordwestlich des Ortes zerstörten. Im Priesterwalde brach ein französischer Angriff beiderseits Croix-des-Carmes im Feuer der Infanterie und Artillerie vor unseren Hindernissen zusammen. In den Vogesen griff der Feind gestern nachmittag erneut die Linie Lingckopf—Barrenkopf an. Die Nahkämpfe um den Besitz der Stellung sind noch nicht abgeschlossen. Zwei eng lische Flieger mußten nahe der Küste auf dem Wasser nieder- geheu und wurden gefangengenommen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage istim allgemeinen unverändert. Südöstli ch e r Kriegsschauplatz. Truppen der Armee des Generalobersten v. Woyrsch haben am frühen Morgen des 28. Juli den Weichselübergaug zwischen Pilica-Mündung und Kozienic an mehreren Stellen erzwungen. Auf dem östlichen Ufer wird gekämpft. Es wurden bisher 800 Ge fangene gemacht und fünf Maschinengewehre erbeutet. Gestern haben die verbündeten Armeen des General- Feldmarschalls v. Mackensen die Offensive wieder ausgenom men. Westlich des Wieprz durchbrachen deutsche Truppen die russische Stellung. Sie erreichten am Abend die Linie —Biskupice und die Bahn östlich davon. Viele Tausend Gefangene nnd drei Geschütze fielen in unsere Hand. Dieser Erfolg, sowie die Vorstöße österreichisch-unga rischer und deutscher Truppen dicht östlich der Weichsel, preußischer Gardetruppen bei Krupe (nordöstlich von Kras- nostaw) und anderer deutscher Truppen in der Gegend von WojSlawice haben die russische Front zwischen Weichsel und Bug zum Wanken gebracht. Heute früh räumten die Russen ihre Stellungen auf der ganzen Linie; sie halten nur noch nördlich von Grnbieszow. Großes Hauptquartier, 31. Juli 1915. Westlicher Kriegsschauplatz. Gestern früh stürmten wir die bei unserem Angriffe auf Hooge (östlich von Ipern) am 3. Juni noch in englischer Hand gebliebenen Häuser am Westrande des Ortes, sowie einen Stützpunkt südlich der Straße nach Ipern. Nachmittags und nachts wurden Gegen angriffe des Feindes zurückgeschlagen. Wir eroberten vier Maschinengewehre, fünf Minenwerfer und nahmen einige Engländer gefangen. Die in den Gräben des Feindes ge fundene Zahl Toter beweist seine großen blutigen Verluste. Die Franzosen griffen bei Souchez abermals erfolglos niit Handgranaten an. Die erbitterten Kämpfe um die Linie Lingckopf--Barrenkopf in den Vogesen sind zum Stillstand gekommen. Die Franzosen halten einen Teil unserer Stel lung am Lingekopf noch besetzt. Schratzmännel und Barren- kops sind nach vorübergehendem Verluste wieder in unserer Hand. Als Vergeltung für die mehrfachen Bombenabwürfe der Franzosen auf Chaunh-Tergner und andere Orte hinter un serer Aisne-Front wurde der Bahnhof Compmgne beschossen. Auf Angriffe französischer Flugzeuggeschwader, die gestern auf Pfalzburg, Zabern, nördlich Hagenau und auf Freiburg Bomben abwarfen, antworteten am Nachmittag unsere Ge schwader mit Bombenwürfen ans Flughafen nnd Fabriken voir Lunüville, die Bahnhofsanlagen von St. Diö nnd den Flughafen bei Nancy. Der durch die feindlichen Flieger an- gerichlete Schaden ist unwesentlich. Ein französisches Flugzeug wurde bei Freiburg durch unsere Abwehrgeschütze Her lt n t e r g e s ch osse n. Oestli ch e r Kriegsschauplatz. Nordwestlich von Lvmza und an der Bahn nördlich von Goworowa (östlich von Na zan) geht unser Angriff varwärts. Gestern wurden 1890 Russen gefangen, drei Maschinengewehre erbeutet. S ü döstli ch e r Kriegsschauplatz. Die auf das rechte Weichselufer übergegangen Truppen des Generalobersten v. Woyrsch dringen unter hartnäckigen Kämpfen nach Osten vor. Alle Gegenangriffe eiligst herangeführter rnssicher Verstär- knngen scheiterten völlig. Die Zahl der Gefangenen ist auf 7 Offiziere (darunter ein Regimentskommandeur) und 1600 Manu gestiegen. Den in der Verfolgung begriffenen verbündeten Armeen des Generalfeldmarschalls v. Mackensen scheint der Gegner in der ungefähren Linie Nowo—Alexandrija an den Weichsel höhen nördlich Lublin (das gestern nachmittag besetzt wurde) dicht nördlich Cholin erneuten Widerstand leisten zu wollen- Der Feind wird'überall angegriffen. Während der Kämpfe der deutschen Truppen bei Biskupice —Piaski am 30. Juli sind 4930 Gefangene gemacht und fünf Geschütze, acht Ma schinengewehre erbeutet worden. Großes Hauptquartier, 1. August 1915. W estli ch e r Kriegsschauplatz. Ein englischer Angriff gegen unsere neue Stellung bei Hooge brach völlig zusammen. Ebensowenig Erfolg hatten nächtliche Vorstöße der Franzosen gegen Souchez, In den Argonnen heftiges Artillericgefecht. Am späten Abend wurden unsere Stellungen auf dem Reichs - ackerkopf in den Vogesen angegriffen; der Feind wurde zurück geschlagen. Die Tätigkeit in der Luft war auch gestern rege. Der englische Flugplatz St. Pol bei Dünkirchen wurde mit 30 Bomben belegt. Ein deutscher Flugplatz bei Douai wurde ergebnislos von einem feindlichen Geschwader angegriffen. Einer unserer Kampfflieger schoß hier ein feindliches Flugzeug ab. Ein französischer Flugplatz bei Nancy wurde heute früh mit 203 Bomben beworsen; 18 Treffer sind in den Zelten beobachtet worden. Die zur Ab wehr aufgestiegencn feindlichen Flugzeuge konnten den Angriff nicht hindern. Sechs deutsche Flugzeuge griffen über Chateau- Salins 15 französische an; in dreiviertelstündigem Kampf wurden mehrere feindliche Flugzeuge zu Notlandungen ge zwungen. Als ein weiteres feindliches Geschwader in das Gefecht eingriff, zogen sich unsere Flieger ohne Verluste zurück. Nördlich von Saargemünd mußte ein französisches Flugzeug landen. Die Insassen sind gefangen. In den Argonnenkämpfen vom 20. Juni bis 20. Juli nahmen wir 125 Offiziere, 6610 Mann gefangen und erbeu teten 52 Maschinengewehre, sowie zahlreiches sonstiges Material. Oöstlicher Kriegsschauplatz. Nördlich des Njemen fanden örtliche Kämpfe statt. Nordöstlich von Rozan machten wir weitere Fortschritte; feindliche Gegenangriffe wurden ab geschlagen. Im Juli wurden zwischen Ostsee nnd Pilica 95 023 Russen gefangen, 41 Geschütze (darunter 2 schwere), vier Minenwerfer und 23V Maschinengewehre erbeutet. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unsere nördlich von Iwangorod über die Weichsel vorgegangcneu Truppen wiesen heftige feindliche Gegenangriffe ab; beim Nachstoß eroberten wir die Höhen bei Podzamcze und machten mehr als 1000 Gefangene. Zwischen oberer Weichsel und Bug stellte sich der Feind gestern erneut. Deutsche Truppen warfen ihn im Laufe des Tages aus seinen Stellungen bei Kurow (östlich von Nowo-Alerandrija), südlich von Lenczna, südwestlich nnd südlich von Cholin, sowie südwestlich von Dubienko. Der Feind hat darauf beiderseits des Bug und ans der Front zwischen Bug uud südlich Leuczna den Rückzug fortgesetzt. Cholm ist in der Verfolgung bereits durchschritten. Auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze sielen im Juli in die Hände der deutschen Truppen: 323 Offiziere, 75 719 Mann, 1V Geschütze, 120 Maschinengewehre. Wichtige Beschlagnahme, die fast Alle angeht! Beschlagnahmt sind ab 31. Juli nachts 12 Uhr: Alle Gegenstände aus Kupfer und Messing (Geschirre und Wirt schaftsgeräte aller Art für Küche» und Backstuben, wie Koch- und Einlegekessel, Marmeladen- und Speiseeiskessel, Töpfe, Fruchtkochcr, Pfannen, Backformen, Kasserollen, Kühler, Schüssel», Mörser usw., ferner Waschkessel, Türen an Kachel öfen und Kochmaschinen bez. Herden, Badewannen, Warm- wasserschiffe, -behülter, -blasen, -schlangen, Druckkessel, Warm wasserbereiter iu Kochmaschincn lind Herden, Wasserkasten, eingebaute Kessel aller Art), sowie alle Gegenstände aus Reinttickel. Anmeldepflichtig sind außer Handlungen, Laden- und Jnstallationsgeschäften, Fabriken und Privat personen, die obengenannte Gegenstände erzeugen, verkaufen, als znm Verkauf bestimmt besitzen oder aufbewahren, auch die Haushaltungen und Hauseigentümer, Gast- und Schankwirtschasten usw. usw. Die Verordnung wird von den Kommnnalvcrbünden bez. den Gemeinden durch geführt. Beschlagnahmt ist auch, Ivas verzinnten oder an deren Ueberzng (Metall, Lack, Farbe und dergl.) hat. Ver änderungen an den beschlagnahmten Dingen und rechts» geschäftliche Verfügung darüber ist nur mit Zustimmung der Kommunalbehörde erlaubt. Unberührt bleibt die Befugnis zum einstweiligen vrdnnngsmäßigen Gebrauch. Zur Meldung gibt es vorgeschriebene Vordrucke. Wer vorsätzlich nicht an meldet, oder wissentlich unrichtig oder unvollständig anmeldet, wird mit Gefängnis bis zu 6 Mounteu oder mit Geldstrafe bis zu 10 000 Mark, lver fahrlässig die Nnskunftspslicht verletzt, mit Geldstrafe bis 3000 Mark, im Unvermögens falle mit Gefängnis bis zu 6 Monaten bestraft. Kleine politische Nachrichten. Die englische Negierung wird nach englischen Blätter- meldungcn in den nächsten Tagen Baumwolle als Bann ware erklären. Staatssekretär Lansing bereitet eine neue Note an Deutschland vor, die Schadloshaltung für den amerikanischen Dampfer „Leelanow" fordert. Die Petersburger Arbeiter haben in den für Kriegsbedarf arbeitenden Fabriken die Arbeit eingestellt.