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Rabenauer Anzeiger : 24.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191507249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150724
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150724
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-24
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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»er Verhandlung jetzt mit Deutsch! Verrats fähig sei. oaran heilen sem taffen, für ewlae Zrtt das Ammer y«r von unS unbesetzt zu wissen. Was beabsichtigt man denn ei» gentlich, das mochte ich für mein Leben gerne wissen." Der Eintritt eines allerliebsten jungen Mädchens, wel ches Staubbesen und Wischtücher in ihrer Hand trug, unterbrach Unteroffizier Bornheim in seinem Selbstgespräch. Das Mädchen blieb wie überrascht aus der Schwelle der Türe stehen und trug eine sehr verlegene Miene zur Schau. „Was wünschen Sie?" fragte Unteroffizier Bornheim die Emgetreten« überrascht musternd in französischer Sprache, denn rS war ihm schon zur zweiten Natur geworden, alles, was sich hier in dem Schlosse zutrug, mit mißtrau ischen Blicken zu betrachten, selbst wenn es sich um einen anscheinend ganz harmlosen Borgang handelte. «Ich will reine machen und ausräumen," antwortete das Mädchen zögernd, einen Schritt näher tretend. „Ich dachte, der Herr wäre jetzt oben im Speisezimmer und hielt daher di« Zeit für geeignet.* „Wer hat Ihnen denn das geheißen, schönes Kind?* »Niemand; es ist doch an der Zeit, daß daS Zimmer aufgeräumt und ausgefegt wird, fett zwei Tagen ist eS schon nicht mehr richtig geschehen. Wenn daS die gnä dige Frau wüßte, bekäme ich tücht'ge Vorwürfe." „Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Solange wir nichts dagegen «inzuwenden haben, mag das Zimmer in den Zustand bleiben, wie es ist. Wenn eS unS zu bunt wird, werden wir eS schon melden." „Ich bin aber nun einmal hier, mein Herr, auch seh« ich, daß es wirtlich notwendig ist, hier aufz ^räumen und abzustäuben. Sie bemühen sich daher wohl etnstweilrn in das Speisezimmer." Der Unteroffizier sah sich in dem Zimmer um, wie um sich selbst zu überzeugen, ob das Reinemachen hier notwen dig sei; da er aber keine zwingende Notwendigkeit ent decken konnte, abgesehen von etwas Staub, der auf den Vermöchte Nachrichten. wie „freie Amerikaner" englische Retrulen wurde«. Je mehr man darüber aufgeklärt wird, wie Amerika sich von England schikanieren läßt, desto mehr verliert man auch die Achtung vor diesem schwachen Staatengebilde. Englisch-ame rikanische Zeitungen sehen sich jetzt selbst gezwungen, gegen diese Vergewaltigung Protest zu erheben. Ein besonders krasser Fall ist folgender: In: Laufe des Monats Mai fanden zahlreiche Pferdeverschiffungen aus amerikanischen Häfen nach Nm-land statt. Etwa 30 minderjährige Ame- vis kraaktireurs. Kriegsroman von E u ft a v Lang e. 31 „Um so besser sür uns,' entgegnete der UnterofsizH „aber ich muß trotzdem die Einladung, in Vas Speist zimmer zu kommen, bestimmt ablehnen. Ich hab- einig« ganz dringende Briese zu schreiben, mit denen ich fertig sein will, bevor mein Vorgesetzter von dem Ausflug de» er mit Fräulein de Lorm unternommen hat, zurückkehr^ sagen Sie das ihrer Herrin zugleich mit meiner Bitti um Entschuldigung." Unteroffizier Bornheim hatte sich nach diesen Worte« wieder an den Tisch niedergelassen auf dem die Büchei und das Schreibzeug lagen und griff wie zur Bekräftig ung seiner Worte nach einer Feder und gab sich de« Anschein, als schicke er sich zum Schreiben an. Dem Diener blieb nach dieser Abfertigung natürlich doch nichts anderes übrig, als sich nunmehr unver richteter Dinge wieder zu entfernen. Der Blick, den et beim Abgehen auf den anscheinend ins Schreiben ver tieften Unteroffizier warf, veriet aber deutlich, daß sein, bisherige unterwürfige Freundlichkeit nur eine erkünsteln war, daß es mit der Berufung auf die deutschfreundlicheGe- sinnung der Frau de Lorm, falls er überhaupt in deren Auftrag und Namen gesprochen hatte, auch nicht weil her war. „Ich will nicht selig werden, wenn das ein Dienei Im Schlosse war," sagte Unteroffizier Bornheim, indem er die Feder wieder weglegte und seinen Blick sinnend an! die Türe richtete, durch welche sich der Franzose entfern! hatte. „Aber lieber will ich verhungern, ehe sie mich hin aus diesem Zimmer bringen. Ganz wieder dasselbe Soich — den WuchMsist« Hube» sie glücklich für einige Stun den von hier fortgeloM uno nun soll rch an die Reth« frommen. Den Leutchen muß doch wirklich sehr viel Der englische Streik. 200 000 Streikende zählt man jetzt in England! Diese Riesenzahl ist der beste Beweis, daß die Maßnahmen der englischen Regierung, von den Arbeitern mit Hohn und Spott beantwortet worden sind. Fast alle Kohlengruben liegen still, in allen Orten hat der ungewohnte Anblick de» Feiernden etwas unheimliches an sich. Mit Musik »iehen die Streikenden durch die Straßen, die Polizei wird bei Möbeln lag und den Fußtapfen der Ulanen, die ab uns zu hereingekommen waren, um Meldungen zu erstatten fuhr er fort: „Ich will Sie durchaus nicht in ihrer wohllöblichen Absicht stören, mein liebes Kind, aber Sie müssen mir schon gestatten, daß ich hierbei den Zuschauer spiele — ich kann das Zimmer wirklich nicht verlaffen.* „Ich kann aber doch nicht Fegen und Stäuben, wenn ser Herr hier sitzt. Wollen Sie sich nicht einstweilen in ms Speisezimmer bemühen — Jaques hat dort bereits erviert." „Wenn es Jaques war, der mir vorhin angeblich dt« gleiche Aufforderung von Frau de Lorm überbrachte, so jabe ich demselben bereits gesagt, daß ich es vorziehe )ier zu bleiben." „Dann kann ich nicht reine machen,* schmollte das Mädchen. „Es geht wirklich nicht, so lange der Herr jier sitzt." „Dann nicht, liebes Kind. Lassen Sie sich keine zrauen Haare wachsen. Wenn es übrigens zu toll hier wird mit den Staub, dann fegen wir selbst. Sie glauben nicht, wie geschickt wir Deutsche auch mit Besen und Kehrschippe umzugehen wissen." „Aber das geht doch nicht — nein — nein — das kann ich nicht zugeben — die gnädige Frau jagte mich nus dem Dienst." „Das wird sie wohl nicht tun. Aber wie Sie wol len, entweder Sie verrichten die aufgetragene Arbeit in meiner Gegenwart, oder Sie unterlassen dieselbe." Der Unteroffizier hatte die letzten Worte in sehr ern stem Ton gesprochen, nachdem er anfänglich die Sache oon der humoristischen Seite ausgenommen hatte. Das Mädchen blieb noch einige Minuten unschlüssig an der Türe stehen. Die letzten Worte des Unteroffiziers hatten ihr doch den Mut genommen, noch weiter in denselben tu dringen, damit er das Zimmer verlasse. Große Erfolge im Osten. Die unter unseres FelbmarschallS v. Hindenburg Lei tung vor einigen Tagen begonnene Offensive hat zu großen Ergebnissen geführt. Nach Kurland hinein trieb die Armee v. Below nach Überschreitung der Windau den Feind siegreich vor sich her. 24S1 Russen, darunter 1t Offiziere wurden gefangen genommen, drei Geschütze uüd fünf Maschinengewehre wurden erbeutet. Die Armee s. Gallwitz griff die seit Anfang März mit allen Mitein neu zeitlicher Bffestigungskunst verstärkte russiche Stellung südlich und südöstlich von Mlawa an. In giäuzsudem Ansturm wurden drei hinterein ander gelegene russischen Linien nördlich und nord westlich von Prasznysz durchbrochen und genommen und Dzielie und Lipa erreicht. Vie Russen wichen unter der Erschütterung deS von zwei Seiten aus gegangenen Druckes nach der Räumung von PrasznySz in ihre schon seit langem ausgebaute rückwärtige Ver teidigungslinie Eiechanow — Srasnosielo. Ctechansw liegt 25 Kilometer südöstlich von Prasnysz an der Eisen bahnlinie nach Nowogeorgiewsk. Krasnosielo liegt in nord östlicher Richtung 20 Kilometer von Prasnysz am Orzycz. Die Frontlinie Ciechanow—Krasnasielo beträgt etwa 4V Kilometer und verläuft von Nordosten nach Südasien. Schon am Tage darauf, dem 15. Juli, stürmten unser« Feldgrauen auch diese feindliche Stellung in einer Breit« von 7 Kilometern, durchbrachen fie südlich Zielona und zwan gen den Gegner zum Rückzug. Seit der vorigen Woche ziehen die Russen auf der ganzen Front zwischen Pissa und Weichsel gegen den Rarem ab. Werden sie über diesen Fluß ge drängt, so stehen wir vor Nowogeorgiewsk und Warschau. Der Beutegewinn betrug beider Armee Gallwitz 88Offiziere 17500 Mann an Gefangenen, 13 Geschütze, 40 Ma- schtnengewshrr, 7 Minenwerfer; die der Armee Scholtz 2500 Gefangene, 8 Maschinengewehre. Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz geht es zwischen Bug und Weichsel nördlich von Krasnik gleichfalls erfolg reich gegen Warschau vorwärts. Bei Krasnosiaw an der Wieprz, 70 Kilometer nordöstlich von Krasnik, durchbrachen deutsche Truppen die feindliche Front und machten viel« Tausende von Gefangenen. Ein glänzender Sieg auf allen Punkten! Innere russische Verdrießlichkeiten. Die Regierungs krise in Rußland fordert immer weitere Opfer. Jetzt hat auch d.e Stunde deS Ministerpräsidenten Goremyktn ge schlagen, der durch den Ackerbauminister Kriwoschetn ersetzt werden soll. Die revolutionäre Bewegung tm Lande schreitet inzwischen unaufhaltsam fort. In allen rujsischen Sübgouvernements bis an die Küste des Schwarzen MeereS sind strenge polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen aus Furcht vor Unruhen getroffen worden. Die Zeitungszensur wird sehr scharf gehandhabt und die Zivilbevölkerung in diesen Gegenden Südrußlands ist großen Schikanen wegen der revolutionären Strömungen ausgesetzt. Der Handelsverkehr ist wegen fortdauernder Verhaftungen fast unterbunden. Die Furcht vor neuen Straßenunruhen spricht aus einem Erlaß des Höchstkommanbierenden von Moskau, der unter Androhung schwerster Strafen vor Pogromen warnt und dringend ermahnt, alle Kraft auf die Organisation des Landes zu verwenden und dis Ruhe zu bewahren. Im Westen haben die Kämpfe nach den großen Erfolgen, die unser« Truppen in den Argonnen ;n der letzten Zeit errungen haben, keinen nennenswerten Umfang mehr angenommen; dagegen wütet der Kleinkrieg, bei denen die Minenangriff« eine Hauptrolle spielen, auf vielen Siellen der Front weiter. Auch das Artilleriefeuer hat auf beiden Seiten w^eder eingefetzt, Waren aoer angeblich für deutsch« vlechau»g au, Umweg bestimmt «wesen sein sollen, wurde der Parise: Fabrikant unter Anklage gestellt. Obwohl es sich nur um rinen Auftrag von knapp hundert Mark handelte, sagte bei Ker Verhandlung der Vorsitzende, „daß «in Franzose, der jetzt mit Deutschland in Geschäfts«« bin dang träte, jeden Verrats fähig sei.* Bezeichnend jedoch, welksten Hatz maa jm französischen Valks gegen venischlanö nährt, find folgende Einzelheiten: Unter den Zeugen bffand sich auch die Direktrice, die sich geweigert hat, d«n Anftrag auSzu- führen, und die deshalb entlass«» worden war, sowie diejenige Arbeiterin, die nach dieser Entlassung die Arbeit ausgesüh't hat. Ihr Gatte, sagte diese, sei schon gefallen, und die Rot hätte sie gekrteden, der Aufforderung des Fabrikanten nachzukommen! Der Fabrikant wurde zu zwei Jahren Gefäutzais und 2000 Franks Geldstrafe v«rmt«Ut! E gtand lontk ln der Vauwwalstrav« «In. Jm englischen Oberhause wurde von einem Mitglied der Unmut zur Sprache gebracht, der unter den amerikanischen Produ zenten darüber herrscht, daß durch England- Maßnahmen zur See ein Export von Baumwolle nach Deutschland uv- möglich gemacht worden ist. Der Negierung kamen diese Darlegungen und die daran geknüpfte Frage, was England ihrem Erscheinen nm laureu. Geiaqier vegrüßl. Der Ver such der Regierung, die Arbeiter unter das Munitionsgesetz zu stellen, hat bei ihnen eine grimmige Verbissenheit geweckt, die den stündlichen Ausbruch einer Revolution befürchten lassen. Alle größeren Säle und Vereinsräume sind ständig von den Streikenden besetzt, die in stürmischen Versammlun gen ihrer Entrüstung Ausdruck geben. Der Arbeiterausschuß der durch seine Geneigtheit, auf die Regierungsmaßnahmen einzugehen, sich das Vertrauen der Arbeiter verscherzt hat, sucht, trotz der Erregung der Arbeiterschaft, weiter vermittelnd zu wirken. Heftige Szenen und bittere Ausbrüche unter- brechen die andauernden Tagungen, sodaß eine ruhige Be ratung unmöglich erscheint. Als die Arbeiterführer zur Aufnahme der Arbeit rieten, wurden sie einfach niederge- geschrien. Ein Führer, der laut erklärte, daß die Walliser Arbeiter von keiner Regierung der Weit zur Arbeit gezwun- f gen werden könnten, wurde begeistert gefeiert. Die Stim- > mung der Arbeiterschaft läßt sich durch die von der Regie- f rung vorgebrachte Ermahnung zur Vaterlandsliebe nichi l beeinflussen. And wenn alle englischen Schiffe unler gehen sollten, sagen sie, so lassen wir uns dadurch nicht in unserer Haltung beeinflussen! Die Zusammenkünfte der Streikenden hatten schließlich das Endergebnis, daß sic s sich zur Fortführung ihres Wiederstandes feierlich durch Handschlag verpflichteten. In den Sitzungen kamen Dinge ! zur Sprache, die auch die bisher Gemäßigteren zwangen, j sich den Streikposten anzuschließen. Die Konferenz, sagen sie, hat die Tatsachen nicht gekannt. Jetzt stehen wir unter i dem Munitionsgesetz. Wir befinden uns im Widerspruch - zum Gesetz. Das ganze Volk ist gegen uns, mit Ausnah. § der Deukschen, der Oesterreicher und der Türken. Die Wirkungslosigkeit der königlichen Vrotlamation hat in den englischen königstreuen Kreisen große Beunruhi gung hervorgerufen. Die Abgeordneten der einzelnen Körperschaften sehen in der völligen Nichtachtung der Pro klamation, von der man sich die bedingungslose Wiederauf, nähme der Arbeit versprach, ein so gefährliches Anzeichen für die Aufkündigung jeglichen Gehorsams, daß sie offen j ihre Meinung aussprechen, wonach das englische Königs- wort in Zelten nationaler Gefahr für Vie Regierung werllos sei. In ganz England gibt es nur noch ein Ge sprächsthema, — nicht etwa der Krieg, sondern die Lage in den Kohlenbezirken von SüdwaleS. Vie Antwort ver englischen Regierung auf dar Vorgehen der Streikenden ist vorläufig noch ausgeblieben. In Wales ist zwar ein Munitlonsgertchtshof eingesetzt wor den, der nun nach dem Wortlaut der köntglichen Proklamation mit den Maffenoerurteilungen der Arbeiter beginnen müßte. Bisher ist aber noch keine einzige Anklage erhoben wor den. Jede Partei wartet vorläufig noch das Beginnen der anderen ab. In London haben wichtige Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung, den Bergwerksbesitzern und den Bergarbeitern stattgefunden. Zweck der Verhand lungen war eine schnelle Beilegung der Schwierigkeiten tm Kohlenrevier von Südwales, woraus zu ersehen ist, daß di« Regierung sich nicht an die angekündigten Gewaltmaßnahmen heranwagt. Via verschiedenen regierungsfeindlichen Strömun gen in England haben die Regierung in ihren Drohungen jetzt soweit getrieben, daß sie ein Ausnahmegesetz ankündtgte. Ministerpräsident Asquith erklärte im Nnterhause, daß dt« Tätigkeit der Unabhängigen Arbeiterpartei und anderer Körperschaften sorgsam beobachtet würde. Es werde di» Frage erwogen, ob nicht die Vollmachten der Regierung unter der Landesoerteidicmngsakte erweitert werden müßten, Diese außerordentliche Maßnahme würde aufs schärfste di« trostlosen innerpolitischen Zustände Englands beleuchten und den Bankerott des gegenwärtigen Systems bedeuten. crraver nahmen hierbei Durchs als Pjerdewächter. Dor Ankunft der Amerikaner in englischen Häfen erhielien die englischen Werber Gelegenheit, sich an Bord zu begeben, nm die Jungen zu veranlassen, sich zum Eintritt in dir eng lische Armee zu verpflichten. In einem Falle wandten sich die Eltern eines 15 jährigen Knaben, als sie erfuhren, daß dieser als Pferdewächter auf den nach London abgefahrenen Dampfer „Cambrian* gegangen war, telegraphisch an den dortigen amerikanischen Generalkonsul mit der Bitte, zuoer hindern, daß ihr Kind in die Hände der Werber falle. Dem amerikanischen Generalkonsul gelang es trotz aller Be mühungen nicht, vor dem englischen Werber an Bord zu kommen. Als cs ihm endlich glückte, mit dem 15jährigen Knaben in Verbindung zu treten, hatte sich dieser bereits mik vierzehn anderen Jungen vem Werber verpflichten müssen. Vom Staatssekretär Bryan ist deshalb den be- fchwerdeführenden Kongreßmitgliedern durch ein amtliches Schreiben zugesichert worden, vah die amerikanische Re gierung bei ver engtischen ave Schritte unternehmen werve. um die Entlassung der auf diese Weise anqeworbenen Amerikaner herbeizuführen, deren Anwerbung imWiderspruch mit den amerikanischen Schiffahrtsakten stehe. Es geht hier aus hervor, daß die englischen Werber sich nicht scheuen, die Unerfahrenheit minderjähriger Amerikaner, die sich der Tragweite der von ihnen eingegangenen Verpflichtungen nicht bewußt sind und nicht bewußt sein können, für ihre Zwecke auszubcuten. Amerika fürchllel für seine Ausfuhr. Man sieht in Amerika selbst ein, baß man sich durch daS ruhige Zuiaffen der Absperrung Deutschlands vom Überseehandel die besten Käufer verscherzt hat. So macht sich jetzt der Katzenjammer in der Weise bemerkbar, baß man sich in den Vereinigten Staaten stark über die Aussichten ves Vaumwollmartles beunruhigt. DaS Bedürfnis nach Baumwolle in Europa werde in diesem Jahre nur klein sem, und außerdem seien noch 5 Millionen Ballen vom letzten Jahre übrig geblieben. Bis vor kurzem waren Vie deutithen Ankäufe ein autzer- ordenttich wichtiger Faktor für ve« VaumwoUmartt, mehr alS irgendwie vorausgesehen werde:: konnte, und fie sicherten den Baumwollpflanzern reichliche Gewinne. Jetzt sei man gezwungen, Hilfsaktionen durch die Großbanken vornehmen >u lassen, um den bedrängten Pflanzern des Südens zu Hilse zu kommen. Die Mitteilung tm englischen Unterhause, daß Gratzbritanurea Vie gesamte Baumwoll ernte für den Export ontaufea werde, bildet gegenwärtig den Gegenstand von Spekulationen. Aber man fürchtet in Amerika, daß diese englische Bereitwilligkeit nur ein Schetn- entgegenkommen sei, um die amerikanische Unzufriedenheit gegen Englands selbstherrliches Auftreten nicht noch mehr -u schüren. Außerdem wird England, wenn keine anderen Käufer für die riesigen Baumwollvorräte vorhanden sind, sicher eine Preisdrückung großen Stils versuchen. Es melden sich daher wieder Stimmen, die den ungehinderte« Haudel mit veulschtanv fordern. Zum Rachdeuten. In Frankreich besteht seit kurzem ein Gesetz, daß jede Geschäftsverbindung eine» Franzosen mit einem deutschen Untertan verboten ist. Als jetzt ein Pariser Fabrikant von einem schweizerischen Kaufmann einen Auktrao erbielt. er illn ohne aus. Da die
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