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Rabenauer Anzeiger : 27.07.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191507271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150727
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-27
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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^re <Lylne,en Myen mit großem Mißtrauen oen Japanern gegenüber. Von ungefähr vierzig einflußreichen Chinesen, Rie unter der deutschen Herrschaft in Tsingtau lebten, sind Nur noch zehn in der Stadt geblieben. Das ist zum Teil Die Folge der gespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern, zum Teil aber auch die Folge der unsicheren VeUMtnifse. Um alles das; was Deutschland innerhalb 17 Jahren in Tsingtau getan und wofür es Hunderte von Millionen von Den ausgegebsn hat, fortzusetzen, müssen vor allem ernste und fleißige Ansiedler sich niederlasssn, die in methodischer Weise vorgehen, anstatt der wilden japani schen Abenteurer, die nur auf gut Glück nach Tsingtau ge kommen sind. Es gibt heute nur ein einziges anständiges Hotel in Tsingtau, daß sür den Aufenthalt von Ausländern geeignet ist. Alle übrigen Hotels sind zweifelhaften Charak ters und können, wie der japanische Gouverneur selbst ein gesteht, von keinem anständigen Menschen ausgesucht werden. Die meisten Japaner am Ort, etwa zehntausend, sind nur Kulis, Barbiere, kleine Händler, Handwerker und dergleichen. Seidem das arbeitstüchiige und gewissenhafte deutsche Element fort ist, ist Tsingtau schnell zur Ablager stätte übler japanischer Elemente geworden. Moderns Scekriegvwaffen. Nowegische Schiffe haben übereinstimmend gemeldet, daß vor der Einfahrt in die großen englischen Häfen riesige Netze zum Auffangen von feindlichen KrieaSsch ffen oder Torpedos ausgespannt feien. Jetzt melden Matrosen einer in Bergen angekommenen norwegischen Bark, daß sie auf der Fahrt nach Liverpool bei klarem Wetter ans offenem Meer fesigorannt feien, und zwar auf ein riesiges starke-) Stahlnetz, das ans Gas- kngein quer durch das Fahrwasser ging. Beim Austennen entzündeten sich sofort vier Serienlichter. Diese waren in Hohls» Baumstämmen, die 60 Zentimeter dick, nach unten zugespitzt und mit Karbid gefüllt waren, angebracht. Das Schiff saß so fest, daß ein herbeieilender englischer Kreuzer es losbringen mußte, wobei das Schiff ein Stück des Netzes und zwei Lichtbojen zerstörte. Die Maschen des Netzes waren einen Ouadratmster groß, die Drähte einen halben Zentimeter dick. Diese Stahlnetze sollen ein Gewicht von 11 bis 1500 Zentner haben! Ministsrrat beim Zaren. In SarSkoje Selo hat unter dem Vorsitz des Zaren ein Ministerrat getagt, an dem alle Minister bis auf den erkrankten Minister des Auswärti gen Sasonow teilnahmen. Petersburger Blätter berichten, daß .infolge der veränderten Lage" die vorzeitige Einberu fung der Reichsduma nunmehr die Zustimmung des Ge- samtministeriums gefunden habe. Das Einberüfungsdekret wird in den nächsten Tagen im Amtsblatt erwartet. Eadorna-Gstchichten. Seit der italienische Oberbe fehlshaber seine „Wetterberichte" in die Welt hinausschickt, hat man einen unfreiwilligen Spaßmacher mehr gefunden. Man darf aber auch nicht vergessen, daß die Lage für diesen Mann tatsächlich wenig beneidenswert ist. Er muß mehr wie kein anderer mit der Stimmung seines heißblütigen Volkes und, was dasselbe ist, seiner Soldaten rechnen. E ' steht fest, daß er sich entschieden geweigert hat, Truppen m s andere als italienische Kriegsschauplätze zu senden. Däs verbieten ihm die politischen Verhältnisse. Die Sozialdemo kraten. die ihre Zustimmung gaben zum Krieg, gaben sie nur unter der Bedingung, daß nur um die ur.vrläü'i Gebiele gekämpft wird, das weiß jeder Italiener. Dc_- halb mußte vor etwa drei Wochen die Mauretania von der Cunardlinie, die mit der Transsqlvania gekommen war, um llalieaische Truppen zu holen, wieder leer von Neapel nach England zurückfahrest! Daß der tapfere Herr Cadorna nicht genug Munition und vor allem großen Mangel an Maschinengewehren hat, sieht man selbst auS italienischen Zeitungen, die melden, daß eine italienische Geschoßfabrik, einen großen Auftrag bis 1916 bekam und Anfragen, ob 1000 Maschinengewehre in 40 Tagen lieferbar seien, Ebenso ist aber auch bekannt, daß Amerika schon den Kredit verweigert für Lieferungen nach Italien, und daß Metalle nur gegen, sofortige Bezahlung geliefert werden. Man ersieht also schon daraus, daß Cadornas Lage keine leichte ist, und dürfte für die nächste Zeit noch manche er- freulichen Überraschungen zu hören bekommen. Italien »nv Türkei. In römischen Blättern gebärdei man sich sehr unwillig, daß dis italienischen Mobilisierten so wie andere italienische Bürger, die sich in Kleinasien auf halten und wünschen, in ihr Vaterland zurückbefördert zu werden, die Erlaubnis zur Abreise nicht erhalten könnten. Die ottomantschen Behörden ichieben angeblich mir ihrer üblichen zaudernden Taktik diese Abreise' ständig hinaus. „Wir wissen nicht, welche geheimen Absichten die Türkei hinter diesen Akten der Feindseligkeit gegen die Italiener verbirgt, sagen zornig die Zeitungen, aber mir wünschen zu wissen, ob die Türkei sich als mit unserem Lande im Kriegs zustände befindlich betrachtet, und ob unsere Regierung ge duldig diese Provokation hinnehmen will." Vielleicht er hallen die Italiener die Antwort auf biefe Frage noch früher als es ibnen lieb ist. . . Kusstsches aus Italien. Es gibt auch in Italien „Patrioten" nach russifcher Manier, die durch einen Krieg ; hoffen, sich „gesund machen" zu können. Im Mailänder f Hafen folgt eine größere Ankerschlagung ver anderen i beinahe täglich auf dem Fuße und die Behörden machen > betrübliche Entdeckungen. Kürzlich wurden Ankerschiagun gen von OetsSssern feftgestellt, die von den Ladeplätzen ge stohlen und dann in der Stadt verkauft worden sind; jetzt wieder handelt es sich um einen ungeheuren Beirag, in den bekannte Genuefer Firmen verwickelt sind, und der zum Schaden der Stadt Mailand ausgeführt worden ist, weiß man 'noch nicht, da die Behörden grösstes Stillschweigen be wahren. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um Betröge von mehr als einer halben Miktion Lire! Wenn Italien sich auch in allem Anderen den russischen Bun desbruder zum Vorbild nimmt, so können wir gewiß damit zufrieden sein. Die wirtschaftliche Rot Zlaftens nimmt jetzt langsam aber unabänderlich einen Kurs nach oben an. Man hat schon seit mehreren Monaten eine Art Kriegsbrot eingeführt, das in besonders kenntlich gemachten Läden sür 40 Pfennig das Kilo verkauft wird. Weißbrot kostet etwa 64 Pfennig das Kilo. Neben dem Brot sind das Haupinahrnngsmittel die Makkaroni. Sie kosteten vor dem Kriege 40 Pfennig das Kilo und sind jetzt fchon auf beinahe 70 Pfennig ge stiegen. Fleisch ist auch erheblich gestiegen, kommt aber wenig in Betracht. Das Volk ißt nur ausnahmsweise welches, und die besseren Leute können den Ausschlag schon vertragen. Obst und Gemüse ist noch sehr billig und gut. Trotz der gewiß nicht zu hohen Preise wird schon gewaltig geklagt über die Teuerung. Es wird nichts mehr verdient, imd wo es irgend geht, werden die Leute entlasten. Es ist saft niemand mehr imstande, feine Miete zu zahlen. Einstweilen ertragen sie alle noch die schwere Last, aber alle sind überzeug!, daß sie der Revolution entgegengehen, und haben ungeheure Angst vor der Cholera Noch ein paar entscheidende Schlappen, und in Italien bricht der inner« Brand aus. "Versteigerung versenkter Kriegsschiffe. Das selt same Geschehnis, daß versenkte Kriegsschiffe öffentlich an ' den Meistbietenden versteigert werden, hat sich jetzt in Tstng- tau zugeiragen. Dort wurde von den Japanern im Hasen gelände eine Auktion der von den Deutschen im Hafen ver- fenklen Kriegsschiffe gehalten. 22 Bieter waren anwesend. Ein gewisser Nakai aus Osaka erhielt den Zuschlag für fünf Kriegsschiffe gegen ein Angebot von 22 575 Jen. Ein an derer Japaner, Vamada aus Dänen, bot 15 000 Zen sür ! ein Torpedoboot und einen Minenleger und erhielt i dafür den Zufchlag. Da aber alle Kriegsschiffe mindestens 18 bis 35 Faden tief liegen, und die Strömung außerdem sehr stark ist, so wird ihrs Hebung mit große» Schwie- rigksilen verbunden sein. Man hofft, daß wenigstens der Minenleger sehr leicht gehoben werden kann und daß man ! ihn ohne große Reparaturen wird seefähig machen können. Dis Wirkungen dec englischen Handelssperre machen sich in Amerika empfindlich fühlbar und unterstützen die Be wegung, die darauf abzieit, England zu bestimmen, die über seeische Zufuhr von Waren, die keine Kriegskonierbande i darstellen, nach Deutschland wieder zuzulassen. Selbst Lon- i doner Blätter müssen von dec großen Beunruhigung berichten, i die den amerikanischen Baumwollmarkt infolge der englifchen i Willkürherrschaft zur See ergriffen hat. Die Nachfrage aus ! Europa ist klein geworden, dagegen sind noch fünf Milli- ! onen Ballen von der Ernte 1914 übrig. Der Vorschlag im englischen Unterhaus, die ganze Ernte für England auzu- kaufen, konnte die pessimistische Stimung nicht ändern, zumal dieser Vorschlag bei den außerordentlich hohen Zahlungen Englands an das Ausland und die drohende Leere der englischen Staatskassen, keine Aussicht auf Verwirklichung Hot. > Getretds ans NumKNie». Große Mengen Gelre.be ! wurden in Rumänien für deutsche Rechnung angekauft, s Diese Vorräte, unter denen sich besonders viel Weizen de- i findet, liegen zur Zeii an Bord von Donauschiffen in rumS- f nischen Häfen. Pariser und Londoner Blätter bemerken zerknirscht, der rumänischen Regierung bleibe nichts anderes übrig, als den Überfluß ihrer reichen Kornernte nach Öfter- reich-Üngarn und Deutschland auszuführen, da wegen der Schließung der Dardanellen ein anderer Ausfuhrweg nicht vorhanden ist. Vie avgesperrte Schweiz. Die schwierige Lage der Schweiz inmitten des kochenden Hexenkessels drängt mehr f und mehr zur Katastrophe. Italien hat seine Nahrungs- s mittelausfuhr nach der Schweiz so gut wie vollständig gx- i sperrt, so daß sich schon ein empfindlicher Mangel bemerk- s bar macht. Der fchweizerische Geschäftsverkehr ist außerdem i durch einen Willkürakt unserer Feinde völlig geknebelt wor- s den. da die Ententemächte den schweizerischen Briefpoft ! verkehr von und nach überseeischen Ländern einer Zensur § unterwerfen. Zahlreich sind die eingelaufenen Klagen ! über zurückbehaltene oder verspätete Briefe noch Amerika. Sogar geschiosfene Briessörke, sogenannte Karienschlüssc nach überseeischen Haupiplätzen, werden r» regelrechte-, Aeberwachungszentroien, wie Besancon und Bologna geöffnet. Beschwerden der schweizerischen Lberpostdirektiom die auf diplomatischem Wege bet den betreffenden Landern erhoben wurden, hatten nicht den mindesten Erfolg. Diese Schikane sollen wahrscheinlich den immer wieder versuchten Zweck haben, die Schweiz nach der einen oder anderen Seich zum Eingreifen in den Weltkrieg zu zwingen. Aus der Kriegszeit. Ein neues Nahrungsmittel. Eine „Vollkost" ge nannte Mischung von Maisgrieß, getrockneten Gemüsen, Dörrfleisch, Nudeln, Fleischexirakt usw., die so ausgiebta ist, daß die einzelne, einen starken Esser völlig sättigende 'Pm- iion sich auf weniger als 10 Pfennig stellt, obwohl sie nach den vorliegenden Analysen den Nährwert eines vollst ärMi- gen bürgerlichen Mittagstisches erreicht, gibt der Magistrat von Schöneberg probeweise an die minder bemittelte Bevöl kerung ab. Die Berliner städtische Deputation sür Schul- speisung nimmt zurzeit Versuche vor, die Vollkost zur Spei- sung bedürftiger Schulkinder zu verwenden. Auch der Fisch markt in Barmen vertreibt dieses neuartige Nahrunasmiliel an die Bevölkerung. Die Kriegsoolksküchen in Nürnberg haben es in Len Mittelpunkt ihres Speisezettels gestellt, und die Oberämter (Kceisoerwaltungen) in Württemberg haben nicht nur die Bevölkerung in den Amtsblättern auf dis Voll- i kost hingewiesen, sondern sich auch selbst zur Abgabe von j Proben bereiterklart. Zahlreiche Kommunen haben die Voll- , kost sür die Zwecke der Armenverwaltung, der Volsfpeise- hallen usw. eingeführt. Besonders wichtig aber ist, das di« ; wesentlichsten Bestandteile der Vollkost.au dem Auslanb« : bezogen werden, so daß sie nicht auf Kosten unserer heimi- - schen Produktion dem Massenkonsum dienen. i Energische Sladkvöler. Die Stadtverwaltung von ! Mainz setzt den ungerechtfertigten Preistreibereien in ihrem ! Wirkungsbereich mit anerkennenswerter Energie einen Riege! s vor. Infolge des Bruches der schwebenden Verhandlungen durch die Milchhändler, die den Milchpreis von 26 auf 28 und 30 Pfg. erhöht hatten, hat die Stadtverwaltung aus jede weitere Verhandlung verzichtet und mit sofortiger Wir« - kung jetzt schon den Höchstpreis von 26 pfg. festgesetzt, l der ursprünglich erst in Kraft treten sollte, falls die Ver handlungen scheitern würden. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bis 10000 Mark bestraft. Die Milchhändler haben also durch ihr halsstarrisches Betragen ihre Lage noch mehr verlck'ech. tert, als wenn sie Vie Verhandlungen, wenn auch ergebne los, zu Ende geführt hätten. Auch sonst geht die Stadt M. JiUerefse ihrer Bürger mit einschneidenden Maßnahmen vor. Um der Teuerung auf dem Obst- und Gemüsemarkt zr steuern, har sie die Errichtung eines Obst- und Gewüle- Verkaufs in eigenem Vertrieb beschlossen. Die Beschaffung der nötigen Verkaufsmengen erfolgt mit Hilfe des Obst- und Gartenbauvereins des Kreises Mainz. Bis krankltirellrs. Kriegsroman von Gustav Lange. 32 Plötzlich drehte das Mädchen ihm den Rücken zu und verließ mit einer für den Unteroffizier Bornheim nicht gerade schmeichelhaft klingenden Bemerkung das Zimmer und schlug recht deutlich hörbar die Türe hinter sich zu. Wie zur Bekräftigung seiner Worte, nicht zu weichen, schlug der Unteroffizier Bornheim mit der geballten Faust dröhnend aus den Tisch, daß die daraufliegenden Bücher und Papiere umherflogen, dann erhob er sich und wan derte eine Weile im Zimmer umher. Als der silberhelle Klang einer Glocke jetzt die sechste Nachmittagsstunde verkündete, blieb er gedankenvoll stehen und warf seinen Blick besorgt nach den Fenstern, durch welche die Strahlen der untergehenden Sonne schon recht schräg fielen. „Ich weiß nicht, wie mir zu Mute wird. Wenn nur dem Wachtmeister nichts zugestoßen ist. Cs war doch etwas viel gewagt von ihm, mit nur einer Begleitung die Fahrt mitzumachen." Ein Ulan erschien und meldete, daß er soeben mit noch einem Kameraden von Patrouille zurückgekehrt sei. Auf ihrem Ritt hatten sie ungefähr eine halbe Stunde von Chateau Gironte entfernt eine feindliche Patrouille bemerkt. Unteroffizier Bornheim fuhr überrascht auf: „Haben Sie auch richtig gesehen? Bisher ist noch nichts vom Feinde bemerkt worden." „Ein Irrtum ist ausgeschlossen, Herr Unteroffizier. Wir konnten sie ganz deutlich bemerken — es waren vier französische reitende Jäger." „Sind Sie von denselben gesehen worden?" „Ich glaube nicht, daß sie uns gesehen haben, denn vir hielten in der Nähe eines kleinen Gebüsches und yaoen uns so lange hinter demselben verborgen gehalten, bis sie unseren Blicken entschwunden waren und sie uns natürlich auch nicht mehr sehen konnten. Zudem be fanden wir uns in ihrem Rücken, sodaß sie uns nicht bemerken konnten." „Welchen Weg sind die Franzosen denn geritten?" „In der entgegengesetzten Richtung hier vom Schlosse auf der Straße, welche von hier aus durch ein enges Tal führt." Unteroffizier Bornheim dachte einen Augenblick über das soeben Gehörte nach. Die Straße, welche die Fran zosen verfolgt hatten, war doch die, auf welcher vor eini gen Stunden der Wachtmeister in Begleitung Fräulein de Lorms und des Schloßverwalters gefahren war. Das war doch höchst verdächtig. Bisher war hier in der ganzen Umgebung noch nichts vom Feinde zu bemerken gewesen und gerade heute — heute Nachmittag tauchte derselbe auf. Wenn die Patrouille richtig beobachtet hatte, und daran war nicht zu zweifeln, bei der Sicher heit, mit welcher der Mann die Meldung erstattete, da mußte der Wachtmeister bei seiner Rückkehr den Fran zosen direkt in die Arme geraten, das war wirklich eine sehr fatale Sache. „Welche Beobachtungen haben Sie denn sonst noch gemacht?" fragte Unteroffizier Bornheim weiter. „Haben Sie die Feinde fo lange im Auge behalten, wie es mög lich war?" „Jawohl, Herr Unteroffizier. Die Straße macht aber dort bald eine Biegung hinter welcher sie verschwanden. Wir konnten ihnen aber nicht nachreiten, da wir nur zu zweien waren und nicht wissen konnten, ob noch mehr von den Feinden in der Nähe waren." „Ganz richtig so; die Sache ist aber insofern von größter Wichtigkeit, als jetzt um diese Zeit der Wacht meister zurückkommen muß. Sie haben doch auch ge sehen, wie er heute Nachmittag fortgeiabreu iit?" „Das habe ich gesehen, Herr Unteroffizier und wie ich die Franzosen habe dahinreiten sehen, habe ich auch gleich an den Herrn Wachtmeister denken müssen. Ob die Franzosen wohl seinetwegen dorthin sind?" „Wenn man das mit Bestimmtheit wüßte; auffällig ist es auf jeden Fall, nachdem bisher noch keine Pa trouille etwas von Feinden zu melden wußte. Just heut« ist es das erste Mal." „Wenn ich mir einen Rat erlauben darf, Herr Unter offizier, dann würde ich sagen, es sollten sofort einig« Mann dieselbe Straße den Franzosen nachreiten, um zu erkunden, was sie eigentlich für Absichten haben. Die Uhr schlug wieder und weckte den Unteroffizier aus seinem Nachdenken. Schon acht Uhr. Nun konnte und mußte der Wachtmeister und der Gefreite wieder zurück sein, wenn ihnen sonst nichts zugestoßen war. Das war aber jetzt sehr wahrscheinlich nach der Meldung du er soeben vernommen hatte. „Sie haben sich doch genau gemerkt, welche Richtung die Franzosen eingcschlagen haben?" „Wie ich sagte, Herr Unteroffizier, sie sind auf der Straße entgegengesetzt von Chateau Girant geritten. Es war eigentlich sonderbar, daß sie sich so wenig darum kümmerten, was in ihrem Rücken vorging, sonst hätten sie uns doch bemerken müssen, da das kleine Gebüsch uns wenig Deckung bot." „Ich kann dasjZimmer hier nicht verlassen, gehen Sie sofort hinunter und sagen Sie, daß sechs Mann sich be reit halten sollen, dem Wachtmeister entgegen zu reiten. Es soll aber so unauffällig wie möglich geschehen, denn man kann nicht wissen, ob sich hier im Schlosse Verräter besinden, die alles beobachten, was von unserer Seite geschieht und dann diese Beobachtungen schnell weiter geben."
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