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Rabenauer Anzeiger : 19.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191506197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150619
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-19
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
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Der Weltkrieg. Schwerste feindliche Verluste im Westen. Der französische Generalissimus Joffre trifft seine Maß nahmen vom Standpunkte des Wortes aus: Sein oder Nichtsein. Gelingt es ihm jetzt nicht, dann ist er verloren. Daher setzt er alle seine Kräfte ungeachtet der furchtbaren Verluste, die er erleidet, zu immer neuen und hartnäckigeren Vorstößen ein. Joffre kämpft mit dem Mute der Verzweif lung. Aber die im Mat begonnene Offensive hat ihm auch nicht einen Erfolg beschert; obwohl wir uns jetzt bereits in der Mitte des Juni befinden und also schon sechs Wochen vergangen find, während deren Frankreich Va banque-Spiel spielt, ist auch nicht ein einziger Fortschritt, geschweige ein gelungener Durchbruch durch die eherne Mauer der deutschen Front zu verzeichnen gewesen. Lange kann die französische Armee die mit so unsäglichen Anstrengungen und Opfern verknüpfte Offensive nicht mehr fortsetzen; die Zeit kann sonst nicht mehr fern sein, in der Frankreichs Streitmacht an Erschöpfung zusammenbricht. Die Engländer, die jeder zeit die Vorsicht als den besseren Teil der Tapferkeit be trachten und dieser Anschauung gemäß selber vom Schuß fernbleiben und die anderen für sich die Kastanien aus dem Feuer holen lassen, gehen schon seit Wochen mit Pulver und Blei äußerst sparsam um. Von englischen Angriffen ist schon lange keine Rede mehr gewesen. Unsere Lage auf dem ^westlichen Kriegsschauplatz jetzt nach sechswöchiger Dauer der feindlichen Offensive bietet uns die volle Gewähr dafür, Laß alle Anstrengungen unserer weißen und farbigen Feinde ergebnislos bleiben und daß wir halten werden, was wir haben, um nach der Erledigung des östlichen Feindes im Westen mit starken, schnellen Schlägen reinen Tisch zu machen. Feindliche Vorstöße in den Dünen, nordöstlich von Nieuport, die nach längerer Zett, jedoch ohne Unterstützung durch englische Kriegssch ffe, unternommen wurden, brachen in dem Feuer unserer Feldgrauen zusammen. Es ist bemerkenswert, daß sich englische Kriegsschiffe an der bel gischen Küste in neuerer Zeit so selten machen. Die Ursache dieser Erscheinung liegt natürlich in der Furcht vor unsern Unterseebooten. Von der Hartnäckigkeit und der Verzweiflung, mit der die Franzosen um siegen oder sterben kämpfen, zeugt der Umstand, daß der Feind nach dem Zusammenbruch eines Angriffs frische Kräfte heranzieht und mit ihnen seinen Ver such zum zweiten und dritten Male wiederholt, wie das dieser Tage im Nahkampf nördlich Ecurie geschah. Di« Franzosen^rleiden bei diesen verzweifelten Unternehmungen stets die schwersten Verluste, ohne auch nur den geringsten Erfolg zu erzielen. Die Fortsetzung dieser wahnwitzigen Kriegführung muß und wird an der eintretenden Erschöpfung alsbald ihre Grenzen finden. Frankreich ist nicht so reich an Menschen wie Rußland, und selbst dieses hat nicht ungestraft die unerhörten Menschenopfer an den Karpathen und andern Stellen des östlichen Kriegsschauplatzes gebracht. Zusammenbruch der russischen Gegenoffensive. Der Vorstoß frischer russischer Kräfte aus der Gegend von Lemberg war so heftig, daß die Verbündeten auf einen Augenblick hatten zurückweichen und selbst den am Dnjestr gelegenen Brückenkopf von Zurawno, an dem sie den Fluß überschritten hatten, auf kurze Zeit hatten räumen muffen. Diese Operationen waren indessen von kürzester Dauer. Die Armee Linsingen wurde sogleich wieder Herr der Lage und ging ihrerseits zum Angriff gegen den Feind vor, der auf die Brückenköpfe bei Mlyniska, nordwestlich Zurawno, und bei Zydaczow zurückgeworfen wurde. Bei Halicz und auf Stanislau wurden feindliche Angriffe zurückgewiefen. Es unterliegt nach diesen Erfolgen der Verbündeten keinem Zweifel, daß der feindliche Gegenstoß, der ja bereits zu sammengebrochen ist, keinerlei Einfluß auf den Fortgang des Krieges haben wird, und daß die russische Bukowina-Armee nicht mehr zu retten ist. Die Russen bereiten sich nicht nur auf den Rültzug aus Galizien, sondern auch auf den aus der Bukowina vor. Aus zahlreichen Orten haben sie den Abtransport der Trup pen mit der Eisenbahn nach Kifchinew schon eingeleitet. Sie ließen überall nur kleine Abteilungen zurück, deren Auf gabe es ist, den Vormarsch der österreichisch-ungarischen Truppen so lange aufzuhalten, bis der russitch; Rückzug be wirkt ist. Auch die Vorbereitungen zur Räumung Lembergs sind im Gange, da die Verbündeten nur noch 24 Kilometer vor dieser mit starken Befestigungen umgebenen Stadt stehen. Gegen Warschau. Auf dem nordöstlichen Kriegsschauplatz richtet sich eine hocherfreuliche Operation unserer Feldgrauen direkt gegen Warschau. An der Rawka, zwischen Bolimow und Sochac- zew, drangen die Unseren in die Warschau vorgelagerten feindlichen Stellungen ein und nahmen gleich beim ersten Vorstoß 500 Russen gefangen. Auch bet prasznih, in der Narewlinte, befinden wir uns in erfolgreicher Offen sive, nahmen 150 russische Gefangene sowie einige Maschinen gewehre und Minenwerfer. Die Heranziehung frischer rus sischer Kräfte im Dnbiffagebiet hat also nicht die geringste Einwirkung auf unsere Operationen gewonnen. Unser Feld- marfchall v. Hindenburg, dem wir schon so viele und große Erfolge verdanken, wird vielmehr aller Voraussicht nach bald wieder eine besonders aute Botschaft verkünden können. preußisches Abgeordnetenhaus. 111. Sitzung vom 12. Juni. 12 Uhr 15 Min. Das Haus ist nur spärlich besetzt. Auf dec Ministerbank Land Wirtschaftsminister v. Schoclemer. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung des Fischerei- gejetzes. Abg. Lippmann-Stettin (Vp.) berichtet über die Ver handlungen der Kommission. Seit 40 Jahren war eine ge setzliche Regelung notwendig, besonders nach Erlaß des Wossergesetzes. Die endlosen Prozesse auf dem Gebiete des Fischereirechts müssen endlich ein Ende Haden. Allerdings wird zweifellos eine Reihe selbständiger Existenzen infolge des Gesetzes verschwinden. Darüber muß uns aber die Tatsache hinweg trösten, daß die Fifchgewinnung eine wesentliche Steigerung erfahren wird. Der Grundbesitz muß die gewerbliche Fischerei begünstigen und deshalb ge wisse Belästigungen durch Betreten des Users in Kauf nehmen. Dieses Recht bezieht sich aber nicht auf Sport angler. Dauernd vollständig eingefriedigte Grundstücke sollen auch vom gewerblichen Fischer nicht betreten werden dürfen. Ein Antrag aller Parteien verlangt jetzt, daß ein- gezäunte Viehweiden nicht als eingefriedigte Grundstücke gelten sollen. Weiter bringt das Gesetz einen stärkeren Schutz gegen Fischdtebe. Es liegt im allgemeinen Interesse, das Fischeretgewerbe möglichst zu erhalten. Deshalb muß den Fischereiberechtigten immer ein Fischereischein erteilt werden. Das Gesetz wird dazu beitragen, die Volksernäh rung zu sichern. Mitberichterstatter Abg. Freiherr v. Maltzahn (kons.) berichtet über die Entschließungen der Kommission. Sie fordern strengere Bestrafung der Wildfischerei, Anstellung von staatlichen Oberfischmetstern im Hauptamt, ausgiebige Berücksichtigung der Gemeindeangehörtgen bei Verpachtung der fiskalischen Fischereigewäsfer, Förderung der Küsten- und Binnenfischerei durch Einstellung größerer Mittel im Etat usw. Abg. Leinert (Soz.) begründet einen Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage, wonach, wenn ein offenes Gewässer zum geschloffenen erklärt wird, dem Ge schädigten die Geltendmachung seiner Ansprüche im ordent lichen Rechtswege offensteht. Landwirtschaftsminister v. Schorlemer: Die Regierung hält es auf Grund eingeholter Gutachten jetzt auch für zweckmäßig, es bei der Entscheidung des Bezirksausschusses bewenden zu lassen. Unter voller Anerkennung der flei ßigen und erfolgreichen Arbeit der Kommission habe ich den Ausführungen des Herrn Berichterstatters nichts hinzuzusügen. Nach reiflichster Erwägung schließt sich die Regierung allen von der Kommission gemachten Abänderungsvorschägen an. Der sozialdemokratische Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage wird darauf abgelehnt. Abg. Rieh» (fk.) beqründet einen Antrag, der sich auf Verhältnisse in der Provinz Heffen-Nassau bezieht. Abg. Lieber (Natlib.) tritt gleichfalls für den Antrag ein, gegen den sich die Abgg. v. Pappenheim (ks.) und Rewoiv (fk.) aussprechen. Der Antrag wird abgylehnt. Darauf wirk/ das Fischereigesetz in zweiter und dritter Lesung angenommen, ebenso die Kommissionsaniräge. Präsident Graf Schwerin erbittet die Ermächtigung, die Bis kraaktiröllr«. Kriegsroman von Gustav Lange. I4 Freiherr von Heydebrink war erstaunt, den Verwalter so lebhaft beistimmen zu hören in diesen Vorschlag der ,ungen Dame zu einer Spazierfahrt oder Ritt. Es lag darinnen doch eine ganz ungewöhnliche Freundlichkeit. Ls überkam ihn deshalb ein leises Mißtrauen und doch konnte und durfte er sich nichts merken lassen. „Wenn der Ausflug »nicht zu lange währt und mich nicht zu weit von meinem Poften hier entfernt," sagte er daher möglichst unbefangen, „aber wie soll ich mich denn in dieser unbekannten Gegend zurecht finden?" „Es ist eine Nachmittagsfahrt, wenn Sie sich anschlie ßen wollen. Ich würde sie heute machen, aber da meine Mutter eine sehr schlechte Nacht gehabt hat und ich sie nicht verlassen darf, so vielleicht morgen — nach dem Di ner um 4 Uhr etwa, da ist es schon nicht mehr so heiß und eine solche Spazierfahrt herrlich." Der Vize-Wachtmeister verbeugte sich; wenn das Mißtrauen nicht gewesen wäre, so hätte er sich eigentlich sreuen können aus die Spazierfahrt in Gesellschaft der rei zenden Französin. „Sorgen Sie dann morgen für den Wagen," befahl sie junge Dame und zu Freiherrn von Heydebrink ge wendet setzte sie hinzu: „Sie entschuldigen mich wohl jetzt, mein Herr; die Bibliothek hier steht Ihnen aber auch weiter zur Verfügung — der Zutritt steht Ihnen jeder Feit frei." Eine junge Dame konnte nicht graziöser und zugleich würdevoller mit einem leichten Kopfnicken, sonst auch nicht mit anmutigeren Schritten sich entfernen, als Fräu lein de Lorm es tat, als sie jetzt die Bibliothek verließ. „Werden Ihre Landsleute Ihnen dies nicht ungünstig anrechnen, wenn Sie mit einem Feindt ein« Spazierfahrt machen ?" fragte Freiherr von Heydebrink den Verwalter, während er sich ebenfalls aus der Bibliotkek entfernte. „Darüber seien Sie ohne Sorge," versetzte dieser, ihm folgend, „unsere Landleute sind doch nicht so von Haß durchdrungen. Die Franktireurs, wie sie meinen, die Sie gestern verfolgten, waren im Grunde genommen ganz harmlose Leute, die nur ihre Habseligkeiten in Sicherheit bringen wollten. Sie halten viel auf unser Fräulein und würden es gar nicht wagen, Jemand zu belästigen, der sich in ihrer Gesellschaft befindet." „Und selbst wenn er ein Barbar aus dem Ulanenvolk von den fernen Grenzen des von Ihnen gefürchteten Dra gonerlandes ist?" „Verspotten Sie mich nicht ob meiner Unkenntnis, die ich gestern über ihre Soldaten, besonders die Ulanen bekundete. Aber wollen Sie nicht auch unsere Fremden zimmer in Augenschein nehmen, da Sie einmal hier oben sind." „Ich danke Ihnen nochmals, ich werde mein jetziges Zimmer beibehalten." „Aber sehen Sie sich die Zimmer erst einmal an, es könnte doch sein, daß Sie ihren Entschluß hierüber noch ändern." „Ich sagte Ihnen schon, aus welchen Gründen ich dies ablehnen muß. Kommen wir auf diesen Punkt nicht wieder zurück." Der Verwalter verbeugte sich und die beiden Männer trennten sich nun. * * „Sie haben recht," sagte der Vize-Wachtmeister zu Unteroffizier Bornheim, als die beiden sich wieder unten in ihrem Zimmer trafen. „Man will uns durchaus von hier unten fort haben — ausquartieren — gegen unseren ausgesprochenen Willen." „Sagte ich es nicht gleich, daß man so etwas beab sichtigt!" nächste Sitzung festzusetzen und zwar nicht vor den, 21. Juni. Auf die T.-O. sollen Anträge der verstärkten Budget- kommission gesetzt werden. Von freisinniger Seite wurde beantragt, auf die nächste T.-O. die liberale Resolution zu setzen, wonach Fideikommisse in den nächsten zwei Jahren nicht gebildet werden dürfen. Ein sozialdemokratischer An trag empfiehlt die Besprechung der Wahlrechisfrage in der nächsten Sitzung. Konservative und Zentrumsredner wen deten sich gegen eine Erörterung dieser Fragen, die im Augenblick den Burgfrieden stören müßten. Das Haus ent scheidet sich schließlich für die vom Präsidenten vorgeschlagene Tagesordnung. Ein Zentrumsantrag, die Frage der Kriegs primaner zu behandeln, wird angenommen. Schluß gegen 4 Uhr. Vermischte Nachrichten. Die amerikanische Präsidentenwahl, die im nächsten Fahre stattzufinden hat, wirft ihre Schatten voraus und er klärt mancherlei Vorgänge in der Union, die sonst ein Rätsel bildeten. Die bevorstehende Wahl erklärt namentlich auch den Rücktritt des Staatssekretärs Bryan, zu dem die Rote des Präsidenten Wilson allein keinen Grund geboten hätte. Die bevorstehende Wahl trägt auch zu einer unbe- sangeneren Würdigung der deutschen Kriegführung und zur Befreiung vieler Amerikaner von den Angeln der englischen Lügenköder bei. Gilt es doch, die große Zahl der Deutsch- Amerikaner, deren Stimmen bei der Präsidentenwahl den Ausschlag geben können, zu gewinnen. Dem Amerikaner ist nun einmal alles Geschäft, und das Geschäftsinteresse ge bietet, den Deutschen Gerechtigkeit widerfahren zu lasten. Bryan scheint sich zum vierten Male zur Übernahme einer Präsidentschaftskandidatur entschlossen zn haben, obwohl er schon dreimal durchgefallen ist, und es ist sehr wohl mög lich, daß er durch einen überraschenden Schachzug die Deutschen Amerikas, die von der demokratischen wie von der republikanischen Partei bisher gleich schlecht behandelt wurden, auf die Seite der demokratischen Partei hinüberzu- siehen und für die Unterstützung feiner Wahl zu gewinnen oersuchte. Französische Schmerzen. Die Franzosen, die ihre be ständigen Mißerfolge nicht mehr vertuschen können, führen diese jetzt auf Mängel ihres Brtilleriewescns zurück. Unter dem Zwange der öffentlichen Meinung enthob die Heeres verwaltung den Chef der Direktion der Feldartillerie und des Munitionsersatzes sowie den Direktor der Abteilung für technische Studien und Versuche bei der Artillerie ihrer Stellungen. Von der organisierten Kriegsindustrie erwartet die Heeresleitung und mit ihr die öffentliche Meinung Frankreichs das Heil. Es sollen sogar die schweren Ge schütze der Kriegsschiffe in der Front verwendet werden. Freimütige Mtlitärkrittker Frankreichs warnen indessen vor Illusionen und betonen, daß es die Geschütze allein nicht täten, sondern daß die Truppen das Werk der Artillerie krönen müßten, wie es die Armee Mackensen in Galizien getan hätie. Die Hoffnung der Franzosen auf. Italiens Hilfe schwindet gleichfalls. Die Stimmung wurde tief ge drückt durch den Artikel eines führenden Mailänder Blattes, worin mit Genehmigung der Zensur die Auslandmeldung von einer Verstärkung der französischen Front durch ita lienische Truppen in Abrede gestellt wurde, da die Ita liener in erster Linie für ihre eigenen Interessen kämpften. Bier und leichter Wein sür die Truppen. So ent schieden von allen behördlichen Stellen des Deutschen Reiches der unmäßige Genuß alkoholischer Getränke bekämpft und die Verabfolgung von Branntwein verhindert wird, so wenig huldigt man andererseits einem unbedingten Ab- stinenzlertum. In diesem Sinne hat sich auch der Kaiser neuerdings wieder geäußert. Der MoiMch betonte, daß er nach wie vor auf dem Standpunkt seiner Mürbicker Rede an die Marinefähnriche stehe, daß aber andererseits im Kriege eine weüergehende Verwendung leichter alkoholischer > Getränke wohl zugestanden werden müsse. So sei leichter Landwein oder Bier bei der Verpflegung dem Master vor zuziehen, wenn solches nicht in einwandfreier Beschaffenheit vorhanden ist. An Baumwolle herrscht kein Mangel, obwohl die Zufuhren an roher Baumwolle aus Italien infolge des Krieges aufgehört haben. Gleichwohl schien es der Kriegs- ! rohstoffabrik des Kriegsmnifteriums zweckmäßig, schon jetzt „Also halten wir die Tapetentüre im Äuge, besonders morgen." „Warum ganz besonders morgen?" fragte Unteroffi zier Bornheim erstaunt. „Weil ich für morgen Nachmittag zu einer Spazier fahrt von dem hübschen Schloßfräulein eingeladen worden bin." „Das nenne ich in der Tat ein Glück, Herr Wacht meister." „Glück — nein, eine sonderbare Sache ist es. Man will mir, der ich als Feind doch eigentlich ein unwillkom mener Gast im Schlosse bin, die Schönheiten der Umge- gend zeigen." Aber wollen Sie denn alleine den Ausflug mitmachen?" fragte Unteroffizier Bornheim. Sie sollten mich mitneh men, das heißt, nicht etwa weil ich gerne mit bei der Partie sein und mich deshalb aufdrängen möchte, sondem zu Ihrem Schutze." Freiherr von Heydebrink überlegte einen Augenblick, indem er das Zimmer mit großen Schritten durchmaß, hierbei zuweilen nach der verdächtigen Tapetentüre schie lend, die nun einmal sein und seines Kameraden Inter esse erregt hatte. „Nein, Sie kann ich nicht mitnehmen," entgegnete der Vize-Wachtmeister nach einer Weile. „Sie müssen unbe dingt hier bleiben und wie ich schon sagte, die Tapeten türe im Auge behalten und auf alle Vorgänge Obacht - geben, die sich während dieser Zeit hier im Schlosse ab spielen. Aber Sie bringen mich auf einen Gedanken — ich werde doch nicht alleine mitfahren, sondern einen zu verlässigen Mann von unseren Leuten mitnehmen; wen empfehlen Sie mir dazu?" „Den Gefreiten Bär, denke ich ; aber noch besser ist es, Sie nehmen zwei Mann mit, wir befinden uns in Fein desland unter Feinden, da darf man sich auch. durch die größte Freundlichkeit nicht täuschen lassen."
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