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Rabenauer Anzeiger : 17.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191506174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150617
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150617
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-17
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
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Die letzte Kriegswoche. Sache oder Verteidigung des Fürstenmordos. Zlalien» Aurch« vor der Wahrheit. Der Koloß auf lönerneu Jüheu. Papierene «rasimeiereien des Trustdieners. Mit der letzten, der 48. Kriegswoche, nähern wir uns bereits dem ersten Jahrestage des Sarajewoer Dramas. Die Ermordung de» österreichisch-ungarischen Thronfotger- paares am 28. Juni v. I. bildet den historischen Ausgangs punkt des Weltkrieges. Ein blutiger Fürstenmord war dessen unmittelbare Ursache, und man soll nie vergessen, daß in diesem Kriege sich Rächer und Verteidiger eines Mordes gegenüberstehen. Und wie vom ersten Ansong an, so ist es geblieben durch die lange Reihe der Wochen bis auf den heutigen Tag. Hie Recht, hie Unrecht! so lautet das Kriegs geschrei. Gott aber ist sichtlich mit uns und unserer ge- rechten Sache. Hat sich die Schar unserer Feinde durch Italiens Verrat auch noch um eine europäische Großmacht vermehrt, so hat diese Tatsache doch den Siegeslauf der deutsch-österreichischen Fahnen auf dem östlichen Kriegs- schauplatze nicht aufzuhalten vermocht, und auch im Westen hat Deutschlands treue Wacht ihre gewaltige Stellungslinie vom Meer bis zu den Alpen trotz unauihörlicher und hef tigster feindlicher Angriffe behauptet, die Stoßkraft des Gegners mürb« gemacht und diesem ungeheure Verluste zu- gesügt. Italien dagegen hat bisher weder Rußland ent lastet noch seinen westlichen Freunden zu Erfolgen ver- halfen, sondern seinen schnöden Bundesbruch mit Mißerfol gen und Verlusten gebüßt, die es nicht erwartet hatte. Es wird ober noch besser kommen, so daß diesen verräterischen Raubgesellen die Augen übergehen sollen. Man sage nicht, Italiens Einfluß auf den Krieg könne sich bei seiner erst kurzen Beteiligung an ihm noch nicht bemerkbar machen. Italien hatte den Judaslohn von seinen neuen Verbündeten langst in Händen, als es noch seinem alten Bundesgenossen Treue zu hallen vorgab. Es hatte während langer Monate mit angestrengtestem Eiser ohne Rücksicht auf die Kosten an seiner Bereitschaft gearbeitet und war zum Losschlagen voll- kommen fertig, als es dem In schweren Krieg verwickelten langjährigen Bundesgenossen in den Rücken fiel. Italien Hal bisher noch keine Erfolge errungen, sondern schon äußerst schwere Verluste erlitten. Wir erinnern nur an die Vernicklung seines besten Luftschiffes „Citta di Ferrara" und an die schwere Niederlage, die sich die Italiener bei ihrem ersten größeren Angriff gegen den Görzer Brücken kopf zuzogen, wobei eine ganze Infanteriedivision aufge rieben wurde und mehrere Geschütze in die Hand der sieg reichen Österreicher fielen. Es ist bezeichnend, daß die ita lienischen Blätter ihre eigenen Generalstabsberichte über diese Vorkommnisse nicht zu veröffentlichen wagen, aus Furcht, es könnte dann schon ein Umschwung in dec Volks stimmung eintreten, der den Ausbruch der Revolution im Gefolge haben und die Fortsetzung des Krieges unmöglich machen würde. Aus dem östlichen Kriegsschauplatz« nehmen die Dinge iür uns den denkbar günstigsten Verlauf. Es steht außer Frage, daß die Verbündeten den Feind schon längst aus Lemberg geworfen und bis auf den letzten Mann aus Gali zien verdrängt haben würden, wenn sie nicht gleichzeitig mi! den auf dem südöstlichen Teile des Kriegsschauplatzes, am Pi ulh und in der Bukowina vereinigten sehr erheblichen runychenSjreitträslen hätten abrechnen wollen. Wo immer die Armeen de» Zaren den bereits über Stanislau hinaus ge diehenen siegreichen Vormarsch der Verbündeten aufzuhalten versuchten, wurden sie unter schwersten Vrrlusten geschlagen. Die Zahl der russischen Gefangenen schwillt ins Riesen- mäßige an. Die Hoffnung unserer übrigen Feinde, daß sich Rußland, auch wenn es die entscheidenden Schlachten ver- liere, wegen der Unermeßlichkeit seines Menschenmaterials nicht besiegen lasse, ist ein Phantom. Das Wort von dem »Koloß auf tönernen Füßen" findet auf Rußland heule mit größerer Berechtigung al» je seine Anwendung. Der ge waltige Koloß wird gestürzt und zu Boden geworjen wer den. Tag und Stunde sind hoffentlich nicht mehr allzufern. Und liegt er bezwungen am Boden, dann werden wir mit der Bundesbrüderschast unserer Feinde kurzen Prozeß machen können. Nach der jetzt schon in Frankreich und England herrschenden Stimmung darf man erwarten, daß dlkhe beiden Staaten nach Rußlands Unterwerfung die Flinte ins Korn werfen werden. Der Not- und Todvertrag verpflichtet sie ja gewissermassen dazu. Inzwischen hält unsere helden mütige Besatzung an der Westfront den unaufhörlichen An griffen und Durchbruchsversuchen der weißen, schwarzen, braunen und gelben Engländer und Franzosen stand, ohne dem Feinde auch nur um eines Fußes Brette des von uns eroberten Gebietes zu überlassen. Diesem stillen und an spruchslosen Heldentum, das sich in den Schützengräben der ; westlichen Front zu jeder Tag» und Nachtzeit offenbart, gebührt die höchste Anerkennung und heißester Dank. Wir können den in treuester Pflichterfüllung Ausharrenden nimmer vergelten, was sie einem jeden von uns und dem gesamten deutschen Vaterland getan. Was die neutralen Staaten betrifft, so darf man sich jetzt wohl der Gewißheit hingeben, daß das Liebeswerben des Dreiverbandes, das von Italien neuerdings mit ganz besonderen Eifer unterstützt wurde, ergebnislos verlausen ist und bleiben wird. Rumänien hat aus allernächster Nähe den Niedergang Rußlands und die entscheidenden Erfolge der beiden Zentralmächte verfolgen können und die ent sprechenden Lehren aus den Ereignissen gezogen. Bleibt Rumänien neutral, so bleiben es Bulgarien und Griechen land erst recht. Mit aufrichtiger Freude begleitet man auch in Deutschland die Wiedergenesung des Königs Konstantin von schwerer Krankheit. Der Monarch, der allen Kriegs- einflüsterungen so tapfer widerstanden hat, erfreut sich der höchsten Liebe seines ganzen Volkes, das den hohen Wert der strikten Neutralitätspolitik des Monarchen erkannt hat und nichts sehnlicher wünscht, als daß diese Politik fortge setzt wird. Die Kraftmeiereien des amerikanischen Präsiden ten Wilson, die den gewissenhasteren Staatssekretär des Auswärtigen Bryan zum Rücktritt veranlaßten, haben offen bar nur papierenen Wert und dienen lediglich den geschäft lichen Interessen der Bankers und großen Trustherrn, deren unterwürfiger Diener der demokratische Präsident Wilson in demselben Maße geworden ist, wie es seine republikanischen Vorgänger im Amte alle waren. Amerika wünscht Garan tien für die Sicherheit seines ebenso einseitigen wie einträg- iichen Waffenhandels mit England und will nicht einsehen, daß diese neutralitätswidrige Unterstützung unserer Feind« ihre natürliche Grenze an der Beherrschung des Meere» dvrw unsere Unterseeboote findet Wünschen beide Teil« den Handel, io mutz England die amerikanischen Schiffe schützen, vermag es das nicht, so setzt Amerika den Verkehr auf seine eigene Gefahr fort. Die Sachlage ist so ungeheuer einfach, daß es schade um die Tinte ist, die in hochdiploma tischen Noten ihretwegen verschwendet wird. An ein krie gerisches Eingreifen gegen Deutschland denkt Präsident Wilson offenbar nicht, kann garnicht daran denken; di« Union ist für einen europäischen Krieg nicht gerüstet, und unsere verbündeten Feinde wünschen selber nicht, daß ihnen Amerika durch ein militärisches Einareiken idre Ooerationen unnötigerweise noch erschwert. Die Lufltama-Aole. Ein friedlicher Ausgleich zwischen Deulschland und Amerika ist möglich, und der Versuch, zu einer gütlichen Lösung der strittigen Fragen zu kommen, darf nicht aufge- geben werden, nicht aus Zaghaftigkeit, sondern aus dem ernsten Willen heraus, politische Beziehungen nicht zwecklos zu verschlechtern. Rücksichten der Menschlichkeit kann man natürlich walten lasten, soweit Kriegslage und Staatsräson es gestatten. Man kann sich, wie halbamtlich im „Tag" ausgeführt wird, sehr wohl denken, daß ehrliche und vor urteilsfreie Verhandlungen zwischen den Beteiligten zu einer Verständigung führen könnten. Keiner von ihnen soll und braucht sich dabei etwas zu vergeben. Es ist daher abzu warten, ob die Note des Präsidenten Wilson die Möglichkeit zu ersprießlichen Verhandlungen offen läßt. Die Grund lagen für sie sind da. Sie zu betreten, kann mit gutem Willen der Beteiligten geschehen. Unser militärisches Inter ests und unser Rechtsstandpunkt, auf den wir beharren müssen und werden, würde eine ehrliche, erfolgversprechende Aus sprache nicht hindern. vrqan erklärte, daß er Wilson gegenüber in zwei Punkten verschiedener Ansicht gewesen sei. Bryan wünschte, daß wegen der Unterseebootsfrage von einem Internatio nalen Ausschuß eine Untersuchung eingeleilet werden sollte, Eine derartige Lösung sei durch die Schiedsgerichlsvcrträge, die Amerika, wenn auch noch nicht mit Deutschland, so doch mV 80 anderen Lanvern abgeschloffen habe, vorgezcichvek. Bryan meinte ferner, daß Amerikaner kein Recht hätten, nachdem Deutschland seine Warnung erlassen hatte, ihr eigenes Land durch eine Reise in die Kriegsgewäffer zu ge-' fährden. Stimmt das, dann alle Hochachtung vor Bryan! Kundgebungen gegen jeden Krieg, der unternom men werde, ohne daß die amerikanischen Grenzen verletzt würden oder ohne daß ein Einbruch in amerikanisches Ge biet stattfände, werden von den Arbeiterführern in den Ver einigten Staaten veranstaltet. Präsident Wilson soll zur entschiedensten Fortsetzung seiner Politik entschloßen fein, auch wenn sie den Krieg zur Folge hätte. Bryan soll Tränen im Auge gehabt haben, als er das Staatsdepartement nach seinem Abschied verließ. Wilsons neue Lusilania-Nole wurde Neuyorker Mel dungen zufolge abgesandt und sollte am Freitag veröffent licht werden. Wir werden also dieses Aktenstück bald kennen lernen. Daß es die wohlerwogenen und gerechtfertigten Richtungslinien der deutschen Kriegführung nicht ändern kann, ist selbstverständlich. Die Reutermeldung, daß die ge plant gewesene Entsendung eines Teiles des Atlantischen Geschwaders Amerikas nach San Franzisko zu Ehren der dortigen Weltausstellung rückgängig gemacht worden sei, ändert an der Sachlage und deren Beurteilung garnichts. Vie freundschaftliche amerikanische Nole. Nach Neuyorker Berichten ist die Überraschung über den Rücktritt des Staatssekretärs Bryan in Washington um so größer, als bekannt wurde, daß die Lusitania-Note des Präsidenten Wilson an Deutschland in freundschaftlichem Tone gehalten sei und kaum etwas anderes als eine Wiederholung der Originalnote darsMe, die eine friedliche Lösung keineswegs ausschlteße. Trifft die vorstehende Angabe zu, dann wäre Bryan zurückgetreten, weil ihm die Note Wilsons zu milde war. Das Reutersche Lügenbüro hatte bekanntlich das direkte Gegenteil gemeldet. Mag nun die eine oder die andere Version richtig sein, wir sehen der Wilsonschen Note mit einer Kühle entgegen, die in wohltuendstem Gegensatz steht zu der gegenwärtigen Junihitze und zu der Hitze, die kr den Köpfen der Minister aller uns feindlichen Staaten brütet. Die deutsch - amerikanischen Lusitania - Verhandlungen sollen nach Meldungen Londoner Blätter aus Washington sehr aussichtsooll geworden sein. Man betrachte die Lösung der Frage des Unterseebootskrieges als bevorstehend. Die deutsch-amerikanische Spannung, die noch vor kurzem be stand, wirb als geschwunden betrachtet. Der deutsche Nnter- seebootskrieg findet ganz selbstverständlich während des Krieges erst ein Ende an der durch sichere Garantien ge stützten Erklärung Englands, daß es die Zufuhr von Lebensmitteln und sonstigen keine Konterbande darstellenden Wareu an Deutschland nicht weiter hindern werde. Der Weltkrieg. van einem schnellen Umschwung der ttalteuischen volkssiimmung, die eine Fortsetzung des Krieges unmög lich und den Ausbruch der Revolution im Lande zur un mittelbaren Folge haben würde, hegen die Negierung und Re mit ihr noch immer im Kriegsfahrwafser segelnde Presse Italiens die äußerste Sorge. Eine Reihe von Schlagworten lehrt stereotyp in den Artikeln sämtlicher Blätter Tag für Tag wieder. Der italienische Soldat wird gepriesen. Alles lbrige ist Spionageangst und heftige Angriffe auf Deutsch land mit den ewig gleichen Phrasen. Dazu kommen die Hoffnungen auf den Balkan. Stets wiederholen sich dje fragen: Was wird Rumänien, was wird Bulgarien tun? Was kann man tun, um sie zu gewinnen? Sonst werden nur Siege oder vorweggenommene Siege des Vierverbands in der ganzen Welt verzeichnet. Belgien bereite den deut schen Heeren die Vernichtung vor. Die deutsch-österreichische Kriegführung in Galizien sei die Strategie des Bluffs. Der Verlust einer Ruine wie Przemysl fei ohne Bedeutung. Rußland könne seine ungeheuren Massen wegen Eisenbahn mangels nur nicht immer an den richtigen Stellen verwen den (so ist's), sei aber unbezwinglich und bleibe immer der gleich furchtbare Gegner. Das Schicksal, das die deutsch- österrelchischen Heere erwarte, sei furchtbar. Der britische Löwe sei erwacht. Das neue Ministerium in London be- weise,—daß England sich zu einem Miliiärstaat entwickele. Allen diesen wortreichen Triumpfen steht die kleine Tatsache asLenjlber, daß in den Blättern, zum ersten Male der Be« Vie skrtmktil'EMZ- Kriegsroman von Gustav Lange. 12 Dieser starrte den Frager einen Augenblick wie er schrocken an, dann aber lief er eilig davon, ohne eine Antwort zu geben, oder überhaupt ein Mort zu erwi dern, obwohl ihn der Vize-Wachtmeister in französischer Sprache angeredet hatte. „Sehr verdächtig; man hat also doch kein reines Gewissen," brummte Freiherr v. Heydebrink und setzte seinen Weg nach den Ställen sort. Als Freiherr von Heydebrink am nächsten Tag der Schloßherrschaft wiederum einen Besuch abstatten wollte, sand er zu seiner Enttäusä/ung nur den Verwalter im Salon an, wohin er dieses Mal von der Zofe geleitet, worden war. Der Franzose empfing ihn, wie der Vize-Wachtmeister deutlich herausfühlte, mit einer gewissen erzwungenen Freundlichkeit. Er schien ihn erwartet zu haben und sein weiteres Benehmen deutete daraushin, daß er etwas ganz Besonderes auf dem Herzen hatte, das anzubringen ihm einige Mühe kostete. Nachdem einige gleichgültige Worte über das Wetter gewechselt worden waren, sragte der Verwalter den Vize- Wachtmeister plötzlich, ob er sich nicht langweile hier im Schlosse. — Einen Augenblick war der Letztere über diese sonderbare Frage etwas überrascht, aber er entgegnete so gleich lachend: „Langweile, wie sollte ich hier Langweile empfinden, wo der Dienst mich doch den größten Teil des Tages in Anspruch nimmt und in der übrigen Zeit habe ich, in der erst zwei Tage hier währenden Anwesenheit, mich wahrlich noch nicht gelangweilt." - ,Sik sind aber ein gebildeter Mann, haben, wie ich gestern gehört, studiert, da werden Sie doch wohl zuwei len das Bedürfnis nach einer guten Lektüre haben?" fuhr der Verwalter fort, der es wie eine Erleichterung fand, sich darüber aussprechen zu können, was ihm aus dem Herzen gelegen haben mochte. „Sie meinen, ich müßte Verlangen nach Zeitungen haben, Herr Verwalter?" „Nicht nach Zeitungen, nein, sondern nach guten Büchern, nach Werken der Kunst, des Wissens und der Literatur." Freiherr von Heydebrink sah den Verwalter einen Augenblick überrascht an. Wie kam dieser Mann dazu, ihn hier in Feindesland an solche Bücher zu erinnern. Gerade aus dem Munde dieses Mannes, der allem An scheine nach sich selbst wohl wenig mit dem Lesen solcher Werke befaßte, mußten ihn solche Worte geradezu über raschen. Dieser Franzose kam ihm immer rätselhafter vor, wenngleich in seinen Worten nicht gerade etwas Verfängliches lag. „Woher sollte ich, wenn ich schließlich auch einmal eine Stunde Zeit hätte, jetzt solche Bücher erholten?" „O, nichts ist leichter und einfacher als das, mein Herr, entgegnete der Verwalter lebhaft und die Hast, mit welcher er die Worte hervorstieß, verriet, daß er aus diese Worte des Vize-Wachtmeisters förmlich gewartet hatte. „Meine Herrin und auch unser gnädiges Fräulein ha ben mich beauftragt, Ihnen unsere Bibliothek zur Be nutzung zu empfehlen." „Sehr freundlich und gütig von den Damen. Ich bitte Sie, Herr Verwalter, denselben vorläufig meinen Dank auszusprcchen. Ich hoffe ja, daß ich noch Gele genheit haben werde, es persönlich tun zu können. Ich > bedaure es übrigens'lebhaft, die Damen jetzt nicht sprechen , zu können. „Die gnädige Frau hat diese Stacht wieder einen : ihrer schweren Anfälle gehabt und fühlt sich jetzt noch ganz erschöpft. Das gnädige Fräulein kann sie deshalb nicht alleine lassen." „Sehr bedauerlich; das Fräulein hat jedenfalls auch ein schwereres Los wie andere Damen ihres Standes und Alters dadurch, daß sie ihre Jugend an einem Kranken lager zubringen muß." Der Verwalter antwortete hier nur mit einem Zuk Ken der Schultern und als sich Freiher von Heydebr: anschickte, den Salon wieder zu verlassen, da folgte r demselben. Draußen auf dem Korridor angekomm«! sagte er: „Die Bibliothek befindet sich gleich hier, sehen Su diese Türe; sie stößt an unsere eigentlichen Fremdenzim mer — ich will Ihnen auch diese einmal zeigen." „Bitte bemühen Sie sich nicht weiter." „Es verursacht mir durchaus keine Mühe, umsoweni ger, als die Herrschaft Ihnen gerne hier oben Räume zur Unterkunft anzubieten wünscht. Gerade diese Zimmer hier oben sind sehr schön ausgestattet, freundlich und hell Sie werden da nicht allein wie unten den Ausblick aus den vorderen Hof haben, wo sie Ihre Leute beobachten können, sondern Sie haben auf der anderen Seite auch eine ganz reizende Aussicht auf den Garten, den Park - und das ganze schöne Flußtal." „Ich danke für die wohlgemeinte Absicht, aber ich > will Sie, wie ich schon bemerkt, durchaus nicht weiter bemühen; ich müßte auch befürchten, Ihrer Herrschaft läs- lig zu fallen. ,;Sie fallen durchaus nicht lästig," wandte der Ver walter lebhaft ein. „Ich will Ihnen diese Zimmer zu nächst einmal zeigen und dann werden Sie mir beistim men müssest, daß diese Zimmer wirklich schön sind und meiner Schilderung entsprechen." „Ich habe meine Gründe, daß ich mein jetziges Qua: tier nicht wechsle. Ich bin zudem mit diesen Zimmert vollständig zufrieden."
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