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Rabenauer Anzeiger : 29.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191506293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150629
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150629
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-29
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 29.06.1915
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Italiens Niedergang. Italien hat seine Erstarkung und Einigung bekanntlich richt eigenen, sondern fremden Kriegen und besonderen Glücksumständen zu danken. Die eigenen Waffenerfolge des modernen Italien- find mehr als dürftig. Eryirea hat schmerzende Narben hinteriaffen, und Tripolitanien ist heute kaum mehr italienisch, als dieses ausgedehnte Gebiet an der Küste NordafrikaS eS vor dem Raubkriege gegen die Türkei war. Man konnte daher von vornherein auch von dem fetzigen schamlosen Kriege Italiens hervorragende Erfolge nicht erwarten. Daß der italienische Feldzug aber so kläg lich verlaufen würde, wie es tatsächlich der Fall ist, das hatte man doch nicht gedacht. Länger als vier Wochen führt Italien bereits Krieg gegen Österreich, das in seinem Rücken Ruffen und Serben bekämpfen muß und daher um Bruchteile Heiner Streitmacht gegen den neuen Feind ver» wenden kann. Es führt diesen Krieg nach achtmonatigen Rüstungen, die eS mit den für seinen Verrat empfangenen Geldern nach Herzenslust betreiben konnte. Und die Ergeb» nisse? Die Berichte deS italienischen Generalstabschefs Cadorna, die doch zweifellos nur das Beste vom Besten für Italien mitteilen, sind mit fortlaufenden Klagen über daS ungünstige Wetter und Lobpreisungen der Truppen ange- füllt, deren Heldenmut alle Strapazen standhält; von Siegen oder Erfolgen enthalten sie nichts. Ist aber Rußlanos un abwendbarer Zusammenbruch erst einmal erfolgt, kann Österreich seine Streitkräfte gegen Italien verzehnfachen, dann wehe dem Verräter! Und dabei fügt es sine Tücke deS Schicksals, daß Rußland feine letzte Hoffnung auf Italien setzt! Das Ausbleiben jedes positiven Erfolges in Südtirol und an der dalmatinischen Küste erregt im üa.ienischen Volke wachsende Verstimmung. Die zuständigen amtlichen Stellen find heute schon bemüht, mit allen nur erdenklichen Mitteln die Mafien bei guter Laune zu erhalten. Verlust listen werden nicht veröffentlicht, da man von der Bekannt gabe der erheblichen Opfer, die dieser Krieg trotz seiner voll ständigen Erfolglosigkeit bisher schon erfordert hat, eine un heilvolle Beeinflussung der öffentlichen Meinung befürchtet. Die wirtschaftlichen Verhältnisse Italiens gestalten sich mit jedem Tage ungünstiger. Der Fremdenbefuch, der einen hohen Prozentsatz der Einnahmen deS italienischen Volkes darstellt, stockt, die finanziellen Wirkungen dieser Erscheinung machen sich mit jedem Tage im Lande härter fühlbar. Die Hoffnung auf einen glatten Abschluß neuer Milliardenan leihen will sich auch nicht erfüllen, da England die Taschen zuhält nnd die anderen treuen Verbündeten Italiens selbst nichts haben. Die Finanzlage ist so trostlos, daß das Ka binett Salandra eine öffentliche Aussprache darüber im Parlament nicht riskieren zu können glaubt. Durch allerlei Mätzchen sucht man das Volk in Ungewiß heit über die Aufnahme neuer Anleihen zu halten. Der König persönlich wird nicht müde, durch ausgesuchte Liebenswürdigkeiten gegenüber Len Soldaten die allgemeine Kriegslust zu erhalten oder zu heben. Er küßt die Ver wundeten, teilt mit den Feldlruppen sein Brot, hält er mutigende Ansprachen usw. Aber so schnell der Jubel ent steht, so schnell verraucht er auch wieder und macht einer ausgesprochen katzenjammerlichen Stimmung Platz. Zu den militärischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten gesellen sich die diplomatischen Mißerfolge, um das Maß der Enttäuschungen Italiens bis zum Rande zu füllen. Italiens Verhalten ist im ganzen unbegreiflich gewesen, man braucht daher auch nach keiner Antwort auf die Frage zu suchen, wie Italien trotz seiner Ansprüche auf Albanien, den freudigen Anschluß sämtlicher Balkanstaaten an den neuen Vierverband erwarten konnte. Gerade Italiens Pläne an der Adria und die bezüglichen Versprechungen seitens des Dreiverbandes haben die Balkanstaaten stutzig gemacht und neben den ent- scheidenden Siegen der Zentralmächse in Galizien dahin ge wirkt, daß keiner die bisher von ihnen bewahrte Neutralität aufgeben will. Der von Italien besonders geförderte Balkan handel des VieroerbandeB ist auch das denkbar stärkste Stück diplomatischer Heuchelet und Verdrehungskunst, bas müssen auch die Balkanstaaten selbst erkennen. Sie werden aus dies>n Erfahrungen nach, dem Kriege ihre Konsequenz ziehen preußisches Abgeordnetenhaus. 112. Sitzung vom 22. Juni. " 2 Uhr 15 Min. DaS HauS stimmt der Verlängerung der Verordnung über ein vereinfachtes Enteignungsverfahren zur Beschaffung von Ar-eilsge«egenhett und zur Be- schäftigung von Kriegsgefangenen zu, ebenso der Verlänge rung der Verordnung über die Bildung von Genossen schaften zur Bodenoerbefierung von Moor-, Heide- und ähn lichen Ländereien. Der Bericht der Kommission über die vollsernährungsfrage und wirtschaftlichen Krtegsfragen ist noch nicht ganz fertiggestellt und wird von der T.-O. abgesetzt. Es folgt der Antrag Brust (Ztr.) zur Ergänzung des Knappschafts-Kriegsgesetzes. Das HauS stimmt dem Kom< mifiions-Antrage zu, die Regierung um Erhebungen darüber zu ersuchen, wie hoch sich bei Annahme der Anträge die finanzielle Belastung für die Knappschastsvereine stellen würde, und eventuell einen Gesetzentwurf im Sinne der Anträge mit rückwirkender Kraft etnzubringsn. Ein Antrag Witdermann (Ztr.) (Kriegsprimoner-An- trag) ersucht die Regierung um Anordnungen dahin, baß den Schülern höherer Lehranstalten, die während des Krieges von der Unterprima abgegangen und ins Heer eingetreten find, sowie den in gleicher Lage befindlichen Seminaristen die Erlangung des Reifezeugnisses möglichst erleichtert wird, und zu erwägen, ob das Reifezeugnis in besonderen Fällen auch ohne Prüfung von den Provinzialkollegien erteilt werden darf. ! Abg. Wildermann (Ztr.) Die Begeisterung, mit der die jungen Leute ohne weitere Überlegung in den Kampf ziehen, rechtfertigt den Antrag, der Antrag beruht auf keinex Unterschulung, sondern auf einer Höchstschulung des Wertes der Reifeprüfung. Viele Direktoren halten gar keine Prüfung für besser als eine Notprüfung. Der Antrag ist von allen Hochschullehrern deS Hauses unterzeichnet. Den im Felde stehenden Seminaristen sollte ohne weiteres durchweg da- Einjährige zuerkannt werden. (Beifall.) Kultusminister Trott zu Solz: Ein Teil der Unter primaner, die schon im Felde waren und inzwischen zurück gekehrt sind, hat sich der Reifeprüfung bereits unterzogen - und sie vortrefflich bestanden. Wollte man allen Primanern, die den Feldzug bis zum Ende mitmachen, die Reife zuer kennen, so würde man ihrem Interesse nicht dienen. Die Sölblte moralische Reife besitzen sie gewiß, aber obne die tiölkIen KemMtlfie können sie sich vielfach nicht mit rechtem Erfolg dem Studium widmen. Es wird aber den jungen Leuten nach Möglichkeit geholfen werden. Die Prüflinge werden warmherzige Lehrer und Examinatoren haben. Die Erfüllung des von allen Seiten befürworteten Wunsches, daß alle im Felde stehenden Seminaristen das Einjährige erhalten, ist zu erwarten. In Ausnahmefällen wird bei Unterprimanern von der Reifeprüfung abgesehen werden können, in allen Fällen das größte Entgegenkommen walten. Die Abg. Meyer (natl.) und Otto (Vp.) hätten vom Minister noch größeres Entgegenkommen gewünscht. Der Antrag wird angenommen. Gegen 10 Petitionen wurden erledigt. Mittwoch 11 Uhr: Antrag Brütt wegen Volks ernährung. Schluß 4 Uhr. Die englischen Schiffe auf dem Meeresboden. England hat begreifen gelernt! Die hochmütige Pose, die es zu Beginn des deutschen Unterseeboot-Krieges ein genommen hatte, ist verschwunden. Damals, als nach dem 18. Februar unsere Untersee-Raiten anfingen, ein englisches Handelsschiff nach dem anderen auf den Meeresboden zu schicken, meinte Old-England spöttisch, daß bet den 1400 Schiffen, die wöchentlich über englische Häfen verkehrten, der Verlust von 4 bis 5 Schiffen pro Woche absolut unbedeu tend sei. Nun, ebenso wie man in FÜnfzig-Pfennigstücken nach und nach ein gewaltiges Vermögen ausgeben kann, so haben die zahllosen einzelnen Verluste den Engländern im Laufe Ler Zeit eine gewaltige yanvelsflotte gekoste». Die Berichte der englischen Admiralität geben naturgemäß nur diejenigen Verluste zu, die sich beim besten Willen nicht mehr ableugnen lasten. Trotzdem räumen sie den Verlust von 145 grötzeren yandelsdampsern mit einem Gesamt inhalt von 524080 Tonnen und von 118 Aischersahr- zeugen mit 19924 Tonnen Wasserverdrängung ein. Von diesen Schiffen wurden 86 Handelsschiffe von Unterseebooten versenkt, 56 von Kreuzern versenkt oder erbeutet, 15 durch Minen zerstört. 24 Fischerboote wurden durch Minen und V4 durch Kriegsschiffe zerstört. Diese Zahlen würden an sich schon eine ganz respektable Flotte bedeuten, wir wissen aber außerdem, daß die tatsäch lichen Verluste mindestens noch fünfmal so grotz sind: Will man uns wirklich einreden, daß diese furchtbaren und früher garntcht für möglich gehaltenen Verluste „ohne Be deutung" für die Macht unserer Feinde geblieben sind? Aber man kann John Bull ohne Mühe seine Lügen nach weisen, Schon wenn man die von der britischen Admira- luät allwöchentlich zuiammengeftellten Listen der Leutschen U-Boots-Erfolge betrachtet, ergeben sich ganz andere Ver lustzahlen. Allein nach der vorletzten Wochenübersicht der englischen Marinebehörden wurden von uns 9 Schiffe mit 16235 Tonnengehalt und 30 Trawler mit 4621 Tonnen versenkt. In der letzten Woche waren eS ebenfalls 8 Schiffs von zusammen 26076 und 5 Trawler von 818 Tonnen! Viele Pfennige machen den Taler! Haben diese Handelsschiffverluste einen gewaltigen Niedergang der wirtschaftlichen Existenzmöglichkett England- zur Folge gehabt, so bedeuten die Vernichtungen wert voller Kriegsschiffe geradezu eine Katastrophe für die ehemaligen „Herren des Meeres". Man muß hier auch die Verluste der den Engländern verbündeten Flotten der Rusten, Franzosen, Japaner und neuerdings auch der Italiener mit einrechnen, denn deren Kriegsschiffe dienen in diesem Völker ringen ausschließlich dem Zweck, den Nimbus Großbritan niens allein zu erhalten. Und da ergeben sich Zahlen, die England schon längst das Grab gegraben hätten, wenn eS sich nur um englische Schiffe handeln würde. Auch da geben die beschönigenden Berichte englischer Quellen schon ein Bild, das deutlich genug spricht; über die Verluste bis zum ersten März liegen folgende Angaben vor: 2 Schlachtschiffe, 13 Kreuzer, 5 Kanonenboote, 2 Torpedobootszerstörer, 4 Unterseeboote, S bewaffnete Hilfskreuzer. Hierbei haben die biederen englischen Quellen die Verluste der großen See schlacht von Helgoland, den Untergang des „Audacious" etc. einfach unterschlagen. Diese 3S verlorenen Kriegsschiffe bedeuten aber nur den Auftakt zu den nach dem ersten März etnsetzenden Vernichtungen. Denn in den letzten vier Monaten ist es, zumal durch die verunglückten Dardanellen stürme, hageldicht gekommen! In jeder Woche gingen feindliche Kriegsschiffe auf den Grund oder muhten kampf unfähig abgeschleppt werden, — es ist nicht nötig, an daS jämmerliche Ende der Schiffe mit den stolzen Namen vom -Ocean" an bis zur „Majestic" noch einzeln zu erinnern. Wollte man zu Englands Kriegskosten auch die Kosten für vernichtetes Eigentum zählen, so käme eine Verminderung des englischen Kapitals heraus, die das ehemals reichste Land der Welt von der führenden Spitze zugunsten Deulschlands verdrängen würde! Angesichts dieser massenhaften Schiffsoersenkungen hat sich wohl mancher gefragt, was aus ast den Wracks in der Tiefe werden möge. Erliegen sie dort einer gänz lichen Zerstörung oder bleiben sie jahrtausendelang, vielleicht gar für alle Zeiten erhalten, oder wird eS der praktischen Wirklichkeit gelingen, mit ihren hochentwickelten technischen Mitteln die so gesunkenen Schiffskoloffe wenigstens teilweise zu retten? So mancher HandelSdampser ist ohne äußere Beschädigungen,- nur durch Offnen der Ventile, versenkt worden, enorm wertvolle Ladungen würden noch zu ver wenden sein. Da muß festgestellt werden, daß die meisten der auf dem Meeresboden ruhenden Schiffe wegen der zu grohen Tiefe unrettbar verloren sind. Was weiter aus ihnen wird, hängt von dem zum Bau verwen deten Material und von dem Zustand ab, in dem die Schiffe sich auf dem kühlen Grunde betteten. Außer den Wunden, die Torpedos, Minen oder schwere Artillerie dem Schiffsleib schlugen, kann die Art und Weise des Versinkens weitere schwere Schäden bringen. Die chemische Einwirkung des Meerwaffero kommt in Betracht, die das Eisen angreift und den Koloß zernagt, bis der unaufhörlich niederrieselnde Regen von Kalkschälchen abgestorbener Tiere im Verein mit anderen Sinkstoffen des Wassers ihn langsam einhüllt. Nöhrenwürmer und Seepocken, Algen, Schwämme und Korallen sowie unzählige Mollusken werden es allmählich überwuchern und mit immer dickeren Kalkkrusten überziehen. In anderen Fällen wieder setzt die Meeresströmung ganze Flutwellen Sandes gegen das Schiff in Bewegung, die eS begraben und schließlich unter ihrer Last zerdrücken. Vielleicht wird dann ein neues Zeitalter, wenn neue Erdgestaltungen die unterseeischen Gebirge einem kommenden Menschengeschlecht zu Tage fördern, die Riesenverluste des großen Kampfes von 1914-15 versteinert Wiedersehen. . . . D?e völkerrechlswidrige Bewaffnung englischer SaudelsdaWpker, die von Len Engländern offiziell immer norq abgesküten wkrd, obwohl vL M« von btt dritischrn Admiralität zu diesem Zweck erlassenen Verordnungen kennen, wird durch einen neuen Fall bestätigt. Der 11006 Tonnendampser „Lameronia- versuchte bei seiner Rückkehr aus Amerika ein deutsche» Anterfee-Voot. welches ihn verfolgte, zu rammen. DaS U-Boot tauchte darauf unter Master und wurde nicht mehr gesehen. Während dieses Angriffs deS englischen Dampfers befanden sich an Bord zahllose Amerikaner, die somit Zeugen der Tat wurden. ! -S- Vermischte Nachrichten. 3m italienischen Krieg kommen die Feinde am Jsonzo nicht vorwärts. Ihre Angrifiskolonnen werden von den Österreichern aus befestigten Bergstellungen mit Ma schinengewehren erbarmungslos niedergemäht. Sechs Sturm angriffe in zwei Tagen wurden unter schwersten Verlusten für den Feind abgewiesen. Ein ilolienisaies Geschwader sür Via Dardanellen. Italiens aktive Beteiligung an den Dardanellenkämpfen scheint römischen Meldungen zufolge Tatsache geworden zu sein. Danach haben mehrere italienische Kreuzer und ver schiedene kleinere Einheiten den Hafen von Tarent mit Voll dampf verlassen und sind nach Tenedos in See gegangen. Das Geschwader soll sich dort der englisch-französischen Flotte vor den Dardanellen anschließen. Eine Aeuhcrung Pap» Benedikts über die halt- losen Verleumdungen der Deutschen in Belgien wird nicht verfehlen, im Auslande Eindruck zu machen. Obwohl die sieden belgischen Kongregationen dem Vatikan gegenüber erneut bestätigten, daß sie sich über nichts zu beklaget« hätten, wollten die Behauptungen über Einschränkung der persönlichen Freiheit belgischer Priester durch die deutschen Militärbehörden in Belgien nicht verstummen. Nunmehr hat der Papst erklär», daß Generalgouoerneur o. Bifftng ihm ein über die kirchlichen Angelegenheiten Belgiens in jeder Hinsicht beruhigendes Schreiben übersandt habe. Bas Schuldigurteil über den Burensührer Oewet, gegen den die Verhandlungen nach langer Zeit nun zu Ende gehen, ist auf Grund der ersten acht Anklagepunkte erfolgt; das Strafmaß wird demnach unter der Anklage des Verrats bemessen werden. Von der Anklage, daß er die Absicht gehabt hätte, sich den Deutschen anzuschließen, wurde Dewet freigesprochen. Dewet erklärte zur Verteidigung, daß er nur aus tiefster religiöser Überzeugung gehandelt habe. Die fortwährenden Aeppetinbesuche in England haben zur Folge gehabt, daß ein besonderes Ministerium sür Luftschiffahrt gegründet worden ist, mit besten Leitung Churchill betraut worden ist. Unsere Marinelnftschiffe lasten sich dadurch jedoch von ihren Absichten nicht abdringen, wie der erneute Luftangriff auf die englische Ostküste beweist. In South Shieles fielen, nachdem die Zeppeline vorher die wichtigen Armstrongwerke, deren Marinewerk stätten und das Arsenal mit 14 Bomben belegt hatten, bei dichtem Nebel mehrere Bomben, wodurch mehrer« Gebäude in Brand gerieten. Der angerichtete Schaden ist ungeheuer grotz. Oer mangelhafte Rettungsdienst auf der „Lust, lania" trägt Schuld daran, daß so unverhältnismäßig viel, Passagiere des englischen Riesendampfers infolge des deut schen Torpedoschustes ihr Leben einbüßten. Hätte der Ret- lungsdtenst richtig funktioniert, so wäre wohl das Schiss mit seiner gesamten Waffen- und Munitionsladung ver nichtet, die gesamte Mannschaft sowie die Reisenden wären jedoch gerettet worden. Über die Mängel des Rettungs dienstes aber machte der Kapitän der „Lusitania" vor dem englischen Gerichtshof zur Untersuchung der Katastrophe höchst bemerkenswerte zeuaeneidliche Aussagen. Er erklärt» baß die Matrosen des torpedierten Riesendampfers zwar so ungefähr mit vem Dienst an den Rettungsbooten ver- irauk gewesen wären, daß es jedoch an jeder Geübtheit gefehlt hätte. Die heutigen englischen Seeleute seien mit denen vom alten Schlag, auf die man sich verlosten konnte, überhaupt nicht zu vergleichen. Diese Feststellung wird auch in Amerika nicht ungehört verhallen, sondern dort zu einer gerechteren Würdigung des Tatbestandes beitragen. Im ganzen bricht sich jenseits des Ozeans eine objektiver« Be trachtung der Verhältnisse Bahn, so daß trotz der festen Entschiedenheit der deutschen Reichsregierung eine gütliche Erledigung der Lusitania-Angelegenheit erhofft werden kann. Daß es der deutsche Reichskanzler in der Behand lung dieses Falles Amerika gegenüber an der nötigen Festigkeit nicht fehlen läßt, ist selbstverständlich. Mit Recht hat die Regierung den ihr vom Organ des Bundes der Landwirte gemachten Vorwurf der Schwächlichkeit entrüstet zurückgewiesen. Der Oberbefehlshaber der Marken aber hat diese Abwehr noch dadurch verstärkt, daß er daS Erscheinen des betreffenden Blattes bis auf weiteres ganz verbot. Die stärkere Benutzung der Wasserfttatzen wird zur Entlastung des Eisenbahnverkehrs dringend empfohlen. Die Handelskammern weisen darauf hin, daß die Wasserstraßen vom Güterverkehr nicht in dem Maße in Anspruch genom men werden, wie es der derzeitigen Wirtschaftslage und dem derzeitigen Güteraustausch entspricht. Bel den derzeit erhöhten Preisen der Gütererzeugung fällt für die Inter essenten die höhere Vahnsracht nicht so sehr ins Gewicht, weshalb ein Teil derjenigen Güter, welche sehr wohl den längeren Wassertransport vertragen, mit der Bahn beför dert werden. Da die Bahn zurzeit jedoch im weitestem Umfange anderen Transportzwecken dienen muß, darf nicht- äußer acht gekästen bleiben, was zu ihrer Entlastung bei tragen kann, und also muß dem Wasserverkehr an Gütern zugesührt weiden, was irgend durch ihn bewältigt werden kann. Andernfalls würde die Bahn schließlich zu einem rigorosen Vorgehen gedrängt werden und solche Güter von der Beförderung ausschließen müssen, die zweckmäßigerweise dem Wafierverkehr zugesührt werden können. Deutscher Lindenblütentee. Es dürste nicht allgemein bekannt sein, daß bisher alljährlich beträchtliche Posten von Lindenblütentee aus Italien importiert wurden. Das Geld hierfür bäite man dem deutschen Vaterlands sehr leicht er halten können, und gegenwärtig ist es natürlich Pflicht eines jeden Deutschen, nur deutsche Lindenblüten zu verwenden. Mancher Bedürftige kann sich, den „Leipz. N. N." zufolge, jetzt einen hübschen Tagelohn verdienen durch das Pflücken von Lindenblüten; nur müßten die Bäume zu diesem Zwecke von Privatbesitzern und Behörden srcigegebcn werden. Lindenblütentee wirkt, kalt getrunken, äußerst erfrischend und warm, schweißerzeugend. ,
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