Suche löschen...
Rabenauer Anzeiger : 08.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191506086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150608
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150608
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-08
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 08.06.1915
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
geMssen wurde. Londoner Blätter verSffenMchen VenBttef eines Offiziers aus Sübwestafrtka. Es heißt darin, daß die angebliche „Vergiftung" von Brunnen durch die Deutschen in Wirklichkeit eine gewöhnliche Anbrauchbarmachung von Brunnen ist. Man kann die Deutschen nicht tadeln, sagt er, denn sie beabsichtigen einfach, uns aufzuhalten. Sie waren fast in allen Fällen so anständig, die Brunnen als unbrauchbar für Trinkwafser zu bezeichnen. Die Schwie rigkeit ist nur, daß andere Brunnen nicht vorhanden sind. Wenn mit der Ehrenrettung unserer Schubtruppler gleichzeitig festgesrellt wird, daß durch die deutsche Taktik ein Wassermangel bei dem Gegner heroorgerufen wird, so kann uns das doppelt angenehm sein. Italienischer Pöbel. Diese Ehrenbezeichnung wird den Leierkastenmännern über den Krieg hinaus bleiben. Die Ausschreitungen in Mailand und anderen „Kultur zentren" der apenninischen Halbinsel haben die Gesinnungs genossen dieser edlen Garde im Auslande zu ähnlichen Taten angespornt. Eine in Montreal (Kanada) erscheinende Zeitung hatte zu schreiben gewagt, daß Italien sich aus egoistische» Grünvea ia den Krieg gestürzt habe Die Folge war, daß die LOOO Italiener, die in Montreal woh nen, einen Aufruhr vor dem Hause deS Blattes veranstalteten und sämtliche Gegenstände aus der Wohnung heraus schleppten. Polizei zu Fuß und zu Pferde konnte nur mit Mühe die Ordnung wieder Herstellen. Sämtliche Fenster und Türen wurden zerschlagen. Es scheint, daß man diesen Leierkastenmännern, die nach den abgelegten Proben alle die Bestie im Leibe haben, in unserem Machtbereich zu zart entgegenkommt. Im Gegensatz zu der rohen Behandlung, der die ungarischen, österreichischen und deutschen Kaufleute in Mailand und anderwärts ausgesetzt gewesen sind, wurde den in Fiume ansässigen Staatsbürgern in solch' zuvor kommender Weise begegnet, daß sie in den dortigen ita lienischen Blättern öffentlich ihren Dank sagen. Der größte Teil d r Fiumener Italiener ist bereits abgereist. Den dort verbliebenen Kaufleuten versprach die Polizei den freien Verkehr ihrer Geschäfte mit allen Mitteln zu sichern. Vie Fürsorge für unsere genesenden Krieger nimmt dauernd die ärztlichen Kreise in Anspruch. So hat der Umstand, daß ein beträchtlicher Teil der Geheilten nicht in den Vollgebrauch ihrer Beweglichkeit gelangten und nur als garnisondienstfähig entlasten werden mußte, zu dem Versuch geführt, für diese Rekonvaleszenten regelrechte Aelddienstübungen einzurichten, die natürlich nur im In teresse der Verwundeten unternommen wurden und keines wegs den Charakter eines „Drills" trugen. Diese ltbungs- abteilungen gliedern sich in vier Unterabteilungen. Die erste macht lediglich Freiübungen, die zweite übt Forma- tionen des Exerzier-Reglements für Infanteristen, bei der dritten kommen noch Bewegungsspiele hinzu. Der vierte Zug macht überdies Aebungsmärsche, verbunden mit ein fachen Übungen im Felddienst. Der Zeitpunkt deS Eintritts in die Übungsadteilung so wie das Aufrücken in die nächsthöhere Gruppe wird durch den Arzt bestimmt. Die einzelnen Züge werden von Unteroffizieren oder älteren Mannschaften der gleichen Re- konoaleszenten-Kategorie geführt, die alle Übungen mit machen. Dadurch wird die Gewähr dafür geboten, daß eine Überanstrengung der Leute nicht eintritt. Jeder Mann, der bei den Übungen irgendwelche Beschwerden äußert, wird unverzüglich untersucht und eventuell zeitlich befreit. Die Zahl der „Garnisondiensttauglichen" ist seit Einführung dieser Methode gewaltig zurückgegangen. Auch in kommenden Friedenszeiten dürfte sie noch erfreuliche Resultate zeitigen. «Sein Erbarmen den denlschea Kriegsgefangenen!" Wieder hat unS der Zufall ein Dokument in die Hände ge spielt, das deutlich die Verkommenheit und Gefühlsroheit unserer Feinde kennzeichnet. Der Höchstkommandierende de? Moskauer Militärbezirks, General Sandetzki, weist darin alle Kommandanten der russischen Gefangenenlager an, den kriegsgefangenen deutschen Soldaten keine Erieichlerung und nicht das geringste Erbarmen zu gewähren. Be- sonders hart sollten die deutschen Offiziere behandelt werden! Wenn es schon amtlich gewagt wird, zur Roheit aufzu- fordern, dann kann man sich vorstellen, wie es erst in der Verschwiegenheit der russischen Gefangenenlager aussehen wird! ' Das Auftauchen der Zeppeline bei London ha! England wieder mal aus seiner vorübergehenden Ruhe ge rissen. Mehrere Zeppeline sind über Ramsgate, Brentwood und einigen nahe bei London belegenen Vororten gesehen worden. Sie tummelten sich ganz ruhig in der Luft, traten manchmal zum Schutz in dichte Nebelwolken und tauchten dann plötzlich wo anders wieder auf. Und einen unheim lichen Gast bringen sie stets mit: in den Häusern unter ihnen fängt es regelmäßig zu brennen an, ohne daß Bombenwürfe oder ähnliches zu bemerken ist. Die silbergrauen Ungetüme in den Lüfte» sind Englands größte Geißel. Vom Helden Garibaldi. In Rom bespricht man gegenwärtig mit gemischten Gefühlen eine Äußerung des Königs von Italien über den Krieg. Als Peppino Gari baldi in seiner Audienz dem König zum Losschlagen riet, sagte der König: „Den Krieg gegen Österreich wollen nur ich und die Kanaille. And wir beide sind doch in der Minderheit gegen die anständigen Leute von Italien; meinen Sie nicht, Herr Oberst?" Wollte der Köllig von Italien in diesen Worten seinen bitteren Gefühlen über die erpresserische Strömung Ausdruck geben, die ihn wider seinen Willen in den Krieg gezogen zu Haden scheint? Man sch^"i in Italien überhaupt jetzt pikanten Begebenheiten nachzujagen. Römische Blätter berichten, daß in amerika- ntschen Zeitungen eine für den Heldenjüngling Peppino Garibaldi höchst bezeichnende Episode steht. Bei der Haus- suchung M einem Neuyorker Heiratsbureau fand man auch «la Gefach Peppjno Garibaldis, der eine Frau mit einer halben Million Dollars verlangte. Die Blätter be merke« hierzu ironisch, an einen so glänzend strategischen Stretch habe dA große Vater dieses jungen Garibaldi nie- malS gedacht. Esset erwähnt, daß dieser soeben mit der Bil dung einer Alpinibrigade betraute Enkel des großen Frei- heUShelben im Burenkriege als englischer Söldner gegen die bedrängten Buren focht. 2a dea Arme« der Verwesung. Die großen Ver- luste, die die Engländer und ihre farbigen Kameraden bei den Durchbruchsoersuchen im Westen erlitten haben, Haden ein furchtbares Denkmal hinterlasten. Dort, wo es uns gelang, die feindlichen Stellungen zu erobern, zeigt sich ein derart grausiges Bild, daß unsere Mannschaften nur mit großer phasischer Überwindung sich in diese Region begeben konnte«. Rach den persönlichen Beobachtungen eines Kriegs berichterstatters liegt über dem ganzen Kampffeld ein Ver- wesungShauch, der aus manchen Erdhügeln und Winkeln mit einer Maibt aufsteiat. welche die Lunge drosselt. Wie - -Ä HM ütimMlbar nmy der Einnahme der Graven au?- gesehen hat, das zeigen Photographien, auf welchen die Engländer und ihr« HttfsvSlker in Rethen nieder gestreckt zu sehen sind, mit allen Schrecken des überraschen den Todes in den Gesichtern und in den verzerrten Gliedern Aber diese Toten sind alle von unseren Truppen beerdigt worden. Der furchtbare Geruch in den Gräben aber kommt davon, daß die Engländer ihre Gefallenen in den Stellungen reibst yayz stack» beerdigt. Le teilweise sogar unmittelbar oavor haben liegen lasten. Man hat Lote gefunden, deren Kleidung von der umgebenden Erde kaum mShr zu unter- fcheiden war. Rur der Schädel zeigt noch Hu, daß dieses Häuflein Verwesung einst ein Mensch gewesen war. Oster sind die flach verscharrten Leichen der Toten dazu verwende, worden, um die Brustwehr der Gräben zu erhöhen: Mar kann sich beim Anblick dieser Scheußlichkeiten gar flicht in die Denkungsweise der englischen „Kulturträger" hinein- finden. Der erblindende Grey. Der englische Staatssekretär Grey, der eigentliche Urheber dieses Weltkrieges, hat mitten im Verlauf dieses Krieges einen längeren Urlaub zur Hei lung eines Augenleidens genommen. Die neuen Minister Lord Crewe und der Minister ohne Portefeuille Lansdowne vertreten Len Beurlaubten. Ob es wirklich nur ein Augen leiden ist, das den Minister, der von den leitenden Staats männern aller Zeiten und Länder die schwerste Verant wortung trägt, zur einstweiligen Niederlegung der Geschäfte veranlaßte, oder ob Grey den unerwarteten Folgen seiner verbrecherischen Taten erliegt und sich dauernd vom Amte zurückziehen wird, bleibt noch abzuwarten. Jedenfalls ist dieser Staatsmann, der in wenigen Jahren zur höchsten Macht und Popularität aufgestiegen war, schon heute als eine gefallene Größe anzusehen. In England mehrt sich die Zahl der Stimmen, die in der von Grey bewirkten Ent fesselung eines Weltkrieges für England nur schweres Un glück erblicken. In der Geschichte aber wird Grey einmal der Ruhm eines Herostratos zugesprochen. Um den deutschen Nebenbuhler zu vernichten, stürzte der blinde Staatsmann Europa in einen Krieg, aus dem Englands bisher für un bezwingbar gehaltene Seemacht gebrochen hervorgehen wird. Oie Vertreter Greys. Lord Crewe, der die Stell vertretung Greys übernahm, war von 1908-10 Kolonial sekretär, wurde dann Staatssekretär für Indien und ist seit 1.S12 Geheim-Siegelbewahrer. Im Oberhause ist er der Führer der Regierungspartei. Lord Crewe, der zu den persönlichen Freunden des Königs gehört und ein guter Kenner Indiens ist, hat sich mit den auswärtigen Ange» legenheiten noch nicht beschäftigt. Sein Gesundheitsstand ist ungünstig. Vor vier Jahren brach er bei einem Fest mahl bewußtlos zusammen und zog sich eine Gehirner- jchüiterung zu, an deren Folgen er heute noch leidet. Lord Lansdowne, der Führer der Konservativen, also eigentlich der regierungsgegnerischen Partei, trat bei der Umwandlung deS liberalen Kabinetts Asquith in das Koalitionsministe- rtum als Minister ohne Portefeuille ein. Er war von 1900 bis 190b Minister des Auswärtigen und einer der eifrigsten Mitarbeiter des Königs Eduard an der Entente mit Frankreich. - Der A-Boot-Krieg. Als der große 15000 Tonnen fastende Dampfer „Megantic- auf seiner Reise von Liver pool nach Kanada mit einer grohen Anzahl Passagiere sich in der Nähe von Queenstown befand, sahen die Mann- schäften plötzlich ein deutsches U-Boot auf sich zukommen. An Bord entstand unter den Passagieren eine furchtbare Aufregung, Hunderte von Menschen drängten sich auf dem Vorderteil des Dampfers zusammen. Vom Schiff wurden sofort an die englischen Behörden drahtlose Hilferufe ausgeschickt und der Dampfer suchte sich einstweilen in wildem Zickzackkurs dem Verfolger zu entziehen, waS ihm auch infolge seiner größeren Schnelligkeit gelang. Auch ein russisches Schiff, der Segler „Mars", der an der Nord ostküste von Schottland fuhr, sichtete plötzlich ein deutsches Tauchboot. Bevor er entkommen konnte, hatte ihn daS U-Boot erreicht, befahl der Mannschaft, das Schiff zu ver lasten, und setzte dann daS Schiff mit Petroleum in Brand. Drei Granate« aus grohkalibrigen Kanonen des A-Vooles beschleunigten den Untergang. Vie Streikunruhen in England sind im Wachsen be- griffen. In Oldham nahm eine Bewegung der Textil arbeiter ihren Anfang, die infolge der Drohung der Arbeit geber mit einer allgemeinen Aussperrung auch ans die anderen Betriebe in Lancashire überspringen kann. Dann würde mit einem Schlage die gesamte Baumwüllindustrie ruhen, da über 300000 Arbeiter in den Streik trete» würden. Um dem Streik der Bergleute zu begegnen, ist gegen 3000 ausständige Grubenarbeiter ein Prozeßverfahren wegen Arbeitsversäumnis eingeleitet worden. Die so nötige Kohlenproduktion ruht bereits um 40 Prozent. Die Erz- und Kohlengruben von Monmouschshire haben der britischen Admiralität mitgeteilt, daß sie keine Kohlen mehr in folge des Streiks tiefer» können. Die geplante Einführung der Dienstpflicht steht bei allen englischen Arbeitseinstellungen Pate. Die Arbeitgeber der Weißblechindustrie haben in einer Versammlung erklärt, daß die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht zur Folge Haden würde, daß 40 Prozent der Werke schließen müßten. Die Londoner Straßenbahner verharren ebenfalls in ihrem Streik, weil der GraftschaftSrat erklärte, Ange stellte in militärpflichtigem Alter nicht elaslelien zu wollen. Nur der sechste Teil des normaler Verkehrs wird aufrechterhaften. Als die Streikenden die Wagen mit Steinen bombardierten, hieb die verstärkte Polizei mit Knüppeln auf die Streikenden ein. Da» Gewiffea. Ein 19 Jahre alter Ackerknecht, Franz Borczyn, der längere Zett in der Reichshauptstadt ümher- geirrt war, stellte sich der Kriminalpolizei unter der Selbst beschuldigung, daß er im Jahre 1913 in Groß Reham im Kreise Ost-Sternber: gemeinsam mit einem anderen Knecht eine Magd beraub! und ertränkt habe. Kurz nach seinem Geständnis versuchte er sich mit einem auS Bindfaden zu sammengedrehten Strick zu erhängen, der Plan konnte aber vereitelt werden. Ais man ihn dann in eine Zelle brachte, zerriß er seine Kleider und würgle sich mil veu znfam- mengewundene» Sachen den Hal» zu. Auch dieser Selbstmordversuch konnte noch im letzten Augenblick ver hindert werden. Nun fiel er in Tobsucht, bekam Krampf anfälle und mußte in die Charites gebracht werden. E» b nnt tatsächlich »in schwerer Mord vorzuliegen. , preußisches Abgeordnetenhaus. 109. Sitzung vom 1. Juni. 2 Uhr 20 Min. Saal und Tribünen sind voll besetzt. Präsident Graf v. Schwerin eröffnet die Sitzung mit einer längeren Ansprache. In de« wenigen Monaten unserer letzten kurzen Tagung ist in dem Weltkrieg, in dein wii stehen, eine neue Wendung eingetreten. Nicht nur unsere offenen und versteckten Feinde, auch unser bisheriger Bundes genosse, das uns seit 30 Jahren verbündete Italien, hat gegen uns und das ihm gleichfalls verbündete Österreich zum Schwert gegriffen, hat einen zu gegenseitiger Ver- leidigung in der Stunde der Gefahr geschlossenen und von uns auch während einer schweren Kriegsnot Italiens mit unverbrüchlicher Treue gehaltenes Bündnis heute, wo es uns in Gefahr glaubt, freventlich zerrissen. Ein Vertrags- bruch, so himmelschreiend, (sehr richtig!) ein Treubruch, so schmachvoll, wie ihn die Geschichte aller Zeiten noch nicht zu verzeichnen hatte (lebhaftes Sehr richtig!), aber auch eine Schuld, von der man schon heute, schon bei ihrer ihrer Begehung mit seltener Sicherheit voraussehen konnte, wie schwer sie sich unter allen Umständen an ihren Urhebern rächen wird. (Lebhafte Zustimmung.) Wie es auch kommen möge, selbst wenn, was Gott verhüte, unsere Feinde und mit ihnen Italien aus diesem Kriege als Sieger hervorgehen sollten, auch dann, ja dann vielleicht erst recht, wird das italienische Volk den wahren Verl des elenden Judaslohnes erkennen, den es für seinen Treubruch in Gestalt leerer Versprechungen von seinen jetzigen Verbündeten erhielt (allseitige Zustimmung), wird es erkennen, wie wenig diese geneigt sein werden, ihm nach allen Opfern eines Krieges auch nur die Macht- srweiterung und nationale Entfaltung zu gönnen, welche es dis vor kurzem noch friedlich ohne Schwertstreich und ohne Treubruch erlangen konnte. Woher will aber auch ein Volk, das ohne alle Not, aus reinster Eroberungssucht, zum Schwerte griff, die Kraft nehmen zur siegreichen Durch führung eines Krieges wie des gegenwärtigen! Ein Volk, das so frevelhaft wie jetzt Italien zum Schwerte griff, ist noch nie siegreich gewesen. Redner erinnert an das öOOjährige Regierungsjubiläum deS Hauses Hohenzollern, unter besten Herrschaft aus der kleinen Mark Brandenburg das mächtige Deutsche Reich wurde, das heute siegreich einer Welt von Feinden die Stirn zu bieten vermag und siegreich bleiben wird, weil es sich dabei nicht bloß auf seine äußere militärische und wirt schaftliche, sondern auch auf seine schier unüberwindliche moralische Macht zu stützen vermag. Wir werden diesen Krieg durchkämpfen, bis wir, wie auch schon der Reichs- kanzler sagte, die realen Garantien und Sicherheiten dafür geschaffen haben, daß kein Feind mehr einen Waffengang mÜ uns wagen wird. In diesen; Bewußtsein sehen wir der weiteren Entwickelung der Dinge mit unbeugsamer Zu versicht entgegen, wenn wir uns auch darüber nicht täuschen, daß wir große neue Opfer werden bringen und noch länger werden aushalten wüsten. Redner schloß: Gott, der Herr, schütze unser geliebtes Vaterland, unser herrliches Heer und unseren siegreichen Kriegsherrn, Seine Majestät unseren altergnädigstea Kaiser und König! (Lebh. Beifall.) Zu Ehren des gefallenen Abg. Gamp-Oblathen, besten Platz ein Eichenkranz ziert, erhebt sich das Haus von den Plätzen. Zur Frage der Sicherstellung unserer Volkser- nährung wird ein Antrag einstimmig angenommen, der die Regierung um Mitteilungen in der verstärkfen Budget- kommisston darüber ersucht, welche Maßregeln sie angesichts des Kriegszustandes getroffen hat und noch zu treffen ge denkt, 1. um die Ernährung des Heeres und Volkes weiter sicher zu stellen, insbesondere mit Rücksicht auf die neue Ernte; 2. in Bezug auf die Verhältnisse der Industrie und deS Handels, des Handwerks und des städtischen Grund besitzes; 3. in Bezug auf die Fürsorge für die Familien der Kriegsteilnehmer; 4. in Bezug aus den Wiederaufbau der Provinz Ostpreußen. — Darauf vertagt sich das Haus. Mittwoch: Wohnungsgesetz u. a. Vorlagen. Schluß 3 Uhr.j Aus der üriegszell. Muttchen hat in der Wirtschaft einen schweren Stands gehabt, als plötzlich zu Beginn deS Krieges überall eine' Verteuerung der Lebensmittel zu merken war. Am meistert Kopfzerbrechen machten die Kartoffelpreise. Früher gin^ man mit dem Kartoffelnetz zum nächsten Vorkosthändler urckr kaufte „1ü Pfund zu 25, aber nicht so kleine dabei", — je^tj mußte man auf einmal umlernen, ein finanztechnisches Gent^ werden und wie ein Großkaufmann einkaufen gehen. Die ganz schlauen Küchentalente kauften „zentnerweise". Mit List und Zureden gelang eS einen lieferfähigen Händler zum massenweise« Ablassen dieser edlen Knollen zu bewegen. Und ebenso wie man in Friedenszeiten jedem Besucher mit Stolz die „gute Stube" zeigte, so zeigte man jetzt mit noch größerem Triumpfgefühl — seinen Kartoffeloorrat. Und kam sich eklig gescheit dabei vor. Sie sind alle reingefallen! Und wie! Denn in der künstlich zurechtkonstruierten Furcht, daß die von den Ge- meinden herumgeschickten Listen ^ur Erhebung der in den Privat-Haushalten vorhandenen Kartoffelvorräte einen An schlag auf den mühsam zusammengestapelten Kartoffelschatz darstellen müßten, wurde „ein ganz klein bißchen" geschwin delt. Mau „verzählte" sich in manchem Haushalt, und wenn's gemeinhin auch nur um ein paar Kartoffeln war. Aber dadurch bekamen die Verantwortlichen der Gemeinde ein schiefes Bild von den vorhandenen Vorräten, und kauften, im Interesse der Bevölkerung, tüchtig ein. Die Ab nahme der eingekauften Vorräte erfolgte jedoch überraschend langsam, auS dem einfachen Grund, weil überall mehr Kar toffeln vorhanden waren, als man angegeben hatte. Und die Preise für die ungeheuren Vorräte mußten herabgesetzt werden, teilweise sogar bedeutend unter den Einkaufspreis, nur, um sie vor dem Verderben zu schützen. Jetzt gab es lange Gesichter. Denn die, welche noch von ihren Zentnern zu den alten verhältnismäßig hohen Preisen liegen hatten, wüsten jetzt mit neidischen Blicken zusehen, wie die anderen, die damals gescheiter gewesen waren, nun zu nie drigen Preisen gut abgelagerte Kartoffeln kaufen können. Muttchen schimpft jetzt auf Vater, weil er damals zugeredet hat, auf Vorrat zu kaufen; Vater aber kommt mit sozial- wirtschaftlichen Berechnungen, daß der ganze Reinsall nur auf die paar „verzählten" Kartoffeln zurückzufhhren sei. Recht haben sie alle Beide. Rach bekannter Melodie. Ich halt' einen Kameraden, — Einen schtimmren gibt es nicht! — Er ging an meiner Seite, -- Sonst wär' er längst schon pleite, — Der kauderwelsche Mcht! Als 'ne Kugel kam geflogen, — Sprach er feig: „Ich mach' nicht mit I" — Dann ist er ausgeriffen, — Hat's Bünd nis hingeschmissen, — Und floh mit scheuem Tritt. Mit der Feinde schlimmer Meute — Fiel er hinterrücks uns an! — Nie kann's im ganzen Leben — Einen grüßren Schuft noch geben — Als den Leierkastcnmann! —Phi.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)