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Rabenauer Anzeiger : 27.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191505274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150527
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150527
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-27
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
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Regierung für berechtigten Lärm gejchtagcn, wenn ekn deutscher Dampfer, der jolche Ladung ins Kriegsgebiet führte, amerikani>che Bürgeraufgesvrderl hätte, als Passagiere mitzufahren? Die 4500 Kisten Munition an Bord der „Lusitania", die auch den schnellen Untergang des Niesen- Kämpfers berdeiführten, bedrohten das Leben vieler tausend braver deutscher Soldaten, die mit Englund, nicht aber mit Amerika Krieg führen, und deshalb nicht mit amerikanischen Granaten und Bomben getötet werden sollten. Das Leben dieser deutschen Krieger nach Möglichkeit zu schützen, ist eine Pflicht der deutschen Kriegführung, und deshalb war es nicht nur ihr Recht, sondern ihre Pflicht, den englischen Hilfskreuzer, der Munition nach England bringen sollte und die amerikanischen Bürger in freventlicher Weise nur als Schützer der Kriegskonterbande mitführte, zu versenken. Eine Pflicht, der sich die deutsche Heeresleitung auch in Zu kunft bei ähnlichen Versuchen nicht entziehen wird und nicht entziehen kann, trotz aller Proteste; denn wir erkennen die Heiligkeit deS Lebens der amerikanischen Staatsbürger an, können aber nicht verhindern, daß sie, wenn sie sich, trotz Warnung, in Todesgefahr begeben, darin umkommen. Das ist der Krieg. Und heiliger noch als das Leben der Neu tralen ist uns das Leben unserer eigenen Landsleute, unserer braven Feldgrauen, die längst den Krieg beendet hätten, wenn nicht Am'erika ihn durch einträgliche Waffenzufuhr an unsere Feinde verlängert hätte. Amerika war immer stolz auf seinen nüchternen Billigkeitssinn — es wird, wenn erst die englische Lügenagitation sich ausgetobt hat, sagen, daß Deutschland keine amerikanischen Rechte verletzt, sondern nach Recht und Pflicht gehandelt hat, wie es handeln mußte. Vermischte Nachrichten. Lie Londoner und pariser. Die Tapferkeit dieser „Reichshauplstäbter" hat sich bisher verschieden gezeigt und man muß zugestehen, daß sich die Pariser entschieden mutiger benehmen als die Londoner. Obwohl die furchtbarsten aller Kämpfe nur 100 Kilometer von Paris toben, geht in Paris das öffentliche Leben noch einen ziemlich geregelten Gang. In London dagegen, das, wie es selbst sagt, in „absoluter Sicherheit" vor den deutschen Feldgrauen liegt, hat die Furcht einen Umfang angenommen, der kaum noch über troffen werden kann. Die Verdunkelung Londons ist viel ausgesprochener als in Paris. Man kann in London tat sächlich kaum in der Nacht oder am Abend unterwegs sein, zumal wenn der berüchtigte Nebel herrscht, ohne In die Gesohr des Aeberfahreniverdens zu gelangen. Am lächerlichsten aber ist die Furcht vor den Zeppelinen. Obwohl London noch keinen einzigen deutschen Flieger über seinen Häusern gesehen hat, sind die ängstlichsten Vorsichts maßregeln getroffen, um das Leben der „tapferen" Engländer zu schonen. Man sollte meinen, daß die wiederholten schweren Lustbombardements von Paris dort eine erheblich größere Panik als in London heraufbeschworen hätten. Das Gegenteil ist der Fall. In Paris denkt kein Mensch daran, mit Kind und Kegel in Keller umzuziehen und die geräu migen Wohnungen zu verlaffen. In London aber gibt es, zumal in den bedrohteren Gegenden, kaum einen Keller, der jetzt nicht bewohnt ist. Und zwar sind es säst nur die reicheren Schichten, die sich diesen „Luxus" gönnen, denn di« »zeppeliustcheren- Seiler sind jetzt hoch im Preis. Mancher Portier oder kleine Mann hat gegen hohe Abfin dung sein ärmliches Asyl aufgegeben und mit den LuxuS- ränmen irgend eines Wohlhabenden vertauscht. Alle Menschen wollen jetzt kleinere Wohnungen haben; der Ansturm ist so groß, baß in manchen Teilen Londons der Mietpreis für billigere Wohnungen in die Höhe geschraubt wurde, während die größeren zu einem beträchtlichen Teil leer stehen. Diese lächerliche Furcht der Engländer ist schon so groß, daß man in Pariser Blättern oft spöttische Karrikaturen findet, die sich mit den tapferen Londonern befassen. Die Pariser sind entschieden mutiger. Die Revolution in Vortugal ist mit dem Kabinetts wechsel und der Verhaftung deS früheren diktatorischen Ministerpräsidenten Castro keineswegs unterdrückt. Die An hänger des Demokraten Costa, der durch die von ihm an- gezettelte und von England bezahlte Revolution das oer» haßte Kabinett stürzte, bekämpfen auch die neue Regierung. Don einem der Anhänger Costas wurden in Oporto auf den neue» MiaillervrSflden««n Joao Eyaaaa medrere Aus der Kriegszeit. Alle unsere grotzea Feste haben wir nun im Kriege bald erlebt, Pfingsten macht den Beschluß. Und in den mancherlei Vorbereitungen zu den Pfingstfeiertagen merken wir ebenfalls, daß der Dienst fürs Vaterland die höchste Feststimmung auslöst. Die einzige teilnahmsvolle Sorge, welche die deutsche Familie daheim erfüllt, gilt den lieben Angehörigen in der Front, für die es doch nur wieder selbstverständlich ist, auszuhalten bis zum letzten Bluts tropfen. Die wundervolle Maienzelt hat viele Rekonvales zenten in der stärkenden Frühlingsluft Kräftigung suchen sehen. Aus ihrer Zahl erkennen wir, daß die Menge derer, welche die ärztliche Wissenschaft nicht allein dem Dasein, sondern auch einem,, nährenden Beruf zu erhalten vermag, kine große, die letzte Armee also nicht so beträchtlich ist, »le Angehörige im nagenden Schmerze gefürchtet baben. Datz o» «rregsfarsorge eme umfangreiche und genügende, de« siegreichen deutschen Volkes würdige fein soll, haben den letzte Tagen Reichsregierung und Reichstag bestehen"^" deswegen braucht keine bange Stimmung zu Wenn zu den Feiertagen die, welche eS können, ins Grün hlnauszlehen, bewaffnet mit Brotkarten, die auch ein« viegestrophae bedeuten, dann fühlen sie sich frei von schweren Gedanken um den täglichen Tisch. Unsere Feldgrauen haben im Draufgehen gegen den Feind alles Denkbare geleistet, daheim hat die Drähnung zum Sparen kräftigen Widerhall gefunden. Trotz Krieges und Zufuhrsperren kommen wir mit allen wichtigen Lebensrnitteln noch bester aus, wie be rechnet worden war, wir haben billigere Weizenpreise als England, daS uns auszuyungern gedachte. Brot, Fleisch, Kartoffeln, wir haben mehr, als wir gebrauchen, und selbst das geliebte Henkeltöpfchen mit Gerstensaft wird jedem Deutschen zu einem Preise kredenzt, der auch einem ein fachen Mann diesen Genuß weiter ermöglicht. Deutschland, da» nun bald zehn Monate im Kriege steht, spricht auch Nicht von Armut. Wo Kriegsunterstützungen zu leisten sind, geschieht daS wie etwa» Selbstverständliches, und ebenso wenig wie Reich und irgend ein Bundesstaat ist eine deut sche Stadt in Verlegenheit geraten. Draußen grünt und dLbt alleS tn voller Pracht. Wäre nicht der schwere Ernst Dl« Jal«rui«ru,g der männlichen Osutscheu im Alter von 20 bi» Lü Jahren wird in England ununter brochen fortgesetzt. Um der Männer „habhaft" zu werden, ist allen Deutschen anbcfohlen worden, sich von 9 Uhr abends bi» ä Uhr morgen» in ihren Wohnungen aufzuhalten, aus denen sie dann herauSgeholt werden. Angeblich sollen auf diese Weise Ausschreitungen gegen die Abzuführenden ver mieden wer den, in Wirklichkeit haben aber Vies« nächtlichen VerHaftungen «inen unheimliche» Geschmack an sich. Die Plünderungen der deutschen Läden und Wohnungen haben zwar zum größten Teil aufgehürt, aus dem einfachen Grunde, weil nicht mehr viel zu plündern ist. An mehreren Orten kamen jedoch noch Ausschreitungen vor; in einigen Fällen mußte Militär ausgeboten und die Aufruhrakte ver lesen werden. Mannschaften mit ängstlicher Sorgfalt über die Person ihrer Führer wachen. Stu uaausl-schdare» vankbarkeits- g«füht kettet dies« Männer aneinander. So gibt das hoch herzige Testament, da« der Oberst d. R. Stephan Göpferth v. Altburg soeben aufgestellt hat, Zeugnis von der treuen Brüderlichkeit draußen im Felde. Trotz feine« schlechten Gesundheitszustandes hatte er sich, wie daS „Fremden-Blatt" berichtet, bet Kriegsausbruch aktivieren lasten und komman dierte in der Bukowina ein Landsturm-Regiment. In einem heftigen Gefechte der Armeegruppe Pflanzer-Baltin Anfang März gelang e« nur der zähen Tapferkeit und entschlossenen Ausdauer feiner Truppe, Oberst Göpferth vor der Ge- fangeauahm« zu bewahren. Unter Len größten Mühen und Gefahren brachten die wackeren Landsturmmänner ihren Oberst in Sicherheit und ließen ihm dann die aufopferndste Pflege angedeihen. Au« Dankbarkeit hinterließ Oberst Göpferth Sen grShten Teil feine» bedeutenden ver mögen» den Anlerosfizieren und der Mannschaft seine» Regiment». Nicht der materielle Wert, sondern der hochherzige Gedanke dieser Stiftung macht ihren Wert aus. des Krieges, so könnte daS Pfwgftbiid als ein Konterfei Deutschlands aelten. WohNai Lars mast plag« werden Mit vieler War- nung möchten wir die soeben erlassene Bundesratsoerord« nung begleiten, wonach mit Rücksicht auf die Kriegsteuerung für die Dauer des Krieges die Grenze des pfändbaren Ein kommens an Lohn und Gehalt von 1500 aus 2000 Mark hinaufgesetzt wurde. Die Verordnung stellt nur eine Ver günstigung an solche Personen dar, die unverschuldet tn finanzielle Bedrängnis geraten und im Augenblicke außer stande sind, ihren Verpflichtungen zu genügen. Sie dars dagegen nicht als ein Blanko-Akzept flir lässige oder gar böswillige Schuldner betrachtet werden. Kriegszeiten ziehen der Kreditgewährung von selber Grenzen; die neue Bundes- raisoerordnung wird diese Grenzen noch enger stecken und damit bewirken, daß die durch sie gewährte Nachsicht nur Würdigen zugute kommt. Zur Denkschrift über Vie wirtschaftlichen krieg»- wahnahmen ist Lem Reichstag der vierte Nachtrag zu gegangen, Ler die Lage der Reichsbank und deS GoldmarkteS in den letzten sechs Monaten behandelt. Der Nachtrag be stätigt bereits früher bekannt gewordene Feststellungen über den außerordentlich aünstioen Stand der Reichsbank, sowie oe» deutschen Geldmarktes. Die privaten Kriegskredttvanken wurden auch während der Berichtsperiode nur wenig tn Anspruch genommen, erwiesen sich jedoch schon dadurch nütz lich, daß sie den kreditbebürftigen Kreisen des Handels und Gewerbes die Gewißheit boten, jederzeit Kredit erhalten zu können. Mit wie gewaltigen Größen die Kriegsgetreide. Gesellschaft arbeitet, erhellt daraus, daß sie allein für 148 Millionen Mark Roggen und Weizen an die Berliner Dar- lehnSkasse verpfändete, um die Überschreitung der ihr vom Reiche und den Bundesstaaten und einzelnen Kommunen für den Getreideankauf zur Verfügung gestellten Fonds auS- lualeicden. vl« au»steichenoe Wirkung ve» Kriege» umer o«y Angehörigen der verschiedensten Gesellschaftsklassen, di« draußen Schulter an Schulter liegen, wird ihren segens reichen Einfluß auf lange Zeiten auSüben. Im Feld find alle Kameraden und Brüder, und der Kommandeur würd« keinen Augenblick zögern, einem seiner bedrohten Leute unter Nichtackltuna keines etaenen Lebens heizuspringen, wie lein« Pfingsten. Die froheste, schönste Zeit deS Jahres ist eS, in bei sonst ein Lachen und Singen, ein Jubilieren und Schalmeier die Lande erfüllte, uud des Weltkrieges wlll noch immei kein Ende werden. Mit der Pfingstfeier schließt der Reigen der großen Kirchenfeste, wir kommen von ihnen in die fest- lose Zeit des Jahres, in der 1914 durch frevlen Übermut und blinden Haß da» grimme Wüten eröffnet wurde. Wenn wir daheim Pfingsten friedlich feiern, während unsere Feld grauen in der Front dem Feinde wehren, so wissen weder sie noch wir, wann einst der Friebe wieder eingeläutel werden wird, aber da» alte kernige deutsche Wort „Viel Feind, viel Ehr," kann nicht erschüttert werden. Frohe Lippen sangen sonst: „Die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht, was noch werden mag, das Blühen will nicht enden!" DaS gilt auch für heute, und wir fühlen die Kratt, alle Prüfungen, die uns in Gottes Erdengarten noch beschieden fein könnten, stegreich zu überstehen. Nicht die Kriegsanfechtungen an sich sind es, die uns Pfingsten und seine Freuden rauben könnten; was uns zu ernsten Erwägungen Anlaß gibt, das sind die unerfreulichen Tatsachen, die der Bedeutung des hohen Festes so bös widerstreiten. Pfingsten ist das Fest der Ausgießung des heiligen Geistes, der christlichen Kirche Geburistag, des größten Kulturwerkes, das die Menschenerde geschaut Hai und je jchauen wird. Was ist heute von diesem neuen Geist, von dem Segenswerk der Kirche und den Wohltaten der christlichen Nächstenliebe geblieben? Die Welt starr! von Haß, Neid und Begehrlichkeit, Treuiosigkett und Rechts bruch jagen einander, Lügen und Verleumdungen werden von unseren Feinden aus ihrem wohlgefüllten Köcher als giftige Pfeile gegen unfere guten, ehrlichen deutschen Namen abgeschossen. Und Christen sind es, die aus exotischen Ländern bestialische Horden herbeiführen zum Streit gegen ihre Mitchristen, aber nicht zum ehrlichen Komps, sondern zum grauenvollen Meuchelmord, den die Sonne scheut. In diesem Zeichen steht bei unseren Hassern und Neidern dieses Pfingsten, in einen Sumpf voll Blut und Verwüstung haben ste das liebliche Fest hineingestoßen. Noch vor einem Jahre sind Kriegsgreuel vieler Art nicht sür möglich ge halten, denn was von einem Zukunstskriege je gemutmaßt wurde, das ist durch die Wirklichkeit schon weit übertroffen worden. Doch trotzdem bleibt Pfingsten, feiern wir seine schönen Tage. Die von den Waffen unserer Soldaten geschirmten Gefilde unseres Vaterlandes liegen im Schimmer der Maien sonne, junges Grün und bunte Blüten sind, wohin wir schauen. Hoffnungsfreudiges Naturweben umgibt auch im Nordosten des Reiches die verkohlten und geschwärzten Ruinen deutscher Städte, die von der Wut der'Kofaken er zählen, der Soldaten des Zaren, der vor zwei Jahrzehnten eS unternahm, der in Waffen starrenden Welt die Abrüstung oorzuschlagen, den begeisterte Stimmen damals den Friedens- kaifer nannten. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!" Und wir haben sie daran, an den Wunden und Verlusten dieses mörderischen Krieges, erkannt, alle die Staaten, deren Leiter und Bewohner „das Banner der Zivilisation" hoch zuhalten behaupteten, während sich unter der Maske der Kultur krasse Heuchelei verbarg. Das viel verlästerte deutsche Volk hat nicht geprahlt, eS hat sür den Frieden tätig und rastlos gearbeitet, und der die Völker be glückende Friede wäre erhalten geblieben, wenn es nur nach unserer Arbeit und nach unserem Willen gegangen wäre. Wir haben in dem Segen Gottes, der unsere Waffen begleitete, einen reichen Lohn für die bis zur letzten, äußer- sten Stunde bewiesene Friedensliebe und sür den Opfermut der deutschen Männer und Jünglinge erhalten. Trotz aller Anfechtungen feiern wir zuversichtlicher und froher Pfingsten, wie die lange Reihe unserer Gegner, Psinaststimmuug er füllt auch die« Jahr die deutschen Häuser. Die schöne Welt, die Herrlichkeit deS Pfingstfestes umgibt den festen deutschen Willen mit einem neuen Stahlreifen des Entschlusses, bis »um letzten Ehrentage auSzuhalten. Mit einem Strauß an der Brust zieht der Deutsche ins Feld, mit einem Herz voll Treue zum Eteae. RevotverschÜfle adgefeuert, durch die der Minister schwer verwundet wurde. Der Attentäter, Senator Joao Freitas, wurde von den Gendarmen, Lie ihn auf frifcher Tat er- griffen, kurzer Hand totgeschlagen, so daß die Gerichte eine Arbeit weniger haben. In Lissabon sind neue Unruhen auSgebrochen. ChagaS liegt im Sterben. Der yeioenmüftge Kampf einer bayerischen Ma- lchineugewehrkompagnie bei St. L„ die trotz des nahen Zielfeuers der feindlichen Artillerie bis zum letzten Schuß aushielt, hat dem Feinde schwer zu schaffen gemacht. Die Maschinengewehradteilung hatte sich während des hitzigen Kampfes langsam bis in die vorderste Gefechtslinie ge« choben, wo die fortwährend einschlagenden Granaten aller- chwersten Kalibers deS Feindes ein weiteres Vordringen unmöglich machten. Aber während die feindliche Artillerie, Lie die Gefahr der deutschen Maschinengewehre für den ge planten Sturmangriff ihrer Infanterie wohl erkannte, ein geradezu vernichtendes Feuer gegen die tapfere kleine Schar richtete, schickten die Führer kaltblütig ihr Tack-tack-tack in , die feindlichen Sturmreihen. Hart am Westrand des Ortes St. L. lag ein besonder» verwegenes Trüppchen und ein Hagel von Schrapnells und Granaten sauste auf die Braven nieder. Der Unteroffizier und ein Mann der Be dienung waren schon gefallen, aber die anderen setzten das Feuer fort, stellten wie auf dem Schießplatz das Ziel und setzten einen Ladenstreisen nach dem andern ein. Wo die tödliche Saat hinfiel, verstummte augenblicklich das Gewehr feuer der französischen Sturmkolonnen. Der Gefreite Joseph Erler, ein alter Chinakämpfer, der die verwundeten Bedienungsmannschaften des Maschinengewehrs zum Trup penverbandplatz geschafft hatte, fand jedoch bei feiner Rück kehr alle Kameraden tot vor. Das Maschinengewehr lag stumm da. Kurz entschlossen holte er sich von der nächsten Kompagnie zwei Infanteristen und versuchte mit ihrer Hilfe das Feuer sortzusetzen. Schon waren ihm durch Schüsse die pfeife aus dem Munde und die China-Medaille von der Brust gerissen, als eine unmittelbar neben dem Gewehr einschlagende Granate dieses unbrauchbar machte, die beiden Infanteristen tötete, Erler selbst aber am rechten Oberschenkel und durch Prel- lungen am Rücken verwundete. Obwohl ihm nunmehr die Aufforderung zukam, sich in Deckung zu begeben, Holle er abermals Hilfe und brachte das zerschossene Maschinen gewehr in einen Seiler in Sicherheit. Am Platze not dürftig verbunden, Haff er auch noch bei der lösung das Gewehr zur Kompagnie nach F. zu schaffen. Sich zum Arzte zu melden, weigerte er sich trotz der schweren Ver wundung so lange, bis ihn ein ausdrücklicher Beseh« seines kompagniesührers dazu veranlaßte. An Steile der verlorenen Chinamedaille schmückte bald darauf die Goldene Medaille feine Brust. Der zweile Sohu des Reichskanzlers Kriegsfrei williger. Nachdem der älteste Sohn des deutschen Reichs kanzlers, der im Jahre 1890 geborene Legationssekretär und Leutnant im 1. Leibkürasster-Negiment August Friedrich von Bethmann Hollweg im Dezember vorigen Jahres den Heldentod auf dem östlichen Kriegsschauplätze gefunden, ist soeben der zweite Sohn des Kanzlers, Felix v. Bethmann Hollweg, als Kriegsfreiwilliger beim 3. Garde-Ulonen-Regt« ment eingetreten. Der jetzt einzige Sohn des Leiters der deutschen Reichspolitik steht im 18. Lebensjahre und hat soeben die Not-Abiturienten-Prüsung am Arendt-Gym- nafium in Dahlem bei Berlin, bas er besuchte, bestanden. Vos Geständnis des Dresdener Muttermärdcr», der in Berlin bald nach der Tat gefaßt werden konnte, ent hüllt die furchtbare Tat dieses Rohlings in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Der erst 17 Jahre alte Bursche, der in einer photographischen Fabrik in Dresden beschäftigt war, hat seine Mutter, die Frau des Eifenbahnhilssbeamten Vogel, ermordet, weil er Geld von ihr haben wollte. Der junge Mörder räumt mit der größten Kaltblütigkeit und Gleich mütigkeit alles ein. Er sagt, seine Mutter habe ihm kein Geld geben wollen. Er habe aber gewußt, daß sie etwas bei sich hatte, und deshalb habe er sie umgebracht und be raubt, während sie aus dem Sosa schlief. Wie er sagte, schlug er mit der stumpfen Seile des veile» ihr so lange auf den Kopf, bis M tot ivar. Nach der furchtbaren Tat steckte der jugendliche Mörder das Beutelportemonnale der ermordeten Mutter, daS etwa 22 Mark enthielt, zu sich, be gab sich nach dem Bahnhof und fuhr nach Berlin. Hier wurde er erkannt und sofort verhaftet.
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