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Der Weltkrieg. Ver Offensivgeist ist erwacht. Im Westen wie im Osten betätigt er sich in erfolgreichster Weile durch unsere Feldgrauen. Auch Fran zosen und Engländer find, die ersteren nun schon zum fünften Male, zur Offensive übergegangen, haben sich damit aber auch jetzt wieder lediglich Niederlagen und Verluste geholt, die englisch-französische Offensive zwischen Lille und Arras, die unter Verstärkung der bisherigen Streitkräfte durch vier frische Armeekorps unternommen wurde, hat ihren Grund in der großen russischen Niederlage in Westgalizien sowie in dem bedeutsamen deutschen Geländegewinn bei Wern. Die verbündeten Feinde versuchten auf der 40 Kilo meter langen Strecke zwischen den beiden genannten Orten einen gewaltigen Vorstoß gegen unsere Front zu führen und sie zu durchbrechen. Von dem 16 Kilometer westlich von Lille gelegenen Dorfe Fleurbaix geht die Front über Neu- KapeM, wo unlängst die Schlacht mit den Engländern stattfand, über den Kanal von La Bassee und verläuft über Larency und Neuville nach St. Laurent bei Arras, wo unsere Linie nach Osten um die Stadt herumgeht. In der ohne die Umsicht der deutschen Heerführung gemachten Erwartung, daß uns die Kämpfe um Wern verhindern würden, auf der beschriebenen Linie genügende Kräfte zu versammeln, zeigten sich besonders die Engländer sehr mutig, die auf dem nörd lichen Teile der Front angriffen. Trotz wiederholter Ver suche brachen olle Bemühungen der Gegner, unsere Front zu durchbrechen, l i unserem Feuer unter schwere« Verlusten der Feinde, namentlich der Engländer, zu sammen. Die Franzosen, denen es zum Teil gelang, in unsere vordersten Schützengräben einzudringen, werden daraus mit blutigen Köpfen alsbald wieder hinausgeworfen werden. Bei Ipern setzten wir unsere Fortschritte fort, so daß wir uns in absehbarer Zeit im Besitze dieser Stadt befinden werden, deren hohe Bedeutung für uns bekannt ist. Süd westlich von Lille erneuerten die Franzosen ihre erfolglosen Angriffe, die sämtlich abgeschlagen wurden. Die Zahl der gefangenen Franzosen wurde hier auf 800 erhöht. Die Engländer lassen nicht mehr von sich hören; sie haben also bis auf weiteres eine ausreichende Lektion erhalten. Um unsere vordersten Gräben in der Nähe von ArraS werden bei Berry au Bac durch einen kraftvollen Vorstoß in den Besitz einer aus zwei hinter einander liegenden Linien be stehenden feindlichen Stellung in Breite von 400 Metern. Zwischen Maas und Mosel erlitt der Feind bet Angriffs versuchen schwere Verluste. Vas vierte Bombardement von Dünkirchen, daS soeben nach achttägiger Pause stattfand, hat ungeheure Er regung verursacht und den Glauben an die Pariser Be- schwichtigungen, daß die Gefahr jetzt vorüber sei, gründlich zerstört. Die Verfolgung wird fortgesetzt. Während die Lage auf dem nördlichen Teile des öst lichen Kriegsschauplatzes noch unverändert ist, wird die Ver folgung der Ruffen in den Karpathen und in Galizien unter anhaltender Steigerung der Zahl der Gefangenen und der Beute siegreich fortgesetzt. Nachdem wir schon über 100000 unverwundete Buffen gefangen und eine schier unüber sehbare Menge von Kriegsmaterial erbeutet haben, iM- mehrt doch jeder Tag noch den Gewinn Merer Tapferen, so daß die ganze drittö russische Armee in kürzester Zeit völlig ausgerieben sein wird. Ein letzter versuch des Feindes, die Verfolgung durch die Verbündeten zum Stehen zu bringen, scheiterte völlig. Zwischen Dukla- und Lup- kower Paß wurden die russischen Reihen an vielen Stellen durchbrochen, und nachdem ein verzweifelter Angriff mehrerer feindlicher Divisionen unter schwersten Verlusten für diese zurückgewiesen Horden war, die Verfolgung fortKsetzt. Vie schönen «ürkischep Namen. Da reisen durch das türkische Land eine Anzahl Paschas mit wohlklingenden tür kischen Namen. Die türkische Uniform mit den goldnen Schnüren sitzt ihnen wie angegossen am Leibe. Sie stellen sich in vollendetem Türkisch vor, haben die türkischen Ge wohnheiten und religiösen Bräuche an sich, kurz, richtige vollkommene Orientalen. In Wirklichkeit aber sind diese Herren deutsche Beamte und Offiziere, die mit geheimen Missionen unterwegs sind. Ihre Verkleidung haben sie an- , nehmen müssen, um der ausgebrelleten Spionage ein Schnippchen zu schlagen und um der arabischen Bevölkerung näher zu kommen. Von den Eingeborenen aber werden diese deutschen Führer, auf denen alle Hoffnung ruht, mit der größten Hochachtung und Dankbarkeit ausgenommen. An der Spitze einer solchen „türkischen" Expedition macht jetzt der verdienstvolle deutsche Forscher Geheimrat Frobe nius mit seinem Stab eine gefahrvolle Reise durch das Heilige Land Vom See-Krieg. A-Vooke und Minen. Der Kleinkrieg zur See nimmt seinen programmäßigen Verlauf. Unsere Unterseeboote ver senkten das englische Vorpostenschiff »Emblem", das als harmloser Fischdampser Spionendienste leistete, den Damp fer „Sueen Wilhelmina" auf der Höhe von Blyth sowie das Vorpostenschiff Fischdampser „Bennington". der j durch Geschützfeuer vernichtet wurde. Auch das englische vorpostenschiff „Axbridge" ist in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und gesunken. Ein edler Protest. Der „Lusitania"-Nummel hat nun endlich das einzige dem englischen Charakter würdige Aus- puffrohr gefunden. In Liverpool haben die edlen Herr- schäften, als Protest gegen die Tat der „deutschen Barbaren", die Läden der dort ansässigen Deutschen und Oester reicher geplündert, die Fenster zerschlagen, Möbel und Vorräte auf die Straße geworfen. So steht also ein Pro test der englischen Gentlemen aus! Der englische Mob zog brüllend von einem deutschen Laden zum andern; wo ein deutscher Name zu lesen war, wurde eingebrochen. Die ge samte Polizei und berittene Gendarmerie versuchten es mit der Menge aufzunehmen, aber der Pöbel war mit Stöcken und Steinen bewaffnet und setzte unwiderstehlich das Werl der Zerstörung fort. Bis alles in Scherben am Boden lag. Das traurige Schauspiel danerte zwei Tage und war mit , aller Überlegung organisiert. Wo sind nun die „Barbaren" ? Wir haben recht getan mit der Versenkung der „Lu- i sitania". Denn als ersten greifbaren Erfolg haben die beiden l größten englischen Schiffahrtsgesellschaften, die „Cunard"- und die „White Siar"-Linie, jeglichen Schiffsverkehr ost- s wie westwärts eingestellt« Diese beiden Linien verfügen ! über die größten englischen Überseedampfer, und mit der z Außerdienststevung dieser Schiffe schrumpft der einzige mit Amerika noch aufrecht erhaltene Seeverkehr auf ein Nichts zusammen. Wir haben also hier eine pünktliche Bestätigung, l das unsere Taktik Vie einzig richtige ist. Davon werden ; uns auch alle Ausschreitungen des englischen Pöbels nicht abhallen. Der frühere Kolonialsekretär Dernburg erließ be- , reits Warnungen, daß auch dem nächsten Cunard-Dampfer ! „Transylvanu", der von Neuyork nach England unterwegs ist, die gleichen Gefahren drohen wie der „Lusitania". Wie wird sich Amerika verhalten? Trotz der Er' Dvartung aller Ententefreunde, daß Amerika den „Lusitania"' Fall zum Anlaß einer antideutschen Richtung nehmen werde, und trotzdem es die Hetzer hinter den Kuliffen nicht an der nötigen Wühlarbeit haben fehlen lasten, steht die amerika nische Regierung durchaus abwartend den Geschehnissen gegenüber. Der amerikanische Botschafter in Rom, der von den Kriegshetzern nach der Haltung Amerikas befragt wurde, j erwiderte, daß die angekündigte Note WilsonS ohne Neben- i gedanken aufzufasten sei. Präsident Wilson werde ruhig j und oojeMv erwägen, m welcher Weise er zu oem Fon i Stellung nehmen wird. Bisher hat die amerikanische Re- i gierung trotz größter Erbitterung der englandfreundlichen i Blätter des Landes noch nichts unternommen, sie wartet erst die deutsche Ausklärung ab. Die Amerikaner stellen sich ein übles Zeugnis aus, wenn sie d'e englischen Rowdymanieren sich ebenfalls zu eigen machen. In mehreren Teilen Ame rikas fanden erneute schwere Ausschreitungen gegen Deutsche statt, in deren Verlauf mehrere der Angegriffenen ins Hospital gebracht werden mußten. In Vicioria (British Columbia) stürmte der Mob unter Anführung von amerb konischen Soldaten in Uniform das Klubgebäude und das Hotel des Deutschen Vereins, deren Möbel und Glaswaren zertrümmert wurden. Der deutsche Botschafter Graf Bern storff erhielt die anonyme Warnung, daß die deutsche Botschaft in die Lust gesprengt werden würde. Darauf hin hat die Polizei sofort starke Schutzmannskettcn um das Gebkude der deutschen Botschaft in Washington ziehen lassen, um jeden Angriff abzuwehren. Alle diese Exzesse sind aber nur auf das Konto des enalifch-amerikanstchen Pöbel-! ,u setzen, in der überwiegenden Mehrzahl hält inan in Amerika eins kriegerische Vermittlung mit Deutschland sür voll ständig ausgeschloffen. Auch die amerikanische Regierung ist sich des Risikos vollständig bewußt, das ihr durch die bestehende starke deutsch-amerikanische Ansiedlung entstehen würde. Ueber die letzten Augenblicke der „Lusitania" geben die Berichte von Geretteten erst jetzt ein erschöpfendes Bild. Danach hätte der furchtbare Umfang der Katastrophe auf ein viel niedrigeres Maß herabgemindert werden können, wenn die Besatzung des Schiffes mehr aa die Rettung der paffagiere als an sich selbst gedacht hätte. Ein englischer Grubenbesitzer aber sagt mit Erbitterung aus, daß gar keine Rede von Unerschrockenheit, Organisation ober Disziplin an Bord sein könne, eS habe im Gegenteil vom ersten Augenblick an vollständige Panik geherrscht. Man habe wohl gerufen: Frauen und Kinder zuerst in die Boote! aber die Mannschaften hätten sich unter dem Vorwand, zur Führung der Rettungsboote nötig zu sein, zuerst in die Kähne begeben. Dies geht schon aus dem Umstande her- vor, daß unter den 764 Geretteten sich 4S2 Fahrgäste und 302 Angehörige der Besatzung befanden. Die Befehle an Bord habe niemand mehr respektiert. Die Luken wurden garnicht geschlossen, wie es nötig gewesen wäre, um das Riesenschiff noch einige Zeit über Master zu halten, und die zusammengelegten Rettungsboote wurden von der Mann schaft nicht bereit gestellt und waren, als man sie öffnete, löchrig. Es scheint nun festzustehen, daß unter den 1457 Ertrunkenen sich auch der amerikanisch: Milliardär Vander bilt befindet. Eine deutsche Antwort. Der deutsche Botschafter Graf Bernstorff in Washington übergab den anonymen Brief, der ihm anzeigte, daß sein Botschaftsgebäude in die - Luft gesprengt würde, den amerikanischen Zeitungen zur Veröffentlichung mit der Bemerkung, daß er um jene f Zeil schlafen würde. Diese Worte sind ebenso mannhaft, s wie das Bedauern, das er dem Staatssekretär Bryan wegen ' des Verlustes so vieler amerikanischer Leben aussprach, takt- - voll genannt werden darf. ! Seemärchen. Man weiß, daß alles, was mit der See > in Berührung kommt, mit Fixigkeit das „Garn spinnen" ! lernt. Es ist deshalb auch kein Wunder, daß eine Anzahl f Marinenachrichten im Umlauf sind, die, wie Vizeadmiral z. D. Kirchhoff darlegt, Enten von besonderem Umfang sind. Die Quelle dieser Tar'arennachrichten ist natürlich das Aus land. So will man misten, daß die erste Beschießung Dün- kirchens von der See aus erfolgt ist und daß die beiden neuesten deutschen Ersatzbauten „Ersatz Balser Friedrich 3." und „Ersatz Wörth" diese Beschießung inmitten der eng lischen Kriegsschiffe ausgeführt hätten. Die beiden genannten Schiffe aber — existieren noch garnicht; sie stehen wohl in den Schiffslisten drin, sind aber noch garnicht fertiggestellt. Sie können also unmöglich dieses Heldenstück vollbracht haben. Die Tendenz dieses Märchens ist ja nicht gefährlich, schlimmer aber steht's um eine andere „Ente". Da sollen zum Abhalten der deutschen Unterseeboote an verschiedenen Stellen der englischen Küste Kelten mit Netzen daran ausgelegl worden sein. Solche Sperren sind bei engen Hafen- und Flußmündungen anwendbar, aber auf der in diesem Falle angeführten Strecke von Good win bis zur Sandettie-Bank, also auf einer Seestrecke im freien Meere von 20 Kim. Breite, ist dies praktisch fast unausführbar. Eine Kette kann nicht schwimmen, sie ist mit Hilfe von verankerten Schiffen oder Bojen hochzuhalten. Diese Schiffe sind aber leicht zerstörbar und verraten den Ort der Sperre, und die erforderlichen Bojen sind in der benötigten Stärke und Größe kaum zu schaffen. Also ein ganz gewöhnlicher englischer Bluff. Wir sollen Angst be- kommen. Diese Beispiele zeigen, daß man den Fachsimpe leien, wenn sie nicht von absolut sicherer Sette ausgehen, keine Achtung schenken darf. Vermischte Nachrichten. 120000 Mark Schade« hat der letzte Zeppelin-Besuch in England über Southend angerichtet. Da die Zeppeline ! auch über dem n«r 12 Metten von London entfernten Romtord aufgetaucht sind, herrscht in England die größte Bestürzung. SS! Osr Ukenscd ckenkt. Roman von A. Silberstein. Nachdruck verboten. 25 Niklas setzte seinen Wanderftab weiter und verfolgte allein den Weg, während Susi noch auf der Stelle stand und ihm zuerst noch eine Weile nachschaute, dann aber ihr Antlitz in beide Hände barg, als könne sie den An blick nicht länger ertragen. Niklas schritt indeß mit auf die Brust gesenkten Kopf weiter, bis er an einen Fluß kam, der eine Weile längs der Straße sich hinzog. Er war müde geworden und setzte sich daher am Ufer nieder und sah in die langsam sich dahin wälzenden Fluten. Dort unten aus dem Grunde des Flusses war Ruhe, dort unten hatte alles Er denleid ein Ende, so drängten sich ihm unwillkürlich die Gedanken auf und die Versuchung kam näher, sich von dem schräg abfallenden Ufer hinabgleiten zu lassen in die Fluten — auf Nimmerwiederkehr. Die lauten Rufe eines seinem RuKplatz am Ufer näher kommenden Schleppdampfers weckten ihn aus seinem dumpfen Hinbrüten. Ein plötzlicher Gedanke durchzuckte ihn, er schüttelte die Lebensüberdrüssigkeit, die ihn für ei nen Augenblick überkommen hatte, von sich. Er stand auf und frug, wohin sie führen und ob sie nicht eine tüch tige Arbeitskraft gebrauchen könnten. Als ihm die Antwort wurde, daß es weit, weit gehe und man wochenlang ausbleibe, da war seine nächste Frage ob man ihn nicht mitnehmen wolle. Er wurde einig mit dem Führer, der einen Augenblick beidrehen ließ und so wurde Niklas ausgenommen um, wie es jetzt sein Wunsch war, nur weit, recht weit fortzukommen von diesem Fle cken Erde. 15. Kapitel. Susi zog in das Enzgarberhaus als Stütze der alten Haushälterin, während das Häuschen oben auf dem Berge an Jnleute vermietet wurde,- denn die Kinder waren na türlich mitgezogen. Der Susi wurde es leichter um das Herz und sie sah freudiger und sorgenloser in die Zukunft. Ihr schien es selbst, als wäre sie eine andere geworden — ihre selige Schwester und sie sei nun hier im Enzgarberhaus in Dienst — und als wäre der Simmerl .. . aber da waren ja des Valentins Kinder dazwischen und der ganze Hof und zwei Gräber. Die Kinder kamen bald mit schönen Kleidern in die Schule, sodaß der Schulmeister aufmerksamer auf sie wurde und ihnen bessere Plätze anwies. Der Simmerl ging allmälig weniger in die Wirts häuser der Umgebung: er hob keine Grwichte mehr, zer schlug keine Nüsse mehr mit der geballten Faust und wet tete nicht mehr wegen seiner Kraft. Es war ihm nirgends so lieb, als daheim, denn was die Susi für Einrichtung traf, ja im Hause aus allerlei sonst unbeachteten Dingen machte, war erstaunlich und merkwürdig. Nur eine Person war mit diesem Umschwung durch aus nicht zufrieden — die alte Haushälterin. Diese keifte und zankte und warf der Susi ihre Schwester vor. Im mer führte sie an, sie kenne den Hausbrauch und ihren Simmerl besser und müsse zu diesem halten und auf ihn sehen. Kurz, diese ewige Zankerei und Schimpferei der alten Haushälterin dauerten so lange, bis der Simmerl dem ein Ende machte, ihr ein Auszugsstübl gab und sie zwar mit FreuniLichkeit, aber auch mit Entschiedenheit bat, sich ihr Ausgeoing wohl bekommen zu lassen. Der Teich im Hof mit den Enten und Gänsen, auf dem jetzt die Kinder auch kleine Holz- oder Papierschiff chen schwimmen ließen, der Garten, die Stube; alles hei melte den Simmerl jetzt mehr an, seit die Kinder Haus und Hof belebten und mit ihnen gewissermaßen ein neuer Geist eingezogea war, da,; es ihm vorkam, als habe ein neues Leben für ihn begonnen. Der kleine Valerl erinnerte den Vetter ganz an die eigenen:, längst verflossene Kinderzeit, wo er mit dem ver storbenen Bruder gespielt hatte unter den Augen glück licher Eltern. Er selbst fühlte sich wieder jung und es wurde ihm so hoffnungsvoll um das Herz. Und das kleine Mädchen erinnerte in seinen Gesichtszügen ganz unverkennbar an die alte Großmutter. Sie machte ihm ! soviel Vergnügen und bereitete ihm mit ihrem kralligen Wesen öfters solchen Spaß, daß er herzlich über sie lachen ! mußte. Das Bild der Mutter, welches die Ursache gewesen war, das zwei Menschen, die auf dem besten Wege wa ren, in heftige Feindschaft zu geraten, den gegenseitigen Wert erkannt hatten, hing drinnen in der Stube am Ehrenplatz. Der Rahmen war wieder neu aufpoliert wor den und glänzte nun noch einmal so schön. Mit dem ge weihten Palmenzweig und zwei schwungvoll sich kreuzen den Pfauenfedern darüber, bildete das Bild der Mutter eine Zierde der guten Stube und Simmerl stand ost in fülle Andacht versunken davor, wenn er allein war und sich unbeachtet glaubte. Am Allerseelentag ging die Susi mit den beiden Kin dern und ganz gegen ihre sonstige Art in sich versunken auf den Friedhof mit einer Reihe von Kränzen auf dem Arme, während jedes der Kinder einen Strauß Blumen in den Händen trug. Aber wie war sie überrascht und gerührt — das Grab Valentins und ihrer Schwester war schon prächtig ge schmückt und davor kniete der Simmerl ganz in Andacht und Weihe versunken, wie sie gar nicht erwartet hatte. Sie wagte es nicht, ihn zu stören, und so kniete sie mit den Kindern hinter ihm, nun ihrerseits ein inbrünstiges Gebet für das Seelenheil der lieben Verstorbenen verrich- i tend und die Kinder iolgten ihrem Beispiel.