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Rabenauer Anzeiger : 01.05.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191505012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
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Jahr
1915
-
Monat
1915-05
- Tag 1915-05-01
-
Monat
1915-05
-
Jahr
1915
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.Der große Erfolg bei Wern. N Nachdem wir unsern Terraingewinn bei Zpern und Destlich oeS Kanals nicht nur gegen heftige feindliche ^Gegenangriffe siegreich behauplel Haden, sondern ^Westlich de» Kanals noch weitere Eroberungen mit der Mnnahme deS Ortes Lizerne machten und die Gefangenen- z«hl ans 2470 erhöhten, dürfen wir den Sieg bei Ipern sahne Übertreibung als einen grotzen Erfolg buchen. Auch 'der SS Geschütze, die wir außer einer größeren Anzahl von Maschinengewehren und anderen Waffen erbeuteten, fbürfen wir uns mit Recht als schöner Siegesbeute freuen. Lie Engländer führen den deutschen Erfolg auf eine Über raschung der Verbündeten zurück. Der Bericht deS enalischen Oberbefehlshabers, Generals Hrench, beweist, daß die Verbündeten sich nördlich und nordöstlich von Ipern durch den Vorstoß von Steenstraate auS völlig überraschen ließen. French erwartete einen deutschen Angriff größeren UmfangeS westlich Zwartelen und vermutete ein gleichzeitiges ernsteres Unternehmen bei Letouquet zwischen Warneton und Armentieres. Den Zu- Isammenhang deS im French-Bericht erwähnten heftigen Bombardements von Ipern durch 16 zöllige Geschosse mit den deutscherseits zur Kanalüberschreitung getroffenen Vor bereitungen ahnte weder das englische noch das französische Hauptquartier. Der französische Generalissimus Joffre macht für die empfindliche Schlappe die deutschen Sttckbomben verant wortlich. Die Pariser Fachkritik erkennt an, daß die geg nerische Hartnäckigkeit einen Erfolg erzielte, dessen Aus nützung die Verbündeten rasch mit großen Mitteln verhin dern müßten. Ma» erwarte die Fortsetzung des Kampfes bei Ipern. Diese hat bereits staltgefunden und wie der amtliche Bericht unseres Großen Hauptquartiers zu ganz Deutschlands Freude feststellen konnte, mir der gründlichen Abweisung aller feindlichen Angriffe und der Behauptung der eroberten Stellungen geendet. Deutsche Stinkbomben? In einem späteren Bericht schließt sich der englische Oberbefehlshaber seinem franzö sischen Kollegen an und behauptet aleichfalls. daß die Deutschen der ihrer heftigen Beschießung der gegnerischen Stellungen viele Apparate zur Hervorbringung erstickender Gase benutzt hätten. Aus der Menge der erzeugten Gase gehe hervor, daß dies nach einem vorbedachten Plan und im Widerspruch zur Haager Konvention geschah. Die Franzosen mußten sich infolge der Gase nach dem Kanal bet Büssinghe zurückziehen, und die Engländer waren ge zwungen, ihre Linien in Übereinstimmung mit den franzö sischen zu ändern. Daß unsererseits Geschosse mit giftigen Gasen üngewendet worden seien, wird in keinem der Be richte unseres Großen Hauptquartiers auch nur mit einer Silbe angedeutet. Sollte es geschehen sein, so wäre es nur die selbstverständliche Vergeltung gegen die Kriegführung der verbündeten Feinde, die Geschosse mit giftigen Gasen in zunehmendem Umsange nnwenden. Von weiteren Entschuldigungen der englischen und .französischen Heeresleitung wegen der schweren Niederlage bet Ipern verdient noch das folgende erwähnt zu werden: Aus französischer Seite waren nicht französische, sondern algerische Truppen an den Kämpfen beteiligt, doch eine ge- Mgere Zahl als Engländer, die im kritischen Augenblick die Lesten Elemente ihrer im weiteren Umkreise Iperns ausge stellten drei Divisionen zu vereinigen trachteten. Das Ma növer setzte aber verspätet ein. Irgendeinen Grund hat ede Niederlage, aber es ist recht von unjeren Feinden, daß ie sich in der Erfindung von Entschuldigungsgründen üben; le werden von dieser Kunst noch mannigfache Proben ab« egen muffen. — Unbefangencre Militärkritiker in England räumen ein, daß seit dem deutschen Erfolge bei Langemarck qm 10. November, wo die jungen Freiwilligen mit dem Gesänge: „Deutschland, Deutschland über alles" gegen den Feind anstürmten und ihm furchtbare Verluste beibrachten, der deutsche Ipernsieg die bedeutendste Waffentat war, die sich in jener Gegend abspielle. Sie fügen hinzu, dadurch daß die Engländer von der Seeseite fernblieben, sei das Unternehmen gefördert worden, und betonen, daß' die Be hauptung Iperns durch Engländer und Franzosen wesent lich von der Raschheit des Ersatzes der Len Engländern ab- genommenen schweren Geschütze abhänge. Der aewattige deutsche Ansturm gegen gperu in neun Kilometer Breite zerfiel in zwei gesonderte Teile. Der eine Angriff wurde östlich von Langemark in südlicher Rich tung gegen Ipern geführt. Die Höhen von Pilkem, die wir dabei nahmen, bilden eine vorgeschobene, bedeutsame Stellung des Feindes vor dessen wichtigstem Stützpunkte in diesem Gebiet, vor Ipern, das wie ein Fort ausgebaut und befestigt ist, und dessen Verteidigung mit allen Mitteln nach Art des Festungskrieges geführt wird. Durch das er folgreiche Vorgehen unserer Infanterie und die Erstürmung der Pilkemer Höhen können wir auch unsere schwere Artillerie näher an Ipern heranbringen und den befestigten Ort wirksamer bombardieren. Der zweite nach Westen gerichtete Angriff brachte uns die Überschreitung des Ipernkanals und beseitigte damit das schwerste Hindernis, das unserm weiteren Vorgehen bisher entgegenstand. Diese Erfolge wurden von uns errungen, obwohl der Feind die un saubersten Kampfmittel anwandte und die Engländer es nicht einmal verschmähten, in erschlichenen deutschen Uni formen zu operieren. Woran es llegk. Die Angriffe der zu Hause geblie benen Engländer gegen die Leiter der englischen Politik werden immer deutlicher und der Premierminister Asquith muß sich allerlei sagen lassen, was man gerade nicht als Hüflichkeitsbezeugungen bezeichnen kann. Und man weiß jetzt gerade aus dem beharrlichen Schweigen dieser Herren beredte Schlüsse auf den wirklichen Stand der Dinge zu ziehen. Londoner Blätter werfen dem „Ersten Mann Eng lands* Feigheit vor und beschuldigen ihn, in seiner Rede j in Newcastle kein einziges Wort über die Kriegslage gesagt - zu haben; er machte nicht den leisesten Versuch, dis Nation s auf die ungeheuer große Aufgabe hinzuweisen, der sie sich ! gegenübersieht, sagte nicht, daß die Deutschen noch aus den Stellungen ljerauszuwersen sind, die sie hartnäckig seit über sechs Monaten halten, und daß dieses Unternehmen kaum begonnen hat. Asquith sagte, daß die Armee gut ausgerüstet war, nur mit der Ausnahme, daß sie zu viel Marmelade und zu wenig Geschosse hatte. Die Not wendigkeit, für ausreichende Munition zu sorgen, entstand schon mit der Vergrößerung der Armee, nämlich vor acht f Monaten. — Man wird zugeben müssen, daß acht Monate Munitionsmangel eine ganz hübsche Zeit ist. Trotzdem ist festzustellen, daß in der ersten Zeit des Krieges ein solcher Mangel nicht im geringsten vorhanden war, sondern daß er ; j jetzt erst entstanden ist, weil die Herrschaften in der ersten f ! Zett mit dem teuren Material äußerst leichtsinnig gewlrl- i ! schaffe» haben. Der Grund für den beharrlichen Stillstand - Ler Operationen ist also wohl anderswo zu suchen. Ob f ! vielleicht gar — die Tüchtigkeit der deutschen Soldaten die i j Ursache sein kann? Vielleicht kommt man in England noch s darauf. Im Osten z sind die Russen nach dem gescheiterten Karpathen-Vorstoß ! auf ihrem Südflügel vollständig in die Defensive gedrängt. Ihr Zusammenbruch erscheint auch auf den übrigen Teilen i i des Kriegsschauplatzes, wo die Lage von unserem Großen Hauptquartier noch immer als unverändert bezeichnet wird, > besiegest, wenn man bedenkt, daß die Ruffen zu ihrem ent- - scheidenden, aber Uäglich zusammengebrochenen Versuche : des KacpathendurchstoßeS alle nur irgend verfügbaren j Truppen aus Nordpolen herangezogen hatten. Petersburger j Blätter behaupten, die Karpathen-Entscheidung stehe noch ! bevor, räumen aber selber die Niederlage ein, wenn sie f hinzufügen, sie werde weiter nördlich fallen. Rußlands Aaleiheoerlangen. Trotz deS Staats« f bankerottS, den Rußland, wenn nicht der Form nach, so i doch tatsächlich mit der Einstellung feines Zinsendienstes für I die 17 Milliarden seiner ausländischen Staatsanleihen er klärte, und trotz der außerordentlichen Tätigkeit der Bank- j notenpresse ist der russische Geldbedarf so groß, daß auf j bringenden Wunsch der Petersburger Regierung eine neue - Zusammenkunft der Finanzminister Rußlands, Frankreichs > und Englands, diesmal in London, stattfinden wird, um t eine neue äußere Anleihe für Rußland im Betrage von mindestens einer Milliarde zu beschließen. Man hofft in s i Petersburg bei einem günstigen Ausgang der Karpathen- j schlacht auf die Gewährung der Anleihe. Die Karpathen- - schlacht ist für die Russen jedoch bereits ungünstig ausgelaufen, j Die Russen sehen ein. Die blutigen Köpfe, die sich ! ! die Ruffen vor dem Bosporus geholt haben, lassen in ihnen ! die Erkenntnis dämmern, daß die Verteidiaunq des Bos porus nicht schlechter organisiert ist, als üie der Dardanellen. Die erste Beschießung ist fast wirkungslos geblieben. Die Türken haben jetzt neue, noch stärkere Befestigungen ange legt und die Forts durch Eisenbahnschienen verbunden, da mit man Geschütze und Minenwecfer nach Notwendigkeit verwenden könne. Die Türken haben sogar auf beiden Äsern des Bosporus Drahtverhaue errichtet. Eine Forcierung des An^iffs auf den Bosporus ist nach der Meinung russischer Blätter unmöglich. Anter Verantwortung der Regierung. Premier minister Asquith hatte sich vor dem englischen Unterhaus über die Dardanellen-Unternehmungen zu verantworten. Lord Beresford fragte ihn, wer die Verantwortung für die Operationen bei den Dardanellen trage, ob es beabsichtigt sei, einen gleichzeitigen Angriff von der See und vom Land aus vorzunehmen, ob der schließliche Sieg dadurch verzögert werde, daß Seeangriffe unternommen seien, ohne daß vorher Truppen gelandet wären. Asquith erwiderte, ein neuer gemeinsamer Angriff von Heer und Flotte unter Verantwortung der Regierung würde vorgekiom- men. — Schlauerweise unterließ er es aber, irgend einen Zeitpunkt anzugeben, so daß man diese Vertröstung mit dem üblichen Vorbehalt aufnehwen muß. Vom See-Krieg. Neue U-Boot-Erfolge. Die englischen Fischdampfer scheinen die besondere Aufmerksamkeit der deutschen U-Boote zu genießen. Nach englischen Meldungen ist der Frich- dawpser „Saint Lawrence" von einem deutschen Unter seeboot in den Grund geschossen worden. Von der Be satzung sind sieben Mann in Grimsby einqetroffen, zwei Mann ertrunken. Dafür haben die Engländer an neutralen Schiffen sich gerächt, indem sie den schwedischen Dampfer „Reaina", der von Amerika nach Esbjerg unterwegs war, von"englischen Kreuzern aufbringen und nach Kirkwall schleppen ließen. — Der finnische Dampfer »Frack", von Stockholm nach Abo unterwegs, ist in den finnischen Ge« wässern von einem deutschen Unterseeboot in den Grund gebohrt. Der gesamte Dampferverkehr zwischen Schweden und Finnland ist darauf eingestellt worden. Englanv-Hollanv. Die Seeverbindung war einmal. Die Engländer haben „aus verschiedenen Gründen" eine vorübergehende Stillegung der holländischen Schiffahrt nach London angeordnet, und damit den Nußknackern etwas zu raten aufgegeben. Jetzt stellt es sich heraus, daß die Sach lage immer rätselhafter wird, denn die Maßregel der eng lischen Regierung geht noch viel weiter. Seit geraumer Zeit ist kein einziges Boot von England nach Holland ge kommen, und die Fahrten von Rotterdam nach den eng lischen Häfen sind vollständig eingestellt. Die Ursachen dieses schwerwiegenden Schrittes liegen völlig im unklaren. Dürfen wir neutrale Schiffe mit Lebensmitteln sür England versenken? Wir wissen zur Genüge, daß Eng land sich nur mit Mühe hält. Wäre heute England so von der Zufuhr abgeschnitten wie wir, dann hätte es schon längst die Waffen strecken müssen. Über den ungeheuren Eigenreichtum, der die Folge einer unermüdlichen Produk tivität ist, verfügt England nicht. Es ist deshalb kein Wunder, wenn wir in der Zufuhr von Lebensmitteln sür das britische Jnselreich einen der Gründe sehen, der Eng land die Wetterführung des Kampfes ermöglicht. Ohne allen Zweifel unterliegen folche Schiffssendungen, noch dazu nach englischen Häfen, die als Stützpunkte der englischen Flotte dienen, bestimmt, der Behandlung als absolute Konter bande. Deshalb war z. B. auch der Kommandant eines unserer U-Boote berechtigt, den nach Belfast und Dublin bestimmt gewesenen holländischen Dampfer „Mana" zu versenken, ebenso wie es seinerzeit dem Hilfskreuzer „Prinz Eitel Friedrich" nicht verwehrt werden konnte, den ameri kanischen Dampfer „William P. Frye" zu versenken, der mit Weizen nach Queenstown und anderen englischen Marine häfen bestimmt war. Die Eigentümer d 8 holländischen Dampfers „Maria" klagten in Homburg ^-2-" bas deut sche Reich aus Schadenersatz, aber das Prisengericht wies aus allen den oben angeführten Gesichtspunkten die Klage ab. Auch daß die Kläger dann eine Bescheinigung herbei brachten, daß die Lagung des versenkten Schiffes sür eins englische Mühle bestimmt war, die das Mehl an Private liefern wollte, konnte sie vor der Abweisung nicht schützen. Wer die unbeeinflußte Rechtsprechung deutscher Richter kennt, weiß, daß sie hier ein prinzipielles Urteil nach Treu und Glauben gefällt baden, das nickt etwa, wie ja nabe liegen Oer Msusek Senkt. Roman von A. Silberstein. Nachdruck verboten. 18 Vor dem Fenster sahen die im Bürgermeisterzimmer anwesenden erstaunten Männer sie noch gerötet vor in nerer Aufregung vorbeihuschen. ! 10. Kapitel. Dem Simmerl war es bei diesem Auftritt immer un heimlicher geworden, er stand wirklich da wie ein soeben abgestrafter Schulknabe. War er nahe daran gewesen, von der Kindesliebe und von der heiligen Begeisterung, mit welcher sie ihr vermeintliches Recht verteidigte, überwältigt zu werden, so brauchte es seine ganze gewohnte behäbig-trockene Miene, um nicht klein zuzugeben und ein Büßerlicht auf sich zurückzuwerfen. Aber es fuchste und ergrimmte ihn die Art und Weise, wie er nun vor den Leuten dastehen mußte! Er war der Blamierte, darüber war kein Zweifel, daran ließ sich nichts beschönigen. Er hatte ein Recht verloren, das ihm von Natur aus zustand, was er sich aber selbst verscherzt hatte — und noch dazu ein Weib war es, welches ihm das Recht abstritt, fürderhin Vor mund zu sein. Ein armes, unbedeutendes ^Weib hatte über ihn, den Haus- und Grundbesitzer den Sieg davon getragen. Sie konnte hingehen und aller Welt seine Niederlage verkünden — eine Schmach für ihn — o, das war eine rechte Weibergeschichte. Er konnte gar nichts von den Worten die gefallen waren ableugnen. Er mußte Rede und Antwort stehen, wenn man ihn in Kürze fragen würde: „Na, Simmerl, wie ist es denn mit den Kin dern?" ' Er hatte sich ja geblGeh er werde die Kinder an fick nehmen und sie nicht vet einer dummen Tagelöhnerin belassen. Wie sie so flammenden Protest erhoben hatte und als sie Bürgermeister und Gemeinderäte auf ihre Seite ge stimmt, daun sortgceilt war. War er ein solches Unge heuer, daß sie mit haarsträubender Angst sich vor ihm scheute und wich. Und wie sie ihn zuletzt angesehen, wie sie die Kinder förmlich aus der Stube und aus seiner Nähe hinausge- trieben hatte, wie die Schafe aus dem Anger vor einem bösen Wolf, der in ihre Heerde einbrechen will. Wenn jetzt noch das bittend dakniende Mädchen vor seinem Geiste auftauchte und Rührung ihn überkommen wollte — so verhüllte dieses Bild auch sofort wieder der ! Vorhang des Zornes. Die Schande, welche sie ihm an- i getan hatte, war zu groß, das konnte er ihr nicht verge ben Zeit seines Lebens. Mit all seinem Gelbe, seiner gewichtigen Person, war er jetzt der Niemand, nicht einmal seine Vetternschast war respektiert worden. Vor dem gesammten Gemeinderate und dem Dorfe der Niemand — er, der reiche Simmerl, der Hahn in ! allen Körben und höher als auf allen Türmen. Wie sehr ihm der Bürgermeister, der alte Stigler und , die Anderen auch gut zuredeten und ihm die Gründe ! auseinandersetzten, welche sie bewogen hatten, so zu Han- dein, so wenig vermochten sie ihn zu überzeugen und sei nen Grimm darüber zu dämpfen, daß er nun dastehe wie ein Unmoralischer und sie wie eine bessere Person — daß ! man ihn für einen Mann halten mußte, dem man keine ' Verantwortung übertragen, kein Vertrauen entgegenbrin- gen konnte, der nicht einmal für so zuverlässig galt, um i ihn als Vormund für seines Bruders Kinder zu bestellen, j Ie mehr sie bedauernd sprachen, desto höher stieg seine Röte er wollte ihr Mitleid und Bedauern nicht — er i wollte seinen Willen haben — Neider und nicht Mittel- j der — denn alles Andere war sür ihn ja doch nur stil ler Hohn! Rotglühend im Gesicht verließ er das Bürgermeister- zimrner und draußen ballte er heimlich die Hände vor Zorn und Grimm. Ja, schön war das Weib, trotz ihres unschönen Auf tretens, so ging es ihm trotzdem durch den Kops. So hatte ihm noch keine imponiert — wie diese Susi. Er konnte jetzt innerlich fluchen und schimpfen und die Hände ballen, diese letzten Gedanken konnte er doch nicht ganz los werden. Wenn sie wenigstens nicht so schnell vor ihm geflohen wäre, wenn sie sich zu einer Aussprache mit ihm herbei gelassen hätte — so schien es, als existiere er gar nicht sür sie — bedeute eine einfache Null für sie und die Kin der seines Bruders. Es war zum Rasendwerden — wie es in seinem In nern wild durcheinander tobte und die widerstreitendsten Gesühle mit einander um die Oberherrschaft rangen. So taumelte, so schritt er fast willenlos vorwärts, an dem Wirtshause vorbei -- vorbei — vorbei sollte er ge hen? Nein — er mußte seinen Aerger hinunter spülen und das kochende Blut duech einen Trunk abkühlen — viel leicht half das. Herrisch, fast schreiend begehrte er seinen Krug und er stürzte das erste gefüllte Glas hinab, als gelte es, einen glühenden Stein in seinem Innern abzukühlen und höl lische Oualen zu lindern. Und er schlug mit dem Krug bei jedem Niederstellen auf, als wäre der Tisch der Feind, der ihn beleidigt und müßte ihm nun recht kräftig eins auf der Stelle mit dem Krug versetzen. Er hätte mögen über die ganze Gemeinde losschimpsen und losdonnern, welche einen solchen Bürgermeister und solche Gemeinderäte gewählt — er habe es immer gesagt, sie Kien LU zu - ..
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