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Rabenauer Anzeiger : 22.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191504226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150422
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-22
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
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Grenzdistriktcu, dauernd von denischcm Boden sernhausn zu können. Bei dem Wiederaufbau werden Teile des neuen, noch in der Beratung des Landstags befindlichen Woh- nungsgefetzes, soweit als möglich, bereits Berücksichtigung finden, nm eine gesunde Bauweise zu ermöglichen. Amerika schenkt uns Srankentransportzüge. Die Armee des deutschen Kronprinzen, Hindenburgs und die 18. Armee erhielten je einen Krankenzug, der aus Kraft wagen mit zwei starken Anhängern besteht und 51 Ver wundete fortbefördern kann. Sie sind von Freunden Deutschlands in Amerika gestiftet und stellen gewiß ein menschenfreundliches Werk dar. Aber den braven Feld grauen, die darin fahren werden, wird es seltsam Vor kommen, daß just die Granaten dieser edlen Menschenfreunde es waren, die sie verwundeten . Eine Schande. In der Reichshauptstadt fehlt es an kräftigen Leuten, die gegen außerordentlich hohen Wochen lohn . die Müllabfuhr von den Höfen besorgen. Statt der gewichtigen Zinkkästen wurden deshalb schon leichtere Kiepen eingeführt, in welche die sich immer mehr auf den Höfen häufenden Müllmengen eingeschüttet und in die auf den Straßen haltenden Wagen geladen werden. Da sich auch hierzu Vicht Männer in genügender Zahl sanden, so sind nun jüngere Frauen eingestellt worden, die imstande sind, die Arbeit zu bewältigen. Der Kopf ist mit einem großen Tuch umwunden, um das Haar gegen den Staub zu schützen, dazu haben sie grobe Schürzen, die den Körper vollständig bedecken. Man wird es begrüßen, daß aus diese Weise manche Frau ihr Auskommen in diesen KriexLzeiten findet. Aber die Frage drängt sich auf, ob denn unter den vielen rüstigen Männern, die man noch allenthalben aatrifft, ost gerade im kräftigsten Alter, wirklich niemand darunter ist, der diese „schwere Arbeit" ausführen kann. Wollen sie sich wirklich von unseren mutigen Frauen beschämen lassen? Und es gibt noch genug arbeitslose Männer, die Kriegs- unterstützuna in Ansvru^i nehmen! Unsere Kaffeeversorgung. Obwohl uns England mtl dem 11. d. Mts. auch die Zufuhr von Kaffee abgeschnitten hat, so liegt doch kein Grund zu irgendwelcher Beunruhigung vor. Unser gesamter Heeresbedars an Kaffee ist durch die behördliche Beschlagnahme der großen in Antwerpen aufge fundenen Vorräte auf länger als ein Jahr gedeckt. Der private Verbrauch wird mit den Vorräten, die der Handel noch beziehen kann, und zuzüglich der noch in Hamburg lagernden Reste des zurückgehalten gewesenen brasilianischen Kaffees drei bis vier Monate mindestens reichen können. Preissteigerungen im Kleinhandel werden allerdings bis dahin, da der Großhandel schon seit längerer Zett mit er höhten Preisen zu rechnen hat, nicht zu vermeiden sein. Kaffee ist jedoch kein Nahrungsmittel, schlimmsten Falles kann auf ihn verzichtet, auch kann er durch andere Genuß mittel ersetzt werden. Wenn Tee auch an sich teurer ist als Kaffee, so gleicht er doch durch größere Ausgiebigkeit den Preisunterschied fast aus. Bezüglich der Teeversorgung find aber laut „Voss. Ztg." nach dem jetzigen Stande der Dinge die Aussichten weit bester als beim Kaffee. Im englischen Ankerhause, das seine Sitzungen nach der Osterpavse soeben wieder ausgenommen hat, stehen interessante Beratungen bevor. Es sollen wichtige Be schlüste über die Einschränkung des Alkoholverbrauchs sowie über die Munitionsbeschaffung gefaßt werden. Ein Alkohol oerbot erscheint undurchführbar. Wie man dem über triebenen Genuß von Branntwein und Bier entgegentreten wird, ist noch ungewiß, obgleich die Regierung bereits einen Gesetzentwurf ausgearbeitet hat. Man ist anscheinend ge willt, mit großer EnergiL einzuschreiten, heißt es doch sogar, daß sämtliche Bierbrauereien und Schnapsbrennereten vom Staate angekauft werden sollten. Das wäre eine Finanz, operation, zu der sich die Regierung bei den leeren Staats- kaffen und der voraussichtlichen Unrentabilität des Unter nehmens indessen kaum verstehen wird, über die Frage der Munitionsbeschaffung werden die regierungsgegnertschen Konservativen alsbald einen Antrag einbringen, in dem die dringende Notwendigkeit verkündet werden soll, daß die Hilfsmittel sämtlicher Fabriken, die in der Lage sind, Ge schosse herzustellen, hierfür unter einer einheitlichen Ver waltung herangezogen werden, die mit den Firmen selbst in Kühlung bliebe. Die Londoner Blätter machen ihrer Re gierung in dieser Frage die heftigsten Vorwürfe und sagen, daß die Regierung die Produktion des Kriegsmaterials durchaus verhunzt habe. Es besteht auch heute nicht die Sicherheit, daß jetzt die Sache geregelt ist, oder daß die s«.«! IM,»«» >»>,»»«»»»»«» !! » «m Vermischtes. van der Opfcrfreudigkeii unserer Truppen im Felde gibt ein ans der Front zurückgekehrlec Offizier durch folgende Mitteilung einen neuen Beweis: In den Vogesen wurden in der Karwoche von zwei Feldgeistlichen in ihrem Wirkungsbereich, der fast ausschließlich von bayerischen Truppen besetzt ist, für besonders bedürftige Witwen von gefallenen Kameraden insgesamt 2500 Mart gesammelt. Und angesichts dieser beschämenden Opferwilligkeit unserer Helden sollte es noch Deutsche geben, die am Gräschen kleben, statt ein Quäntchen ihrer Dankbarkeit abzutragen, und sei es auch noch so winzig? Die sozialdemokratische Maifeier unterbleibt. An- Umyts der besonderen Verhältnisse sieht die sozialdemokra- tische Partei Deutschlands einer Veröffentlichung des Partei vorstandes zufolge in diesem Jahre von der Arbeitsruhe chfWell ab; in Wirklichkeit findet die Arbeits- rÄ? ^it Jahren an dem Weltfeiertage nicht mehr daher am 1. Mai die Parteizeitungen er- "re- die Arbeit wird ihren ungestörten Fortgang nehmen, l^ne besondere Maizeitung erscheint nicht. Es ist daher auch von der Erhebung der üblichen besonderen Mai- beürage Anstand genommen. Nur abends werden, soweit ^ken^wer^er?^"^ stehen, Vereinsversammlungen abge- Me^ehr England seine Bundesgenossen ausnütz». erfahren die belgischen Flüchtlinge. Man hatte in England die Belgier vor allem aus Holland mit der Versprechung angelockt, daß man ihnen lohnende Arbeit verschaffen wolle. Kaum aber waren sie in England, als man ihnen jede Unterstützung verweigerte, wenn sie sich nicht an die Front begäben. Die frühere Angabe, daß sich unter dem ange wendeten Zwange mehr als zwer Drittel der flüchtigen Belgier -freiwillig" zu den Fahnen gemeldet hätten, wird durch die neuerliche Mittel ung widerlegt, wonach die Rekrutenanwerblwoen auch iimo^r Zeit zu einem vollkommenen Mißerfolg gesuhlt hÄien. Du Londoner Blätter erklären angesichts dieser Mißerfolge, daß Englands Aussichten für die Zukunft recht traurig nötigen Schritte unternommen worden sind, Um den un glaublichen Mißerfolg wieder gutzumachen, der durch den Mangel an Fernblick und eines intelligenten Anfassens der Angelegenheit entstanden ist. Ein praktisches Gewehr haben die von Kanada nach dem Kriegsschauplatz entsandien Truppen. Während alle anderen Truppen Magazin-Schnellfeuerwaffen benutzen, die durchschnittlich 5 bis 8 Schuß enthalten, besitzen diese Truppen ein automatisches Gewehr, das ein äußerst rasches Feuern gestattet, ohne daß es von der Schulter entfernt zu werden braucht, indem einfach der Finger auf den Abzug gedrückt wird. Der Rückschlag der Waffe verursacht auto matisch die Wiederladung, und so kann der Schütze in rascher Folge 15 Patronen verschiessen, die das Magazin gleichzeitig enthält. Bei den anderen Gewehrsystemen ist der Soldat ermüdet, wenn er 150 Patronen abgeseuert hat ; die Schulter ist wie zerschlagen, die Hand so müde, daß die Finger nur noch ungeschickt ihren Dienst verrichten. Da bei der automatischen Flinte der Kanadier die Rückjchlagwirkung nur schwach ist, so empfindet der Schütze auch keine Er müdung; auch die Hände werden weniger angestrengt. Er kann also immer weiter feuern, auch nach 300 und 500 Schüssen, wodurch seine Kampfkraft erhöht. Allerdings wird dadurch der Munitionsverschwendung Tor und Tür geöffnet. Eine hartnäckige SlabkverwaNnng. überall hat der Kampf gegen die Fremdwörter begonnen, oft mit zu scharfen Besen soll ausgekehrt werden. Daß die Polizei auf Besei tigung der fremdländischen Schilder dringt, ist gewiß lobens wert und findet allseitig Unterstützung. In der Reichshaupt stadt sollte sogar der Name „Untergrundbahn" getilgt wer den, weil der Begriff von England übernommen fei. Während sich also auf einer Seite ein radikales Eingreifen zeigt, halten andererseits manche Behörden mit einer un verständlichen Hartnäckigkeit an den fremdländischen Be zeichnungen fest. In Ingolstadt z. B. tragen alle Straßen bahnwagen immer noch die Bezeichnung: „Ingolsiädler Tramway". Alles Sturmlausen gegen diese haarsträubende Bezeichnung bleibt unberücksichtigt Wie iebr an dieser Be zeichnung festgehalken wrd, zeigt der Umstand, daß an einigen dieser Wagen vor kurzem der Anstrich erneuert und dabei wieder die Bezeichnung „Tramway" gebraucht wurde! Oie verlorene deutsche Fahne. In den schweren Tagen der ostpreußischen Kämpfe lag eine unserer Truppen abteilungen in dem russischen Grenzort Bakarlacew westlich Suwalki als Fahnen- und Blückenwache. Vor dem Orte lagen unsere Schützengrabenlinien im schärfsten Gefecht mit den Russen. Eines Tages aber schlugen die feindlichen Granaten mitten im Dorf ein, denn die Einwohner hatten mit Lichistgnalen unsere Stellungen dem Feinde verraten. Hageldicht schlugen die Granaten ein, die es anscheinend aus die Mühle abgesehen hatten. Hier hatten nämlich die Feld grauen die Bataillonsfahne untergebracht. Krachend flogen Balkenstücke und Dachschindeln durch die Luft. Die Mühle war einige Augenblicke in Rauch und'Qualm gehüllt. Da schlugen auch schon die Hellen Flammen aus dem bewohn baren Teil der Mühle. In wilder Flucht kamen auch schon die ersten Kameraden ohne Helm und Mütze aus der bren nenden Mühle herausgestürzt mit von Rauch und Staub geschwärzten und verbrannten Gesichtern. Die zunächst stehenden Kameraden stürzten nun in das Haus, um die gefährdeten Kameraden und Vie Fahne zu reiten. Zwischen einaestürzten Balken und Mauerteilen eingeklemmt wurde der Kompagnieführer gefunden und in schwerver letztem Zustande ins Freie getragen. Mit verstörten Ge sichtern und versengten Haaren kamen die Rettungsmann schaften heraus, aber ohne Fahne. Der Raum, in dem die Fahne in einer Ecke unter abgestürzten Mehlsäcken ver graben stand, war in Flammen gehüllt. Das heilige Sturmzeichen verbrannte. Unsere Truppen verließen nun das brennende Dorf und bezogen eine neue Stellung. Am nächsten Tage kehrten ein paar Soldaten in bas immer noch brennende Dorf zurück und suchten aus der glimmenden Asche der Mühle Vie letzten Beste Vee Fahne, Lie Fahnen- beschläge sowie einige ausgeglühte Läufe von verbrannten Gewehren hervor. Praktische Vorschläge unserer Feldgrauen. Der Scharfsinn und Erfindergeist unserer wackeren Truppen ist wirklich staunenswert, davon wissen Feldpostbriefe und Kriegs teilnehmer zu erzählen. Und ebenso praktisch und einfach ist ein Vorschlag, der aus Lodz in unsere Heimat dringt und dem der beste Erfolg wünschen ist. Unsere braven Feld- ! grauett wünschen, daß ähnlich, wie man in Friedenszeilen ! für bestimmte Zwecke Blumenlage veranstaltete, ein „Nicht- l rauchertgg" zugunsten unserer im Felde stehenden Truppen veranstaltet werden soll. Der Vorschlag geht dahin, daß alle Raucher einen allgemeine» Nichtraucheriag ein richten, und dafür den 6. Mai, den Geburtstag des Deut schen Kronprinzen, festlegen. Jeder, ob reich, ob arm, soll gewissenhaft seinen Tagesverbrauch an Zigarren, Zigaretten oder Tabak berechnen und das Geld dafür sm den 8. Mai bereitlegen. Dergestalt denkt man einige Millionen, so viel ergibt die Berechnung von einem Durchschnittsbeitrax von nur 20 Pfennigen auf den Kopf, zu sammeln. Die Tabakindustrie soll keine Einbuße erleiden, da für das Geld in erster Linie wieder Rauchwaren für Vie Truppen ein- gekaufl werden sollen, und zwar dergestalt, daß jede Stadt ihre eigenen Zigarrengeschäfte berücksichtigt. Ob die in der Heimat zurückgebliebenen Raucher unseren Vaterlandsver- ieidigern das „Opfer" bringen werden, mal für einen Tax auf die „Giftnudeln" zu verzichten? Oer Exlrakalbsbralen der Münchener Hofbräu hauskellnerinneq. Ein 18 jähriger Handelsfchiffmatrose aus Mühlhausen hatte sich bei Kriegsausbruch als Frei williger zur Marine gemeldet, wurde aber, weil der Bedarf schon gedeckt war, abgewiefen. Gleichwohl spielte er in Leipzig und in Hamburg den Mafchinenmaat S. M. S. „Goeben". Die Uniform hatte er durch Aufnähen der Grad abzeichen abgeändert. In Hamburg trieb er sich in dieser Uniform mehrere Wochen herum, kaufte sich ein Eisernes kreuz und trug es neben einer anderen gleichfalls ge kauften Ordensauszeichnung. Er fertigte sich einen falschen Urlaubsschein an, zeigte ihn am Bahnhofjchalter in Ham- burg vor und erschlich sich freie Eifenbahnfahrt nach München. Hier wurde er von einem Herrn ins Hofbräuhaus einge laden, bewirtet und beschenkt. Seine Erzählungen von dem Durchbruch der „Goeben" bei Messina begeisterlen di« HosbrSuhauskellnerinnen derartig, baß sie eine Samm lung veranstalteten und dem ordensgeschmückten Maschtnen- > maat mit einer extra großen Portion Kalbsbraten übergaben. Einige Tage lebte dieser auf Kosten eines Münchners, dann ging er zum türkischen Generalkonsul und bat und erhielt eine Geldgabe von 29 Mark und Liebes gaben. Bald darauf wurde der Schwindler verhaftet. Nun hat ihn die Münchner Strafkammer zu 8 Monaten Ge fängnis verurteilt, die Hofbräuhauskellnerinnsn aber trauern um den ExtrakalbSbraten . Aus der Kriegszeit. Tag und Nacht. Im großen Weltkriege hat die Tageszeit ebenso wenig eine Rolle gespielt, wie die Nacht- zeit, und in den letzten Wochen sind, wie wir aus den Ver- öffentlichungen der Obersten Heeresleitung ersehen haben nächtliche Angriffe deS Feindes und die nächtlichen Nah- kämpfe an Häufigkeit gestiegen. Während wir daheim in den warmen Betten lagen, haben draußen Scheinwerfer und Raketen gearbeitet, Geschützfeuer, Handgranaten und Gewehre sind auf den Gegner gerichtet, und das Bajonett >at seine Sprache, die schließlich die überzeugendste ist, prechen müssen. Manchem, der einen lieben Angehörigen n der Front wußte, hat vielleicht ein angstvoller Traum sie Nachtruhe beeinträchtigt, aber was will der besagen gegen alle die Anfechtungen, welche die wackeren Männer draußen anstandslos ertragen haben! „Die Nacht ist keines Menschen Freund!" So sagt der Dichter! Wenn sie nicht der unsrige gewesen ist, der deS Feindes war sie ganz gewiß nicht. Seine Hoffnung, unS zu überraschen, ist nicht nur immer fehlgeschlagen, das nächtliche Dunkel hat ihn auch nicht vor den zugedachten Prügeln gesichert. Mag es mitunter ein wildbewegtes Bild gewesen sein, bas die Schützengräben und das Gelände zwischen ihnen geboten haben, unsere Feldgrauen haben sich auch damit abgefunden und ihren Mann gestanden. Die Russen gingen schon lange mit Vorliebe in nächtlicher Stunde zum Angriff über, und ihrem Beispiel sind die Franzosen gefolgt. Sie haben sich bet diesen Visiten in dunkler Nacht rechtschaffen blutige Köpfe geholt, das ist der Gewinn gewesen und er wird es auch bleiben. Der Ring, welcher sie einschließt, ist weit, aber undurchbrechlich. Und über die Schauer der Nacht siegt der kühle deutsche Mut, der Tod und Teufel nicht fürchtet. Englands Misstrauen gegen Japan hat eine neuer liche Steigerung dadurch erfahren, daß Japan von China die ausschließliche Übertragung von Handels- und Eisen bahnkonzesstonen auch in den englischen Interessengebieten am Jangtsekiang fordert. Die Wendung, die die Verhand lungen jetzt genommen haben, so sagen die Blätter, kann nicht stark genug verurteilt werden. . Japan habe vergessen, daß der Feldzug gegen Deutschland in Tsingtau von den Verbündeten gemeinsam geführt wurde, und daß daher beide Parteien verpflichtet seien, ihre Interessen gegenseitig M achten. England entsandte einen Bevollmächtigten, der an den Pekinger Verhandlungen teilnehmen und verhindern soll, daß die Verbündeten die Fühlung miteinander ver lieren, und un? gefährliche Rivalitäten unter den Verbün deten zu beseitigen. Das klingt doch ganz so, als sei man in London bereits dahinter gekommen, daß Japan der schlauere ist und den englischen Verbündeten gehörig und rücksichtslos über den Lössel barbiert. Nach weiteren Mel dungen erhob Japan im Verlaufe der Verhandlungen eine neue Forderung nach Zulassung japanischer Flottenstütz punkte in chinesischen Häfen des Gelben Meeres. Türkisch-italienische Annäherung. Die Spekulation auf ein ernstes Zerwürfnis zwischen der Türkei und Italien infolge der Erklärung des heiligen Krieges bildete das wichtigste Moment der Hoffnung der Dreiverbandsstaaten, Italien zu sich herüberzuziehen. Der Islam hält Disziplin unter seinen Anhängern, die mohamedanischen Bewohner Tripolitaniens, einschließlich der kriegerischen Senussi, haben nichts unternommen, was Italien hätte reizen können. Aber es ist nicht nur weiterer Konfliktsstoff ausgeblieben, sondern es hat darüber hinaus eine positive Annäherung zwischen den beiden Staaten stattgefunden. Zwei einfluß reiche Jungtürkenführer waren in Rom und haben dort mit den leitenden Männern der Negierung Verhandlungen über eine türkisch-italienische Annäherung gepflogen. Sie er klärten sich von dem Ergebnis der Verhandlungen sehr be- friedigt. Zwischen Österreich und Italien ist eine Ent spannung eingetreien und eine Verständigung in der Adria- srage dein Abschluß nahe, so schreiben schweizerische Blätter ia der Besprechung eines Diners auf der italienischen, Ge sandtschaft in Bern, dem me Mitglieder der österretchlscyen Gesandtschaft beiwohnten. Entgegen den slawischen An sprüchen auf die Länder an der Adriatischen Küste betont das Organ der italienischen Regierung, die Ziele Italiens würden böswillig entstellt. Italien verlangt lediglich eine Verbesserung seiner Stellung an der Adria. Dieses Programm bestimmt feine diplomatischen und militärischen Maßnahmen. Gut genährte Hunde zu kaufen gesucht! Die Pa riser Zeitungen sind plötzlich übergeschnappt. Sie berichten allen Ernstes, daß deutsche Händler die skandinavischen Länder bereisen, um gukgenährte Hunde zusammen zu kaufen, Lie dann in Deutschland geschlachtet und verwurstel würden. Die Knochen hingegen würden zu Düngstoff ver arbeitet. Das ist schon Blödsinn genug, es kommt aber noch schöner, über die Abschlachtungsmethode melden dann die famosen Blätter weiter: In der belgischen Stadt Hasselt und der ganzen Provinz Limburg haben die Deutschen alle Hunde, die sie nur finden konnten, aufgekauft. Diese armen Tierchen werden dann auf den Schießplatz geführt, welcher sich nördlich von Hasselt befindet, und wo die Deutschen tiefe Gräben angelegt haben. Alle Zivilpersonen mußten sich vom Schießplatz entfernen; hierauf wurden die Hunde in Gruppen in den Gräben aufgestelll. Die Deutschen schleuderten dann Granaten, die mit Betäubungsstoffen ge füllt waren, in diese Gräben, und zwar auf große Entfer nung, mit Hilse von Spezialwaffen. Die Wirkung war eine fürchterliche. In gewissen Gräben lagen Massen von Hunden wie vom Blitz getroffen, in anderen fand man sie nur betäubt. Also: die Deutschen haben extra „Spezial waffen" erfunden, um diese feindlichen Hunde „hinzurichten". Auch die Genauigkeit der Ortsangabe — „der Schießplatz befindet sich nördlich von Hasselt"! — spricht Bände. Na türlich wird dann auch die Nachricht stimmen, die ein anderes französisches Blatt bringt, wonach es in Deutsch land bald keine Hunde mehr gibt; alle ohne Ausnahme müßen abgeschlachtet werden. Stumpfsinn, Stumpfsinn, Lu mein Vergnügen . . . ! >
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