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Rabenauer Anzeiger : 13.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191504139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150413
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-13
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
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Der Weltkrieg. Unsere Lage im Westen ist andauernd gut und sichert uns für die von allen Seiten für die nächste Zeit in Aussicht gestellte große Offensive den entscheidenden Erfolg. Auch nach den Osterlagen ist uns daS Glück treu geblieben, wir haben Fortschritte gemacht und feindliche Angriffe abgewiefen. Besonders heftig waren die Kämpfe in der Umgebung von Verdun, wo die Franzosen in immer erneuten Vorstößen den Unseren die gewonnenen Stellungen wieder zu ent reißen suchten, ohne auch nur an einem einzigen Punkte ihr Ziel zu erreichen. Die französischen Angriffe am Ostrande der Argonnen wurden unter schweren Verlusten für den Feind ebenso vereitelt wie die südlich der Festung Verdun. Auch im Argonnerwalde strengten sich die Franzosen ver gebens an. Alle ihre Angriffe brachen in dem Feuee un serer Artillerie zusammen, während wir selbst vorwärts kamen und durch Minensprengungen wesentlichen Gelände gewinn machen konnten. Der Bericht des Großen Hauptquartiers hebt ausdrück lich hervor, daß die feindlichen Angriffe nordöstlich und östlich von Verdun überhaupt nicht zur Entwicklung kamen und südöstlich der Festung von den Unseren abgewiesen wurden, «gleich sie unter Einsatz starker Kräfte und zahl reicher Artillerie unternommen worden waren. Trotz der sehr schweren Verluste aber, die der Gegner bet voller Erfolglosigkeit seiner Unternehmungen hier erlitt, muß nach der Ankündigung unseres Großen Hauptquartiers doch damit gerechnet werden, daß der Feind seiner Angriffe in der Gegend von Verdun fortsetzen wird, da er sich von der Aussichtslosigkeit seiner Anariffsversuche in der Chamvagne nach den zahlreichen Mißerfolgen und schweren Verlusten selber hat überzeugen müssen. In Westflandern hatten wir uns bisher auf die Defen sive beschränkt und unsere Stellungen östlich der Iser gegen gegen feindliche Angriffe verteidigt. Neuerdings entfalten unsere Feldgrauen südlich Dixmuiden eine lebhaftere Angriffs- tätigkeit, die von positiven Erfolgen begleitet ist. Belgischen Truppen nahmen wir das westlich der Iser gelegene Drie Grachten ab und behaupteten es gegenüber allen feindlichen Gegenangriffen dank unserer überlegenen Artillerie. Eine lebhafte Tätigkeit enlsaltel unsere Luftflotte. Der Ort Armentieres, nordwestlich Lille, wurde von einer TaubeHmiMeben Bomben belegt, wobei drei englische Sol daten und einige Zivilpersonen verwundet wurden. Ein Zeppelin ^kreuzte über Dünkirchen. Auf die Vogesenstadt Si. Die warf ein deutsches Flugzeug vier Bomben herab. Ein feindlicher Flieger warf drei Bomben auf die unbefestigte deutsche Stadt Müllheim in Baden und tötete drei Zivil personen. Im Osten setzen die Ruffen mit auffallendem Eifer ihre nutzlosen Angriffsversuche nördlich von Suwalki bet Kalwarija und Mariampol fort, also in denjenigen Gebieten, in denen sie die empfindlichsten Niederlagen erlitten. Sie können damit nur den Zweck verfolgen, deutsche Truppen an diese Stelle zu fesseln und die deutsche Heeresleitung zu verhindern, sie anderweitig zu verwenden, zumal nicht anzunehmen ist, datz hier stärkere russische Streitkräfte zusammengezogen sind. Der Schwelpunkt der Kämpfe des östlichen Kriegsschauplatzes liegt aber nicht am Nord-, sondern noch immer am Süd- flügel der Tausend-Kilometer-Front. In den Karpathen wüten die furchtbaren Kämpfe um Ungarn weiter. Der Erfolg dort ist bisher den Verbündeten treu geblieben. Denn wenn es den Ruffen, die hier alle verfügbaren Kräfte eingesetzt haben, auch gelungen ist, vereinzelte Vorstellungen unserer Freunde zu nehmen, so haben die Gegenangriffe der Verbündeten doch stets Erfolg gehabt. Dir öster reichischen Truppen gewannen wichtige Höhenstellungen seitwärts der Paßstraßen und behaupteten die Hauptkampf stellungen erfolgreich. Da die Ruffen nach der Heranziehung der gesamten Belagerungsarmee von Przemysl weitere Ver stärkungen nicht mehr heranztehen können, so dürfen wir dem Ausgange der furchtbaren Karpathenkämpfe, in denen die Feinde ungeheure Verluste an Toten, Verwundeten und Gefangenen erleiden, mit ruhiger Zuversicht entgegensetzen. Das von den Verbündeten besetzte russische Gebiet umfaßt amtlicher Aufstellung zufolge 53010 Quadratkilo meter mit rund 5.5 Millionen. Einwohnern. Es sind die Ge- osr llksascd üsakt. Roman von A. Silberstein. Nachdruck verboten. 10 Während der Mann so dahinschritt, war Susi von der Feldarbeit heimgekehrt, war nochmals an einen Wald ram gegangen, tief hinab in die Wiese des Wildbaches, der nur bei Regen herabschoß und sichelte auf diesem Grund und Boden für arme Leute Gras und junges Ge zweig für die Ziege, ihren ganzen vierbeinigen Hausstand. Auf dem Herde stand indeß der Topf voll Wasser und Kartoffeln und bis sie heimkehrte, sollte das ein Mahl für sie und die Kinder werden, wie es sicher keinem Hof besitzer in der ganzen Umgebung besser munden und ge deihen konnte! Während sie ging, schritten an ihr freilich schon die Anderen mit dm Grasbürden vorbei, aber diese hatten auch nicht erst ein Tagewerk in fremden Diensten zu ver richten, wie die arme Tagelöhnerin, die Susi. Nichtsdestoweniger schritt sie wohlgemut und mancher grüßte sie recht freundlich, freundlicher vielleicht als die meisten Anderen. Und Susis Anspom war einzig und allein der Gedanke an die Kinder. Wenn sie an die Kinder daheim, an die sich entgegen streckenden Aermchen und leuchtenden Augen dachte, da wurde ihr die schwerste Arbeit leicht und fühlte sie kaum die Bürde, die auf ihren Schultern ruhte und hätte sie kaum mit einem anderen Menschen tauschen mögen. Ach, wenn doch ihre so früh gestorbene Schwester die arme Mutter der Kinder dieses Glück noch mit erlebt hätte. Als sie sich endlich so allein auf dem einsamen Weg sah, da sang sie eines der Jugendlieder aus vergangener Zeit, laut und wohltönend in die frische Abendlust, daß es weithin schallte und ihr heiteres, sorgloses Tempare- ment erkennen ließ. P.Mich We sie - ehre WmMimme in eimaer Eick. Mli btt GouverNemenkS Kattsch, Peirikau, Kielce, Radom im Süden, Warschau und Lomza im Zentrum und Plock und Suwalki im Norden des östlichen Kriegsschauplatzes. Oie Erschöpfung unserer Feinde wird durch nichts greller beleuchtet als durch die Tatsache, daß das menschen reiche Rußland soeben die Aushebung des Jahrganges 1916 anordnete, wodurch die Armee des Zaren um 585000 Mann vermehrt wird. Daraus geht klar und deutlich hervor, daß die russische Heeresleitung alle verfügbaren Reserven be^'ts eingestellt hatte. Daß der französische Senat dem Beschluß beitrat, den Jahrgang 1917, also die Sechzehnjährigen, zu den Fahnen einzuberufen, kann bei dem notorischen Menschen mangel Frankreichs weniger wundernehmen, verdient jedoch gleichfalls als charakterisches Merkmal gebucht zu werden. Die Mission des Generals Pan ist völlig gescheitert. Von dem russischen Oberbefehlshaber, Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, wurde der französische General, der sich als militärischer Berater anbot, kurzer Hand an die Luft gesetzt. Aber auch auf dem Balkan, wo er die neutral gebliebenen Staaten für den Dreiverband gewinnen sollte, hat Pau kein Glück gehabt, sondern nur riesengroße Körbe auf seine Werbungen erhalten. Japanisch-chinesische Verständigung in Sicht? Nach dem bereits der Abbruch der Pekinger Verhandlungen über die javanischen Forderungen an China und der Beginn Les. japanisch-chinesischen Krieges gemeldet worben waren, hettzt es jetzt in Londoner Drahtungen, daß eine merkliche Ent spannung in den Verhandlungen eingetreten sei, und daß Japan im Grunde nichts anderes wolle, als was die Pekinger Regierung s. Z. Deutschland zugestanden hat. Die Forderungen Japans beziehen sich auch keineswegs auf ganz China, sondern nur auf das Gebiet von Schantung. Londoner Blätter melden, daß diese Wendung auf Vorstellungen der englischen Regierung erfolgt fei. Da wir ausschließlich auf englische Meldungen über die Verhältnisse im fernen Osten bis auf weiteres angewiesen sind, so läßt sich schwer beurteilen, wie die Dinge in Wirklichkeit liegen. Die Dardanellen. Vie Türken verbitten sich jede Einmischung. Von dem Kampfesmut und der Siegeszuversicht der Türken legt die herzerfrischende Abwehr Zeugnis ab, die sie den ge planten amerikanischen Friedensvermitllungen zuteil werden lassen. Tatsächlich müssen die Versuche, die nach Lieser Richtung angeblich in Berlin, Paris und London ge macht werden, noch dazu von Seiten der Amerikaner, als verfehlt bezeichnet werden. Gerade die amerikanischen Friedenstauben werden gegenwärtig in der ganzen Welt mit Mißtrauen angesehen, denn wenn es den Geldmachern jenseits des großen Teiches wirklich ernst mit ihren Ab sichten wäre, dann hätten sie ein viel einfacheres Mittel, das Ende des Blutvergießens herbeizuführen, — sie brauchten nur ihre gewissenlose Lieferung der Mord instrumente einstellen. Aber bei diesem Punkt versagt eben die friedensfreundliche Absicht der Amerikaner. Sie werden gewiß nicht daS Verderben, das über die Genossen der Königsmörder von Serajewo hereinbrechen wird, dadurch aufhalten können, aber sich selbst und ihrer Moral haben sie in der Weltgeschichte damit das Todesurteil ge sprochen. Niemand den« an Ariedensschlutz. Der Ölzweig der schwarzen amerikanischen Friedenstauben ist inS Wasser gefallen. Kein Türke greift nach ihm. So lange Lie Er gebnisse, die durch einen Frieden erreicht würden, in keinem Verhältnisse zum vergossenen Blut und zu den geopferten Kräften stehen, -schreiben die türkischen Blätter, denkl niemand von uns an Friedenoschlutz. Die Türket ist keineswegs erschöpft, ja, sie hat noch nicht einmal den dritten Teil der Kräfte aufgewendet, über diel sie ver fügen kann. Wir gehen einen Weg, dessen Ende wir wohl berechnet haben. Und es ist unmöglich, ihn zurückzuschreiten. Vor allem werden die Gerüchte von einem beabsichtigten Sonderfrieden der Türkei mit ihren Feinden energisch zurück« gewiesen und ausdrücklich betont, daß die Türket sich ver trauensvoll an ihre Verbündeten Deutschland und Österreichs. Ungarn lehne, die noch keineswegs ermüdet seien. Aus Konstantinopel wird berichtet, durch neue militärische Maß nahmen sei ausreichend dafür gesorgt worden, daß der Versuch, die Meerengen durch Landung von Truppen zu nehmen, auf einen wohloorbereiteten, schwer zu überwinden den Widerstand stoßen würde. In militärischen Kreisen wird ein neuer Angriff geradezu gewünscht, weil man dort aufrichtig üoerzeugt ist, daß dieser mit einer schweren Niederlage der Angreifer enden müsse. Der Munitionsersatz ist aus eigner Kraft überraschend gut geregelt. Bei dem Fehlen starker englisch-französischer Landungstruppen soll in dieser Hilflosigkeit der Versuch gemacht werden, ein grie chisches Freikorps von Mythilene auS ins Wilajet Smyrna einfallen zu lassen, was eine zwecklose Aufopferung von Tausenden bedeuten würde. vis bevorstehende Truppenaklion der Verbündeten zu Laude stößt auf immer neue Schwierigkeiten. Ein un lösbares Rätsel liegt gegenwärtig über den geheimnisvollen Anstrengungen der Engländer und Franzosen, die wohl verständlich wären, wenn es sich nur um die übliche mili tärische Geheimhaltung handeln würbe. Wie aber durch türkische Flieger festgestellt worden ist, muß selbst die Zu sammenziehung der angekündigten großen Truppenmassen sehr in Zweifel gezogen werden. In Athen ist man darüber Unterrichtet, daß angeblich neue französische Truppen in Stärke einer Division von Marseille und Algier nach Alexandrien befördert werden, wo bereits Teile der ursprünglich nach Lemnos bestimmten Truppen kon zentriert find. Auch der französische Oberbefehlshaber General d'Amade befindet sich mit seinem Stade dort. Eine weitere neue Division unter dem Kommando des Generals Bailloux' besteht aus Reservemannschaften und algerischen Elitetruppen. Mit dieser Division wird eine selbständige Division englischer Truppen vereinigt werden, die aus Australiern und Neuseeländern besteht. Die in Lemnos zurückgebliebenen Truppen stehen unter dem Kom mando des Generals Beaumand. Man könnte also aus diesen griechischen Informationen entnehmen, daß es sich garnicht um einen Landungsoersuch bei den Dardanellen, sondern um eine Expedition nach Aegypten handelt! Das würde also die erhöhte Gefahr der englischen Herrschaft in Afrika trotz aller Londoner Beschwichtigungsversuche bestätigen und andererseits die völlige Bloßstellung des russischen Bundesgenossen bedeuten, der nun, von jeder Zu fuhr völlig abgeschnitten, nur noch auf sich selbst ange- wiesen wäre. Welchen Einfluß diese Wendung auf unsere Kampffronten im Osten haben würde, läßt sich garnicht übersehen! Und auf die russisch-englische Bundesgenossen schaft dürfte dieses Aufgeben der Dardancllenerstürmung wie ein kalter Wasserstrahl wirken. Serbisch-bulgarische Zusammenstösse. Die Banden kämpfe an der serbisch-bulgarischen Grenze waren ernster, als ursprünglich angegeben war. Die Serbien verloren beim Einfall bulgarischer Irregulärer 60 Tote, 35 Verwundete. Griechenlands entschlossene neutrale Haltung kommt in dem Zurückbehalten französischen Kriegsmaterials in Saloniki zum Ausdruck. Das Kriegsmaterial, bestehend aus zwei Flugzeugen, 14 Feldgeschützen, 2000 Killen Ge- schützmunitron, 150 Trainwagen, neun Militärauiomobilen, und 300 Kisten Arznei und Verbandstoffe, war für Serbien bestimmt und ist auch in früheren Fällen anstandslos den Serben ausgeliefert worden. Als die Aushändigung diesmal verweigert wurde, erklärte der griechische Mi nisterpräsident auf den Einspruch des französischen Gesandten, daß die Durchfuhr aus Neutralitäisgründen nicht mehr ge stattet werden könne, nur das Verbandszeug und die Medi- kamente ließ man passieren. Sell dem Abgang des Eniente- sreundes Veniselos weht ein anderer Wind, wie unsere Feinde mit Bedauern seststellen müssen. Vom See-Krieg. vlo Arbeit unserer A-Voole. Die Versenkungen englischer Schiffe nehmen ihren Fortgang. Der große eng lische Dampfer „City of Bremen" aus Port Talbot an der Nordküste des Bristolkanals wurde bei Landsend, an der äußersten Südwestspitze Englands von einem deutschen U- Boot torpediert und sank. Vier Monn der Besatzung er tranken, dreizehn andere und der Kapitän wurden gerettet. Zwei englische Frochtdampfer. die nach Kopenhagen unterwegs waren, sind seit längerer Zeit überfällig und allem Anschein nach in der Nordsee torpediert worden. Das Verschwinden des italienischen Dampfers »Luigi Parodi-, der mit Kohlen von Baltimore über Gibraltar nach Genua unterwegs war, wird von gewissen italienischen Kreisen mit der Tätigkeit der deutschen Unter seeboote in Verbindung gebracht. Es wird erzählt, daß daS italienische Schiff von anderen Schiffen derselben Route in sinkendem Zustande angetroffen wurde. Da die Fahrt- richtung dieses Dampfers gänzlich außerhalb der Tätigkeits- serunug ihr Lied nachstngen, so wenig harmonisch, wie es eine wenig geübte Männerstimme nur vermochte. Sie wollte Anfangs nicht recht darauf achten und dachte es sei ein Scherz eines Bekannten. Aber immer hartnäckiger ließ sich dieses lebendige Echo vernehmen immer näher kam es. Und als ob sie es zum Trotz täte und zeigen wollte, daß sie sich nicht beirren lasse, sang sie und sichelte wei ter Gras. Der Mann aber, der längst die Susi erblickt und der es war, der ihren Gesang nachgeahmt, war zu letzt verstummt. Leise näherte er sich der Mäherin, indem er sorgsam jedes Geräusch vermied und als er sich nahe genug herangeschlichen hatte, umfaßte er die Susi mit ei nem raschen Griff. Ein Aufschrei gelte durch die Luft — und gleichzeitig hob Susi die Sichel wie zur Verteidigung. „Niklas!" Niklas sprach kein Wort — seine beiden vorgestreck ten Hände faßten die ihren, die sich nach dem seinen lenk ten — er stand und sah sie an. Susi fiel nicht, wie er erwartet hatte, in seine Arme — sie stand und sah ihn an — die Augen wurden feucht — sie fanden Beide noch keine Worte — sie standen noch immer da und sahen sich stumm an. Endlich nahm Niklas das Wort'. „Ich hab Dir was mitgebracht." „So, was denn?" x Er griff nach seiner noch überhängenden Jacke, er suchte in der Tasche, dann zog er ein sorgfältig umschnür- tes Päckchen heraus, dem er ein kleines blaues Buch ent nahm und ihr überreichte. Das war der große Augenblick, dem Niklas seit Ta gen und Nächten entgegengesehen hatte, der ihn nicht ru hig schlafen ließ, und auf den er sich so lange gefreut hatte. Sein Auae Mts ich Mk ihL Sie streifte noch einmal die Hände an ihrer Schurze ab, um es ja nicht zu beschmutzen und nahm dann das Buch. Sie blätterte es auseinander und sah, daß es Zah len um Zahlen enthielt, und dann fiel ihr auf der ersten Seite das groß gedruckte Wort „Sparkassenbuch" in die Augen. Ihre Farbe wechselte; sie stand einen Augenblick starr > — dann ließ sie mit einem Seufzer Arm und Buch i sinken. Niklas kicherte, als sie das Wort gelesen — aber es war ein gedämpftes, ein rührungsooll umschleiertes Kichern: „Was sagst Du nun?" Susi sprach noch immer nichts. Ueber Niklas Gesicht und Auge ging es, wie am Hellen Tage ein roter dunkler Wolkenschatten. Er hatte abermals erwartet, daß sie alle Freude zeigen, daß sie ihm in die Arme sinken, daß ihr vor Freude das Herz übergehen werde. Er empfand es, als ob eine unsichtbare Hand ihm in die Brust und an das Herz griffe, als wenn mit einem Male ein gähnender Abgrund sich vor ihm austue in den er nun Hinabstürzen werde. In seiner Kehle zuckten ordentlich die Worte, aber noch fand er keine, seine Lippen bewegten sich zwar, aber sie zitterten nur ohne Ton, er bebte leise, er stand harrend und sah sie an. Susi berührte seinen Arm. „Komm weiter, Niklas," sagte sie halb zärtlich, halb trocken. „Es kann doch Jemand vorbei gehen und wenn sie uns abseits vom Wege sehen, haben sie leicht was zu reden." Sie wiederholte ihre Aufforderung und begaben sich dann auf den Weg zurück; nicht weit vom Raine ratzte ein Markstein aus der Wiese. Sie nahm ihre beretts ziemlich gefüllte Trage, stürzte sie um und sie setzten sich ,WaMr ,gegeWhett -
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