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Rabenauer Anzeiger : 01.04.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191504019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-01
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
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Die letzte kriegswoche. Vas Notwendige für den Krieg. Die Kriegslage, üilchener, French und Grey. Recht und Anrechl. Der österreichische Feldmarschall Graf Montecuccoli, der sich im Kriege gegen Türken und Franzosen aus. zeichnete und 168V starb, hat bekanntlich den Satz ausge sprochen, daß zum Kriege Geld, Geld und nochmals Gelb gehöre. Das stellte sich für diesen Heerführer nach den schlimmen Zeiten des 30 jährigen Krieges als besonders ein leuchtend heraus. Heute wissen wir, daß es eine größere Zahl von dringend notwendigen Kriegserfordernissen gibt; vor allem sind geniale Heerführer, tapfere und starke Armeen, zeitgemäße, ausreichende Krtegsausrüstungen, gute Verkehrsmittel, sorgfältige Verproviantierung usw. erforder lich. Immerhin bleibt viel Geld eine große Notsache für die Besoldung der Heere, die Beschaffung der Kriegsmittel und die Verproviantierung, und in diesem Sinne gilt das Wort des österreichischen Feldmarschalls heute noch. Und wir haben bas Geld, wie es die Zeichnung der 9 Milliarden Kriegsanleihe statt der geforderten 5 Milliarden bewiesen hat. Wir haben, was wir ja Häher schätzen, die großen Strategen, die tapferen Heere, die „dicke Berta" zu Lande, die Flieger in der Luft, die Tauchboote in der Tiefe des Meeres. Brauchen wir da bedenklich zu sein? Gewiß nicht! Der englische Feldmarschall French hat von einem drohenden Munltionsmangel gesprochen; bet uns sind diese und ähnliche Besorgnisse ausgeschlossen. Die letzte, die 34. Kriegswoche hat uns diese Mobil machung des Geldes, die ihren Eindruck nirgendwo verfehlt hat, gebracht. Sie hat auch die Zerstörung der österreichi schen Karpaihenfestung Przemysl durch ihre vom Hunger bezwungenen Verteidiger gebracht,, so daß dieser Platz den Russen nicht groß mehr nützen kann. Die Moskowiter haben den Fall von Przemysl gefeiert, aber die Entschei dung liegt auf jener Stelle des Kriegsschauplatzes in der gewaltigen Feldschlacht in den Karpathen, wo Deutsche, Österreicher und Ungarn Schulter an Schulter kämpfen und unseren Feinden schwere Verluste bereiten. Daß es den Lruooen des Zaren dort nickt zum besten ergebt, zeiate-der mit Freude Md Stotz, in solcher Zeit der erste Diener einer solchen Nation zu sein. Dies Kaiserwort hat in ollen deutschen Landen ein jubelndes Echo erweckt. Der Kaiser, der sich stets als erster Diener des Reiches betrachtete, ist glücklich, seme Dienste einer solchen Nation widmen zu können. Das Wort ehrt Herrscher und Volk gleichermaßen und spannt die Nation zu höchsten Leistungen an. Kaiser und Volk eins; die Bekundung dieser unzertrennlichen Ein mütigkeit und Gemeinschaft wird man auch im feindlichen Ausland überall vernehmen und sie wird unsere Gegner in der Überzeugung stärken, daß sie in Deutschland einen Felsen von Bronze zu zerschmettern suchten, der viel zu fest ist, als daß er ihren Streichen weicht. Königin Wilheimine von Holland wünscht den Frieden und ist gern bereit, zu geeigneter Zeit ihre guten Dienste zu besten Herbeiführung anzubieten. Auf eine von vielen Tausenden von Holländern unterzeichnete Adresse, in der die Hilfe der Herrscherin zur baldigen Herbeiführung des Friedens erbeten wurde, ließ die Königin durch den Minister des Auswärtigen erwidern, daß sie und ihre Re gierung die Wünsche nach einem baldigen Frieben von ganzem Herzen teilen und ihre Vermittelung zum Abschluß eines Waffenstillstandes oder zur Abhaltung einer Friedens-- konferenz, sobald es die Zeit erlaubt, gern anbisten werden, auch wolle sie alle sonstigen Maßnahmen, die dem baldigen Zustandekommen des Friedens dienen können, mit Freuden unterstützen. Eine noble Gesinnung zeigte ein Chef einem früheren Angestellten gegenüber, obwohl ihn dieser zu unrecht ver klagt hatte. Vor dem Kaufmannsgericht der Neichshauptstadt klagte ein Reservist gegen seine Firma, bei der er vor seinem Ausrücken ins Feld in Stellung gewesen war, auf Restzahlung seines Gehaltes. Er hatte am letzten Tage vor seinem Abmarsch mit seinem Chef verrechnet und über die erhaltene Summe mit dem schriftlichen Bemerken quittiert: zum vollständigen Ausgleich erhalten. Als er jetzt ver wundet zurückkehrte, klagte er auf Restzahlung, mit dem Vor wand, daß er sich an jenem Tage in einer Art „Kriegs- fieber" befand, und nicht gewußt habe, was er täte. Die Klage mußte mit der Begründung abgewiesen werden, daß ein erwachsener Mann wissen muß, was er unterschreibt. Mit Rücksicht darauf jedoch, daß der Kläger bald wieder ins Feld rücken mußte,, überreichte ihm der verklagte Ehef nach der Rechtsbelehrung aus freien Stücken einen Hundert- Markschein, den der Feldgraue mit Dank entgegennahm. Auch das Richierkolleglum gab dem genesenden Krieger Wünsche für gutes Gelingen mit auf dem Weg. 12S2 deutsche und österreichische Geschäfte tn Varis beschlagnahmt. Das soeben erschienene Pariser Adreßbuch enthält eine Liste der ausländischen Geschäfte in Paris, die beschlagnahmt worden sind. Die Liste umfaßt 836 deutsche, 261 österreichische und einen türkischen Namen. In den Vororten sind 12S deutsche und 30 österreichische Geschäfte unter Zwangsverwaltung gestellt, zusammen also 1252 Firmen. Da die gleiche Maßnahme auch den fran zösischen Geschäften gegenüber getroffen wurde, die sich innerhalb des deutschen Reichsgebietes befinden, hebt sich die Rechnung. Die Zukunft wird zeigen, daß Deutschland leichter ohne die französische als Frankreich ohne die deutsche Industrie auskommt. Im Verhältnis zu Rußland ist das bekanntlich in so hohem Maße der Fall, daß seit der Aus schaltung der deutschen Einfuhr an Landwirtschasts- und Handwerksgeräten im Zarenreiche der empfindlichste Mangel herrscht. Die chinesisch-japanische Spannung slelgerk sich dermaßen, daß allgemein von dem unvermeidlichen Aus- / bruch eines Krieges gesprochen wird, in den die Vereinigten s Staaten von Nordamerika verwickelt werden würden. Am letzten Donnerstag war die Frist abgelaufen, die Japan der chinesischen Regierung zur Annahme der in Peking ge stellten japanischen Forderungen gelassen hat. Ursprünglich, war der 1. April dafür festgesetzt worden; ohne daß be stimmte Gründe angegeben wurden, verkürzte dann bas Kabinett Ökuma die Bedenkzeit für China. Da auch die Parlamentswahlen in Japan am Donnerstag stattfanben, so wurde die Verkürzung Ler China gewährten Frist wohl nur darum angeordnet, um bei einem der Regierung un günstigen Wahlausfall die innere Spannung nach außen hin abzulenken. In einer Pekinger Mtnisterratssitzung unter dem Vorsitze des Diktators Juanschikat wurde nach Peters- ; buraer Meldungen zwar beschlossen, den Japanern.teilweise Zugeständnisse M Machest, gieichwohl wllroe tue Lane ms ernst bezeichnet. Londoner Blättern zufolge ist die Stimmung der chinesischen Bevölkerung gegenüber Japan andauernd sehr erregt. Die öffentliche Meinung hält den Krieg für unumgänglich und fordert den Präsidenten auf, das unerträgliche Gebühren der Japaner nicht länger zu dulden. Die Pekinger Negierung fährt in ihren Kriegsoor bereitungen fort. Der ostastatische Konflikt geht über eine japanisch- chinesische Auseinandersetzung weit hinaus, tn der China ohne weiteres unterliegen würde. Bisher konnte das Reich der Mitte seine Unabhängigkeit Japan gegenüber nur dank der gegenseitigen Eifersucht Englands, Rußlands, Japans und der Vereinigten Staaten behaupten. DaS änderte sich mit dem Ausbruch des europäischen Krieges. Die Verträge, durch die Rußland und England sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen gedachten, bedeuten Japan nur einen Fetzen Papier. Vor Amerika fürchtet sich Japan nicht, und die auf Chinas Bitten erhobenen Vorstellungen Ruß lands und Englands beantwortete es mit der selbstbewußten Erklärung, daß es der Vermittlung Dritter nicht bedürfe und seinen vorgeschriebenen Weg bis zu Ende weiter gehen werde. Auch Rußlands Drohung, daß es den Er eignissen im fernen Osten gegenüber nicht tatenloser Zu schauer bleiben könne, machte in Tokio nicht den geringsten Eindruck. Die nächste Wache, ja vielleicht schon die nächsten Tage werden lehren, ob Japan seinen Willen in China wird durchsetzen können. Folgenschwere Ereignisse stehen unmittelbar bevor. Die letzten Londoner Meldungen aus Peking lauten sehr bedrohlich. Die Japaner überstürzten die Verhand lungen dergestalt, daß die Chinesen nicht folgen konnten. Im gleichen Maße, wie die japanischen Truppensendungen in China ankommen, ändert sich das Auftreten der japa nischen Bevollmächtigten. Die Japaner gefallen sich in einer hochfahrenden und anmaßenden Tonart. Die Nach richten aus den chinesischen Provinzen lauten gleichfalls un günstig. An zahlreichen Orten sanden japanfeindliche Dc- monsiraiionen statt, überall herrscht Nervosität und Unruhe. Londoner Blätter, die die Lage in freundlicherem Lichte darzustellen bemüht sind, versichern, daß Japan dem ameri kanischen Ersuchen auf Verlängerung der Frist für die Ent scheidung Chinas über die japanischen Forderungen ent sprechen und den Zeitpunkt voraussichtlich bis zum 12. April verlängern werde. Die Vaterlandsliebe der Deutschen findet täglich neue Beweise. Italienische Schiffe melden mit großer Begeisterung, daß es fünf deutschen Kriegsgefangenen, die mit etwa 1000 anderen Deutschen in französischer Ge fangenschaft auf Korsika weilten, durch ihre tollkühne Tapferkeit gelungen ist, über See neutralen voden zu erreichen. Sie waren bei Kriegsbeginn an Bord eines deutschen Handelsdampsers auf der Fahrt von Spanien nach Italien verhaftet worden. Einer von ihnen, derBord- tetegraphist Schubert, entwarf mit vier anderen Gefangenen einen abenteuerlichen Fluchtplan. Sie ließen sich eines Nachts an einem Strick aus dem zweiten Stockwerk ihres Gefängnisses herunter und erreichten in vier zehntägiger Fuhwanderung bas Meer, auf welches sie sich in einem kleinen Boot hinaustreiben ließen. Drei Tags und drei Rächte irrten die Verwegenen auf dem Meere umher, bis sie endlich den italienischen Hafenort Madalena auf Sardinien erreichten. Beim Betreten des heißersehnten neutralen Bodens stimmte einer von ihnen, der Schiffsosfizier Krüger, mit großer Begeisterung die deutsche Nationalhymne an. Auf dem schnellsten Wege machten sich die fünf Deutschen nach der Heimat auf . . . Mit der Lüge als Bundesgenossen haben unsere Feinde vielleicht zu Anfang des Krieges hier und da Glück gehabt; inzwischen ist die Wahrheit durchgedrungen, und die neutralen Staaten haben sich ihr Urteil gebildet. Je größer die Hilflosigkeit unserer Feinde, um so mehr klammern sie sich an den üblen Verbündeten, so widerlich die Gestalt auch ist, in der er auftrilt. Die letzte niederträchtige Lüge Pariser Blätter verdient besonders festgenagelt zu werden. Danach hätte der Staatssekretär Delbrück dem spanischen Mitarbeiter des Pariser „Echo" in einer Unterredung gesagt, die Regierung sei fest entschloßen, den Sozialdemokraten in der Frage deS preußischen Wahlrechts keinerlei Zugeständ nisse zu machen. Es ist ganz selbstverständlich, daß der deutsche Staatssekretär einem Ausländer aeaenüber eine Versuch, im äußersten Nordosten, bei Memel," auf deutschem Voden vorzugehen, der vom Feldmarschall von Hindenburg sehr schnell gehemmt ist. Die russische Kultur hat sich hier im Rauben, Brennen und Plündern wieder einmal auf ihrer Höhe gezeigt. Man hat sich nicht gescheut, feindliche Einwohner wegzuschleppen, die erfreulicherweise bald wieder befreit worden sind. Die Kämpfe an der Westfront sind, ob uns Franzosen oder Engländer gegenübcrstanden, überall zu unseren Gunsten verlaufen. Der britische General French wiegte sich in Gesprächen mit Berichterstattern in stolze Hoffnungs träume; daß sie inzwischen durch die neuesten deutschen Er folge in mehr als fragwürdigem Lichte erscheinen, hat er aber nicht gesagt. Wenn French vom Frühling Gutes er hoffte, so dürfen wir das erst recht. Auch unsere Flieger haben neue Erfolge erzielt, namentlich haben sie in Paris wieder ganz gehörigen Schrecken erweckt. Recht verstimmt schauen Franzosen wie Engländer nach dem Orient, nach den Dardanellen, wo alle Angriffe gegen die Türken ge scheitert und von schweren Verlusten für den Feind begleitet gewesen sind. Da außerdem die Witterung den Operationen zur See sehr nachteilig ist, kann dem weiteren Verlauf der Dinge dort mit Gelassenheit entgegengesehen werden. Kon stantinopel wird nicht fallen! Im Parlament zu London hat Minister Grey wieder eine lange Rede über englisches Recht und deutsches Unrecht gehalten. Wie es mit dem ersteren bestellt ist, zeigt der Ausgang unseres kleinen Kreuzers „Dresden". Amtlich ist die Nachricht bestätigt, daß dieses deutsche Schiff von über legenen feindlichen Kräften in neutralen chilenischen Ge wässern angegriffen und darauf von der Besatzung in die Luft gesprengt ist. Für England ist also der Rechtsbegriff ein Pappenstiel, es pfeift darauf. Es gelingt der englischen Regierung nicht, mit Minister reden oder sonstigen Renommistereien die neutralen Staaten in zwölfter Stunde noch anderen Sinnes zu machen. Die wissen alle, was sie vom Dreiverbände zu halten haben und bleiben bet ihrer Politik unverändert stehen. Namentlich können wir überzeugt sein, daß Italien und Österreich- Ungarn sich KriesskympeLsationen in derselben derartige Äußerung nicht ge-an hui, nicht getan Haven kann, da die preußische Wahlreform wie andere innerpoltttsche Reformfragen währenddes Krieges ruhet, um erst nach d m Friedensschluß wieder ausgenommen zu werden. Der Zweck der lügnerischen Pariser Ausstreuung ist jedoch klar: Es soll ein Keil getrieben werden in dis Einmütigkeit des deutschen Volkes. Dieses Ziel wird von unseren Feinden ebenso wenig erreicht werden wie manches andere. Eino AriegskoskenstaNstik, die von dem Direktor des Londoner Statistischen Amtes veröffentlicht wurde, deckt sich hinsichtlich der direkten Kriegskosten Englands mit den An gaben unseres Reichsschatzsekreiärs Helfferich. Die direkten Kriegskosten Englands werden sür das erste Kriegsjahr auf 14160 Millionen Mark berechnet. Die Kriegskosten Frank reichs und Rußlands werden mit 11068 bezw. 12000 Millionen von dem Londoner Statistiker dagegen offenbar zu niedrig veranschlagt. Jedenfalls kommt auch er zu dem Ergebnis, daß der Kriegsaufwand des Dreiverbandes ein schließlich der 730 belgischen Millionen, dagegen abgesehen von Serbien, Montenegro und Japan, mit 37S78 Millionen größer ist als der Deutschlands und Österreichs, der in Summa 30000 Millionen betrügt, von denen 18760 auf Deutschland und 11240 auf Österreich entfallen. Den Wert des zerstörten Eigentums berechnet der Londoner Statistiker für Belgien mit 5000, sür Frankreich mit 3200 und sür Rußland mit 2000 Millionen. Gleich dem Materialschaden Rußlands wird auch derjenige Österreichs mit 2000 Millionen in Rechnung gestellt. Auffallend ist eS, daß der Engländer die von den Ruffen angerichteten Verwüstungen in Ostpreußen ganz un- berücksichtigt läßt und keinen Verlust Deutschlands durch zer störtes Eigentum anerkennt. Eine Lüge, die zugleich ein wertvolles Zugeständnis bildet, ist die Angabe, daß der kapitalisierte Verlust an Menschenleben sür Rußland und England je 6000, sür Frankreich 6960 Millionen Mark be- trägt, für Deutschland dagegen 17580 und sür Osterreich-Ungarn 4800 Millionen. Da Deutschlands Verlust an Soldaten notorisch wesentlich geringer ist als derjenige Frankreichs, wertet der englische Statistiker jeden deutschen Menschenoerlust doppelt oder dreifach so hoch wie einer französischen oder russischen. Frei erfunden ist endlich auch die Behauptung des Londoner Statistikers, daß der deutsche Verlust an Produktion und anderem mit 19160 Millionen den aller anderen Staaten bet weitem übertreffe. Deutschland steht wirtschaftlich kraft voll und stark da, sein Staatsgebiet ist so gut wie garrncht berührt. Die Verluste durch die Lahmlegung des deutschen Handels genügen nicht, Deutschland in dieser Beziehung einen so ungünstigen Platz in der Statistik anzuweisen, wenn man namentlich an Frankreich denkt, dessen reichste Industrie- Provinzen in deutschen Händen sind. Au den Einberufungen zum Dienft. Vielfach herrschen über die Grundsätze, nach denen während des Krieges die Einberufungen zum Heeresdienst erfolgen, un klare Anschauungen. So ist u. a. die Meinung geäußert worden, eS sollten doch, bevor man die ältesten Jahrgänge an gedientem Landsturm einberuft, zunächst Lie jüngeren Erfatzreseroisten, die tn den Waffen geübt hätten, zum Heeresdienst herangezogen werben. Hierzu wird der „Magd. Ztg." von unterrichteter Seite geschrieben: Schon seit dem Jahre 1893 finden Übungen von Ersatzreservisten mit der Waffe nicht mehr statt. Solche Leute befinden sich also nicht mehr in der Ersatzreserve, sondern nur noch im Landsturm zweiten Aufgebots. Daß die ausgebildeten Mannschaften des Landsturms zum Teil früher als jüngere und unaus gebildete Mannschaften einberufen worden sind, ist ohne weiteres darin begründet, daß ausgebildete in erster Linie zur Aufstellung von Landsturmformationen bestimmt sind. Rekruten, Erfatzreseroisten und Landsturmpflichtige ersten Aufgebots müssen erst ausgebildet werden, was immer mehrere Monate dauert. Bei der Einberufung wird darauf Bedacht genommen, daß die jüngeren Jahrgänge zuerst ein gestellt werden. Wilsons Aniwori an England wird Londoner Blättern zufolge in scharfen Worten erklären, daß es keinen Präzedenz- s^N für Englands Willkürherrschaft auf der See gebe, und d-ß die Haltung Englands infolge besten auch nicht zu billigen fei. ! Das Kuchenbacken soll den Berliner Hausfrauen vom Sonnabend dieser Woche bis zum 14. April vollständig ver boten werden MÜndschaftlichen Weise einigen werden, vor, -belcher die Beziehungen beider Mächte zu einander bisher diktiert waren. Wenn die Neutralen umschwenken wollten, hätten sie dies längst tun können und auch getan. Dis Entlarvung einer zukünftigen Lüge. Es kltngl fast unglaublich, aber es ist dennoch Tatsache, daß in Gö' döllö, also nur einige Kilometer von Budapest, sechs russische Soldaten gefangen genommen wurden. Sie waren in den Karpathen auf Patrouille ausgcschickt worden und hatten sich so weit von ihrer Truppe entfernt, daß an ein Zurück nicht mehr zu denken war. So schiugen sie denn ihren Weg direkt nach Budapest ein, wobei sie natürlich ohne Waffen marschierten. Erst in Gödöllö wurden sie von einem herrschaftlichen Nachtwächter angehalten und so lange in einem Kuhstall gefangen gehalten, bis Gendarmerie kam und sie übernahm. Man darf nun mit Sicherheit damit rechnen, daß in nächster Zeit die feindlichen Zeitungen ihren leichtgläubigen Lesern die aufsehenerregende Nachricht vor- setzen werden, daß »die Russen schon vor Budapest ständen! Dieser fetten Ente seien hiermit also schon vorher die Flügel beschnitten. Zum Transport von Verwundeten werden laut „Frkf. Ztg." gegenwärtig in Holland Tragbahren aus Slroh viel gebraucht, da sie ebenso praktisch wie leicht und billig sind. Eine unten durch Weiden oder Schilfrohr ver stärkte Strohmatte mit ebensolcher Rolle als Kissen, seitlich angebrachte Schlaufen znm Durchschieben zweier Äambus- stangen für den Transport, die durch zwei schmale, oben und unten über diese Träger gesteckte Brettchen ausein ander gehalten werden, bilden den ganzen Apparat. Da er zusammengerollt nur wenig Raum einnimmt, kann er auch als Feldbett dienen, die Matte allein als Anlerloge oder Decke. Ein besonderer Vorzug liegt ferner darin, daß der billige Preis solcher Tragbahren es ohne weiteres gestattet, sie, nachdem sie für ansteckende Krankheiten benützt wurden, zu verbrennen, wodurch das Umsichgreifen von Keuchen verbüket wird.
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