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doch immer die Gerechtigkeit gewähr,, was unter öett jetzigen Umstünden keineswegs der Fall ist. Der Präsident scheint aber der Meinung gewesen zu sein, daß die Un freundlichkeit eines Waffenausfuhrverbots jetzt nur gegen eine Seite gerichtet scheine und deshalb vermieden werden müsse. Mit dem Munde sind die Amerikaner gegen uns, denn der „englische Stil* ist dort Mode, aber im übrigen erwarten sie vom Kriege nur eines, nämlich: Geld ver dienen. Darum interessieren sie sich für dir Ausfuhr von Kriegsmaterialien und sind gegen die englische Handels sperre. Wenn man die amerikanische Politik richtig be urteilen will, braucht man nur diesen «inen Gesichtspunkt festzuhalten. Ser Krieg gegen friedliche Einwohner. Die Fran zosen führen in den von ihnen besetzten Gebieten laut Köln. Ztg. neuerdings Personen als Geiseln fort. Hauptsächlich sind Beamkenfrauen die Opfer dieses Vorgehens. Es handelt sich nicht etwa um Leute, die in gefährdeten Zonen des Kampfgebiets wohnen. So sind aus dem Hinteren Teile des St. Amarin-Tales und des Maas-Münstertales eine Anzahl von Beamtensrauen als Geiseln nach Besangon in Gefangenschaft gebracht worden, über die absolut keine Nachricht -u erlangen ist. Der Zweck dieses Wegführens ist nichl einzrijehen, da sie oisher weder zu Austauschverhand- lunaen noch als Geiseln zur Erfüllung gewisser Wünsche der Franzosen verwendet wurden. Ein prsufzisches Dragoner stäckchen in Rußland. Bei dem letzten Rückzugs der Russen nach Warschau zu hatte ein kleines Detachement, dem auch rheinische Dragoner als Vorhulkaoallerie unterstellt waren, den Feind zu ver folgen oder wenn möglich die Rückzugsstraße abzuschneiden. Zwei kleine Schwadronen machten durch eine kühn ge rittene Patrouille die Gelegenheit zu einem Überfall aus findig. Auf großen Umwegen mrsschten sie an den Russen vorbei und erreichten ba d zwei Landstraßen, auf denen die Ruffen lang kommen mußten. Eine gewaltige Kosakenabteilung, die eine wertvolle Kolonne zu ge leiten hatte, wurde bald gesichtet und dis beiden Schwa dronen, die schon vorher durch eine Attacke etwa 200 Russen zu Gefangenen gemacht hatten, beschlossen, durch Feuerge fecht zu Fuß den Gegner zu überrumpeln. Die Absicht ge lang glänzend. D e ersten Wagen ergriffen schleunigst die Flucht, die ganze Kolonne, die hinter der Bodensenkung dem deutschen Feuer noch nicht ausgesetzt war, geriet ins Glücken und hielt an. Dieser Augenblick wurde nun von den Dragonern ausgenutzt. „An die Pferde! Aufgefesscn!" erscholl das Kommando und in wilder Karriere, vorn übergebeugt und Lie Lanzen gefällt, ging es durch die nassen und schmutzigen Gassen des Ortes, die widerhallten von dem. brausendem Hurra und dem dröhnenden Pferdegestampfe. Mit welchen Gefühlen mögen wohl die erschreckten Ein wohner des Ortes diese wilde Jagd vorüberbrausen gesehen Haden. Ein furchtbarer Kampf entbrannte, ein Dragoner stand immer gegen 15 bis 20 Russen. Die schwere Neiter- säbel, die Lanzen und Karabiner taten ihre Schuldigkeit, die ganze Ruffenabteilung war in wenigen Augenblicken überritten. Der Kampfplatz bot ein Bild der Verwüstung. Aber groß die Beute, die die kleine Dragonerabteilung ge macht hatte. 84 bespannte Wagen mit Lebensmitteln und neuen AusrKstnngsgegenstünden, ein Scheinwerfer, viele Munitionswagen, mehrere neue Feldküchen und schließlich auch noch eine Kriegslage mit einem Bar bestände von 87 000 Rubel fielen unseren Dragonern in die Hände, über 100 unverwundete Gefangene wurden ge macht, womit sich die Zahl der von beiden Schwadronen innerhalb weniger Stunden gemachten Gefangenen auf über 1300 erhöhte. Wie groß sind die Tisrosrlusle eines Krieges? Es ist kaum möglich, sich eine genaue Vorstellung von den Tierverlusten zu machen, die der Weltkrieg fordert. Ein amerikanisches Blatt zieht bei der Erörterung dieser Frage Vergleiche aus anderen Kriegen heran, um wenigstens un gefähre Angaben machen zu können. Im letzten Jahre dtzs amerikanischen Bürgerkrieges besaß die Unionsarmee etwa 200000 Pferde, von denen etwa 600 »LiMch verloren wurden. Dec Gesamtverlust betrug über 20 000 Pferde. Im Burenkriege verlor England mehr als 15000 Pferde und Maulesel in einem Jahr. Ein wichtiger Faktor für den Verlust von Pferden sind die durch Schrapnells hervor- gerufenen Wunden. Kein Tier erliegt einer Infektion so einde er- luver ... , „ , eschlüssen der Kommission einverstanden. Abg. Scheidemann (Soz.) er klärte, daß seine Partei die Notwendigkeit dieses Krieges aner kenne, baß für die Hinterbliebenen der Gefallenen und für die Verwundeten aber auch entsprechend gesorgt werden müßte. Der Militäretat wurde debattelos erledigt. j erschossen werden müssen. Die Unbilden der Witterung, die schlechte und unregelmäßige Ernährung rufen viele Krank heiten hervor. Eine vorsichtige Schätzung, die eher zu hoch als zu niedrig greift, dürfte ' die sein, daß 5000 Pferde jeden Tag, solange der Krieg dauert, für militärische Zwecks unbrauchbar gemacht werden. Gegen die Verluste, die Pferde und Maulesel im Kriege zu erleiden haben, sind die Opfer an Hunden und Brieftauben, die durch die Krieg führung verursacht werden, nur ganz geringfügig. Die englische Slreikgesahc wächst von Tag zu Tag. Im englischen Kohlenhandel entwickelt sich eine ernste Lage. Der Landesverband der Bergleute hat beschlossen, zum 1. April die Anfrage ergehen zu lassen, daß vom 1. Juni an alle bestehenden Lohnvereinbarungen nutzer Kraft gesetzt werden sollen. Vis dahin sollen neue Verträge aus- gearbeitet werden, in denen sowohl die Mindest- wie die Höchstsätze erhöht werden. Die Lage gestaltet sich noch be unruhigender durch eine Forderung der Arbeiter nach einer besonderen Kriegszulage. Ihr Verband wird eine besondere Versammlung abhalten, um die aufzustellenden Forderungen zu umschreiben. Wahrscheinlich ist, daß eine sofortige Kriegszulage von 20 Prozent über die jetzt geltenden Lohn sätze verlangt werden wird. vom Regen zum Sonnenschein. Ein ausgetauschter Verwundeter, der erst in Brest im Hospital, dann kurze Zeit auf Isle Longue gefangen war, schreibt an seine An gehörigen von einem Heidelberger Lazarett, in dem er jetzt seine völlige Heiluna abwartet, wie schlecht die Behandlung in den französischen Spitälern selbst den Schweroerwundeten gegenüber war. Wir haben sie ohne Klage ertragen müssen, fährt er fort, denn jedes Wort hätte uns nur noch mehr Schaden gebracht. Aber jetzt ist es überstanden, und alle Welt wird erfahren, wie die edlen Franzosen die deutschen „Barbaren" abgeschlachtet haben. Was nicht auf dem Felde der Ehre fiel, ist in Hospitälern zum Tods gebracht oder zum Krüppel gemacht worden. Die Rückreise gestaltete sich zu einer schrecklichen Fahrt durch Frankreich. Die Be völkerung hat sich pöbelhaft benommen. Wir fuhren fast immer mit verhängten Fenstern, und wir waren noch nicht einmal durch die zu unserer Sicherheit aufgestellten Posten gesichert. Das Zivil warf mit Steinen Vie Eisenbahn- fenster ontwei; die große Menge, die sich auf den Bahn höfen angesammelt hatte, begnügte sich mit Schimpfen, wo bei man am meisten das Wort „Schweine" hörte. Dafür sind wtr aber in der Schweiz entschädigt worden, dort wurden wir aufs freundlichste begrüßt und erhielten in großer Zahl Liebesgaben, besonders in Genf und Bern. In Konstanz am Bodensee haben wir den deutschen Boden betreten, ein herrliches Gefühl im lieben Vaterlands zu sein. Der Grenzvsrtehr zwischen Deutschland und der Schweiz ist durch die nunmehr erfolgte vollständige Ab sperrung des Oberelsatz nach der schweizerischen Sette zu in geregelte Bahnen geleitet worden. Die Sperrlinie ist durch einen hohen Drahtzaun gekennzeichnet. Zwischen der Sperrlinie und der schweizerischen Grenze liegt eine neutrale Zone, in der der Verkehr frei ist. Für die Zivilbevölkerung ist jeder Verkehr über die Sperrlinte verboten. Wer sich dem Drahtzaun, von hüben oder drüben, auf mehr als 20 Meter nähert, auf den wird geschossen, desgleichen auf jeden, der sich durch Zurufe oder Zeichen (Winke, Llcht- stgnale usw.) mit einer Person auf der andern Seite der Soerrlinie oder weiterhin zu verständigen sucht. AusnahmS-; wehe kann einzelnen Zivilpersonen die Erlaubnis zum Über schreiten der Sperre an bestimmten Durchlaßstellen erteilt werden. An diesen einzeln aufgeführten Durchlaßstellen dürfen von 8 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags ge ringe Mengen von Lebensmitteln und anderen Waren aus der neutralen Zons, also von Süden nach Norden (nicht umgekehrt) von Zivilpersonen bis 20 Meter an die Sperr linie herangebracht werden. Dort werden sie von Mann schaften auf die andere Seite der Sperrlinie gebracht und von den Adressaten in Empfang genommen. Wer versucht, mit solchen Transporten Briefe oder sonstige schriftliche Mitteilungen über bis Sperrlinie zu schmuggeln, wird erschossen. Diese harten Bestimmungen sind in Überein stimmung mit den schweizerischen Behörden zum Schutz gegen die immer dreister auftretende Spionage getroffen worden. Der Deutsche Reichstag verhandelt in seinen Kriegs- sitzunaen kurz und sachlich. Am Donnerstag nahm er de battelos den Etat des Reichstags an und genehmigte darauf die Etats des Reichskanzlers und des Auswärtigen Amts. Abg. Bassermann (nl.) hob dabei als Berichterstatter hervor, daß die Regierung auf eine gleichmäßige und dem Völkerrecht entsprechende Behandlung der deutschen Ge- fangenen im feindlichen Auslands mit allen ihr zur Ver fügung stehenden Mitteln hinwirke, und daß das HauS mit 'sicht eine vernichtende Niederlage unserer F' warte. Schatzsekretär Helfferich erklärte sich mit den B« Amerikas Protest an England. Die Unionsregierung wird in ihrer Antwort an England und Frankreich auf die Mitteilung von der Blockierung Deutschlands den Stand punkt vertreten, daß Nichtkonterbande, die für dis „blockierte" Bevölkerung bestimmt ist, iu Abwesenheit einer wirklichen Blockade zweifellos in Deutjchland eingcführt werden darf, und daß die Neutralen ein volles Recht haben, Nichtkonter bande aus Deutschland zu beziehen. Wenn die Verbündeten nicht nachgeben, so werden lange diplomatische Verhand lungen unumgänglich werden. Auf Verhandlungen und Vorstellungen von Seiten Amerikas, dessen einseitiger Neu tralität die Dreiverbandsstaaten die Fortführung des Krieges danken, will es das edle Dreiblatt fidoch augenscheinlich nicht erst ankommen lassen. Sie weichen aus und geben nach. Auf Anordnung der Londoner Admiralität wurde foeben die beschlagnahmt gewesene amerikanische Barke „Brynhildadis", die mit Baumwolle nach Bremen unter wegs ist, wieder freigelassen. Englands politische Verlogenheit wird jetzt auch da durchschaut, wo sie zur Stimmungsmachung für den Drei verband in der Gestalt von Sirenengesängen angewendet wird. Um Bulgarien zur Parteinahme für den Dreiver- verband zu gewinnen, hatte der Staatssekretär Grey auf eine bestellte Anfrage im englischen Unierhause erwidert, Serbien werde zur Abtretung der Gebietsteile an Bul garien bestimmt werden, die diesem nach dem ersten Balkan kriege zustanden. Die Blälter Sofias kennzeichnen mit Recht diese Behauptung als eine plumpe Falle, in der sich Bulgarien jedoch nicht fangen lassen werde. Bulgarien sei stark genug, um zu seiner Zeit aus eigener Krost sein Recht geltend zu machen, und hüte sich, in irgendwelche Ab hängigkeit von Rußland oder dessen Verbündeten sich locken zu lasten. Der österreichische Thronfolger, Erzherzog Karl Franz Joseph, der am 17. August das 28. Lebensjahr voll endet, also einen Tag vor seinem kaiserlichen Großvheim seinen Geburtstag feiert, tritt auch heute noch nicht in der Politik der habsburgischen Doppelmonarchie in dem Maße hervor wie der ermordete Thronfolger Franz Ferdinand; in den wichtigsten Fragen des Reiches ist er jedoch heute schon der erste Vertrauensmann des greisen Herrschers. In Sachen der österreichisch-italienischen Verhandlungen hatte Kaiser Franz Joseph wiederholte und lange Unterredungen mit dem Thronfolger. Der Erzherzog, der in der ernsten Zeit schnell zu einem ernsten Staatsmann herangereift ist, treibt nicht auf eigene Faust Politik, er läßt sich auch nicht von Schmeichlern umgarnen, sondern steht mit den bewährten leitenden Staatsmännern der Monarchie im engsten Ein vernehmen. Er weiß, was er will, er ist voll Lebensfreude und Schaffenskraft, und die Völker Habsburgs haben ein Recht daraus auf ihn ihr volles Vertrauen zu setzen. Die effelttve Blockade, die die Feinde über uns ver hängt haben, indem sie ankündigien, daß sie keine Ware mehr nach Deutschland ein- oder aus Deutschland ausführen lasten würden, berührt uns wenig, bedeutet aber eine noch nie dagewesene Schikanierung der Neutralen. Die Ausfuhr aus Deutschland zur See war während des Krieges bisher schon so gering, daß die Maßnahmen der Engländer und Franzosen auf sie keinen nachteiligen Einfluß mehr ausübcn können. Um so mehr ist eS ein schwerer Schlag iür die neu tralen Reeder und Kaufleute, daß keins ihrer Schiffe, das nach dem 1. März nach Deutschland abfuhr, seine Fahrt nach Deutschland fortsetzen darf, daß es feine Ladung in einem britischen Hafen löschen muß, wenn es nicht die Er laubnis erhält, einen neutralen Hafen anzulausen. schffeÜ wie gerade das Pferd; solch infizierte Tiers verlieren immer mehr an Kräften, bis sie unbrauchbar werden und 8er ükeoscü denkt. Roman von A. Silberstein. Mckidruck verboten. 1 Die Frauen beten, beschäftigen die Kinder und suchen sie zu trösten, was ihnen auch nicht schwer fällt, da diese all ihr Elend noch nicht ahnen, denn das Kommen, Gehen und Lichteranzünden ist ihnen noch neu und regt ihren Geist an, daß sie vorläufig noch nicht weiter nach der Mutter fragen, die so still und friedlich schläft. Das Sarglicht leuchtete matt über ihre Köpfchen und Gesichter, was ihnen auch noch neu ist, denn darauf, wie der Vater im Sarg gelegen hatte, können sie sich nicht mehr besinnen, da sie damals noch kleiner waren und noch weniger von der Welt und ihren Kümmernissen zu be greifen im Stande waren. Der Nachtwächter schreitet, wie jeden Abend um diese Zeit, durch die Straßen und singt sein Stundenlied ab. Er wendet seinen Blick dem Enzgarberhäuschen zu, schaut an die offenen Fensterflügel hinauf mit düsterem Blicke und murmelt vielleicht still ein Gebet, denn er weiß, für die arme Häuslerin, die so ost seinem Rus gelauscht hat, wenn die Kinder längst das Bett ausgesucht hatten mid sie noch arbeitet, ruft er jetzt vergebens die Stunden — er hat ja auch bereits das letzte Bett für sie auf dem Friedhof gegraben, das sie zum letzten, zum ewigen Schlum mer aufnehmen soll. Der Nachtwächter war der Mann im Dorfe, der für Zeit und Ewigkeit sorgte. Er weckte die Bewohner zur rechten Stunde, sie aus dem warmen Lager zu neuem Tagewerk aufmunternd — er legte sie aber auch, wenn die rechte Stunde nach Gottes unerforschlichem Ratschluß gekommen war, ins kalte, zu ungestörter Ruhe — sein Amt war also ein ziveifaches und er verwaltete beides mit gleicher Gewissenhaftigkeit. Wieder schlägt die Uhr vom Turme der Dorfkirche immer kürzer wird die Frist, welche die Verstorbene noch über der Erde bleibt. So wie der Nachtwächter denkt im Augenblick wohl Keine Menschenseele an das Enzgarber-Häuschen und an seine lebenden und toten Bewohner. Simmerl — der Schwager der Verstorbenen? Wohl auch nicht, denn zwischen ihm und seines Bruders Wittwe hatte es ein eigenes Bewandtnis — sie haben nie ver- wandsHaftlichen Verkehr unterhalten, weder bei Lebzeiten vielwernger jetzt nach dem Tode. Sonst aber hat die Verstorbene Niemanden im Dorfs, niit dem sie verwandt wäre, kaum Jemanden mit dem sie besonders befreundet gewesen, denn sie ist eine Herbei gekommene, eine Fremde, der man es nie vergeben hat, daß sie den Enzgarber Vali, den Bauernsohn geheiratet hat, der ganz andere Ansprüche hätte machen können. Ob sie in ihrer Heimat noch Verwandte hatte, wußte man auch uicht, es hatte sich kein Mensch um sie geküm mert und so war ihre Krankheit und ihr Tod auch etwa noch vorhandenen unbekannt geblieben, wer hätte es ihnen mitteilen sollen. Der Nachtwächter geht seines Weges weiter und tut seine Pflicht. In die Nacht hinaus schimmert weiter der spährliche Schein und die Sterne stehen über dem verwaisten armen Häuschen und den Kindern gerade so als über Lem rei chen Hof, in dem Kummer und Sorge unbekannt sind und das Hinscheiden eines Bewohners mit viel mehr Trauer ausgenommen wird. Als' ob unser Hergott einen Unterschied macht, wen er zu sich rufen will aus dieser Zeitlichkeit in die Ewig keit. Die armen Waisenkinder sind endlich auch so ermü det, daß ihnen die Augen zufallen. Eine der alten Frauen will sie in die anstoßende Kammer zu Bette bringen, Die Kinder sträuben sich anfangs — es lp lynen ooch fow derbar, daß die gute Mutter dies nicht tut, wie auch schon gestern nicht und es wird ihnen weinerlich zu Mute, weil die Mutter gar uicht wieder aufwachen will, sondern in einem zu schläft. „Geht nur," sagt die alle Frau. „Ihr seid so wüte und Schlaf tut Euch fehl not. „Warum kommt Mutti nicht mit?" fragte der klein. Knabe indem er mit schlaftrunkenen Augen nach dei Leiche der Mutter blickt. „Ich furcht mich so," setzte das kleine Mädchen hinzu, indem es sich an sein Brüderchen klammerte. „Gehts nur," fuhr die Alte fort, indem sie die Kleinen fortschob. „Morgen wird es schon anders sein. Schlaft erst aus, ich bleib noch hier und rufe Euch wieder, wenn es Zeit zum Aufstehen ist." Die Müdigkeit der Kinder war aber so groß, daß sn keinen Widerspruch weiter wagten, sondern sich in di« Kammer bringen ließen. Dichte Wolken überzogen nach und nach den Nacht himmel; Mond und Sterne verschwanden hinter dem schweren Gewölk und gegen Mitternacht brauste ein or kanartiger Sturm von den Bergen herab, sodaß es in dem Enzgarberhäuschen in allen Fugen knarrte und stöhnte, als solle es dem Sturmwind unterliegen. Die Tote in ihrem Sarg hörte nichts davon und die Kinder in ihrem warmen Nestchen auch nichts. Nur die alte Frau, die so allein in der Stube hockte, schaute zu weilen furchtsam nach der Türe, oder nach den Fenstern, wo die morschen Läden aus ihren Angeln zu stürzen droh ten. „Wird ein schweres Unwetter geben," flüsterte die alte Frau, und ließ Len Rosenkranz noch eifriger durch ihre Finger gleiten, damit es der Herrgott gnädig mache und - auch dieses Unwetter vorübergehe ohne Schaden für die ses Totenhaus.