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Rabenauer Anzeiger : 25.03.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191503255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150325
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150325
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-03
- Tag 1915-03-25
-
Monat
1915-03
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 25.03.1915
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Die letzte Kriegswoche. Deutscher Frühlingsanfang. Feindliche trübe Er fahrungen. Wer soll Helsen? Der britische Geizkragen. Rückgrat. Zum dritten Male ist der Deutsche Reichstag seit dem Ausbruch des Weltkrieges zum Wort gekommen, diesmal, um die Forderungen des neuen Reichshaushaltes zu ge nehmigen. Die deutsche Volksvertretung war zum ersten Male in der Kriegszeit unmittelbar nach der Mobilmachung berufen. Das war im Sommer. Dann kam die zweite Verhandlung im winterlichen Dezember, und jetzt folgt die dritte zum Frühlingsanfang. So weit erstreckt sich die Kciegszeit, acht Monate sind mit dem Märzausgang seit der Eröffnung der Feindseligkeiten vergangen. Im Frieden hat das deutsche Gemüt vom Frühling stets das Beste erhofft, heute kann die deutsche Tapferkeit bestimmt auf neue große Taten rechnen. Unsere Brustwehr gegen den Feind steht zum jungen Lenz ebenso unerschüttert, wie vor Monaten im Sommer. Und auch am nötigen finanziellen Rück halt fehlt es nicht, das ergeben die Zeichnungen auf die zweite Kriegsanleihe. Die Sitzungen des Reichstages werden noch vor dem Osterfeste zum vorläufigen Abschluß gelarg n Mit ihrer sogenannten Millionen-Armee haben die Eng länder jetzt die Probe gemacht, und der dabei herausge kommene Mißerfolg hat in London neue trübe Be trachtungen erweckt. Eine Million ist bei weitem nicht zu« sammengrkommen, immerhin war bei dem Orte Neuve Chapelle, wie von unserer Heeresleitung nachträglich kon statiert werden konnte, eine solche Truppenmassterung ein« getreten, daß eine gewaltige Übermacht auf der feindlichen Seite bestand. Der zeitweiligen Zurücknahme der Unserigen folgte bald ein Stillstand des englischen Vorgehens; Kriegsminister Lord Kitchener und sein Feldmarschall French sind also wieder genau so weit, wie sie bisher waren. Und den Franzosen geht es nicht bester. Die Bevölkerung wird über die großen Verluste in der Champagneschlachl mit der Versicherung getröstet, daß bald neue Verstärkungen von mehreren hunderttausend Mann aus dem Boden gestampft sein werd n. Aber so gedankenlos sind die Franzosen heute auch nicht mehr, daß sie nicht wissen, daß diese frischen Kräfte nur aus den schwachen jungen Leuten genommen werden können. Vor hundert Jahren führte Napoleon wahre Kinder ins Feld. Heute liegen die Verhältnisse bald ebenso schlimm für die Republik Frankreich; darüber helfen alle Worte nicht fort. Wer soll helfen? Da die britischen Bundesbrüder nicht weiter kommen, muß natürlich der alte, liebe Iwan heran. Dort sitzt jetzt der französische Stratege General Pau mit im höchsten Kriegsrat, und immer neue Regimenter werden gegen unsere Front geworfen, um im nächsten Augenblick unter dem deutschen Feuer zusammenzubrechen. Die russi schen Massen mögen die letzte Entscheidung hinausschieben, abwenden können sie dieselbe nicht. Jedenfalls stellt Ruß land jetzt in London pünktlich seine Rechnungen, und die Engländer, die sich lange Zeit gegen die Höhe der russi schen Zumutungen gewehrt haben, müssen jetzt zahlen, überhaupt empfindet der britische Geizkragen die materiellen Einbußen ganz empfindlich. Unsere Tauchboote, unter deren Führern jetzt der ruhmvolle Kapitän Weddigen wieder her« vortritt, und Hilfskreuzer haben eine täglich wachsende Zahl von englischen und französischen Handelsschiffen versenkt, die einen bedeutenden Wert darstellen. Mögen die Londoner Minister und Zeitungen darüber noch so achselzuckend fort sehen, das große Staatsportemonnaie empfindet die Wirkung. Und neue Gelder sind trotz aller angeordneten Zwangsmaß nahmen schwer Hereinzukriegen. Bedauert haben wir den Verlust unseres kleinen Kreuzers „Dresden", der an Ler Westküste von Südamerika weniger britischer Übermacht, als dem Kohlen« und Munitionsmangel zum Opfer fiel. Daß ein solcher eingetreten ist, kann nicht Wunder nehmen, ist das Fahrzeug doch acht Monate in See gewesen. Der Erfolg des Dardanellen-Angriffes bleibt eine stille Hoffnung der Engländer und Franzosen, die sich aber wohl nie verwirklichen wird. Bisher hat schon ein halbes Dutzend der angreifenden Panzer erhebliche Verluste davon« getrngen. Die Balkanstaaten sind dem Vorbilde Griechen lands gefolgt, sie sind und bleiben neutral. Diese kleinen Fürsten haben gegenüber den Kriegsschürern also mehr Rückgrat bewiesen wie der selbstherrliche Zar und der mäch tige König von England, Kaiser von Indien. Auch die französisch-englischen Hetzversuche, einen Zwiespalt zwischen Italien und Osterreich-Ungarn herbeizuführen, bleiben resul tatlos. Im Gegenteil sind die beiden zum Dreibunde ge hörigen Staaten aus dem besten Wege, sich über Kompen sationen für Italien zu verständigen. Auch die englischen Maßnahmen gegen den deutschen Handel lasten uns kalt. Wir haben keinen Schaden davon, und den Handel treiben den neutralen Staaten dürfte doch endlich der Geduldsfaden reißen. Der Weltkrieg. fVlit Verlusten rurück. Dieses Wort kennzeichnet die feindlichen Unternehmungen auf dem westlichen Kriegsschauplatz nun schon seit Tagen. In der Hoffnung, einmal auf schwächere deutsche Kräfte zu stoßen und dann Erfolg zu erzielen, unternehmen unsere Feinde auf den verschiedensten Punkten des westlichen Kriegsschauplatzes Angriffe, um jedesmal prompt und mit blutigen Köpfen zurückgcwiesen zu werden. Die das Gebiet nördlich von Arras beherrschende Loreito-Höhe, möchten uns die Franzosen besonders gern entreißen. Tagelang sind sie gegen unsere dortigen Stellungen angestürmt. Unter schweren Verlusten mußten sie sich regelmäßig zurück ziehen. Auch in der Champagne unterziehen sich die Fran zosen in voller Verkennung der Sachlage einem Aderlaß nach dem andern und erschöpfen sich dadurch vollständig. Ankündigung der neuen englisch-französischen Offensive. Nach norwegischen Meldungen aus London beginnt die neue englisch-französische Offensive wahrscheinlich in einigen Wochen. Die britische Heeresleitung sei eines günstigen Erfolges ganz sicher. Es wird jedoch von unter richteten Kreisen eingeröumt, daß der Sieg große Opfer erfordern wird. Noch ist keine offizielle Angabe über die Verluste bei dem letzten heftigen Kampfe bei Neu-Kapelle veröffentlicht worden. Man glaubt deshalb, daß sie ernstlich sind. In den englischen Lazaretten werden jetzt besondere Vorbereitungen getroffen, um Platz für eine größere Menge Verwundeter zu machen. Die neutralen Kriegsberichterstatter heben die Schwere her englischen und franzüsiilben Verluste scheinens, M sich öret anderen englischen Kreuzern anzu« schließen, die im Neuyorker Hafen ankern. Da sich augen blicklich nur noch wenige unserer Kreuzer, sowie einige un bedeutende Kohlendampfer unterwegs befinden, ist es er götzlich zu sehen, welche große Aebermach« wieder mal von den „Herren des Meeres" aufgeboten wird, um die paar deutschen Schiffe abzufangen. Schwierigkeiten in Norwegen. Dis Lohnbewegung unter den norwegischen Seeleuten dauert an; die Matrosen und die Heizer verlangen eine höhere Heuer, außerdem eine veränderte Zusammensetzung des Seegerichts, damit auch Vertreter ihres Standes Sitz und Stimme darin erhalten. In Sachen des Ausstandes der Steuerleute sind Verhand lungen zwischen Vertretern der Dampfschiffgesellschaften und den Steuerleuten und Lotsen eröffnet worden. Es besteht die Aussicht, daß die Gesellschaften nachaeben und die vei- kangte Krteguiszage oewilligen. Oer tzakLnausfMno is^ Drontheim ist unverändert. Die Drontheimer Organi sation der Hafenarbeiter hat die Fuhrleute, Packhausarbeiter und Seeleute zu einem Sympalhiestreit aufgeforverk. Das vom Staalsminister an die Hafenarbeiter gerichtete Ersuchen, eine dem Staat gehörende Kornladung zu löschen, ist abschlägig beantwortet worden. Los von England! In den schwedischen Blättern ertönt seit einiger Zeit der Ruf nach einer Loslösung von England in jeder Beziehung, auch von der englischen kabelherrschafk. England geht überall, wo es ihm gut- dünkt, mit einer rücksichtslosen Härte vor, die schwedischen Telegramme nach Amerika werden mit lagelanger Ver spätung expediert, oft auch ganz unterschlagen. Der Gedanke, sich durch drahtlose Verbindung mit Amerika zu verständigen und die englischen Kabel kalt zu stellen, wird immer eifriger erwogen. Die Tätigkeit der feindlichen Flieger hat bisher, wie von unseren Truppen festgestellt werden konnte, unseren Gegnern wenig Erfolge gebracht. Das schließt natürlich nicht aus, daß auch die feindlichen Flieger eine rege Tätig keit entwickelt haben. Nach einer amtlichen französischen Statistik haben die Piloten aller französischen Flugzeugge schwader in den ersten acht Kriegsmonaten nicht weniger als IVVüi) Erkundungsflüge durchgeführt, was 18000 Flugstunden entsprechen würde. Die hierbei zurückgelegte Flugstrecke wird auf 1800000 Kilometer geschätzt. Die französischen Flieger haben also, wie das amtliche Organ bewundernd hinzufügt, 4S Mal die Erde umkreist. Wie es aber kommt, daß die feindlichen Flieger nur wenig aus richten, mag folgendes Beispiel erläutern: Als bei Bixschoote wieder einmal ein französischer Flieger sich den deutschen Batterien näherte, verschwanden diese plötzlich vom Erdboden. Zweigbündel und zusammengeflochtene Baum äste wurden in Eile über die eben noch feuernden Kanonen rohre geworfen, die Mannschaften krochen eiligst unter Heu schober und in Erdhöhlen und als der Flieger endlich über der Stellung stand, war auch nicht eine einzige Pickelhaube mehr zu sehen. Als der fremde Vogel dann wieder vor über war, nahm das Schießen seinen Fortgang. Die eng lischen Flieger, die sich in letzter Zeit wieder an der bel gischen Küste bemerkbar machen, werden also ebenfalls ver gebliche Arbeit machen. btt Leu jüngsten ergebnislosen Angriffen 8er Neu-Kapeue und in der Champagne hervor. Die Rechnung ohne unsere tzeereslellung machen Franzosen und Engländer, wenn sie durch Überraschungen Erfolge davonzutragen suchen. Im Zusammenhänge mit dem schnell zum Stehen gebrachten englischen Vorstoß bei Neu-Kapelle unternahmen die Franzosen trotz der Aussichts losigkeit des Experiments neue Angriffsversuche in den Vogesen nach Heranziehung stärkerer' Kräfte. Daß sie die gewohnte Hiebe bekommen würden, mußten sie voraussehen. Die feindlichen Verbündeten hoffen aber, durch das ab wechselnde Angreifen, bald an dieser, bald an jener Stelle, die in der Verteidigung befindlichen Deutschen mürbe zu machen und sie zu einem fortwährenden Hin- und Her« schicken ihrer Reserven zu veranlassen. Sie erwarten, daß die Reserven einmal nach einer falschen Stelle geschickt werden, so daß ein Angriff nur auf schwache gegnerische Kräfte stößt und zum Erfolge führt. Wie dieses Bestreben bisher an der Wachsamkeit der Unseren gescheitert ist, so wird es auch in Zukunft niemals zu Erfolgen führen. Der Schrei nach der allgemeinen Wehrpflicht wird von der englischen Presse immer lauter erhoben, je mehr sich herausstellt, daß das Resultat des Werbungsgeschäftes weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Es wird auf die ungeheuren Verluste hingewiesen, die England namentlich auch an Offizieren erlitten habe, und die Be hauptung aufgestellt, daß der Krieg vom Frühjahr ab erst in seiner ganzen Schwere beginnen werde. Da die Wer bungen keinen Erfolg mehr hätten, so wäre es die höchste Zeit, daß die Regierung ein Gesetz über die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht einbrächte, das vom Parlament nicht abgelehnt werden könnte. Es ist interessant, daß England, das nicht genug über den deutschen Militarismus zetern konnte, jetzt selbst die allgemeine Wehrpflicht für not wendig erklärt. Im Osten machten wir zu beiden Seiten der Szkwa, eines kleinen in den Narew fließenden Flusses, 1S00 Gefangene und er beuteten 4 Maschinengewehre. Die Bemühungen, Prasznysz zu halten, werden von den Russen mit negativem Erfolge fortgesetzt. — In den Dardanellen erlitten die Feinde bet den Forts am Eingangs der mittleren Enge schwere Verluste. Unser Feldmarschall v. d. Goltz sagte, daß etwaige erneute Angriffe von den Türken mit noch größeren Vorbereitungen abgewiesen werden würden. Rußlands Retter. Die Aufhebung des Schnaps monopols war von kurzem Bestand, da die Finanzen Ruß lands mit dem Branntweinverkauf durch die Regierung stehen und fallen. Mit besonderer Genehmigung der Re gierung, so schreibt ein halbamtliches Petersburger Blatt, begannen die Stadtverwaltungen in den russischen Ostsee« prooinzen wieder mit dem Verkauf von Spirituosen. Man erblickt hierin ganz allgemein den Anfang zu einer allmäh lichen Wiederaufhebung des Alkoholverbotes, da sich heraus gestellt hat, daß die russische Staatskaffe die Einnahmen aus dem Alkoholmonopol nicht entbehren kann. Auf einen Schelm anderlhalbe! Hurra, endlich Für einige französische Fliegerbomben, die auf die offene elsässische Stadt Schlettstadt geworfen wurden und unschul dige Kinder trafen, wurde von uns die Festung Calais mit Bomben schwersten Kalibers belegt. Für die Ntederbren« nung ostpreußischer Ortschaften durch die Ruffen kündigt die Oberste Heeresleitung jetzt die Vernichtung von drei russi schen für je eine deutsche an. Jeder Brandschaden in Memel wird mit der Niederbrennung der russischen Regierungsge bäude in Suwalki und anderer in unserer Hand befindlicher Gouoernements-Hauptorte geahndet. Den von uns be setzten russischen Städten ist zur Strafe die Zahlung großer Geldsummen als Entschädigung auferlegt worden. Die Lage oer Engländer in Aegyten ist lange nicht mehr so rosig, wie dis dreiverbandfreundlichen Blätter zu Beginn des türkischen Eingreifens glauben machen wollten. Die Zahl der dort konzentrierten englischen Truppen wird auf 150000 Mann angegeben, doch sind die meisten indischen Regimenter, die ffch gegen einen Kampf mit Mohamme danern sträubten, wieder n ach Frankreich zurückgevrach! worden. Der neue Scheinsultan ist immer noch sehr unbe- liebt, er selbst rechnet ständig mit seiner Flucht, weshalb auch im Hafen von Alexandrien immer ein Dampfer zur Abfahrt bereit liegt. Ain Suezkanal, wo starke Angriffe der Türken befürchtet werde«, sind alle Ortschaften von den Einwohnern geräumt worden. Dom See krieg. Das deutsche Unterseeboot im Schuh eines Leucht schiffes. Die deutschen Mäuse des Meeres haben sich ein lustiges Stückchen geleistet, das in England zunächst eine allgemeine Sprachlosigkeit hervorgerufen hat. Der englische Dampfer „Leeuwarden", der nordwestlich des Leuchtschiffes „Maus" von einem unserer Tauchboote versenkt wurde, war ahnungslos auf dos Leuchtschiff zugesteuert, als es plötzlich dem deutschen Tauchboot in die Hände U-k, das gemütlich im Schuhs des Leuchtschiffes auf de Eng länder wartete. In wenigen Augenblicken mutzte die Mannschaft den Dampfer verlaffen, deren Boote von dem U-Boot ins Schlepptau genommen und zum holländischen Lotsenboot gebracht wurden, das vor Hoek van Holland liegt. Der „Leeuwarden" wurde durch eine Bombe versenkt. Die Amerikaner staunen. Unser Hilfskreuzer „Prinz Eitel Friedrich", der nach seiner Siegesfahrt im Hasen von Norfolk rm amerikanischen Staate Virginia gelandet ist, um dort eine gründliche Reparatur vorzunehmen, ist augen blicklich der Gegenstand größter Bewunderung in Amerika. Eine große Zahl Extrazüge und Dampfer bringen täglich lausende Neugieriger nach dem Hafen, um sich das tapfere Schiffe anzusehen. Ein britischer Kreuzer hält außerhalb der Dreimeilengrenze Wacht, um ein Entschlüpfen des Dampfers zu verhindern, dessen Kapitän erklärte, er werde die Streifitige forlsetzen, sowie das Schiff repariert sein werde. „Ich werde mein Möglichstes tun, um noch mehr feindliche Schiffe zu versenken. Wenn sie mich versenken — schön; das ist das Wechselglück des Krieges." Die Ameri kaner schließen natürlich schon Wetten ab auf die Frage, ob dem deutschen Hilfskreuzer das Ausbrechen gelingen wird oder nicht. Maa hält es für unmöglich, doch weiß man, daß schon mehrmals deutsche Kriegsschiffe mitten durch den feindlichen Ring durchgebrochen sind. Hoffentlich sehen die Amerikaner in dieser Verwegenheit etwas mehr als nur eine« Grund zum Wetten. Daß die Engländer alles tun werden, um dem Rest unserer Auslanvsflotte den Garaus zu machen, geht aus der Meldung hervor, daß der englische Kreuzer „Ehester" .mit versiegelter Order nach Neuyork unterwegs ist, cm« Rußlands Staalsbankerokt. Finanziell ist Rußland auf dem Standpunkt Mexikos angelangt, auf dem s. Zt. auch Portugal und Griechenland standen; es kann die Zinsen für seine in Frankreich und England aufgenommenen Milliardenanleihen nicht bezahlen uno hat damit in aller Form seinen Staatsbankerott erklärt. Nach dem Abkommen der Dretoerbandsstaaten haben Frank reich und England für die ganze weitere Kriegsdauer aus eigenen Mitteln die Deckung aller in Paris, London und Neuyork zahlbaren Fälligkeiten Rußlands für Kriegslieferung sowie die Zinszahlung für den russischen Staatsschulden» dienst übernommen. Daß nach Witte einmal das Karten haus der ganzen russischen Finanzpolitik zufammenbrechen würde, war vielmals behauptet worden. Der ganze Staats haushalt war auf dem Branntweinmonopol aufgebaut. Entstanden Lücken, so stopften sie Witte und noch seinem Beispiele die nachfolgenden russischen Finanzminisier, indem sie auf Grund der unermeßlichen Bodenschätze Rußlands bei dem verbündeten Frankreich Anleihen aufnahmen. Zwölf bis fünfzehn Milliarden seines Volksvermögens hat Frankreich in russischen Staatspapieren angelegt und seinen vielen lausend kleinen Rentnern, die nun auf ihre Anteile keine Zinsen erhalten, die größte Verlegenheit be reitet. Ist es doch ganz ausgeschlossen, daß Rußland nach dem Kriege die Zinsen wird zahlen können, an die Möglich- lichkeit der Rückzahlung der gesamten Schuld spätestens ein Jahr nach dem Friedensschluß, glauben England und Frankreich wohl selbst nicht. Beide werden sich später wohl durch russischen Territorialbesitz entschädigen. Ein Glück ist es, daß die deutschen Sparer, insonderheit die kleineren, ihre russischen Staatspapiere in den letzten Jahren kräftig abgestoßen haben, so daß der in deutschen Händen befindliche Besitz au russischen Staatspapieren, der sich noch vor zehn Jahren etwa auf 2500 Millionen Mark belief, in zwischen wesentlich geringer geworden ist. Vermischte Nachrichten. Reber Amerikas yattung im Weltkriege verbreitet sich ein ausführlicher Artikel der „Kreuz-Ztg.", in dem her vorgehoben wird, daß das Auswärtige Ministerium der Unionsregierung soeben in der Person des Republikaners und erfahrenen Staatsmannes auf dem Gebiete des Völkerrechts Chandler P. Anderson einen neuen Berater er hielt, von dessen Eiwritt in das Ministerium man einen günstigen Einfluß auf die Regierungspolitik der Vereinigten Staaten erwarten dürfe. Freilich dürfe man nicht ver gessen, daß in Amerika die Leitung der Auslandspolittk lediglich in den Händen des Präsidenten selbst liegt, und daß die Minister dort nichts weiter als Kommis sinh, die nur ein Amt, aber keine Meinung haben. Wie der Präsi dent denkt, zeigte sich kürzlich bet dem Empfange einer Deputation von Frauen, welche „Friedensgesellschasten" an gehören und eine Petition mit 28000 Unterschriften zu gunsten eines Waffenausfuhroerbots überreichten. Es wurde darin auf das Waffenausfuhrverbot des früheren Präsi denten Grant im deutsch-französischen Kriege hingewiefen, aber Mr. Wilson meinte, daß dieser Vergleich hinke, da damals beide Parteien hätten Waffen beziehen können, jetzt aber nur eine. Auf den ersten Blick muß diese Auffassung verblüffen, Heyn weyy beide Parteien Waffen beziehen können, erscheint
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