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Rabenauer Anzeiger : 06.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191502060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150206
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-06
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 06.02.1915
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Der Weltkrieg. Die Ruhe im Westen hielt auch nach dem neuesten Bericht unseres Großen Hauptquartiers noch an; die Aktionen beschränkten sich aul Artilleriekämpfe an verschiedenen Stellen. Allgemein wird Lie gegenwärtige Ruhe als die Stille vor dem Sturm be zeichnet und eine groß angelegte Offensivbewegung der Deutschen erwartet. Da die Franzosen weder im Angriff noch in der Defensive Erfolge mehr erringen konnten und solche auch trotz der englischen Verstärkungen nicht mehr er warten können, so nimmt ihr Generalissimus Joffre in seinen amtlichen Berichten zu so hahnebüchenen Übertrei bungen und Lügen seine Zuflucht, Laß sich unsere Oberste Heeresleitung zur offiziellen Abwehr dieser ungeheuerlichen Entstellungen veranlaßt sah; kleine Lügen läßt sie laufen. Während des ganzen Kriegsverlaufs hat sie höchstens drei oder viermal einige Worte zur Richtigstellung veröffentlicht. So scharf wie dieses Mal klang die Abwehr noch nie. Da raus geht hervor, daß die neuen Lügen der französischen Heeresleitung an Unverfrorenheit alle früheren noch Über boten. Einige Lügenproben des französischen Generalstabes seien aus dessen neuestem offiziellen Bericht hier wieder- gegeben: Der Feind griff unsere Schützengräben nördlich der Straßen von Bethune—La Baffee heftig an. Er wurde zurückgeschlagen und ließ zahlreiche Tote auf dem Gelände. Nördlich Arras versuchte deutsche Infanterie eine Überrum pelung eines französischen Schützengrabens. Sie wurde ge zwungen zu fliehen und ließ ihre Sprengstoffe zurück. In den Argonnen, wo lebhafte Tätigkeit herrscht, wurde ein deutscher Angriff abgewiesen. Die Deutschen scheinen dort in den jüngsten Kämpfen schwer gelitten zu haben. Südlich Upern wurde ein feindlicher Angriff abgeschlagen. Nach der Feststellung unseres Großen Hauptquartiers sind alle diese Angaben erlogen; aber selbst in ihren Lügen gestehen die Franzosen ein, daß die Offensive auf der ganzen Linie wieder bei den Deutschen liegt, und daß der Joffresche Offensivoer such völlig erledigt ist. von ven Kämpfen Im Sundgau (Elsaß) wird über Basel gemeldet: Im Largtale kam es in den letzten Tagen zu unbedeutenden Stellungskämpfen der Artillerie. Fran zösische Flieger flogen bis zum Rhein. Ein Flugzeug wurde abgeschossen. In den letzten Wochen wurde Thann zum größeren Teil zusammengeschossen. Mehrere Fabriken gingen in Flammen auf. Das berühmte Thanner Münster blieb fast unversehrt. Der veulsche Durchbruch nach Paris wird von den Verbündeten jetzt erwartet. Auf einen im Westen demnächst zu erwartenden großen Durchbruchsoerjuch der Deutschen weist der militärische Mitarbeiter der „Times" hin. Er betont Lie Wahrscheinlichkeit eines solchen Versuches, wodurch die Deutschen Paris zu erreichen hoffen und schätzt die Anzahl der deutschen Mannschaften, die gegen Franzosen und Engländer zusammengezogen würden, auf 2 250 006 Mann gleich 04 Divisionen, während er die Stärke der gegen Rußland stehenden deutschen Heere auf 43 Divisionen berechnet. Vereitelung englischer Truppentransporte. Die englischen Verstärkungen. Bis Ende März wollen die Engländer 700 000 Mann, von denen ein Teil bereits über den Kanal gesetzt worden ist, nach Frankreich entsenden. Auf deutscher Seite hatte man dieser An kündigung gegenüber die Verpflichtung, alles in der Macht Stehende zur Verhinderung dieser Truppentransporte zu tun. Und es stehen uns zu diesem Zwecke glücklicher weise Kriegsmittel zu Gebote. Sie werden von uns rück sichtslos angewendet werden. Von amtlicher deutscher Stelle wurde die feindliche Schiffahrt aor der An näherung an Vie französische Nord- und Westküste dringend gewarnt, da ihr bei Verwechselung mit Schiffen, die Kriegszwecken dienen, ernste Gefahr droht. Dem Handel nach der Nordsee wird der Weg um Schott land empfohlen. Die Anwesenheit des Kaisers in Wilhelmshaven, die Besichtigungszwecken gilt, steht vielleicht mit den von unserer Marineleitung getroffenen Maßnahmen zur Verhin derung der englischen Truppentransporte im Zusammen hänge. In Berlin hatte der Monarch Unterredungen mit dem Reichskanzler, der dort gleichfalls zu kurzem Aufenthalt angesichts der bevorstehenden Landtagstagung weilt, und mit anderen hohen Persönlichkeiten und besonders den leitenden Militärs. Die Aufgaben des stellvertretenden Generalstabschefs, der in der Heimat die Krlegsangelegen- heiten erledigt, sind nicht minder bedeutungsvoll als die des Generalstabschefs im Felde. Der Kaiser hat sich durchs persönliche Besprechungen über den Fortgang auch dieses Teiles der militärischen Arbeiten unterrichtet. Im Osten machen unsere Angriffe südlich der Weichsel weitere Fort schritte, während im nördlichen Polen nur unbedeutende Zusammenstöße mit russischer Kavallerie statifanden und an der ostpreußischen Grenze sich überhaupt nichts Wesentliches ereignete. Amtliche Petersburger Meldungen suchen das durch die fortgesetzten Niederlagen erregte Volk zu be schwichtigen. Es sei bisher schon gelungen, den heftigen Angriffen der Verbündeten Trotz zu bieten, und sobald sich die Verhältnisse klären, werde es gewiß unschwer möglich sein, Lie bisherige Defensive in eine nachhaltige russische Offensive zu verwandeln. Wenn die russische Armee recht zeitig die unentbehrliche ausgiebige Verstärkung erhalte, könne man sowohl in Ostpreußen als an der Bzura bedeut same Ereignisse erwarten. Im Gegensatz dazu sagt ein anderes Blatt, man zittere in dem Deutschen Reiche vor" einem russischen Angriff mit erdrückender Übermacht. Der Schwerpunkt der Kämpfe wurde von Polen nach Galizien verschoben, wo die Österreicher zur Aufnahme einer energischen Offensive starke Truppenmassen zusammengezogen haben. Im Gebirgskriege in den Karpathen sind die Russen vollständig unterlegen, obwohl sie alle verfügbaren Reserven aus Ostgalizien und sogar Teile der Przemysler Belage-« rungsarmee herangezogen hatten. In Galizien aber be- finden sich die Ruffen in äußerster Gefahr eingeklammert zu werden. Eine Konferenz der Neutralen. Die 21 Republiken Amerikas haben nach Amsterdamer Meldungen eine Kom mission zusummengestellt, die den Vorschlag machte, daß alle neutralen Länder zur Festlegung ihrer Rechte im Kriege eine internationale Konferenz abhalten sollten. Es wurde namentlich die Beteiligung Hollands und der drei skandina vischen Staaten an dieser Konferenz empfohlen. Auch der Papst, so heißt es. weiter, würde sich auf dieser. Konferenz vertreten lassen. Papst Benedikt ist auch bereit, jeverze» zugunsten des Friedens einzutreten. Ein Zusammenschluß der Neutralen unter Führung Amerikas würde zu einer Einschränkung der Willkürherrschaft beitragen, die England «uf den Meeren ausübt. Zur Naturgeschichte des Engländers. Whisky und Chesterkäse. Fußball und Polo. Geschästsprinzipien. Völkerrecht. Wohin die Engländer kommen, dahin nehmen sie auch mit, was sie Komfort nennen. Das gilt für Essen und Trinken, Spiel und Sport und für alle Handelsgeschäfte. Ein kontinentaler Europäer, der in britische Besitzungen kam, brauchte deshalb nie in Verlegenheit wegen sein«: Ansprüche an die tägliche Nahrung zu sein, er bekam schon, was den Engländern schmeckte, selbst wenn sich das Zeichen des eng lischen Regimentes auf ein knappes Militärkommando und auf eine bescheidene Zahl von Beamten beschränkte. Zu den Lebensgewohnheiten des Briten gehörten Spiel und Sport dermaßen, daß bekanntlich die neu angeworbenen Soldaten mehr auf iHv Fußballspiel, wie auf ihre Exerzier übungen achteten. Für die Offiziere ist ein Tag verloren, wenn sie nicht Polo (Ballspiel zu Pferde) ausführen können. Der englische Kaufmann aber nimmt bis in die fernsten Länder das Prinzip mit, daß er Warenpreise und Fabrikationsart festsetzt und der Abnehmer, wer es auch sein mag, sich nach ihm zu richten hat. Diese fette Art, dieses selbstzufriedene Hindämmern und bequeme Füllen des Portemonnaies ist den Engländern durch die deutsche Regsamkeit verdorben worden. Das war der größte Ärger über uns für die breiten britischen Kreise, aus dem der politische Haß herausgewachsen ist. Denn die hochmütige Regierung in London konnte von dem nicht unberührt bleiben, was den englischen Handel betraf, ihre Mitglieder hatten an allen güten Verdienstmöglichkeiten nach Kräften Anteil genommen. War doch bekanntlich auch der Burenkrieg nur eine politische Aktion zu finanziellen Gewinnen, an denen mit dem damaligen Prinzen von Wales die hohe Aristokratie interessiert war. Und zu diesen Interessen kam der Verdruß, die militärische Dienst pflicht verstärken zu müssen. Man ivarf uns vor, was Frankreich und Rußland verschuldet hatten; die fran zösischen und russischen Schiffsbauten spielten in London gar keine Rolle, während jede kleine deutsche Verteidigungsarbeit mit Argusaugen betrachtet wurde. Aus diesem Charakterbild des Briten heraus erklärt sich auch der Wutschrei über die Angriffe unserer Zeppeline und besonders unserer Unterseeboote. Als vor hundert Jahren England die dänische Flotte in Kopenhagen angriff und sie ohne Kriegserklärung vernichtete, wurden laute Ausbrüche des Unwillens über diesen schweren Verstoß gegen das Völkerrecht laut. Darauf erklärte die Regierung im Par lament: „Wenn eine Gefahr für den Staat durch einen Bruch des Völkerrechts verhütet werden könne, so sei es eine Torheit, einen solchen Schritt zu unterlassen." Nach diesen schon vor hundert Jahren ausgesprochenen Grund sätzen haben Englands Staatsleiter in diesem Kriege ge handelt; was würde nun aber wohl dasselbe England gesagt haben, wenn zur Zeit des Burenkrieges Deutschland nach diesen Lehren gehandelt und sich den heutigen Krieg vom Halse geschafft hätte? Die Anschauung des Engländers vom Kriege ist infolge der ganzen geschäftlichen Entwicklung bodenlos naiv; er meint geradezu, die ganze Welt könnte aus den Fugen gehen, für ihn bleibt es doch bei Schottisch-Wisky und Chesterkäse, Fußball und Polo und blinkenden Geschäfts einnahmen. Daß die Deutschen es unternehmen sollten, ihm irgend welche ernstlichen Unbequemlichkeiten zu bereiten, das ist ihm nie in den Sinn gekommen; daß ihm seine nationalen Bequemlichkeiten beeinträchtigt werden könnten, das erschien ihm als ein Verbrechen. Und jetzt, wo John Bull den Kriegsbrand am eigenen Leibe verspürt, ist er darübei außer sich. Wenn unsere Flieger und Unterseeboote der Franzosen so mitspielten, würde sich natürlich der Brite auch entrüsten, aber der Appetit und die Verdauung würden ihm nicht, wie es jetzt geschieht, gestört werden. „Jedes Recht ist nur dazu da, gebrochen zu werden, wenn es unser Nutzen erheischt." Das ist Englands Politik, darnach hat es gehandelt, darnach wird es weiter handeln, auch wenn wir ihm statt der Torpedos und Granaten Rosensträuße und Veilchenbuketts zusenden würden. Solchen Gegner kann man nur nach seinen eigenen Grundsätzen be kämpfen, so lange, bis er aus der Haut fahren möchte. Dann wird er schon von selbst kommen. Vermischte Nachrichten. Las Fiasko des Aushungerungsplanes. Im No vember sagte der englische Marineminister Churchill: Die Schiffsblockade gegen Deutschland hat Zeit nötig, um ihre ganze Wirkung zu zeigen. Wir sind jetzt erst im dritten Monat, tatsächlich war der November der vierte Kriegs monat, aber man soll nur warten, man soll die Lage ein mal im sechsten Monat prüfen, dann im neunten Monat, dann im zwölften Monat, dann werden Sie die Erfolge sehen, die immer deutlicher sein werden, und die Deutsch land dem Verderben ausliefern, so sicher, wie der Wind dis Blätter von den Bäumen streift. Die sechs Kriegsmonate, auf die Churchill sein Parlament vertröstete, sind verflossen Die Ernährung des deutschen Volkes hat nicht gelitten; si« ist vielmehr gerade durch die jetzt in Kraft getretenen An ordnungen unbedingt bis zur Einbringung der nächsten Ernte gesichert. Die öffentliche Meinung Englands, die sich dieser Tat- -jache nicht verschließen kann, ist empört über das Mißlingen des Planes, auf dessen vollen Erfolg man allgemein mii Sicherheit gerechnet hatte. Mit dem Scheitern seines Aus hungerungsplanes sieht England seine einzige Waffe bersten, die es mit Aussicht auf Erfolg gegen Deutschland anzu- > wenden vermochte. Die englische Flotte richtet nichts aus; ti deutsche Unterseeboote sind es vielmehr, die nicht nur du 1 englische, sondern auch die französische Lebensmittelzufuhi ernstlich bedrohen. Die Landstreitkräfte, die England dem bis auf den letzten Mann ausgepumpten Frunkreich noch zur Verfügung stellen kann, sind aber bekanntlich so minder wertig, daß wir sie nicht zu fürchten brauchen, auch wenn John Bull noch Zehntausende von Indern an den Haaren heranziehen sollte. Die zuverlässigen Inder sind überhaupt zu zählen, Indien und Aegypten bedürfen starker Truppen- massen. Der Strom der erotischen Hilfskräfte besinnt L.N! her bereits stark zu ebben und wird in nicht ferner Zeil ganz versiegen. Deutsches Blutbrok. Zu der Empfehlung, das Schweine blut, das bei den zahlreichen Schweineschlachtungen über reichlich vorhanden ist, bei der Brotbereitung zu verwenden, verden der „Franks. Ztg." beachtenswerte Mitteilungen ge macht. Ein Roggenbrot, bei dem Schweineblut mitoerwendet ist, wird in den oldenburgischen Landen seit undenklicher Zeit gebacken, und zwar nicht nur von den einfachen Leuten, sondern auch von den gut situierten Bauern. Das Brot ist unter dem Namen „Blutball" bekannt. Es hat nach den Erfahrungen der Bauern einen kräftigen Wohlgeschmack, ist sehr nahrhaft und wird namentlich in den Wintermonaten gebacken. Es ist auch üblich, die Mischung von Roggenmehl und Schweineblut in Därme zu füllen und diese zu rösten In der Hausschlächterei Westfalens wird Blutbrot für den eigenen Bedarf gleichfalls seit uralten Zeiten hergestellt. Es heißt dort Wurstebrot, wird in länglich runde Form gebrach! und eine Stunde lang gekocht. Dieses Wurstebrot hält sich acht bis zehn Wochen, es wird entweder als Brot, mit Schmalz bestrichen, gegessen oder in der Pfanne mit Schmalz recht knusperig gebraten. Eine berechtigte Warnung enthält der Hinweis der sächsischen Regierung auf das geringe Gemeingefühl ein zelner, die immer noch nicht begreifen können, daß sie sich zum Besten der Allgemeinheit Beschränkungen in ihrer Lebenshaltung auferlegen müssen. Es darf darüber kein Zweifel auskommen, so heißt eS in der amtlichen Auslassung, daß das, was jetzt von den verbündeten Regierungen als notwendig anerkannt, unter allen Umständen und mit allem Rachdruck durchgeführt werden kann und werden wird. Wenn es also notwendig sein sollte, ist damit zu rechnen, daß die Behörden auch vor den schärfsten Maßregeln nicht zurückschrecken würden, um die Allgemeinheit gegen die Un vernunft einzelner zu schützen. Derb, aber wahr sagt zu den Maßnahmen zur Sicherung unserer Ernährung der Rel-tzstagsabgeordnete Gothein: Es ist eine allen Ärzten bekannte Tatsache, daß die meisten Menschen mehr essen, als ihnen zuträglich ist, daß weit mehr Krankheiten von zu vielem, als von zu wenigem Essen kommen. Ein Vielfraß wird nicht geboren, sondern erzogen, heißt es im Sprichwort. Hier muß die Selbsterziehung in allen Schichten dcS Volkes einsetzen, denn in allen wird gesündigt. Die Aufgabe aller Parteien und ihrer Presse ist es, den Menschen klar zu machen: In dieser Zeit hat jeder die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, nicht mehr zu essen, als er zur Erhaltung seiner Körperkräfte nötig hat, wer sich plumpsatt ißt, wer sich den Wanst voll schlägt, der verrät sein Vaterland. Die Gelehrten und der Krieg, über die Stimmung der gebildeten Engländer, mit welcher diese den Krieg be trachten, gibt ein Vortrag Aufschluß, den der berühmte Geograph der Berliner Universität Geheimrat Penck in Ber lin über seine Erlebnisse bet Kriegsausbruch gehalten hat. Der Gelehrte befand sich damals auf Einladung einer großen englischen wissenschaftlichen Vereinigung auf einer austra lischen Reise. Während der Seefahrt von Westaustralien nach dem südaustralischen Hafen Adelaide wurde die Kriegs erklärung Englands an Deutschland durch Funkspruch ge meldet. Der Eindruck dieser Nachricht auf die englischen Passagiere, größtenteils Gelehrte und Parlamentarier, war niederschmetternd. Sie erklärten, sie schämten sich ihres Vaterlandes wegen dieses Schrittes. Da die Engländer sich noch anständig benahmen, entschlossen sich die deutschen Ge lehrten, an den geplanten Kongressen dennoch teilzunehmen. Im Verlauf dieser Tagungen, die also schon mitten im Kriege stattfanden, wurden eine Anzahl Deutscher an den englisch australischen Aniversiiüten Adelaide und Melbourne zu Ehrendoktoren ernannt. Ja, die Eng länder wiesen sogar ausdrücklich darauf hin, daß die Wissen schaft den Deutschen so unendlich viel zu danken habe. Erst nach und nach, als die englischen Lügenagenturen zu arbeiten anfingen, wurden die englischen Gelehrten kühler, bis dann schließlich die enalisöben Behörden sich in ihr->m schönste,, Allste zeigten uno oie hervorragenden oeuijlyen Manner der Wissenschaft, die auf englische Einladung dorthin ge kommen waren, gefangen setzten. Dies beweist wieder etm mäl, daß die innere Ueberzeugung der englischen ge bildeten welk, ähnlich wie in Rußland, auf Seiten Deutsch lands steht. Die englischen Lügenbehörden werben daran nicht viel ändern können. Vie Nerven der Engländer scheinen nicht berühmt z« sein. Nach Londoner Meldungen brechen unter den eng lischen Soldaten, die schon wochenlang in ihren Schützen gräben den Deutschen gegenüberliegen, schwere geistige Erkrankungen und völliger nervöser Zusammenbruch aus. Die Jrrenabteilung in Netley sei bereits übervoll, alle Hospitäler in Südengland sind ebenfalls mit solchen Pa tienten belegt. Die meisten dieser Soldaten werden nie mehr unter schwerem Geschütz arbeiten können, viele können nur geheilt werden, indem man sie weit weg von jedem militärischen Schauspiel bringt, damit sie allmählich die furchtbaren Erlebnisse dieses Krieges vergessen lernen. In der ersten Zeit standen die englischen Ärzte vor einem Rätsel; sie glaubten an feiges Benehmen, wenn diese unver- mundeten Soldaten die Schlachtfront verließen, und viele von ihnen wurden deshalb vor die Kriegsgerichte gestellt and standrechtlich erschossen. Erst jetzt sieht man ein, daß hier eine furchtbare Krankheit an der Arbeit ist. Einen großen Teil der Schuld schiebt man auch den schlechten Zähnen der englischen Soldaten zu. Man hat bereits eine ganze Anzahl von Zahnärzten nach der Front geschickt, um Zähne von sonst ganz gesunden Soldaten zu behandeln, die durch Neuralgie kampfunfähig geworden find. Bei dem geringen Andrang zu den Rekrutierungen wurden wahllos alle sich Meldenden genommen, ohne große Rücksicht auf Tauglichkeit. Der ewige Schwindel. Die englischen Zeitungen freuen sich darüber, wie ihre gefangenen Landsleute in den deutschen Kriegsgefangenenlagern angeblich sich über ihre deutschen Wächter lustig machen. So verbreiten sie jetzt folgendes Märchen: Alle von englischen Soldaten nach Haust geschickten Briefe gehen durch die Hände eines Zensors. Ein Soldat, von dem vier oder fünf Briefe durch den Zensor zusammengestrichen worden waren, beschloß, dem gestrengen Herrn einen Streich zu spielen, und schrieb daher am Ende seines nächsten Briefes: „Gucke bitte unter Lie Marke." Der Brief wurde in üblicher Weise von dem Zensor geöffnet und gelesen. Es dauerte eine ganze Weile, bis es diesem gelang, die Marke mittels Dampf zu lösen, aber seine Ge fühle kann man sich besser ausmalen als beschreiben, als er die folgenden Worte las: „War sie schwer loszukriegen?" Briefe aus den Gefangenenlagern werden bekanntlich ohne Marke versandt, es kann also auch nichts „darunter" ge standen haben. Wie kann man nur so unaeschickt lügen'
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