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Rabenauer Anzeiger : 18.03.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191503182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150318
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-03
- Tag 1915-03-18
-
Monat
1915-03
-
Jahr
1915
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Vie lehke Kriegswoche. Eia Lieg des Rechts. General Pau «ad Botschafter Benoist. Vie feindliche Abenteuerpolitik. Abgeschlagene Angriffe. Oer Reichstag. Der Weikrieg ruft von Woche zu Woche neue Aufgaben hervor, Lie durch die Entwicklung der Ereignisse bedingt werden. Ebenso schnell wird aus dem Neuen dann aber auch Altgewohntes. Wir haben das bei dem erst so heftigen Gezeter wegen der Kriegskonterbande aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika und darauf bei dem Handelskrieg der Unterseeboote gesehen, über das heute schon zur Tages ordnung übergegangen ist. In Amerika richtet man sich mit den Kriegslieferungen ein, und unsere Tauchboote führen den angekündigten Krieg mit schönem Erfolg. Krieg ist Krieg, und so kommen auch für uns einzelne Verluste zur See, aber sie sind geringfügig, und die Gegner em pfinden, worauf es ankommt, die Wucht unserer Schlüge. Keine Reden, sondern Taten; das war das deutsche Feld zugsprogramm zu Lande und zu Wasser, welches sich be währt r- ' D.e die zw^unadreißigste Kriegswoche, hat einen schönen Fortschritt in der Anerkennung des Rechtes und der richtigen Beurteilung der Neutralität gebracht. Die große feindliche Offensidaktion, die für den März schon seit ge raumer Zeit aageküudigt worden war, hatte es nicht allein auf militärische, sondern auch auf diplomatische Schritte ab- gesehen, deren Träger der nach Rußland entsandte General Pau und der neue französische Botschafter in Rom, Monsieur Benoist,, gewesen sind. Beiden ist es daneben gelungen, und alle Komplimente in Pariser und Londoner Zeitungen an die neutralen Souveräne und ihrs Regierungen haben nichts, genützt. Die Haupiattacke galt Italien und Griechen land. Das erstere hat ein Anrecht auf Kompensationen, die ihnr weder von Osterreich-Ungarn noch von Deutschland bestritten werden, für die also der Dreiverband keine Be deutung besitzt. Der muß sich dem Kriegsausgang unter- ordnen. Der Charakter des ebenso kaltblütigen wie energischen Künias Viktor Emanuel vgfl Italien ist in Varis, und leure haben sich die Engländer zu Schulden kommen lasiert. Die Mam schäft des norwegischen Fischdampfers „Nestor" wurde unter einem willkürlichen Verdacht, je zwei und zwei aneinandergefesselt, unter scharfer Bewachung von einem englischen Gefängnis ins andere geschleppt, bis sie endlich im Gefangenenlager Shrewsbury untergebracht wurde, wo sich schon die Besatzung eines dänischen Fischdampfers befand. Als sie nach dem Gefangenenlager transportiert wurde, rief die Menge: „Hängt sie, schießt sie nieder!" Nach fast fünfmonatiger Gefangenschaft wurden die Seeleute ohne ein Wort der Entschuldigung sreigelassen, nachdem sich ihre Schuldlosigkeit herausgestellt hatte. Neues Opfer. Der französische Mchöampfer „Griz Nez- erhielt nach englischen Meldungen, als er sich unge fähr 20 Meilen westsüdwestlich Beachy Head befand, von einem deutschen Unterseeboot das Signal, daß alle In sassen das Schiff verlassen sollten. Nachdem sich alle in ein Boot gerettet hatten, wurde der Dampfer in Grund ge bohrt. Die Mannschaften wurden nach Newhaven gebracht.' Die Beute der Weilen. Das Wrack unseres tzitss- kceuzers „Kaiser Wilhelm der Grstze", der am 27.! August, nachdem er im Kampfe mit dem britischen Kreuzer» „Highflyer" seine Munition verschossen hatte, von seiner Be mannung in die Luft gesprengt worden war und seitdem auf. der Höhe von Rio de Oro als sichere Beute der Wellen, umhertrieb, ist endlich gesunken. Dec Verlust des „U 12", das nach einer Bekannt machung der englischen Admiralität durch den englischen Zerstörer „Ariel" durch Rammen zum Sinken gebracht worden ist, bedeutet insofern einen bedauernswerten Verlust ür uns, als jedes einzelne der draußen im Meer ihren chweren Dienst verrichtenden Unterseeboote uns ans Herz ;ewachsen ist. Immerhin werden wir den Verlust zu ver- chmerzen wissen, „U 12" ist nur eins der vielen deutschen Tauchboote gewesen, die inmitten der feindlichen Gewässer ihre Heldentaten vollbringen. Die Rettung von zehn Mann i der tapferen Besatzung ist den englischen Kriegsschiffen geglückt. Die Aestnagelung einer Lüge bezweckt ein amtlicher Bericht über den verlaus der österreichischen Flotten aktion vor Antioari. Die montenegrinische Hafenstadt Antioari an der Ostküste des Meeres war nach den von feindlicher Seite verbreiteten Schauergeschichten von öster reichischen Kriegsschiffen „gegen alles Völkerrecht" bombar-» diert worden, man faselte von vielen zerstörten oder in Flammen aufgegangenen Wohnhäusern, von einer Menge unter Trümmern begrabenen oder durch Schrapnells ge töteten Bürgern, insbesondere Frauen usw. Zu Wirtlich keit waren nur drei österreichische Torpedoboote, begleitet von drei Zerstörern, in den Hafen von Antioari einge- Lrungen und hatten eins Abteilung gelandet, welche die in den Magazinen am Steinmolo lagernden Vorräte in Brand steckte und zerstörte. Auch eine feindliche „Dacht", die in Wirtlichkeit Len Transport von Konterbande begünstigte sowie eine zur rascheren Landung französischer Truppen an gelegte Mole mit Bahnanlagen wurden in die Luft ge sprengt. Wie man sieht, alles Objekte, deren Vernichtung vom militärischen Standpunkt aus selbstverständlich war. Die Stadt wurde überhaupt nicht beschossen. Von den Zerstörern in und vor dem Hafen wurde über«^ Haupt kein einziger Schutz äbgegeoen. Selbst die am Lande gelagerten großen Benzinmengen wurden wegen der Gefahr str zwei nahe davor liegende Segelschiffe unbekannter Nationalität nicht zerstört. Es ist erfreulich, daß den Lügen unserer Feinde so rasch die Aufklärungen folgen. i Ansere Zeppeline immer noch da. über Nord- frankreich tummeln sich die „großen Kinder" des Grafen Zeppelin in dem kommenden Frühlingswetter mit einer nimmermüden Beweglichkeit, über Dünkirchen flog ein Zeppelin mit dem Kurs auf Calais, welcher einer heftigen Beschießung durch französische Artillerie ausgesetzt war. Er flog fedoch mit verändertem Kurs unbeschädigt weiter. Der Kapitän eines dänischen Dampfers bemerkte 20 Meilen nördlich der Wimereux-Bucht einen zweiten Zeppelin, der so niedrig flog, daß man ihn als den „L. 9" feststellen konnte. Ein Mafsenangriff französischer Flieger, der auf die deutsche Kampffront im Elsaß geplant war, ist unter dem scharfen deutschen Geschütz- und Maschinengeivehrfeuer in der oderelsässischen Nheinebene zusammengebrochen. Die Acht feinblikbLn Alngzenge wurden auseinanderaerisjen. Drei Flieger kiüMün die Nrcyiung gegen die Höhe von Dünkelberg ein, einer von ihnen wurde gegen 6 Uhr abends bei St. Blasien gesichtet, ein zweiter Fiteger war zu einer Notlandung genötigt und wurde von seinem Begleiter in Stich gelassen. Bisher haben diese feindlichen Massenluft attacken noch niemals Erfolg gehabt. Vermischte Nachrichten. Im Prozetz gegen den falschen Bürgermeister von KSülin kamen die Gründe zur Sprache, die den Angeklagten zur Fälschung seiner Papiere und Zeugnisse bewogen hatten. Er behauptete, und nach den in seinen verschiedenen Stellungen erwiesenen Fähigkeiten muß man ihm das auch glauben, baß er als Schüler sich durch heimliche An schaffung von wissenschafllichen Büchern aller Ark so weilergebttdek habe, daß er schließlich baS Einjähcigen- und das Abiturientenexamen bestanden habe. Allerdings habe er sich hierzu eines falschen Namens bedienen müssen, da infolge einer geringen Vorstrafe man ihm die Ablegung der Examen unter seinem richtigen Namen unmöglich gemacht hätte. Er behauptet ferner, auch in der Folgezeit unter einem angenommenen Namen bei der Berliner Universität Vorlesungen gehört und die Kollegien der Rechls- und Skaalswissenschaften vnd der Ralionalökonomle besucht zu haben, wofür ihm sein Gönner Landrat Graf v. Rödern Zeit und Erlaubnis gegeben habe. Man möchte aus alledem annehmen, daß der Angeklagte ursprünglich einem irre geleiteten Streben nach aufwärts zum Opfer gefallen ist. Ilalien contra Frankreich. So etwa lautet das Rubrum, unter dem gegenwärtig ein Prozeß geführt wird, der im Jahre — 1327 feinen Anfang nahm! Er wurde damals von Robert von Anjou gegen eine Reihe von Ge meinden wegen Grenzstreitigkciten angestrengt und 1388 vom Herzog von Savoyen fortgesetzt. Es handelt sich um die Grenzen verschiedener Gemeinden an der fron- zöflschitaliMischen Grenze. Und nun, nach beinahe 600 Jahren, hat der hochweise Gerichtshof von Aix in Süd frankreich, wv dieses Prozeßunikum verhandelt wird, einen BeweißbeschLuß erlassen des Inhalts, es solle eine besondere Kammer von <^ichverständigen gebildet werden, die unter die verschiedenen prozessierenden Gemeinden die streitigen Gebiete verteilen möge. Interessant davon ist, daß, obwohl es sich um die Festsetzung der Landesgrenze zweier ver schiedener Staaten handelt, die Regierungen derselben noch nie in Len Prozeß eingegriffen haben. Am eines Menschen Leben zu vernichten, der ihren Plänen im Wege stand, hat der 23 Jahre alte Student der Medizin Vvgt und dessen 38 jährige Geliebte, eine Frau Helene Heydrich, alle möglichen Versuche angeftellt, die jetzt vor dem Schwurgericht in Darmstadt ihrer Aburteilung harren. Der Ehemann der Mitangeklagten, der als Privat gelehrter in einer Villa in Ludwigshöhe bei Darmstadt lebte, hatte seiner Frau zu Liebe auf die Offizierslaufbahn verzichtet, sie nach der wegen verschiedener Fehltritte ge schiedenen ersten Ehe wieder zum zweiten Mal geheiratet und obwohl er immer neue Beweise ihrer Untreue erhielt, in seiner übergroßen Liebe zu ihr festgehalten. Als der junge Student dem Weibe in die Hände fiel, wußte sie ihren Einfluß auf ihn so steigern, daß er willenlos alles tat, was sie verlangte. Wochenlang nun wurden Mordver suche gegen den mißtrauisch gewordenen Ehemann ausge führt. Es wurden eigens zu diesem Zweck Gesellschaften gegeben, um in das Weinglas des Vlllenbesitzers reinen Alkahol zu schMen. Dieser Plan scheiterte an der Vor sicht des Mannes, der sein Weinglas nie aus der Hand ließ. Dann wurde Logierbesuch eingeladen, und bet der dadurch notwendigen Umbettung der Ehemann durch Oeffneu der Gashähne aus dem Wege zu räumen ver sucht. Als auch das mißglückte, mutzte ver betörte Lieb haber schwimmest lernen, um gelegentlich einer Kahnfahrt mit dem Ehemann das Boot kentern zu lassen und sich selbst retten zu können. Dann wurden Versuche angestellt, UM ihn durch den Stich einer giftigen Biene ums Leben zu bringen. Schließlich reifte die dunkle Tat: in seiner Villa wurde der Privatgelehrte von dem Studenten mit einem Hammer erschlagen, die Leiche mit Spiritus über gossen und darauf das ganze Gebäude angezündek. Der Prozeß, der ungeheures Aufsehen erregt, begann unter überaus aroßem Andrange des Publikums, namentlich von London ganz falsch eingeschätzt worden. Das italienische Königshaus Savoyen hat feine Heimat in dem von Schnee alpen umgürteten Norden Italiens, und dementsprechend den zähen und bedächtigen Sinn der Alpenvölker, denen das heiße südliche Blut keine Enttäuschungen bereitet. Die Großmacht Italien konnte sich leichter den feindlichen Um« strickungsoersuchen fernhalten, um so mehr war es deshalb auf die Balkanvölker abgesehen. An Lem eingeleiteten, aber bisher erfolglos gebliebenen Bombardement der türkischen Dardanellenforts sollten besonders Bulgarien und Griechen land im Interesse unserer Feinde Mitwirken; aber aus Sofia kam der Bescheid, daß Bulgarien an den Dardanellen kämpfen gar kein Interesse habe, und König Konstantin von Griechenland ließ seinen kriegslustigen Minister präsidenten Venizelos gehen und blieb neutral. Die Abenteurervolitik des Dreiverbandes hat also absolut keine Gegenliebe gefunden, sie ist behandelt worden, wie sie es verdiente. Zu diesen diplomatischen Niederlagen gesellen sich Lie militärischen, die auf dem westlichen Kriegsschauplätze in der Champagne den Franzosen außerordentlich schwere Verluste gebracht haben. Alle Versuche, sich dort Ellbogen freiheit zu verschaffen, die zu wiederholtem blutigen Hand gemenge führten, find abgeschlagen, und und damit ist auch der praktische Beweis für die selbst von einsichiigen feind lichen Kritikern gebrachte Beurteilung Ler Kriegslage ge geben, die dahin ging, daß es Franzosen wie Engländern nicht möglich sein werde, die festen deutschen Stellungen zu durchbrechen. Das ist im vorliegenden Falle nicht möglich gewesen, obwohl eine sechsfache feindliche Übermacht be standen hat. Ebenso wie die Franzosen haben die Russen immer von neuem ihre Regimenter vorwärts getrieben, ohne Resultate erlangen zu können. Große Mengen von Leichen haben in dem polnischen Boden geborgen werden müssen. Ein schönes Gegenstück zu der Geschlossenheit vor dem Feinde bildete die Einmütigkeit im Innern. Nachdem der vreußische Landtag und andere deutsche Landesvertretungen ihre Beratungen und die Bewilligung der laufenden Aus gaben beendet hatten, ohne daß sich irgend welche Ab- p-eichunaen. zeigten, ist letzt der Deutsche Reichst«« zu einer Frauen und Mädchen, — ein trauriges Zeichen, Latz Lie Neugier des Publikums trotz der großen Zeiten, in Lenen wir leben, immer noch aus verworfenen Mordbuben Sen- fationshelden machen möchte. Kriegstenerungs-Humor. Die feindlichen Blätter bringen fortgesetzt Nachrichten über furchtbare Teuerung und Fleischnot in Deutschland. Hierzu, so schreibt humorvoll eine Zeitschrift, können wir bestätigend melden, daß bereits seit einiger Zeit in den deutschen botanischen Gärten Ver suche im Gange sind, die — fleischfressenden Pflanzen an vegetabilische Kofl zu gewöhnen . Hinter den Kulissen uniersc rMMäcschneiderwect- stätton. Die Herstellung der feldgrauen Uniformen für die vielen Hunderttausende von Soldaten ist mit einer ver blüffenden Schnelligkeit vor sich gegangen, die ohne die Hilfe vollkommenster maschineller Einrichtungen nicht erreicht worden wäre. Wenn der Bedarf an geeigneten Tuchen von den Schneidereien gedeckt ist, — es kommen mehr als 20 verschiedene Töne „Feldgrau" zur Verarbeitung, von denen wöchentlich in einem Betrieb an 100000 Meter nötig sind, — wandern die Tuchballen zunächst auf den Legetisch, um in die Hände des Zuschneiders zu kommen. Nachdem das Muster ausgezeichnet worden ist, werden mit dem elektrisch betriebenen Messer an 80 oder mehr Stofflagen durchschnitten. Innerhalb fünf Minuten ist der Soldaienrock zugeschnitten, und zwar durchschnittlich in 80 Exemplaren. Für 150 Schneider und Schneiderinnen und 800 bis 1000 Heim arbeiter hat diese Maschine täglich vorzubereiten. Jedes einzelne Üniformstück geht bis zu seiner Vollendung durch elwa ISS Hände. So kommt schließlich ein Bekleidungs stück zustande, so blitzsauber, daß man seine Freude daran hat. Sofort beginnt die Versendung. Da liegen ganze Ballen fertiger Stücke, die einen Wert von durchschnittlich 50000 M. darstellen, und kaum sind diese den Rollkutschern anvertraut, so langen schon wieder neue Tuchballen an, um am nächsten Tage als fertige Röcke, Hosen oder Mäntel hinauszuwandern. Eine neuuzlgjährige Greift« — militärpflichlig. Diese Entdeckung blieb der russischen Polizei vorbehalten. In Troizk bei Orenburg im Uralgebirge starb ln «uisischer Gefangenschaft im Alter von SS Jahren die Bewohnerin eines ostpreußischen Dorfes, Frau Bauer. Die Frau war trotz ihres hohen Alters bei dem Einfall der Russen in Ost preußen aus ihrem Dorf weggescbleppt und nach Sibi- rten gebracht worden. Dort ist sie an Gesichtsrose ge storben. In dem Totenschein, den die russische Polizei hierauf ausgestellt hat, wird die arme Alte obendrein als „militärpflichtig" bezeichnet. Das ist so ziemlich das Scham loseste, was russische Grausamkeit sich leisten konnte. Eine neue Granate japanischer Konstruktion soll nach soeben aus Peking eingetroffenen Berichten bei der Belagerung von Tsingtau verwendet worden sein. Er finder dieser Granate und des dazu gehörigen Geschützes ist der japanische Oberstleutnant Omlnato. Es heißt, er sei Anfang September mit dieser furchtbaren Belagerungswyffe nach Schantung gegangen und habe das Geschütz in anderthalb Monaten zur Beschießung der Iltis- und Btsmarck-Forts in Stellung gebracht. Das Geschütz unter scheide sich im Aussehen in keiner Weise von einem gewöhn lichen Belagerungsgeschütz. Das Geschoß dringe zunächst in den Panzerturm ein und sprenge dann non innen heraus den ganzen Turm in tausend Stücke. Auch die Flugkraft des Geschosses sei bedeutend größer als die der 28 Zenti meter-Geschosse, dte vor zehn Jahren vor Port Arthur ver wendet worden seien. Es sei gelungen, die Geschütze des Iltis-Forts am ersten Tags der allgemeinen Ve- schletzung zum Schweigen zu bringen, später bet der zweiten und dritten Beschießung auch die Geschütze der nördlichen und südlichen Batterien des Bismarcks-Forts. Die Tagebücher des Gouverneurs, Kapitäns zur See Meyer-Waldeck, und anderer Offiziere bewiesen, daß die furchtbare Wirkung dieser neuen Geschosse die Aebergabe der Festung beschleunigt hätte. Als Herstellungsart dieses neuen Geschützes und der von ihm verwendeten Ge schosse wird daS Osaka-Arsenal genannt. Es ist sehr leicht möglich, daß die Japaner ein derartiges Geschütz konstruiert haben, sind doch ihre Militärwerkstätten ungemein leistungS- fähig, ivas ja auch aus den japanischen Riesen-Kriegsschiff- hauten zu ersehen ist. kurzen Session zusammengetreten, für deren Beginn oer neue Reichsfinanzmtnister, Staatssekretär Dr. Helfferich, der Mann des Tages war. Wie die Abgeordneten seinen über zeugenden Darlegungen beistimmten, so konnte auch er mit der Aufnahme seiner Worte recht zufrieden sein. Wie wir militärisch nichts zu befürchten haben, so ist auch auf finan ziellem und wirtschaftlichem Gebiete unsere Rüstung tadellos. Wir halten unentwegt aus und brauchen keine Kriegs« steuern, während unsere Gegner, deren tägliche KriegS- kosten sich auf 120 Millonen Mark belaufen, längst dazu gezwungen sind. In der Lebensmittelversorgung besteht keinerlei Gefahr, alle getroffenen Maßnahmen bewähren sich, während die kleinen Unbequemlichkeiten verschwinde». So gehen wir guten Mutes dem Frühling entgegen. Auch Portugal winkt ab. Die inneren Unruyen, die das Entgegenkommen gegen Englands Forderung auf! Kriegsbeteiligung zur Folge hatte, haben die portugiesisch» Regierung dazu bestimmt, sich England gegenüber weniger willfährig zu zeigen. So weigerte sich die neue portu giesische Regierung soeben entschieden, die in portugiesischen Häfen liegenden deutschen Frachtdampfer für die englische Regierung als Transportschiffe zu beschlagnahmen. Portu gal bemüht sich also die Verbindung mit England auf Ge deih und Verderb zu lösen, da es erkennt, daß sie nur zu seinem Verderben führt. Bitte nlcht zu hoch schieben! Wie die französischen Soldaten angelogen werden, zeigt eine Mitteilung eine- tm Felde stehenden Münchners. Dieser schreibt: Gefangene er zählen unseren Dolmetschern, man habe ihnen vorgelagert, daß die Argonnen der Schwarzwald seien; sie hätten nur noch ein Gefecht zu bestehen, dann kämen sie als Ve- satzuugotruppen nach Leipzig. München sei bereit- zu sammengeschossen. Ferner sollten sie ja nicht zu hoch schießen, damit sie nicht die Russen treffen würden, bt« bereits hinter den Bayern Hec seien, um sie von hinten vacken. ' «
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