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Rabenauer Anzeiger : 16.02.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191502160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19150216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19150216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-02
- Tag 1915-02-16
-
Monat
1915-02
-
Jahr
1915
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 16.02.1915
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Kriege werden sich die englischen Verbraucher allgemein aus höhere Lebensmittelpreise cinzurichten haben. "Angesichts der beschränkten Möglichkeit, die direkten und indirekten Steuern wesentlich zu erhöhen, wird sich die Negierung dann, wie die „Köln. Zig." meint, wahrscheinlich zum Über gang vom Freihandels- zum.Schutzzollsystem entschließen. Vermischte Nachrichten. Sparen und Harke sind diejenigen Instrumente, mit denen sich jetzt auch die Städter nach Möglichkeit auszurüsten haben, um, soweit sie Gelegenheit finden, selber ein Stückchen Land zu bearbeiten und darauf Kartoffeln und Gemüse zu ziehen. In Dörfern und Kleinstädten ist zu Landpachiungen mehr als reichliche Gelegenheit; die Grundbesitzer, die infolge der Heeresetnziehungen schwer imstande sind, ihren gesamten Acker zu bestellen, werden um ein billiges, oft sogar unent geltlich Parzellen verpachien, die von den Frauen und Kindern unbemittelter Familien bestellt werden können. Aber auch in den größeren und selbst in den ganz großen Städten findet sich Gelegenheit, Ackerbau im kleinen zu treiben. An den Peripherien der Städte gibt es überall weite unbebaute Strecken, die zum Teil auch in Friedenszeiten bereits als sogenanntes Laubengelände nutzbar gemacht wurden. Auch die Großstädter können ihre Kartoffeln und ihre Gemüse zum großen Teil selbst anbauen, wenn sie nur ernstlich wollen. Zu gut ist niemand für die Landarbeit, über der Eingangstür zum Garten der kaiserlichen Prinzen in Plön stand in lateinischer Sprache der alte und heute noch wahre Spruch: Es gibt nichts Besseres, nichts für einen freien Mann Würdigeres als den Ackerbau. Die Arbeit Mit Hacke und Spaten auf freiem Feld in frischer Luft an Sonntagen oder in Feierstunden ist zudem das probateste Heilmittel gegen alle Folgen gehemmten Stoffwechsels, die sich in dieser oder jener Form bei allen beständig in geschloffenen Räumen arbeitenden Personen bemerkbar machen, sie ist auch wesent lich wirksamer als bloßes Spazierengehen oder sportliche Betätigung. Der feste Besitz der Stadt Sille, der bekanntlich von den Franzosen immer noch bestritten wird, wird durch die weitere Tatsache beleuchtet, daß unsere braven Feldgrauen jetzt ein eigenes Theater in dieser französischen Stadt be kommen haben. Der bayerische Kronprinz soll die An regung dazu gegeben haben und der Direktor des Nürn berger Stadtthealers, der im bayerischen freiwilligen Sant- täts-Kraftfahrerkorps den Krieg mitmacht, verpflichtete sofort durch Unterschrift seine Nürnberger Kunstkräfte, ohne Gage gegen freie Fahrt und Verpflegung auf vierzehn Tage nach dem Kriegsschauplatz zu gehen. In dem großen Stadt theater in Lille, das 2500 Personen faßt, sollen täglich nachmittag von 3 bis K Uhr Vorstellungen, ausschließlich für unsere Soldaten, statlfinden. Natürlich wird besonders auch den Verwundeten soviel wie möglich Gelegenheit ge- geben werden, sich zu zerstreuen. Es werden bei freiem Eintritt abwechselnd Opern und Schauspiele aufgeführt. Die Pariser Blätter schreiben immer, datz das Schicksal der Stadt Lille unbekannt sei, nun erfahren sie es: man hat deutsche Verwaltung, deutsche Zeitungen und ein deutsches Theater eingeführt, kurz, die Deutschen fühlen sich scheinbar ganz wohl in Lille. Was die Musik bei dsr Kaiserparabe spielte. Beim Besuch des obersten Kriegsherrn auf den russischen Kampf feldern fand auch eine Parade über die Armee von Macken sen statt, bei der der Kaiser ernste zuverstchillche Worte vom baldigen ehrenvollen Frieden sprach. Nach der weihevollen Andacht erfolgte der Vorbeimarsch der Truppen, und die Regimentsmusik spielte die alte Weise vom „Friedertcus Rex" mit dem tröstlichen Zwischensatz: „Eine jede Kugel, die trifft ja nicht! — Denn träfe jede Kugel apart ihren Mann, — Woher nahmen die Könige ihre Soldaten dann?" Einen schöneren Wunsch konnte der Kaiser seiner braven neunten Armee nicht mit auf den Weg geben. Der Kampf in Serbien tobt noch immer mit unoern mlnderter Hartnäckigkeit weiter. Er spielt sich fast nur in Sturmangriffen auf serbische befestigte Stellungen ab, und der Pionterkrieg hat sich dort zur höchsten Technik entwickelt. Immer heißt es: Drahtscheren und Handgranaten vor! über Pallisadenverhau, durch Stacheldraht und über Ast- Hindernisse geht die Jagd. Bet den letzten Kämpfen in den bosnischen Grenzkergen, so berichtet ein österreichischer Offi- Wr, hatten wir uns geschworen, oie serbische Stellung, oie meisterhaft geborgen lag, um jeden Preis zu nehmen. Ver steckte serbische Maschinengewehre räumten unter uns auf, aber mit wilder Wut stürmten wir vorwärts. Auf die halb meterhohen Deckungen schwingen wir uns mit hastigen Sätzen, von dort aus geht ein höllisches Feuer nieder ans den Feind, der in seiner engen Festung steckt und sich in seiner unendlichen Bestürzung zu wehren vergißt. Unsere Geschosse durchdringen leicht den dü-men Erdaufwurf, die Todesrufe der Getroffenen verkünden uns die furchtbare Wirkung. Auf ein Zeichen werden dis Zünder von den Handgranaten gerissen, von oben durch die Schießscharten gesteckt, fallen sie vor die Jütze See entsetzten Ver teidiger. Fünf kurze Sekunden haben wir Zeit, uns zu decken — zehn Schritte hinter der Deckung kauern wir uns nieder, hinter Bäumen oder in kleinen Erdmulden. Da geh! unsere eiserne Saat auch schon auf, ganze Teile der ser bischen Linien fliegen hoch, Erde, Balken, Breiter tanzen in der Luft und fallen unter dröhnendem Krachen zurüä auf die unglücklichen Verteidiger. Die wenigen Unoerwun- deten bleiben lebendig begraben unter den Trümmern ihrer zerstörten Festung. Täglich haben wir mehrere solcher Sturmangriffe zu unternehmen. Die Aebertebenden der „Emden", die nach einer abenteuerlichen Fahrt auf gebrechlichem Segelschiff auf tür kischem Boden gelandet sind, sind glücklicherweise zahlreicher, als man ursprünglich angenommen hatte. Außer dem heldenmütigen Kommandanten Kapitän v. Mücke befanden sich noch 4 Offiziere, mehrere Unlerosflziere und vierzig Mann an Bord der „Ayesha", die mit mehreren Maschinen gewehren, einigen Mausergewehren und reichlicher Munition versehen waren. Die Irrfahrten dieser Helden sind einfach romanhaft. Nach dem Untergang ihres Kreuzers „Emden" in den indischen G-wässern passierte die Restmannjchaft von Sumatra aus in verschiedenen Kreuzsahrien den Indischen Ozean und kam vollständig unbemerkt im Somaliland an. Von dort durchfuhr sie bei Nachi die Straße von Perim, woraus es ihr glückte, in Manzar, eine halbe Stunde süd lich von Hodeida, zu landen. Rechtzeitig erhielt sie die Meldung, daß vor Hodeida sich ein französischer Kreuzer be fand, so daß es den Helden gelang, noch im letzten Augen blick ihrer Gefangennahme zu entkommen. Die Stad! Emden, die Patin des untergegangenen Kreuzers hat, nun eine eigenartige Ehrung für diese Männer beschlossen. Sie faßte den Beschluß, jedem der Überlebenden für sich und seine Nachkommen zu gestatten, hinter dem Vatersnamen den Znsatz „-Emden" zu führen, so daß für alle Zeiten daS Gedächtnis an diese tapferen Männer erhalten bleibe. Wie die Engländer „Spione" fange«. Ein eng lischer Artillerieosfizier erhielt laut Meldungen englischer Blätter die Nachricht, daß in der Nähe der englischen Batterien sich ein deutscher Spion umhertreibe, der aber in Wirklichkeit eine Frau mit brandroten Haaren sei, wie sie in den Küstengegenden Belgiens seltener vorkommen. Er verständigte alle Batterieführer und schärfte ihnen größte Sorgfalt ein. Am nächsten Tage schon meldeten sich ein englischer Korporal und zwei Leute mit der Nachricht, daß sie eine Dame mit roten Haaren ausgegriffen hätten. Ein kurzes Verhör zeigte jedoch, baß es sich hier um eine un schuldige Person handelte. Bald darauf wurde ihm aber mals diese Nachricht überbracht und bis zum Abend wurde ihm nicht weniger als dreimal die Verhaftung der roten Spionin angezeigt. Als er sich endlich zur Besichtigung des Fanges hinausbegab, standen zu seinem Schrecken drei Korporale, drei Gruppen von Zeugen und drei rothaarig« Weiber vor ihm. Jede Batterie hatte ihre eigene „Spionin" eingefangen. Als sie zum Verhör dem Richter vorgeführt werden sollten, zeigte es sich, daß bereits der ganze Hof voller rothaariger „Spioninnen" war. Die Spionenjagd mußte schleunigst abgesagt werden! Massenversammlungen in Italien für unbedingie Aufrechterhaltung der Neulralilät. Die Hetzereien eines Teiles der italienischen Zeitungen, welche von dem franzö sischen Botschafter in Rom Lurch Geldgeschenke gefügig ge- macht worden sind, werden nun selbst dem italienischen Volke zu viel. ES steht fest, daß die Regierung einen Kon flikt mit Deutschland und Osterreich-Ungarn mit allen Mitteln zu vermeiden sucht, aber auch das Volk in^ seiner ungeheuren Mehrzahl sieht mit Unwillen daS gefährliche Treiben der Kriegshetzer. In den sozialdemokratischen Blättern Italiens erscheinen große Artikel unter der Über schrift „Latzt uns das Land retten!", am 21. Februar Englands Willkür zur See. England hat mit seinen Willkürakten zur See, die ir dem Geheimbefehl über die Fälschung der eigenen Flagg« gipfelten, auch die neutralen Staaten vor den Kopf gestoßen, die ihm freundschaftlich gesonnen sind. Das ersteht man aus der Role der griechischen Regierung an Deutschland, worin die Hoffnung ausgesprochen wird, daß England nicht zu dem Mittel der Verwendung neutraler Flaggen aus feinen Handelsschiffen greifen werde. Das Beispiel der „Lusitania" hat Griechenland belehrt, daß es sich in seiner Zuversicht auf die Ehrenhaftigkeit Englands bitter getäuscht hat. Unter der unzutreffenden Voraussetzung der englischen Ehrenhaftigkeit übt es an der amtlichen deutschen Note, in der dte Verhängung des Kriegszustandes über die franzö sische und englische Küste für den 18. d. Mts. angekündigt eine eigenartige Kritik. Es suchte einen Unterschied »wischen der wirklichen Blockade und der nur ongekündtgten yerauszuschäle.r, obwohl die deutsche Note von einer Blockade koi» .spricht, und erklärte gewichtig, überzeugt zu griechische Handelsmarine auch weiterhin die internationalen Rechts und des Londoner werde. Wollte Griechenland die ganze s° würde es leicht erkennen, wer die Aernatwnalen Bürgschaften gefährdet. Amerikas Antwort wird mit besonderer Spannung entgegensehen. Unwnsreglerung beschäftigt sich nicht nur mit der Erwiderung auf Deutschlands Erklärung, sondern ebenso eingehend auch mit dem englischen Geheim- befehl über die Hiffnng neutraler Flaqaen. Obwohl die Mitteilungen über den voraussichUjHen'Inhalt der ameri kanischen Erklärungen aus Londoner Quelle fließen und also zweifellos einseitig find, besagen sie doch, daß die Re gierung in Washington England darauf aufmerksam machen wird, daß der neutrale HaFdet durch die Anwendung falscher Flaggen bald schweren Schaden leiden würde, wenn diese Anwendung sonst auch als erlaubte Kriegslist ange sehen werden könnte. Auch die Note an Deutschland soll nicht etwa die Form einer Anklage wegen Verletzung des Völkerrechts annebmen. konhery nur die Frage oukwerfxr> wie die deutsche Marineoerwcmung die neutrale Schiffahrt in der Kriegszone sicherzustellen gedenke. Vor einem An griff müßte die Identität des Schiffes festgestellt und es müßte die Sicherheit der amerikanischen Handelsschiffe ge währleistet werden. Unsicherheit der amerikanischer» Schifsahrk. In Neuyork hat ein erhebliches Steigen der Versicherungs prämien für amerikanische nach Europa fahrende Schiffe eingesetzt, weil durch den Gebrauch der amerikanischen Flagge durch englische Schiffe jetzt auch Gefahren für die amerika nische Schiffahrt befürchtet werden. Die amerikanischen Schiffahrtskretse üben deshalb einen Druck auf die Regie rung aus, um sie zu einer Erklärung zu veranlassen, daß sie die Verwendung der amerikanischen Flagge durch eng lische Schiffe nicht gutheißt. Amerika steht jetzt zwischen zwei Feuern, aber, obwohl die Regierungsmehrheit bislang vorwiegend englandfreundlich gewesen ist, glaubt man doch, daß dis Regierung den Schutz der nationalen Handelsinte« ressen nicht außer acht lassen und ein höfliches Ersuchen an England richten werde, nicht gerade (!) die amerikanische Flagge zur Deckung der englischen Schiffahrt zu verwenden. Deutschlands Herrschaft unter See. Ein hollän disches Blatt schreibt zu der Maskierung der englischen Handelsschiffe, daß dies keineswegs eine so einfache Sache sei, denn viele Schiffe seien mit Hilfe von Lloyds Schiff- regtster sehr leicht erkennbar. Einen Namen müsse jedes Schiff tragen, und in wenigen Minuten würden die deut schen Seeoffiziere aus dem genannten Handbuch dte Mas kierung des Schiffes oder Fälschung des Namens erkannt haben. Was die englische Absicht, die Handelsschiffe mit Kanonen auszurüsten, anbelange, so seien Kenner des See rechts der Meinung, daß die Kapitäne solcher Dampfer als Franktireurs anzusehen wären. Selbst bet dem knappen Raum der Unter,eeboole könnte der Kapitän eines solchen Schiffes gefangen nach Deutschland gebracht und dort ab geurteilt werden. Wenn England auf dem Meere herrsche, tue Deutschland dies einige Meter unter dem Wasser spiegel. Aeber ein Prozent der gesamten englischen Han- Lelsstott- verloren! Die Versicherung her Engländer. daA sollest imposante Massenversammlungen gegen einen K. stattfinden. In den Kreisen der Sozialisten erwägt mc bereits die eventuelle Verkündung des Generalstreiks. China in Nölen. Das große chinesische Reich, das sich nie aus seiner Schwäche emporzuarbeiten vermochte, ist zum bedauernswerten Spielball seines Schicksals geworden. Im Norden Chinas sind schwere Unruhen infolge der For derungen Japans ausgesprochen, die auf nichts Geringeres, als aus ein japanisches Protektorat über das Reich der Mitte hinauslaufen. Ein Entgegenkommen der Regierung gegen Japans ungeheuerliche Forderungen würde die Revo lution NordckipaS IN'- Hnlv-> Kaden triff« die Nskjnoer Re gierung Avwehrmaßnaymen gegen Japan, so erhebt sich der chinesische Süden, den japanische Emissäre hinreichend be arbeitet Haden. Es ist schwer für das arme China das? bisher seine Neutralität in anerkennenswerter Weist w hrte, aus dieser Zwickmühle herauszukommen. Die Ausgabe der Brotkarten, die in der Re HZ« Hauptstadt am 22. Februar zur Verteilung kommen werde.:, wird voraussichtlich nach demselben Muster la allen Slädleu über rsvoo Einwohner erfolgen. Der Vorstand des deutschen Städietages tritt heute zur Beratung zusammen. Die ersten acht Millionen Brotkarten für die Retchshauptstadt sind bereits fertiggestellt worden. Jede Karte hat nur Gül tigkeit sür dte laufende Woche, für jede Woche haben die Karten eine andere Farbe, so daß ein Mißbrauch oder Handel, der selbstverständlich schwer bestraft würde, aus geschlossen erscheint. Die ersten Brotkarten lauten auf zwei Wochen, dis nächsten dann auf sechs Wochen. Aus jede Karte werden zwei Kilogramm Brot verabfolgt, Abriß marken, die auf 25, 50, 100 und 250 Gramm lauten, dienen als Buchung. Die Verteilung der Karten leiten in der Reichshauptstadt 170 Brot- und Mehloersorgungskommifsionen, an deren Spitze die Rektoren der Volksschulen stehen. Die Regelung dieser Art Brotversorgung wird bald Überall im Reich erfolgen. Die Wirkungen der Brotkarten. Unsere komplizierten Lebensgewohnheiten werden durch die Einführung eine be deutende Vereinfachung erfahren, die gewiß allseitig begrüßt werden wird. In den Hotels, welche oft den ständigen Aufenthalt der Gäste darstellen, mußte die Verabreichung von Brot beibehalten werden, weshalb für diese Betrieb« Tageskarten ausgegeben werden, auf denen das zu über weisende Quantum nach dem bisherigen Brotverbrauch zu geteilt wird. In den Restaurants dagegen füllt die Aus gabe von Gebäck endgüttig weg, die Inhaber erhalten Brotkarten nur für ihre Familienangehörigen und Angestellten, so daß sie selbst gegen Bezahlung kein Brot mehr abgeben können. Wenn ein Gast eben ohne Brot zum warmen Essen nicht auszukommen glaubt, wird er sich in Zukunft dieses selbst mitbringen müssen. Die Brotkarten räumen also mit einet alten Unsitte auf. Es gewährte bisher einen komischen Anblick, wenn zu einer duftenden Hammelkeule oder einem schmackhaften Lendenbraten der Herr Ober eine, sage und schreibe: eine ganze Kartoffel servierte! Gewöhn lich blieb auch diese noch liegen, dafür suchte Ler Gast aber um so eifriger im Brotkorb zwischen den vielen angebrochenen halbverlrockmien Schnitten nach einer Scheibe frischen Brotes. Für Aufwartefrauen und Hauspersonal, das nm wenige Stunden beschäftigt ist, erhält der Arbeitgeber kein Brot. Wo es also bisher auch Essen gab, wird eine Ent- chädiyung durch Bargeld erfolgen müssen. Der mißglückte plan der 'Rushungervag Demim- s lands war der Gegenstand einer Unterredung, die eia italienischer Journalist mit dem preußischen Landwirtschafts minister Freiherrn von Schorlemer hatte. Der Minister legte mit überlegenen Tatsachen die vergeblichen Versuche unserer Feinde dar und erklärte, daß durch die guten Ernten der vergangenen Jahre, durch das mit Kriegsausbruch er- folgte Verlassen Deutschlands von hunderttausend Ausländer die Nahrungsoersorgung des deutschen Volkes völlig ge sichert fei. Dazu käme, daß drei Millionen unserer Sol daten mit den Mitteln Ser Länder, in denen sie kämpften, ernährt würden. Wir sind also auch noch im stande, die Million Kriegsgefangener, welche in Deutsch land weilt, zu unterhalten. Die einschränkenden Bestim mungen bezüglich der Herstellung von Weißbrot stellen nur eine Vorbeugungsmaßregel vor, sie sind lange nicht so energisch wie die Verfügungen der anderen kriegführenden Nationen. Der Minister gab schließlich seiner Überzeugung Ausdruck, datz keine der feindliche« Nationen den Krieg io lange auvhaltey kann wie Deutschland.. selbst dte größte Einbuße an Handelsschiffen den Beftano ihrer Flotte nicht nennenswert verringern kann, erfährt eine eigenartige Beleuchtung durch die Mitteilung der großen englischen Versicherungsfirma Lloyds, wonach bereits über ein Prozent der gesamten englischen Handelsflotte seit Kriegsausbruch verloren gegangen ist. Das bedeutet einen ungeheuren Schlag für das Handelsleben Großbritanniens, zumal nicht vergessen werden darf, daß die meisten der ver nichteten Schiffe mit ihrer wertvollen Ladung unter- gegangen sind. Seit Anfang des Krieges wurden 191102 Tonnen englischer Schiffe versenkt, 31017 Tonnen durch Minen und 3385 durch Torpedos zum Sinken gebracht. Wir können also mit dem bisherigen Erfolg des Kaper krieges zufrieden fein, zumal diese Zahlen nur dte vernich teten englischen Schiffe angeben. Wie viele feindliche Schiffe der anderen mit uns noch im Kriege befindlichen Staaten auf dem Meeresboden liegen, läßt sich zur Zett auch nicht annähernd schätzen. Der Patriotismus des englischen Uuterhauses, daS einstimmig die Mittel für die Unterhaltung eines Drei- Millionen-Heeres bewilligte, war billig. Die Parlamentarier wissen ebensowohl wie die Regierungsvertreter, daß England ein Dcei-Millionen-Heer nicht auf die Beine bringen, für ein solches also auch niemals zu sorgen haben wird. Der Austausch invalider Kriegsgefangener, die also für eine Kriegsverwendbarkeit nicht mehr in Frage kommen, verzögert sich immer noch infolge der ablehnenden Haltung der französischen Regierung. Von deutscher Seite werden alle kriegsgefangenen Franzosen, die für den Schwei- verwundeten-Austausch in Frage kommen, in Konstanz ver einigt. Die für den späteren Abschub bestimmten englischen Kriegsgefangenen werden in Lingen an der holländischen Grenze bezw. Lüttich versammelt. Es fehlt also nur noch die zusagende Antwort der feindlichen Regierungen., Eine niederträchtige englische Lüge weist die „Nordd. Allg. Ztg." zurück, indem sie die Behauptung, daß die Deut schen den verwundeten Engländern keine Pflege angedeihen lassem als gehässige Tatsachenverdrängung feststellt. ,
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